Der Herzblut-Politiker

SeetalerBote
Hitzkirch
Donnerstag, 9. Juli 2015, Nr. 28
9
Der Herzblut-Politiker
HITZKIRCH In gut drei Monaten finden die nationalen
Wahlen statt. Im Brennpunkt
steht auch ein Seetaler: Damian Müller kandidiert für den
Ständerat. Ein Porträt.
Müller findet es nicht vermessen,
als erst 30-Jähriger für das Prestigeamt
zu kandidieren. «Ich habe eine externe
Evaluation gemacht, bei welcher meine
Fähigkeiten genau angeschaut wurden.
Das Fazit war, dass ich geeignet bin für
das Mandat.» Eine Zweidrittelmehrheit
der FDP-Delegierten sei am 20. Oktober
ebenfalls dieser Meinung gewesen. Zudem gebe es genug Beispiele von Personen, wie Helen Leumann, Franz Wicki oder Konrad Graber, die ebenfalls
vom Kantons- in den Ständerat gewählt
wurden. «Auch Bundesrat Alain Berset
wurde schon jung Ständerat.»
von Reto Bieri
Ganz so jung ist Damian Müller eigentlich nicht mehr. Am 25. Oktober wird
er 31 Jahre alt. In der Welt der Politik
gilt man in diesem Alter allerdings als
Jungspund. Dabei dürfte man Müller
als alten Polit-Hasen bezeichnen. Mit
18 Jahren wählte ihn die FDP Hitzkirch
in den Vorstand, mit 24 wurde er deren
Präsident. Vor vier Jahren schaffte er
die Wahl in den Kantonsrat, im März ist
er im Amt bestätigt worden. Notabene
mit dem besten FDP-Resultat im Wahlkreis Hochdorf. Nun will Müller eine
Stufe höher. Im Oktober 2014 haben ihn
die Delegierten der kantonalen FDP ins
Rennen um den frei werdenden Ständeratssitz von Georges Theiler geschickt.
Die Konkurrenz ist gross, gleich vier
Nationalräte wollen der FDP den Sitz
abjagen. Man darf gespannt sein, ob
das Luzerner Stimmvolk Damian Müller bei den Wahlen vom 18. Oktober ein
verfrühtes Geburtstagsgeschenk macht
und ihn wählt.
Der einzige Kandidat
von der Landschaft
Schlussendlich sei das Alter nicht entscheidend. «Wenn jemand wirklich will,
kann er unheimlich viel erreichen.»
Der verstorbene FDP-Nationalrat Otto
Ineichen zum Beispiel habe auch mit
65 Jahren noch bewegt, angepackt und
umgesetzt. «Der Wahlkampf ist ein Riesenprojekt, das ich nicht auf die leichte
Schulter nehme.» Weil – er hoffe, man
habe es bemerkt – er dieses Amt wolle.
Das Gerangel um die Ständeratssitze ist allerdings gross. Das beunruhigt
Müller nicht, er betont lieber seine Vorteile: «Ich bin der einzige Kandidat vom
Land und der Einzige, der eine andere
Generation vertritt.» Wie viel ihn der
Wahlkampf kostet, will er nicht verraten, beziehungsweise könne er noch
nicht sagen. Er investiere vor allem viel
Zeit.
Familie als Rückhalt
Grund genug also, etwas genauer hinzuschauen, welche Person hinter dem
Politiker steckt. Fakt ist: Damian Müller ist omnipräsent. Er schreibt Leserbriefe, meldet sich an Hitzkircher Gemeindeversammlungen zu Wort, macht
im Kantonsrat mit vielen Vorstössen
auf sich aufmerksam. Aufgewachsen
ist Müller zusammen mit einer drei
Jahre älteren Schwester in Ermensee
und Hitzkirch, seine Eltern führen ein
Elektroinstallationsgeschäft.
Müller
wohnt noch immer im Elternhaus, die
Familie sei für ihn ein wichtiger Rückhalt, betont er. Eine eigene Familie hat
er noch nicht. «Ja, ich bin ledig und
noch zu haben», sagt er und lacht.
Nach der Sekundarschule und dem
zehnten Schuljahr in Kriens macht
Müller eine kaufmännische Lehre in
einer Baufirma. Nach einem halbjährigen Sprachaufenthalt in Kanada arbeitet er vier Jahre bei einer internationalen Schwimmbadtechnik-Firma.
Dort ist er für Skandinavien und den
Ostblock verantwortlich, reist viel herum. Um besser französisch zu lernen,
geht er 2010 ein halbes Jahr nach Südfrankreich. Es folgt eine Anstellung
als Grosskundenbetreuer bei Valora
Trade, einer Tochterfirma der Kioskfirma Valora. Seit einem Jahr leitet Müller bei der Distributionsfirma den Aussendienst mit elf Mitarbeitenden bei
der Abteilung Kelloggs und Pringles.
Nicht verbiegen
Damian Müller hält sich gerne an Seen auf. «Am Baldeggersee kann ich Energie tanken.»
Diese kann er für den bevorstehenden Ständeratswahlkampf gut gebrauchen. Foto reb
sen in der Schweiz als Speaker an, im
Januar zum Beispiel im Hallenstadion in Zürich. «Ich kann dort Französisch, Englisch und Deutsch sprechen
und muss manchmal extrem schnell
auf Ereignisse reagieren. Das gefällt
mir.» Als einer der Ersten habe er Neues ins Programm gebracht; Musik, ein
Intro, korrekte Ansagen der Prüfungen und Sponsoren. «Was macht dieser
Junge da, haben sich die Leute gefragt.
Heute sind diese Neuerungen etabliert
«Ich will nicht im
Schlafwagen
unterwegs sein.»
Damian Müller
Speaker im Hallenstadion
Neben Beruf und Politik ist bei Müller der Sport Trumpf. Von Kindsbeinen an spielt er Fussball, in Hitzkirch,
in Hochdorf, zuletzt in Gunzwil. Parallel dazu reitet er, entscheidet sich mit
12 aber für den Fussball, weil beides
nicht drinliegt. Dem Pferdesport bleibt
er verbunden. An den Wochenenden
trifft man Müller oft an Reitsportanläs-
und werden an fast jedem Pferdesportanlass so gemacht», sagt Müller nicht
ohne Stolz.
Er sei halt ein Macher-Typ. «Ich will
nicht im Schlafwagen unterwegs sein,
sondern die Gesellschaft aktiv mitentwickeln», sagt Müller. «Anpacken und
umsetzen» sagt er im Gespräch ein erstes Mal, seinen leicht einprägsamen
Slogan, den er seit Jahren auf den vielen Kanälen verwendet, auf denen er
präsent ist, besonders auf den digitalen.
Verantwortung übernehmen
Mit dem Verkauf von FrühstücksCerealien und Pommes Chips allein
will sich der smarte und redegewandte Müller künftig nicht mehr zufriedengeben, die nationale Politik ruft.
Schon als kleiner Bub habe ihn Politik fasziniert. In der Schule mochte er
das Fach Geschichte, ihn interessierten die Zusammenhänge. Beeinflusst
hat ihn das Elternhaus. Seine Mutter
war in der FDP-Ortspartei aktiv. «Was
in der Gemeinde Hitzkirch passiert,
hat mich immer interessiert», so Müller. Seit er 18 ist, besucht er regelmässig Gemeindeversammlungen. Mit
17 Jahren nimmt er an Sitzungen der
FDP-Ortspartei teil. Dabei sei er ziemlich erschrocken. «Die Sitzungen waren wie ‹eingeschlafen›, die Ortspartei
nicht aktiv. Das hat mich unheimlich
beschäftigt, und ich wollte Verantwortung übernehmen.» Mit 18 wird er in
den Vorstand gewählt und arbeitet seither mit «Herzblut und Leidenschaft»
für die Politik – eine Formulierung, die
der Politiker noch mehrmals einstreut.
Wahlkampf eben.
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Für die FDP habe er sich entschieden, «weil für mich die Freiheit wichtig ist. Man sollte nicht alles verstaatlichen und regulieren, sondern auch an
die Eigenverantwortung appellieren.»
Dass die FDP nur eine Wirtschaftspartei ist, sei sowieso ein Klischee. Bei der
Partei seien einfach Leute, die wirtschaftlich denken.
«Ich bin für das Mandat geeignet»
Gerüchteweise soll genau diese Partei ei-
«Ich bin der Einzige, der eine andere
Generation vertritt.»
Damian Müller
nen Kandidatenwechsel vollziehen, falls
Damian Müller bei der Ständeratswahl
im ersten Wahlgang nicht gut abschneidet. Das einzige Mal im Gespräch verliert Müller kurz die Fassung. «Es gibt
bei der FDP keinen Plan B», verneint
er unwirsch. «Ich kann natürlich keine
Prognose machen, bin aber überzeugt,
dass wir gut abschneiden werden.»
Damian Müller ist Präsident der FDPOrtspartei, Kantonsrat und Geschäftsleitungsmitglied der Kantonalpartei.
2011 war er zudem Wahlkampfleiter der
Wahlkreispartei. Nicht gerade ein grosser politischer Leistungsausweis, monieren Kritiker. Müller winkt ab. «Wenn
jemand das Gefühl hat, ich sei zu wenig
politisch aktiv, dann frage ich mich,
warum ich zweimal in den Kantonsrat
gewählt worden bin.» Er sei sich aber
bewusst, dass man es nie allen recht
machen könne. «Wichtig ist, dass man
authentisch bleibt.» Seit seiner Nomination stehe er tagtäglich in der Öffentlichkeit. «Deswegen lasse ich mich nicht
verbiegen, ich bleibe so wie ich bin.»
Müller war OK-Präsident der Expo
in Richensee von Ende Mai, ist seit
Herbst 2014 Stiftungsrat der Pro Senectute Kanton Luzern und seit Mai Präsident der Dampferfreunde Vierwaldstättersee. Er sammle Ämtli um Ämtli, hat
deshalb die «Neue Luzerner Zeitung»
kürzlich geschrieben. Auch hier winkt
Müller ab: «Man sollte doch mal schreiben, was die anderen vier Kandidierenden in den letzten Jahren und Monaten
für Ämter angenommen haben und wie
wenige ich habe.» Sein Credo laute: Weniger ist mehr. «Wenn ich etwas mache,
dann mit Herzblut und Leidenschaft.»
Bis im Oktober ist Damian Müller an
17 Samstagen mit einem Dreirad-Mobil
im ganzen Kanton unterwegs. «Ich gehe
zu den Leuten. Das ist authentisch, weil
ich das bis jetzt immer gemacht habe.
So erfährt man zudem, was der Bevölkerung unter den Nägeln brennt.» Das
mache er nicht aus Mittel zum Zweck,
sondern weil es – man ahnt es – «Herzblut und Leidenschaft ist».