WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba -1- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Inhaltsverzeichnis Zum Geleit 3 Landvorstellung Landkarte Kuba im Überblick A Pesar de Todo – trotz alledem! Zur Gleichstellung der Geschlechter Mujeres en transito – Frauen im Übergang Geschichte des WGT auf Kuba Faltvorlage Butterfly-Jasmin Rezepte Liturgie Bibelarbeiten Predigtimpulse 4 5 8 13 15 17 18 19 22 und 32 36 Projektarbeit Projektkooperation DACH Interview mit der Leiterin des BCC, Dr.in Sandra Patterson WGT Projekte 2016 Projektbericht 39 40 41 45 WGT in Österreich Rückblick WGT 2015/Finanzen Aus dem Vorstand Vorstellung Pressetext Kollektenbestätigung 47 48 49 50 51 Der Weltgebetstag 2017 kommt aus den Philippinen. Thema: „Am I Being Unfair to You?“ Der deutsche Titel wird im Sommer 2016 bekannt gegeben. Medieninhaberin und Herausgeberin: WELTGEBETSTAG DER FRAUEN – Ökumenisches Nationalkomitee Österreich, Währingerstrasse 2-4/2/22, A – 1090 Wien, Tel. + Fax: 01/406 78 70 – Email: [email protected] – www.weltgebetstag.at Bankverbindung: ERSTE Bank, IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW Layout: Maria Schachamayr; Druck: Buch- und Offsetdruck; Janetschek DIESES ARBEITSHEFT IST NUR FÜR DEN INTERNEN KIRCHLICHEN GEBRAUCH VORGESEHEN -2- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Editorial Zum Geleit Es erwartetet Sie wieder eine spannende Ausgabe unsere Arbeitsheftes. WELTGEBETSTAG 4. März 2016 Frauen aus Kuba laden ein Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf Die besondere Aktualität dieser Bibelstelle aus Mk.10, 13-16 konnte wahrlich niemand vorausahnen, als diese für den Weltgebetstag 2016 beschlossen wurde! Welchen Bezug hat sie zu uns, zu jedem einzelnen von uns, wie gehen wir persönlich damit um. Weltweit ist Umbruch angesagt, weltweit sind wir gefordert umzudenken… Kuba ist ein Beispiel, die örtlichen Projekte werden von uns gezielt unterstützt…. und nicht nur durch die Kollekte am Weltgebetstag! Die Problematik in Kuba stellt sich in vielen Ländern: die Veränderung der gesellschaftlichen Struktur, die damit verbundene Geschlechterfrage, aber auch das Generationenproblem mit all seinen Auswirkungen. Der WGT hat auch diesmal die Chance, Zeichen zu setzen. Gemeinsam kann es möglich sein, der weltumfassenden Unsicherheit entgegenzuwirken. Nicht durch spektakuläre Vorhaben, sondern durch beispielhaftes Miteinander im Sinne von Markus: Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf! Eine Aufforderung, offen zu sein, durch gelebte Toleranz beispielgebend in die Zukunft zu schauen, zu helfen, wo andere versagen und versuchen, eigene Grenzen zu sprengen. Wir haben den Überblick über Kuba um einige Themenbereiche und Informationen erweitert und zur Geschichte des Landes und zur Chancengleichheit von Frauen in Kuba Expertinnen und Experten eingeladen, einen tieferen Einblick zu vermitteln. In der Bibelarbeit zum „Kinderevangelium“ arbeitet die Theologin den gesellschaftskritischen Tenor heraus, am Ende des zweiten Textes werden wir gefragt, wozu uns die Vision des Jesaja motiviert und der dritte Text lädt ein, mit leeren Händen und offenen Herzen die Gegenwart Gottes zu erwarten. Der WGT ist immer in Bewegung. In der Projektarbeit haben die Frauen konnten schon immer vieles bewegen, warum soll es Komitees von Deutschuns diesmal nicht gelingen? land, Österreich und der Schweiz zu DACH Eva Lochmann zusammengefunden, Stellvertretende Vorsitzende um Projekte im Schwerpunktland gemeinsam zu unterstützen. M. Schachamayr -3- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba LANDVORSTELLUNG KUBA Flagge und Wappen: Nationalsymbole: Palme und White Butterfly Jasmin Landkarte: -4- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Kuba im Überblick Ländername: Republik Kuba (República Kuba) Staatsform: Sozialistische Republik, Einparteienherrschaft der Kommunistischen Partei Kubas Staatsoberhaupt: Raúl Castro Ruz; Präsident des Staats- und Ministerrats sowie Erster Sekretär der Kommunistischen Partei Kubas Regierungschef: Raúl Castro Ruz (Bei den Wahlen 2018 wird möglicherweise die Ära der historischen Revolutionsführer zu Ende gehen.) Parlament: Nur eine Kammer – Nationalversammlung der Volksmacht; 614 Sitze; tagt nur 2 Mal jährlich für 2 bis 3 Tage Verwaltung: Zentralistisch; 15 Provinzen sowie ein Gebiet mit Sonderstatus „Isla de la Juventud“ Hauptstadt: Havanna (La Habana); 2,2 Mio Einwohner Landessprache: Spanisch Nationalfeiertag: 26. Juli (Tag des Anschlags auf die Moncada-Kaserne 1953) 1. Jänner (Jahrestag der Revolution 1959, Tag der Befreiung) Der Begriff „Kubanische Revolution“ bezeichnet dreierlei: Erstens versteht man darunter das historische Ereignis des Sturzes des Kubanischen Diktators Fulgencio Batista durch die von Fidel Castros Organisation „Bewegung des 26. Juli“ angeführte Widerstandsbewegung. Das erklärte Ziel war die Wiederherstellung der seit 1952 teilweise außer Kraft gesetzten Verfassung von 1940. Der bewaffnete Kampf wurde von den städtischen Untergrundaktivisten und der vom Bergland aus operierenden Guerillaarmee geführt und endete mit der Flucht Batistas am 1. Jänner 1959. Zweitens wird darunter auch der Umbau von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne der marxistisch-leninistischen Ideologie verstanden. Drittens gilt der Begriff auch als Festschreibung der marxistischleninistischen Politik und des Führungsanspruches der Kommunistischen Partei Kubas. Unabhängigkeit: 1902 die formale Unabhängigkeit, nach dem Ende des SpanischAmerikanischen Krieges und folgende Besetzung durch die USA. Klima: Tropisch-feuchtheißes Meeresklima; Regenzeit Mai – Oktober; durchschnittliche Luftfeuchtigkeit 80-90%; Durchschnittstemperatur von 25,5°C. Die geographische Lage und die längliche Form begünstigen den Durchzug von Wirbelstürmen. Lage: Kuba ist ein Inselstaat in der Karibik und gehört zu den großen Antillen. Er grenzt im Nordwesten an den Golf von Mexiko, im Norden an den Atlantischen Ozean und im Süden an das Karibische Meer. Kuba besteht aus der gleichnamigen Hauptinsel, der Isla de la Juventud und rund 4195 kleineren und kleinsten Inseln. -5- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Das Oberflächenbild von Kubas Hauptinsel wird von ausgedehnten Tiefebenen, abgesehen von vier größeren Gebirgszügen, geprägt. Dreiviertel des Territoriums sind Ebenen mit Höhenlagen zwischen 0 und 100 Metern. Der höchste Berg, der 1.974 m hohe Pico Turquino, befindet sich im Osten Kubas in der Sierra Maestra. Weite Bereiche der Nordküste sind felsige Steilküsten, während die Südküste eher flach ist, in deren Verlauf sich die Sandstrände erstrecken. Die Insel Isla de Juventud besitzt an ihren Küsten ausgeprägte Strandabschnitte, die aufgrund vulkanischen Ursprungs teilweise aus schwarzem Sand bestehen. Größe: 110.860 km2, Hauptinsel ist über 1200 km lang und zwischen 30 und 190 km breit. Bevölkerung: 11,4 Mio Einwohner; rund 64,1% „Weiße“, 26,6% Mestizen, sowie 9,3% „Schwarze“. Diese Angaben sind umstritten, da viele dunkelhäutige Kubaner/innen bei Volkszählungen Wert darauf legen, zu den „Weißen“ gerechnet zu werden. Ursprüngliche Bevölkerung (ca. 100.000 Menschen vor Ankunft der spanischen Eroberer) wurde fast völlig ausgerottet. Ab 1762 reger Sklavenhandel. In 100 Jahren wurden mehr als 750.000 Sklaven aus Westafrika nach Kuba gebracht. Lebensstandard: Durchschnittlich gibt eine kubanische Familie 70 - 90% ihres Einkommens für Lebensmittel aus. Monatseinkommen (2011) rund 455 Pesos (rund 19 US$); Mindestrente rund 150 Pesos. Dazuverdient wird im informellen Sektor bzw. durch Dollar-Überweisungen von Verwandten aus dem Ausland. Es existiert eine Art Bezugsscheinsystem, Libreta genannt, das den rationierten Bezug von subventionierten Waren, hauptsächlich Lebensmitteln, erlaubt. Diese reichen jedoch nur für ca. 2 Wochen. Der Rest des täglichen Bedarfs muss auf dem freien Markt oder in Devisenläden gekauft werden. Menschenrechte: Die Lage ist schwer einzuschätzen. Unabhängige NGOs dürfen seit 25 Jahren nicht mehr einreisen. Das Recht auf Meinungsfreiheit oder die Versammlungsfreiheit bestehen nicht. Wer Kritik am politischen System übt, muss mit massiven Repressionen rechnen. Bildung: In Kuba ist die Bildung kostenlos; es besteht eine 9-jährige Schulpflicht. Einschulungsquote liegt bei 100%. Auch das Studium ist kostenlos, allerdings müssen alle Studierenden nach ihrem Abschluss einen dreijährigen Sozialdienst leisten. In den letzten Jahren herrscht jedoch ein immer akuter werdender Lehrermangel, weil diese (wie auch Ärzte bzw. andere Hochqualifizierte) lieber im Tourismus arbeiten, weil allein das Trinkgeld ein Vielfaches eines kubanischen Gehalts beträgt. Zunehmend wirkt sich das negativ auf die Qualität des Unterrichts aus. Gesundheit: Kubas Gesundheitssystem zeichnet sich durch eine gute Vorsorge aus. Der kubanische Staat garantiert allen eine medizinische Versorgung und die Behandlung ist für KubanerInnen grundsätzlich kostenlos. Die Säuglingssterblichkeit ist eine der niedrigsten auf dem amerikanischen Kontinent. Kuba hat eine hohe Ärztedichte. Es kommt in den Kliniken -6- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba trotzdem zu längeren Wartezeiten, weil etwa 40.000 Ärzte im Ausland arbeiten und dem Staat damit Millionen an Devisen bringen. Frauen: Seit der Revolution den Männern gleichgestellt; im realen Alltag ist vom Familiengesetz (1974), das die gleichmäßige Beteiligung von Männern und Frauen an der Erziehungs- und Hausarbeit vorschreibt, eher weniger zu spüren. Frauen haben gleichberechtigten Zugang zu Bildung; ihr Anteil an Hochschulabsolventen beträgt 62%, bei technischer Berufsausbildung 43% und 53% des Lehrpersonals an Hochschulen sind Frauen (Daten 2005). Kultur: Museo Nacional de Bellas Artes in Havanna ist das bedeutendste Kunstmuseum Kubas, gegründet 1913. Anziehungspunkt ist die Sammlung europäischer Malerei. Die kubanische Musik hat ihre Wurzeln in Spanien und Westafrika. Der Zwang zum Synkretismus der afrikanischen Religionen mit dem röm.-kath. Christentum führte zum Entstehen der Santeria. Diese beeinflusste mit ihrer religiös motivierten Betonung der Schlaginstrumente (Bongó, Maracas, Claves) die kubanische Musik. Wirtschaft: 3,61% Landwirtschaft, 21,74% Industrie, 74,65% Dienstleistung; In der Landwirtschaft ist der Zucker noch immer das wichtigste Exportgut, gefolgt vom Tabak. Der Nahrungsmittelbedarf der eigenen Bevölkerung kann nicht gedeckt werden, bedingt auch durch vermehrt auftretende Hurrikane und Dürreperioden. Tourismus hat eine Spitzenstellung in der Wirtschaft bekommen und ist wichtigste Einnahmequelle für Devisen. Nickelproduktion gewinnt an Bedeutung aufgrund der derzeit hohen Stahlpreise. Folgende Rohstoffe werden in kleineren Mengen abgebaut: Chrom, Kobalt, Kupfer, Eisen, Mangan, Gold. Währung: Duales Währungssystem; Kubanischer Peso (CUP und Konvertibler Peso (CUC); 1 CUC = 25 CUP = 1 US$ Religionen: Mehrheit der Bevölkerung offiziell ohne Religionszugehörigkeit. Der Großteil ist röm.-kath., die nächst größere Gruppe ist protestantisch, ein kleiner Teil jüdisch, muslimisch oder Mitglied einer Pfingstkirche. Daneben gibt es noch die afrokubanische Naturreligion „Santeria“, mit zahlreichen Anhängern auch unter der christlichen Bevölkerung. Die Rolle der Kirchen: Nach der Revolution 1959 herrschte ein jahrzehntelanges von Enteignung und Unterdrückung belastetes Verhältnis zwischen Staat und Kirchen. Erst 1992 wurde Kuba im Rahmen einer Verfassungsreform zum Laizistischen Staat deklariert, in dem die Religionsfreiheit garantiert wird. 1996 gab es den ersten interreligiösen Dialog in Kuba zwischen Katholiken, Protestanten und afrokubanischen Religionen. Für die Kirchen öffneten sich immer mehr Spielräume für soziale Aufgaben. Auf protestantischer Seite entstanden neben dem Kubanischen Kirchenrat verschiedene christliche Zentren. Die kath. Kirche wurde zur Vermittlerin und Gestalterin im Dialog zwischen Regierung und Opposition und spielte eine wichtige Rolle bei der Annäherung zwischen Kuba und USA. Quellen: Auswärtiges Amt/Deutschland/wikipedia WDP-Komitee-Kuba -7- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba A Pesar de Todo – trotz alledem! Die Geschichte und Gesellschaft Kubas ist in den letzten 200 Jahren von zwei Faktoren entscheidend geprägt worden: sozio-ökonomisch vom Zucker und politisch vom Verhältnis zu den USA. Kuba war bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts eine „klassische karibische Subsistenzund Schmuggelkolonie“ (Michael Zeuske), die von nicht mehr als 300 Familien beherrscht wurde. Die ursprüngliche indigene Bevölkerung, die bei der Ankunft von Columbus 1492 auf der Insel etwa 100.000 Menschen betragen hat, war durch grausame Verfolgung, Versklavung und systematische Vernichtung sowie durch eingeschleppte Krankheiten bereits um 1550 auf 2.000 geschrumpft. Die spanischen Kolonisatoren gründeten in rascher Folge eine Reihe von Städten, wobei vor allem Havanna als gut beschützter Sammelhafen für die spanische Handelsflotte von strategischer Bedeutung war. Die Plantagenökonomie blieb nicht zuletzt aufgrund der geringen Einfuhr afrikanischer Sklaven unbedeutend, die wichtigsten Agrarsektoren waren bis 1760 die Viehwirtschaft und der Obst- und Gemüseanbau. Selbst die Tabakproduktion stand trotz der Protektion durch die spanische Krone auf einem niedrigen Niveau; Kaffee und Zucker spielten im karibischen Ensemble so gut wie keine Rolle. Kuba erzeugte um 1760 etwa 5.000 Tonnen Zucker, ein Fünftel der Menge Jamaicas. Dies sollte sich in der prosperidad británica, die nach der britischen Besetzung Havannas 1762 einsetzte, schlagartig ändern. Die Briten öffneten Havanna dem freien Handel und erschlossen damit vor allem den Markt seiner nordamerikanischen Kolonien. Allein im Jahr der Besetzung liefen über 100 Schiffe in den Hafen ein, während es davor nur durchschnittlich 15 pro Jahr waren. Die Liberalisierung des Handels hatte zur Folge, dass ab 1776 der direkte Handel mit den USA, die der wichtigste Abnehmer der kubanischen Plantagenprodukte und der wichtigste Lieferant für Grundnahrungsmittel, für Pferde, Holz- und Eisenwaren werden sollte, erlaubt war. 1789 war allen Nationen der Handel Kubas mit Sklaven freigegeben. Havanna wurde die größte Hafenstadt der Neuen Welt und lag mit ihren 50.000 Einwohnern an dritter Stelle hinter Mexiko Stadt und Lima. In der Zeit um 1800 waren in Kuba die Rahmenbedingungen für eine prosperierende Plantagenwirtschaft geradezu ideal: Fruchtbares Land war zur Genüge vorhanden, und ohne Handelsbeschränkungen war der Zugang zu Kapital und der ungehinderte Zugriff auf Arbeitskräfte über den internationalen Sklavenhandel gewährleistet. Zwar wurde Spanien schließlich durch England gezwungen, den Sklavenhandel abzuschaffen, doch genügten fünfzig Jahre, um eine enorme Zahl an Sklaven zu importieren. Zwischen 1774 und 1824 versechsfachte sich die Zahl der Sklaven von 45.000 auf 285.000. Um 1841 gab es bei einer Einwohnerzahl von 1 Million bereits mehr Menschen afrikanischer als europäischer Herkunft. In der Zeit von 1846 bis 1867, als überall in der Karibik - außer in Kuba - die Sklaverei abgeschafft war, wurde nochmals die stattliche Zahl von 169.000 Sklaven nach Kuba geschmuggelt. Trotz der Intensivierung des Plantagensystems wies die spanisch-karibische Gesellschaft nie eine so starke Segmentierung auf, wie etwa die britisch-karibische. Sklaven wurden zwar vorwiegend, aber nicht nur auf Plantagen eingesetzt; die soziale und „rassische“ Durchlässigkeit zwischen den Bevölkerungssegmenten war höher und die Gruppe der freien Farbigen war wesentlich größer als anderswo. Außerdem nahm auch die europäische Bevölkerung durch stetige Zuwanderung zu, sodass es weiterhin eine nicht -8- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba unbeträchtliche Zahl an Bauern europäischer Herkunft, die in traditionellen landwirtschaftlichen Sektoren und im Tabakanbau beschäftigt war, gegeben hat. Durch den Ausfall der Zucker- und Kaffeekonkurrenz Haitis war der Absatz zu Beginn des 19. Jahrhunderts gesichert. Viele Pflanzer aus der ehemaligen französischen Kolonie St. Domingue zogen nach der Sklavenrevolution nach Kuba weiter und beteiligten sich tatkräftig an der Expansion der Zucker- und Kaffeewirtschaft. Die jährliche Zuckerproduktion verzehnfachte sich von 1760 bis 1820 auf über 55.000 Tonnen. Die Kaffeeproduktion stieg zwischen 1791 und 1820 von 180 t auf über 10.000 t im Jahr. Ab 1820 fraß sich der Zucker, ausgehend von Havanna und der Provinz Matanzas, unaufhaltsam durch die fruchtbarsten Gebiete der Insel. Zunächst ging der Anstieg der Zuckerplantagen zu Lasten des Kaffeeanbaus. Von den mehr als 2.100 Kaffeeplantagen in den 1830er Jahren blieben 50 Jahre später nur noch 200 übrig. Allein der Tabak konnte dem Zucker widerstehen und konnte von 1830 bis 1860 seinen Anteil am gesamten Ernteertrag der Insel von 1,4% auf 15% steigern. Die Steigerungsraten der Zuckerproduktion waren trotz zahlreicher Sklavenaufstände exorbitant: Von 1820 bis 1840 hatte sich der Ausstoß auf 192.000 Tonnen verdreifacht und machte bereits mehr als der französische und britische zusammen aus. In den 1870er Jahren wurde erstmals die Marke von 600.000 t überschritten und im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhundert erreichte die Zuckerproduktion die durchschnittliche Jahresmenge von 1,65 Mio Tonnen. Dies machte nicht nur der intensive Einsatz afrikanischer Sklaven (1868: 365.000) möglich, sondern auch die organisatorischtechnischen Veränderungen im Zeitalter der Industrialisierung. Um 1860 waren bereits 70% der Zuckermühlen mit Dampfmaschinen ausgestattet; eine der ersten Bahnlinien SpanischAmerikas verkehrte ab 1837/39 zwischen Havanna und Matanzas. Die kleinen fincas, die mit wenig Land und einigen wenigen Sklavenarbeitern ausgekommen waren, hatten den riesigen, zumeist äußerst kapitalintensiven agroindustriellen ingenios centrales Platz machen müssen. Die Zahl der Plantagen ging zwar gegen Ende des Jahrhunderts zurück, der durchschnittliche Ausstoß der Mühlen verzehnfachte sich jedoch. Die industrialisierte Plantagen-ökonomie hatte aber den Nachteil, dass gegen Ende des Jahrhunderts immer mehr ausländisches Kapital in die Mühlen investiert werden musste. Die Mehrzahl der Investitionen kam aus den USA, wohin auch der Großteil der Agrarexporte Kubas ging. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass es immer wieder sowohl von kubanischer wie von USamerikanischer Seite Überlegungen gab, sich als Bundesstaat den USA anzuschließen. Die Zuckerevolution zerstörte nicht nur einen erheblichen Teil der natürlichen Ressourcen des Landes, sondern schuf auch eine extrem einseitige Volkswirtschaft, die lebenswichtige Grundnahrungsmittel und Grundstoffe des täglichen Bedarfs ständig importieren musste und eine zunehmend ungleiche Verteilung des Reichtums produzierte. Darin liegen auch die sozialen Ursachen des ersten großen Unabhängigkeitskriegs von 1868-1878, der schließlich die Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1886 zur Folge hatte, und des Unabhängigkeitskrieges von 1895-1898, der den Beginn des US-amerikanischen Interventionismus in der Karibik markierte. Die politischen Ursachen des beinahe permanent geführten Guerillakrieges gegen die spanische Krone, die Kuba unbedingt als letzte wichtige Kolonie erhalten wollte, lagen darin, dass Spanien jeder Reform- und Autonomiebestrebung der kubanischen Elite mit vehementer Ablehnung gegenüberstand. Die Initiatoren der Unabhängigkeitsbewegung wie der Pflanzer Carlos Manuel de Céspedes, die militärischen Führer wie Antonio Maceo und vor allem die Gallionsfigur der ersten revolutionären Bewegung, José Martí, werden auch heute noch im Kuba Castros als Helden verehrt. -9- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Aber noch kurz zurück zum Zucker, der auch weiterhin das politische Schicksal der Insel bestimmte: Kubas Wirtschaft blieb das gesamte 20. Jahrhundert hindurch extrem von den Exporterlösen aus der Zuckerproduktion abhängig. Wie enorm die Kapazitäten gewachsen waren, mag das Beispiel der gran zafra, die Fidel Castro 1969/70 verkündet hat, veranschaulichen: Erstmals sollte die Jahresernte die magische Marke von 10 Millionen Tonnen überschreiten. Auch der tatsächliche Ertrag der gran zafra von 8,35 Mio Tonnen war immerhin das Fünffache des Ertrags zu Beginn des Jahrhunderts. Damit war die Zuckerproduktion an eine ökonomische und ökologische Grenze gelangt, die politisch ihre schmerzhafte Wirkung durch den Wegfall der sowjetischen Abnahmegarantien zu gestützten Preisen nach 1990 zeigte. Die Produktion sank auf etwa 3 Mio Tonnen um 1995, die aufgrund des US-Embargos kaum auf dem Weltmarkt gehandelt werden konnte, sodass auch das Importvolumen auf ein Fünftel des Wertes vor der „Wende“ schrumpfte. Kubas Bevölkerung durchlebte im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts seine schlimmste ökonomische Krise, an der vor allem die Regierungen der USA seit der Revolution von 1959 einen nicht unbeträchtlichen Anteil hatte. Ökonomisch waren die USA bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die dominierende Macht in Kuba, mit der Verfassung von 1902 wurde im sogenannten Platt-Amendment auch noch festgeschrieben, dass die USA jederzeit das Recht auf ein militärisches Eingreifen hatte, wenn sie ihre Interessen bedroht sahen. In den ersten zwei Jahrzehnten machten sie auch ausgiebig davon Gebrauch, sodass das Kuba dieser Epoche zu Recht als „SchattenRepublik“ bezeichnet werden kann. In der Zeit der grausamen Diktatur des Generals Machado hatten die USA ab 1925 einen zuverlässigen Statthalter, der allerdings von einer breiten Volksbewegung im August 1933 gestürzt wurde. Bereits ein Monat später war es mit dem kurzen demokratischen Intermezzo vorbei: der „Aufstand der Unteroffiziere“ unter der Führung des Sergeanten Fulgencio Batista brachte Kuba wieder auf autoritären Kurs. Seit diesen Tagen bestimmte der selbsternannte „Führer der Revolution“ Batista, der sich zum Oberbefehlshaber der Armee machte, das politische Leben auf der Insel. Im Jahr 1940 wurde er zum Präsidenten gewählt und als seine Wiederwahl mehr als ungewiss war, inszenierte er im März 1952 einen Militärputsch und setzte die Verfassung von 1940 außer Kraft. Daraufhin klagte ein junger Rechtsanwalt namens Fidel Castro den Putschisten beim Obersten Gerichtshof an und berief sich zur Legitimierung bewaffneter Aktionen auf das in der Verfassung verankerte Widerstandsrecht. Am 26. Juli 1953 verübte eine kleine Gruppe einen Überfall auf die Moncada-Kaserne in Santiago, der allerdings fehlschlug. Castro wurde verhaftet und musste für 2 Jahre ins Gefängnis. Nach seiner Begnadigung ging er ins Exil nach Mexiko, um im Dezember 1956 mit 82 Foto: © Pfeisinger Guerilla-Kämpfer – unter ihnen der argentinische Arzt Ernesto Che Guevara – nach Kuba zurückzukehren und nach zweijährigen erbitterten Guerillakampf am 1. Jänner 1959 mit einem triumphalen Einzug in Havanna die Macht zu übernehmen. Die kubanische Revolution zielte von Anfang an auf die möglichst weitreichende Herstellung sozialer Gerechtigkeit, auf Umverteilung der Besitzverhältnisse und umfassende Reformen im Bildungs- und Gesundheitswesen ab. Die Ausgaben für Bildung erhöhten sich von 1959 -10- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba bis in die 1970er Jahre um das 21-fache, die Säuglingssterblichkeit und die Lebenserwartung stiegen auf das durchschnittliche Niveau europäischer Länder. Als erste Maßnahme der Umverteilung wurde eine Agrarreform umgesetzt, die den Landbesitz auf maximal 400 Hektar beschränkte, wovon vor allem US-Agrarbetriebe betroffen waren, die den Großteil der Zuckerfabriken besaßen. Von da an verteilte das neugegründete Agrarinstitut INRA das enteignete Land und sicherte sich das Monopol der Kreditvergabe. Außerdem wurden die Mietpreise halbiert und die Telefongesellschaft verstaatlicht. Die kubanische Gesellschaft sollte innerhalb weniger Monate von Grund auf umgestaltet werden, was geradezu zwangsläufig auch zu politischen Spannungen führte - nicht nur mit den USA, sondern auch mit jenen Kubanern, denen die Maßnahmen des zunehmend zentralistisch und autoritär agierenden Fidel Castro zu radikal waren. Als sich die im Besitz der USA befindlichen Ölraffinerien weigerten, sowjetisches Erdöl zu verarbeiten, antwortete die kubanische Führung mit Enteignung. Daraufhin verhängten die USA ein Handelsembargo, das im Laufe der Zeit immer mehr verschärft wurde, woraufhin Castro wiederum alle US- Gesellschaften in Kuba enteignete und die Verstaatlichung aller Banken und Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeitern ankündigte. Kuba drohte immer mehr zu einer weltpolitischen Krisenzone zu werden. Im April 1961 versuchten Exilkubaner mit militärischer Unterstützung der USA durch eine Invasion in der „Schweinebucht“ einen Volksaufstand gegen Castro zu entfachen und ihn zu stürzen. Das Unternehmen scheiterte kläglich und trieb Kuba nur noch stärker in die Arme der Sowjetunion. Im Dezember 1961 erklärte Castro Kuba zur Sozialistischen Republik und konzentrierte sämtliche Machtbefugnisse in einer Einheitspartei, aus der wenige Jahre später die Kommunistische Partei Kubas nach sowjetischem Vorbild – mit der Konsequenz der Bürokratisierung des Revolutionsprozesses - entstehen sollte. Um den Inselstaat auch politisch zu isolieren, wurde Kuba auf Druck der USA aus der Organisation Amerikanischer Staaten ausgeschlossen. Als einzige Handelspartner und politisch Verbündete verblieben nun nur mehr die COMECON-Staaten Osteuropas. In der Logik des „Gleichgewichts des Schreckens“ stationierte die UdSSR ab 1962 Atomraketen auf Kuba, die ohne Mühe New York erreichen konnten. Für die USA war dies naturgemäß nicht hinzunehmen, worauf sie eine totale Blockade verhängten und sowjetische Handelsschiffe auf dem offenen Meer attackierten. Die Welt schien in den Oktobertagen 1962 vor dem „Dritten Weltkrieg“ zu stehen. Nach 13 Tagen Nervenkrieg und Geheimverhandlungen zog die Sowjetunion die Raketen schließlich ab. Die zunehmende „Sowjetisierung“ der kubanischen Gesellschaft in den 1960er und 70er Jahren brachte zwar einen bescheidenen Wohlstand für große Teile der Bevölkerung, aber auch völlige Abhängigkeit von den Subventionen aus der Sowjetunion. Zur wirtschaftspolitischen Erstarrung, die sich vor allem in der Landwirtschaft fatal auswirkte, kam auch die ideologische Versteinerung, die ihren Höhepunkt in der Verfassung von 1976 fand, die sämtliche wichtige Ämter des Staates in der Person von Fidel Castro vereinigen sollte. Politisch Andersdenkende und mit der schwierigen ökonomischen Situation Unzufriedene hatten nun mit einer harten Linie zu rechnen. Die daraus folgenden Spannungen entluden sich im April 1980 in der Besetzung der peruanischen Botschaft in Havanna. Die kubanische Führung gestattete daraufhin die Landung von US-amerikanischen Schiffen, auf denen vermutlich mehr als 100.000 KubanerInnen die Insel in Richtung Miami verließen. Über die angespannte wirtschaftliche Situation und die politische Tristesse dieser Jahre konnte auch nicht das internationalistische Engagement Kubas in Lateinamerika und vor allem in Afrika hinwegtäuschen. Kubanische Truppen beteiligten sich vor allem in Angola -11- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba aktiv am Kampf gegen die vom südafrikanischen Apartheid-Regime und den westlichen Staaten unterstützten Bewegungen. Schließlich sollte es 13 Jahre dauern, bis Kuba 1988 seine Militärpräsenz im südlichen Afrika endgültig beendete. Der Zusammenbruch des Sowjetsystems löste in Kuba eine enorme Wirtschaftskrise aus, die in einer Kriegswirtschaft ähnlichen Bewältigungsstrategie (período especial en tiempos de paz) endete: die Versorgung mit Waren aller Art war zusammengebrochen, was eine totale Rationierung zur Folge hatte, die Zuckerernte erreichte ihren Tiefststand und die USA verschärften mit dem Toricelli Act von 1992 sowie dem Helms-Burton Act von 1996 das Handelsembargo in der Hoffnung auf einen baldigen Sturz des unliebsamen Regimes. Diese Maßnahmen wurden und werden von der internationalen Staatengemeinschaft keineswegs gutgeheißen und hatten im Großen und Ganzen eher den Effekt den Zusammenhalt zwischen der kubanischen Bevölkerung und ihrer Führung zu stärken. Um der krisenhaften Entwicklung entgegenzusteuern, setzte die kubanische Regierung punktuell Maßnahmen um, die einerseits eine gewisse wirtschaftliche Liberalisierung andererseits eine soziale Spaltung der Gesellschaft bewirkten: 1994 wurde der US-Dollar als Zweitwährung und die „Arbeit auf eigene Rechnung“ zugelassen, der Devisensektor wurde für ausländische Investitionen geöffnet und die privaten Lebensmittelmärkte legalisiert. Der Sektor, der am meisten von diesen Maßnahmen profitierte war und ist der Tourismus, allerdings um den Preis der zunehmenden sozialen Ungleichheit, denn es ist durchaus möglich, dass eine Prostituierte oder ein Kellner an einem Tag mehr verdient als ein Chirurg in einem Krankenhaus in einem Monat. Parallel dazu wurden auch einige – wie der jetzige Regierungschef Raúl Castro meinte – „unsinnige Verbote“ wie der Kauf von Elektrogeräten oder der Abschluss eines Mobilfunkvertrages aufgehoben, Reisefreiheit gewährt und Familienbesuche aus den USA zugelassen. Zudem ist Weihnachten seit dem Papstbesuch von 1998 wieder ein offizieller Feiertag in Kuba und auch Mitglieder der Kommunistischen Partei konnten sich von da an wieder zum Christentum bekennen ohne Sanktionen erwarten zu müssen. Kuba hat vor allem durch die Deviseneinnahmen aus dem Tourismus und die Devisenüberweisungen aus dem Ausland (geschätzt 1-2,5 Milliarden US$) die Krise der 1990er Jahre – auch in politischer Hinsicht überwunden. Die trotzige Blockadepolitik der USA wird international als zunehmend anachronistisch empfunden und drängt heute eher die USA als Kuba in die Isolation. Nach schwerer Krankheit gab Fidel Castro nach und nach zwischen 2006 und 2008 die Macht an seinen um nicht viel jüngeren Bruder Raúl ab. Seitdem ist vieles für die 11½ Millionen KubanerInnen leichter geworden; mehr als die Hälfte von ihnen sind unter 35 Jahre und haben nicht mehr die emotionale Bindung an die langsam erodierenden Errungenschaften der Revolution wie die Eltern- und Großelterngeneration. Der eigenständige „sozialistische“ Weg Kubas steht vor großen Herausforderungen. Die Öffnung war überfällig und unabwendbar: die jungen Leute wollen etwas vom Leben haben, wollen konsumieren, etwas von der Welt sehen und ihre eigenen Wege gehen. Gerade von ihnen ging der vorbehaltlose Jubel über die von Castro und Obama im Dezember 2014 verkündete Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Kuba und den USA aus. Aber ob sie sich genauso vorbehaltlos und weiterhin zur mühsam erkämpften Souveränität und Integrität ihres Landes bekennen werden, wird in Zukunft die große Frage bleiben. Univ. Doz. Dr. Gerhard Pfeisinger Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Literaturhinweis: Michael Zeuske, Kleine Geschichte Kubas. C. H. Beck Verlag, München 2000. -12- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Kubas Frauen zwischen sozialer Emanzipation und Konvention – Zur Gleichstellung der Geschlechter Von der Chancengleichheit im öffentlichen Leben, wie sie für Kubanerinnen selbstverständlich ist, können Frauen in vielen Ländern nur träumen. Während die politische Bewertung des kubanischen Gesellschaftsmodells höchst unterschiedlich ausfällt, werden Kubas Anstrengungen zur Gleichstellung von Frauen weltweit anerkannt. So sind Frauen seit dem Triumpf der Revolution im Jahr 1959 den Männern rechtlich gleichgestellt, Diskriminierung und Ausbeutung aufgrund von Klassenzugehörigkeit, Rasse und/oder Geschlecht stehen unter Strafe. Kuba hat 1979 als erstes Land weltweit die UN-Frauenrechts-Konvention (CEDAW) unterzeichnet und als zweites Land ratifiziert. Das Statement der kubanischen Frauenorganisation (FMC), Kuba sei eine „Oase für Frauenrechte“, hat durchaus seine Berechtigung: 2014 bestätigen gleich drei internationale Berichte der kubanischen Regierung große Fortschritte in Sachen Chancengleichheit für Frauen und Gleichstellung der Geschlechter. Internationale Anerkennung für Gleichberechtigung von Frauen Der UN-Bericht über die menschliche Entwicklung zählt Kuba zur Gruppe der Staaten mit sehr hoher menschlicher Entwicklung und weist nach, dass Frauen und Männer in den Bereichen reproduktive Gesundheit, Erwerbsbeteiligung und gesellschaftliche Teilhabe gleiche Chancen bzw. Probleme haben (Gender Inequality Index 2014: Platz 44 von 182 Ländern). Auch der Jahresbericht des Davoser Weltwirtschaftsforums stellt Kuba ein gutes Zeugnis in den Bereichen politische und wirtschaftliche Gleichstellung aus (Gender Gap Index 2014: Platz 30 von 142 Ländern). Schließlich unterstreicht auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, das hohe Engagement des kubanischen Staates in Sachen Gleichberechtigung. Dies zeigt, dass auf Kuba selbst unter den äußerst schwierigen politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen der Verwirklichung von Frauenrechten Priorität eingeräumt wird (Social Institutions & Gender Index: Platz 8 von 108 Ländern). Formale Gleichstellung der Geschlechter – Problem gelöst? Trotz dieser positiven Statements: Im kubanischen Alltag klaffen nicht selten der öffentliche Diskurs von Chancengleichheit und die Erfahrung im Alltag himmelweit auseinander. Wenn traditionelle Überlebensstrategien im Großfamilienverbund brüchig werden, bleiben auch auf Kuba – trotz progressiver Rechtsprechung - Hausarbeit, Krankenpflege, Kinderbetreuung und Nahrungsbeschaffung (= stundenlanges Schlange stehen!) an den Frauen hängen. Man(n) geht davon aus, dass dies „selbstverständlich“ zu den Pflichten der weiblichen Familienangehörigen gehört. Frauen fühlen sich, trotz jahrzehntelanger -13- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba formaler Gleichstellung, oft alleinverantwortlich für Haushalt und Familienleben, ungeachtet ihrer beruflichen Verpflichtungen. Sie schaffen jeden Tag aufs Neue ein Stück Normalität – trotz konstanter Versorgungsengpässe, wachsender Defizite im Gesundheits- und Bildungswesen und dem Wegbrechen sozialer Netzwerke (Stichwort: Migration). Frauen als „Notnagel“ zur Behebung gesellschaftlicher Versäumnisse Eine gleichstellungsorientierte Wirtschafts- und Sozialpolitik schafft erst die materiellen Grundlagen für die Verwirklichung von Frauenrechten. Umgekehrt gilt auch: die Defizite im staatlichen Wirtschafts- und Sozialsystem treffen in der Regel als erstes die Frauen. Diese verschärfen sich in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Umbruchssituation. Jahrzehntelang selbstverständliche Leistungen im Sozialsystem werden gekürzt oder fallen ganz weg. Anstelle sozialer Emanzipation bestimmen so oft Doppel- und Dreifachbelastungen das Leben vieler Frauen jeden Alters. Ohne Zweifel hält die Krise auch Anfragen an das traditionelle Rollenverständnis kubanischer Männer bereit. Da jedoch die gesellschaftlichen Erwartungen bezüglich ihres Engagements in der Sorgearbeit eher bescheiden sind, haben sie größere Handlungsspielräume, um sich den zusätzlichen Belastungen zu entziehen. Dass Sorgearbeit (Care) nicht eine genuin weibliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung darstellt – diese Einsicht beginnt sich erst ganz langsam durchzusetzen! „Kultur sticht Politik“ Was läuft also schief bei der Gleichstellung der Geschlechter? Beim genaueren Hinsehen zeigt sich, dass es die soziokulturellen Prägungen sind, welche die progressive Gesetzgebung und die jahrzehntelangen politischen Anstrengungen höchst effizient untergraben. Im Alltag ist der legendäre kubanische machismo mit seiner ins Absurde reichenden Überbewertung alles Männlichen bis heute ebenso präsent und wirkmächtig wie ein Frauenbild, das in der aufopfernden Mutterschaft die Krönung eines Frauenlebens sieht ungeachtet aller Versuche, alternative Rollenbilder zu etablieren. Beides zusammen nährt einen an die Marienverehrung angelehnten Mutter- und Familienkult: es ist einzig die Mutter, der Fels in der Brandung, auf deren bedingungslose Loyalität die Familie bauen kann, um in den Widrigkeiten des Alltags zu bestehen. Und derer gibt es angesichts der ungewissen Zukunftsaussichten der kubanischen Gesellschaft immer mehr! Ideologische Scheuklappen Wie konnte sich diese konservative Sicht jahrzehntelang halten - trotz Rahmenbedingungen, die ein wesentlich progressiveres Rollenverständnis nahelegen? Eine plausible Antwort darauf mag auf den ersten Blick überraschen: die Zähigkeit, mit der traditionelle Geschlechterbilder das gesellschaftliche Miteinander prägen, ist u.a. ein unerwarteter „Nebeneffekt“ des massiv ausgeweiteten Bildungsangebots seit Beginn der Revolution. Nach der Verstaatlichung des Erziehungswesens waren dort überwiegend Frauen und Männer aus der Mittelschicht und dem Bildungsbürgertum beschäftigt. Sie standen zwar der Revolution ideologisch nahe, bewahrten aber weiterhin die traditionell konservativen Werte und Überzeugungen ihrer Herkunft, wie den alltäglichen Rassismus („Bring mir bloß keinen Neger heim“) und eben auch sehr konservative Überzeugungen in Geschlechterfragen (u.a. Sexualität als Tabu und Homophobie). Dazu kommt, dass erst in jüngeren Jahren am ideologischen Dogma gerüttelt wird (werden darf!), das bisher die Lösung der Frauenfrage dem Kampf um die soziale Emanzipation der unterdrückten Klassen unterordnete. -14- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Das Private wird politisch! Dies zeigt: Für ein geschlechtergerechtes Miteinander sind die formalen Rahmenbedingungen zwar sehr wichtig, aber nicht ausreichend. Ohne eine Veränderung der traditionellen Rollenbilder gelingt es kaum, Frauenrechte in der Alltagskultur zu verankern. Es geht also darum, das öffentliche und private Zusammenleben neu zu denken und auszuhandeln. Gelebte Geschlechtergerechtigkeit ist, so die Überzeugung einer Partnerorganisation des Weltgebetstags, sowohl Indikator als auch Katalysator für die Herausbildung einer demokratischen Praxis. Daraus folgt: sie ist unverzichtbar für ein Gesellschaftsmodell, dessen Selbstverständnis konstitutiv an das Verbot von Diskriminierung und Ausbeutung gebunden ist. Kurz: Soziale Gerechtigkeit ist ohne Geschlechter-gerechtigkeit nicht zu haben! a Mag. Cornelia Marschall Projektreferat WGT-Deutschland Foto: WDPIC-New York Mujeres en transito – Frauen im Übergang In einer Atmosphäre zwischen Aufbruchsstimmung, Resignation und offiziell verordneter Feierstimmung zum 100 Geburtstag des Feminismus in Kuba hat die Autorin mit drei kubanischen Feministinnen verschiedener Generationen und politischer Motivationen über ihre Einschätzung der Situation der Frauen in Kuba gesprochen. Isabel Moya, eine der führenden akademischen Feministinnen Kubas und Herausgeberin der offiziellen Frauenzeitschrift “Mujeres” (Frauen) erkennt zwar eine Verbesserung der Situation der Kubanerinnen in den letzten Jahrzehnten, zeigt aber andere Dauerthemen im feministischen kubanischen Diskurs auf: Das Fehlen von Frauen in Entscheidungspositionen und Gewalt gegen Frauen. Auch die Diskriminierung von Lesben und Afrokubanerinnen ist in einer - trotz Revolution nach wie vor - von Machismo, Sexismus und Rassismus geprägten Gesellschaft immer mehr ein zentrales Thema der feministischen Bewegung. Nicht von ungefähr organisieren sich Lesben und Afrokubanerinnen abseits der offiziellen Frauenbewegung stärker in eigenen Räumen. Die staatlichen Reformen der letzten Monate, die u.a. auch eine größere Akzeptanz für Initiativen der Zivilgesellschaft mit sich brachten, kommen nicht zuletzt diesen mehrfach diskriminierten Gruppen zugute. Musik und Humor „Auf Gesetzesebene haben wir viel erreicht, aber Gesetze werden innerhalb von Monaten gemacht, das Umdenken in der Gesellschaft, das Abschaffen von Stereotypen dauert Generationen” meint Isabel Moya realistisch. In Kuba ist der Einfluss der Medien gut kontrolliert, Werbung als Instrument der kapitalistischen Welt kaum präsent. In Kuba werden die Geschlechterstereotypen v. a. durch Musik und Humor, auf der Straße oder im Theater, reproduziert.” Und diese Stereotypen sind so klassisch wie im Rest von Lateinamerika: Junge kubanische Rapper heizen ihr Publikum unverhohlen mit sexueller Gewalt tolerierenden und Frauen verachtenden Texten auf. Kulturschaffen hat in Kuba einen sehr hohen Stellenwert. Neben der staatlichen Propaganda werden vor allem über Kulturschaffende Werte vermittelt. Noch vor Literatur und Theater spielt dabei Musik die wichtigste Rolle. Die Mainstream-Musik sowohl für die kubanische -15- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Bevölkerung als auch für den Export, ist fest in männlicher Hand. Aber es gibt auch einige positive Beispiele von Künstlerinnen in der offiziellen und der alternativen Kulturszene. Hip-Hop gegen Rassismus Magia Lopez, afrokubanische Rappmusikerin, ist eines davon. Seit mehr als 15 Jahren verleiht sie durch Gedichte und Rappmusik ihren Gefühle und vor allem ihrem Protest gegen Sexismus, Rassismus und Diskriminierung auf Grund sexueller Orientierung musikalischen Ausdruck, seit einigen Jahren zusammen mit ihrem Mann Alexey im Duo „Obsession“. Die Hip-Hop Bewegung hat vor einem Jahrzehnt auch in Kuba Fuß gefasst. Frauen wie Magia Lopez oder die Gruppe “Las Crudas” sind Einzelfälle in der männlich dominierten Szene. Seit Beginn ihrer Musikerinnenkarriere waren Frauen, insbesondere schwarze Frauen, ihr Hauptthema. Vom Alltagsleben kubanischer Frauen über Gewalterfahrungen und intime Themen spricht sie in konstruktiv kritischer Art alles an. Zensur vom Staat hat sie schon einige Male erfahren, aber nach eigenen Angaben lässt sie sich nicht einschränken. Karibik-Phantasien Ebenso wie Isabel Moya sieht auch Magia positive Veränderungen für Frauen in der kubanischen Gesellschaft, aber die Benachteiligung insbesondere von schwarzen Frauen ist nach wie vor ein eklatantes Problem. “Speziell schwarze Frauen haben viel weniger Geld zur Verfügung, denn die Geldüberweisungen aus dem Ausland gehen meistens an die Männer, und afrokubanische Familien haben generell weniger oder gar keine Verwandten im Ausland, die Geld schicken“. Auch sind kaum Afrokubanerinnen in Entscheidungspositionen in der Politik oder in den Medien anzutreffen. Der gleichberechtigte Zugang zu Bildung existiert in der Theorie, in der Praxis lässt der tägliche härtere Überlebenskampf Afrokubanerinnen weniger Perspektiven für Weiterbildung und Karriere. In der Tourismusbranche, wo Afrokubanerinnen vergleichsweise leicht eine Arbeit finden, weil ihr Erscheinungsbild die Karibik-Phantasien der UrlauberInnen zufrieden stellt, leiden die dunkelhäutigen Frauen wiederum besonders stark unter Rassismus und Sexismus der eigenen Landsleute und der Urlauber. Sandra Alvarez, afrokubanische Autorin des Blogs “Negra Cubana tenia que ser” (Schwarze Kubanerin musste es sein), schreibt seit 2006 über die Diskriminierung schwarzer Frauen in Kuba. “In akademischen feministischen Kreisen und in den staatlichen Frauenorganisationen gibt es wenig Schwarze. In den Schulen werden schwarze Frauen und ihre Anliegen nicht sichtbar gemacht, auf der Universität beschäftigt sich keine Vorlesung mit der Geschichte und Situation schwarzer Frauen in Kuba, auch in Studien und Untersuchungen werden sie ignoriert,” erzählt sie. Gleich wie Magia plädiert sie dafür, dass sich schwarze Frauen nicht als Opfer akzeptieren, sondern ihr Schwarzsein zelebrieren. a Mag. Nela Perle Sie hat im Februar 2012 am Postgraduate-Kurs „Frauen und Medien“ an der Universidad José Martí in Havanna teilgenommen. Derzeit lebt sie Straßburg und arbeitet für den Europarat. (Artikel gekürzt) -16- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Geschichte des Weltgebetstags in Kuba Der erste Hinweis auf eine Feier des WGT in Kuba betrifft das Jahr 1930. Die Reformierte Presbyterianische Kirche von Kuba feierte ihn nach einem Text, den Frauen aus den USA zugeschickt hatten. (Vgl. Histor. Bericht d. Nat. Union der Presbyterian. Frauen von Kuba - in Spanisch verfasst). Die Methodistische Kirche feierte den WGT erstmals am 20. Februar 1931. (Vgl. El Evangelista Cubano Nr 21,1931); ebenfalls dank der Zusendung aus den USA. Nach mündlichem Zeugnis feiert die Heilsarmee mindestens seit 1972. Immer wieder wird über die bereichernden Erfahrungen dank dieser Texte und Feiern berichtet. 1975, im "Internat. Jahr der Frau" (UNESCO) gründete der damalige "Rat der Evangelischen Kirchen Kubas" seine Frauenabteilung. Dank der dadurch gestärkten Frauenarbeit konnte der WGT 1981 erstmalig ökumenisch gefeiert werden. Eine Menge einzelner - auch röm.-kath. - besonders aktiver Frauen aus den verschiedensten Denominationen erreichten, unterstützt von einem sehr hilfreichen Ökumenischen Rat der Kirchen in Kuba, dass inzwischen an jedem ersten Freitag im März Frauen und Männer aus über 30 Konfessionen an über 20 Gottesdienstorten über ganz Kuba verteilt zusammenkommen, um miteinander zu beten, nachzudenken und zu handeln. (Zusammenfassung der Informationen vom WDP Komitee Kuba) in OStR. Monika Heitz Kubanisches WGT-FrauenKomitee, das die Liturgie geschrieben hat. -17- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Butterfly Jasmin - Faltvorlage Wussten Sie, dass „Granma“ die offizielle Zeitung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas ist der Name der Yacht Fidel Castros war, mit der er 1956 in Kuba landete eine Provinz ist, die für ihre Geschichte und atemberaubende Schönheit bekannt ist. -18- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Rezepte Gebratenes Huhn, kubanische Art Zutaten : 6 große Hühnerbeine oder 8 Hühnerbrustfilet (ca 700 g) Marinade: 50 ml Limettensaft - 100 ml Bitterorangensaft (oder von selbstgepressten Orangen) - 1/2 TL Kreuzkümmel, gemahlen - 1/2 TL Aceto Balsamico - 1/2 TL Oregano - 1/4 TL Pfeffer, frisch gemahlen - 3/4 TL Salz - 2 Knoblauchzehen, feingehackt 1 große Zwiebel, in dünne Scheiben geschnitten 50 ml Pflanzenöl zum Abbraten Zubereitung: Vorbereitung: Die Hühnerteile nebeneinander in eine Glas- oder Porzellanschüssel mit Deckel legen. Knoblauch, Salz, Pfeffer, Oregano, Kreuzkümmel und den Saft vermischen und über das Fleisch geben. Die Zwiebelscheiben darauflegen und die Form für mindestens 2 Std. oder über Nacht in den Kühlschrank stellen. Dabei die Hühnerteile mehrmals wenden. Fertigstellen: Die Schüssel 1 Stunde vor dem Garen aus dem Kühlschrank nehmen. Die Hühnerteile abtropfen lassen und mit Küchenkrepp trocken tupfen, die Marinade beiseite stellen. In einer großen Pfanne das Öl bei mittlerer Temperatur erhitzen. Die Hühnerteile hinzufügen und von jeder Seite etwa 5 Min. bräunen. Marinade und Zwiebeln dazugeben. Die Hitze reduzieren und das Fleisch noch einmal 25 Min. garen. Dazu passt gut Reis. Kubanisches Geflügelgericht Zutaten: 500 g Hähnchenbrust oder Putenbrust in mundgerechte Stücke genschnitten 2 Zucchini, in Streifen geschnitten (ca. 6 cm lang) 1 roter Zwiebel, in Ringe geschnitten, 1 Bund Frühlingszwiebeln, in Ringe geschnitten 2 EL Öl, 200 ml Kokosmilch, 200 ml Gemüseoder Hühnersuppe 100 ml Weißwein, 1 TL Curry – ½ TL Paprikapulver, edelsüß – ¼ TL Cayennepfeffer – Salz (2 Kochbananen, in Scheiben) -19- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Zubereitung: Das Fleisch im Öl scharf anbraten, dann Zucchini und Zwiebeln dazu geben. Alles zusammen 5 Minuten braten. Dann Kokosmilch, Gemüsesuppe und Wein dazu geben, mit Salz, Curry, Paprika und Cayennepfeffer würzen und alles 10- 15 Minuten köcheln lassen. Eventuell zum Schluss die Bananenscheiben unterheben, mit Salz abschmecken und weitere 5 Minuten köcheln lassen. Dazu passt gut Reis. Kubanischer Eintopf Zutaten: 2 große Zwiebeln, gewürfelt 2 Paprikaschoten (1x grün, 1x rot), gewürfelt 2 Paradeiser, blanchiert und enthäutet, gewürfelt 2 Knoblauchzehen 1 Dose Kidneybohnen (240 g Abtropfgewicht) 1 kleine Dose Mais (140 g) 2 Tassen (Langkorn)Reis (180 g) Salz – Pfeffer - Currypulver Zubereitung: Zwiebel in einer Pfanne goldbraun anrösten. Die Paprika- und Tomatenwürfel dazugeben und kurz andünsten. Gepresste oder gehackte Knoblauchzehe dazugeben. Flüssigkeit aus der Dose abgießen und die Bohnen und den Mais mit den 2 Tassen Reis in die Pfanne geben, mit 3 Tassen Wasser ablöschen. Mit Salz, Pfeffer und etwas Currypulver würzen. Ca. 20 Minuten garen lassen, bis das Wasser vollständig verschwunden ist. Schwarze Bohnen-Suppe Die Kubaner verstehen es meisterlich schwarze Bohnen zuzubereiten. Diese Suppe ist ein gutes Beispiel dafür. Zutaten : 370 g schwarze Bohnen, am Vorabend eingeweicht und abgetropft 500 ml Wasser + 500 ml Hühnerbrühe (bzw. 1l Wasser + 1 Hühner-Suppenwürfel) 1 EL Salz 1/2 grüner Paprika, entkernt, fein gehackt 2 Stengel frischer Koriander, fein gehackt (oder Petersil) 1 kleine rote Zwiebel, fein gehackt 1 TL schwarzer Pfeffer aus der Mühle 1 TL gemahlener Kümmel 1 Knoblauchzehe, zerdrückt 1 EL Oregano frisch oder 1 TL getrocknet 1 kleine Orange mit 5 Nelken gespickt Garnitur: 1 hart gekochtes Ei, fein gehackt oder gehackte rote Zwiebel Zubereitung : Die Bohnen mit Wasser und Brühe bei mäßiger Hitze zum Kochen bringen, umrühren und bei reduzierter Hitze kochen bis die Bohnen weich sind. -20- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Eine Tasse Bohnen herausnehmen und pürieren. Mit den Gewürzen in die Suppe zurückgeben. Die Orange mit den Nelken ebenfalls in den Topf geben. Gut umrühren und bei mäßiger Hitze zugedeckt 30 min köcheln lassen. Die Orange entfernen und servieren. Mit gehacktem Ei oder gehackter roter Zwiebel garnieren. Kubanischer Reissalat Zutaten: 100 g Reis 400 g Faschiertes gemischt 1 Glas Weinbrand 50 g geschälte Mandeln, zerkleinert 100 g Gewürzgurken 4 EL Olivenöl, 1/2 Becher Joghurt 1 Stange Porree, Salz, (Zucker,) Pfeffer, Knoblauch gehackt, Senf (Estragon) Zubereitung : Den Reis nicht zu weich kochen. Er sollte noch etwas Biss haben. Das Faschierte mit wenig Olivenöl anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen, mit dem Weinbrand ablöschen und mit einer Gabel zerkrümeln. Nach dem Erkalten mischt man es mit dem Reis, mit den in feine Würfel geschnittenen Gewürzgurken, dem kleingeschnittenen Porree, den gehackten Mandeln und der Joghurt, mit Senf, (Zucker,) Knoblauch und dem Rest des Öls. Wie bei den meisten Salaten - ca. 1 bis 2 Stunden ziehen lassen und dabei öfter mal vorsichtig umrühren. Rumschnitten Zutaten: 120 g Zucker, 3 Eier, 200 g Mehl, 120 g geriebene Mandeln, 50 g Brösel, 40 g geriebene Schokolade, 1/8 l Milch, ½ P Backpulver, 1 P Vanillezucker, etwas Rum Zubereitung: Schnee schlagen; Zucker, Vanillezucker und Dotter gut abtreiben. Dann die Mandeln, Schokolade und Brösel dazugeben. Das Mehl rührt man gemeinsam mit Milch und Rum ein. Zum Schluss den Schnee unterheben. Nun die Masse auf ein mit Backpapier belegtes Blech streichen und backen (ca. 30 Minuten, 170 Grad Heißluft). Nach dem Erkalten mit Marmelade (säuerlich) bestreichen und mit einer Rumglasur (50 g Staubzucker, ein Schuss Rum und heißes Wasser rühren bis die Masse dicklich ist) mit einem Pinsel glasieren. Wer es gern sehr süß hat wie die Kubaner – die Staubzuckermenge für die Glasur verdoppeln Rezepte zusammengestellt v. Brigitte Zinnburg Für uns erprobt von Angela Homolka, Purkersdorf Fotos:© A. Homolka -21- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Bibelarbeit zu Mk 10,13-16 Lucas Cranach der Jüngere (ca. 1540) 13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber herrschten sie an. 14 Als aber Jesus das sah, wurde er zornig und sagte zu ihnen: „Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ 16 Und er umarmte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie . Eine spannende Wahl, die das kubanische Weltgebetstags-Komitee da getroffen hat: Jede und jeder kennt das „Kinderevangelium“, wie Mk 10,13-16 genannt wird – von Bildern, aus Kinderbibeln, Kindergottesdiensten, dem Religionsunterricht. Es ist der Lesungstext bei Tauffeiern (obwohl Mk 10,13-16 in neutestamentlicher Zeit nichts mit der Kindertaufe zu tun hatte). Aber in den sonntäglichen Gemeindegottesdiensten der Kirchen ist der Text marginal; -22- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba er ist weder in der römisch-katholischen Lese- noch in der evangelisch-lutherischen Perikopenordnung als selbständiger Text vorgesehen.1 Das verwundert, schließlich wendet sich Jesus nicht nur liebevoll den Kindern zu, sondern richtet sich mit seinen mahnenden Worten in V. 14-15 eindeutig an Erwachsene (nämlich an die Jünger). Und Martin Luther hielt die Perikope für so wichtig, dass er empfahl, sie wie Fürstenbriefe bei Hofe zu behandeln und dreimal zu lesen. Auch aus feministischer Perspektive ist die Wahl von Mk 10,13-16 interessant: Einerseits könnte man die Augen verdrehen. Müssen sich Frauen denn am Weltgebetstag mit dem Thema Kinder beschäftigen? Das tun sie doch ohnedies ständig! Andererseits will die Tatsache, dass nach wie vor hauptsächlich Frauen für Kinder sorgen, ernst genommen und die Sorge-Arbeit der Frauen anerkannt werden. Und der Text, der erzählt, dass sich der Mann Jesus Kindern zuwendet, birgt auch die Möglichkeit, die traditionelle Zuordnung von Frauen und Kindern aufzubrechen. Was aus feministischer Perspektive noch hinzu kommt: Die Aufforderung Jesu, das Reich Gottes anzunehmen wie ein Kind, wurde lange und wird immer noch gerne so verstanden, als ginge es darum, zu werden wie die Kinder: freudig, selbstverständlich, unbefangen, offen, naiv, fromm, einfach, bescheiden, dankbar, keusch, auf andere Kräfte als die eigenen vertrauend. Die kindlichen Eigenschaften, die der androzentrische Blick der Exegeten imaginiert hat, sind allesamt Eigenschaften, die Reinheit und Unschuld insinuieren, ein Moment der Passivität in sich tragen und symbolisch mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht werden. Gegen süßlich-frömmlerische, verniedlichende und romantisierende Lesarten von Mk 10,1316 arbeitet diese Bibelarbeit den gesellschaftskritischen Tenor des Kinderevangeliums heraus. In unserer Perikope ist nämlich das Kind in seiner gesellschaftlichen Stellung angesprochen. Das zeigt schon die Wortwahl: Mk 10,13-16 verwendet nicht den Begriff teknon, der für das Kind in seinem Verwandtschafts-, Zugehörigkeits- und ErziehungsVerhältnis zu den Eltern steht, sondern rückt mit dem Wort paidion, das auch „Sklave“ bedeuten kann, Abhängigkeitsverhältnisse aller Art in den Blick. Sozialgeschichtlicher Hintergrund: Kinder in neutestamtlicher Zeit Auch in der Antike liebten Eltern ihre Kinder und sorgten sich um sie, wie Briefe, Grabinschriften und bildliche Darstellungen bezeugen. Dennoch waren die Anschauungen und Vorstellungen von Kindheit ebenso wie die realen Lebensbedingungen von Kindern andere als heute. Die Kindheit war eine Vorstufe des eigentlichen Lebens als Erwachsener, die es durch geeignete Erziehung zu überwinden galt. Kinder wurden als unmündig und nicht vollwertig betrachtet. Diese Sicht der Kinder zeitigte eine doppelte Konsequenz: Zum einen gab es in der römisch-hellenistischen Gesellschaft ein entwickeltes Bildungswesen2, andererseits 1 Am 20. Sonntag nach Trinitatis (Ehe- und Familiensonntg) ist Mk 10,13-16 als Verlängerungsmöglichkeit der Perikope Mk 10,2-9 beigefügt. Die Leseordnung sieht für das Lesejahr B Mk 10,2-10 für den 27. und Mk 10,1730 für den 28. Sonntag im Jahreskreis vor; unser Text ist ausgelassen. 2 Die frühkindliche Erziehung fand für Jungen und Mädchen gleichermaßen im Haus statt. Während Mädchen unter der Obhut der Mutter blieben, bekamen Jungen ab dem 7. Lebensjahr schulische Bildung. Für Mädchen -23- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba waren Kinder der so genannten patria potestas unterworfen. Diese väterliche Gewalt ging weit über das Züchtigungsrecht hinaus. Sie umfasste auch das Recht, Kinder zu verheiraten, in Adoption zu geben, als billige Arbeitskräfte zu nutzen, sie Dritten für Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen, sie zu verpfänden, zu verkaufen, ja Neugeborene auszusetzen und zu töten. Dass Kindesaussetzung und -tötung (als nachträgliche Geburtenregelung mit sozialer bzw. wirtschaftlicher Indikation bzw. wenn die Kinder schwach, behindert oder Mädchen waren) eine weit verbreitete Praxis war, zeigt die Selbstverständlichkeit, mit der viele antike Texte davon berichten. Anders als im römisch-hellenistischen Kulturkreis war das Aussetzen und Töten von Kindern im Judentum nicht erlaubt. Kinder galten als Segen Gottes. Daraus resultierte ein starkes Interesse an Bildung, in deren Mittelpunkt die Vorbereitung auf ein Leben gemäß der Tora stand und die allen Kindern, nicht nur jenen der Oberschicht, zugedacht war. Trotz dieser prinzipiellen Achtung der Tora lernenden Kinder wurde Kindern auch im Judentum mit gesellschaftlicher Geringschätzung begegnet. Auch der jüdische Vater konnte seine Kinder verpfänden oder als Schuldsklaven verkaufen. Kinder waren von der allgemeinen sozialen Not – den Hungersnöten im Land Israel, der hohen Abgaben- und Steuerlast, der im 1. Jh. n. Chr. im gesamten römischen Reich verbreiteten Bettelarmut – massiv und als erstes betroffen; und auch von den Ereignissen und Folgen des Jüdischen Kriegs (70 n. Chr.), welche die Zeit, zu der das Markus-Evangelium abgefasst wurde, mit geprägt haben. Kinder gehörten zu den schwächsten Gliedern in den wirtschaftlichen Strukturen der antiken Gesellschaften. Krass ausgedrückt: Sie waren „Nicht-Personen“. Solche Kinder umarmt und segnet Jesus, solchen Kindern spricht er das Reich Gottes zu. Exkurs: Mk 10,13-16 im Kontext Um das Kinderevangelium besser verstehen zu können, ist es – auch wenn das aufs erste Lesen ein wenig trocken wirkt – hilfreich, einen kurzen Blick auf den Zusammenhang zu werfen, in dem unser Text innerhalb des Markus-Evangeliums sowie innerhalb der so genannten synoptischen Evangelien3 steht. Mk 10,13-16 ist Teil des dritten Erzählbogens des Markus-Evangeliums (Mk 8,27-10,52), der auf dem Weg nach Jerusalem spielt. Innerhalb dieses Erzählbogens gehört das Kinderevangelium wiederum zu einem Abschnitt4, der die Kreuzesnachfolge und ihre gesellschaftlichen Konsequenzen thematisiert. Der gesamte Abschnitt kreist um das Thema „Erste/Letzte“ und um das Thema Statusverzicht. aus der römischen Oberschicht durfte es doch auch ein gewisses Maß an Schulbildung gegeben haben. Einige Quellen legen nahe, dass Frauen lesen und schreiben konnten. Ein Sklavenkind konnte Unterricht erhalten, wenn man sich von den Fähigkeiten, die es dadurch erwarb, Nutzen erwartete. Umgekehrt konnten freie Kinder nicht zur Schule gehen, wenn die finanziellen Mitteln fehlten. 3 Das Markus-, Matthäus- und Lukas-Evangelium beinhalten ähnliche Geschichten und sind weitgehend parallel aufgebaut. Deshalb kann man die entsprechenden Abschnitte aus den verschiedenen Evangelien nebeneinander stellen. Eine solche Zusammenstellung nennt man „Synopse“ (wörtlich Zusammenschau); deshalb bezeichnet man die drei Evangelien als Synoptiker. Das Markus-Evangelium ist das älteste der drei synoptischen Evangelien. 4 Manche Exegeten meinen, der Abschnitt umfasse Mk 9,30-10,52, andere meinen, er umfasse nur Mk 9,3010,31. -24- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Das Kinderevangelium ist eng bezogen auf die Erzählung vom Rangstreit der Jünger in Mk 9,33-37: Und sie kamen nach Kapernaum. Und als er daheim war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Weg verhandelt? Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander verhandelt, wer der Größte sei. Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener. Und er nahm ein Kind, stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. Sowohl Mk 9,33-37 als auch Mk 10,13-16 haben Parallelstellen im Lukas- und im MatthäusEvangelium (Mt 18,1-5 und Mt 19,13-19; Lk 9,46-48 und Lk 18,15-17). Für uns interessant ist, dass Matthäus Mk 10,16 „Amen ich sage euch, wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“ in seiner Version des Kinderevangeliums nicht aufnimmt. Er nimmt den Vers vielmehr in seiner Version des Rangstreits der Jünger auf und formuliert ihn um: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“ (Mt 18,3f) Hier liegt mit ein Grund für die eingangs erwähnte Interpretation von Mk 10,13-16, die auf das Annehmen einer kindlichdemütigen Frömmigkeit zielt. Markus wird sozusagen durch die Brille des falsch verstandenen Matthäus gelesen – denn auch bei Matthäus geht es um Niedrigkeit als soziale Frage und nicht um demütige Frömmigkeit. Auslegung Das Kinderevangelium beginnt mit einem Konflikt: Menschen bringen Kinder zu Jesus. Wer genau die Kinder zu Jesus bringt, ihre Eltern oder andere Personen, wird nicht gesagt. Vermutlich hatte Markus nicht in erster Linie Eltern und ihre Kinder im Blick, sonst hätte er von tekna (s.o.) gesprochen, er spricht aber von paidia und damit von Kindern als denen, die ganz unten auf der gesellschaftlichen Stufenleiter stehen. Jesus soll die Kinder anrühren. Das Wort hapto gehört zum Vokabular der Wundergeschichten. Anrühren ist heilend. Mit dem Wunsch nach heilend-heilvoller Berührung bringen also Menschen Kinder zu Jesus – und was passiert? Die Jünger herrschen sie an, wollen sie vertreiben. Epitiman bezeichnet im NT auch das Austreiben von Dämonen. Wenn die Jünger also die Leute anherrschen so wie man einen Dämon anherrscht, um ihn auszutreiben, dann missbrauchen sie ihre Machtbefugnis. Sie setzen die Macht, die Jesus ihnen verliehen hatte, um Menschen zu heilen, ein, um Menschen auszugrenzen. Entsprechend zornig reagiert Jesus. An dieser Stelle müssen wir kurz fragen, was Markus mit dieser Erzählung über das Verhalten der Jünger sagen will. Wie wir in Mk 9,33-37 erfahren haben, wissen die Jünger ja um die Bedeutung, die Jesus Kindern gibt. Sie kennen die Aufforderung Jesu, Kinder in seinem Namen aufzunehmen. Haben sie diese wichtige Lektion nicht gelernt? Markus setzt das Unverständnis der Jünger wiederholt als erzählerisches Mittel ein, um den LeserInnen des Evangeliums ein bestimmtes Thema einzuschärfen. Es geht also weniger um die Jünger, als um die Belehrung der markinischen Gemeinde bzw. die Behandlung eines aktuellen Problems in der Gemeinde. Und nach Mk 9,36 heißt dieses Problem: Kinder um Gottes Willen aufzunehmen. Von Mk 9,36 her müssen wir die Jüngerbelehrung in Mk 10,1415 lesen: -25- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Mit Reich Gottes (basileia tou theou) bringt das NT das Heil, das Jesus verkündet und das mit ihm angebrochen ist, auf den Begriff: die uneingeschränkte Liebe Gottes zu den Randständigen. Das Reich Gottes ist keine Idee oder Gegenstand jesuanischer Lehre. Es ist ein zukünftiges Ereignis, das in Jesus bereits angebrochen ist. Jesu Nachfolger und Nachfolgerinnen sind zum Leben in dieser Liebe hier und jetzt gerufen. Solchen wie den Kindern, den paidion, denen, die auf der untersten Stufe der Gesellschaft stehen, gehört das Reich Gottes. Markus greift hier auf die Überlieferung eines JesusWortes zurück, die ihm bereits vorgelegen hat; BibelwissenschafterInnen meinen, dass sie auf Jesus selbst zurückgehe. Von niemandem sonst wird im Markus-Evangelium gesagt, ihm oder ihr gehöre das Reich Gottes. Alle anderen werden aufgefordert, etwas zu tun, um das Reich Gottes zu erlangen (z.B. umkehren in Mk 1,15; Besitz verkaufen in Mk 10,25ff). „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind“ kann grammatikalisch auf zwei Arten gelesen werden: a) Wie ein Kind das Reich Gottes annimmt: Ins Reich Gottes kann nur eingehen, wer die Haltung eines Kindes annimmt (nominativische Lesart). b) Wie man ein Kind annehmen soll: Ins Reich Gottes kann nur eingehen, wer Kinder aufnimmt und für sie sorgt (akkusativische Lesart). Oft werden die beiden Lesarten als Entweder-Oder gesehen. Hier soll offen bleiben, welche die richtige Lesart ist und ob es überhaupt eine richtige Lesart gibt. Liest man das Kinderevangelium aus der Perspektive „ gesellschaftliche Konsequenzen der Kreuzesnachfolge“, so erweisen sich die beiden Lesarten ohnedies als zwei Seiten einer Medaille: Die nominativische Lesart, das Reich Gottes so anzunehmen wie ein Kind es annimmt, fordert zum Statusverzicht auf: sich vom Wunsch, der Erste und Größte zu sein, verabschieden; Standesdünkel ablegen; die Position des „Letzten“ und die Rolle des „Dienenden“ einnehmen. Derartiger Statusverzicht ist ein Grundthema der synoptischen Evangelien, formuliert als Kritik an den Mächtigen und in bewusstem Kontrast zu den inhumanen politischen Herrschern. Statusverzicht ist eine grundlegende ethische Haltung im Urchristentum. Die akkusativische Lesart zielt stärker auf das konkrete Handeln, man könnte sagen auf die angewandte Ethik: Es geht um Kindesannahme. Dechomai steht an anderen Stellen im Markus-Evangelium für „gastlich aufnehmen“. Gastlich aufnehmen bedeutet zu allererst Versorgung mit dem täglichen Brot und ein Dach über dem Kopf. Welche Kinder das Markus-Evangelium genau im Blick hat, Waisenkinder oder von ihren Eltern verlassene Kinder, lässt sich 2000 Jahre später schwer sagen. Es scheint jedenfalls nicht selbstverständlich gewesen zu sein, dass alle Kinder versorgt waren – sonst müsste die markinische Gemeinde nicht zu ihrer Versorgung aufgerufen werden. Mit der Aufforderung an Erwachsene, unversorgte Kinder gastlich aufzunehmen, wird auch die Bedeutung von Sorge und Fürsorge für Kinder in den Blick gerückt – Tätigkeiten, die vorrangig Frauen erledigen und die bis heute wenig gesellschaftliche Anerkennung finden. Kinder brauchen täglich Fürsorge und Pflege, damit sie wachsen können. Genauso braucht das Reich Gottes Fürsorge und Pflege, damit es wachsen kann. In der Frage der Versorgung von Kindern steht das Reich Gottes auf dem Spiel. Damit ist auch gesagt: Kinder aufzunehmen und zu versorgen heißt nicht, sich zu einem Bedürftigen herabzulassen. Sondern: Kinder -26- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba aufnehmen und versorgen geht Hand in Hand mit einem Statusverzicht. Wer ein Kind aufnimmt, erweist sich als Gastgeber/in für das Reich Gottes. Kinder aufzunehmen und zu versorgen, entscheidet über das Christsein. Jesus jedenfalls tut, wozu er die Jünger auffordert: Er umarmt die Kinder. Eine Geste der Sorge und der Nähe. Das Wort enagkalizomai heißt wörtlich „in den gekrümmten Arm nehmen“. Um Kinder in den gekrümmten Arm zu nehmen, muss Jesus in die Knie gehen. Hier wird der Statusverzicht sinnenfällig, körperlich greifbar. Solche Zeichen der Nähe erwies man ansonsten nur Leuten mit gleichem Status. Vor den Augen derer, die um den höchsten Rang streiten, begibt sich also Jesus auf eine Ebene mit Kindern, die auf der untersten Stufe der Gesellschaft stehen. Er legt ihnen die Hand auf und kommt damit dem eingangs formulierten Wunsch derer, die die Kinder gebracht haben, nach. Und er segnet die Kinder. Reichtum wurde zur Zeit Jesu als Segen verstanden. Jesus segnet die, die keinen Besitz haben – dafür aber den Reichtum der Gottesherrschaft. Ideen für die Praxis / Arbeit mit dem Text „Wir sollen die Bibeltexte so genau anschauen, dass das Fremde ein wenig vertrauter und das Vertraute ein wenig fremder wird.“ (Jürgen Ebach) 1. Persönliche Vorerfahrungen mit dem Text – und der Text selbst Der Begriff „Kinderevangelium“ oder die Phrase „Lasset die Kinder zu mir kommen“ wird in den Raum gestellt. Assoziationen und Erinnerungen dazu werden gesammelt. Anschließend wird Mk 10,13-16 gelesen: Welche Assoziationen/Erinnerungen haben Anhaltspunkte im Text? Welche Teile des Textes finden in den Assoziationen/Erinnerungen keine Resonanz? Gibt es etwas im/am Text, das fremd ist? (z.B. zorniger Jesus). Woher sind uns bestimmte Passagen vertraut? 2. Bildervergleich: Das Titelbild, das die kubanische Künstlerin Ruth Mariet Trueba Castro für den WGT 2016 gestaltet hat und das eine hellhäutige Erwachsenenhand, die eine dunkelhäutige Kinderhand hält, im Zentrum eines Kirchenfensters zeigt, wird verglichen mit der Darstellung des Kinderevangeliums von Lucas Cranach (s.o.). 3. Aktualisierung des Textes: Kinder aufnehmen in Österreich – unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Die Frauen aus Kuba verbinden das Kinderevangelium mit gesellschaftlichen Problemen in ihrem Kontext; auch das Bild von Ruth Mariet Trueba will darauf verweisen. Die weiße Erwachsenenhand, die eine dunkle Kinderhand hält, kann aber auch als Anregung verstanden werden, sich mit einem aktuellen Problem in Österreich auseinanderzusetzen, das der Aufforderung Jesu, Kinder aufzunehmen, brennende Aktualität verleiht: unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Dazu im Folgenden zwei Geschichten und einige Hintergrundinformationen. -27- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Tipp zur Arbeit mit den Geschichten: Die Schicksale unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge sind mehr als schwer. Dennoch ist ihre Situation nicht hoffnungslos. Die Aufnahme und die Unterstützung, die sie durch kirchliche Einrichtungen (der Diakonie, der Caritas, von Ordensgemeinschaften) erfahren, gibt ihnen Hoffnung. Diese Hoffnung ist, wie die aktuelle Kampagne „Hoffnungsträger“ der Diakonie Österreich zeigt und betont, keine Einbahnstraße: Die Diakonie ist (ebenso andere kirchliche Hilfsorganisationen) Hoffnungsträgerin für ihre KlientInnen. Und die KlientInnen sind HoffnungsträgerInnen für uns. Die folgenden Geschichten von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen können durch diese Hoffnungs-Brille gelesen und besprochen werden: Warum ist die Diakonie Hoffnungsträgerin für Hadi? Warum ist Don Bosco Hoffnungsträger für Mostafa? Warum sind Hadi und Mostafa Hoffnungsträger für uns? Kinder aufnehmen: unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Österreich Mostafa Noori hat Aufnahme erfahren beim Don Bosco Flüchtlingswerk https://www.donbosco.at/de/startseite/news/details/das-los-unbegleiteter-minderjaehrigerfluechtlinge.html Mostafa Noori ist letztes Jahr 18 geworden. Die meisten jungen Menschen verbinden den Überstieg ins Erwachsenenalter mit mehr Rechten und Freiheiten, mit Autofahren und dem Abschluss der Schulausbildung. Mostafa brachte sein 18. Geburtstag nur noch mehr Unsicherheit und Not. Der junge Afghane ist mit 16 nach Österreich geflohen und in der Jugendwohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF) Noemi des Don Bosco Flüchtlingswerks in Wien untergekommen. Sein Status als umF hatte ihm, verglichen mit volljährigen Asylwerbern, eine umfassendere Betreuung gesichert. Mit seinem 18. Geburtstag endete die umF-Versorgung und Mostafa musste von einem Tag auf den anderen die Jugendwohngemeinschaft verlassen. So wie dem jungen Afghanen geht es tausenden Flüchtlingen in Österreich. (...) In den beiden Wohnheimen des Flüchtlingswerks, im Haus Abraham im 23. Bezirk und im Haus Noemi im 4. Wiener Bezirk, leben zurzeit insgesamt 26 männliche umFs. Die jungen Burschen sind zwischen 14 und 18 Jahre alt und kommen aus Afghanistan, Somalia, Syrien und dem Irak. Gemeinsam ist ihnen die oft gefährliche, Wochen andauernde Flucht aus ihren Heimatländern. Mostafas Flucht begann 2011 in seiner Heimatstadt Herat im Westen von Afghanistan. Schutzgelderpressungen und die Entführung des Vaters durch die Taliban hatten die Flucht der Familie nötig gemacht. Von Herat aus floh er mit Mutter und Geschwistern in den Iran, von dort aus weiter in die Türkei. In Istanbul habe seine Mutter entschieden, in den Iran zurückzukehren und bei Verwandten Unterschlupf zu suchen. Zu beschwerlich war die Reise, die sie oft tagelang ohne Essen und zu Fuß über staubige Landstraßen führte. Bis heute leben sie illegal in Maschad. Mittlerweile hätten die Taliban auch seinen Vater wieder freigelassen. „Ich bin erleichtert, dass die ganze Familie jetzt im Iran zusammen ist, auch -28- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba wenn sie dort illegal sind, ist es sicherer als in Afghanistan.“ Skype ermöglicht ihm, den Kontakt zu halten. Im Iran zu bleiben, war für Mostafa nie eine Option, er wollte nach Europa. Von der Türkei aus gelang ihm die Überfahrt in einem kleinen Schlauchboot nach Griechenland. Die gefährliche Überfahrt beschere ihm auch heute noch Alpträume. Nach seiner Ankunft in Österreich vermittelte ihn der Fonds Soziales Wien (FSW) in das Haus Noemi. An seine Zeit in dem Jugendwohnheim denke er gern zurück; an die Sprachkurse, die gute Betreuung und den Zusammenhalt unter den Burschen. Alleine werden die jungen Flüchtlinge in den Wohnheimen nie gelassen - mindestens einer der 15 sozial-pädagogischen Betreuerinnen ist für die jungen Männer da - zu jeder Tagesoder Nachtzeit. Probleme gebe es aber kaum, zumindest nicht mehr als in anderen Jugendwohnheimen, erzählt die pädagogische Leiterin des Hauses Abraham, Beatrix Peichl: „Im Grunde sind das ganz normale Jugendliche, mit Bedürfnissen, wie sie andere Jugendliche auch haben.“ Grundpfeiler des Betreuungsprogramms ist neben der Organisation einer geregelten Tagesstrukturierung auch die Bildungsarbeit. Alle Jugendlichen besuchen eine Bildungsmaßnahme wie beispielsweise Deutschkurse, eine Basisbildung oder Hauptschulabschlusskurse, eine Lehre oder auch eine weiterführende Schule. Einige weisen aufgrund ihrer Vergangenheit auch große Lücken in ihrer Bildungslaufbahn auf, so Peichl. Mit dem Bildungs-Kontingent, das Teil der umF-Versorgung ist, sei man oft schnell am Ende. Was umFs an Geld- und Sachzuwendungen tatsächlich zusteht, stehe im krassen Kontrast zur oft kritisierten vermeintlichen „Luxus-Behandlung“ von Flüchtlingen. Fünf Euro Essensgeld pro Tag, 40 Euro Taschengeld pro Monat, 150 Euro im Jahr für Kleidung, maximal 200 Euro für den Schulbesuch und die Krankenversicherung bekomme jeder umF von der Stadt Wien, rechnet Peichl vor. Ohne zusätzliche Geld- und Sachspenden sei das tägliche Leben für die jungen Burschen kaum bestreitbar. Die "Wiener Tafel" schicke immer wieder Lebensmittel, Privatpersonen spenden Kleidung und einmal pro Woche wird in den beiden Häusern gemeinsam gekocht. Mit dem 18. Geburtstag müssen die jungen Flüchtlinge die Jugendwohnheime verlassen. (...) Mostafa hat das am eigenen Leib erlebt. Im Moment lebt er in einer Wohngemeinschaft mit zwei Österreichern in Wien. Vermittelt hat ihm die Wohnung seine Patenfamilie. Seit September 2014 besucht er die Handelsakademie. Einen Asylbescheid habe er bis jetzt noch nicht, eine Entscheidung ist aber bis 1. Juli zu erwarten. Von der Zukunft wünscht er sich, seine Ausbildung abzuschließen, einen Job zu finden und eine Familie zu gründen - wie viele andere junge Erwachsene eben auch. Hadi Nazari hat Aufnahme erfahren im BACH Bildungszentrum des Diakonie Flüchtlingsdiensts http://blog.diakonie.at/blog/habe-jetzt-vertrauen-dass-ich-viel-lernen-kann https://fluechtlingsdienst.diakonie.at/einrichtung/bach-bildungszentrum Hadi stammt aus Afghanistan, ist 19 Jahre alt und seit 2 1/2 Jahren in Österreich. Erst in den letzten neun Monaten konnte er endlich einen Deutschkurs machen und hat es geschafft, seinen Hauptschulabschlusskurs mit Bestnoten abzuschließen. Er wohnt in Mödling und möchte gerne eine Lehre finden. Wenn Hadi allein zuhause ist, hört er gerne Musik, und er kocht auch gerne. Aber Hadi ist ein sehr nachdenklicher und auch oft trauriger junger Mann. -29- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba „Früher habe ich ein Ziel gehabt. Jetzt habe ich kein Ziel, keine Zukunft“, sagt er. Hadi ist ganz allein aus Afghanistan geflohen. Er ist nach einer langen und schweren Reise über den Iran nach Österreich gekommen. Sein sehnlichster Wunsch ist es, seine Familie, die im Iran lebt, zu sich zu holen. Aber es erscheint ihm aussichtslos, ist doch auch sein dauerhafter Aufenthalt in Österreich noch immer nicht gesichert. Und trotzdem: „Jetzt will ich Arbeit finden. Ich muss Geld verdienen und möchte meine Familie schützen“, sagt er. „Ich sag ihnen oft: Ihr seid wichtig für mich. Ich mache alles, ich bleibe stark. Mir ist egal, wie viele Stunden ich arbeiten muss. Ich will ihnen helfen. Aber ich kann nicht viel helfen. Deshalb bin ich oft traurig.“ Hadi hat zwei Freunde, die ähnliches erlebt haben. Wenn die anderen auch ihre Geschichte erzählen, weiß er: Er ist nicht alleine. „Es geht meinem Freund auch so. Er sagt oft: Egal … wir müssen weiterleben. Deswegen sind die Freunde wichtig. Reden hilft immer. Wenn du böse, glücklich, traurig bist… kann man das mit Freunden teilen“. Stolz ist Hadi auf seinen Schulabschluss, den er mit sehr guten Noten geschafft hat. „Bei der Hauptschulabschlussprüfung war ich gut. In Mathe 1, in Deutsch 2, Biologie und die anderen Fächer alles 2er, nur Englisch finde ich schwierig. In neun Monaten hab ich das geschafft, ich war sehr stolz auf mich. Ich habe jetzt Vertrauen, dass ich viel lernen kann.“ Auszug aus: Kinder- und Jugendanwaltschaft Österreichs, Kinder ohne Rechte. Position zur Situation der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, Juni 2015: „Die UN-Kinderrechtskonvention (KRK) und andere völkerrechtliche Dokumente sehen für diese jungen Menschen, die aus Kriegs- und Krisengebieten unter besonders traumatisierenden Bedingungen, ohne ihre Eltern, flüchten mussten, besondere Schutzbestimmungen vor. Österreich hat sich 1992 zur Einhaltung der Kinderrechte verpflichtet und 2011 Teile davon in der Bundesverfassung verankert. Die Richtlinie des UNKinderrechte Ausschusses Nr. 6 (2005) normiert, „dass das Prinzip des Diskriminierungsverbots jegliche Benachteiligung eines [...] unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings untersagt“. Im Gegenteil, aufgrund ihrer erhöhten Schutzbedürftigkeit, haben sie sogar Anspruch auf verstärkte Hilfe und Beistand. Außerdem wird festgehalten, dass sie in vollem Umfang Rechtsanspruch auf alle Menschenrechte, die einheimischen Kindern zustehen, haben. Tatsächlich werden in Österreich jedoch die Kinderrechte und andere völkerrechtliche Verpflichtungen gegenüber diesen besonders schutzbedürftigen jungen Menschen missachtet und sie werden im Lebensalltag massiv diskriminiert. Unter anderem widerspricht eine monatelange Anhaltung in ungeeigneten und überfüllten Erstaufnahmezentren – ohne Obsorge und Betreuung, Schulbesuch oder Tagesstruktur - allen fachlichen, sozialpädagogischen, kinderrechtlichen und humanistischen Prinzipien. Darüber hinaus besteht hinsichtlich der Leistungen und Angebote eine Ungleichbehandlung je nach Bundesland. Die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs sind höchst besorgt über die Zukunft dieser Kinder und Jugendlichen und fordern einen Paradigmenwechsel, der die Gleichstellung von Flüchtlingskindern und -jugendlichen in sämtlichen Lebensbereichen beinhaltet!“ -30- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Fakten und Zahlen zu unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (umF) in Österreich: 2014 haben 2.260 umF in Österreich Asyl beantragt, 129 von ihnen waren unter 14 Jahre. Anfang Juli 2015 waren laut Innenministerium 41.000 AsylwerberInnen in Grundversorgung, darunter 3.384 umF. NGO-Angaben zufolge sind 1.500 umF in nicht kindgerechten Massenquartieren untergebracht, wie z.B. im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen oder der Zeltstadt Erdberg. Manche haben nicht einmal ein Bett und müssen auf dem Boden oder in der Wiese schlafen. Von psycho-sozialer Betreuung keine Rede. UmF sollten möglichst rasch aus Erstaufnahmezentren in kinder- und jugendgerechte Unterkünfte übersiedeln. Dies passiert nicht, weil erstens ein akuter Mangel an adäquaten Plätzen herrscht. Zweitens wird bei fast allen umF eine Altersfeststellung durchgeführt, auch wenn klar ersichtlich ist, dass sie minderjährig sind. Das ist zum einen widerrechtlich (eine Altersfeststellung ist nur bei begründetem Zweifel über die Minderjährigkeit durchzuführen), zum anderen führt das zu langen Wartezeiten, da nur zwei Stellen in ganz Österreich Altersfeststellungen durchführen. In Bundesbetreuung kommen momentan auf einen Betreuer/in 100 Jugendliche. In der Grundversorgungsvereinbarung ist für umF ein Betreuungsverhältnis von 1:10 bis 1:20 vorgesehen. Organisationen, die umF adäquate Unterkunft und Betreuung bieten, bekommen einen Tagsatz von 39 € bis 77 € pro Kind/Jugendlichem. Zum Vergleich: In der Österreichischen Kinder- und Jugendhilfe beginnen die Tagsätze bei 120 €, für betreuungsintensive österreichische Jugendliche werden bis zu 400-500 € pro Tag aufgewendet. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit (18) bekommen jugendliche Asylwerber nur mehr den Tagsatz für Erwachsene (19,- €). Einrichtungen, die auf die besonderen Bedürfnisse der umF abstellen, können sich deren Unterbringung dann nicht mehr leisten; die Jugendlichen müssen die Einrichtung verlassen. Dem Recht auf Schulbildung für AsylwerberInnen im schulpflichtigen Alter wird grundsätzlich entsprochen. Allerdings ist der Schulbesuch während des Aufenthalts im Erstaufnahmezentrum nur sehr eingeschränkt möglich. Nach der Schulpflicht haben jugendliche Schutzsuchende (bis zu einem Alter von 25 Jahren) die Möglichkeit, eine Lehre in einem der so genannten Lehre-Mangelberufe anzutreten. Dies ist jedoch mit bürokratischen Hürden verbunden und nur in Einzelfällen möglich (im Mai 2015 hatten 107 Flüchtlinge eine Lehrstelle). Eine andere theoretische Möglichkeit ist, eine weiterführende Schule zu besuchen. Der Arbeitsmarkt steht ihnen nicht offen. Eine wichtige Bildungschance für umF, die nicht mehr schulpflichtig sind, ist der zweite Bildungsweg, auf dem sie einen Schulabschluss nachholen können. Geschichten der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen von Don Bosco Flüchtlingswerk übernommen lt. Absprache mit C. Hölbling. in Dr Maria Katharina Moser Vikarin in der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Simmering -31- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Das heilbringende Zeichen für alle Völker und Nationen – (Jes 11,1-10) 1 Der Prophet Jesaja und das Buch Jesaja Der Prophet Jesaja wirkte im Südreich Juda (Hauptstadt Jerusalem) im 8. Jh. v. Chr. Die Herrscher seiner Zeit waren die Könige Jotam, Ahas und Hiskija. Zur Zeit Jesajas verschärfte sich die Situation in den beiden Reichen. Das Nordreich Israel ging durch die assyrische Macht 722 v. Chr unter und die Folge war die assyrische Gefangenschaft. 136 Jahre später (586 v. Chr.) wurde auch das Südreich durch die babylonische Macht zerstört und seine Bevölkerung in die babylonische Gefangenschaft verbannt. Der Personenname Jesaja bedeutet „JHWH / Gott ist Heil / Rettung“. Dieser Name bringt zum Ausdruck sowohl das hoffnungsvolle Programm des Wirkens des Jesaja in seiner schweren Zeit als auch die zentrale Botschaft und den roten Faden des gesamten Jesajabuches, obwohl dieses umfangreiche Buch aus mehreren Teilen besteht (traditionelle Gliederung: Proto-, Deutero- und Tritojesaja), eine lange Entstehungsgeschichte hat und nicht wie „aus einem Guss“ ist. Wie aussagekräftig die Botschaft des Jesajabuches ist, zeigt auch die Tatsache, dass dieses Buch neben Psalter und Deuteronomium die im Neuen Testament meistzitierte Schrift der hebräischen Bibel ist und oft in Verbindung zur Person Jesu rezipiert wird. 2 Ein heilbringendes Reis aus dem Baumstumpf Isais – (Jes 11,1-10) Aufgrund der negativen Erfahrungen mit politischer Macht im vorexilischen Israels wird nun schon in den ersten Kapiteln des Jesajabuches wiederholt jemand (ein Kind mit Namen Immanuel [Gott mit uns] / ein Heils- und Friedensbringer / ein Herrscher) angekündet und erwartet, der ganz von JHWH her regiert und seine Macht zur Rettung der Armen einsetzt (vgl. Jes 7,14-15; 9,5-6; 11,1-10). Im Folgenden wird Jes 11,1-10, die alttestamentliche Lesung beim WGT 2016, in den Blick genommen und Vers für Vers interpretiert. 1 Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Textabschnitt beginnt mit dem hoffnungsvollen Bild vom fruchtbringenden Spross aus dem Baumstumpf Isais. Mit Isai, dem Vater Davids, wird an die Anfänge des Könighauses in Juda erinnert. Denn wegen des Ungehorsams des Saul ergreift Gott die Initiative, erwählt das Geschlecht Isais und beauftragt Samuel, den jüngsten Sohn Isais, David, zum König zu salben (vgl. 1 Sam 16,1-13). Nun fällt im Jesajatext auf, dass die Begriffe „König“, „Königtum“ und „Davids Thron“ fehlen, demgegenüber aber Termini aus der Landwirtschaft verwendet werden. Das weist darauf hin, dass die Daviddynastie zur Zeit der Entstehung von Jes 11 nicht mehr besteht und nicht mehr zukunftsträchtig ist. So kann es sich bei dem Spross aus dem Baumstumpf Isaias nicht um eine gewöhnliche davidische Fortsetzung -32- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba handeln. Gott wird jedoch nochmals einen Neuanfang setzen, einen Spross aus dem Baumstumpf Isais. Er gewährt eine bestimmte Kontinuität, aber zugleich zeigt sich auch eine Diskontinuität zwischen dem einstigen davidischen Königtum und dem erwarteten Heilsbringer. 2 Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht. Die Ausrüstung des „Reises aus dem Baumstumpf Isais“ mit Gottes Geist wird hervorgehoben. Der Geist JHWHs wird „ruhen“ auf ihm (EÜ: sich niederlassen auf ihm). Es fällt auf, dass das Wort „Geist“ (hebräisch rûaḥ) nur in diesem Vers 4mal vorkommt, wie sonst in keinem anderen Vers in der Bibel. Dadurch wird seine Präsenz auf dem angekündigten „Sprössling“ deutlich hervorgehoben. Er steht dadurch unter der Leitung Gottes. In der Heilsgeschichte Israels wurden bereits Mose, Josua, Saul und David, Elija und Elischa und auch andere Seher, Richter, Propheten und Weisen für ihre Aufgabe zugunsten des Volkes mit dem Geist Gottes ausgerüstet. „Der Geist des Herrn“ wird in Jes 11,2 in drei Wortpaaren dargestellt: (1) Weisheit und Einsicht; (2) Rat / Planung und Stärke; (3) Erkenntnis und Gottesfurcht. Gemeinsam mit dem Hauptbegriff („der Geist des Herrn“) entsteht eine Art Siebener-Reihe. Die Septuaginta und die Vulgata kommen zu dieser Siebenzahl auch unabhängig vom Hauptbegriff weil sie in V. 3a hinzufügen: „Er erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht.“ Auf diese Siebener-Reihe aus dem Jesajabuch geht auch die bis in unsere Gegenwart bekannte christliche Tradition von den sieben Gaben des Heiligen Geistes zurück. 3 Er richtet nicht nach dem Augenschein, und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet er, 4 sondern er richtet die Hilflosen gerecht und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt den Gewalttätigen mit dem Stock seines Wortes und tötet den Schuldigen mit dem Hauch seines Mundes. 5 Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, Treue der Gürtel um seinen Leib. Das erste Merkmal des angekündigten Geistträgers ist das Richten bzw. das Recht Sprechen in Gerechtigkeit. Diese Tätigkeit übt sonst nur Gott selbst unter den Völkern aus (vgl. Jes 2,4). Dabei fällt die Art und Weise der Rechtsprechung auf: Der Geistträger wird zu gerechten Entscheidungen kommen aufgrund der Ausrüstung mit dem Geist Gottes, und nicht aufgrund des „Augenscheins“ und des „Hörensagens“. Das Ziel seines Richtens ist der Schutz der Hilflosen bzw. „Geringen“ (im hebräischen Text), wie auch die Bestrafung der Frevler und des Landes (anders EÜ: die Gewalttätigen), das auch in den Verfall einbezogen ist. Sie werden vom Geistträger „geschlagen“ und „getötet“, jedoch nicht im wörtlichen Sinn, sondern mit seinem „Wort“ (mit dem „Stock seines Wortes“) und mit dem Geist Gottes (mit dem „Hauch seines Mundes“). Die Waffenausrüstung und -bekleidung des Geistträgers sind Gerechtigkeit und Treue (keine Waffe oder Gewaltmittel im wörtlichen Sinn!). Gerechtigkeit und Treue ist sonst nur Gott bzw. seinem Tun eigen. -33- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba 6 Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. 7 Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. 8 Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Der politischen Neuordnung folgt auch die Neuordnung der Geschöpfe. VV. 6-8 stellen die Vision des allumfassenden Friedens und der Harmonie unter allen Lebewesen dar. Sie sind parallel aufgebaut: V. 6 Wolf und Lamm Panther und Böcklein Kalb und Löwe VV. 7-8 Kuh und Bärin ihre Jungen Löwe und Rind ein kleiner Knabe hütet sie der Säugling beim Natternloch das Kleinkind bei der Schlangenhöhle Jeweils gibt es drei harmonische Bilder aus der Tierwelt und dann noch ein Friedensbild zwischen Mensch und Tier. Ein Kind kann gefahrlos mit der Schlange spielen, die Feindschaft zwischen Mensch und Schlange ist beendet (vgl. Gen 3,14f). Das Verhalten der Tiere ist ein einmaliges Bild für die Harmonie innerhalb der Schöpfung und zwischen der Tierwelt und dem Menschen, für das Aufhören von Gefährdung und für die Heilung der bestehenden Welt. Die ursprüngliche Harmonie in der Schöpfung wird wieder hergestellt. VV. 3-8 zeigen, was die Voraussetzung für den allumfassenden Frieden ist. Das ist das Ende von jeglicher Gewalt, Unterdrückung, Ungerechtigkeit und dem gewaltsamen Tod. Wie bei der Erschaffung der Welt kann diese neue und geheilte Welt nur durch das Wirken Gottes und seines Geistes und durch den angekündigten Geistträger entstehen. 9 Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist. Das Böse und das Verbrechen haben keinen Platz mehr. Das ganze Land ist nicht mehr der Macht des Bösen und der Sünde ausgeliefert, sondern von der Erkenntnis Gottes erfüllt und wieder ein Teil von Gottes beständigem Kosmos. 10 An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Zeichen für die Nationen; -34- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba die Völker suchen ihn auf; sein Wohnsitz ist prächtig. Der abschließende Vers bildet den Rahmen mit V. 1. Wieder wird der Spross aus der Wurzel Isais erwähnt. Dieser Heilbringer wird beim ganzen Geschehen zum universalen Zeichen für alle Nationen und Völker (und nicht nur für Israel). Sie werden nach ihm fragen, ihn aufsuchen. Sein Wohnsitz bzw. seine Ruhestätte wird die Herrlichkeit – der Ort der Gegenwart Gottes – sein. 3 Fragen zum persönlichen Nachdenken und zum Gespräch * Wo erfahren wir in der heutigen Welt das Böse und Verbrechen wie Gewalt, Unterdrückung, Ungerechtigkeit, gewaltsamen Tod? * Wo erleben wir die Unversöhntheit und Konflikte unter den Menschen, unter verschiedenen Generationen, ethnischer und religiöser Zugehörigkeit usw.? * Wo ist die Beziehung von Menschen zu anderen Geschöpfen und zur Schöpfung verletzt? * Wie kann heute die Versöhnung und der Friede unter den Menschen in all ihrer Verschiedenheit gelebt werden? Wer ist der Heilbringer und der Geistträger in unserer Welt? * Wozu motiviert uns die Vision des Jesaja vom allumfassenden Frieden und von der Harmonie unter allen Lebewesen? Zu welchen Veränderungen? Literatur Beuken, Willem André Maria, Jesaja 1 - 12 (Herders theologischer Kommentar zum Alten Testament), Freiburg im Breisgau [u.a.] 2003. Stuttgarter Altes Testament. Einheitsübersetzung mit Kommentar und Lexikon. Herausgegeben von Erich Zenger, Stuttgart 2004. Zenger, Erich u.a. (Hg.), Einleitung in das Alte Testament (Kohlhammer-Studienbücher Theologie 1,1), Stuttgart 7 2008. Wellmann, Bettina, Eine biblische Vision vom Frieden. Bibelarbeit zu Jes 11,1-16. In: Bieberstein, Sabine (Hg), Frauen schaffen Frieden (FrauenBibelArbeit 17), Stuttgart 2006, 53-61. in Dr . Mira Stare Senior Scientist am Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät Innsbruck und Pastoralassistentin in der Diözese Innsbruck Wussten Sie, dass die fünf, prachtvollen alten Städte aus der Kolonialzeit, Havanna, Trinidad, Cienfuegos, Santiago de Cuba und Camagüey zum Unesco-Weltkulturerbe gehören? -35- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Predigtimpuls „Receive children. Receive me“ (Mk 10,13-16) Wer die Kinder aufnimmt, nimmt mich auf. Meine Kinder gehen sehr gerne mit mir auf den Wochenmarkt. Ein Grund dafür ist, dass sie dort immer etwas von den Früchten, dem Gemüse oder sogar eine Blume geschenkt bekommen. Je nachdem, was wir besorgen, an welchem Stand wir einkaufen. Bei der Obstbäuerin unseres Vertrauens darf mein Sohn sich immer selbst einen Apfel aussuchen. Er liebt Äpfel und nimmt sehr gerne das Geschenk an. Allerdings sucht er stets nach dem größten. Als Mutter ist mir das natürlich unangenehm und ich versuche, sanft Appelle der Bescheidenheit an ihn zu richten, jedoch bisher erfolglos. Der Obstbäuerin entlockt diese Szene jeweils ein Lächeln. Im Evangeliumstext hören wir, wie Kinder zu Jesus gebracht werden. Die Szene spielt offensichtlich im Haus. Jesus und seine Jünger sind dort. Sie hatten ein Gespräch, bei dem die Jünger einiges nachgefragt haben, was Jesus vorher als Antwort auf die Frage eines Pharisäers gegeben hatte (10,2-12). Es bleibt nicht verborgen, wo Jesus ist. Nicht näher bestimmte Leute kommen, um ihre Kinder zu Jesus zu bringen. Sie möchten, dass er sie berührt. Wenn Markus davon berichtet, dass Menschen Jesus berühren wollen, ist das mit der Absicht verbunden, Anteil an Jesu heilender Kraft zu erhalten. Es geht also um den Wunsch, dass die Kinder Anteil an Jesu göttlicher Kraft für ihr Leben erhalten. Die Jünger verhalten sich sehr eigenartig. Sie werden zornig und wollen sowohl die Leute als auch die Kinder von Jesus fern halten. Sie wurden offensichtlich als Störung oder sogar als Bedrohung des Wirkens Jesu empfunden. Jesus bemerkt das und reagiert entsprechend heftig. Was ist ihnen da eingefallen? Natürlich können die Kinder zu ihm kommen! Sie sollen nicht gehindert werden. Spannend die Aussage, die Kinder sollen nicht gehindert werden. Immer wieder geht es darum, Menschen zu Jesus zu bringen. Hier geht es darum, es nicht zu verhindern. Jesus erklärt seine Aussage auch: Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Es geht also nicht nur um die Kinder. Genauso gemeint sind alle, die wie Kinder sind. Eine Aussage, die vielleicht etwas schwer zu verstehen ist auf den ersten Blick. Wenn wir uns aber vor Augen führen, wem das Reich Gottes in erster Linie gilt, dann wird es klar. Jesus hat sich den Armen5, den Rechtlosen, den Kindern zugewandt. Also all jenen, die benachteiligt sind, die nicht für sich selbst sorgen können, die im Grunde des Schutzes bedürfen und genauso auch der Ermächtigung, der Wertschätzung. Jesu Wirken, seine Lehre, sein Leben zeigen das. Diejenigen, die Gott und seine Nähe brauchen, sie sucht Jesus auf. Sie haben Teil an Gottes Reich. Für sie ist Gottes Herrschaft da. Ihnen soll respektvoll begegnet, Würde und Wert zugesprochen werden. 5 Für den Evangelisten Lukas gehören die Kinder zu den Armen (Parallelstelle Lk 18, 15-17), weil sie nicht viel wert waren, herumgestoßen wurden und in verschiedener Hinsicht unerwünscht waren. Sie wurden auch nicht ernstgenommen, solange sie nicht die Vorschriften des Gesetzes erfüllen, noch keine „Leistung“ erbringen konnten. -36- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba In der Liturgie der Frauen aus Kuba wird genau davon oft gesprochen. Es geht ihnen um die Rechte der Kinder. Sie sprechen davon, dass wir von den Kindern lernen können. Dass ihre unmittelbare Freude am Dasein und an der Schöpfung ein Beispiel für uns ist. Sie wollen sich einsetzen gegen die tägliche Gewalt gegenüber Kindern, Frauen, älteren Menschen. Ihnen, die sich nicht wehren können, gehört das Reich Gottes, sagt Jesus. Sie, die schutzbedürftig, arm, mittellos, rechtlos sind und die deshalb eine besondere Gabe mitbringen, ihnen gehört das Reich Gottes. Diese besondere Gabe formuliert Jesus so: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind (ein Geschenk annimmt), wird nicht in es hineinkommen. Die Stelle meint also nicht allgemein wie ein Kind zu werden. Sie weist auf eine besondere Gabe der Kinder hin: sie können ein Geschenk annehmen. Sie öffnen die leeren Hände und lassen sich beschenken. Sie wählen auch den größten aus allen Äpfeln aus, wenn er ihnen angeboten wird. So sollen wir sein, wenn uns das Heil angeboten wird! So sollen wir Gottes Herrschaft annehmen! Mit leeren Händen und mit offenem Herzen sollen wir die Wirklichkeit der heilvollen Gegenwart Gottes an- und aufnehmen! Ein Kind hält sich instinktiv für das Wichtigste auf Erden. Es möchte gehört werden, wenn es ruft. Es möchte Beachtung und Annahme. Und es hat auch das Recht darauf, ob es dieses Recht bekommt oder nicht. Es wird geliebt, weil es da ist (in der Regel). Ein Säugling wird geliebt, ohne dass er wüsste, was er tun könnte, diese Liebe zu erringen (brav sein, Bedürfnisse anderer erfüllen, Leistung erbringen etc.). Die Liebe ist da, weil das Kind da ist. Es wirft sich in die Arme, die sich voller Liebe ausbreiten. So dürfen und sollen wir uns auch Gott in die Arme werfen. Weil wir bedingungslos geliebt sind. Dass wir das glauben, ist Gottes Wunsch. Und dass wir diese Liebe erwidern. Jesus segnet die Kinder dann. Eine berührende Szene. Er nimmt sie in den Arm, setzt sie sich auf den Schoß, legt ihnen die Hände auf und segnet sie. Von der alttestamentlichen Bedeutung her bedeutet segnen, schöpferische Lebenskraft, Lebensfülle, lebenswirkende und -erhaltende Kraft weiterzugeben. Neben dem täglich Lebensnotwendigen braucht auch die Seele Nahrung. Gottes Gegenwart bedeutet Leben. Gottes Gnade und Liebe soll die Kinder begleiten. In diesem Raum der Liebe und der Annahme sollen sie aufwachsen, sich entfalten, groß werden. Was verletzlich ist, gehört geschützt, damit es wachsen kann. Das gilt für die Kinder, aber auch für alle, die keine Rechte und Möglichkeiten haben. Die sollen die Stimme erheben, die es können. Die sollen sich stark machen, die die Macht dazu haben. Was die Geschichte auch zeigt: Kinder gehören in die Mitte. Sie sind selbstverständlicher Teil der Gemeinde und Kirche. Sie sind nicht weniger wert, auch nicht als Glaubende. Sie müssen nicht erst „was werden“, um es in die Gemeinschaft zu schaffen. Gerade der Glaube der Kinder kann eine große positive Herausforderung für die Erwachsenen sein! Wie sehr glauben wir, dass Gott Großes vollbringen kann? Wir sind doch oft in dem Machbaren, dem Möglichen verhaftet. Damit begrenzen wir auch Gott in unserem Denken. Wir schränken unsere Erwartungen ein. Wir stutzen unsere Hoffnungen auf die (scheinbare) Realität zurecht. Dorothee Sölle erzählte von ihrer Enkeltochter, dreieinhalb Jahre war sie, als sie alle ihre Tassen aus dem Schrank nahm und sich ein Café aufbaute. Sie schenkte imaginären Kaffee an imaginäre Gäste aus. Nach einer Weile sagte ihre Mutter: „Jetzt musst du aufräumen, wir -37- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba wollen zu Abend essen.“ Die Dreieinhalbjährige blickte ihre Mutter nachdenklich an und sagte: „Mama, du, du denkst nur in echt!“.6 Ein wunderbarer Satz! Ein Satz, der uns nachdenklich machen kann. Für Kinder in der imaginären Phase gibt es eine andere Welt in der sie mit imaginären Personen leben. Und in einer Welt, in der alles möglich scheint. Superkräfte und Wunder sind da kein Problem. Auch Gott wird alles zugetraut. Ich erinnere mich noch an den Sohn einer Freundin, der mit 4 Jahren eine Bindehautentzündung bekam. Er wollte sich nicht die Augen auswaschen und behandeln lassen. Seine Mutter war verzweifelt und besorgt und ließ sich zu dem Satz hinreißen: „Wenn du deine Augen nicht behandeln lässt, wirst du blind!“ Er erwiderte in aller Gemütsruhe: „Dann kommt Jesus und heilt mich.“ Beziehen wir Erwachsene uns nicht manchmal zu sehr auf das, was möglich und real, was „echt“ ist? Und machen wir dadurch nicht auch unsere Welt und Gottes Möglichkeiten sehr klein? Nicht dass wir jetzt einem Wunderglauben anhängen sollen. Aber vielleicht ist es gut, Gott immer mal wieder mehr zuzutrauen, als wir uns trauen, weil wir ja so vernünftig und realistisch sind. Nehmt das Reich Gottes an, wie ein Kind ein Geschenk annimmt! So voller Erwartung und (Vor-)Freude möchte ich sein! So selbstverständlich das Größte für mich, für die Menschen, für die Welt beanspruchen, weil es mir ja (mit großer Freude) angeboten wird! Ich kann wählen, welche Größe das Geschenk für mich hat. Ist es der kleine runzlige Apfel, der schon viel zu lange in der Kiste liegt? Oder der mittlere, der auch gut ausschaut und sicher gut schmeckt. Oder doch der größte, saftigste, roteste Apfel, der mir ins Auge springt und nur auf mich wartet! Mit leeren Händen und offenen Herzen dürfen wir Gottes Gegenwart in unserem Leben und dem Leben der Welt erwarten. Realitätssinn und Wirklichkeitsverständnis sind gut. Wir brauchen sie fürs tägliche Leben. Sie helfen uns weiter, wenn wir uns in etwas versteigen, was keine Zukunft hat. Sie weisen uns manchmal einen alternativen Weg, der vielleicht der bessere ist oder werden kann. Was wäre aber das Leben ohne (große) Erwartungen? Von Gott mehr zu erwarten, dazu werden wir ermutigt. Das große und großartige Geschenk anzunehmen, das uns hingehalten wird, dazu sind wir ausdrücklich eingeladen! Wir dürfen uns mit hineinnehmen lassen in Gottes Umarmung der Güte und mit leeren Händen und offenem Herzen annehmen, was er für uns bereithält. Pastorin Anke Neuenfeldt, Evangelisch-methodistische Kirche Graz Literatur: Walter Klaiber, Die Botschaft des Neuen Testaments, Das Markusevangelium, neukirchener theologie, S. 187-190 Joachim Gnilka, EKK II/2, Das Evangelium nach Markus (Mk 8,27-16,20), Benziger/Neukirchener, S. 79-83 Eugen Drewermann, Das Markusevangelium, Zweiter Teil, Walter-Verlag, S. 104-114 6 in: Sölle/Steffensky, Löse die Fesseln der Ungerechtigkeit, Kreuzverlag, S.169 -38- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Projektinformationen DACH - Gemeinsame WGT-Projekte – Stark und sichtbar Die Recherche von Partnerorganisationen im Schwerpunktland der Liturgie stellt die Projektreferentinnen von Deutschland (D) Österreich (A) und der Schweiz (CH) vor ähnliche Herausforderungen und Aufgaben. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass bei der Auswahl von überzeugenden Projektanträgen alle drei Länder die gleichen Kriterien anwenden. Besonders bewusst wurde dies bei den Vorbereitungen zum Weltgebetstag aus Frankreich (2013). Recht bald entstand dann die Idee einer gemeinsamen Projektförderung in dem jeweiligen Schwerpunktland. Die Zusammenarbeit DACH war geboren. Darüber hinaus fördern die WGT-Komitees von Deutschland, Österreich und der Schweiz unabhängig voneinander viele weitere Frauen- und Mädchenprojekte eigenverantwortlich. Gemeinsame Projektfinanzierung für Projekte aus dem Land der Liturgie in der WGT-Bewegung bringt viele Vorteile: Projektreferentinnen der drei WGT’s bündeln ihre Kräfte in der Antragsbearbeitung, Partnerkommunikation, Berichtswesen Gemeinsame Finanzierung von öffentlichkeitswirksamen „WGTProjekten“ Potentielle Partnerorganisationen haben eine größere Förderperspektive (zeitlicher Umfang Foto©WGT Schweiz und Budgethöhe) und ihre Berichtspflicht an nur ein WGT-Komitee So wird WGT-DACH jeweils zwei, oder gegebenenfalls mehr, WGT-Länder parallel bearbeiten. Die erste gemeinsame Partnerorganisation war das „Bahamas Crisis Centre“ (BCC) in Nassau, der Hauptstadt der karibischen Inselgruppe der Bahamas anlässlich des Weltgebetstages 2015. Nach diesen ersten guten Erfahrungen haben die Weltgebetstagskomitees Deutschland, Österreich und der Schweiz beschlossen, auch im Weltgebetstagsland 2016, Kuba, gemeinsam Projekte zu unterstützen. Seit vielen Jahren zeigt sich die Verbundenheit der drei Komitees im kollegialen alltäglich Austausch z. B. bei der Übersetzung der Liturgie und der Erstellung der Bildungsmaterialien. Durch die DACH-Kooperation wird diese nochmals verstärkt. Maria Schachamayr -39- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Einblicke in die Arbeit des Bahamas Crisis Centre Interview, das die Projektverantwortliche des Deutschen Weltgebetstages, Mag.a Cornelia Marschall mit der Leiterin des BCC Dr.in Sandra Patterson geführt hat. CM: Cornelia Marschall SP: Sandra Patterson CM: Liebe Sandra, seit 2014 unterstützen die Weltgebetstags-Bewegungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Bahamas Crisis Center. Worum geht es im Projekt? SP: Wir haben mit WGT-Unterstützung durch eine Medienkampagne, die sich speziell an Teenager richtet, auf das Thema sexualisierte Gewalt aufmerksam gemacht. In unserer Gesellschaft ist Sexualität immer noch ein Tabuthema, wir müssen aber darüber sprechen, wenn wir Kinder und Jugendliche schützen wollen. Daher auch der Slogan unserer Kampagne „Lasst uns reden“. Die Radio-Spots wurden oft kommentiert. Auch unsere offenen Diskussionsforen in den Stadtteilen zu geschlechterspezifischer Gewalt waren erfolgreich. Wir wurden auch von verschiedenen Jugendorganisationen eingeladen, für sie einen Austausch zu organisieren. So konnten wir statt der geplanten 5 Treffen insgesamt 18 veranstalten. Die Gespräche dort haben uns noch einmal gezeigt, wie tief gewaltfördernde Geschlechterstereotypen in Kultur und Tradition noch verankert sind und zu sexualisierter Gewalt selbst gegen Kleinkinder führen. Dies war auch ein Grund, warum wir das Angebot unseres Zentrums um eine Anlaufstelle für Kinder mit Gewalterfahrung erweitert haben. CM: Was hat dich besonders überrascht? SP: Die Offenheit, mit der manche Jugendlichen ihre eigenen Erfahrungen als Opfer sexualisierter Gewalt mit der Gruppe geteilt haben. Das ist einzigartig, wenn man bedenkt, wie schnell dies zu gesellschaftlicher Stigmatisierung führt und wie weit verbreitet die Vorstellung ist, sie seien selbst schuld. In vielen Gruppen war dies der Startschuss, die bisherigen „Wahrheiten“, z.B. „sie hat’s ja darauf angelegt“ intensiv zu diskutieren. CM: Wo hattet ihr 2014 besondere Erfolge bzw. Schwierigkeiten? SP: Enttäuscht hat uns, dass wir nicht, wie geplant, genügend Jugendliche dazu motivieren konnten, an den MultiplikatorInnen-Trainings teilzunehmen, um in Zukunft in den Stadtteilen als AnsprechpartnerInnen zur Verfügung zu stehen. Dies zeigt uns, dass sexualisierte Gewalt und kritische Anfragen an Geschlechterstereotypen weiterhin „heiße Eisen“ sind. Wir müssen den Jugendlichen den Rücken stärken, bis sie sich genau dies zutrauen, es braucht noch viel Aufklärungsarbeit. Andererseits hat gerade unsere Medienkampagne zu mehr Sensibilität für den Zusammenhang von Geschlechter-Stereotypen und geschlechterspezifischer Gewalt beigetragen. Im Februar 2014 hat die Regierung eine wichtige Reform angekündigt: die Gleichstellung der Geschlechter soll in die Verfassung aufgenommen werden. Dies hat im Land ein Aufsehen erregt wie seinerseits der Versuch, Vergewaltigung in der Ehe als Straftatbestand zu etablieren. Nachdem BCC im eklatanten Mangel an Gleichstellung eine zentrale Ursache für geschlechterspezifische Gewalt sieht, haben wir uns umgehend einer Koalition von Frauenorganisationen angeschlossen, um das Vorhaben der Regierung zu unterstützen. CM: Was hat sich durch das Projekt für das BCC als Organisation verändert? -40- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba SP: Wir haben definitiv einen besseren Draht zu Jugendlichen. Intern haben wir jetzt eine eigene Abteilung für Jugendarbeit eingerichtet. Darüber hinaus werden wir häufiger von Sekundarschulen angefragt, in den Abschlussklassen zu Geschlechterbildern, Sexualität und geschlechterspezifischer Gewalt zu arbeiten. Seit wir in einem Gottesdienst zu häuslicher Gewalt gearbeitet haben, werden wir zunehmend von den Kirchen um Trainings für ihre Frauenorganisationen angefragt. CM: Sandra, ich danke dir für das Gespräch! a Mag. Cornelia Marschall Projektreferentin WGT-Deutschland WGT - Projekte 2016 Kuba, landesweit: Eigenes Einkommen und Beteiligung am sozialen Leben für die Generation 55+ In dem Projekt, das in Kooperation mit dem WGT Deutschland und der Schweiz für 3 Jahre gefördert wird, geht es darum, würdiges Leben im Alter durch wirtschaftliche Eigenständigkeit zu fördern und das Negativbild der "unproduktiven Alten" zu verändern. Nicht selten stehen ältere Menschen in Kuba nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben wirtschaftlich und sozial vor dem Nichts: die staatliche Mindestrente reicht nicht zum Überleben und familiäre Versorgungsnetze brechen weg. Eine große Herausforderung bestehe darin, so die Partnerorganisation Caritas Cuba (CC), das Negativbild von den „unproduktiven Alten“ zu verändern. CC bekämpft die wirtschaftliche Not der Generation 55+ mit Einkommen schaffenden Maßnahmen, versucht die Gefahr der Ausgrenzung durch die Stärkung sozialer Netze zu verringern und hinterfragt gängige Rollenbilder von Frauen und Alten durch Bildungsarbeit. Im aktuellen Projekt wird der landesweite Aufbau von 150 sogenannten "produktiven Gruppen" gefördert. Dabei handelt es sich meist um Änderungsschneidereien, Kunsthandwerk und Gemüsezucht. Dadurch erhalten ca. 700 ältere Menschen (davon 2/3 Frauen) die Möglichkeit, sich ein Existenzminimum zu erwirtschaften bzw. einen Beitrag zum Familieneinkommen zu leisten. Caritas Cubana wurde 1991 von der kubanischen Bischofskonferenz gegründet und ist bislang die einzige „echte“ Nichtregierungsorganisation in Kuba, da sie nicht von der Regierung/Partei kontrolliert wird. Ihr Auftrag lautet, „in Anerkennung der Würde jeder einzelnen Person das Risiko der Ausgrenzung minimieren“. Konkret bedeutet dies die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Familien, Alten, Handarbeitenverkauf ©Caritas Cubana/WGT Behinderten und HIV/Aidskranken sowie die Deutches Komitee e.V. Unterstützung von Opfern von Naturkatastrophen. Frauenförderung ist weniger Programm denn implizite Konsequenz der Realität: Frauen sind in den Zielgruppen und beim Personal bzw. den Freiwilligen in der Überzahl. Fördersumme für Österreich 21.000,-- Förderdauer: 2016 - 2017 -41- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Kuba, landesweit: Multiplikatorinnen-Schulung zu Gender Frauen sind seit der Kubanischen Revolution 1959 zwar rechtlich gleichgestellt, davon ist im Alltag jedoch wenig zu spüren. Während die berufliche Gleichstellung gesellschaftlich akzeptiert ist, sieht es im Privaten anders aus. Ungezügelte männliche Sexualität und verantwortungslose Vaterschaft wird hingenommen, Verhütung und familiäre Sorgearbeit obliegt der Frau. Auch die Folgen von konstanten Versorgungsengpässen, das Auseinanderbrechen der sozialen Netzwerke durch Migration, wachsende Defizite der sozialen Infrastruktur und die zunehmende Arbeitslosigkeit werden den Frauen aufgebürdet. Ebenfalls ist innerfamiliäre Gewalt bzw. Gewalt gegen Frauen ein Thema. Workshop © Caritas Cubana/WGT Deutsches Komitee e.V. Der Kubanische Kirchenrat (Consejo de Iglesias de Cuba Àrea Diaconía) sieht Gender deswegen als Querschnittaufgabe. 30 Promotorinnen setzen sich für die Förderung von Frauenrechten ein. Der Fokus liegt auf der persönlichen Selbstbestimmung, gesellschaftlicher Teilhabe und wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Indirekte Zielgruppen sind die Funktionsträger in den Mitgliedskirchen sowie die Bevölkerung in den jeweiligen Gemeinschaften. Im Rahmen des Projektes werden Fortbildungszyklen zu Genderperspektive und solidarischer Ökonomie bzw. Grundkenntnisse zum Aufbau von Kleinstbetrieben finanziert. Die Partnerorganisation der Kubanische Kirchenrat, ist ein Zusammenschluss protestantischer Kirchen und Bewegungen. 1977 gegründet, diente er als Plattform, um kirchliche Interessen mit dem damals noch verfassungsmäßig atheistischen Staat zu verhandeln. Im Zuge der schweren Wirtschaftskrise zu Beginn der 90er Jahre („Spezialperiode“) und den größeren Spielräumen, die Kirchen seit der Verfassungsänderung zugunsten eines laizistischen Staates haben, weitete CIC sein Aufgabenprofil aus und fördert seitdem in seinen Mitgliedskirchen Entwicklungsprojekte mit Fokus auf nachhaltige Energie, Ernährungssicherung, Gesundheit und Sozialarbeit. Fördersumme: 8.000,-- Förderdauer: 2016 …weitere aktuelle Projekte aus aller Welt Uganda: HIV/AIDS Prävention durch das „Treue Haus“ Projekt Derzeit sind rund 7 Prozent der Bevölkerung in Uganda mit HIV infiziert. Die Hälfte davon sind Frauen. Ein hoher Prozentsatz davon wurde innerhalb der Ehe infiziert. Gründe dafür sind die längere Abwesenheit einer der Lebenspartner durch die Arbeit oder unglückliches Zusammenleben. Frauen sind stärker von einer Infektion betroffen als Männer, da sie allgemein einen schlechteren sozialen Status haben und oft finanziell von ihrem Mann abhängig sowie von häuslicher Gewalt betroffen sind. Die Krankheit verschlechtert die Situation. Partnerorganisation ist die Kiyinda Mityana Diözese, sie versucht durch das „Treue Haus“ Projekt die Situation der Frauen zu verbessern. Es wird auf das Fundament einer dauerhaften -42- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba partnerschaftlichen Beziehung aufmerksam gemacht, dadurch soll die Familie gestärkt werden. Mittels Seminaren und Trainings wird Pärchen und jungen Erwachsenen, die sich auf die Hochzeit vorbereiten, die Bedeutung der Familie und die Verantwortung für andere vermittelt. Insgesamt sollen 120 Pärchen und 80 junge Erwachsene erreicht werden. Mit Seminaren, Gruppenformatierungen, HIV Beratung und Testung sowie Aktivitäten zur Gewinnung von Einkommen soll die Situation für Männer und Frauen verbessert werden. Behandelte Themen sind Alkoholismus, Gewalt, HIV/AIDS Prävention sowie nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken. 150 Familien werden mit 50 Bananenpflückern versorgt, 50 Familien erhalten Schweine oder Ziegen, deren Nachwuchs erhalten weitere Familien. Elternberatung © Kiyinda Mityana Diözese Auf der gemeindebasierten Ebene, sollen 12 Personen trainiert werden, die ihr Wissen in ihrer Gemeinde weitergeben und eine Vorbildfunktion einnehmen. Fördersumme: 20.000,-- Förderdauer: 2016 - 2017 Österreich: Freizeitbeschäftigung für unbegleitete, minderjährige Flüchtlingsmädchen Die WoGe 18 ist eine betreute Wohngruppe für 9 unbegleitete minderjährige Flüchtlingsmädchen in Hollabrunn, die in Zusammenarbeit mit der Jugendwohlfahrt Niederösterreich 2008 als Reaktion auf den dringenden Bedarf der Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Müttern geschaffen wurde. Als gemeinnütziger Verein stehen ihnen Flüchtlingsmädchen © WoGe 18 jedoch nur sehr beschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung, die zum Großteil in Aus- und Weiterbildung der Mädchen fließen. Deswegen finanziert der WGT Österreich Freizeitangebote. Dadurch lernen die Mädchen, dass sinnvolle Beschäftigung in der Freizeit ein guter Ausgleich ist und Möglichkeiten zum Stressabbau bietet. Durch die Kurse kommen sie in Kontakt mit anderen Frauen und Mädchen aus Hollabrunn. Sie lernen neue Leute kennen und verlieren dadurch nach und nach ihre Hemmungen. Fördersumme: 3.000,-- Förderdauer: 2016 Österreich: Gemeinsam in einem Boot – Integrationswoche in der Natur mit asylwerbenden und österreichischen Mädchen Dieses Projekt des Vereins ROOTS wurde bereits 2015 gefördert. Aufgrund der positiven Erfahrung und der derzeitigen Brisanz wird es 2016 erneut unterstützt. Jugendliche Flüchtlingsmädchen verbringen gemeinsam mit Wiener Schülerinnen Zeit in einem OutdoorCamp. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Tage „draußen“ macht sie zu Gefährtinnen. (siehe Bericht Seite 45) Fördersumme: 5.000,-- Förderdauer: 2016 -43- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Ecuador, Cuenca: Wege in die Selbstständigkeit Das Frauenhaus „Maria Amor“ in Cuenca bietet seit 2004 verschiedene Programme an, um Frauen einen Ausstieg aus der häuslichen Gewalt zu ermöglichen. Der Weltgebetstag der Frauen in Österreich hat das Projekt bereits in den Jahren 2011 bis 2012 gefördert und freut sich, dies in den kommenden Jahren wieder zu tun. In drei Kleinbetrieben (Wäscherei, Catering-Service und nun neu – ein kleines Café) erhalten die Frauen Frauen bei der Arbeit © Marion Burger eine berufliche Ausbildung und verdienen dort ihr erstes Geld. In fünf kleinen Wohnungen können Frauen und deren Kinder zeitlich begrenzt unterkommen. Fördersummer 35.000,-; Förderdauer 2015-2017 Indien, Rajpur,Gujarat - Ahmedabad: „Erreichen der Unerreichbaren“ – Trainingsprogramme für benachteiligte Frauen und Mädchen. In Zusammenarbeit mit örtlichen NGOs bietet der Schwesternorden der Dominikanerinnen Trainings- und Bildungsprogramme für Frauen im Bereich einkommensschaffende Maßnahmen, psychosoziale Hilfe und Rechtsberatung an. Fördersumme: 12.000,00; Förderdauer: 2015 2016 Frauen beim Nähkurs © St. Mary's Nursing Home Sierra Leone, Freetown/Newton: Bereitstellung von Nahrungsmittelsicherheit für die benachteiligte Bevölkerung mithilfe von Getreideanbau und Geflügelzucht Das langfristige Ziel dieses Projektes ist es, die Fähigkeit der Frauen zu stärken, wirtschaftlich leistungsfähig zu sein und gesellschaftlich die Abhängigkeit von ihren Männern zu verringern. Sie sollen befähigt werden, Führungsrollen zu übernehmen und an Entscheidungsprozessen in den Gemeinden teilzuhaben. Partnerorganisation ist Caritas Freetown. Fördersumme:20.000,00 Förderdauer 2015-2016 Frauen bei einem Workshop © Pater Konteh -44- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Syrien, Amude: Unterstützung zum Weiterbestehen des Frauenvereins Kolishina Inmitten der dramatischen Kriegs- und Versorgungssituation versucht der Verein Kolishina Frauen Zugang zu Bildung zu ermöglichen und sie handwerkliche und andere Fähigkeiten, die für die Ausübung eines Berufs nötig oder sinnvoll sind, in Form von Workshops beizubringen. Besuch von Mary Kreutzer vom Verein LeEZA im Frauenhaus © LeEZA Fördersummer 15.000,-; Förderdauer 2015-2016 Ägypten, Kairo: Schulbildung für Mädchen aus dem Slum Haggana WGT Österreich unterstützt das Projekt der Caritas Salzburg, bei dem die Privatschule der barmherzigen Schwestern rund 20 christlichen und muslimischen Mädchen im schulpflichtigen Alter aus dem Slum Haggana eine gute Schulausbildung bietet. Im Schulbus © Stefan Maier/Caritas Salzburg Fördersumme: 40.000,-; Förderdauer 2014-2016 Österreich: Freizeitgestaltung im Laura Gatner Haus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Das Laura Gatner Haus der Diakonie bietet 44 Wohnplätze für männliche Jugendliche. Neben den offensichtlich notwendigen Angeboten zur psychischen Unterstützung und zur Ausbildung, legt das Team auch großen Wert auf eine aktive, geplante und positive Freizeitgestaltung. Die Palette der Angebote durch die BetreuerInnen umfasst ein mehrmals wöchentlich stattfindendes Fußballtraining, aber auch Radausflüge, Theater- und Kinobesuche, Schwimmkurse und vieles mehr. Fördersumme: 1.000,-- Förderdauer: 2016 Projektbericht: Gemeinsam Zeit in der Natur verbringen als Methode zu Verständigung Outdoorwoche mit asylwerbenden und österreichischen Mädchen Beim Projekt „Gemeinsam in einem Boot“ verbrachten 4 unbegleitete minderjährige Flüchtlingsmädchen und 9 Schülerinnen der HBLA Herbststraße vom 20. bis 24. Juni eine Outdoorwoche im ROOTS Camp in Stögersbach in Niederösterreich. Foto ©Ursula Sova -45- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Ziel des Projekts war es, einen Raum zu schaffen, in dem junge Mädchen „mit Papieren“ und „ohne Papiere“ sich auf Augenhöhe begegnen und sie gegen Vorurteile zu immunisieren. Dem Camp-Aufenthalt ging der Workshop „Sensibilisierung im Umgang mit anderen Kulturen“ in der Klasse der teilnehmenden Schülerinnen voran. Eigentlich hätten 8 Flüchtlingsmädchen mitkommen sollen, vier haben jedoch kurzfristig abgesagt. Die Mädchen, die mitgekommen sind, stammen aus Afghanistan, Syrien, Nigeria und dem Iran. Theaterstücke wurden improvisiert © Ursula Sova Der gemeinsame Aufenthalt in der Natur, das gemeinsame Kochen, Arbeiten, Spielen und Reden ohne Ablenkung durch Computer, Zeitzwängen und anderen Einflüssen von außen, hatte positive Auswirkungen auf die teilnehmenden Personen. Vertrauen und Offenheit entstanden leicht und natürlich. Schon nach kurzer Zeit war das Eis gebrochen und Freundschaften entstanden. In Zusammenarbeit mit den Mädchen entstand während dem Camp-Aufenthalt auch ein Film, der in der HBLA Herbststraße sowie beim Südwind öffentlich präsentiert wird. Beim Geschirrspülen © Ursula Sova Das Projekt wurde zu einem Großteil aus den Spendengeldern des „Weltgebetstages der Frauen“ finanziert und mit Beiträgen der neun Schülerinnen, des Elternvereins der Schule, der Institutionen Caritas Wien und Projekt Caravan/Integrationshaus unterstützt. Südwind stellte eine Mitarbeiterin als Begleiterin zur Verfügung. Das Integrationsprojekt „Gemeinsam in einem Boot“ fand bereits das 5. Jahr statt. Es wurde von Jürgen Schneider und Ursula Sova entwickelt. Mehr Informationen auf: www.rootscamp.at/angebote/gemeinsam-ineinem-boot Gemeinsam Zeit in der Natur verbringen © Ursula Sova a Mag. Verena Bauer Fotos und weitere Infos zu den Projekten können jederzeit im Büro angefordert werden. -46- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Rückblick Weltgebetstag 2015 Der Weltgebetstag aus den Bahamas stand ganz im Zeichen der allumfassenden Liebe Jesu mit der bekannten Bibelstelle - der Fußwaschung (Joh.13,1-17) und der Aufforderung es ihm gleich zu tun. Mit dem von der Künstlerin Chantal Bethel gestalteten Titelbild – „blessed“ (gesegnet) und der Liturgie wollten die Bahamaischen Frauen allen rund um den Globus mitteilen, dass ihr Land vielfältig gesegnet ist und doch auch dunkle Schatten auf dieses Naturparadies fallen. Ein Teil dieses Schattens ist die hohe sexuelle und familiäre Gewalt gegen Frauen und Mädchen. In den rund 370 WGT-Gottesdiensten in Österreich (wie in den vergangenen Jahren, kreativ und vielfältig gestaltet) konnte man sich als „Beschenkte“ erfahren, um danach beizutragen, die dunklen Schatten im eigenen Umfeld, auf den Bahamas,…. aufzuhellen. Durch die Kollekte wurde wieder ein kräftiges Zeichen der Solidarität und des Teilens gesetzt. Sie betrug rund 174.000,00 Euro. Herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender. Maria Schachamayr Weltgebetstag 2015 in Zahlen: vorläufiger Stand September 2015 Eingänge Aufwendungen Die unentgeltliche umfangreiche Leistung von vielen MitarbeiterInnen ist ein wesentlicher Beitrag zur finanziellen Entlastung der Aufwendungen zugunsten der Projektfinanzierung. Ein herzliches DANKE, auch im Namen der Frauen, denen der WGT eine neue Lebensperspektive eröffnet hat. Die Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung GmbH PROGRESS prüft die jährliche Geschäftsgebarung des WGT und die ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder entsprechend den Kriterien des österreichischen Spendengütesiegels. -47- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Aus dem Vorstand Im Vorstand des WGT – Österreich gab es im Frühjahr 2015 einige Veränderungen. Die Stelle der Projektbetreuerin mit 10 Wochenstunden konnten wir seit März mit Mag.a Verena Bauer wieder besetzen. Wir wünschen ihr viel Freude für ihre Aufgabe und freuen uns auf gute Zusammenarbeit. An dieser Stelle möchte ich auch herzlich Dank sagen an Maria Schachamayr und Elisabeth Papauschek (ehrenamtlich) für ihre Projektarbeit während der Zeit, als die Stelle unbesetzt war. Im April schieden Ingrid Härle (röm. kath. Delegierte) und Gerda Mlady (Vertreterin der evang. H.B.-Kirche) auf eigenem Wunsch aus dem Vorstand aus. Wir danken Ihnen beiden sehr herzlich für ihr langes, ehrenamtliches Engagement im Vorstand und wissen sie weiterhin dem Weltgebetstag verbunden. Herzlich begrüßen wir Mag.a Regina Maria Pendl (röm. kath.) in unserer Mitte. Sie ist schon lange im WGT – Team in Tirol engagiert und wir hoffen, mit einer jungen Frau auf neuen Schwung und neue Ideen im Vorstand. Gleichzeitig hoffen wir aber auch, dass aus der evang. H.B. Kirche bald eine Nachfolgerin in den Vorstand kommt. In der Vorstandssitzung am 20.April 2015 wurden die Funktionsträgerinnen im Vorstand für die Periode 2015 – 2018 neu gewählt: Vorsitzende Brigitte Zinnburg, evang. A.B. Stellvertretende Vorsitzende Eva Lochmann, altkath. Eva-Maria Schaffer, röm. kath Finanzreferentin Elisabeth Papauschek, evang. method. Stellvertr. Finanzreferentin Monika Heitz, altkath. Schriftführerin Marianne Domby, evang. A.B. Stellvertr. Schriftführerin Eva Lochmann, altkath. Weitere Vorstandsfrauen Traude Ceyka, evang. H.B. Laura Fairburn, anglikanische Kirche Regina Maria Pendl, (röm.-kath.) Der Vorstand hat sich nach eingehender Information und Beratung durch Frau Dr. Messner-Wotschke (Wirtschaftsprüfung Steuerberatung GmbH) entschlossen, um die Erlangung der Spendenabsetzbarkeit anzusuchen. Dazu war eine Anpassung der Statuten, in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung notwendig Die Umformulierung wurde einstimmig angenommen. Die Einreichung an das Finanzamt und die Vereinsbehörde konnte erfolgen und seit Mai sind wir auf der Liste der spendenbegünstigten Organisationen und Einrichtungen des Finanzministeriums unter der Registrierungsnummer SO 2522 zu finden. Spenden an den WGT können bei genauer Angabe von Name und Adresse ab sofort geltend gemacht werden. Brigitte Zinnburg; Vorsitzende -48- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Zwei „NEUE“ stellen sich vor: Vorstandsfrau Regina Maria Pendl aus Tirol Ich lebe in Axams, in der Nähe von Innsbruck und wurde im Februar 46 Jahre alt. In Axams leite ich schon mehrere Jahre den WGT und seit heuer bin ich die Verantwortliche in der Diözese Innsbruck. Bernadette Fürhapter hat mich über den WGT in den Vorstand der Kfb geholt. Im Engagement für den WGT kann ich mehrere meiner Interessen leben. Frauenthemen, Flüchtlinge und ich interessiere mich sehr für andere Kulturen. Meinen kleinen Beitrag in dieser Welt leiste ich, indem ich mich sozial engagiere. Das tue ich vor allem aus der Kraft meines Glaubens, der für mich die Quelle meines Lebens ist. Menschen lernen bei der Feier des WGT ein Land aus der Sicht von Frauen kennen und die Mitfeiernden können dadurch ihren Horizont erweitern. Gemeinsam unterstützen wir mit der Kollekte Frauenprojekte und tragen damit zu einer Verbesserung ihrer Lebenssituation bei. Mein Leben ist geprägt von einem humanistischen Menschenbild und von der Überzeugung, dass wir alle Kinder Gottes sind. Glaube der sich nicht im konkreten Leben ereignet, ist leer und erreicht die Herzen der Menschen nicht. Deshalb gefällt mir der Leitgedanke des WGTinformiert beten – betend handeln. Ich freue mich, mich durch die Arbeit im Vorstand des WGT noch mehr einbringen zu können. a Mag. Regina Maria Pendl Projektkoordinatorin Verena Bauer, gebürtige Südtirolerin Liebe WGT-Frauen ich nutze das Arbeitsheft um mich vorzustellen. Ich bin seit März die neue Projektkoordinatorin und stehe somit jeden Dienstag und Donnerstag als Ansprechpartnerin für unsere ProjektpartnerInnen im In- und Ausland zur Verfügung. Als gebürtige Südtirolerin bin ich für mein Studium der Kultur- und Sozialanthropologie nach Wien gekommen. Schon damals hat mich speziell die Projektarbeit mit Frauen interessiert und ich freue mich sehr darüber, dass mir WGT Österreich die Möglichkeit bietet, in diesem Bereich zu arbeiten. Meine ersten praktischen Erfahrungen im Bereich Frauen in der Entwicklungszusammenarbeit sammelte ich in der Zentrale der deutschen Entwicklungsorganisation Gemeinsame Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Frankfurt am Main und in deren Außenstelle auf den Philippinen. In den Jahren 2012 und 2013 habe ich als Projektkoordinatorin der Radiosendung „Globale Dialoge“, einer entwicklungspolitischen Sendereihe mit Schwerpunkt Frauen auf Radio ORANGE 94.0, viele spannende und engagierte Frauen und deren Arbeit zur Verbesserung der Situation von Frauen kennengelernt. Dieses weitverzweigte Netzwerk werde ich für den WGT Österreich nutzen. Am Weltgebetstag gefällt mir vor allem der internationale Charakter. Er verbindet Frauen aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen Konfessionen mit dem Ziel, die Welt auf der wir leben ein bisschen zu verbessern. a Mag Verena Bauer -49- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba Pressetext Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf Kuba ist die größte Karibikinsel am Eingang des Golf von Mexiko und wird daher "der Schlüssel des Golfs" genannt. Mit dem subtropischen Meeresklima und den langen Sandstränden ist das Land ein Natur und Urlaubsparadies. Christoph Kolumbus, der 1492 auch hier an Land ging, schwärmte von dieser Insel. Kuba steht zur Zeit auch bei den Weltnachrichten öfter im Blickpunkt. Gesellschaftliche und politische Veränderungsprozesse haben begonnen. Zwischen dem offiziellen Diskurs von sozialer Gerechtigkeit und der Alltagsrealität klafft oft eine tiefe Lücke. Aus diesem Land kommt nun die Liturgie, mit dem Titel: "Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf", für den Weltgebetstag 2016, welches auf der Internationalen Konferenz der Weltgebetstagsbewegung schon 2012 ausgewählt wurde. Das kubanische WGT-Komitee stellt mit der Bibelstelle aus dem Markusevangelium (Mk10,13-16) die besondere Beziehung Jesu zu den Kindern (und im übertragenem Sinne wohl auch zu den in der Gesellschaftsstruktur am Rand bzw. unten Stehenden) und das Zusammenleben der Generationen in den Mittelpunkt. In der Gottesdienstordnung sind die Kinder eingebunden in ihre Familien und sozialen Gemeinschaften, die ihre Lebensperspektiven prägen. Frauen aller Generationen, zugleich Vertreterinnen verschiedener Landesteile eröffnen die Feier. Sie geben Einblicke in die Geschichte, Geographie, Kultur, den Alltag Kubas und thematisieren indirekt auch das schwierige Verhältnis zwischen Staat und Kirche in der jüngeren Geschichte. Jede Generation bringt einen symbolischen Gegenstand für ihre Lebensrealität mit. Die Überalterung der Gesellschaft, niedrige Geburtenraten und eine stetig anwachsende Emigration junger Kubanerinnen, führen dazu, dass soziale Netzwerke brüchig werden. Die kubanischen Weltgebetstagsfrauen berichten aber auch von den sozialpolitischen Errungenschaften der Revolution, nämlich einer allen zugänglichen kostenlosen Bildung und Gesundheitsversorgung. Wir erfahren, dass Kinder in Kuba geliebt und geschätzt werden und kein Kind arbeiten muss, um das Überleben der Familie zu sichern. Beten und feiern wir am ersten Freitag im März mit den kubanischen Frauen, wenn sie uns von ihrem Heimatland, ihren Sorgen und Hoffnungen erzählen. Maria Schachamayr Quelle: Infos und Liturgie - WGT Komitee Kuba Ihre Spende ist steuerlich absetzbar Ihre Spende für ein Projekt des Weltgebetstages ist ab sofort steuerlich absetzbar. Seit 22. Mai 2015 sind wir auf der Liste der spendenbegünstigten Organisationen und Einrichtungen des Finanzministeriums unter der Registrierungsnummer SO 2522 zu finden. Spenden können in einem Ausmaß von maximal 10 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte oder des steuerpflichtigen Gewinns des Vorjahres abgesetzt werden. Anonyme Spenden können nicht geltend gemacht werden, deshalb ist es wichtig bei den Einzahlungsbelegen (Dauerauftrag, Kontoabbuchung, Erlagschein, etc..) Name und Adresse genau anzugeben. Bei Barzahlungen am Weltgebetstag bitte in die vorgesehene Liste, Name, Adresse, Betrag und Unterschrift eintragen und versehen mit den Unterschriften der verantwortlichen WGTFrauen die Gesamtsumme extra überweisen. Danke -50- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba KOLLEKTENBESTÄTIGUNG(KB) 2016 (Original für Österreichisches Nationalkomitee) Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die Geschäftsstelle zu retournieren. Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei (unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen! Bitte an WGT Otto-Mauer-Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien, senden. Eingegangene Kollekte: EURO .......................................... Adresse der Gemeinde: Name:............................................................. Strasse: ......................................................... PLZ/Ort: ......................................................... Unterschrift 1: ............................................Unterschrift 2: …………………………… Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das ERSTE- Bank -Konto lautend auf Weltgebetstag der Frauen in Österreich. IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW Bi tte be a c hte n: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort der Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist! ............................................................................................................................. ............... K O L L E K T E N B E S T Ä T I G U N G (KB) 2 0 1 6 (Kopie für Ihre Unterlagen) Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die Geschäftsstelle zu retournieren. Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei (unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen! Bitte an WGT Otto-Mauer Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien senden. Eingegangene Kollekte: EURO .......................................... Adresse der Gemeinde: Name:…......................................................... Strasse: ......................................................... PLZ/Ort: ......................................................... Unterschrift 1: .........................................Unterschrift 2: …………………………… Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das ERSTE- Bank-Konto lautend auf Weltgebetstag der Frauen in Österreich. IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW Bi tte be a c hte n: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort der Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist! -51- WGT-Arbeitsheft 2016- Kuba -52-
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