Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Inhaltsverzeichnis 9.1.2.3. Linie Caroline Heymann/Gottschalk ......... 147 Vorwort ...................................................................................... 13 9.1.2.4. Linie Rosina Heymann/Walter ................. 148 Einleitung ................................................................................... 15 9.1.2.5. Linie Johanna Heymann/Stolz.................. 149 1. Geschichtlicher Hintergrund .............................................. 17 9.1.2.6. Linie Stephania Heymann/Simon ............. 150 2. Dekret Napoleons vom 20. Juli 1808 ................................ 26 9.1.2.7. Linie Joseph Heymann .............................. 150 3. Dernauer Morgenbuch von 1813 ....................................... 35 9.1.2.8. Linie Leopold Heymann ............................. 181 4. Reisetagebuch des Juden Isaac Löwenstein 1820 ..............41 9.1.2.9. Linie Friedrich Wilhelm Heymann ........... 202 5. Steinerne Zeugen ............................................................... 43 9.1.2.10. Linie Minna Heymann/Herz ..................... 218 6. Emanzipation der Juden in der Rheinprovinz ................... 71 9.1.2.11. Linie David Heymann................................ 219 7. 6.1. Die Jahre 1815 bis 1870 ............................................. 71 6.2. Die Jahre 1871 bis 1920 ............................................ 77 9.2. Familie Behr/Baer/Bär .......................................... 221 9.2.1. Moses Behr/Baer/Bär ............................................ 221 Betstuben, Synagogen und Schulwesen ............................ 81 9.2.1.1. Linie Rosette Bär/Löwenstein ................... 226 7.1. Betstube/Synagoge von Dernau ............................... 81 9.2.1.2. Linie Maria Anna Bär/Seligmann ............. 227 7.2. Entstehung der Kreissynagogengemeinden ............. 91 9.2.1.3. Linie Isaac Bär ........................................... 227 7.3. Betstube/Synagoge von Ahrweiler ........................... 94 9.2.1.4. Linie Heimann Bär .................................... 229 7.4. Jüdisches Schulwesen ............................................. 101 9.2.1.5. Linie Jula-Henriette Bär/Dülken .............. 238 8. Zusammenleben: Christen und Juden bis 1933 ...............107 9.2.1.6. Linie Sibilla Bär/Walter............................. 239 9. Juden aus Dernau und ihre Nachkommen ...................... 125 9.2.1.7. Linie Bernhard Bär .................................... 239 Familie Heymann ....................................................125 9.2.1.8. Linie Gudula Bär/Gottschalk .................... 240 9.1.1. Jacob Heymann ...................................................... 132 9.2.1.9. Carolina, Catharina und Helena Bär ......... 240 9.1. 9.1.2. Marc Heymann ....................................................... 136 9.3. Familie Schweizer................................................... 241 9.1.2.1. Samuel Heymann ...................................... 142 9.3.1. Linie Jacob Schweizer ............................................ 243 9.1.2.2. Linie Isaac Heymann .................................. 147 9.3.2.Linie Michael Schweizer ......................................... 244 _____________________________ -9- _____________________________ - 10 - Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande | …….. in einem anderen Lande 9.3.2.1. Linie Therese Schweizer/Fassbender ........ 245 Vorwort 9.3.2.2. Linie Elisabeth Schweizer/Levi ................. 245 9.3.2.3. Linie Carl Schweizer .................................. 245 Dieses Werk dokumentiert jüdische Geschichte in NordrheinWestfalen und Rheinland-Pfalz anhand historischer Dokumente und Grabsteine, Literaturrecherchen und einer Fülle von Gesprächen mit Zeitzeugen und Nachkommen der jüdischen Familien. Der Autor zeigt, wie eng und vielfältig die Beziehungen der jüdischen Mitbürger über die jeweiligen politischen Grenzen hinweg seit 1800 waren. 9.3.3. Linie Andreas Schweizer ........................................ 264 9.4. Matthias Bertram Familie Stolz ........................................................... 269 9.4.1. Linie Stolz/Heymann ............................................. 269 9.4.2.Linie Stolz/Bär ....................................................... 269 9.5. Familie Berg ........................................................... 273 9.6. Familie Meyer ......................................................... 275 9.7. Familie Elkan ......................................................... 286 10. Naziterror 1933 bis 1945 .................................................. 288 11. Kriegsende und Entnazifizierung .................................... 343 12. Restitution ....................................................................... 358 13. Was blieb?........................................................................ 364 Nachwort ................................................................................. 382 Anlagen 1-3: Stammbäume Heymann, Bär, Schweitzer ......... 387 Anlage 4: Quellen- und Endnotenverzeichnis ........................ 403 Ausgehend von der frühen jüdischen Gemeinde von Dernau im Ahrtal werden Lebenswege jüdischer Mitbürger und Familien nachgezeichnet. Dabei stellt der Autor immer wieder Bezüge zum Rheinischen und Kölner Raum her. So gab es vielfältige familiäre Bindungen nach Siegburg, Troisdorf und Umgebung. Durch das Anknüpfen an konkrete Lebensschicksale bietet er dem Leser hierbei einen unmittelbaren Zugang zur Lebenswelt einzelner Personen, die Geschichte erlebten. Dies macht es dem Leser einfacher sich in die Situation hineinzuversetzen. Nach einer kurzen historischen Vorschau führt uns der Autor in das ausgehende 18. Jahrhundert und in die Zeit der Französischen Revolution, die insbesondere das Rheinland nachhaltig prägte. Im Anschluss widmet er sich der Napoleonischen Zeit, der Zeit der Emanzipation jüdischer Mitbürger, dem aufkommenden Antisemitismus, dem Nationalsozialismus und schließlich der Entnazifizierung und den Restitutionsverfahren. Das vorliegende Buch hinterfragt die Ursachen des entstehenden Nationalsozialismus und den damit verbundenen Fremdenhass. So zeichnet der Autor, 70 Jahre nach Ende der grausamen Zeit des Nationalsozialismus, ein Bild der jüdischen Mitbürger über mehrere Generationen auf. _____________________________ - 11 - _____________________________ - 13 - Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Wir erfahren von Friedrich Wilhelm Heymann, der in Dernau geboren wurde und sich als Bürger von Ahrweiler um den Bau der dortigen Synagoge verdient machte. Sohn Moritz sollte später mit einer abenteuerlichen Reise von Siegburg aus über Moskau, Korea, Japan, USA, Venezuela nach Argentinien den Nationalsozialisten entkommen. Für Illa Heymann aus Ahrweiler, die mit Ihrem Ehemann Max Heli in Siegburg lebte, meinte es das Schicksal weniger gut. Ihre Kinder konnten noch über England gerettet werden; Illa und Max jedoch wurden umgebracht. Der Autor zeigt uns, dass wir auch in Gegenwart und Zukunft wachsam sein müssen, damit die beispiellosen Verbrechen der NS-Zeit sich nie mehr wiederholen. In Erinnerung an Illa Heymann und Max Heli wird in der zweiten Jahreshälfte 2015 in der ehemaligen Synagoge von Ahrweiler eine Ausstellung der Siegburgerin Dr. Daniela Limberg unter dem Namen“ Gedenkräume“ zu sehen sein. Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Einleitung Der Titel zu diesem Buch „ …… in einem anderen Lande“ wurde in Anlehnung an die Empfehlung eines kurfürstlichen Schiedsgerichtes in Bonn aus dem Jahre 1790 gewählt. Im Streit um die Errichtung eines Bethauses in Ahrweiler gab das Gericht zu bedenken, dass die vermögenden Juden wegziehen könnten, um ihren „Gottesdienst im benachbarten Lande zu halten“, wenn man ihren Wunsch zum Errichten eines eigenen Bethauses nicht akzeptierte. Diese Unruhe, der Wunsch nach Anerkennung, Akzeptanz, Sicherheit und wirtschaftlichem Erfolg wird die im Buch beschriebenen Mitglieder der jüdischen Gemeinden vielfach begleiten. In den vergangenen Jahren wurde über einzelne Aspekte des Lebens von Juden im Kreis Ahrweiler1 2 3 4 5, im Kreis Euskirchen und im Rhein-Sieg Kreis berichtet. Wir danken Matthias Bertram für seine intensive Arbeit und die Aufarbeitung dieses Kapitels regionaler Geschichte. Von bekannten Forschern zur jüdischen Geschichte und Genealogie im Rheinland, wie Klaus H. S. Schulte (1936-2001) und dem Bergheimer Gerd Friedt, wurde verschiedentlich vermerkt, dass die Namen Dernauer Juden an vielen Stellen des Rheinlandes (Siegburg, Weilerswist, Köln, Rödingen, Deutz, etc.) auftauchten, die Geschichte der Dernauer Juden selbst aber wenig erforscht sei. Elisabeth Winkelmeier-Becker Wilhelm-Josef Sebastian Mitglied des Bundestages für den Rhein-Sieg-Kreis I ehemaliges Mitglied des Bundestages für den Kreis Ahrweiler Eine Notiz aus Israel, festgehalten von einem Siegburger Juden, dessen Vorfahren aus Ahrweiler und Dernau kamen, besagte, dass man über die frühen Vorfahren aus Dernau nicht viel wisse. Diese Hinweise und das Interesse an der regionalen Geschichte des Rheinlands waren der Auslöser, dieses Thema vertieft zu erforschen. _____________________________ - 14 - _____________________________ - 15 - Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Mehrjährige Recherchen haben nun das Wissen über die ehemaligen Dernauer Juden bzw. deren Nachkommen in Ahrweiler, Siegburg, Köln, Weilerswist, Euskirchen und im Ausland (Argentinien, Canada, England, Israel, Niederlande, USA und Venezuela) weiter vertieft und die Quellenlage verbessert. Die vorliegende Dokumentation soll die Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Bürger und Nachbarn im Rheinland wachhalten und helfen herauszufinden, wie es zu Intoleranz, religiöser Verblendung und abstrusen Rassentheorien kommen konnte. Vielleicht kann dieses Wissen, diese Erkenntnis aus der Vergangenheit hilfreich für Gegenwart und Zukunft sein. Abb. 9: jüdischer Friedhof Dernau; Nummerierung der Grabstellen Ein Vergleich, der auf den Grabsteinen genannten Namen und Sterbedaten mit den Nameneintragungen vom Herbst 1808, erlaubten bei den meisten Steinen des Friedhofs in Dernau eine genaue Zuordnung zu bestimmten Personen. Die auf den älteren Grabsteinen genannten Namen allein reichten für eine eindeutige Identifizierung häufig nicht aus, da bis Ende des 19. Jahrhunderts die hebräischen und nicht die bürgerlichen Namen auf den Grabsteinen verzeichnet sind. Im Folgenden wird auf die Grabsteine und deren Botschaften im Einzelnen eingegangen und versucht, die betreffenden Personen genauer zu identifizieren. Bei der Nummerierung der Grabsteine wird die von Frau Müller-Feldmann in 1998 festge_____________________________ - 16 - _____________________________ - 47 - Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande legte Nummerierung beibehalten. Die ursprüngliche Übersetzung aus dem Hebräischen stammt von Frau Müller-Feldmann, Bad Neuenahr. Im Rahmen der Recherchen zu diesem Buch wurden einige Anpassungen an Texten und Jahreszahlenvorgenommen.29 Der Grabstein hat eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Grabsteinen (Grabstein 2 und Grabsteine der Familie Heymann) Auffallend ist, dass der Grabstein von Sara Heymann, Tochter des Samuel, die 1818 starb, in Teilen identischen Text enthält (Grabstelle 9). Grabstelle Dernau 1: Der Grabstein ist insgesamt gut erhalten und wurde aus offenporigem (Mayener) Basalt hergestellt. Die Schriftseite ist nach Südwesten orientiert. Jerusalem liegt von Dernau aus in südöstlicher Richtung. Hier (ist begraben) … eine tüchtige Frau, Gerechtigkeit übte sie wie Avigail bescheiden war sie … … (die tüchtige Gattin, von der) aufstieg ihre Seele zu ihrer Höhe …Tochter des Jehuda Katz Sie ging hin in ihre Welt, sie verschied am heiligen Schabbat und wurde begraben am folgenden Tag den 9. Ijar … Abb. 10: Grabstelle 1 Grabstelle Dernau 2: Bei diesem Stein handelt es sich um den ältesten, identifizierten, erhaltenen, jüdischen Grabstein auf dem Friedhof Dernau bzw. im ganzen Kreis Ahrweiler. Der Verstorbene wurde am Freitag den 5. März 1790 beerdigt. Während das Wort Abraham und die anschließende Silbe „Ben…“ auf dem Grabstein klar zu lesen sind, bestanden für die Silbe „…jamin“ anfangs einige Zweifel. Diese konnten von israelischer Seite ausgeräumt werden.30 Es spricht einiges dafür (Name, Jahr), dass es sich bei dieser Grabstelle um Isaac, den Vater von Heiman/(Chaijm) Isaac (nach 1808 Jaques/Jacob Heiman, Grabstelle 12) handelt. Eventuell kommt auch Isaac Benjamin, ein früher Vorfahre der Familie Schweitzer/Schweizer in Frage. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes der Inschrift ist bei der Übersetzung eine gewisse Vorsicht geboten. Für das angegebene Sterbedatum wurden die Jahre 1765 bis 1840 überprüft. Eine eindeutige Zuordnung gelang bisher nicht. _____________________________ - 48 - _____________________________ - 49 - Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Hier ist begraben Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Grabstelle Dernau 12: ein Betagter, der Greis, ein gerechter und aufrechter Mann Isaac, Sohn des Abraham Benjamin, verschieden und begraben am Tag 6, (vorabend) des heiligen Schabbat den 19. (?) Adar 550 nach (kleiner Zählung) Seine Seele sei eingebunden in das Bündel Abb. 11: Grabstelle 2 Isaac Sohn des Abraham Benjamin Der Stein zeigt starke Verwitterungs- und Bearbeitungsspuren, obwohl er aus offenporigem Basalt erstellt wurde.31 Das Schriftbild ist nach Südwesten ausgerichtet. _____________________________ - 50 - Abb. 21: Grabstelle 12 Jacob Heymann bzw. Heiman Isaac Bei dem hier Genannten handelt es sich um Heiman Isaac, der der Urkunde des Standesamtes entsprechend am Abend des 11. August 1818 an der Brustkrankheit, nach Konsultation des jüdischen Herrn Dr. Vetten, in Dernau starb. Am folgenden Tage wurde sein Tod den Behörden gemeldet. Heiman Isaac ist derjenige, der im Oktober 1808 den Familiennamen Heymann für seine Nachkommen in Dernau, Ahrweiler, Siegburg, USA, Kanada, Argentinien und Israel festlegte. Wie wir aus einem Dokument aus dem Jahre 1816 wissen, wurde Jaques Heiman als „Vorsteher der Synagoge von Dernau“ bezeichnet. Er ist der zentrale Ausgangspunkt für die jüdische Gemeinde in Dernau/Ahrweiler.128 _____________________________ - 60 - Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Auf dem Grabstein lesen wir: Zeile 1: Zeile 2: Zeile 3: Zeile 4: Zeile 5: Hier ist begraben Ein Weiser und Einsichtiger. Worte des Weisen wie ein Stachel. Die Thora des Ewigen wache über dich und erwachest du, möge sie sich mit dir unterreden. Er führte ein in den Bund und nahm die Beschneidung vor Zeile 6: an den Kindern. Er ist der Thoragelehrte, der geehrte Herr Zeile 7: Moshe Chajim, Sohn des geehrten Isaac, sein Andenken zum Segen Zeile 8: Dernau. Er ging hin in seine Welt am Tag Zeile 9: vierzehnten Av 578 nach kleiner Zählung und wurde begraben Zeile 10: an demselben Tage. Er möge ruhen und aufgestellt werden zu seinem Schicksal Zeile 11: zum Ende der Tage. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Neben dem Grabstein der Schwiegertöchter Sara (Grabstelle 9) und Rosina (Grabstelle 14) finden wir weitere Grabsteine der Familie Heymann auf dem Dernauer Friedhof, so den Grabstein seines Sohnes Moshe Chajm/Marc Heymann (Grabstelle 13), den Grabstein seiner Tochter Hendel/Helene, der späteren Frau Bär (Grabstelle 15) und mit hoher Wahrscheinlichkeit die Grabsteine seines Vaters Isaac Abraham Benjamin (Grabstelle 2) und seiner Ehefrau Rachel Alexandre/Josefine Heymann (Grabstelle 10) Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande 7. Betstuben, Synagogen und Schulwesen 7.1. Betstube/Synagoge von Dernau Die Geschichte der Dernauer Betstube/Synagoge33 ist eng mit der Familie Heymann in Dernau und mit der Familie Abraham in Ahrweiler verbunden.34 Heiman Isaac, der sich ab 1808 Jacob Heiman nannte und damit für seine Nachkommen diesen, von seinem Vornamen abgeleiteten, Familiennamen festlegte, war wohl der Sohn des Isaac Abraham, der in Dernau bei Grabstelle 2 im Jahr 1790 in hohem Alter beerdigt wurde. Isaac hatte enge Beziehungen zur Familie Abraham in Ahrweiler. Auf Grund dieser –wohl verwandtschaftlichen- Beziehungen dürfte sein Sohn Jacob Heimann zum Vormund der unmündigen Kinder des Abraham Kosel in Ahrweiler geworden sein. Im Stammhaus der Familie Heymann in Dernau, Teichgasse, befand sich die Dernauer Betstube/Synagoge und die Judenschule. Von den Juden selbst wurden die Räumlichkeiten damals als Synagoge bezeichnet. In späterer Zeit hat sich für Synagogen in Privathäusern der Begriff Betstube durchgesetzt. Erste schriftliche Hinweise auf eine Betstube/Synagoge Dernau erhalten wir aus nachstehenden Dokumenten. Der Stein von Grabstelle 12 ist trotz des hohen Alters der am besten erhaltene von allen. Zum einen warnte ein Schiedsgericht in Bonn um 1790 davor, Juden in Ahrweiler beim Aufbau einer eigenen Betstube/Synagoge in der Niederhutstraße zu sehr zu behindern. Man befürchtete, dass die wohlhabenderen Juden sonst aus Ahrweiler wegziehen würden, um ihren Gottesdienst „im benachbarten Lande halten“ zu können. _____________________________ - 61 - _____________________________ - 81 - Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Offensichtlich bestand diese Möglichkeit schon damals und die Vermutung war nicht unbegründet, wie sich kurz danach zeigen sollte, als die Ahrweiler Juden nach Dernau zur Betstube des Heiman Isaac gingen. Im nahegelegenen Dernau, welches 1790 noch „im benachbarten Lande“, nämlich im Herrschaftsgebiet der Herzöge von Arenberg, lag, dürfte es die Möglichkeit gegeben haben diesen „Gottesdienst zu halten“. Matthias Bertram | …….. in einem anderen Lande Bekannt ist, dass kurz nach dem Einmarsch der Franzosen, ab 1796, die Ahrweiler Juden zur bestehenden Dernauer Synagoge im Hause des Heimann Isaac in der Teichgasse gingen. Angesichts der Probleme, die es in Ahrweiler mit dem Bau und Betreiben seiner Betstube/Synagoge in der Niederhut gab, ist nachvollziehbar, dass die damals recht kleine jüdische Gemeinde Ahrweilers35 an den jüdischen Festtagen die Betstube/Synagoge in Dernau („im benachbarten Lande“) besuchte.36 Baubeschreibung der Betstube/Synagoge Der Heymanns-Hof in Dernau war für die örtlichen Verhältnisse recht groß. Der Innenhof war von drei Seiten mit Fachwerkbauten umgeben. Im westlichen Teil, mit dem Giebel zur Straße hin, befand sich im ersten Stock des Hauses, welches wohl vor 1700 errichtet wurde, ein Betraum, der Platz für ca. 20 Personen bot. Der Raum war und ist versehen mit einer sogenannten Kölner Decke. Diese Bauweise lässt gewisse Rückschlüsse auf das Alter des Hauses zu: Abb. 30: Landesarchiv NRW Abt. Rheinl. Kurköln II Nr. 5337 fol 34v Zum anderen wird in einem Dokument aus dem Jahre 1816 aus dem Raum Siegburg eben dieser Jacob Heymann als Vorsteher der Dernauer Synagoge bezeichnet. _____________________________ - 82 - Als Kölner Decke wird eine Konstruktion aus Deckenbalken und den darüber liegenden Dielen, die vollständig von Putz überzogen sind, bezeichnet. Die Unterseiten der Balken sind oft mit Stuckornamenten versehen, während die zwischen den Balken liegenden Deckenflächen glatt verputzt sind; manchmal liegen auch darauf Stuckornamente. Bei dieser Bauweise bleibt die Balkenstruktur der Decke sichtbar. Die Enden zwischen zwei Deckenbalken sind bei der Kölner Decke halbrund ausgestaltet. Kölner Decken waren seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis ins erste Drittel des 18. Jahrhunderts im Rheinland bei wohlhabenden Familien sehr beliebt.37 _____________________________ - 83 -
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