Nadine Minten - Tinker

Hallo das ist Irish Coffee.
Er ist 16 Jahre und ein Tinker. Ich Kaufte ihn unerwartet vor zwei Jahren. Er kam zu uns in
den Beritt, da er damals Probleme mit der Beugesehne hatte und verkauft werden sollte. Ich
war schon lange auf der suche nach einem Pferd. Mein Traumpferd sollte ein Pinto werden....
Als ich unseren Neuankömmling sah musste ich zuerst lachen! Der hatte doch tatsächlich
einen Bart!!!! Er war ziemlich unfreundlich; Biss und trat nach einem. Meine Stallbesitzerin
bat mich Ihn mit Ihr wieder fit zu machen und ich sagte nicht Nein. Sie fügte noch hinzu das
er vielleicht was für mich wäre. Die zusammen Arbeit war echt nicht leicht, durch das
ständige Beißen war ich übersehen mit blauen Flecken. Auch das Satteln und Trensen musste
in einer Box stattfinden, weil er immer abhaute und sich ungerne auftrensen ließ. Da er noch
Hengst war hielten wir das für besser. Nach einiger Zeit des zusammenarbeiten akzeptierte er
mich immer mehr. Nach drei Monaten entschloss ich mich dazu Ihn zu Kaufen. Er hatte Herz
und Charakter zu gleich. Er wurde immer freundlicher und öffnete sich immer mehr. Er lief
nachhinein sogar bei den Kidis im Unterricht mit. Jeder liebte ihn. Ich war solo stolz und
glücklich! Einen Monat später brachte ich Ihn in die Klinik zum legen lassen. Mir tat’s in der
Seele weh, da er als Hengst schon immer mit Wallachen auf einer Wiese stand. Aber wie es
viele wissen ist es schwer mit einem Hengst in einem stall unter zu kommen und Einzelhaft
kam nicht in Frage. Nach der Legung dauerte es nicht lange.... Er wurde mein bester Freund
und Wegbegleiter! Ich habe ja schon mit vielen Pferden gearbeitet aber das hab ich so noch
nie erlebt. Er gab mir soviel Liebe und Aufmerksamkeit wie kein anderes Pferd in den
zwanzig Jahren. Er beschützte mich nur wo er konnte und Gallopierte mir immer wiehernd
entgegen .Nach dem Kauf stellte ich schnell fest, dass ich richtig gehandelt habe. Er war
übersehen von Mauke, Raspe und Milben. Er hat bis heute noch dicke Wassereinlagerungen
von den Milben an den Beinen. Er war total verfilzt und stand laut eines Mädchens die meiste
Zeit in der Box. Auslauf hatte er selten. Beim Reiten war er ziemlich träge und faul aber
immerhin ein Verlasspferd. Kein Weg blieb uns unerforscht und wir ritten überall hin. Nach
einem Jahr wendete sich das Blatt und das Klima wurde schlecht auf unserem Hof. Durch
eine neue Einstallerin wurden wir zum Opfer. Mein Pferd mehr als ich... Mein Pferd wurde
von einer angeblichen Futterfachfrau krank gefüttert. Die Organe versagten und er saß voller
Würmer. ich habe über drei Monate gebettelt, dass er endlich eine Wurmkur bekam. Er sah
aus wie der lebende Tod. Er war abgemagert und die Augen waren trüb. Zuletzt wurde er ins
Gesicht getreten ...die Leute freuten sich und erzählten es mir mit Schadensfreude. Zu der zeit
stand mein Pferd blutend in der Box. Leider kannten diese Leute nichts darin ihre Wut an
meinem Pferd auszulassen und strangulierten ihn mit seinem Halshalfter. Ich übernahm die
Fütterung selbst in die Hand und er erholte sich recht schnell. Es dauerte nicht lange da
mussten wir den Hof verlassen. Wir fanden schnell einen kleinen hof mit drei Stuten und zwei
bezaubernden Eseldamen. Ich wies die Leute darauf hin das er lange Hengst war und noch nie
mit Stuten Kontakt hatte aber das war denen egal sie empfanden es nicht für schlimm .Sie
schmissen den armen kleinen ins kalte Wasser zu den Stuten. Er wusste gar nicht wie ihm
geschah als die jüngste Stute ihn so anzickte und ihm zeigte, dass sie der Boss ist. Er blieb
wie immer cool und ließ sich nicht beeindrucken weder noch jagen. Coole Socke! Uns war
schnell klar, dass er öfteremale am Tag die Jungstute deckte. Ich war mir sicher, dass wir es
geschafft haben und dass es uns dort gut gehen wird. Nach 1 1/2 Wochen erkannte ich mein
Pferd nicht mehr. Er bekam Trennungsängste und wurde total unruhig. Das Arbeiten an der
Longe war schwer, er war unkonzentriert und fing mit headshaking an. Er tickte oft aus, das
reiten wurde ungemütlich und gefährlich. Ich dachte es liegt an den Stuten und wechselte am
ende des Monats erneut den Stall. Er kam wieder in eine Wallachherde. Nach einer Woche in
der Wallachherde wurde es besser, aber das hielt nicht lange an. Er wurde plötzlich
schreckhaft und wir konnten den Hof nicht mehr zu gemütlichen Ausritten verlassen. Dann
folgte eine Kolik nach der anderen, die Augen waren dauerhaft entzündet. Er bekam plötzlich
panische Angst vor Heu und Stroh, er verhungerte förmlich. Wenn er es mal fraß holte er mit
dem Kopf weit aus und schnappte nach dem Heu, dabei flippte er immer förmlich aus und
sprang gegen die Wand oder gegen die Boxengitter. Ihm juckte ständig die Nase und rannte
überall gegen. Meine Tierärztin war seit dem ersten Stallwechsel Dauergast. Wir haben alles
versucht und konnten einiges ausschließen. Viele verschiedene Chiros oder Tierärzte waren
da, auch ein Energetiker besuchte uns wir ließen nichts aus. Ich bat meiner Tierärztin mal
einen Allergietest zu machen. Das Ergebnis schlug Rätsel auf. Er war plötzlich gegen alles
allergisch... Wir verabreichten ihn einfach Kortison um zu wissen ob es Besserung bringt.
Nach ein paar tagen gab es einen Tag wo er lief als wäre nie was gewesen. Ich war an dem tag
so glücklich und dachte es liegt an den Allergien. Aber am nächsten Tag ging wieder alles
von vorne los. Da er kein Heu mehr fressen konnte bekam er zusätzlich Heucobs, doch diese
nahm er nach einer Woche nicht mehr an. Ich legte ihn abends in Ketten und fixierte ihn zum
Heu fressen damit er sich nicht mehr wehtut. Das ganze ging jeden Abend fünf Stunden lang
und das für zwei Kilo Heu. Meine Tierärztin war ratlos ...und ich erst recht, wir wussten nicht
mehr weiter. Zweifel machten sich breit .Ich ertrug seinen Blick nicht mehr. Dieser blick
voller Angst und Panik zeigte mir mein Pferd jeden tag aufs Neue. Ich weinte fast jeden
Abend, ich wusste das ich das nicht mehr lange kann und mein Pferd auch nicht. Die
Rechnungen betrugen nach drei Monaten schon etwas über 2000 Euro. Ich fing an meine
Wertsachen zu verkaufen; suchte Nebenjobs. Zum Schluss verkaufte ich mein geliebtes Auto
was eigentlich wichtig war da mein Arbeitsplatz 40 km entfernt lag. Als wenn das noch nicht
reichte bekam mein Hund einen akuten Bandscheibenvorfall und musste in der Klinik operiert
werden. Das ganze kostete auch noch mal 2500 Euro. Es hörte nicht auf. Im Sommer nahm
ich meinen ganzen Mut zusammen und rief in meinem Urlaub den Abdecker an. Ich
verbrachte in der letzten Woche viel Zeit mit meinem besten Freund Coffee. In dieser
schlimmen Zeit verlor ich vieles, nicht nur mein besten Freund sondern auch viele Freunde.
Ich war so mit meinem Pferd beschäftigt und konnte an nichts anderes mehr denken. Ich
zählte unsere letzten gemeinsamen Tage wie ein Countdown. Am vierten Tag erzählte mir
eine Stallkollegin von ihrer Freundin und ihrem Pferd. Ihr Pferd veränderte sich damals auch
und wurde sehr schreckhaft. Sie lies ihr Pferd auf Borreliose testen und war positiv. Die
Krankheit wurde bei ihrem Pferd erfolgreich Therapiert. In dem Moment dachte ich was soll’s
und rief den Tierarzt an. Wir machten den gleichen test. Ich hielt das warten auf das Ergebnis
kaum aus. Am vorletzten Tag des Countdowns erhielt ich einen Anruf vom Tierarzt der mir
das Ergebnis zuteilte. Er war Borreliose positiv .Der wert lag weit über dem Norm und ich
sollte schnell handeln. Der Tierarzt war bereits auf dem weg zu uns mit dem Antibiotikum
was helfen soll. Es klingt komisch aber ich machte Freudesprünge, weil ich endlich den Feind
in meinem Pferd kannte und das wir eine Chance haben. Wir begannen mit der Behandlung
und ich bestellte den Abdecker natürlich wieder ab. Ich stellte ihn bei uns am Hof in einen
Offenstall um und dachte das ist das Beste für ihn. Nach knapp einer Woche begann er auch
wieder normal Heu zu fressen und trank wieder aus diesen einst gefährlichen Wassertränken.
Nach circa vier Wochen fingen wir wieder an zu arbeiten...es war hart und sehr schwer ihn zu
reiten .Er raste immer los war nur durch reiner Körperkraft zu halten ...es war echt
anstrengend. Die Borreliose bei meinem Pferd war nicht gewöhnlich. Normal wären
Störungen in der Muskel und Knochenregion. Bei meinem breiteten sie sich im Kopf aus... Er
war meistens nach 5 Minuten komplett nass, ihm floss das Wasser stets das Gesicht und den
Beinen runter, stand ständig unter Strom. Das Headshaking war natürlich auch noch das was
es nicht immer leicht machte. Meine Reitlehrerin überlegte nicht lange und wusste was zu tun
war. Wir brachten mein Pferd immer wieder aufs neue im unterricht aus der bahn so das er
nicht den Ablauf wusste und so beschäftigten wir ihn ...und es klappte das shaken wurde
weniger. Das nächste tief ließ nicht lange auf sich warten. Er verweigerte in der Reitstunde
alles und machte dicht. Er schlug mich mehrmals gegen die Bande. Ich verließ die stunde und
hoffte auf den nächsten tag. Es wurde nicht besser, er bockte nur noch, stieg und rannte gegen
bäume oder in Büsche rein, traben kannte er überhaupt nicht mehr. Unsere Reiteinheit war
meist schon nach 5 Minuten beendet da ich es nicht schaffte. Ich entschloss mich ihn einfach
mal Pferd zu lassen und wenig Kontakt mit ihm zu haben. Ich wurde selber krank, konnte den
hof nicht mehr betreten. Mehrmals die Woche wurde ich ins Krankenhaus gebracht da etwas
nicht mit meinem Magen stimmte .Ich wusste das da nichts ist und das es psychisch ist. Nach
knapp zwei Wochen vermisste ich mein Pferd und reißte mich zusammen um ihn mal hallo zu
sagen. Ich fand ein höchst beleidigtes Pferd vor. Ich durfte ihn nicht anfassen ohne das er mir
die zähne zeigte. Ich lies mich nicht davon abhalten und streichelte ihn so lange bis er es
duldete. Am gleichen tag traf ich noch den Tierarzt an der mein Pferd behandelte. Ich erzählte
ihm von unserem reiterlichen Problem.
Er sagte dass mein entweder nicht mehr geritten werden will oder der verarscht dich weil du
zu schwach bist und wenn du es nicht kannst muss es ein anderer versuchen. Somit hin fragte
ich zwei freunde vom stall die abenteuerliches Pferde gerne reiten. Ich Überließ ihnen mein
Pferd. Ich war zuerst nur stille Zuschauerin und wurde nach einigen Wochen immer mehr mit
einbezogen. Mein erster schritt für mich selbst war das trockenreiten, danach ging es weiter
mit warmreiten im schritt und zum Schluss wechselten wir nach der hälfte einer Reiteinheit.
Nach vier Monaten nahm ich das erste Mal wieder ganz ohne Hilfe meiner freunde selber an
einer Reitstunde teil. Meine ganzen Freunde und Familie die das Drama mitbekommen haben
waren dort und waren sehr gespannt.
Die Reitstunde verlief super und von meinem Magen hörte ich keinen ton mehr bis heute. Wir
sind heute auf einem guten weg. Ich kenne den feind in meinem Pferd und weiß mit
mittlerweile damit um zu gehen. Ich habe mich viel mit der Krankheit beschäftigt und weiß
100% das nicht nur Borreliose in ihm schlummert. Borreliose ist meist eine Kombi-Krankheit.
Ich gehe davon aus das mein Pferd auch mit dem Bornavirus zu kämpfen hat. Bei uns gibt es
natürlich gute und schlechte tage die wir aber gut meistern. Wir haben noch keine
dementsprechende Behandlung gefunden, da sich mein Konto noch erholen muss bevor ich
wieder große Sprünge machen kann .Die Geschichte ist ziemlich lang geworden, weil ich
möchte dass vielen das leid erspart bleibt wenn die nicht mehr weiter wissen. Auch möchte
ich auch viele auf Borreliose aufmerksam machen, da viele noch nie was davon gehört haben.
Das kämpfen hat sich für uns gelohnt .Ich erfreue mich wieder jeden tag über mein Pferd! Ich
möchte mich herzlich bei der Armani Gruppe bedanken! Die Leute in der Gruppe hatten in
der schweren zeit immer ein offenes Ohr, viele Tipps und Worte die mich stärkten!
Liebe Grüße Nadine und Coffee