SUPER DUKE GT - Motorrad

ÖSTERREICHS ZEITSCHRIFT
2
FÜR SCHRÄGES LEBEN
April 2016
NOCH MEHR NEUE
DUCATI SCRAMBLER SIXTY2
HONDA CB500F/CBR500R
HARLEY ROAD GLIDE ULTRA
DUCATI HYPERMOTARD 939
SUZUKI SV650
SUPER DUKE GT
DAS BIEST MIT SCHILD UND KOFFER
WIE REIST ES SICH MIT BRUTALEN 173 PS?
ZONKO dreht auf Kawasaki durch ■ TRIUMPH TIGER EXPLORER Alternative zur GS?
BMW R 1200 RT Beinharte Saisonbilanz ■ ANDALUSIEN Teil 1 des großen Specials
P. b. b., 15Z040482 M;
KS MEDIEN KG, Geiselbergstraße 15, 1110 Wien
4,60
Euro
Italien: 5,60 Euro
ÖSTERREICHS ZEITSCHRIFT
2
FÜR SCHRÄGES LEBEN
April 2016
INHALT
14 KTM 1290 SUPER DUKE GT
22
28
34
38
44
52
58
64
68
76
78
86
94
98
FRONHTE
OF T K
BOO
Der erste richtige Sporttourer aus Mattighofen ist gleichzeitig der
stärkste Vertreter sein Art: 173 PS zum Reisen und Anreißen.
3 | Editorial
6 | WARMUP
Neue Modelle • Studien •
­Innovationen • Heiße Gerüchte •
Branchen-News
10 | Gansterer: Kickstart
32 | Amoser: Begegnungszone
42 | Gluschitsch: Gluriositäten
Coverfoto: Sebas Romero, Marco Capelli; Porträtfoto: Kurt Pinter
62 | VINTAGE
Customizing • Szene • Fashion •
Parts • Lebensstil
SUZUKI SV650
Aus Gladius wird wieder SV650. Was der Mittelklasse-Allrounder zum Spartarif sonst noch alles kann, verrät Sonderkorrespondentin Larissa.
116 Kubikzentimeter mehr, dazu fit für Euro 4 – das Fungerät aus
Bologna wurde für die neue Saison frühlingsfrisch gemacht.
Deutlich hübscher, sowohl als Naked Bike als auch als Sportler:
die zweite Generation der neuen Zweizylinder im ersten Check.
Major Facelift, wie der Brite sagt: Updates für Motor, Fahrwerk,
Ausstattung – und Auffächerung der Palette auf sieben Versionen!
Meine Güte, durch Amerika fahren kann ja jeder. Deswegen testen
wir die neuen Tourer in den Emiraten und im Oman – keep on riding!
DUCATI HYPERMOTARD 939
HONDA CB500F/CBR500R
TRIUMPH TIGER EXPLORER
HARLEY-TOURING-NEWS
72 | CHECKPOINT
Events • Termine • Equipment •
Händler-News • Produkte im
­Härtetest der Redaktion
Ein Schiff ist gekommen – und mittlerweile auch wieder gegangen.
LONGRUN: BMW R 1200 RT
Was dazwischen passiert ist, steht im großen Dauertest-Resümee.
84 | SPORT
Nationale und internationale Motorsport-News • Fahrerporträts • Events
Ein angenehmer Wegbegleiter – was ein bissl fad klingt, ist in
LONGRUN: HONDA VFR800X CROSSRUNNER
92 | ONTHEROAD
VIP-Routentipps • Gepäcksysteme •
Reiseanbieter • Literatur & Videos
108 | Statistik & Preise
112 | Zonko: Das Letzte
114 | Vorschau & Impressum
Wahrheit das größte Kompliment. Und es gilt der Crossrunner.
DUCATI SCRAMBLER SIXTY2
Wie viel Scrambler braucht der Mensch? Reichen vielleicht auch
400 Kubikzentimeter und 41 PS? Wir kennen die Antwort.
DEUSMOTO
Aus Liebe zum Schrägen: Besuch bei den Vintage-Experten.
Der japanische Straßensportler im Härtestest auf der Rennstrecke.
BRIDGESTONE S21
SKODA YETI OUTDOOR
Bilanz nach 20.000 Kilometern im Dauertest: We will miss him!
Suzuki-Werksfahrer Maverick Viñales könnte einer jener Piloten sein, die von
den neuen Regelungen in der MotoGP profitieren. Eine komplette Übersicht über
die neue Saison und eine Einschätzung der Kräfteverhältnisse ab Seite 86.
4
Motorradmagazin
6 | 14
MOTOGP 2016
Neue Regeln, neues Glück: Wer wird heuer MotoGP-Weltmeister?
Unser Tipp für eine zeitige Frühjahrstour im Süden: Mit der Ducati
Scrambler auf den Spuren von Winnetou & Old Shatterhand.
WEEKEND: DALMATIEN
ANDALUSIEN-SPEZIAL, TEIL 1
Von Malaga über Ronda, Tarifa im südwestlichen Zipfel und Cadiz bis
nach Sevilla – die erste Etappe unserer großen Südspanien-Tour.
5
Motorradmagazin
2 | 16
FIRST RIDE NEUE HARLEY-TOURER
MILES AND MORE
Das dichte TouringProgramm wird noch
engmaschiger: Wir testen die
neuen Modelle Road King
und Road Glide Ultra auf der
arabischen Halbinsel.
Text: [email protected]
Fotos: Jörg Künstle
44
Motorradmagazin
2 | 16
45
Motorradmagazin
2 | 16
FIRST RIDE NEUE HARLEY-TOURER
E
TOURING NACH MASS
REISEN KANN JEDER
Neben den ausgewiesenen Tourern in der gleich­
namigen Baureihe finden sich auch bei Sportster,
Dyna und Softail Modelle, die zu Reisen nach der
amerikanischen Art verführen sollen. Als Einstiegsdroge fungiert die Sportster 1200T SuperLow, die
mit Scheibe und Seitentaschen als Tourer light im
Programm ist. Die Heritage Softail wiederum ist ein
ganz klassischer Ansatz, heuer leicht modifiziert mit
dem 103er-V2 und etwas größeren Packtaschen.
Eine witzige Idee verkörpert die Dyna Switchback,
bei ihr lassen sich Seitentaschen und Windschild
ganz leicht montieren und wieder abnehmen, womit
sie sich blitzschnell vom Boulevard-Cruiser in ein
Tourenmotorrad verwandelt. Last, but not least: Wer
V2-Sound und schweres US-Metall schätzt, aber auf
Schräglage verzichten kann, der greift zum Trike.
Hierzu reicht dafür sogar der B-Führerschein.
AUF STRECKEN, WO MAN MIT ANDEREN
MOTORRÄDERN SCHON SINNKRISEN
BEKOMMT, IST DAS LEBEN MIT EINER
HARLEY IMMER NOCH GOLDEN.
s wäre eine Gemeinheit zu behaupten, dass
Harley-Tourer nur für die endlosen Geraden
amerikanischer Highways taugen. Völliger
Blödsinn natürlich. Aber man muss schon
zugeben: Sie machen auch solche faden High­
ways erträglich. Wo man auf anderen Motorrädern
schon Sinnkrisen bekommt und mit allem hadert, was
einen in den Sattel getrieben hat, ist das Leben auf
­einer, sagen wir, Electra Glide noch immer golden. Man
kuschelt sich hinter die Batwing-Verkleidung, stellt den
Tempomaten auf führerscheinfreundliche 120 Stundenkilometer und dreht das klangstarke Radio noch ein wenig lauter. Countrymusik hilft immer, der schnarrende
Blake Sheldon ganz besonders.
So fährt man dahin, stundenlang ohne Arschweh und
Hirnschrumpfung. Das muss man auch erst einmal
­hinbekommen.
Es sei die amerikanische Art des Tourens, sagt Harley
und hat wie üblich ein paar markige Sprüche parat:
­„Miles don’t matter“ zum Beispiel oder: „You’re not on a
clock, you’re on a Harley-Davidson“. Na ja, so spricht halt
das Marketing, aber der wahre Kern bleibt: Touren auf
einer Harley sind entschleunigend und man bekommt
mehr vom Rundherum mit als auf einem Sportler, wo
die Blicke auf die nächste Bremszone geheftet sind.
Dass Harley seine Tourer recht lieb hat und entsprechend sorgfältig hegt und pflegt, liegt zudem auch an
ihrer wirtschaftlichen Bedeutung für die Company:
Zum einen liegen im Ranking der weltweit meist­
verkauften Motorräder über 500 Kubik gleich zwei
­US-­Tourer vo­ran – Street Glide vor Electra Glide –,
zum anderen sind es gerade die großen Modelle, die
mit ihren ansehnlichen Deckungsbeiträgen die Herzen
der Controller höherschlagen lassen.
Kein Wunder also, wenn Harley die Stricke der Verführung nun noch enger knüpft und für 2016 zwei weitere
Modellvarianten in die Touring-Palette hebt: Road King
und Road Glide Ultra. Beide konnten wir als einziges
­österreichisches Medium im kleinen Kreis auf exklusivem Boden verkosten: in den Vereinigten Arabischen
Emiraten rund um Dubai und auf einen Abstecher
­hinein in den nördlichen Teil des Oman.
Die neue Einstiegsdroge in die Welt der Touring-Palette
heißt also ab sofort Road King. Gab’s doch schon,
könnte man einwenden. Nicht ganz. In den letzten
­Jahren befand sich nur die Road King Classic mit Speichenrädern und Ledertaschen im Programm. Die Road
King ohne weitere Zusätze besitzt Alu-Gussräder und
Kunststoffkoffer. Beides ist nicht unpraktisch; die
­R äder sind leichter (und auch leichter zu putzen), was
­Die zwei neuen
­Tourer des 2016er-­
Jahrgangs: Road
­Glide Ultra (o.) und
Road King (r.) – die
eine ein Fulldresser,
die andere ein puristischer Ansatz fürs
Touren; puristisch
natürlich nur aus
Harley-Perspektive.
die ungefederten Massen verringert. Damit ist die Road
King der mit Abstand am einfachsten und unkompliziertesten zu fahrende Vertreter der Touring-Palette.
Lenkt willig ein, ist extrem komfortabel, dazu deutlich
angenehmer als die beiden Bagger (Street Glide Special
und Road Glide Special), allein schon vom Sitzpolster
her. Auch ein Beifahrer würde viel eher zur Road King
als zu einem Bagger greifen.
>
FIRST RIDE NEUE HARLEY-TOURER
LEITFADEN DURCH DIE TOURING-PALETTE
NEUE HORIZONTE
DIE ROAD GLIDE ERREICHT MIT TEILEN
VON SCREAMIN’ EAGLE JEDE
LAUTSTÄRKE – BIS HIN ZUR GEPLANTEN
SPRENGUNG EINES HOCHHAUSES.
Die Seitenkoffer sind ebenfalls ein Fall für
­praktisch denkende Käufer. Seit dem Rushmore-­
Update im Modelljahr 2014 lassen sich die Koffer
ja mit Einhandentriegelung bedienen, also auch
vom Sitz aus. Ein kleiner Fortschritt, der aber
sehr glücklich macht.
Das zweite neue Modell ist einer unserer Lieb­
linge, vor allem optisch: Die Road Glide war ja
bislang nur als Special, also als Bagger, zu haben,
jetzt kommt sie in vollem Ornat als Ultra. Im Wesentlichen übernimmt sie dafür die Basis der
E-Glide Ultra, also das große Topcase (Tourpak)
sowie den neuen, teilweise flüssig gekühlten 103erV2 mit in die Beinschilder fast unsichtbar inte­
grierten Kühlern. Diese Basis kombiniert sie mit
der rahmenfesten Haifischschnauze des Baggers
plus höherem Windschild – fertig ist eine der
­imposantesten Erscheinungen der Motorradwelt.
Das Fahrgefühl unterscheidet sich erwartungs­
gemäß nicht sehr von jenem der Electra Glide, es
48
Motorradmagazin
2 | 16
ist ein herrschaftliches Cruisen, das sich serienmäßig gepflegt leise gibt, durch den großherzigen
Einsatz verschiedener Screamin’-Eagle-Teile aber
wirklich jede Lautstärke erreichen kann – bis hin
zur geplanten Sprengung eines zwölfgeschoßigen
Bürogebäudes.
Weit wesentlicher ist aber der schon eingangs erwähnte Komfort. Vom Sitz über die Ergonomie bis
hin zum Federungskomfort durch das luft­
unterstützte Fahrwerk haben die Fulldresser unter
den Tourern mittlerweile einen fortgeschrittenen
Reifegrad erreicht. Dazu kommt die serienmäßige
Ausstattung mit Integralbremsen, Soundsystem
samt Bluetooth-Kopplung fürs Smartphone und
Navigationssystem. Den Strom des Fahrtwindes
kann man mit insgesamt drei Klappen in der
Front und zwei in den Beinschildern steuern.
Dazu gibt’s geschätzte 50.000 Zubehörteile,
mit denen man seine Harley an die krudesten
Wünsche und Vorlieben anpassen kann.
>
Wahnsinnsstrecke:
vom Norden der
Emirate auf den
­Jebel Jais. In Kürze
soll der Passübergang fertig sein und
dann direkt in den
Oman führen.
Das mittlerweile breite Angebot wirft die Frage auf: Welchen Tourer soll
man nehmen? Sieht man’s von der praktischen und luxuriösen Seite, dann
ist die Electra Glide ungeschlagen; nur sie gibt es ab Werk außerdem in einer
Low-Variante, die kleineren Fahrern das Rangieren mit dem schweren Eisen
erleichtert. Die Road Glide Ultra hat gegenüber der E-Glide außerdem die kleinen Nachteile, dass der flacher stehende Bildschirm des Infotainmentsystems
mit der Sonne im Rücken stark spiegelt; und der vom Fahrer weiter entfernte
Windschild schützt nicht
Road Glide Ultra ganz so effizient.
Die Wahl der Road Glide
Ultra steht demnach eher
auf optischen Füßen, was
alleweil ein nachvollziehbarer Grund ist: Mit der
­Haifischschnauze und dem
LED-Doppelscheinwerfer
im Straßenkreuzer-Look der
Siebziger ist die Road Glide
Ultra im Straßenbild eine so
Electra Glide mächtige Erscheinung wie
ein Flugzeugträger im
Yachthafen.
Ein Bagger hingegen ist
grundsätzlich jenen zu
empfehlen, die ohne
­Sozius unterwegs sind und
sich mit zwei Seitenkoffern
bescheiden können.
­Fahrdynamisch spielen die
Bagger nämlich in einer anderen Liga: Ohne Topcase sind sie deutlich agiler
im Handling, ihr geringeres Gewicht und die etwas straffere Abstimmung
­fördern eine flottere Fahrweise zusätzlich. Der nach wie vor rein luftgekühlte
Motor dreht ein bissl kerniger hoch und hat es ohne Beinschilder thermisch
ein wenig leichter. Nachteile: der härtere Sattel und der schmale Windschild,
mit dem man auf der Autobahn ein bissl leidet. Dafür setzen sie sich dank des
coolen Looks in die Mitte zwischen Tourer und Cruiser. Die Entscheidung zwischen Street G
­ lide Special und Road Glide Special folgt den gleichen Kriterien
wie bei den Fulldressern.
Bleiben letztlich Road King und Road King Classic. Wir haben’s schon im
Haupttext erwähnt: Sie sind die am einfachsten zu fahrenden Gesellen in der
Touring-Palette. Einen etwas reduzierten Windschutz (vor allem im Schulterbereich) und den Verzicht auf das Infotainmentsystem muss man dafür in Kauf
nehmen. Die praktischere Wahl ist die neue Road King mit harten Koffern,
­dafür ist die Classic ein Bild von einem mächtigen Motorrad.
Man sieht schon: Für und Wider, Hin und Her – jeder bekommt, was er
­verdient. Wichtiger bleibt ohnehin nur, dass der Horizont weit, der Tank voll
und das Fernweh groß ist.
Mit Sicherheit Fahrspass!
Neu!
Beim BATTLAX S21 werden
am Vorderrad zwei und am Hinterrad drei Gummimischungen
verwendet. Der BATTLAX S21
legt die Messlatte bei der Performance auf trockener Straße
noch einmal höher.
Neu!
Tolle Fahreigenschaften, sichere
Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten und das leichte Handling
schaffen Vertrauen. Der sichere
Grip bei Nässe und das Handling
auf trockener Straße bieten ein
hohes Maß an Sicherheit.
BRIDGESTONE BATTLAX-Reifen stellen immer
wieder unter Beweis, dass sie zum Besten gehören,
was man auf eine Motorradfelge montieren kann.
Haftung und Fahrverhalten begeistern und garantieren Fahrspaß – mit Sicherheit.
BRIDGESTONE Austria GmbH
Media Quarter Marx 3.3 - Maria Jacobi Gasse 1-A-1030 Wien
www.bridgestone.at
FIRST RIDE NEUE HARLEY-TOURER
REISEN DURCH DIE EMIRATE & DEN OMAN
IM WILDEN OSTEN
Touren kann man überall, nicht nur in den Weiten
der amerikanischen Kornfelder. Deswegen fand die
Präsentation der neuen Touring-Palette diesmal in
Dubai statt – mit Overnight-Stopp im Oman. Das
Motorradmagazin war als einziges österreichisches
Medium mit dabei und so können wir ein paar
­Impressionen über das Fahren im Märchenland
von Tausendundeiner Nacht wiedergeben.
Grundsätzlich: Es ist nicht alles Wüste. Wer von
Dubai Richtung Norden fährt, sieht nach einer guten Stunde erstaunlich hohe Berge aus der Ebene
wachsen. Eine absolute Pflichtroute führt auf den
Jebel Jais, eine neu gebaute Passstraße, die eigentlich eine vierspurige Rennstrecke in der Vertikalen
ist (siehe Foto Seite 48). Bei unserem Besuch waren die letzten Kehren allerdings noch nicht fertig,
wir konnten nur auf der Seite der Emirate fast bis
zur Passhöhe donnern. Angeblich soll die Pano­
ramastrecke im Sommer fertiggestellt sein, dann
kann man hier in den Nordteil des Oman fahren.
Wir mussten hingegen umkehren und an der Küste
entlang bis zur Grenze cruisen. Kein Augenschmaus,
dafür sieht man die Mutter aller Zementwerke. Der
Grenzübertritt selbst ist ein bissl ein Gschiss, mit allen Papieren (Pass, Fahrzeugschein, Versicherungsbestätigung und ausgefülltem Antrag) muss man
eine Stunde einrechnen. Der Lohn ist eine fantas­
tische Küstenstraße in den Oman, der deutlich
­aufgeräumter ist als die Emirate.
50
Leider blieb hier nicht viel Zeit, dafür legten wir auf
dem Rückweg noch eine Schleife in den Bergen
der Emirate ein: Vierspurige Highways führen hier
durchs pittoreske Nichts, man beginnt ein Auge für
die Schattierungen des Gesteins zu entwickeln.
Eine kleine Überraschung gab’s dann beim Übergang von den Bergen in die Ebene: Regenguss
mit Hagel-Einlage. Einerseits toll, wenn man bei
­diesem alle neun Jahre auftretenden Phänomen
dabei ist, andererseits fühlt man sich auch ein
­wenig verarscht, besonders als Motorradfahrer.
Aber wer hatte schon Gelegenheit, im Regen
durch die Dünen zu fahren? Bizarre Stimmung, intensive Farben, unwirkliche Atmosphäre. Die edle
Asphaltstraße mitten durch die sandigen Weiten
von Norden kommend nach Nazwa und dann
weiter durch Margham muss man unbedingt fahren, egal, ob im Regen oder bei Sonnenschein.
Noch ein paar allgemeine Worte: Eine Harley ist
nicht die schlechteste Wahl für arabische Aben­
teuer. Speeding wird hier nicht gern gesehen und
Motorradmagazin
2 | 16
die Limits sind ziemlich tief angesetzt. Auf den
­kleineren Straßen sind es meist 60 bis 80 Stundenkilometer, am Highway 120. Außerdem wurden die
Strecken gespickt mit Schwellern, die man teil­
weise sehr spät erkennt – da lernt man das komfortable Luftfahrwerk eines Harley-Tourers zu
schätzen. Aufpassen muss man sowieso immer:
Egal, ob Pakistani im alten Bus oder ein schneller
Scheich im 600-PS-Landcruiser, die Augen offen
zu halten ist keine schlechte Idee.
Was man vergessen sollte, ist die Fahrerei im Umfeld der größeren Städte, weil nicht besonders attraktiv. Man begegnet viel Schwerverkehr aufgrund
der hohen Bautätigkeit (das liebste Hobby des
Emiratenbewohners), dazu ist das Straßenbild im
Großen und Ganzen wenig erfrischend: Viel Müll,
mittelalterliche Trödelläden und wenig einladende
Hühnerbratereien eignen sich kaum als Fotomotive. In den Bergen oder durch die Wüste sieht die
Sache schon anders aus, wie oben beschrieben.
Der Sprit kostet übrigens freundliche 32 Cent pro
Liter, die Tankstellendichte macht keine Probleme.
Freundlich sind auch die Menschen, wobei man
meist Kontakt mit Indern oder Pakistanis hat, die
hier als Servicepersonal arbeiten, egal, ob in der
Gastronomie/Hotellerie oder an der Tanke.
Zur Reisezeit: Wir empfehlen die Wintermonate
bis März. Mitte Februar gab’s bei uns schon 26
Grad in Dubai. Im Sommer brennen bis 50 Grad in
die Wüste, das will man ja auch nicht.