Eigentum ist Diebstahl

ANARCHIST PAN
Eigentum ist
Diebstahl
Philosophie einer neuen
Gesellschaftsform
Pan/Peter Weintz \ Lara/Michaela Belicki
09.10.2015
Eine Philosophie, um eine Gesellschaft aufzubauen, in der Ausbeutung
und Unterdrückung von Mensch, Tier und Umwelt keinen Platz mehr
haben
Anarchist Pan
Eigentum ist Diebstahl
Philosophie einer neuen Gesellschaftsform
Anarchist Pan
Eigentum ist Diebstahl
Philosophie einer neuen Gesellschaftsform
Impressum
Copyright © Peter Weintz, 2016
Verlag epubli GmbH Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-9069-3
Reichtum ist zu wertvoll, um ihn ein paar selbstsüchtigen
Alphatieren zu überlassen
Inhalt
Laras Vorwort
Pans Vorwort
Kurzfassung
Was ist Anarchismus?
Was ist ein Sternenkrieger?
Zum Zustand der Marktwirtschaft in der Gegenwart
1:
2:
3:
4:
5:
6:
7:
Ökonomie
Superreiche, eine andere Spezies?
Ein Klassenkriegsszenario
Imperiale Biopolitik
Sicherheitszonen
Generalstäbe und Streitkräfte
Was tun?
Fragmente
Fragment 1:
Fragment 2:
Fragment 3:
Fragment 4:
Fragment 5:
Fragment 6:
Fragment 7:
Fragment 8:
Fragment 9:
Fragment 10:
Fragment 11:
Fragment 12:
Fragment 13:
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Fragment 18:
Fragment 19:
Fragment 20:
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Meine Ideologie der ökonomischen Verwaltung
Kapitalismus ist die modernste Form der Sklaverei
Vorläufer der heutigen kapitalistischen Proitstruktur
Grundstruktur des Arbeitens mit Coins
Ziel
Wie wird heute ein Produkt hergestellt und verkauft?
Wie kann der Wert der Arbeit berechnet werden?
Wer kann und darf Leistung bewerten?
Wie entstehen Gewinne aus Proit?
Worum geht es?
Die europäische Dimension
Was will ich eigentlich ändern?
Geht es um Enteignung des gesamten Eigentums?
Was ist mit den anderen
Währungen, welche nicht auf Coins beruhen?
Wie wird der Wert der Arbeit in Coins ausgedrückt?
Wie geht eine Sozialgesellschaft
mit alten und kranken Menschen um?
Wer soll das bezahlen?
Regionale Banken: Bürgerzentren
Bruttonationaleinkommen
Eigentum und Nutzungsrecht
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Fragment 21:
Fragment 22:
Fragment 23:
Fragment 24:
Fragment 25:
Fragment 26:
Fragment 27:
Fragment 28:
Fragment 29:
Fragment 30:
Fragment 31:
Fragment 32:
Fragment 33:
Fragment 34:
Fragment 35:
Fragment 36:
Fragment 37:
Fragment 38:
Fragment 39:
Fragment 40:
Fragment 41:
Fragment 42:
Fragment 43:
Fragment 44:
Fragment 45:
8
Coinwirtschaft und die Arbeit von Journalisten
72
Ökonomische Begriffe
73
Woher kommen Steuern und Sozialabgaben heute?
75
Womit sollen Sozialleistungen und
die Beseitigung von Umweltschäden bezahlt werden?
76
Was ist mit den faulen Menschen?
77
Umsetzung
78
Ziviler Ungehorsam
80
Verteilungsgerechtigkeit
82
Provoziere ich?
84
Wie ist eine gerechte Demokratie möglich?
85
Eigentum
87
Grundsicherung
89
Globale und grenzüberschreitende Fragen
91
Zentralisierung und Dezentralisierung: Macht
92
Basisdemokratische Organisation und die USA-Verfassung 93
Waffenbesitz
96
Direktiven
97
Die Todesstrafe
98
Parteien
100
Presse
101
Wer bin ich, und warum versuche ich was zu ändern?
103
Ängste
105
Kommandostrukturen und Führungskräfte?
107
Freiheit, Gleichheit und – Brüderlichkeit?
108
Können die Bürger einen so
mächtigen Apparat wie den
weltweiten Kapitalismus besiegen?
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Laras Vorwort
Laras Vorwort
Warum arbeite ich an diesem Buch mit?
Mein Nickname ist Lara und ich würde gern kurz etwas zu meiner Person sagen.
Ich wuchs in einem sehr kleinen Dorf auf, weit weg von der großen Welt, ich hatte
eine sehr schöne Kindheit und wunderbare Eltern, aber irgendwann war die Kindheit vorbei und ich ing an eigenständig zu leben.
Mein Problem war leider, dass ich wie viele Andere auch Stück für Stück mein
Ich verlor auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Das passierte durch traditionelles,
materialistisches Leben mit geringem Selbstwertgefühl, aber auch durch das Gesellschaftssystem, in das ich geboren wurde, welches uns lenkt und leitet und uns
vorzeigt, was uns angeblich glücklich macht.
Und wenn man dann auch noch einen Partner hat, der genau dieses Leben liebt
und dem Materialismus, Eigendarstellung und Gier nach Macht wichtiger ist, als
das Ich der Partnerin, bemerkt man oft gar nicht, dass man sein Ich verliert und
sich anpasst, denn auch ich kannte es nicht anders und war der Meinung, es müsse
ja alles genauso sein.
Erst nach 25 Jahren wurde mir bewusst, dass ich gar nicht mehr mein Leben lebe
sondern nur funktioniere.
Und das machte mich unglücklich. Das konnte ich aber lange Zeit nicht deinieren
und hatte auch den Mut nicht, es zu ändern. Das würde bedeuten, mein Leben zu
hinterfragen und zu erkennen, dass alles, was bisher war, nicht ehrlich war und ich
mich nur habe lenken lassen. Auch wenn es aus meiner Sicht natürlich Gründe
gab, wie meine drei Kinder und meine Angst, es allein nicht zu schaffen, hat mich
mein heutiges Leben eines besseren belehrt. Ich schaffe nun sehr viel allein und
das sogar sehr gut.
Aber den ersten Schritt musste ich gehen und das war nicht ganz einfach und ich
brauchte Mut und Kraft.
Als mir das klar wurde, trennte ich mich von genau diesen Menschen die mich lenken wollten und mir nicht gut taten. Das soll kein Vorwurf gegen diese Menschen
sein, denn ich habe es ja zugelassen.
Aber diese Trennung war der Start in mein neues Leben, ein Leben, in dem Lara
endlich wieder ein selbstbestimmtes Ich haben konnte.
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In dieser Zeit lernte ich den Autor dieses Buches kennen, Er nannte sich Pan und
dieses Treffen veränderte sehr viel. Wir redeten über tausend Dinge, aber Pan war
jemand, der immer mein Ich sah, Respekt, Achtung, Selbstbestimmung und Freiheit, all das, was ich immer in mir hatte, Werte, welche ich lange Zeit meines Lebens
verschlossen hatte, da sie nicht in das Leben zu passen schienen. Aber durch die
Diskussionen mit Pan kam all das wieder und mir wurde bewusst, wer und was ich
bin – ein freier, sich selbst bestimmender Mensch.
Pan hat mir einfach geholfen, meine Stärke und mein Ich wiederzuinden. Er zeigte
mir, dass es mein Weg sein muss, den ich entscheide, nur dann ist es der richtige.
Gespräche mit ihm waren anders als das, was ich bisher kannte, er ist jemand mit
enormen Wissensstand und es macht Spaß, ihm zu zuhören, weil er immer alles in
Geschichten verpackt, um es anschaulicher zu machen, es war ihm nie zu viel, mir
Dinge zu erklären und so hatten wir sehr schnell eine Basis die uns verband.
Das war dann auch der Beginn, dass wir über sein Buch sprachen. Und irgendwann
bat er mich, es zu lesen und ihm meine Meinung darüber zu sagen. Das machte
mich sehr stolz, denn ich wusste, dass ihm dieses Buch sehr wichtig ist, weil es seine
Ideologie widerspiegelt, aber auch sein Ich und seine Persönlichkeit. Es war ein
großer Vertrauensbeweis seinerseits und ich ing an, es zu lesen. Es war etwas Besonderes und ich las es in einer Art und Weise, die ich bisher nicht kannte. Es war,
als fühle ich seine Texte. Das, so denke ich, war die Grundlage dafür, dass ich es
inhaltlich verstand, ungeachtet dessen, dass es mir auch zeigte, dass das Schreiben
nicht sein Steckenpferd ist.
Pan ist und bleibt ein Redner, er kann verbal perfekt argumentieren und begreifbar machen, nun lag es an mir, mit ihm in die Diskussion zu gehen, denn ich
wusste das Pan Menschen wie mich, ich nenne sie »Bürgerliche«, mit seinem Buch
erreichen will. Also sagte ich ihm meine Meinung: Dass ich seine Ideologie und
den Inhalt seiner Texte verstehe, aber wenn er Menschen wie mich erreichen will,
müssen wir den Text bearbeiten, um ihn verständlicher zu machen. Menschen mit
umfangreichem Wissensstand wie seine Freunde, Mitglieder seiner Basisgruppen
oder Professoren verstehen seine Texte bestimmt auch so, doch ich habe sie oft
mehrmals lesen müssen, bis ich begriff und das dann auch nur durch direkte Kommunikation mit Pan. Also sagte er mir: Ok dann bearbeite es! Ich muss heute noch
lachen, er gab mir eine Aufgabe, die ich mir früher nie zugetraut hätte. Aber mit
seinem Vertrauen und seiner Unterstützung ging ich mit Feuereifer an die Arbeit.
Ich saß oft stundenlang bis in die Nacht an den Texten und freute mich, wenn ich
wieder ein Kapitel fertig hatte und es ihm schicken konnte, meist war er zufrieden
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Laras Vorwort
und wenn etwas fehlte oder ich doch etwas falsch interpretiert hatte, sprachen wir
darüber und kamen immer zu einem gemeinsamen Standpunkt. Es war eine sehr
lehrreiche und tolle Zeit. Ich bin glücklich darüber, dass ich die Texte bearbeiten
durfte, denn für mich war es ein Zeichen von Respekt und Achtung. Mir war bei
der Bearbeitung sehr wichtig, dass ich den Inhalt nicht veränderte, sondern ihn
lediglich verständlich und begreifbar machte, denn der Inhalt ist seine Ideologie
und die zu ändern war etwas, das ich nicht wollte. Ich denke das ich das sehr gut
hinbekommen habe.
Dass es funktioniert hat, liegt wohl daran, das ich eher der Realist bin und Pan der
Extreme, der Kämpfer. In der Diskussion mit ihm vertrat ich den Standpunkt, dass
ich das was er geschrieben hat, als etwas sehe, das unsere Welt um so vieles einfacher und besser machen könnte. Aber ich lebe in dieser Welt und bezweifele, dass
der Mensch schon bereit ist, so etwas umzusetzen.
Alle Menschen auf gleicher Ebene, ohne Überluss, Macht, Gier, Hass und dem
Streben nach immer mehr! Erst wenn die Kleinen ganz unten begreifen, dass die
Macht ganz oben leicht zu brechen ist, wenn wir alle miteinander und zusammen
kämpfen, jeder auf seine Art, aber gemeinsam, dann sind wir stark und können
unsere Welt zu etwas besserem machen. Allein schon wegen meiner drei Kinder
lohnt es sich für mich, etwas zu verändern damit diese Kinder und alle anderen eine
sozialere Welt ohne Hass, Krieg, Streben nach Besitz und Macht erleben können.
Sonst gehen die wichtigen Werte verloren, Respekt, Achtung, Freiheit und Zeit, um
das Leben zu genießen. Wir haben nur dieses eine Leben, vergesst das nie!
Ich bin dankbar, an diesem Buch mitgearbeitet zu haben und stolz darauf, dass
mir so viel Vertrauen entgegengebracht wurde. Das alles macht die Verbindung
zwischen einigen Menschen möglich. Dieses Buch zu lesen, war für mich eine Bereicherung, auch wenn ich weiß, das wir nicht alle erreichen werden. Aber mich
hat es erreicht und das ist ein Anfang, dem viele folgen. Dessen bin ich mir sicher.
Lara
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Pans Vorwort
Pans Vorwort
Warum schreibe ich ein neues antikapitalistisches Grundsatzdokument? Weil
es höchste Zeit wird, die alte Weltordnung, die das großkapitalistische System
aufgebaut hat, zu beenden. Sie war zwar nach dem letzten Weltkrieg, in dem
ein ganzer Kontinent zerstört wurde, sehr erfolgreich, hat aber jetzt ihr Ende
gefunden.
Sonst zerstören wir die Möglichkeit einer gerechten sozialen Demokratie. Die
alte Weltordnung zerstört unsere Welt, weil sie nur auf Habgier beruht, angeführt von Großkapitalisten, die Bürgern und Arbeitern vorheucheln, jeder
könne reich werden. Das aber bezweile nicht nur ich, sondern auch alle sozial denkenden demokratischen Ökonomen. Es geht um nicht weniger als die
Rettung unserer Welt und die Erhaltung der Menschenrechte, die unbedingt
wieder in den Vordergrund zu stellen sind.
Der größte Teil der Menschen lebt heute in Armut, Hunger und medizinischer
Unterversorgung. Großkapitalistisch organisierte Systeme zerstören die Natur
allumfassend.
Denkt jetzt bitte nicht, ich sei ein Verschwörungstheoretiker, es sind nicht nur
die Menschen welche irrational denken, es sind die Systeme selbst, welche diese
Menschen belohnen, wenn sie andere Menschen ausbeuten und zerstören.
In allen Gesellschaftsebenen gibt es Menschen, welche durch Ausbeutung, Betrug und Manipulation einen Proit erreichen. Dadurch werden Neid und Habgier produziert und tief in der psychischen Struktur des Menschen verankert.
Was ist dieser Proit? Es ist der persönliche Anteil an den Produkten der Arbeit
aller, und es wird in der Gegenwart immer deutlicher, dass dieser Proit sehr
unterschiedlich verteilt ist.
In einer am 18. Januar 2016 veröffentlichten Studie hat die Organisation OXFAM festgestellt: »Ob es gelingt, weltweit Armut zu bekämpfen, hängt entscheidend davon ab, wie mit extremer sozialer Ungleichheit umgegangen wird.
Eigentlich sind genug Ressourcen für alle da – sie sind nur extrem ungleich
verteilt. Einige wenige Menschen besitzen immer mehr – und immer mehr
Menschen immer weniger: Nach Oxfams Recherche besitzen die 62 reichsten
Menschen der Erde genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung
zusammen – das sind rund 3,6 Milliarden Menschen.
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Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt fast die Hälfte des Weltvermögens.
Die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Reich und Arm sorgt dafür,
dass Millionen Menschen weiterhin in extremer Armut leben und keinen Zugang zu Schulbildung und grundlegender Gesundheitsfürsorge haben.«1 Wohl
keiner kann sich von dem Einluss dieser Systeme freisprechen. Doch es gibt
leider nur sehr wenige, welche diesen Einluss bekämpfen wollen und verzweifelt nach Auswegen suchen.
Einige davon kämpfen in antikapitalistischen Gruppen. Andere legen den
Schwerpunkt ihres Kampfes in den Umweltschutz und Menschenrechts- und
Tierrechtsbewegungen, sind Antinationalisten, um das Schlimmste zu verhindern.
Ich bin einfach nur ein anarchistischer Aktivist.
Ich gebe zu, das klingt wie ein extremer Begriff, aber im Grunde unseres Herzens sind wir Anarchisten überzeugte Demokraten. Doch wir meinen nicht
die Art von Demokraten, die nur Wahl-Mehrheiten aufbauen wollen, um dann
allein und undemokratisch zu regieren. Nein, für uns beruht wahre Demokratie auf einer ständigen Mitbestimmung aller Beteiligten, also auch darauf, dass
die demokratischen Minderheiten an Entscheidungen beteiligt werden müssen.
Für unsere Vorstellung von Demokratie heißt das nichts anderes, als dass es
für wichtige Entscheidungen Einstimmigkeitsbeschlüsse oder mindestens eine
Dreiviertelmehrheit geben muss.
Ich glaube, dass der Kampf um Tierrechte, Umweltschutz und Menschenrechte erst wirklich einen Sinn hat, wenn wir das großkapitalistische System der
unkontrollierten freien Marktwirtschaft wieder unter die Kontrolle der Bürger
stellen. Diese sollen dann in Parlamenten entscheiden, was Lebensarbeitszeit
wert ist. Diese Entscheidung darf nicht in die Hände von größenwahnsinnigen
Großkapitalisten gegeben werden, die Arbeitsleistung nur nach ihrem Proitdenken beurteilen. Dadurch haben jene sich selbst ein Vermögen angeeignet,
mit dem sie nun Regierungen von sich abhängig machen und beauftragen, vorrangig ihren Reichtum zu schützen. Solche Menschen haben sich mittels dieser
Vermögen in den letzten Jahrzehnten sogar ganze Grundgesetze nach ihrem
Willen verfassen lassen, wenn auch mit einigen humanistischen oder vernünftigen Zusagen, um die Kritik durch Arbeiter und Bürger zu besänftigen.
1 210 OXFAM Brieing Paper. 18 January 2016. https://www.oxfam.de/system/iles/bp210economy-one-percent-tax-havens-180116-en.pdf
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Pans Vorwort
Gesellschaftlicher Reichtum ist zu wertvoll, um es der Gemeinschaft, die es
produziert hat, zu entziehen. Er ist zu wertvoll, um ihn wenigen gierigen Subjekten zu überlassen.
Solche Großkapitalisten sind heute sogar in der Lage, ganze Demokratien
zu erpressen und unter Druck zu setzen. Ja, sie verhindern dadurch sogar,
notwendige Änderungen einzuführen, um unseren Planeten retten zu können.
Deshalb müssen notwendige Gesetzesänderungen zum Schutz und zum Wohl
der Natur und der darin lebenden Lebewesen eingeführt werden. Das passiert
aber nur, wenn das großkapitalistische System einen Proit darin sieht.
So werden Lebensmittel verbrannt, nur um Preise stabil zu halten. In manchen
Ländern verhungern Tausende, nur damit das Wasser in den Schwimmbädern
vieler Superreichen auch schön warm bleibt.
Ich brauche euch doch nicht noch Hunderte von Beispielen der Perversion
des Großkapitalismus aufzuzählen. Ihr kennt doch die Bilder: weinende Kinder oder gar Kindersoldaten in der dritten Welt. Alles zum Wohl des Proitsystems, alles um einige wenige Überreiche zu schützen und mit ihnen deren
Schmarotzer, die alles machen, um ein Stück des Kuchens abzubekommen. Sie
ändern Gesetze, parlamentarische Beschlüsse und Verfassungen, um ganz legal
mordend und plündernd durch die Welt zu ziehen, damit Reiche reich bleiben
dürfen.
Projekte von einigen Gruppen, wie die der Regionalwährungsfanatiker, die
glauben, dass die Probleme des Kapitalismus zu lösen sind, in dem man neue
produktbezogene Währungen schafft, wie zum Beispiel BitCoins (eine Computerwährung) sind, wie sich bereits schnell zeigt, pure Phantasterei und nicht
von Dauer.
Ich habe diesem Buch einen berühmten Satz von J. P. Proudhon vorangestellt:
»Das Eigentum ist Diebstahl!« In seiner Denkschrift »Was ist Eigentum« von
1840 legt er dar, dass Eigentum als »Macht der Ausschliessung« genau so eine
Perversion der Aneignung durch Arbeit ist, wie die Aneignung durch Besitznahme, also der Raub, dass also beide immer organisierter Diebstahl an der
Gesellschaft sind.
Nur die Gesellschaft der Arbeiter kann ihr Eigentum in der Form von Arbeitsleistung gegen Arbeitsleistung und Produkt gegen Produkt gerecht verwalten
oder mit anderen Gesellschaften tauschen.
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Eigentum als Macht der gleichberechtigten Teilhabe gewinnt so einen ganz
anderen Wert als es Eigentum in der gegenwärtigen, widerwärtigen Weise zuerkannt wird.
Es sollte jedem klar sein, dass es immer eine gemeinsame regionale Gesellschaftsstruktur ist, welche etwas produziert. Darum kann das Eigentum an
diesen Produkten auch nur der regionalen Gemeinschaft gehören.
Diese kann es tauschen mit anderen regionalen Gemeinschaften, wobei der
Tauschwert nicht durch die Nachfrage, sondern durch den Arbeitsaufwand
gesteuert wird.
Die Bürger einer solchen Gesellschaft verlieren durch diese Änderung nichts.
Sie besitzen Produkte, Wohnungen, Ländereien und Häuser, so wie früher
auch. Der Eigentümer jedoch ist die Gesellschaft in der sie leben. Diese vergibt
an die Individuen und Firmen nur ein geschütztes Nutzungsrecht. Keiner kann
so Güter mit Proit verkaufen, sondern gibt sie, wenn sie nicht mehr genutzt
werden, der Gesellschaft zurück.
Es ist so für alle auch ehrlicher, denn die Produkte gehören Ihnen ja schon,
weil sie sie ja selbst gefertigt oder gegen selbst gefertigtes eingetauscht haben.
Niemand muss etwas kaufen, was einem ja eigentlich schon gehört. Er muss
nur eine gesellschaftliche Verwaltung gewählt werden, welche das Eigentum
aller Bürger verwaltet und dem Nutzer zur Verfügung stellt.
Natürlich kommen auch Kosten auf den Nutzer zu. Die Verschleiß und Umweltschäden sowie Zusatzkosten muss der Bürger tragen und aus seinem Gewinn erstatten.
Was geschieht mit Verlusten und Gewinnen aus der Nutzung? In der Gegenwart werden Gewinne aus der Nutzung des gesellschaftlichen Eigentums privatisiert und Verluste vergesellschaftet. Das muss aufhören!
Die regionale Verwaltung ist die Grundnotwendigkeit für die Möglichkeit, Arbeit gegen Arbeit zu tauschen. Denn nur in den Regionen ist klar, wie und wo
Arbeit geleistet wird oder muss und nur diese können die Verteilung von Coins
an die arbeitsverwaltenden Strukturen organisieren. Es muss gesichert werden,
dass der Import und Export von Produkten und Dienstleistungen zwischen
den Gemeinschaften immer ausgeglichen ist. Sonst kann eine Gemeinschaft
reicher werden als eine andere und das setzt die Kette von gegenseitiger Ausbeutung in Gang und die Gemeinschaften betrügen sich schlussendlich gegenseitig.
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Pans Vorwort
In den nachfolgenden Seiten zeige ich euch einen Weg, den ihr gehen könnt.
Sicher ist er noch nicht perfekt, aber das kann er auch nicht sein, denn an der
Perfektion müsst ihr selber arbeiten, sonst wäre es nicht bürgerlich und nicht
demokratisch. Und Ihr würdet nicht gemeinsam dafür kämpfen.
Die Kontrolle über die Machtverteilung in der gesamten Welt besitzt immer noch das Großkapital. Nur die Einigkeit der Arbeiter, Umweltschützer,
Tierschützer und der Verteidiger der Menschenrechte kann das Bollwerk des
Großkapitalismus einreißen.
Denn glaubt mir, obwohl die meisten von euch es schon wissen, der Kapitalismus wird die Probleme der Welt wie Hungersnot und Umweltzerstörung nur
angehen wollen, wenn er sich einen Proit davon verspricht. Die meisten Probleme, die unsere Welt hat, sind jedoch mit einem Proit schaffenden System
nicht zu lösen, denn sie sind durch dieses System erst entstanden.
Die Verhinderung der Umweltzerstörung zum Beispiel kostet eine Menge Arbeitszeit und Forschung. Es kostet also Geld, welches sich, wenn überhaupt
erst in Jahrzehnten lohnen und Gewinne erwirtschaften würde. Aber der Kapitalismus ist gebunden an schnelle Gewinne, auch deswegen investieren Reiche
lieber in Drogen- und Waffenhandel oder in Ausbeutung der letzten Rohstoffe.
Muss ich noch mehr sagen? Ich glaube nicht, denn ihr seht alle, was in unserer
Welt in der wir leben, schief läuft. Deutlich ausgedrückt also: Lasst uns aufstehen, hinsehen und anfangen, etwas zu ändern.
Dieses Buch besteht aus zwei Abschnitten. Der erste »Zum Zustand der
Marktwirtschaft in der Gegenwart« ist aus einem Workshop entstanden, in
dem Papiere von Hans Jürgen Krysmanski, Chrystia Freeland, Susan George
und Michael Hardt/Antonio Negri kollektiv diskutiert wurden.
Der zweite Abschnitt: »Fragmente« bearbeitet Grundelemente meiner Philosophie einer neuen Gesellschaftsform. Wie Bakunin über sein Leben und seine
Schreibweise sagte: »Mein Leben ist bloß ein Fragment!«, ist auch mein Leben
und meine Schreibweise fragmentarisch.
Deshalb wird in diesen Arbeitspapieren meine Herangehensweise in fragmentarischer Form erklärt. Das ist somit also noch lange keine Endfassung. Eine
solche muss und wird von Euch allen mit gestaltet werden, sonst ist es nicht
Eure und Ihr werdet Euch nicht damit solidarisieren und erst recht nicht um
ihre Verwirklichung kämpfen.
Euer Pan
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Kurzfassung
• Der Traum vieler Menschen, seitdem sie demokratisch denken und
handeln, ist der von einer allumfassenden Gleichheit.
• Gemeint ist damit eine freie und gerechte Gesellschaft, welche den
Verbund von Ökologie, Ökonomie und Wissenschaft unter der Kontrolle
von demokratisch gewählten Delegierten gewährleistet.
• Gemeint sind gleiche Rechte und Plichten für alle, ohne dass Menschen,
Tiere und die Natur ausgebeutet werden.
• Gemeint ist vor allem eine Gesellschaft ohne Alphastrukturen, also ohne
Führungshierarchien, denn wer Alpha – Herrscher sagt, sagt auch Beta –
Beherrschte.
Pan, ein anarchistischer Aktivist in Mittel-Europa stellt vor:
• Eine neue Theorie der Ökonomie regionaler und übergeordneter
Sektionen
• Grundüberlegungen zu einer gerechteren Ökonomie, in der Gleichheit
und demokratische Rechte für alle möglich sind
• Wege von der proitorientierten freien Marktwirtschaft zur
antikapitalistischen Tauschgesellschaft, in dem nicht das Produkt mit
Geld bewertet wird, sondern die geleistete Arbeitszeit der Massstab ist.
• Vom Geld zum Tausch von Leistung gegen Leistung.
• Die Abschaffung des proitorientierten Geldes und die Einführung von
Coins (1Coin/1Minute Lebens-Arbeits-Zeit)
• Coins sollen für Produkte und Dienstleistungen eingetauscht werden.
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Was ist Anarchismus?
Was ist Anarchismus?
Zunächst ist der Name eine Erindung unserer Gegner. Wir hatten in der Geschichte schon viele Namen: Nephilim, Rebellen und so weiter. Die Geschichte
ist immer die Geschichte der Macht, sei es der von Regierungen, Fürsten oder
Priestern, welche die Geschichte nach ihrer jeweils eigennützigen Einstellung
verfasste und überlieferte. Darum indet ihr Informationen über uns meistens
nur als Mythen oder Geschichten. Dort ließ die jeweilige Herrschaft der Systeme unsere Erwähnung zu, da sie sich dort nicht bedroht fühlte und um die
Träume der einfachen Bürger von Gerechtigkeit und Gleichheit von Freiheit
zu befriedigen. Manchmal werden wir als übernatürliche Wesen dargestellt,
manchmal ganz nach Bedarf auch als Feinde, gegebenenfalls auch als Diebe
und Mörder.
Es ist falsch, Anarchismus als Regierungsform darzustellen, es ist eine innere
Einstellung. Es gibt für Anarchisten kein über und kein unter und Anarchisten
brauchen nur das, was sie und ihre Familien zum Leben und Arbeiten benötigt,
vor allem keinen unnötigen Luxus.
Des Weiteren sind Anarchisten immer zur Verteidigung fähig und kämpfen mit
allen Mitteln, ob Schwert, Feder oder Wissen für gleiche Rechte und Plichten
und Freiheit. Menschen und deren Gesetze, die anderen Menschen Leid zufügen, ohne sich selbst zu verteidigen, lehnt er ab. Deswegen sind sie aber nicht
Menschen die ohne Regeln leben. Sie akzeptieren aber nur Regeln, wenn sie
zum Wohle der Menschen, Tiere und der Natur dienen und frei und gleichberechtigt von allen und ihm selbst anerkannt werden. Anarchisten sind und bleiben immer frei und selbstbestimmt, damit aber auch immer unbequeme Menschen für Herrscher und Diktatoren. Da sie jede Form von Unterdrückung,
Ausbeutung und Sklaverei ablehnen, fürchten Nationalisten uns am Meisten,
weil wir in deren Ideologie überhaupt nicht erwünscht sind und wir sie immer
bekämpfen.
Da Anarchisten keine Organisation brauchen und haben, sind sie, so lange sie
sich nicht outen, unangreifbar. Das heißt aber nicht, dass sie sich Organisationen nicht anschließen. Sie arbeiten, so lange sie so akzeptiert werden, wie sie
sind, im Sinne ihrer Ideologie gerne mit.
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Was ist ein Sternenkrieger?
Was ist ein Sternenkrieger?
Es gibt kein Über-Mir und kein Unter-Mir für einen Sternenkrieger, er kämpft
immer gegen Ausbeutung und Unterdrückung. In allen Bereichen. Er ist immer frei und selbstbestimmend. Er unterstützt und glaubt frei immer im Einklang mit seinen Direktiven.
Den Schwur leistet ein Sternenkrieger nur sich selber und teilt es denen mit,
denen er vertraut. Einen Sternenkrieger erkennt ihr nicht am Namen oder Zeichen sondern nur an dem wie er lebt und handelt. Sich zu outen ist keine
Plicht, jeder entscheidet hier frei. Er stirbt lieber, bevor er eine/n anderen
Sternenkrieger/in verrät.
Es gibt für ihn kein Monopol auf Gewalt. Jeder hat das Recht, sich zu verteidigen und jede Waffe, ob Schwert oder Feder, ist legitim, solange ich sie nur zur
Verteidigung von mir, meiner Familie und meinen Freunden benutze.
Solche Direktiven sind:
Hauptdirektive:
• Ich darf keinem Mensch ein Leid zufügen, außer ich verteidige mich,
meine Familie und Freunde.
• Achtung und der Schutz der allumfassenden Natur, Planzen, Tiere und
Menschen.
• Schutz der natürlichen Umwelt, da sie lebensnotwendig ist.
• Förderung und Schutz der Forschung, die das Leben und die Umwelt
schützen.
• Das Ziel ist, die Freiheit und Selbstbestimmung aller Menschen zu
schützen, solange sie nicht das Selbstbestimmungsrecht und Freiheit
Dritter einschränken.
• Nur wer Freiheit gibt, kann und darf sie auch verlangen.
• Jeder hat ein Recht auf Nahrung und sauberes Wasser.
• Eigentum ist ein Gemeinschaftsbesitz an dem ich mir ein Nutzungsrecht
erwerben kann.
• Solange ich es benutze, ist es nur mein Nutzungsrecht, brauche ich es
nicht mehr, gebe ich es der Gesellschaft, in der ich lebe, zurück.
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Was ist ein Sternenkrieger?
Zum Zustand der Marktwirtschaft in der
Gegenwart
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Ökonomie
1: Ökonomie
Ökonomie heißt für mich, dass Produkte und Dienstleistungen, die eine Gesellschaft herstellt, sozial gerecht und sinnvoll verteilt werden.
Das heutige System, mit denen unsere demokratischen Gesellschaften arbeiten, ist der Kapitalismus, der von Politikern gerne als »Freie Soziale Marktwirtschaft« bezeichnet wird.
Ist das zu glauben? Wie ist es denn wirklich?
Die Produkte, die die Gesellschaft der Arbeitenden herstellt, werden an großkapitalistische Systeme verkauft zu einem Preis, der von genau diesen großkapitalistischen Systemen bestimmt wird. Diese großkapitalistischen Gruppen
wollen diese Produkte mit Gewinn an die Menschen, die sie hergestellt haben
wieder verkaufen.
Das hört sich an wie ein Witz, doch es ist die gesetzlich geregelte und geschützte Realität.
Vielleicht denkt Ihr jetzt bestimmt, ich erzähle euch etwas über das Geschäftsgebaren aus dem Mittelalter, aus der Zeit der Leibeigenen, der Fürsten oder
Könige. Nein diese Geschäftsgebaren sind heute genauso unmoralisch wie damals.
Im Mittelalter hatte der König immer Recht und sein Recht wurde von Soldaten geschützt und durchgesetzt. Heute sind es nicht die Könige, sondern
extrem reiche Menschen, welche sich verbünden und Büttel (jemand der diensteifrig tut, was die Obrigkeit verlangt) einstellen, die ihnen Gesetze, natürlich
nach ihrem Willen, schreiben und den Bürgern dann erklären, dass ihr Handeln
rechtmäßig ist. Und wer diese Gesetze befolgt, bekommt seinen Lebensunterhalt, wer sie missachtet, wird von Soldaten, Polizei verfolgt. Genau das passiert
heute. Ich nenne es Raubbaukapitalismus, ein oligarchisches System, die Herr-
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Peter Weintz
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