8 DAS INVESTMENT INTERVIEW 2015 | Allianz Global Investors „Transparenter Ansatz ohne Schnickschnack“ ➔| DAS INVESTMENT: Beim Allianz Strategiefonds Wachstum dürfen Sie den Aktienanteil in einer Bandbreite von 65 bis 85 Prozent bewegen. Sind Sie zurzeit weiter aktienaffin? Cordula Bauss: Wegen der aktuellen politischen Problematiken rechnen wir mit erhöhter Volatilität auf dem Aktienmarkt. Daher fahren wir zwar nicht mit angezogener Handbremse, setzen aber das Übergewicht wohldosiert ein. Zurzeit liegen wir bei gut 77 Prozent, etwas über unserer strategischen Ausrichtung von 75 Prozent. Werden Sie vor diesem Hintergrund den Aktienanteil weiter ausbauen? Bauss: Wir sehen noch Potenzial am Aktienmarkt und sind uns bewusst, dass auf der Rentenseite die Renditen nicht in den Himmel wachsen. Daher rechne ich damit, Aktien in der zweiten Jahreshälfte überzugewichten. Aber letztlich schauen wir, wie sich die Lage entwickelt, und entscheiden adhoc. Wie ist Ihre Asset-Allokation konkret strukturiert? Bauss: Die endgültige Entscheidung über die Zusammensetzung des Portfolios treffe ich als verantwortliche Fondsmanagerin. Die Grundlage dafür resultiert aber aus Teamarbeit. Das Multi Asset Active Allocation Team ist ein eigenständiger Bereich innerhalb von Allianz Global Investors mit fast 50 Mitarbeitern. Für die AssetAllokation der Strategiefonds verfolgen wir einen doppelten Ansatz. Zum einen nutzen wir ein mathematisch basiertes Trendfolgemodell. Zum anderen analysieren wir die Märkte fundamental. Wir Allianz Strategiefonds Wachstum A EUR WKN 979 726 Auflage 2. Dezember 2002 Volumen 5,2 Mrd. EUR Gesamtkostenquote (TER) 1,6% Volatilität (5 Jahre) 8,4% Performance 1/3/5 Jahre 19,9%/60,4%/81,3% Aktuelle Portfolio-Aufteilung (in Prozent) Aktien 77,9 Renten 20,2 1,9 Kasse 100 Allianz Strategiefonds Wachstum A EUR 80 68,48% 60 40 20 0% -20 30. Juni 2010 könnten theoretisch jeden Tag auf Marktentwicklungen reagieren, in der Praxis ändert sich die Allokation aber nicht ständig. Im Aktienbereich investieren Sie schwerpunktpunktmäßig in Einzeltitel. Wie wählen Sie diese aus? Bauss: Mit unserem Best-Styles-Ansatz versuchen wir aus verschiedenen Investmentstilen Risikoprämien zu vereinnahmen. Wir investieren hauptsächlich in Momentum, positive Gewinnrevision und Bewertung. Die Anlagestile entwickeln sich unterschiedlich in den Marktphasen. Daher setzen wir auf eine Mischung verschiedener Risikoprämien. Ziel ist ein ausgewogenes Portfolio. Durch die Stilauswahl soll es keine ungewollten Abweichungen auf Länder- oder Branchenebene geben. Insgesamt entsteht daraus ein komplexes Portfolio aus rund 400 Aktien. 30. Juni 2015 Quelle: Allianz Global Investors · Stand: 30. Juni 2015 Klare Vorgaben statt voller Flexibilität können durchaus von Vorteil sein, meint Cordula Bauss. Die Managerin des Allianz Strategiefonds Wachstum investiert innerhalb fester Bandbreiten in globale Aktien und Euro-Anleihen Und wo sehen Sie aktuell gute Anlagemöglichkeiten? Bauss: Wir sind zurzeit in den USA übergewichtet. Wir sehen für den europäischen Aktienmarkt im Lauf des Jahres durchaus gute Chancen. Zurzeit gibt es dort durch die Griechenland-Diskussion aber eine höhere Volatilität. Deshalb glauben wir, dass eine globalere Aufstellung etwas mehr Ruhe ins Portfolio bringt. Untergewichtet sind wir in Australien, in Neuseeland haben wir gar nichts. Diese Länder dürften unseres Erachtens am stärksten unter den Problemen Chinas leiden. Wie investieren Sie im Anleihenbereich? Bauss: Wir fahren einen ganz klassischen Rentenansatz und investieren nur in Euro-Anleihen aus dem InvestmentgradeBereich. Aktuell haben wir vor allem Titel von staatlichen oder staatsnahen Emitten- 9 ten im Portfolio. Relativ stark sind wir in den Peripherieländern Italien und Spanien investiert. Dort gibt es noch Renditen von 2 Prozent. Unsere Duration liegt zurzeit leicht unter dem Marktdurchschnitt. Leistet die Rentenseite noch einen Renditebeitrag fürs Portfolio? Bauss: Wir erwarten kein Desaster am Rentenmarkt. Man darf aber auch nicht die Erträge aus den vergangenen Jahren fortschreiben, diese sind schon rein rechnerisch gar nicht möglich. Und die Schwankungen dürften zunehmen. Wir erwarten, dass sich die Zinsen mittel- bis langfristig auf einem niedrigen Niveau ein- Cordula Bauss (47) ist Portfoliomanagerin im Multi Asset – Active Allocation Strategies Team in Frankfurt und managt die Allianz-Strategiefonds und die Allianz-Vermögenskonzepte. 1997 kam die Diplom-Volkswirtin als Analystin für Währungen in die Firma und wurde Portfoliomanagerin für Währungsportfolios, -overlays und Emerging-Market-Anleihen in lokaler Währung. Sie begann ihre Karriere als Redakteurin für den Finanzen-Verlag in München 1994. spielen, da wir kurzfristig nicht mit einem starken Anstieg der Inflation rechnen. Was ist wichtiger: die Asset-Allokation oder die Titelauswahl? Bauss: In der Regel kommt der Mehrertrag etwa gleichwertig aus beidem. In diesem Jahr waren wir sehr erfolgreich bei der Einzeltitelauswahl. Die japanische Unternehmen Nippon Telegraph and Telephone war der Titel mit dem größten Einzelgewinn. Die Asset-Allokation hat aber auch ihren Performance-Beitrag geliefert. Im Anleihenbereich haben wir unseren Vergleichsindex zwar geschlagen, sind absolut gesehen aber im Minus. In den letzten Jahren kamen viele flexible Multi-Asset-Fonds auf den Markt, die mehr oder weniger völlig frei auf Marktentwicklungen reagieren können. Sie müssen sich hingegen an feste Bandbreiten halten. Ist das nicht ein Nachteil? Bauss: Im Gegenteil. Genau das ist der Vorteil des Fonds, er ist sehr klar und transparent. Die Strategiefonds investieren stets in globale Aktien und in Euro-Investmentgrade-Renten, und das in festen Bandbreiten. Die bisherige Performance des Strategiefonds Wachstum zeigt, dass auch ein klar definierter Ansatz ohne viel Schnickschnack sehr gute Erträge liefern kann. | Das Gespräch führte Sabine Groth
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