Obwalden Montag, 17. August 2015 / Nr. 187 Nidwalden NEUE LUZERNER ZEITUNG NEUE ZUGER ZEITUNG NEUE NIDWALDNER ZEITUNG NEUE OBWALDNER ZEITUNG NEUE URNER ZEITUNG 11 BOTE DER URSCHWEIZ Sein Bass begleitet ihn sogar am See OBWALDEN Seit 13 Jahren lebt Roman Britschgi in Wien als Musiker und Künstler. Verschiedene Aufträge – so etwa am Gästival – führen ihn aber immer wieder in die Heimat. eigensinnige Jazz-Interpretation des Lieds «Dr Schacher Seppli» stiess auf grossen Anklang. So ergab ein Wort das andere – bis Britschgi den Auftrag erhielt, als künstlerischer Leiter den Obwaldner Auftritt (Carte blanche) auf der Gästival-Seerose zu konzipieren. Drei Auftritte auf der Seerose haben sie bereits hinter sich (Luzern, Stansstad, Brunnen). Morgen folgt die Aufführung in Alpnachstad und am 12. September in Flüelen (siehe Hinweis). «Die bis- ADRIAN VENETZ [email protected] Um von Wien nach Wilen zu gelangen, braucht es zumindest aus sprachlicher Sicht nur den Buchstaben «L» in der Mitte. Ist man aber mit dem Zug unterwegs, dauert die Reise rund zehn Stunden, schneller gehts mit dem Flugzeug. Roman Britschgi (35), aufgewachsen in Wilen, kennt die verschiedenen Reisemöglichkeiten bestens. Meist ist er nicht allein unterwegs, sondern hat sein Musikinstrument dabei. Und dieses Instrument – ein Kontrabass – braucht mehr Platz als sein Besitzer. Britschgi arbeitet in Wien als freischaffender Künstler und Musiker. Verschiedene Aufträge in der Schweiz sowie Familie und Freunde führen ihn aber regelmässig zurück nach Obwalden. Seine musikalische Arbeit konzentriert sich seit 2011 auf das Trio Klok – eine Band mit Lubomir Gospodinov und Jörg Reissner. Hierzulande ein Begriff sind die Musiker unter dem Namen «Kombinat Alpenrösli» – quasi ein «Unterprojekt» des Trios Klok. Die sechs Musiker des Kombinats Alpenrösli traten beispielsweise an der 1.-August-Feier im Sarner Seefeld auf. «Ich käme gerne wieder in die Schweiz zurück.» ROMAN BRITSCHGI, K Ü N ST L E R U N D M U S I K E R herigen Rückmeldungen sind sehr positiv», sagt Britschgi zum Musik-TheaterSpektakel mit dem skurrilen Titel «Der ewige Hund am Ball der Bärtigen». Vom Funk zu Balkanklängen Künstlerischer Leiter auf Seerose Aufmerksam geworden auf den «ExilWiener» Roman Britschgi sind die hiesigen Kulturleute allerdings bereits vor gut einem Jahr in Giswil. «Damals spielte ich mit bulgarischen Zwillingen in der ‹Krone›», erinnert sich Britschgi. Ihre Roman Britschgi mit seinem Kontrabass in Wilen am Sarnersee. Bild Corinne Glanzmann Obwohl sich Roman Britschgi derzeit fast ausschliesslich der Musik widmet, war es die bildende Kunst, die ihn nach Österreich verschlagen hat. Nach der Lehre als Kunstschmied bei Bruno Imfeld in Sarnen arbeitete er beim bekannten Bildhauer Karl Imfeld in Lungern. Dieser habe ihn ermutigt, ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in Angriff zu nehmen. Grossen Einfluss auf Britschgi hatte in Wien der bekannte österreichische Bildhauer Bruno Gironcoli (1936–2010). Die Musik, vor allem sein Kontrabass, sei aber immer schon Teil seines Lebens gewesen, sagt Roman Britschgi. Bereits in seiner Jugendzeit war er Bassist in verschiedenen Bands. Damals galt sein Interesse eher dem Funk und westlich geprägtem Jazz. In Wien fand er seine Faszination zur Volksmusik aus den Balkanstaaten und dem Nahen Osten, zu den speziellen, «ungeraden» Rhythmen und zum Hauch von Melancholie, der in diesen Liedern mitschwingt. «Der Osten hat mich immer angezogen.» Roman Britschgi erhielt gemeinsam mit bunt zusammengewürfelten Musikern in Wien und im nahen Ausland immer mehr Aufträge – und auch Auszeichnungen. Dank seines breiten Netzwerks und seiner Affinität zum Projektmanagement im Kulturbereich ist er heute auch als Organisator tätig. Ein wichtiger Teil seiner Arbeit ist derzeit das Klezmore Festival in Wien, das im November stattfindet. Britschgi erhielt hier den prestigeträchtigen Auftrag, als Session-Leiter und CoKurator des Festivals zu wirken. Rückkehr in die Schweiz möglich «Ich bin nun schon seit sieben Jahren selbstständig. Und es läuft sehr gut», erzählt Roman Britschgi. Er räumt aber ein, dass er «schon hin und wieder den Wunsch nach einer Festanstellung» im Kulturbereich verspüre. Falls sich eine Gelegenheit ergebe, könne er sich durchaus vorstellen, wieder hier zu leben und zu arbeiten. «Ich käme gerne wieder in die Schweiz zurück», sagt der 35-Jährige. Auch wenn er die Wiener Mentalität nach wie vor sehr mag. «Man sagt oft: Wenn die Welt untergeht, geht man am besten nach Wien. Denn Wien hinkt dem Rest der Welt immer 5 Jahre hinterher», lacht Britschgi. Der typische Wiener sei ein «Raunzi» – jemand, der immer etwas schwermütig und pessimistisch in die Welt blicke, dies aber mit einem unvergleichlichen Charme und stets mit einer Prise Gelassenheit. «Und das gefällt mir einfach.» HINWEIS Gästival-Seerose: «Der ewige Hund am Ball der Bärtigen» – ein theatrales Musik-Tanz-Spektakel über alte Innerschweizer Bräuche und Sagengeschichten. Morgen Dienstag um 20.15 Uhr in Alpnachstad und am Samstag, 12. September, um 20.15 Uhr in Flüelen. Internet: www.gaestival.ch und www.klok.at Im Notfall pflegen sie die Patienten STANS Wenn in Spitälern bei Ernstfällen die Betten knapp würden, kann die Armee helfen. Am Partnertag zeigte das Spitalbataillon 66 sein Können. macht. «Der Wissenstransfer ist sicher auch eine Stärke unserer Milizarmee», sagt Finochiaro. genommen mit Aufnahme, Bettenstationen, Labor bis hin zur Wäscherei. Geübt wurde die Pflege von bereits erstbehandelten Patienten. «Wir wären in der Lage, den unterirdischen Teil eines zivilen Spitals zu führen und könnten in einem Ernstfall, den man leider nie ausschliessen kann, die Spitäler somit unterstützen», ist Oberst- Ausbildung auch fürs Privatleben Der 39-jährige Zuger, der heute in Bern wohnhaft ist, erzählt, dass er selber nicht nur wegen des sinnvollen Dienstes zu den Sanitätstruppen gegangen sei. Abgesehen davon könne das Fachwissen, das man als Einzelner hier mitnehme, auch privat viel bringen. Und am Partnertag bestätigt die Truppe diesen Eindruck. Die Soldaten sind äusserst motiviert, die Gops zu betreiben und die Pflegebehandlung zu trainieren. «Sie zeigen natürlich auch gerne, was sie können», schmunzelt ihr Kommandant. Einen guten Eindruck hat auch der Stanser Gemeinderat Joe Christen. Als ehemaliger Sanitätssoldat kennt er sich aus. «Die machen das wirklich gut. Die Arbeit ist zwar grundsätzlich noch die gleiche wie zu meiner Zeit, sehr verändert haben sich aber die Strukturen.» PHILIPP UNTERSCHÜTZ [email protected] «Zu unserem Auftrag gehört auch, uns zu zeigen. Der Bevölkerung zu demonstrieren, was wir machen und können», sagt Oberstleutnant Alfio Finochiaro, Kommandant des Spitalbataillons 66. Das Bataillon leistet vom 3. bis 21. August den jährlichen Wiederholungskurs, dieses Jahr in der Region Stans. Die 113-köpfige Stabskompanie ist im Eichli untergebracht, die 121 Angehörigen der Spitalkompanie in Dallenwil. Der Stab mit 20 Offizieren und Unteroffizieren hat sein Quartier in der Zivilschutzanlage Stans. Schwerpunkt des diesjährigen Wiederholungskurses sind improvisierte Bettenstationen. «Der Wissenstransfer ist sicher auch eine Stärke unserer Milizarmee.» ALFIO FINOCHIARO, KO M M A N DA N T Kommandant Alfio Finochiaro (rechts) beobachtet in der Gops Stans Soldat Yu Larpin bei der Pflege von Soldat Jo Lambelet. Bild Philipp Unterschütz Mehr freie Spitalbetten dank Armee Unter anderem wurde in Rothenburg eine solche mit 100 Betten in einer Halle aufgebaut und in Betrieb genommen. Es gab aber auch einen Ernsteinsatz zur Bekämpfung von Bakterien in einer Truppenunterkunft in Andermatt, wo innert 40 Stunden 250 Betten desinfiziert wurden. Ein Teil des WKs wird in der geschützten Operationsstelle (Gops) unter dem Stanser Kantonsspital absolviert. Die Gops wurde in Betrieb leutnant Finochiaro überzeugt. Ziel ist es, dass bei Bedarf die Bettenkapazitäten in den Spitälern vergrössert würden, weil sich die Armee an der Patientenpflege beteiligt. Spitalbataillon 66 ist einsatzbereit Am Partnertag am vergangenen Freitag in der Gops unter dem Stanser Kantonsspital bewies das Spitalbataillon 66 sein Können vor etlichen Gästen aus regionalen Behörden, Partnern aus dem VBS, Vertretern von Rekrutenschulen, der Chefin des Pflegedienstes der Armee und Urs Baumberger, Direktor des Kantonsspitals Nidwalden. «Wir wollen zeigen, dass wir unsere Ausbildung nicht zum Selbstzweck machen, sondern ein wichtiges Reserveelement des Bundes sind», erklärt der Kommandant. Und Alfio Finochiaro ist zufrieden mit seinen Leuten, bei der Volltruppenübung ver- gangener Woche gabs von den Inspektoren ein «Gut», was bedeutet, das Spitalbataillon 66 wäre absolut einsatzbereit. «Ich habe aber auch wirklich eine gute Truppe», lobt der Kommandant. Von den 121 Leuten in der Spitalkompanie seien aber «nur» etwa 15 bis 20 Profis. Viele andere hätten in der Rekrutenschule einen Pflegehelfer-Ausweis des Schweizerischen Roten Kreuzes ge- Bessere regionale Verankerung Die Herausforderung, ein neues Bataillon zu formen, wartet nun auch auf Kommandant Alfio Finochiaro. Sein Spitalbataillon 66 ist heute zu 75 Prozent Französisch sprechend. Ab nächstem Jahr wird es offiziell ein deutschsprachiges Bataillon. Die Westschweizer werden in das französischsprachige «Bataillon hôpital 2» umgeteilt. «Einerseits will die Armee damit die Verankerung in der Region und der Bevölkerung fördern. Anderseits macht es auch die Kommunikation einfacher zwischen Patienten und Soldaten, aber auch in der Truppe und unter den Soldaten selbst.»
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