Infos zur Facharbeit im Fach Philosophie

Facharbeit im Fach Philosophie
(Grundregeln)
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Bitte beachte auch die allgemeinen Hinweise zum Verfassen einer Facharbeit am KAG!
Überlege dir genau, welches Thema, welchen Argumentationsgang und welchen Stil/ welche Form du
wählst:
Das richtige Thema
Das Thema einer philosophischen Arbeit sollte ein spezifisches Problem oder eine spezifische
Fragestellung sein, die dem gesamten Text seine Einheit gibt. Gehe von einer möglichst präzisen
Fragestellung aus und vermeide zu weit gefasste, allgemeine Themen. Schüler stellen immer wieder die
Frage: Wie finde ich ein geeignetes Thema? Natürlich gibt es den Rahmen der Unterrichtsthemen, an
die das Thema angelehnt sein soll. Dennoch sind auch ganz eigenständige Vorschläge willkommen. Hier
gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder spielst du eine Position, mit der du dich beschäftigst, einfach
durch, indem du sie durchdenkst, mit Einwänden konfrontierst, Alternativen erwägst und untersuchst,
ob sie die Phänomene, die die Position erklären soll, vollständig und überzeugend erklärt. Dann kommst
du fast automatisch eigenständig zu Fragen und Problemen. Oder du informierst dich über aktuelle
(oder wichtige vergangene) Debatten und Diskussionen und greifst Problemstellungen und Fragen aus
ihnen auf.
Du solltest die Relevanz, Tragweite und Bedeutung deines Themas zu Beginn der Arbeit ausführlich
begründen (und dabei nicht nur auf die autobiographische Frage eingehen, warum es für dich persönlich
so interessant ist). Deine Arbeit sollte auf dieses zentrale Thema fokussiert sein. Alles, was für dieses
Thema gar nicht oder nur sehr am Rande relevant ist, sollte weggelassen werden.
Argumentation und These
Philosophie ist weder Geschichtswissenschaft noch Literaturwissenschaft. Deshalb sollte man sich nicht
damit begnügen zu zeigen, was wer wann gesagt und gemeint hat. Es gehört zum Wesen der
Philosophie, die Wahrheit von philosophischen Thesen kritisch zu prüfen und von Philosophen vertretene
Argumente für diese Thesen auf ihre Gültigkeit hin zu untersuchen. Die Darstellung von philosophischen
Positionen kann dafür letzten Endes immer nur ein Hilfsmittel sein.
Deine Arbeit sollte deshalb durch einen klaren Argumentationsgang bestimmt sein. Berichte,
Nacherzählungen und Biographien haben darin nichts zu suchen. Eine Argumentation versucht, die
Wahrheit einer bestimmten These mit rationalen Mitteln zu stützen. Achte darauf, dass du dir die
Argumentation in deinem Text zueigen machst. Es genügt nicht, wenn man die Argumente anderer
einfach nur wiedergibt. Wenn du das tust, musst du es unbedingt kenntlich machen.
Erarbeite dir immer eine eigene Position:
Mache diese Position kenntlich, vertrete moderate Ansprüche (es gibt nämlich keine zwingenden
Argumente; wenn man einen gewissen Preis zahlt, ist fast jede Position vertretbar), suche nach einem
ausgewogenen Urteil, und bleibe stets selbstkritisch!
Der Argumentationsgang einer Arbeit kann unterschiedlich aussehen. Man kann
 ein Argument kritisieren
 ein Argument gegen Einwände verteidigen
 ein Argument für eine These entwickeln
 Gegenbeispiele gegen eine These vorbringen
 Rivalisierende Positionen gegeneinander abwägen
 eine Position durch Beispiele plausibilisieren
 versteckte Konsequenzen einer Position herausarbeiten
 Konsequenzen einer Position diskutieren
 eine These aufgrund von Gründen abschwächen, revidieren oder präzisieren
 zeigen, dass die Phänomene, die es zu erklären gilt, nicht oder nicht vollständig erklärt werden
(Aristoteles sagt: die Phänomene retten!)
 zeigen, dass Fragen oder Probleme falsch gestellt sind oder es sich sogar um echte
Scheinprobleme handelt (therapeutische Strategie)
Wenn man eine Arbeit über einen philosophischen Klassiker schreibt:
 Sei stets ein wohlwollender Leser. Die philosophischen Positionen der Klassiker sind fast immer
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besser, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Sonst wären sie keine Klassiker.
Rekonstruiere die Position verständlich und stelle sie ausführlich dar, bevor du zur Kritik
übergehst.
Verwende Zitate so sparsam und prägnant wie möglich. Zitate dürfen niemals ohne eine
ausführliche Interpretation und Erklärung verwendet werden. (Die Texte sind zu schwer, um aus
sich heraus verständlich zu sein, auch wenn es für dich nach langer Lektüre vielleicht manchmal
nicht mehr so aussieht.)
Form und Stil
Bei der formalen Gestaltung deiner Arbeit solltest du auf die folgenden Aspekte achten:
Übersichtlichkeit
(Gliedere deine Arbeit, sage in der Einleitung, was dein Thema ist, wie deine These dazu lautet, in
welchen Schritten du vorgehen wirst und welche Methoden du anwendest; sage immer dazu, was du
gerade tust (ein Argument präsentieren, ein Beispiel geben etc.); schreibe ein Fazit: was wurde
erreicht, welche Konsequenzen hat es, was wären die nächsten Schritte?)
Es kann dabei auch hilfreich sein, eine kurze Zusammenfassung (in der Fachsprache: ein Abstract) mit
den Kernthesen und Argumenten in etwa zehn Zeilen zu schreiben. Dadurch wird dir klarer, welches die
wesentliche Aussage deiner Arbeit sein soll.
Genauigkeit
(Versuche, deine Behauptungen, Definitionen und Argumente so präzise wie nur irgend möglich zu
formulieren; bringe Gedanken auf den Punkt und rede nicht um den heißen Brei herum)
Verständlichkeit
(schreibe in kurzen, einfachen, klaren Sätzen – orientiere dich am Ideal der gesprochenen Sprache (also
natürlich nicht der Umgangssprache))
Maximale Explizitheit (es gibt nichts Selbstverständliches: Schreibe genau das, was du auch meinst,
argumentiere für jede deiner Behauptungen, verwende keine unnötige Terminologie und, wenn du
Terminologie verwendest, definieren die verwendeten Ausdrücke explizit; illustriere Positionen durch
Beispiele)
Sachlichkeit (Schreibe in einem nüchternen, objektiven Stil; verwende möglichst keine Ironie, Polemik;
verfalle niemals in Pathos)
Sprache: Versuche eitle Eleganz, Stilblüten und Jargon um jeden Preis zu vermeiden. Achte auch
darauf, dass du deine Arbeit ohne Rechtschreibungs- und Tippfehler abgibst. Dafür gibt es Hilfsmittel
(Duden, Korrekturprogramme, hilfsbereite Korrekturleser).
Redlichkeit (Erwäge immer auch Einwände gegen deine eigenen Überlegungen, bleibe selbstkritisch,
weise darauf hin, wenn du siehst, dass es Schwächen oder Probleme in deiner Argumentation gibt,
verschleiere Sie nichts! Als Frege von Russells vernichtendem Einwand gegen seinen mathematischen
Logizismus erfuhr, hat er dies sofort publik gemacht und es als Ansporn für sein weiteres Denken
aufgefasst.)
Originalität: Glaube nicht, dass du das Rad neu erfinden kannst. Originalitätssucht ist in
Qualifikationsarbeiten (gilt auch später im Studium...) fehl am Platz
Stufen des Schreibens
Wenn du ein geeignetes Thema gefunden hast (mit Lehrer absprechen), solltest du dir als erstes einen
Überblick über die Literatur verschaffen, die für dein Thema wichtig sein kann.
Diskutieren deine Thesen mit Mitschülern und Freunden! Das eigene Verständnis lässt sich häufig erst
daran erkennen, ob man in der Lage ist, anderen den Argumentationsgang der Arbeit in klaren Worten
zu vermitteln.
– Schreibe eine vorläufige Version deiner Arbeit!
– Überarbeite diese Version in mehreren Stufen (nach erneuter eigener Lektüre oder Kritik durch
Mitschüler und Freunde). Es gibt keinen Text, der nicht noch verbessert werden könnte!
– Nimm dir genügend Zeit für die gedankliche und schriftliche Ausarbeitung. Lies nicht bis kurz
vor Abgabe deiner Arbeit. Die eigentliche gedankliche Arbeit passiert erst während des
Schreibprozesses.
Dieser Text stützt sich auf den Text „Grundrgeln für das Verfassen philosophischer Arbeiten“
von Thomas Grundmann (Universität zu Köln) und wurde für den Gebrauch an der Schule leicht modifiziert.
Boie 2011
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