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Nach der Safe-Harbor
Entscheidung des EuGH
Datenschutz- und
Rechtsschutzvorgaben im
Polizei- und Sicherheitsbereich
in den USA und der EU
Prof. Dr. Franziska Boehm
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Prof. Dr. Franziska Boehm
Gliederung
1. Überblick über die amerikanischen Datenschutzbestimmungen
a) 4th Amendment to the United States Constitution
b) Privacy Act of 1974
c) Draft Judicial Redress Act of 2015
2. Einschränkungen der Durchsetzbarkeit der
Datenschutzbestimmungen
a) Strafrechtliche Ermittlungen (ECPA und Freedom Act)
b) Ermittlungen zur nationalen Sicherheit (PATRIOT, FISA,
Freedom Act)
3. Schlussfolgerungen
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1. Überblick über die amerikanischen
Datenschutzbestimmungen
4th
Amendment
to the USC
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Privacy Act
of 1974
Draft
Judicial
Redress Act
of 2015
1a) 4th Amendment to the United States
Constitution
Sachlicher Schutzbereich:
Recht des Volkes
• auf Sicherheit der Person,
• Sicherheit der Wohnung,
• der Urkunden und
• des Eigentums
vor willkürlichen Untersuchungen, Festnahme und Beschlagnahme.
→ Bürger muss ein berechtigtes Vertrauen auf den Schutz der Privatsphäre haben
Persönlicher Schutzbereich:
• Kein Schutz für Ausländer (z.B. EU-Staatsbürger)
Schranken:
• Einschränkbar durch vernünftiges („reasonable“) staatliches Interesse
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1b) Privacy Act of 1974 – Regulierung der
Datenverarbeitung
Adressaten:
• Bundesbehörden
• bestimmte
Strafverfolgungsorgane
Gegenstand:
• Regulierung der
Datenverarbeitung in den USA
=Datensammlung, Datennutzung,
Recht auf Auskunft
Weitergabe von Daten:
• keine Weitergabe von Daten
ohne die Einwilligung des
Betroffenen
• oder ohne schriftliche
Anordnung
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Persönlicher
Anwendungsbereich:
• US-Bürger
• Ausländer mit dauerhaftem
Aufenthaltsrecht in den USA
Zweckgebundenheit:
• Die erhobenen Informationen
müssen dem
Erhebungszweck dienen
Speicherdauer:
• Keine Vorgaben bezüglich der
Speicherdauer
• Aber: Benachrichtigungspflicht
1b) Privacy Act of 1974 – Regulierung der
Datenverarbeitung
Rechtsmittel des Betroffenen: zivilrechtliche Rechtsbehelfe
Handlungsmöglichkeiten:
1. Wenn die Behörde einen Antrag auf Änderung ablehnt oder
Prozessvoraussetzungen verletzt
2. Wenn dem Bürger Zugriff auf seine Daten verwehrt wird
3. Wenn die Daten nicht ordnungsgemäß erhalten werden
4. Wenn eine sonstige Bestimmung nicht eingehalten wurde
Kontrolle:
•
Gerichte entscheiden im Einzelfall
•
Einrichtung interner Prüfstellen
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1c) Draft Judicial Redress Act of 2015
→ dient dem Ausgleich der Schwächen des Privacy Act of 1974
Persönlicher Anwendungsbereich:
• US-Bürger
• Mitglieder der „covered countries“, u.A. EU-Bürger
Sachlicher Anwendungsbereich:
• Daten, die von öffentlichen Behörden übertragen wurden
• Daten, die von privaten Organisationsformen übertragen wurden
• NICHT: anderweitig erlangte Daten
• Keine Daten, die erlangt wurden, bevor das Land zu den „covered countries“
zählte
Rechtsmittel:
• Nur drei der vier Rechtsmittel unter dem Privacy Act 1974 finden Anwendung
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2. Einschränkungen der Durchsetzbarkeit
der Datenschutzbestimmungen
ECPA
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FISA
Patriot
Act
Freedom
Act
2a) Strafrechtliche Ermittlungen unter ECPA
und FREEDOM Act
Drei Methoden:
• Zugriff auf private Datensammlungen und Online-Quellen
• Informationensammlung durch öffentlich-rechtliche Vorladungen
• Informationen, die durch gerichtliche Anordnung erlangt wurden
ECPA
Wiretap Act
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Stored
Communications
Act
Pen Register Act
2a) Änderungen des ECPA durch den
FREEDOM Act
• Erhöhte Anforderungen an die Rechtmäßigkeit von sog. “gag-orders”
• Strengere Voraussetzungen für einen Zugang zu Daten der Service
Provider durch das FBI
• Ähnliches gilt auch für den Zugang zu Kunden- und Finanzdaten
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2b) Ermittlungen zur nationalen Sicherheit
unter PATRIOT Act, FISA, FREEDOM Act
PATRIOT Act
•
Stärkung der staatlichen Befugnisse bei Ermittlungen zur nationalen
Sicherheit
•
Zahlreiche Änderungen des bestehenden Rechts (inkl. FISA, ECPA)
•
Mehrfache Verlängerung
FISA
•
Ursprung: elektronische Überwachung ausländischer
Geheimdienstinformationen
•
Ausweitung durch PATRIOT Act und FISA Amendments Act (FAA)
FREEDOM Act: Erneuerung und Modifizierung von PATRIOT Act und FISA
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2b) Änderungen durch den Freedom Act
→ „tangible things“
Anknüpfungspunkt: 50 U.S.C. Kapitel 36, Unterkapitel IV
1. „Specific selection term“ → spezifisches Auswahlkriterium
2. Eilzuständigkeit in wichtigen Fällen
3. Befristung und Löschung
4. Kontrollmechanismen und Verfahren zur Einhaltung der
Datensparsamkeit
5. Überwachung und Transparenz
6. Umsetzungszeitraum
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2b) Änderungen durch den Freedom Act
Bezüglich der Überwachung von Metadaten:
• „specific selection term“
• FISA Court = zuständiges Kontrollorgan
Änderungen für Nicht-US-Bürger:
• Wenige Veränderungen zugunsten von Nicht-US-Bürgern
• Rechtswidrig erlangte Informationen können nicht als Beweismittel
verwertet werden
• § 50 U.S.C.: § 1881 (a) → als Ermächtigungsgrundlage für NSA und
PRISM
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2b) Unveränderte Elemente
Problem: keine bedeutende Verbesserungen des Schutzlevels von
Nicht-EU-Bürgern
• Bspw. bleibt die Executive Order 12333 unverändert
• Weniger Garantien für Individuen als unter FISA vorgesehen
• Presidential Policy Directive wurde nicht geändert
• Keine Veränderungen bezüglich FISA-Anweisungen für
elektronische Überwachung
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3. Schlussfolgerungen
→ es bestehen weiterhin strukturelle Unterschiede zwischen Rechten
und Verfahren von US-Bürgern und Nicht-US-Bürgern
• Datenschutzstandard bei US-Bürgern nicht ausreichend
• Noch geringerer Schutz für Nicht-US-Bürger
Besonders große Unterschiede beim Schutz der nationalen Sicherheit:
• Draft Judicial Redress Act: eingeschränkter
Anwendungsbereich + Rechtsmittelschutz
• Freedom Act: Verbesserungen lediglich für US-Bürger
„Highlight“: „specific selection term“
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Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
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