Früh trat der Porsche 356 den Durchmarsch in den Klassiker

KAUFBERATUNG PORSCHE 356
Alltagstauglichkeit: Fast so gut wie die
eines Käfers – wenn man sich Alltag traut
Schrauberfreundlichkeit: eher einfache
Technik – aber wehe, es geht ans Blech…
Teileversorgung: insgesamt deutlich
lückenhaft – und stets teuer, teuer, teuer…
Blendend schön?
Früh trat der Porsche 356 den Durchmarsch in den Klassiker-Olymp
an. Unrestaurierte Exemplare sind daher kaum noch zu finden,
schlecht restaurierte umso mehr. Worauf es beim Kauf ankommt…
E
r ist eine Ikone des Automobilbaus
und gehörte bereits zu den begehrten Sammlerfahrzeugen, als
noch kaum eine Oldtimer-Szene
existierte: der Porsche 356. Und
wie man weiß, ist diese Faszination inzwischen zur Euphorie geworden. Doch eines
sollte man sich vor Augen führen: Selbst der
jüngste 356 ist inzwischen ein halbes Jahrhundert alt, die Fertigung endete im Frühling 1965. Gut 40 Jahre davon wird er bereits
gesammelt, weshalb auch viele schlechte Exemplare nicht mehr für ein paar Schlachtteile in der Presse gelandet sind. Mancher Bastler erlag der Versuchung, mit schneller Arbeit zu noch schnellerem Geld zu kommen.
Allzu oft kam Pfusch dabei heraus, der nun
obendrein noch Jahrzehnte hatte, so richtig
„nachzureifen“. Hier lauern Abgründe, die
356-Interessenten kennen sollten.
Die Karosserie des 1948 von Erwin Komenda und Ferry Porsche auf die Räder ge-
66
stellten 356 besteht aus einem praktisch
fahrfertigen Stahlblech-Kastenprofilrahmen,
überstülpt von der Karosserie, die vorn und
hinten auf Schottwänden verschweißt ist.
Daher gibt es in Front, Heck und Gürtellinie
sehr tiefliegende Bereiche, die beim fertigen
Auto nicht mehr zu erreichen sind. Dazu gesellen sich zahlreiche Hohlräume im Kastenrahmen, die ab Werk nicht einmal grundiert
wurden, außerdem gibt es im hinteren
Schwellerbereich aus Stabilitätsgründen
Überlappungen von vier Blechlagen – da ist
Rost programmiert. Im Karosseriewerk Reutter trugen Arbeiter den Bitumen-Unterbodenschutz mit dem Quast auf das metallisch
blanke Bodenblech auf, zum Schluss wurde
alles mit der Sprühpistole eingeölt – zu sehen auf Youtube in dem empfehlenswerten
Film „Made by Hand“, der den kompletten
Bau eines 356 dokumentiert.
Hier liegt auch der Grund für den späteren
Verfall: Damals gehörte es in einer ordentlichen Service-Tankstelle dazu, die Autos nach
Begriffserklärungen gibt‘s im
Technik-Lexikon
www.oldtimer-markt.de
/technik-lexikon
Die skulpturale Form des 356 A (großes Bild)
wurden bei den Serien B (oben ein Roadster)…
…und 356 C (hier als Cabrio) durch Zierrat und
US-Vorschriften (hochgesetzte Stoßstangen)
zunehmend verwässert
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DIE KAROSSERIE
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Bilder einer 356T6-Karosserie im Aufbau: Die
Außenhülle besteht allein bis zur Gürtellinie aus elf…
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Unter den Ecken findet sich
im Radhaus ein schwer zugänglicher Spalt. Hier gammelt’s zuerst
3
Peilen Sie über die Flanken!
Schlecht: Aufwerfungen wie hier
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6
Der Schweißfalz des Türschlossbleches liegt radhausseitig
im Spritzwasserbereich
Ein Schichtstärkenmesser ist Pflicht
beim 356-Kauf.
Hier zeigt er zwölf
Millimeter an…
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13
2
…Einzelteilen, die oft mitten im Sichtbereich
autogen verschweißt werden, wie Kotflügel und Brille
5
Auch die Front muss bei
spiegelndem Licht in allen
Blickwinkeln untersucht werden
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2
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6
3
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1
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9
9
8
Der Tankdeckelrahmen ist
punktverschweißt und liegt im
Spritzbereich des Vorderrads
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Sauer macht unlustig: typische Fraßspuren am Kofferraumboden im Bereich der Batterie
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An Schwellern und
Türunterkanten ist
eine intensive Suche
nach Spachtelmasse
unerlässlich
Ein gutes Zeichen: Finden
sich die letzten drei Ziffern der
Fahrgestellnummer auf den…
13
Diese Brille, wie
Porsche das
Frontblech nennt,
hat schon einige
Feindkontakte
erdulden müssen
…Hauben wieder, zeigt dies
zumindest, dass an dem Auto
noch vieles original ist. Ein…
10
14
…Drama stellen aber auch
„Fremdteile“ nicht dar – sofern sie
gut eingepasst wurden
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KAUFBERATUNG PORSCHE 356
UNTERBODEN
Solide, original erhaltene Türunterkante. US-Prestolith-Künstler
modellieren sogar den Falz nach
Hier ist Korrosion programmiert:
Das Schlossblech der Türfalle vom
Radhaus aus gesehen
Der Einstieg von unten:
Schweller und Schwellerblende
faulen gern um die Wette
Der originale Unterboden ist leicht
gewölbt, die Sicken sind eher
rundlich geformt
Unfallbedingte Verformungen
oder Gammel am Achsrohr sind
Grund zum Rückzug
Übergang zwischen vorderer
Schottwand und Schweller: aufgebrochener Bitumen, und die…
MOTOR UND ANTRIEB
…zwei waagerechten Sicken
fehlen auch. Gut möglich, dass es
dahinter so aussieht…
Die gelblichen Verfärbungen der Vergaser deuten auf ausgeschlagene
Drosselklappenwellen hin. Ölundichtigkeiten zeigt der Boxer von unten
Die Lagergasse hat Käfer-Dimensionen und
mag weder hohe noch niedrige Drehzahlen
Thema Matching Numbers: Ob es sich wirklich um das Originaltriebwerk handelt, lässt sich erst nach Demontage des Gebläsekastens feststellen.
Dann sieht man, ob die Nummern der Gehäusehälften mit der Motornummer auf dem (austauschbaren) Motordeckel übereinstimmen
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TECHNISCHE DATEN
MOTOR UND ANTRIEB
PORSCHE 356 A BIS C
MOTOR
Bauart
Bohrung x Hub
Flattert die Lenkung? Dann sind die
Bronzebuchsen der pflegeintensiven
Bundbolzenachse ausgeschlagen
Kostenfalle Bremstrommeln: Oft sind
sie über das Verschleißmaß hinaus
ausgedreht. Dann wird’s teuer…
Hubraum
A 1300: 74,5 x 74 mm; A 1600/B 1600/
C 1600: 82,5 x 74 mm
A 1300: 1290 ccm; A 1600/B 1600/
C 1600: 1582 ccm
PS bei U/min
A 1300: 44 bei 4200 (Super: 60 bei
5500); A 1600: 60 bei 4500 (Super: 75
bei 5000); B 1600: 60 bei 4500 (Super
75: 75 bei 5000; Super 90: 90 bei 5500);
C 1600 C: 75 bei 5200 (SC: 95 bei 5800)
Nm bei U/min
A 1300: 81 bei 2800 (Super: 88 bei 3600);
A 1600: 110 bei 2800 (Super: 117 bei
3700); B 1600: 110 bei 2800 (Super 75:
117 bei 3700; Super 90: 121 bei 4300); C
1600 C: 123 bei 3600 (SC: 124 bei 4200)
Antrieb
Einscheiben-Trockenkupplung;
Viergang-Schaltgetriebe (ab 1952
vollsynchronisiert); Hinterradantrieb
KAROSSERIE
Stimmen die eingeschlage­nen Produktionsdaten aller
vier Felgen überein? Dann
wurden mit dem Auto vermutlich
keine Rennen gefahren
Aufbau
Ganzstahl-Karosserie, mit StahlblechKastenrahmen verschweißt
LxBxH
A: 3950 x 1670 x 1310 mm;
B/C: 4010 x 1670 x 1330 (C: 1315) mm
Radstand
Leergewicht
der Wäsche auf der Bühne am Boden
mit „Schutzöl“ einzunebeln. Regelmäßig aufgetragen, verbindet sich das Öl
mit Straßenstaub zu einem öligen
Teig, der alle Falzen sicher verschließt.
Als die gute Dienstleistung in den
Sechzigern unbezahlbar wurde, blieb
das brüchig gewordene Bitumen ungeölt, der Unterboden verrottete. Dazu kam in Deutschland die maßlose
Verwendung von Streusalz im Winter.
Generell gilt jedoch: Es gibt keinen
Bereich des 356-Blechs, der nicht rosten kann. Allein die Außenhülle besteht bis auf Höhe der Scheibenrahmen aus elf Einzelteilen, die mit langen Nähten autogen verschweißt und
verzinnt wurden. Hier offenbart sich
eine Handwerkskunst, die heute nur
noch von ganz wenigen Fachleuten
beherrscht wird. Dadurch wirkt der
356 wie aus einem Guss, lediglich Türen und Klappen sind verschraubt,
wollen aber ebenfalls perfekt fluchten. Die Radläufe erhalten ihre Stabilität durch einst maschinell eingebördelte Drähte, wobei die Übergänge an
den Schweißnähten zur Schwellerblende kaum Spielraum für den Ausgleich lassen. Betrachten Sie die Dicke der vorderen Radläufe. Werden
sie auf Höhe der Türunterkante dicker
als rund sechs Millimeter, dann haben
Sie schon nicht mehr ein perfektes
Luftgekühlter Vierzylinderviertakt-Boxermotor; im Kopf hängende Ventile, von
untenliegender Nockenwelle über Stoßstangen und Kipphebel betätigt; vierfach
gelagerte Kurbelwelle; Zenith-Vergaser
Auto vor sich. Diese Übergänge sind
ein direkter Indikator für die Karosserie-Qualität: „Der erste Blick geht
immer über die Flächen. Die originalen Fluchten von Seitenteilen und
Türen konnten sich bei Porsche sehen lassen. Falls es hier hakt, wird es
immer sehr teuer, wenn man ein
erstklassiges Ergebnis anstrebt“, erklärt etwa Michael Knebel von Knebel-Classic in Empfingen bei Stuttgart (siehe Kasten Der Spezialist).
Und Gerd Breuer, Karosseriebaumeister aus Drolshagen, der schon
an vielen 356 gearbeitet hat, ergänzt: „Ein original erhaltener 356
offenbart Lackstärken zwischen 80
und 180 Mikrometer. Darunter befindet sich Zinn ab Werk zum Ausgleich. Stößt das Messgerät hingegen auf Spachtel, wird es sofort verdächtig.“ Womit auch klar ist: Ein
Magnet hilft wegen des üppig verarbeiteten Zinns nicht weiter, nur ein
professionelles Schichtstärkenmessgerät verschafft Klarheit.
Hapert’s an der Passform, muss
man auch immer von reparierten
Unfallschäden ausgehen. Die komplexe Form sorgt dafür, dass ein
Aufprall durch das ganze Blechkleid
schlagen kann. Hat der Reparateur
keine Richtbank mit maßhaltigen
Aufnahmen, zieht sich ein einziges
2100 mm
A: 730 (Speedster)/860 (Coupé)/880
(Cabrio) kg; B: 935 (Coupé)/970 (Cabrio)
kg; C: 935 (Coupé)/955 (Cabrio) kg
FAHRWERK
Vorderachse
Einzelradaufhängung an Kurbellenkern;
Drehstab-Federung; Teleskop-Stoßdämpfer; Querstabilisator (ab Ende 1954)
Hinterachse
Pendelachse; Längslenker; DrehstabFederung; Teleskop-Stoßdämpfer
Bremsen
Hydraulisches Einkreis-Bremssystem mit
Trommeln (C: Scheiben) rundum
DATEN & MESSWERTE
Verbrauch Ø
Vmax
Bauzeit
Stückzahl
A 1300: ca. 8 l/100 km; 1600er: ca. 9 (75
PS) bis 10 (90/95 PS) l/100 km
A 1300: 145/160 (Super) km/h; A 1600:
160/175 (Super) km/h; B: 160/175 (Super
75)/180 (Super 90) km/h; C: 175/185 (SC)
km/h
A: 1955-1959; B: 1959-1963; C: 1963-1965
A: 21.045; B: 30.963; C: 16.542
Fehlmaß durch das ganze Auto und
nichts stimmt mehr! Besonders perfide sind dabei Einschläge im Bereich
der Räder, die im Chassis die Führungsrohre der Torsionsstäbe oval
verformen können. Was das für die
Nadellagerung bedeutet, muss man
nicht näher ausführen.
Wie schon angedeutet, herrscht am
Unterboden Alarmstufe rostrot.
Schutzgasschweißungen sind immer
11
TEILE
hat allein die
Außenhaut der
Porsche-356Karosserie
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KAUFBERATUNG PORSCHE 356
INTERIEUR UND ELEKTRIK
Ersatzteilpreise
Porsche 356 A
Frontbrille
Frontscheibe
Heizbirne li./re.
Auspufftopf
Rep.-Satz Bundbolzenachse
Rep.-Satz Achsschenkelbolzen
3273 €
309 €
327 €
417 €
142 €
63 €
Classic Parts Peter Hofmann,
www.classic-parts.com, Tel. 0681/851550
Porsche 356 C
Bremssattel vo./hi. (im Tausch)
Bremsscheiben vorn (Satz)
Kupplung komplett
Kurbelwelle
Verteilerläufer/-kappe
209 €
89 €
645 €
2760 €
12/31 €
Die kleinen Haltebleche der Fronthaubendichtung finden sich nur an sehr originalen Autos
Das Verdeck ist ein echtes Kunstwerk, der
Austausch kostet schmerzhaft viel Geld
Mittelmotor GmbH, www.mittelmotor.de,
Tel. 0234/9351414
Weitere Anbieter finden Sie im Kleinanzeigenteil
Clubadressen
Porsche 356 Club Deutschland e.V.
Ralf Dobro, II.-Rote-Haag-Weg 7
D-52076 Aachen
Tel.: 0241/911052, Fax: /1570982
E-Mail: [email protected]
www.porsche-356-club-deutschland.de
Porsche 356 Interessengemeinschaft
Deutschland e.V.
Dr. Michael Immenkeppel, Breslauer Str. 96
D-50321 Brühl, Tel.: 02232/23609
E-Mail: [email protected]
www.porsche356ig.de
Patinierte, aber intakte
Originalbezüge sind inzwischen begehrter als
frisch bezogenes
Gestühl
Das umfangreichste Clubadressenverzeichnis
des deutschsprachigen Raums (über 1000
Eintragungen) finden Sie im Internet unter
www.oldtimer-markt.de
Wenn Sie einen bestimmten Club suchen und nicht
auf die Online-Version zugreifen können, hilft Ihnen
die Redaktion unter Tel.: 06131/992164 gern weiter.
ein Indiz für unsachgemäße Reparaturen,
außerdem haben nachgefertigte Bodenbleche ausgeprägte Sicken, wie es sie beim Original nicht gegeben hat. Im Vorderbau gilt
das Interesse der V-Strebe, mit der die unteren Achsrohre stabilisiert werden, außerdem
ist der Batterieboden im sauren Millieu des
Akkus naturgemäß gefährdet. Auch der Kofferraumboden gammelt gerne unter dem
Tank, weil sich dort Wasser stauen kann.
Zur Technik: Porsche hat in den 17 Produktionsjahren des 356 ebenso viele Motorvarianten verbaut, von 1100 bis 2000 Kubik,
in frühen Jahren teils mit rollengelagerten
Hirth-Kurbelwellen. Die exorbitant teuren
Carrera-Modelle sind dabei eine Geschichte
für sich und seien hier nur kurz angerissen.
Kürzlich wurden über 100.000 Euro für einen noch nicht überholten Original-Motor
bezahlt, der drehte und mechanisch funktionierte, jedoch die Verschleißgrenze überschritten hatte! Auf den Käufer kommt noch
eine hohe fünfstellige Summe für die Über-
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holung des komplexen Triebwerks mit den
vier obenliegenden, von Königswellen angetriebenen Nockenwellen und Doppelzündung zu. Diese Fuhrmann-Motoren, so benannt nach dem Konstrukteur, gibt es auch
als Nachbauten für knapp 150.000 Euro, deren Qualität ist jedoch umstritten.
Aber auch die normalen Stoßstangenmotoren von 40 bis 95 PS erfordern allein an
Teilen bei der Überholung zwischen 12.000
und 20.000 Euro, Verbesserungen wie ein
feingewuchteter Kurbeltrieb, ein Alu-Ölkühler und einen Hauptstrom-Ölfilter schon eingerechnet. Ein solcherart vom Spezialisten
aufgebautes und sinnig mit mittleren Drehzahlen gefahrenes Triebwerk hält dann aber
auch gut 100.000 Kilometer.
Wichtigste Frage beim Getriebe: Ist es keine umgebastelte, unterdimensionierte Käfer-Schaltbox, sondern ein originales Porsche-Teil? Bei letzterem kann die Überholung bis zu 5000 Euro kosten, wobei allein
das große Tellerrad des Differentials mit
über 2000 Euro zu Buche schlägt.
Teuer sind auch andere Verschleißteile. Bis
1963 wurden Trommelbremsen verbaut. Oft
wurden diese gerippten Leichtmetall-Trommeln mit eingeschrumpftem Gusseisenring
von Sparfüchsen bis über die Verschleißgrenze ausgedreht. Ist die komplette Bremsanlage samt Zylindern und Belägen fällig, ist
man schnell mit weit über 6000 Euro dabei
– allein eine überholte Trommel mit neu eingeschrumpftem Ring schlägt mit rund 1500
Euro zu Buche. Für die Modelle bis zum 356
A von 1959 ist Ersatz dabei schwierig zu bekommen.
Zu erwähnen ist auch die Lenkung. Bis August 1957 wurde das Spindellenkgetriebe
des VW verbaut, kein Problem also. Dann jedoch folgte eine präzisere Schneckenlenkung, die inzwischen, falls man überhaupt
Ersatz bekommt, locker drei Riesen verschlingt.
Interieur und Elektrik geben keine Rätsel auf. Patiniertes Leder ist für viele Enthusiasten inzwischen erste Wahl. Sind die Sitze
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CLASSIC-DATA-MARKTWERT
TYP
Patina oder Sanierungsfall? Diese Frage zieht
sich wie ein roter Faden durch den 356-Kauf
356 A 1300
356 A 1300
356 A 1300 S
356 A 1300 S
356 A 1600
356 A 1600
356 A 1600 Speedster
356 A 1600 S
356 A 1600 S
356 A 1600 S Speedster
356 A 1600 S Speedster
356 B 1600
356 B 1600
356 B 1600
356 B 1600 Super 75
356 B 1600 Super 75
356 B 1600 Super 75
356 B 1600 Super 90
356 B 1600 Super 90
356 B 1600 Super 90
356 C 1600 C
356 C 1600 C
356 C 1600 SC
356 C 1600 SC
BAUJAHR
NOTE 1
NOTE 2
NOTE 3
NOTE 4
NOTE 5
1955-1957
1955-1957
1955-1957
1955-1957
1955-1959
1955-1959
1955-1958
1955-1959
1955-1959
1955-1958
1958-1959
1960-1963
1960-1963
1960-1961
1960-1963
1960-1963
1960-1961
1960-1963
1960-1963
1960-1961
1963-1965
1963-1965
1963-1965
1963-1965
103.000 €
150.000 €
105.000 €
155.000 €
107.000 €
158.000 €
235.000 €
110.000 €
158.000 €
245.000 €
187.000 €
74.500 €
148.000 €
185.000 €
78.000 €
155.000 €
195.000 €
94.000 €
160.000 €
200.000 €
83.500 €
147.000 €
105.000 €
150.000 €
72.000 €
114.000 €
75.000 €
117.000 €
76.000 €
123.000 €
190.000 €
79.000 €
123.000 €
200.000 €
155.000 €
51.300 €
111.500 €
149.000 €
54.500 €
120.000 €
155.000 €
68.500 €
125.000 €
160.000 €
63.000 €
110.000 €
74.500 €
120.000 €
48.000 €
78.000 €
49.000 €
80.000 €
51.000 €
84.000 €
145.000 €
52.500 €
85.000 €
155.000 €
123.000 €
36.700 €
79.000 €
105.000 €
37.500 €
88.000 €
110.000 €
46.300 €
90.000 €
100.000 €
38.000 €
80.000 €
51.300 €
87.500 €
20.400 €
38.000 €
21.200 €
38.600 €
22.200 €
40.000 €
84.000 €
23.000 €
40.000 €
89.000 €
64.000 €
16.400 €
36.800 €
48.200 €
16.500 €
40.200 €
49.000 €
19.000 €
41.400 €
50.000 €
20.100 €
36.800 €
22.800 €
40.200 €
12.400 €
–
12.800 €
–
13.400 €
–
–
13.900 €
–
–
–
7.400 €
–
–
8.400 €
–
–
10.500 €
–
–
7.600 €
–
11.200 €
–
N NEUPREIS
11.400 DM
13.400 DM
13.500 DM
15.500 DM
12.700 DM
13.900 DM
11.900 DM
13.800 DM
15.000 DM
13.000 DM
12.650 DM
12.700 DM
13.900 DM
12.650 DM
13.500 DM
14.700 DM
13.450 DM
14.500 DM
15.700 DM
14.450 DM
14.950 DM
15.950 DM
16.450 DM
17.450 DM
DER SPEZIALIST
Frühkindliche Prägung
Kostenfalle Vor-A: Allein das kleine rechteckige Glas schlägt mit 1000 Euro zu Buche – ohne
Rahmen, wohlgemerkt!
verbraucht, wird es teuer, ohne dass die eleganten Oberflächen originalen Mobiliars reproduzierbar wären; damalige Gerbprozesse
sind heute aus Umweltschutzgründen verboten. Kommen verschlissene Teppiche,
Dachhimmel, Tür- und Armaturenbrettverkleidungen hinzu, muss man noch ein paar
dicke Scheine obendrauf legen.
Fazit: Dass Porsche fahren kein billiges
Vergnügen ist, klingt wie eine Binsenweisheit. Weniger offensichtlich: Die beeindruckenden Marktwerte der 356 werden von
den Kosten einer substanziellen Restaurierung jedoch stets deutlich überschritten –
vor allem dann, wenn diese ungewollt notwendig wird, weil der Käufer auf einen Blender reingefallen ist.
Besonders heikel sind frühe Autos aus der
Kleinserie, also mit geteilter oder geknickter
Frontscheibe von vor 1955. Sie wurden per
Handarbeit zusammengefügt, wobei allein
die auf Holzformen getriebene Karosserie
rund 500 Stunden verschlang. Hier gibt es
Die Markenfixierung ist Vaters Porsche-Zentrum gedankt. Dass es Michael Knebel (49) dann aber mehr
zu 356 als röhrenden 911 hinzog, verwundert. Doch
der Betriebswirt hat eine plausible Erklärung: „Neben der Form ist es das entspannte und dennoch intensive Fahrgefühl, das mich begeistert.“ So sehr,
dass er einen eigenen, auf frühe Porsche spezialisierten Betrieb gründete: Knebel Classic (72186 Empfingen, Tel. 07485/9995969, www.knebel-classic.de).
Fallstricke, die man nur mit einem absoluten
Fachmann ausmachen kann. Sind alle Anbauteile original? Passen Motor und Getriebe? Wer den Getriebehals tauschte, konnte
auch prima ein günstiges Ersatzteil vom Käfer unterbringen. Oder die Felgen: Frühe 356
fuhren auf 16 Zoll und wurden später fast alle auf 15 Zoll umgerüstet, weil es keine Reifen mehr gab. Hier wird es richtig teuer,
wenn man es original haben will. Fehlen Anbauteile wie die rechteckigen Rücklichtgläser aus Glas, kann man schon mal 2500 Euro beiseite legen. All das macht den Urtyp
bereits zur saftigen Kostenfalle, bevor die
üblichen Korrosionsprobleme auftauchen.
Deshalb rät Michael Knebel eindringlich:
„Nehmen Sie sich auf jeden Fall einen Fachmann mit oder gehen Sie zu einem renommierten Händler. Und ganz besonders gilt
bei diesen Modellen: Das bessere Auto ist
immer der bessere Kauf!“
Diese Ratschläge lassen sich auch getrost
auf die „Großserien“-356 A bis C übertragen.
Echte, unverbastelte Restaurierungsobjekte
gibt es praktisch nicht mehr, und gute Fahrzeuge im unberührten Zustand sind extrem
selten und entsprechend teuer. Dazwischen
befindet sich die riesige Grauzone irgendwann mal „gemachter“ Autos, bei deren Beurteilung es eines geschulten Auges, fundierter Kenntnisse des Karosseriebaus und
professioneller Messgeräte bedarf.
Wer dann allerdings sein gutes Auto gefunden hat, begreift schnell den alten Porsche-Werbespruch vom „Fahren in seiner
schönsten Form“. Michael Knebel: „Ich hatte
einen Kunden mit einem 450 PS starken
Neunelfer, der auf der Suche nach dem Ursprung der Faszination war. Wir schickten
ihn mit einem technisch perfekten 60-PSModell auf die Schwäbische Alb. Nach der
Rückkehr war er dem Coupé völlig erlegen,
so sehr hatte ihn der Charakter des unverfälschten Sportwagens beeindruckt!“
TEXT Achim Gandras
FOTOS Achim Gandras/Archiv
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OLDTIMER MARKT 1/2016
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11.12.2015 17:46:32