Bernar Venet -224.5° Arc x 5 et 225° Arc x 5

Außenskulpturen Ludwig Museum Koblenz
Die Skulptur 224.5° Arc x 5 et 225° Arc x 5 des
Franzosen Bernar Venet ist seit 2011 in direkter
Umgebung des Ludwig Museums Koblenz
aufgestellt. Zwischen Ludwig Museum und KaiserWilhelm-Denkmals steht die aus Stahlbarren
hergestellte monumentale Skulptur. In Bernar
Venets Werken zeigt sich seine Faszination für
grobe Materialien, so stellte er in seinen Anfängen
unter anderem Gemälde aus Teer her. Diese
groben Materialien sollen im Endergebnis sichtbar
bleiben:
Ludwig Museum © Helmut Bayer
Bernar Venet
-224.5° Arc x
5 et 225° Arc
x5
„Mir liegt daran, in meinen Plastiken die natürliche
Energie ihrer anatomischen Masse, ihr Verhältnis
zur Schwere zu bewahren, das zu respektieren,
was ihre Eigenschaften ausmacht: den
Unterschied, die Identität.“(Perlein, Gilbert:
Gespräch mit Bernar Venet. In: Bernar Venet.
Rètrospective. 1963–1993. Wilhelm Hack Museum,
Ludwigshafen am Rhein 1993. S. 48.)
Gleichzeitig ist der Prozess der Herstellung für Bernar Venet wichtiger Teil der
Rezeption: „Zuallererst ist für meine Arbeit die Erkenntnis eindeutig, daß das
Material vorrangig gegenüber meinen Absichten ist – es wäre schwierig zu
verleugnen. Meine Plastiken, das ist die Geschichte ihrer Herstellung, die Geschichte
des Widerstands der Materie. Eine Kraftprobe, ein Kampf zwischen den Stahlbarren
und mir. Wer von beiden läßt den anderen was machen? Ein Kampf zwischen dem
Willen des Künstlers und der Starrheit des Stahlbarrens.“ (Ebd. S. 47f.) Ständig ändert
sich die Skulptur, „[e]r erlebt das Werk als Experiment. Bei jeder Phase der
Herstellung fließt seine schöpferische Kraft in das Werk hinein. Es wird ständig
improvisiert. Mit Hilfe von zwei Assistenten erlebt er in einer Fabrik in den Vogesen,
die er als Atelier benutzt, einen ununterbrochenen direkten Kampf mit
tonnenschweren Stahlbarren. Er bringt sie zum Sich-Biegen in einem Wechselspiel
von Zugeständnissen, Listen und Zwängen.“ (Chaigneau, Pierre R.: Einführung. In:
Bernar Venet. Rètrospective. 1963–1993. Wilhelm Hack Museum, Ludwigshafen am
Rhein 1993. S. 16.)
„Die Wucht und Härte des Materials ist den fertigen Skulpturen, vor allem dann, wenn sie in der freien Natur
stehen und wir sie aus einiger Entfernung betrachten, nicht anzusehen. Sie beeindrucken durch ihre fast
grazile Linienführung, mit der sie sich regelrecht in die Landschaft schreiben. Wie eine gezeichnete Linie
schnellt sie schwungvoll nach oben, überschlägt sich dort, um ohne Abzubrechen [sic!] sich in
Spiralbewegungen fortzubewegen.“ (Catoir, Barbara: Von der Fläche zur Linie zum Raum. In: Bernar Venet.
Rètrospective. 1963–1993. Wilhelm Hack Museum, Ludwigshafen am Rhein 1993. S. 28.) Auch Bernar Venets
Skulptur 224.5° Arc x 5 et 225° Arc x 5 am Deutschen Eck schreibt sich optimal in die Landschaft ein und
schafft somit eine Verbindung zwischen dem historischen preußischen Denkmal und der Vitalität und Dynamik
der zeitgenössischen Kunst im Ludwig Museum.
Danziger Freiheit 1 (am Deutschen Eck) • D-56068 Koblenz
Tel: 0261-304040 • www.ludwigmuseum.org • [email protected]
Außenskulpturen Ludwig Museum Koblenz
César- Le
pouce (1965)
Ludwig Museum © Helmut Bayer
„Bereits Ende der 40er Jahre befasste sich César in seinen Skulpturen mit Assemblagen aus Schrott und Altmetall.
Ab 1960, vor allem durch den Einfluss und die Zusammenarbeit mit den Künstlern des Nouveau Réalisme und den
Kunsttheoretiker Pierre Restany entstehen seine Compressions dirigées (durch eine Metalpresse
zusammengedrückte Autokarosserien oder Metallobjekte aller Art). Durch puren Zufall sei er mit seinen
Kompressionen zu den jüngeren Nouveau Réalistes gestoßen und habe deren Manifest nachträglich unterzeichnet,
da es eine gemeinsame Idee über die direkte Aneignung der Realität gegeben habe. Während die Kritik den
Kunststatus der industriell gepressten Autowracks bezweifelte, sei ihm erst durch Restany bewusst geworden, dass
die Kompressionen alle Bedingungen des ‚Objektes’ erfüllten und dass eine progressive Linie vom Fahrrad-Rad
Duchamps von 1913 zu den hydraulisch zerquetschten Autos von 1960 führe, vom Ready-made zum Objet-plus als
„modernste Geste der Plastik des Jahrhunderts“ (Restany). „Ich kann heute noch nicht sagen, ob die Kompression
wie das Ready-made eine Grenzgeste ist. – Ich bin ein Bildhauer in der Tradition. Ich bin – wie sagte meine Mutter –
Michelangelo oder Rodin. Ich bin zugleich Duchamp oder Man Ray.“ (Thomas Zacharias über César, in: Künstler –
Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 42, München 1998.)
Seit den späten 1960ern finden – auch unter dem Einfluss der amerikanischen Pop Art – farbige Kunststoffe in
seinen Werken Verwendung, die er ebenfalls im Gussverfahren zu ironischen Dingfetischen gestaltet. Diese so
genannten Expansions, zähe Flüssigkeiten aus Polyethylen, die aus beigegegebenen Gefäßen herauszulaufen
scheinen, nehmen ebenfalls einen wichtigen Teil seines Œuvres ein. Ihnen folgen die so genannten Objets
enveloppés aus den 1970er Jahren, ready-made-artige Gegenstände, wie z.B. Schreibmaschinen, die in
zerknautschtes Plexiglas eingeschweißt sind.
Dem Daumen, der in mehreren Auflagen in verschiedenen Größen in Bronze gegossen wurde, liegt ein Original in
orangerotem Polyester von 41 cm Höhe aus dem Jahr 1965 zugrunde. Anlass dieser Arbeit war laut César eine
Aufforderung seines Galeristen Claude Bernard, sich an einer Ausstellung zum Thema der Hand zu beteiligen.
Abgeformt ist der authentische Daumen Césars selbst. Assoziationen an die berühmte Daumen-Geste des römischen
Feldherrn Gaius Julius Cesar seien durchaus erwünscht … Versionen des Daumens aus unterschiedlichen Materialien
in diversen Größen wurden 1968 auf der documenta IV in Kassel aufgestellt. Der Koblenzer Daumen wurde in den
frühen 1970er Jahren von Bocquel für die vierte Bronzefassung gegossen. Dieser Version folgten noch zwei
Einzelstücke, ein sechs Meter hoher Daumen für die Stadt Seoul und ein zwölf Meter hohes Exemplar für das Pariser
Büroviertel La Défense.“ (aus dem Katalog Von Arman bis Andy Warhol, S. 43.)
Danziger Freiheit 1 (am Deutschen Eck) • D-56068 Koblenz
Tel: 0261-304040 • www.ludwigmuseum.org • [email protected]
Außenskulpturen Ludwig Museum Koblenz
Ludwig Museum © Helmut Bayer
Eckhard
Kremers Bouquet X
Als Leihgabe für zwei Jahre steht die Skulptur Bouquet X von Eckhard
Kremers bis Frühjahr 2015 im Skulpturengarten des Ludwig Museums.
Nach intensiven Phasen des Malens wandte sich Eckhard Kremers in den
letzten Jahren stärker der Skulptur zu. Ähnlich wie in seinen
fragmentarisch wirkenden Bronzeköpfen, die im Jahr 2013 in der Sankt
Kastor-Kirche, Koblenz, im Rahmen des Kultursommers „Gott und die
Welt“ zu sehen waren, entwickelt er hier ein Motiv zwischen Pflanzlichem
und Abstraktion. Wie schon in den Köpfen verwendet er in der Findung
der Form einfache Alltagsmaterialien wie Papier und Betonfarbe, deren
raue und unprätentiöse Anmutung auch in der Bronzefassung erhalten
bleibt. Die in langen Bahnen geknüllten Papierstreifen bündeln sich nun
zu einer Form, die an Florales erinnert. Auf Überlebensgröße gebracht
entwickelt die Skulptur Bouquet X zugleich eine Sichtachse mit dem
ebenfalls auf Übergröße gezoomten Daumen (le pouce) von César.
Danziger Freiheit 1 (am Deutschen Eck) • D-56068 Koblenz
Tel: 0261-304040 • www.ludwigmuseum.org • [email protected]
Außenskulpturen Ludwig Museum Koblenz
Ludwig Museum © Hans Martin Asch
Anne und Patrick Poirier
- Dépôt de mémoire
(1992)
„‚Wir bestehen aus Erinnerung. Die Erinnerung ist das, was uns ausmacht, was unser Wesen
ausmacht. Ohne Erinnerung sind wir nichts, nur an Gedächtnisschwund Leidende, in einem ewigen
Jetzt Lebende, ohne Vergangenheit noch Zukunft … Die Erinnerung ist die Bedingung jedes
schöpferischen Aktes, jedes Aufbaus der Zukunft, aber wir bestehen auch aus VERGESSEN. Es gibt
keine Erinnerung ohne dieses enorme mächtige Gegengewicht des VERGESSENS. Ist der Schaffende
nur ein ARCHÄOLOGE DER ERINNERUNG UND DES VERGESSENS? Wäre somit jede kreative Tätigkeit,
jede Entdeckung nur das Ergebnis von Ausgrabungen der Erinnerung, der Ausgrabung von
MNEMOSYNE? …‘ (Ausst.-Kat 1994., S. 180)
Als Anne und Patrick Poirier beauftragt wurden, für den Außenbereich des neu gegründeten Ludwig
Museums in Koblenz eine Außenskulptur zu entwickeln, entschieden sie sich für den Ort auf der
historischen Mauerkrone des ehemaligen Deutschen Eck, vis-à-vis vom historischen Denkmal des
preußischen Kaisers Wilhelm I., das 1897 eingeweiht worden war und seitdem den
historischen Ort am Deutschherrenhaus (Ludwig Museum) durch einen künstlich
geschaffenen abgelöst hatte. Im Zweiten Weltkrieg war das Kaiserdenkmal stark beschädigt
worden, dann aber Anfang der 1990er Jahre restauriert und im September 1992 wieder
öffentlich zugänglich gemacht worden. Das Denkmal selbst demonstriert nicht nur den
überzogenen Macht- und Siegesanspruch des preußischen Kaisers, sondern auch bewusst
die politische Demütigung Frankreichs. Insofern kann diese gewollte dialogische Begegnung
mit der von den Poiriers entwickelten ‚Stätte des Vergessens und Erinnerns‘ kaum
sprechender ausfallen. Sie begreift sich in ihrer antikisierenden Form zunächst auch als
Referenz zu den historischen Stätten des Deutschen Eck und des Kaiserdenkmal. Darüber
hinaus entspricht sie aber vollständig dem künstlerischen Konzept, anhand von erdachten
archäologischer Stätten und Fundorten eine neue, sehr poetische Dimension von
historischer Erinnerungs- und zeitgenössischer Erschließungsarbeit zu vollziehen. Mit großen
Marmorblöcken und -quadern, mit Säulenelementen und einem imposanten Kopffragment
Danziger Freiheit 1 (am Deutschen Eck) • D-56068 Koblenz
Tel: 0261-304040 • www.ludwigmuseum.org • [email protected]
Außenskulpturen Ludwig Museum Koblenz
inszenieren die Poiriers einen Ort, an derm scheinbar Historie bereits stattgefunden hat, die
sich anhand steinerner Relikte künstlerischen Handelns überliefern. In römischen Lettern
finden sich dort Notate wie: ‚Worte sind wie Schatten‘ , ‚Finsternis‘, ‚Amnesie‘,
‚Mnemosyne‘, ‚Oculus Memoriae‘. Nur allmählich kann der Betrachter sich diese
Bruchstücke auch sinngemäß erschließen. Dabei stehen sich das Vergessen und Erinnern
einander streitend gegenüber … Was wird die Überhand gewinnen? Dass Anne und Patrick
Poirier ihre eigene Inszenierung eng mit der Mythologie verankert wissen wollen, betont vor
allem das Wort „Mnemosyne“, mit dem sie auf die griechische Göttin der Erinnerung
verweisen. Erinnern wider Vergessen. Aber welche Dimensionen des Erinnerns können
überhaupt erreicht und wieder belebt werden? ‚Anstelle einer in die Zukunft projizierten
Utopie, versucht der Künstler seine utopischen Vorstellungen, seine poetisch-metaphorischen
Hypothesen in die Vergangenheit zurückzuprojizieren und auf dem dadurch entstehenden
Spannungsfeld zwischen historisch gegebenen archäologischen Grundstoffen und den
Ergebnissen der souveränen künstlerischen Phantasie die Gültigkeit unserer
Weltvorstellungen zu untersuchen.‘ (a.a.O., S. 9) Die Inszenierung der Poiriers leistet
überdies gedanklich einen Brückenschlag zu den Römern am Rhein und Mosel, zur Wurzel
unserer abendländischen Kultur in der klassischen Antike. Sie transferiert so verschiedenste
Ebenen der Historie in eine neue Zeitdimension von Gegenwart.“ (aus dem Katalog Von Arman
Ludwig Museum © Helmut Bayer
bis Andy Warhol, S. 94.)
HD Schrader - Cube and Tree (2010)
Direkt über der „Stätte des Vergessens“ von Anne und Patrick Poirier ist in der Baumspitze die Plastik
von HD Schrader angebracht. Dieser beschäftigt sich seit 1974 ausschließlich mit dem Motiv des
Kubus, dabei arbeitet er oft auch nah an der Natur. Das bevorzugte leuchtende Rot seiner
Plastiken ist immer wieder der unerwartete Kontrast zu dem verwendeten Material und der
natürlichen Umgebung. Durch die ständige Variation des Kubus wird HD Schraders Nähe zur
konkreten Kunst aber auch Minimal Art deutlich.
Danziger Freiheit 1 (am Deutschen Eck) • D-56068 Koblenz
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