Lehrlingsportrait zum Beruf (PDF, 128 KB, nicht barrierefrei)

58
Polymechaniker/in EFZ
Ein Gespräch mit Matea Djakovic, 2. Lehrjahr Polymechanikerin, Christoph Eicher, Berufsbildner
und Urs Eichhorn, Berufsbildungsverantwortlicher, Erziehungsdepartement / Lehrwerkstätte für Mechaniker
Herr Eichhorn, was verlangen Sie von den Bewerber/innen
für eine Lehrstelle?
Urs Eichhorn: Bis jetzt wurde kein Multicheck verlangt, aber wir
haben einen internen Test. Dieser ist in drei Teile aufgeteilt: Der
erster Teil ist Deutsch, geprüft wird Grammatik, Textverständnis,
und es muss ein Aufsatz geschrieben werden. Der zweite Teil ist
Mathematik, dort werden vor allem Bruchrechnen, Einheiten umrechnen und einfache Dreisätze getestet. Der dritte Teil ist räumliches Verständnis und Konzentration. Der Test ist vor allem danach
ausgerichtet, was die Berufsschule voraussetzt.
Welches sind die schulischen Vorausetzungen, damit diese
Ausbildung gemacht werden kann?
Christoph Eicher: Wir nehmen Bewerbungen von allen Schulstufen
entgegen, inklusive Maturandinnen und Maturanden.
Kann man bei Ihnen das Berufsfeld «erschnuppern»?
Eichhorn: Ja das ist möglich, aber nur in Kombination mit dem
Aufnahmeverfahren. Das heisst, Voraussetzung für die einwöchige
Schnupperlehre ist, dass man den Test besteht. Wir haben sehr
viele Bewerber/innen und möchten keine aufgrund der schulischen
Leistungen ablehnen. Wir lassen also alle zum Test zu.
Was ist speziell an der Ausbildung beim Kanton Basel-Stadt?
Eichhorn: Zurzeit nehmen wir zum Beispiel an einem trinationalen
Projekt teil. Bei diesem Projekt können alle Lernenden, die Lust
dazu haben und sich getrauen, für fünf bis sechs Wochen nach
Deutschland oder Frankreich arbeiten gehen.
Frau Djakovic, wie sind Sie auf die Lehrstelle gestossen?
Matea Djakovic: Über die Berufsmesse. Ich habe dort den Stand
des Kantons Basel-Stadt besucht, mir die Lehrstellenbroschüre
angeschaut und Fotos von verschiedenen Berufsfeldern gemacht.
Auf den Beruf der Polymechanikerin bin ich auch in der Berufswahlagenda gestossen, die wir in der Schule erhalten haben. Daraufhin habe ich mich beworben, den Aufnahmetest bestanden und
eine Woche geschnuppert.
Wie lief bei Ihnen der Test ab?
Djakovic: Ich hatte ein gutes Gefühl, der Test hat ein hohes Niveau.
Wenn man den Test besteht, weiss man, dass man in der Schule
etwas gelernt hat.
Wie hat Ihnen die Schnupperlehre bei der Entscheidungsfindung geholfen?
Djakovic: Das Arbeiten und das Arbeitsklima waren einfach genial.
Ich konnte mit den Lernenden darüber sprechen, wie die Arbeit so
ist. Das Ganze hat mir viel Spass gemacht.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus, haben Sie immer wieder neue Aufgaben
oder wiederholen sich diese?
Djakovic: Es kommt ganz darauf an, wie gross ein Auftrag ist.
Manchmal benötigt man für einen Auftrag zwei Tage, weil man
mehrere Teile anfertigen muss. Aber eigentlich habe ich viel Abwechslung bei meiner Arbeit, ich fertige nicht immer die gleichen
Teile an.
Was sind das für Teile, die Sie anfertigen?
Djakovic: Das können zum Beispiel Teile aus Bronze sein, die wir
für einen Kunden von uns, der Geräte für die Gasförderung produziert, herstellen. Wir bekommen Zeichnungen und müssen nach
denen die Teile fertigen.
Was ist besonders an Ihrem Arbeitsfeld?
Djakovic: Eigentlich alles, beispielsweise das Arbeiten mit ver-
schiedenen Metallen: Eisen, Messing, Bronze. Wir haben auch
Abteilungswechsel, was mir viel Spass macht, denn ich habe so
die Möglichkeit, alle Richtungen kennenzulernen – zum Beispiel
Fräsen oder Drehen.
Welche Arbeit erledigen Sie am liebsten?
Djakovic: Drehen mag ich am liebsten, aber eigentlich erledige ich
alle Arbeiten gerne.
Warum machen Sie gerade das am liebsten?
Djakovic: Wir haben computergesteuerte Maschinen. Damit kön-
nen wir Konturen machen, das bereitet mir einfach riesigen Spass.
Gab es ein Highlight in Ihrer bis jetzt zweijährigen Ausbildung?
Djakovic: Ja, die Arbeit, mit der ich jetzt gerade beschäftigt bin. Mit
dieser Arbeit nehme ich an den Schweizermeisterschaften teil. Es
gibt drei Bereiche: CNC Drehen, CNC Fräsen und Automation.
Gestern habe ich bereits Teile gedreht und heute mache ich mich
an das Fräsen. Am Ende entsteht ein kleiner Schraubstock, den
ich dann an die Wettbewerbskommission senden werde. Wenn ich
Glück habe, komme ich unter die ersten zehn und darf mich danach
mit diesen messen. Wer die Schweizermeisterschaft gewinnt, darf
an der Weltmeisterschaft teilnehmen.
Wie werden bei Ihnen im Betrieb Stärken und Schwächen
angesprochen?
Djakovic: Wir werden hier sehr gut unterstützt. Wir haben zum Bei-
spiel Semestergespräche. Dort wird eingeschätzt, wie das Schulsemester gelaufen ist, und zusätzlich wird man von drei Berufsbildnern bewertet. Wir erhalten immer ein hilfreiches Feedback,
und wenn man ein Problem mit einem Auftrag hat, kann man zum
Lehrmeister gehen und sagen, man packt es nicht und wird danach
unterstützt.
Wo liegt Ihre Zukunft?
Djakovic: Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Auf der einen Seite
möchte ich gerne Polizistin werden, auf der anderen Seite bleibe ich
vielleicht im Beruf. Ich muss mich erst noch ein wenig orientieren.
Polymechaniker/in EFZ_59
«Drehen mag ich am liebsten, aber eigentlich erledige ich alle Arbeiten gerne.»
POLYMECHANIKER /IN EFZ
Profil:
Mindestalter:
Lehrdauer:
G-Profil – grundlegende Anforderungen / E-Profil – erweiterte Anforderungen
15 Jahre
4 Jahre
Eignungstest:
Schnupperlehre:
Voraussetzungen:
Eigener, schriftlicher Aufnahmetest
Nach bestandenem Eignungstest 1 Woche
Abgeschlossene obligatorische Schulpflicht mit guten Noten in Deutsch,
Mathematik und Physik, Grundkenntnisse in Englisch erwünscht
Technisches Verständnis, Interesse an Mathematik und Physik, handwerkliches
Geschick, räumliches Vorstellungsvermögen, Freude an der Metallbearbeitung,
Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit, Ausdauer. Bestehen des Aufnahmetests
Ausbildung Betrieb: Praktische Ausbildung in der Lehrwerkstätte
Rotationen: 1. Lehrjahr 5 Wochen Rhythmus, 2. Lehrjahr 7 Wochen Rhythmus,
3. Lehrjahr Halbjahresrhythmus, 4. Lehrjahr keine Rotation
Berufsschule:
üK werden im Betrieb integriert
Theoretische Ausbildung in der Berufsfachschule: 1. Lehrjahr 2 Tage,
2. Lehrjahr (G-Profil) 1 Tag / (E) 2 Tage, 3. Lehrjahr 1 Tag, 4. Lehrjahr 1 Tag pro Woche
Technische Grundlagen (Mathematik, Informatik, Lern- und Arbeitstechnik, Physik),
Technisches Englisch, Werkstoff- und Fertigungstechnik, Elektro- und Steuerungstechnik, Zeichnungs- und Maschinentechnik, Bereichsübergreifende Projekte
Ausbildungsplätze: ED, Lehrwerkstätte für Mechaniker (www.lwb.ch)
Weiterbildungen:
Fertigungsfachmann/-frau mit eidg. Fachausweis; Luftfahrzeugtechniker/in;
Technische/r Kaufmann/-frau mit eidg. Fachausweis; Industriemeister/in;
Dipl. Techniker/in HF Maschinenbau; dipl. Techniker/in HF Systemtechnik;
Dipl. Ingenieur (FH) etc.