From Ship to Chip
Quartier »channel hamburg, Harburger Binnenhafen«
Wettbewerb »Lebensqualität
Der von Kanälen und Hafenbecken durchzogene
in Quartieren«
Harburger Binnenhafen liegt im Süden der Hansestadt
Typus flexibler Planung. Bis 1995 wurde unter Beteili-
Der DIFA-AWARD 2006 unter-
Hamburg zwischen dem Stadtkern des Bezirks Ham-
gung aller relevanten Akteure aus Bevölkerung, Wirt-
sucht die Lebensqualität in
Deshalb entschloss sich der Bezirk zu einem neuen
Quartieren nach architektoni-
burg-Harburg mit 200.000 Einwohnern und dem Sü-
schaft und Verwaltung ein Rahmenkonzept erarbeitet.
schen, städtebaulichen und
derelbufer. Der Hafen ist durch eine Schleuse von der
Seither erfolgt eine bedarfsgerechte, stufenweise Um-
sozialen Aspekten. Dabei geht
Elbe zu erreichen, daher tidefrei und sturmflutsicher.
setzung für Teilflächen, aber auch die parallele Reali-
»Channel Hamburg« ist der erste Abschnitt des insge-
sierung wegweisender Projekte. Im Rahmen des EU-
wirken von öffentlicher Hand
samt 115 ha großen Quartiers, das mit umfangreichen
geförderten Projektes VISP (Vitalizing City Centers
und Privatwirtschaft sowie das
Revitalisierungen die Erfolgsgeschichte begründet.
through Integrated Spatial Planning) gibt es eine in-
es um die Nutzungsmischung
des Quartiers, das Zusammen-
Mitwirken der Quartiersnutzer
an der Gestaltung ihres Stadtviertels und die kulturelle und
soziale Vielfalt im Quartier.
Bedarfsgerechte städtebauliche Planungen, kreative
tensive Bürgerbeteiligung. Wie Befragungen zeigen,
Investoren und eine Technische Universität, die keine
wurde durch die behutsame Umstrukturierung eine
Berührungsängste vor der Wirtschaft kennt: Das sind
hohe Zufriedenheit und Identifikation mit dem Quartier
die Bausteine, auf denen der Erfolg des Harburger
erreicht. Das verdeutlichen auch die guten Besucher-
Binnenhafens basiert. Anfang der 90er Jahre noch
zahlen bei Veranstaltungen wie dem »Harburger Hafen-
eine marode Industriebrache, arbeiten heute in dem
fest« oder »After-Work-Partys« und eine privat initiierte,
Quartier rund 5000 Männer und Frauen aus vielen
engagierte Kulturszene rund um die »KulturWerkstatt«
Nationen. Zwischen renovierten Speichern und Fabri-
in der Harburger Schloßstraße.
ken aus dem 19. Jahrhundert stehen nun moderne
Bürogebäude und in der Mittagspause sitzen an den
Vom Schloss zum Industrierevier
Kanälen IT-Fachkräfte genauso wie Schiffbau-Lehrlinge
Die aktuelle Konversion ist nicht die erste Umwälzung
und Freizeitkapitäne.
in der Geschichte des Standorts. Bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts war er die lebendige Keimzelle der
Flexible städtebauliche Steuerung
ehemals selbstständigen Stadt Harburg – Reste eines
Die ungewöhnlichen Nachbarschaften sind Teil des
Schlosses zeugen noch heute davon. Mit der aufkom-
Konzeptes, mit dem das einst abgeschottete Hafen-
menden Industrialisierung wurde das Gebiet radikal
gebiet zwischen Süderelbe und Harburger Innenstadt
überformt und erhielt seine von Kanälen und Hafen-
in ein lebendiges Viertel verwandelt wurde. Leitbild
becken geprägte Gestalt, die bis heute im Wesentli-
der Städteplaner war ein »Mischgebiet neuen Typs«,
chen erhalten ist. Über hundert Jahre war der Binnen-
ein verträgliches Miteinander von Gewerbe-, Freizeit-
hafen das Herz einer auf Öl und Gummi basierenden
und Wohnnutzung. Dabei sollte nicht nur möglichst
Großindustrie. Der wirtschaftliche Strukturwandel seit
viel der historischen Bausubstanz erhalten werden,
den 70 er Jahren des 20. Jahrhunderts traf Harburg
sondern auch bestehende Nutzungen wie Werften,
besonders hart. Mehr und mehr Betriebe schlossen
Gewerbebetriebe und eine Kaffeerösterei im Quartier
ihre Tore und Teile des Hafengebietes verödeten –
gehalten werden.
eine neue Vision musste her.
DIFA-AWARD 2006 »Quartier mit der höchsten Lebensqualität« SHIP TO CHIP – Quartier »channel hamburg, Binnenhafen
Harburg«
Eingereicht durch Bezirksamt Hamburg-Harburg und channel hamburg e. V., www.channel-hamburg.de
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Investoren
Aurelius Immobilien AG
aurelis Management GmbH
HC Hagemann Construction Group
VALVO Immobilien M. Vogler
Beteiligte Architekten
Akyol Gullotta Kamps
architect-vsm
von Bassewitz Limbrock Partner
Braun & Partner Architekten
Frenzel und Frenzel
Isenberg
Lindschulte & Partner
André Poitiers
Raumwerk Architekten
Schäfer Agather Scheel
Schweger & Partner
Günther Stein
Martin Streb
Prof. Bernhard Winking
Standort mit Herz und Verstand
Netzwerke als innovative Kraft
Als Initialzündung für eine nachhaltige und zukunfts-
Denn im Binnenhafen wird Zusammenarbeit im Sinne
weisende Neuausrichtung des Binnenhafens gründete
von Public Private Partnership groß geschrieben. Wer
Hamburg Anfang der 80er Jahre in einem ehemaligen
hier arbeitet, baut oder investiert, fühlt sich als Teil
Industriegebäude in der Harburger Schloßstraße die
einer eingeschworenen Gemeinschaft. Dadurch wird
Technische Universität Hamburg-Harburg ( TUHH ).
vieles möglich, was anderswo undenkbar wäre: Zum
1990 und 1992 entstanden als ergänzende wirtschafts-
Beispiel, dass Investoren ihre Mieter untereinander
politische Impulse in unmittelbarer Nachbarschaft das
»verschieben«, um bedarfsgerecht Raum für neue
städtische Unternehmen MAZ Mikroelektronik-Anwen-
Firmen zu schaffen. Um die verschiedenen Standort-
dungszentrum und die TUHH-Tochter TuTech Inno-
marketing-Aktivitäten im Binnenhafen zu bündeln,
vation GmbH. Das neue MAZ-Gebäude setzt mit seiner
wurde im Jahr 2000 der Verein »channel hamburg«
zeitgemäßen Architektur neue Maßstäbe und fügt sich
ins Leben gerufen. Charakteristisch ist auch das Mitein-
unkonventionell in die vorhandene Baustruktur ein.
ander unterschiedlichster Nutzergruppen und sozialer
MAZ und TuTech haben das Ziel, die Chip-Branche im
Gruppen. So springt der gemeinnützige Beschäfti-
Norden voranzutreiben, neue Arbeitsplätze zu schaffen
gungsträger und Werftbetreiber »Jugend in Arbeit«
und Hamburg als Wirtschafts- und Wissenschaftsstand-
auch schon mal ein, um bei einem Kunstprojekt zu
ort zu stärken. Heute managen TuTech und Hamburg
helfen oder schippert potentielle neue Mieter mit der
Innovation GmbH im Verbund mit allen Hamburger
Barkasse durch den Hafen.
Hochschulen im MAZ-Gebäude den gesamten Wissenstransfer für die Metropolregion Hamburg.
Netzwerke, Institutionen
und Projekte
Begleitgruppe Harburger Binnenhafen
channel hamburg e. V.
Jugend in Arbeit e. V.
KulturWerkstatt Harburg
Technische Universität Hamburg
Harburg
TuTech Innovation GmbH &
Hamburg Innovation GmbH
EU-Projekt VISP: Vitalizing City
Centres through Integrated
Spatial Planning
Wachstumsinitiative Süderelbe
Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden
Die Synergie zwischen Wissenschaft und Wirtschaft
Markante Gebäude und mutige Investoren
Das Bild des Binnenhafens ist geprägt durch die Kon-
wirkt als Magnet: Längst haben auch Wirtschaftsgrö-
traste zwischen restaurierten traditionellen Hafenge-
ßen wie T-Mobile, Siemens, Bureau Veritas oder der
bäuden und neuer Architektur. Sichtbare architektoni-
Heinrich Bauer Verlag die Vorzüge des Hafens erkannt.
sche Brüche wurden bewusst nicht nivelliert, um die
Dank seiner Nähe zum Airbus-Werk in Finkenwerder
Heterogenität und den rauen Charme des Hafenge-
und guter Infrastruktur wurde das Quartier seit dem
biets zu erhalten. Vielmehr ist eine gewisse städte-
Jahr 2005 zum Hauptstandort für alle strategischen
bauliche »Unordnung« als identitätsstiftend erwünscht.
Supplier von Airbus. Technologieorientierte Unterneh-
Auch auf normierte Gestaltungsvorschriften und de-
mensgründer finden im Binnenhafen ein förderndes
taillierte Bebauungspläne wurde verzichtet. Der erste
Netzwerk für die Startphase.
Bauabschnitt des Binnenhafens, der »channel ham-
Mit dem Prädikat »Hamburgs interessantester HighTech-Standort« trägt das Quartier zu einer enormen
burg«, präsentiert sich heute als Arbeitsort neuen Typs
mit flexiblen Büroeinheiten und hoher architektoni-
Image-Verbesserung des Bezirks Hamburg-Harburg bei. scher Qualität. Markante Orientierungspunkte und
Unternehmen finden im Binnenhafen eine kreative
weithin sichtbare Wahrzeichen des Quartiers sind der
Atmosphäre, Hafenflair, attraktive Architektur bei gün- Veritas-Kaispeicher, der Silo-Turm und der Channelstigen Mieten, gute Verkehrsanbindungen, eine viel-
Tower, mit 75 Metern das höchste Gebäude im Hafen.
fältige Gastronomie, kurze Wege in die Innenstadt –
Aktuell entstehen am Kaufhauskanal drei neue Büro-
und eine gute Nachbarschaft.
bauten: Gebaut wird im Rekordtempo, denn die
Nachfrage für Büroflächen übersteigt das Angebot.
FROM SHIP TO CHIP – Quartier »channel hamburg, Binnenhafen Harburg«
DIFA-AWARD 2006 »Lebensqualität in Quartieren«
Eingereicht durch Bezirksamt Hamburg-Harburg und channel hamburg e. V., www.channel-hamburg.de
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Sitz von Unternehmen und
Institutionen mit folgenden
Fachkompetenzen
Bio- und Umwelttechnologie
Dienstleistungen
Elektro- und Meßtechnik
Fachanwälte
Finanzdienstleistungen
Forschung
Gastronomie
Hafenbetriebe, Werften
Immobilienwirtschaft
Industrieautomation
Industrie und Gewerbe
Kultur
Life Sciences
Logistik
Luft- und Raumfahrttechnik
Mikroelektronik und
Mikrosystemtechnik
Photonics
SW-/HW-Entwicklung
Segelclubs
Technologietransfer
TIMES-Märkte (Telekommunikation, Informationstechnologie
Multimedia, E-Business, Security)
Unternehmensberatung
Wirtschaftsprüfer
Venture Capital
Verfahrens- & Werkstofftechnik
Verlagswesen
Weiterbildung
Werbe- & PR-Agenturen
im Web
www.channel-hamburg.de
www.channel-tower.de
www.chinatower.de
www.das-silo.de
www.das-fleethaus.de
www.kaispeicher-harburg.de
www.vispnet.org
Ein Hafen zum Wohlfühlen
lung, dem Harburger Kunstverein oder Aktivitäten der
Zur Attraktivität des Quartiers trägt besonders der all-
Musikszene wie dem »Consortium« oder der Neueröff-
gegenwärtige Bezug zum Wasser bei. Der Hafen ist
nung des Jazzclubs »Stellwerk« schärfen. Damit wird
Liegeplatz zahlreicher Segelyachten, Hausboote sowie
Harburg zunehmend nicht nur für Besucher aus ande-
Museumsschiffe und auch traditionelle Dreimaster ma-
ren Stadtteilen Hamburgs sondern auch für auswärtige
chen regelmäßig fest. Alle großen Channel-Gebäude
Gäste attraktiv. 2007 kommt eine weitere Attraktion
haben einen eigenen Anleger. Die Zugänglichkeit der
dazu: Auf der Brache des alten Güterbahnhofes will
Kaikanten ist ein wichtiges Prinzip bei laufenden und
die Theaterproduktionsfirma »Historia Hanseatica« ein
zukünftigen Planungen. Entlang der Hafenbecken und
neues Erlebnistheater errichten. Das erste Theater-
Kanäle sollen in den kommenden Jahren Promenaden
projekt »Störtebeker« soll jeden Abend 1500 Besucher
und Stadtplätze entstehen.
anlocken.
Entlang des westlichen Bahnhofkanals finden Angestellte und Besucher bereits jetzt einen öffentlichen Be-
Wohnen am Kanal
gegnungsraum mit schwimmenden »Strand-Pontons«,
Der Imagewandel und die neuen Arbeitsplätze führen
Restaurants, Strandkörben und grünen Höfen. Wer
zu einer steigenden Nachfrage nach Wohnungen im
mag, kann seinen Feierabend im Beach-Club beginnen
Bezirk. Deshalb sollen im Binnenhafen auch zwei Ge-
oder angeln gehen. Neben den zahlreichen gastrono-
biete fürs Wohnen erschlossen werden. In einem ersten
mischen Angeboten etablieren sich im Binnenhafen
Schritt sind am Kaufhauskanal Stadthäuser mit rund
seit kurzem auch jobnahe Dienstleistungen: So hat sich
100 Wohnungen geplant. Der zweite Wohnstandort ist
in einem der alten Fachwerkhäuser in der Schloßstraße
die derzeit noch industriell geprägte Schlossinsel. Dort
ein Friseur niedergelassen, die Haspa eröffnete eine
sollen rund 200 Wohnungen in Stadthäusern, Ge-
Filiale und für schnelle Besorgungen gibt es mehrere
schosswohnungsbau und Kranhäusern entstehen. Das
Kioske. Eine Sportbootschule wurde eröffnet und ein
Konzept beruht auf dem Siegerentwurf eines Ideen-
Yachtzentrum entwickelt sich, das mit seinen Angebo-
wettbewerbs 2005 und lehnt sich an die historische
ten einen Rundum-Service für Boot und Skipper bietet.
Zitadellenform an. Auch nach der Umgestaltung sollen
beide Werften auf der Schlossinsel erhalten bleiben.
Positive Effekte für Kulturlandschaft
und Innenstadt
Die Schlossinsel: Keimzelle und Zukunft
Auch die Innenstadt beginnt von der Entwicklung im
Noch bevor auf der Schlossinsel wieder gewohnt wird,
Binnenhafen zu profitieren. In den vergangenen Jahren soll das alte Schloss als Keimzelle Harburgs für die
eröffneten zwei neue Shopping-Malls, die Harburg-
Identität des Bezirks künftig wieder eine tragende Rol-
Arcaden und der Phoenix-Center. Ein Nobel-Fitness-
le spielen. Der noch erhaltene Flügel des Schlosses
studio startete eine Dependance in Nachbarschaft des
wird restauriert, um einen Anbau ergänzt und durch
Channels. Durch die neuen Angebote lockt Harburg
einen großzügigen Platz aufgewertet. Neue Blickach-
wiederum auch mehr Besucher aus dem nieder-
sen von der Insel auf den umgebenden Hafen sollen
sächsischen Umland an und kann seine Bedeutung
das Schloss zudem aus seiner jetzigen Unsichtbarkeit
als Oberzentrum stärken.
herausholen. Der Harburger Binnenhafen mit der
Durch die soziokulturellen Veränderungen und eine
Schlossinsel ist Teilgebiet des neuen Hamburger Leit-
neue »Weltläufigkeit« konnte sich auch das kulturelle
bildes »Sprung über die Elbe – Wachsende Stadt« und
Profil des Bezirks mit der »Falckenberg«-Kunstsamm-
gehört zur geplanten Internationalen Bauausstellung
2013 ( IBA ).
FROM SHIP TO CHIP – Quartier »channel hamburg, Binnenhafen Harburg«
DIFA-AWARD 2006 »Lebensqualität in Quartieren«
Eingereicht durch Bezirksamt Hamburg-Harburg und channel hamburg e. V., www.channel-hamburg.de
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