SAL, SULFUR, MERCURIUS Nach Auffassung der Alchemie ist alles was existiert ein Ausdruck einer unsichtbaren Kraft. Diese Kraft oder Lebenskraft ist in allem Sichtbargewordenen anwesend. Jeder Lebensprozess wird erst ermöglicht durch diese Kraft. Mensch, Tier und Pflanze sind Träger dieser Lebenskraft. In dieser Lebenskraft wirken drei unterschiedliche Wirkkräfte od. Prinzipien Sal Das körpergebende, materialisierende, verdichtende, festigende, fixierende Prinzip, was bei einer Verbrennung als unverbrennbarer Teil der Materie zurück bleibt. Sulfur Das beseelende Prinzip, das Bewusstmachende, das Feurige, das Individuelle und Seelische. Die charakteristischen Eigenschaften und das Wesen eines Stoffes werden durch seine Gestalt, Form und Farbe gezeigt. Mercurius Das belebende, lebensspendende und bewegende Prinzip, das Flüchtige, das Anonyme, das Geistige. Es ist die Lebensenergie, die das spezifische Wesen (Sulfur) in der Körperlichkeit (Sal) zum Leben erweckt. Am Beispiel einer Pflanze bedeutet dies: Sal‐Prinzip ‐ mineralisches Gerüst Sulfur‐Prinzips ‐ die ätherischen Öle und Aromastoffe, sie bringen das Individuelle der Pflanze zum Ausdruck. Mercurius‐Prinzip ‐ der an Traubenzucker gebundene Alkohol, der erst durch besondere Techniken freigesetzt werden kann DER SPAGYRISCHE HERSTELLUNGSPROZESS Aus der Ursubstanz werden die Träger der 3 philosophischen Prinzipien – Sal, Sulfur und Mercurius – herausgelöst und wieder vereint. Dadurch erfahren sie eine Art «Reinigung» und erscheinen von «Schlacken» befreit im Heilmittel in veredelter, hochwirksamer Form. Um das Kraftpotential einer Ausgangssubstanz zu gewinnen und die Arzneikraft verwenden zu können, sind mehrere aufeinander folgenden Schritte nötig: Scheiden und Trennen Verschiedene spagyrische Arzneisysteme sind in der Verwendung nicht einheitlich. Scheiden und Trennen kann geschehen durch verschiedene Techniken: ‐ Gärung ‐ Destillation ‐ Veraschung (Kalzination) ‐ wässrige und alkoholische Extraktion ‐ Filtration Die überlieferte Tradition verlangt die drei Grundprozesse Gärung, Destillation und Veraschung. Gärung Hier wird das Zellmaterial aufgeschlossen und Kohlenhydrate unter Ausschluss von Sauerstoff enzymatisch abgebaut. Nach alchemistischem Verständnis wird die Ausgangssubstanz infolge Gärung einem Auflösungsprozess unterzogen, der gleichzeitig ermöglicht, dass Sal, Sulfur und Mercurius gewonnen werden, ohne dass eines der Prinzipien an Wirkung verliert. Destillation Durch schonende Wasserdampfdestillation werden flüchtige Stoffe aus der Ausgangssubstanz getrennt. Chemisch erscheinen dann im Destillat die ätherischen Öle sowie der Alkohol. Der Destillatrückstand wird abgepresst und getrocknet. Veraschung (Kalzination) Im getrockneten Destillationsrückstand sind viele wertvolle Mineralien und Spurenelemente enthalten, welche dann im Veraschungsprozess aus ihren organischen Verbindungen und aus der verbleibenden Pflanzenmasse isoliert werden. Vereinen Die aus den verschiedenen Trennungsprozessen entstandenen Fraktionen – ätherische Öle, Alkohole, Pflanzenasche und das Destillat werden zusammengefügt. Hierdurch entsteht dann das heilkräftig wirksame Spagyrikum.
© Copyright 2024 ExpyDoc