Einfluss von Bergsenkungen und Wassermühlen auf fluviale Morphodynamik (Projektlaufzeit 2016-2018) Motivation Anthropogene Eingriffe in Form von Landnutzungsänderungen, Hochwasserschutzmaßnahmen, Wasserkraftanlagen, Bergbauaktivitäten, Schifffahrt und Energieversorgung haben nicht nur die Abflussdynamik, sondern auch die Morphodynamik der Flusssysteme verändert. Die anthropogene Beeinflussung der Morphodynamik kann negative Folgen für die Hochwassersicherheit, die Ökologie und die Schiffbarkeit der Gewässer sowie auf die Verbreitung von aquatischen Schadstoffen haben. Viele Schadstoffe werden im Wasser sedimentgebunden transportiert. Änderungen der Morphodynamik, wie Veränderungen der Sedimentfrachten, der Sedimentationsraten, der Erosionsprozesse und der morphologischen Gestaltung, haben somit automatisch einen Effekt auf die Ausbreitung von Schadstoffen. Diese Problematik ist besonders in (Alt)Industrieregionen von hoher Aktualität und großer Bedeutung, sodass ein tiefergehendes Verständnis des anthropogenen Einflusses auf die fluviale Morphodynamik und dessen Konsequenzen für die Schadstoffausbreitung dringend erforderlich ist. Die Wurm dient als beispielhaftes naturnahes und dennoch im hohen Maße anthropogen überprägtes Fließgewässer. Sie entspringt im Stadtgebiet Aachen und durchfließt das sogenannte Wurmrevier, eine früh industrialisierte Bergbauregion. Zudem haben rund 99 Wassermühlen das Erscheinungsbild der Wurm geprägt. Zielsetzung Ziel des Forschungsvorhabens ist die Quantifizierung anthropogener Einflüsse auf die fluviale Morphodynamik und dessen Konsequenzen für die Schadstoffverbreitung in kleinen Einzugsgebieten. Im Fokus steht dabei der anthropogene Einfluss in Form von bergbaulich-induzierten Schadstoffkontaminationen und Subsidenzen sowie die anthropogenen Veränderungen durch die Errichtung und den Rückbau von Querbauwerken. Der Forschungsschwerpunkt soll dabei auf der Sedimentdurchgängigkeit liegen. Die Rekonstruktion der Belastungshistorie soll zudem in ihrer historischen als auch räumlichen Ausprägung erfolgen. Die Zielerreichung ist in vier Arbeitsziele untergliedert. Die Landschaftsentwicklung unter anthropogenem Einfluss seit dem Mittelalter wird rekonstruiert und stellt das Bindeglied zwischen der geomorphologischen, geochemischen und wasserbaulichen Betrachtung des Themenkomplexes dar. Aus wasserbaulicher Sicht werden die Einflüsse von bergbaulich-induzierten Subsidenzen und Querbauwerken, vorrangig Wassermühlen, auf die fluviale Morphodynamik quantifiziert. In Bezug auf die Schadstoffverbreitung wird die Belastungshistorie unter Berücksichtigung des Einflusses der Morphodynamik rekonstruiert. Schlussendlich steht die Zusammenführung der zeitlich und räumlich orientierten Arbeitsmethoden zu einer geeigneten Methodenkombination zur Prognose der Schadstoffausbreitung und Sedimentdurchgängigkeit. Die Methodenkombination soll eine Übertragbarkeit der Projektergebnisse auf andere Einzugsgebiete ermöglichen. Das Forschungsprojekt wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und läuft über einen Zeitraum von 36 Monaten. In drei Teilprojekten sind insgesamt drei Forschungsinstitutionen der RWTH Aachen University am Vorhaben beteiligt. Projektpartner an der RWTH Aachen University Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft (IWW) www.iww.rwth-aachen.de Lehrstuhl für Physische Geographie und Lehreinheit Geowissenschaften Geoökologie (PGG) Energie- & mineralische Ressourcen Gruppe (EMR) www.emr.rwth-aachen.de www.pgg.rwth-aachen.de 1 Teilprojekte AP2: Morphodynamik Bestimmung der gewässermorphologischen Einflüsse von bergbaulich-induzierten Subsidenzen und Querbauwerken AP1: Landschaftsentwicklung Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung des Wurmtals unter besonderer Berücksichtigung des anthropogenen Einflusses seit dem Hochmittelalter AP4: Synthese Synthese der Arbeitsergebnisse und Prüfung der Übertragbarkeit auf vergleichbare Gewässer gleicher oder höherer Flussordnung AP3: Schadstoffbelastung Rekonstruktion und Bewertung der Belastungshistorie des Wurmtals Arbeiten am Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der RWTH Aachen University (IWW) Am IWW werden die gewässermorphologischen Einflüsse von bergbaulich-induzierten Subsidenzen und Querbauwerken analysiert. Mittels modellbasierter Untersuchungen werden die Einflussfaktoren bestimmt. Modelle bieten die Möglichkeit, unter kontrollierten Bedingungen sowie durch verschiedene Parameterkombinationen Veränderungen der Gewässermorphologie zu untersuchen. Die Umsetzung erfolgt über einen hybriden Ansatz mit einer Kombination von physikalischen und numerischen Modellen. Dabei liefern die Naturmessungen aus AP1 die Eingangsdaten, die Randbedingungen und den Validierungsdatensatz für die Modelle. In der Versuchshalle des IWW wird für die physikalischen Modelluntersuchungen ein Sedimentbecken mit flexibler Sohle und sandiger Sedimentfüllung konstruiert, in das ein Flusslauf eingebracht wird. Die flexible Sohle dient dazu, Senkungseffekte zu simulieren. Für die numerischen Modelluntersuchungen wird die Software Delft3D eingesetzt, die zusammen mit dem Software-Hersteller Deltares (Delft, Niederlande) um die Nachbildung von Subsidenzeffekten erweitert wurde. Es werden einerseits auf Grundlage von digitalen Geländedaten Fließgewässerabschnitte der Wurm modelliert und andererseits ein Grobmodell aufgebaut, das allgemein gültige Aussagen losgelöst von den Gegebenheiten an der Wurm ermöglicht. Über eine Szenarioanalyse werden verschiedene Modellvarianten untersucht, wobei der Fokus auf den Effekten von Subsidenzen und Wassermühlen auf Sedimentdurchgängigkeit und Querschnittsgeometrie liegt. Zeitraum Projektbeginn: 15. November 2015 Laufzeit: 36 Monate Förderkennzeichen: AZ:FR 3509/3-1 Förderträger Deutsche Forschungsgemeinschaft Kontakt RWTH Aachen University Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft Mies-van-der-Rohe-Straße 17 52056 Aachen Anna-Lisa Maaß, M.Sc. RWTH (Inhaltliche Bearbeitung) Tel.: +49(0)241 80 25753 [email protected] Dr. Roy Frings (Projektkoordinator) Tel.: +49(0)241 80 25265 [email protected] Univ.-Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf Tel.: +49(0)241 80 25262 [email protected] 2
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