197. Ausgabe, 18. November 2015

„m.look“ ist Gesamtsieger beim NÖ Innovationspreis
Sniffing-Workshop bei FEHRA
Fluorometrische Quantifizierung von Schimmelpilzen
auf Holzwerkstoffoberflächen
Kompetenzzentrum Holz GmbH
197. Ausgabe
18.11.2015
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„m.look“ ist Gesamtsieger beim
NÖ Innovationspreis 2015
Bericht: Alexandra Nemeth
Die in Kooperation zwischen dem
Kompetenzzentrum Holz (Bereich W3C) und
der Firma FunderMax entwickelte nichtbrennbare Hochdrucklaminatplatte „m.look“
wurde im Rahmen des niederösterreichischen Innovationspreises 2015
(Karl-Ritter-von-Ghega-Preis) als
Gesamtsieger ausgezeichnet.
Ziel dieses Projekts war die Entwicklung einer
nicht-brennbaren, hochwitterungsbeständigen,
dekorativen Hochdrucklaminatplatte für Anwendungen im Innen- und Außenbereich. Klassische Compactplatten bieten den großen Vorteil, dass sie nach Kundenwünschen individuell
mit einem bestimmten Dekor gestaltbar sind.
Allerdings kann mit Compactplatten höchstens
die Brandklasse B (schwer entflammbar) erreicht werden. Nichtbrennbare Werkstoffe der
Brandklasse A wie Glas und Beton auf der an-
deren Seite sind nicht individuell mit einem
bestimmten Dekor gestaltbar. Die Architekturplatte m.look vereint nun neue Gestaltungsfreiheit mit höchster Brandsicherheit. Sie erlaubt
einerseits eine nach Kundenwünschen mit vielfältigsten Dekoren gestaltbare Oberfläche und
erreicht andererseits auf Grund der neu entwickelten Technologie die höchste Brandklasse A
nach EN 13501. Die hochwitterungsbeständige
Oberfläche ermöglicht den Einsatz im Innenund Außenbereich, bei denen die Platte starken
Umwelteinflüssen ausgesetzt ist.
Um die höchste Brandklasse zu erreichen,
musste die Brandlast auf einen vernachlässigbaren Anteil reduziert werden. Im Vergleich zu
Compactplatten, musste der Brennwert bei
m.look um 84% reduziert werden (von über 19
MJ/kg auf unter 3 MJ/kg) um die Brandklasse A
(= nicht-brennbar) nach EN 13501 zu erreichen.
Abbildung 1:
Die mit dem NÖ Innovationspreis ausgezeichnete Hochdrucklaminatplatte "m.look" vereint höchste Brandsicherheit
mit höchster gestalterischer Freiheit. v.l.n.r.: Alexandra Nemeth (Teamleiterin Laminate, Wood K plus), Patrick Domnanich (Team Leader R&D Laminates, FunderMax), Marion Drapela-Pasching (Head of R&D, QM Laminates, PD
Laminates / Particle Boards, FunderMax), Quelle: www.foto-kraus.at
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Hierzu mussten im Kompetenzzentrum und
beim Firmenpartner FunderMax vorhandene
Kompetenzen im Bereich der Harztechnologie, Papierimprägnierung oder Pressentechnologie um neue Kompetenzen wie beispielsweise in der Glasvliestechnologie, Vliesimprägnierung oder Brandklassifizierung
erweitert werden. So gelang es höchste mechanische Beständigkeit auch bei extremer
thermischer Belastung zu erreichen.
Für die Anwender bzw. Kunden ergeben sich
durch die Kombination aus individueller Dekorvielfalt der Oberfläche in Kombination mit
der höchsten Brandklasse neue Gestaltungsmöglichkeiten. So können nunmehr
auch Gebäude, bei denen die gesetzlich
höchsten Anforderungen an die Brandsicher-
heit gestellt werden (wie beispielsweise
Hochhäuser über 22m oder Objekte wie
Bahnhöfe, Flughäfen, Schulen und Krankenhäuser), mit kreativen Elementen gestaltet
werden. Dabei muss der Anwender nicht auf
die bewährte mechanische und chemische
Stabilität von Compactplatten verzichten, da
auch m.look Platten sich durch extreme Witterungs- und Chemikalienbeständigkeit, leichte Reinigbarkeit und höchste mechanische
Beständigkeit auszeichnen.
Die Entwicklung dieses Produkts wurde nun
im Rahmen des niederösterreichischen Innovationspreises 2015 (Karl-Ritter-von-GhegaPreis) als Gesamtsieger gewürdigt. Die
Preisverleihung fand am 10.11.2015 im
Schloss Grafenegg statt.
Abbildung 2: Preisverleihung NÖ Innovationspreis 2015
(v.l.n.r.): Sonja Zwazl (Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich), Patrick Domnanich (Team Leader
R&D Laminates, FunderMax), Alexandra Nemeth (Teamleiterin Laminate, Wood K plus), Marion DrapelaPasching (Head of R&D, QM Laminates, PD Laminates / Particle Boards, FunderMax), Petra Bohuslav (NÖ Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus und Sport), Johann Marchner (Geschäftsführer FunderMax).
Quelle: WKNÖ/Wagner
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Sniffing-Workshop bei FEHRA
Bericht: Cornelia Rieder-Gradinger
Im Rahmen des Qualifizierungsnetzwerkes
FEHRA wurde im Oktober das Thema
VOC aus Kiefernholz im Detail vorgestellt.
Dabei wurden einerseits die chemischen
Grundlagen und medizinischen
Auswirkungen von VOC diskutiert, sowie
umfassend über die VOC Lobby, Normen
und Grenzwerte sowie die Einflüsse von
VOC auf die Innenraumluftqualität
informiert.
Die praxisnahe Demonstration der unterschiedlichen Wahrnehmung bzw. Bewertung
von Holzgeruch in Form eines sogenannten
Sniffing-Workshops war ein zentrales Thema
der 2-tägigen Veranstaltung. Zunächst wurden von Frau Dr. Rieder-Gradinger in einem
einleitenden Vortrag die wichtigsten Grundlagen zu der komplexen Thematik des Geruchs
(Geruchssinn, Riechmechanismus, Geruchswahrnehmung, Messung, Bewertung
und Klassifizierung von Gerüchen sowie die
Definition von Geruchsschwellenwerten)
vermittelt. Im eigentlichen Praxis-Workshop
wurden anschließend anhand ausgewählter
geruchsaktiver Leitsubstanzen aus Holz von
den Teilnehmern Polaritätenprofile zur hedonischen Geruchsbewertung angefertigt.
Je eine ausgewählte Leitsubstanz aus den
Reihen der Aldehyde (Hexanal) und der Monoterpene (α-Pinen) wurden von den Teilnehmern „gerochen“ und im hedonischen
Fragebogen auf einer 7-stufigen Empfindungsskala (-3 bis +3) bewertet. Die dabei
erfolgende assoziative Beschreibung eines
Geruchs mithilfe von 29 gegensätzlichen
Eigenschaftspaaren, sogenannter Semantischer Differentiale, wird in verschiedenen
Wissenschaftsdisziplinen für die quantitative
Analyse der affektiven Wortbedeutungen
eingesetzt. Als Ergebnis erhält man ein sogenanntes Polaritätenprofil, das je nach Lage
um die neutrale Mittelstellung (0) eine Tendenz in Richtung Duft bzw. Gestank erkennen lässt. Wie zu erwarten, wurde der Geruch von α-Pinen alllegemein als eher positiv
eingeordnet, da er als vorrangige Leitsubstanz von Nadelholz die Assoziation Natur/Wald vermittelt.
Im zweiten Schritt wurden nach einer entsprechenden „Riechpause“ zwei sehr unterschiedlichen Holzarten (Eiche und Weißkiefer) bewertet. Die Ergebnisse sind anschaulich in den beiden Diagrammen der Abb. 4
dargestellt: Das Monoterpen emittierende
Holz der Kiefer wurde von den meisten Teilnehmern (Mittelwert in schwarz) als Tendenz
in Richtung Duft empfunden, wohingegen
Eichenholz, welches keine Terpene sondern
eher Aldehyde und Essigsäure freisetzt, im
allgemeinen als neutral wahrgenommen wurde.
Ein interessantes, wenn auch nicht ganz
überraschendes Ergebnis, welches im Hinblick auf den Stellenwert, den die Waldviertler
Weißkiefer (die „FEHRA“) im Qualifizierungsnetzwerk hat, ein weiteres positives Zeichen
für diese noch sehr vernachlässigte Baumart
setzt.
Abbildung 3:
Sniffing-Workshop im Rahmen des
FEHRA Netzwerks.
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Duft
Gestank
Eiche
Duft
Gestank
Kiefer
Abbildung 4:
Polaritätenprofile für Eiche und Kiefer; rosa: charakteristisches Duftprofil, grün: charakt. Gestankprofil,
schwarz: arithmet. Mittelwert aller Teilnehmer.
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Fluorometrische Quantifizierung von
Schimmelpilzen auf
Holzwerkstoffoberflächen
Bericht: Bernhard Widhalm
Bauprodukte aus Holzwerkstoffen
unterliegen aufgrund von Fehlern im Zuge
von Lagerung oder Einbau sowie falscher
oder unzureichender Wohnraumlüftung oft
einem massiven und schädlichen
Schimmelpilzbefall. Die rasche und
effiziente Quantifizierung solchen Befalls
bereits vor Auftreten eines visuell
erkennbaren Pilzbewuchses und Einteilung
an Hand von Befallsklassen war Ziel der
Forschungsarbeit.
Des Weiteren können mit einer solchen Methode mögliche Hemmstoffe zur Verhinderung des Befalls im Zuge von ökologischem
Schimmelschutz (schwermetallfrei) rasch und
effizient erfasst werden. Durch gezielte Infektion mit verschiedenen, typischen und verbreiteten Pilzspezies von Faserplatten bzw.
anderen bautechnisch eingesetzten Holzwerkstoffen (OSB) wurde ein Schimmelbefall
simuliert.
Im Rahmen eines Femtech-Praktikums wurde eine rasche und effiziente enzymatische
Testmethode für die Quantifizierung von verschiedenen Schimmelpilzen auf Holzwerkstoffoberflächen, angelehnt an die fluoreszenzspektrometrische Methode des Mycometertests entwickelt und darauf aufbauend
Einstufungen zur Befallsklassifizierungen auf
zwei verschiedenen Holzwerkstoffoberflächen
abgeleitet.
Zunächst wurde ein Screening ausgewählter
Schimmelpilze mittels des Substrats 4Methylumbelliferyl (MUF) N-Acetyl-β-DGlucosaminid für den Nachweis von β-NAcetyl-Glucosaminidase (NAGase) in Flüssigkulturen durchgeführt.
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Die Enzymaktivität diente dabei als Indikator
für die vorliegende Schimmelpilzbiomasse.
Die Enzymaktivität der Pilze wurde mittels
UV-Absorption bei 366 nm und mittels Fluoreszenzmessung bei 377 nm Anregung und
446 nm Emission bestimmt. Die Auswertung
erfolgte mittels Microplate Fluoreszenz Reader.
MDF Klötzchen wurden mit einer Sporensuspension des jeweiligen Pilzes beimpft und
über Wasseragar in sterilen Gläsern im Brutschrank bei 23°C und 70 % rel. LF gelagert.
Die Fluoreszenzmessung erfolgte jeden Tag
über einen Zeitraum von 7 Tagen. Die Probenahme erfolgte mit einem Wattestäbchen,
das mit PH5-Pufferlösung befeuchtet wurde,
auf einer definierten Oberfläche von 12 cm2.
Die Fläche wurde mit dem Wattestäbchen
gründlich abgestrichen um die auf der Oberfläche vorhandene Biomasse möglichst vollständig auf die Watte zu übertragen. Das
Wattestäbchen wurde anschließend in die pH
5 Lösung in der Glaseprouvette übertragen
und die Reaktion wie oben beschrieben gestartet. Die beimpften MDF Klötzchen wurden
mikroskopisch und makroskopisch ausgewertet.
Zur Erstellung von drei Befallskategorien
(ähnlich dem MycoMeter Test) und nachstehenden Einteilung der gemessenen Werte
wurden die Oberflächen von MDF-Klötzchen
auf aktives Pilzwachstum und Vorhandensein
von Sporen untersucht. Je mehr Sporen bzw.
Pilzbiomasse auf einer Oberfläche vorhanden
waren, umso höher war die gemessene Fluoreszenz. Dies diente als Grundlage für die
Einteilung in die Kategorien.
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Penicillium 0 Tage
Penicillium 1 Tag
Penicillium 2 Tage
Penicillium 3 Tage
Penicillium 4 Tage
Penicillium 6 Tage
Penicillium 7 Tage
Mittelwerte
(MW)
207,00
257,00
227,33
376,00
232,33
537,00
628,00
Die in Abbildung 5 angeführten Werte sind
Mittelwerte aus 3-fach Bestimmungen. Die so
gewonnenen Ergebnisse wurden zur Erstellung der drei Kategorien herangezogen
(Abb. 6).
Die Methode ermöglicht die schnelle Quantifizierung (Dauer von Probenahme bis zum
Vorliegen eines aussagekräftigen Ergebnisses beträgt weniger als 45 Minuten) von
Schimmelpilzen auf Holzwerkstoffproben.
Abbildung 5:
Fluoreszenzwerte MDF im Fall von Penicillium sp.
Kategorie Grenzwerte
Interpretation
A
B
C
Befall liegt nicht vor
Befall liegt höher als normal
Befall liegt über dem Normalniveau
MW<250
250<MW>350
350<MW
Abbildung 6: Einstufung am Beispiel von Penicillium sp.
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