KRIEG. TRAUMA. KUNST. Salzburg und der Erste Weltkrieg

KRIEG. TRAUMA. KUNST.
Salzburg und der Erste Weltkrieg
Ausstellungsdauer: 09. Mai 2014 bis 27. September 2015
Kuratorin: Dr. Susanne Rolinek
Ort: Salzburg Museum | Neue Residenz, Mozartplatz 1, 5010 Salzburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 9 – 17 Uhr
Im Sommer 2014 jährte sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der als
„Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts gilt, zum 100. Mal. Der Krieg mit seinen rund 15
Millionen Toten und dem Einsatz neuer technischer Kriegsmittel veränderte die
(geo)politische, gesellschaftliche, soziale und ökonomische Weltlage unwiderruflich
und führte auch in den Zweiten Weltkrieg.
Im Zentrum der kultur- und kunstgeschichtlich orientierten Ausstellung stehen Werke von
Kunstschaffenden wie Josef Schulz, Alfred Kubin, Felix Albrecht Harta, Arthur Stadler und
Anton Faistauer sowie Autorinnen und Autoren wie Bertha von Suttner, Friederike Zweig,
Anna Bahr-Mildenburg, Stefan Zweig, Georg Trakl, Karl Kraus, Alice Schalek, Hermann Bahr
oder Hugo von Hofmannsthal, die in der Zeit des Ersten Weltkriegs als Kriegsbefürworter
oder –gegner auf wichtige Ereignisse reagierten. Fotos, Korrespondenzen und Objekte aus
dem Alltag jener Zeit ergänzen die künstlerischen Positionen. Drei Hörstationen mit
Interviews von ehemaligen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, mit Originalaufnahmen von
Soldatenliedern und mit Texten aus Karl Kraus´ Drama „Die letzten Tage der Menschheit“
(gelesen von Helmut Qualtinger) geben auf unterschiedliche Weise Einblick in die Stimmung
jener Zeit.
Krieg, Propaganda, Heimatfront, Traumatisierung
Thematisch befasst sich die Ausstellung mit dem Weg in den Krieg, Kriegspropaganda,
Kampf und Gewalt, mit Kriegsgefangenen, die z.B. in Grödig ohne ihre Einwilligung für
anthropologische Studien herangezogen wurden, mit Kriegsverbrechen an der
Zivilbevölkerung in den Kampfgebieten, mit der Instrumentalisierung von Glaube und
Kirche(n) sowie dem massenhaften Tod der Soldaten im industriellen Krieg, der zum
„Heldentod“ umgedeutet wurde. Darüber hinaus beschäftigt sich die Ausstellung mit der Not
der Bevölkerung und dem Aufbegehren gegen die Lebensbedingungen in der, durch die
militärische Kontrolle beeinflussten Diktatur, sowie mit den unterschiedlichen Rollen von
Frauen und Männern. So wie Männer ihre Wehrpflicht erfüllten, sollten Frauen an der
Heimatfront ihren Anteil leisten und damit ebenfalls zum Sieg beitragen. Ohne die
Bemühungen der Heimatfront wäre die Front rasch zusammengebrochen. Der im
Ausstellungsrundgang befindliche Bereich „Jugend im Ersten Weltkrieg“ wurde von den
Museumspädagoginnen gestaltet und richtete sich nicht nur an Schülerinnen und Schüler.
Die Ausstellung stellt in allen Bereichen Bezüge zu Salzburg her. Stadt und Land lagen zwar
nicht im Kampfgebiet, doch der Krieg beeinflusste den Alltag an der „Heimatfront“ in allen
Bereichen.
Orientierungslosigkeit, Friedensbemühungen, Unzufriedenheit
Als es endlich Frieden gab, hielt die Freude nicht lange an. Der Erste Weltkrieg hatte die
Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Sozialen und politischen Sprengstoff
beinhaltete die Situation der heimkehrenden psychisch und physisch traumatisierten
Soldaten und der Kriegswitwen und –waisen. Der Zerfall der österreichisch-ungarischen
Monarchie bewirkte wiederum eine allgemeine Orientierungslosigkeit. Die
Friedensbemühungen des neugegründeten und international agierenden Völkerbunds oder
der völkerübergreifende Versöhnungsgedanke der Salzburger Festspiele standen im
Gegensatz zur politischen Realität, die durch Radikalisierung und Instabilität gekennzeichnet
war. Der aufkommende Faschismus und Nationalsozialismus nährte sich aus der
Unzufriedenheit über die Friedensverträge von Versailles und St. Germain, der
Reparationszahlungen, den Gebietsverlusten und aus der schlechten durch den Krieg
bedingten wirtschaftlichen Situation nach 1918. Die Sehnsucht nach Deutschland war groß.
Im Mai 1921 hielt Salzburg eine Volksabstimmung über den Anschluss an Deutschland ab.
99 Prozent stimmten dafür, doch das Ergebnis hatte keine Gültigkeit.
Was blieb von den „Helden“ zwischen 1914 und 1918
Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg ist in Europa von Faschismus und
Nationalsozialismus überlagert. Im deutschsprachigen Raum sind vor allem
Kriegerdenkmäler präsent, die an die „Helden“ von 1914–1918 (und jene von 1939–1945)
erinnern. Sie werden den Kriegserfahrungen der Soldaten des Ersten Weltkriegs meist nicht
gerecht und verharmlosen gleichzeitig den Nationalsozialismus sowie den Zweiten Weltkrieg.
Zugleich prägen Spielfilme der Zwischenkriegszeit und der Zeit nach 1945 die Bilder zum
Ersten Weltkrieg über Generationen.
Ausstellungsgestaltung
Die schlichte und sachliche Ausstellungsgestaltung von Henny Liebhart-Ulm und Gerold
Tagwerker (Ausstellungsgrafik: Dominik Hruza) vermeidet eine bühnenbildhafte Anordnung.
Die gestalterischen Elemente interpretieren frühe abstrakte Strömungen der
kunstgeschichtlichen Moderne neu; diese waren als Reaktion und Folge des Ersten
Weltkriegs entstanden.
Publikation
Zum Thema „Salzburg und der Erste Weltkrieg“ wird von Mag. Dr. Oskar Dohle und
Dr. Thomas Mitterecker ein Sammelband herausgegeben. Darin finden sich unter anderen
jeweils ein Beitrag von Dr. Martin Hochleitner, Dr. Susanne Rolinek und Dr. Nikolaus
Schaffer. Das Buch wird am 25. Juni in der Alten Residenz präsentiert und um 39 Euro im
Buchhandel, im Salzburger Landesarchiv und im Archiv der Erzdiözese Salzburg erhältlich
sein.
Medienkontakt
Mag. Natalie Fuchs
Öffentlichkeitsarbeit, Marketing
Salzburg Museum
Mozartplatz 1, 5010 Salzburg
Tel.: +43-(0)662-62 08 08-777
Mobil: + 43-(0)650-300 7567
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