Ergebnisse der Landessortenversuche Öko

Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Hafer 2015
Zusammengefasst aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen
Markus Mücke
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau
E-Mail: [email protected]
Einleitung
Hafer gilt als Gesundungsfrucht und ist wegen seiner vergleichsweise geringen
Nährstoffansprüche im Ökolandbau aus pflanzenbaulicher Sicht zweifellos
interessant für den Anbau. Die Erzeugerpreise bewegten sich in den Vorjahren auf
unbefriedigendem Niveau. Gegenwärtig haben sich die Erlöse verbessert.
Insbesondere Partien mit einem hohen Hektolitergewicht sind gefragt.
Beim Hektolitergewicht sind mindestens 54 kg/hl gefordert. Daran orientiert sich in
der Regel auch die Preisbildung. Dieses Niveau wurde in den Sortenversuchen 2015
nur in Alsfeld (Hessen) erreicht. Am niedersächsischen Standort Oldendorf II konnten
nur wenige Sorten dieses gewünschte Niveau erreichen.
Für die Haferflockenverarbeitung ist die Rohkernausbeute ein wichtiger Parameter.
Sie gibt Auskunft über die Menge Haferflocken, die sich aus einer Dezitonne
Rohhafer gewinnen lässt. Leider schlägt sich dies bisher nicht in der Preisfindung
wider. Entsprechende Untersuchungen werden zurzeit nur von den Versuchen aus
Niedersachsen durchgeführt.
Der Anbau von Hafer erfolgt in erster Linie zu Konsumzwecken. Bei der Sortenwahl
sollte deshalb besonders auf die von der abnehmenden Hand geforderten Qualitäten
beim Hektolitergewicht und bei der Rohkernausbeute geachtet werden.
Anbaugebiete
Die Öko-Sortenversuche werden über Landesgrenzen hinweg zusammen verrechnet. Grundlage sind gemeinsam festgelegte Anbaugebiete (ABG). Zur Aussaat
kommen zuvor abgesprochene, einheitliche (orthogonale) Sortimente. Vorteile dieser
Vorgehensweise sind eine effizientere Versuchsplanung und Versuchsdurchführung
sowie statistisch besser abgesicherte Ergebnisse. Die niedersächsischen Landessortenversuche-Standorte verteilen sich bei Sommergetreide auf zwei Anbaugebiete:
Anbaugebiet 2 - Sandstandorte Nord-West
Oldendorf II (Niedersachsen)
Johannisdorf/Futterkamp und Lindhöft/Sönke-Nissen-Koog (Schleswig-Holstein)
Anbaugebiet 3 - Lehmige Standorte West
Hilligsfeld (Niedersachsen)
Alsfeld-Liederbach (Hessen)
Bewährte Sorten
Sorten, die sich im Ökolandbau bewährt haben und nach wie zur Verfügung stehen,
aber nach mehrjähriger Prüfung aus den Versuchen ausgeschieden sind, werden
hier nicht mehr mit aufgeführt. Hier kann auf zurückliegende Versuchsergebnisse
unter www.versuchsberichte.de zugegriffen werden. Oder nehmen Sie dazu Kontakt
mit der Öko-Beratung der LWK auf.
Sortenempfehlung Öko-Hafer
Ivory steht bereits langjährig in den Öko-Sortenprüfungen. Die Erträge liegen aus
mehrjähriger Sicht überwiegend knapp unter dem Versuchsmittel. Aufgrund seiner
guten Qualitätseigenschaften wird Ivory aber nach wie vor von der abnehmenden
Hand nachgefragt und bleibt so für den Anbau interessant.
Max ist bereits mehrjährig geprüft und hat sich aufgrund seiner
überdurchschnittlichen Hektolitergewichte als Qualitätssorte behauptet. Gegenüber
Ivory weist Max bei diesem wichtigen Qualitätsparameter stabilere Werte auf. Mit
Blick über die Standorte und Versuchsjahre streuen die Erträge aber stärker. Vor
allem wenn Lager in den Versuchen aufgetreten ist, zeigen sich Einbrüche bei den
Erträgen. Die Schwäche bei der Halmstabilität ist ein Manko und sollte besonders bei
organischer Düngung, oder bei guter N-Mineralisation des Standortes beachtet
werden. Max ist aufgrund der sehr guten Qualitäten zweifellos für den Anbau zu
favorisieren.
Simon fährt aus mehrjähriger Sicht vergleichsweise stabile und häufig
überdurchschnittliche Erträge ein. Die Hektolitergewichte sind zumeist knapp
ausgewogen. Die Rohkernausbeute erreicht dagegen stets überdurchschnittliche
Werte. Das positive Bild trübt allein die etwas höhere Mehltauanfälligkeit. Simon kann
in die engere Wahl genommen werden.
Symphony schwankt aus mehrjähriger Sicht etwas stärker bei den Erträgen.
Deutliche Einbrüche sind aber selten zu verzeichnen. Die Hektolitergewichte und
Rohkernausbeute bewegen sich meistens knapp unter dem Mittelwert. Symphony
gehört noch in die engere Wahl.
Poseidon fährt überwiegend stabile Erträge auf häufig überdurchschnittlichem
Niveau ein. Die Qualitätsparameter können dagegen nur selten überzeugen. Ein
bevorzugter Anbau zu Konsumzwecken dürfte deswegen nicht in Frage kommen.
Tim tendiert in den Versuchen auch im zweiten Prüfjahr bei den Erträgen auf
überwiegend durchschnittlichem Niveau. Beim Hektolitergewicht sind nur vereinzelt
Werte über dem Mittelwert festzustellen. Bei der Rohkernausbeute tendiert Tim zu
etwas stabileren Werten.
Apollon ist neu in den Prüfsortimenten und bewegt sich beim Ertrag um den
Versuchsdurchschnitt. Die Qualitätsparameter geben noch keine eindeutige Richtung
vor. Deswegen sind weitere Versuche abzuwarten.
Earl ist eine österreichische Züchtung und wurde 2015 erstmalig nur in
Niedersachsen geprüft. Die Erträge befriedigen in Oldendorf II nicht. In Hillgsfeld lag
der Ertrag im Mittel. Die ersten Qualitätswerte fallen nicht schlecht aus. Weitere
Versuche sind abzuwarten.
Eine aktuelle Übersicht im Handel erhältlicher biologisch erzeugter
Saatgutpartien ist dem Internet unter www.organicxseeds.de zu entnehmen.
Landessortenversuche Hafer im ökologischen Anbau 2013 - 2015
Erträge relativ zum Standardmittel
Anbaugebiet
ABG 2 (Sandstandorte Nord-West)
Bundesland
Schleswig-Holstein
Futterkamp / PLÖ
Versuchsort / Landkreis
Bodenart / Ackerzahl
Versuchsjahr
Sorte
ABG 3 (Lehmige Standorte West)
Niedersachsen
Sönke-Nissen-Koog / NF
Oldendorf II /
UE
Hessen
Wiebrechtshausen /
NOM
Hilligsfeld / HM
Alsfeld - Liederbach / VB
sL / 60
sL / 60
sL / 60
sL / 60
sL / 60
sL / 60
sL / 50
sL / 72
sL / 72
sL / 75
sL / 70
sL / 80
sL / 55
sL / 55
sL / 55
2013
2014
2015
2013
2014
2015
2015
2013
2014
2015
2013
2014
2013
2014
2015
Züchter / Vertrieb
Weißhafer
Ivory
Nordsaat / Saaten Union
99
93
91
102
102
90
94
97
95
102
85
90
101
93
98
Symphony
Nordsaat / Saaten Union
-
93
107
-
106
105
100
103
94
97
101
101
92
107
103
Gelbhafer
Max
I.G. Saatzucht / I.G. Pflanzenzucht
101
111
92
98
97
98
102
102
84
96
108
100
101
99
105
Simon
Bauer / I.G. Pflanzenzucht
106
112
104
106
95
100
100
102
107
99
106
106
105
112
107
Poseidon
Nordsaat / Saaten Union
-
103
114
-
104
106
102
106
98
98
109
96
104
107
96
Tim
I.G. Saatzucht / I.G. Pflanzenzucht
-
100
97
-
100
100
100
-
109
105
-
102
-
92
96
Apollon
Nordsaat / Saaten Union
-
-
98
-
-
99
102
-
-
103
-
-
-
-
102
Earl
SZ Edelhof
-
-
-
-
-
-
91
-
-
100
-
-
-
-
-
Standardmittel dt/ha
44,7
49,5
48,2
79,6
66,8
78,2
61,9
67,8
54,8
72,9
61,1
72,7
39,9
34,8
65,7
GD 5% Sorte (Relativ)
6,6
6,2
9,7
5,6
11,5
9,3
6,6
7,5
11,8
9,3
6,3
12,4
7,3
12,6
10,0
Sorten des Standardmittels 2013: Ivory, Flocke, Max, Gabriel, Simon
Sorten des Standardmittels 2014: gesamtes Sortiment
Sorten des Standardmittels 2015: Ivory, Max, Symphony, Poseidon, Tim, Apollon
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau
Landessortenversuche Hafer im ökologischen Anbau 2013 - 2015
Hektolitergewicht (kg/100 l)
ABG 2: Sandstandorte Nord-West
Anbaugebiet
Schleswig-Holstein
Bundesland
Futterkamp / PLÖ
Versuchsort / Landkreis
Versuchsjahr
ABG 3: Lehmige Standorte West
Niedersachsen
Sönke-Nissen-Koog / NF
Oldendorf II /
UE
Hessen
Wiebrechtshausen /
NOM
Hilligsfeld / HM
2013
2014
2015
2013
2014
2015
2015
2013
2014
2015
2013
2014
47,5
51,6
51,4
47,7
54,2
50,7
51,7
50,4
55,9
45,8
49,1
-
51,7
52,3
-
54,8
52,3
53,3
50,6
55,0
42,8
Max
50,2
53,5
52,7
49,7
56,9
53,2
55,4
54,4
57,3
Simon
Alsfeld - Liederbach / VB
2013
2014
2015
51,0
53,2
57,9
50,6
49,8
54,9
56,8
46,0
54,5
56,9
55,8
59,1
56,2
58,2
Ivory
Symphony
Gelbhafer
47,6
51,0
50,0
47,8
56,0
52,9
53,0
51,4
56,6
44,7
49,8
56,1
Poseidon
-
51,7
51,5
-
55,4
52,6
52,6
50,2
52,1
41,7
49,5
49,5
Tim
-
51,3
52,0
-
54,9
50,3
53,0
-
54,2
45,6
-
52,8
Apollon
-
-
50,4
-
-
51,9
53,8
-
-
43,9
-
Earl
-
-
-
-
-
-
53,9
-
-
47,9
-
48,0
51,9
51,5
48,4
55,4
52,0
53,3
51,5
55,3
44,8
50,6
Versuchsdurchschnitt
Daten liegen nicht vor
Weißhafer
54,4
56,6
54,9
57,2
-
-
58,2
-
-
-
52,7
54,7
57,7
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau
Landessortenversuche Hafer im ökologischen Anbau 2013 - 2015
*Rohkernausbeute %
Niedersachsen
Bundesland
Anbaugebiet
Versuchsort / Landkreis
Versuchsjahr
ABG 2
ABG 3
ABG 3
Oldendorf II / UE
Hilligsfeld / HM
Wiebrechtshausen / NOM
2015
2013
2014
2015
2013
2014
Ivory
62,4
59,5
43,2
61,3
55,0
36,6
Symphony
60,8
60,8
37,6
53,8
52,0
59,4
Max
70,1
61,6
52,8
56,8
56,2
64,1
Simon
63,9
62,1
67,6
60,4
53,4
64,0
Poseidon
58,8
55,1
61,6
52,0
51,9
67,5
Tim
59,5
-
67,8
58,7
-
62,7
Apollon
57,2
-
-
61,0
-
-
Earl
62,4
-
-
58,0
-
-
Versuchsdurchschnitt
61,9
60,0
55,8
57,8
53,2
59,2
Weißhafer
Gelbhafer
ABG 2: Sandstandorte Nord-West
*Ermittlung: Bohlsener Mühle
ABG 3: Lehmige Standorte West
Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau