Seite 6 SPEZIAL MUM November 2015 Warenkunde Kissen Kopfsache Bild: imago/Xinhua Zu hart, zu weich, zu flach, zu hoch: Mit ihrem Kopfkissen werden viele Menschen nicht glücklich. Manchmal machen sich am Morgen sogar Kopf- oder Nackenschmerzen bemerkbar. Spätestens dann ist es Zeit für einen Wechsel. Man muss es so hart sagen: Viele Deutsche haben den falschen Bettgefährten. Immer wieder hört Mario Inkelhofen vom gleichnamigen Bettenhaus in Neuwied die Klage: „Fünf Kissen habe ich im Schrank, aber keines passt!“ So wie Doris Day und Rock Hudson in der US-Komödie „Pillow Talk“ („Bettgeflüster“) so einige Turbulenzen erleben, bis sie ihre Liebe zueinander entdecken, ist auch die Beziehung vieler Menschen zu ihrem Kopfkissen reich an Höhen und Tiefen. Und das, obwohl sie doch ein Drittel ihrer Lebenszeit als Schlafgefährten miteinander verbringen. Wer tief und gut schläft, verschwendet kaum einen Gedanken daran, worauf er sein müdes Haupt bettet. Doch mit zunehmendem Alter machen sich immer mehr Zipperlein bemerkbar: Rückenschmerzen, Nackenverspannungen, Migräne. Zwar handelt man sich diese Probleme meist durch die falsche Körperhaltung tagsüber ein. Doch durch ein unpassendes Kopfkissen werden sie im Schlaf noch verstärkt. Statt Erholung für Körper und Geist zu bringen, beeinträchtigen sechs bis acht schlecht verbrachte Nachtstunden den ganzen Tag lang das Wohlbefinden. Und so kommt es, dass sich gerade die Generation 40 plus nach Jahren der Kissenspontankäufe im MUM Fachgeschäft einfindet, um beim Kopfkissenkauf fachgerechte Beratung einzuholen. Hals- und Nackenmuskeln nicht überdehnen Eigentlich klingen die Anforderungen an ein gutes Kopfkissen banal: Es verhindert, dass der Kopf abknickt und die Hals- und Nackenmuskeln überdehnt werden. Die Halswirbelsäule sollte in ihrer natürlichen S-Form gelagert sein, so kann sie sich nach den Belastungen des Tages über Nacht regenerieren. Das Kissen muss sich außerdem den Bewegungen des Schläfers anpassen, denn jeder Mensch wechselt im Schlaf seine Liegeposition – bis zu 60 Mal pro Nacht. Es sollte außerdem atmungsaktiv sein und waschbar. In der Praxis ist das richtige Kissen jedoch eine höchst individuelle Angelegenheit und das macht die Sache kompliziert: „Das eine ‚tolle Kissen‘ gibt es nicht“, so Bettenfachmann Inkelhofen. Empfehlungen vom besten Freund oder vom Orthopäden, die überall gleichen Werbeversprechen von „nackenschonenden“, „atmungsaktiven“, „belastbaren“ Kissen: kann man alles vergessen. Nichts geht über Beratung und ausgiebiges Probeliegen. Wer denkt, bei Kopfkissen gebe es im Großen und Ganzen zwei Varianten: Federn- und Daunenfüllung oder Kunstfaserflocken, jeweils im Maß 80 x 80 Zentimeter, der irrt gewaltig. Rund 300 verschiedene Kissenvarianten sind im Angebot. Soll es das fast körperlange Seitenschläferkissen sein oder das mit einem Wasserkern gefüllte Nackenstützkissen? Schaum oder Schaffell? Dinkelspelz oder Daune? Flach oder bauschig? Anschmiegsam oder formstabil? Für jeden Schläfer ein anderes Kissen Um diese Fragen zu beantworten, müssen eine ganze Reihe von Faktoren berücksichtigt werden. Dazu gehören natürlich die individuellen Schlafvorlieben: Ruht man bevorzugt auf dem Rücken, auf der Seite oder auf dem Bauch? Knuddelt man sich sein Kissen gern zurecht? Wie viel Druck verträgt man auf dem Ohr? Schläft man in einem warmen oder einem kühlen Raum? Auch der Körperbau ist entscheidend: Ist man schwer oder leicht? Schmal- oder breitschultrig? Zudem werden Fachhändler nicht müde zu betonen, dass man das Kissen immer passend zur Matratze und zum Lattenrost kaufen muss. Doch daran scheitert es oft schon. Ein Beispiel: Viele betten ihr Haupt auf ein 80 x 80 Zentimeter großes Kissen, obwohl dieses Format überhaupt nicht zu den heute üblichen Mehrzonenmatratzen passt. Das große Quadratformat gilt in Deutschland als „Standard“, schlicht weil die Bettgarnituren dazu den passenden Kopfkissenbezug bieten. Doch für Mario Inkelhofen ist das vermeintliche „Standardkissen“ ein Relikt aus alten Zeiten, in denen man auf brettharten Matratzen lag und froh war, die Schultern wenigstens in ein großes Kissen senken zu können. Bei Mehrzonenmatratzen hingegen gibt es extra einen Bereich, der das Einsinken der Schultern ermöglicht. Wer eine solche Matratze hat, sollte mit den Schultern gar nicht mehr auf dem Kissen liegen, sondern nur mit Nacken und Kopf. Empfohlen wird deshalb das Kissenformat 40 x 80 Zentimeter. Wie hoch es sein soll, hängt davon ab, wie tief die Schultern des Ruhenden in die Matratze einsinken, wie breit seine Schultern sind und wie lang sein Hals ist. Nackenstützkissen sind beliebt Schätzungsweise 40 Prozent der Bundesbürger leiden unter Nackenschmerzen. Da ist es
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