Erfahrungsbericht Erasmus 2012 in Porto Mein Erasmussemester habe ich im Sommersemester 2012 an der Universidade do Porto in Portugal absolviert. Ich habe mich dazu entschlossen ein Auslandssemester zu machen, da ich kurz vor Beendigung meines Studiums stand und ich gerne noch das Studentenleben im Ausland kennen lernen wollte. Die Universität Porto habe ich gewählt, da die Kursbeschreibung vieler Fächer durchweg interessant klang. Dazu wollte ich aber auch gerne mehr über Portugal, das man hauptsächlich als Tourismusziel wahrnimmt, erfahren. Da zwischen dem Fachbereich 8 der Uni Bremen eine Kooperation mit der Universität Porto besteht, habe ich mich somit für diese Uni entschieden. Zunächst habe ich mich beim International Office der Universität Bremen beworben, die den Kontakt mit dem International Office der Universität Porto herstellte. Im weiteren Verlauf wurde ich von der Uni Porto benachrichtigt, dass ich mich auch dort an der Uni über eine Plattform (Link und Passwort wurde per Mail etwa im Oktober zugeschickt) beworben konnte. Dazu musste ich bereits ein Foto für den Studentenausweis sowie eine Kopie der europäischen Krankenkarte hochladen. Ebenso musste ich eine erste Auswahl meiner zu belegenden Kurse treffen, die sich in den ersten drei Wochen nach Studienbeginn jedoch noch ändern ließen. Ich hatte zu Beginn der Bewerbung etwas Probleme mit dem einloggen, hier heißt es aber im Zweifel nochmal ein oder zwei Wochen später probieren. Meine endgültige Zusage für das Erasmussemester hab ich erst Ende Dezember erhalten und somit blieben mir im Endeffekt nur 1½ Monate Vorbereitungszeit, was relativ wenig ist betrachtet man, dass das Semesterende generell schon mit genug Arbeit und Stress verbunden ist. Des Weiteren musste ich noch einige Hausarbeiten hier in Portugal schreiben, was natürlich dazu führte, dass man einer Doppelbelastung aus den Arbeiten in Porto und Deutschland ausgesetzt war und sich somit noch nicht 100% auf das Leben im Ausland einlassen konnte. Hilfreiche Informationen zur Universität Porto findet man über die Internetseite der Universität. Die Seite ist in portugiesischer und englischer Version verfügbar, dennoch gehen in der englischen Version einige Informationen verloren. Für Erasmusstudierende wurde vor Vorlesungsbeginn eine Einführung in der Reitoria, dem Hauptgebäude der Universität Porto, angeboten. Hier wurden nützliche Informationen zum Leben in Porto sowie dem Studium gegeben. Das heißt beispielsweise zur medizinischen Versorgung. In Portugal ist es üblich, dass man sich in einem nahegelegten Centro de Saude registrieren lässt und sich im Krankheitsfall in diesem behandeln lässt. Ich muss gestehen, ich hab es nicht gemacht und einfach auf meine Gesundheit vertraut. Zudem erhielten wir eine kleine Tasche mit verschiedenen Veranstaltungshinweisen, Karten der Stadt, T-Shirt der Uni, etc. Ebenso konnten wir eine portugiesische SIM-Karte bekommen, was die Kommunikation erheblich erleichterte, da man zwischen Erasmusstudenten kostenlos telefonieren und SMS schreiben konnte. Die Universidade do Porto teilt sich in mehrere Standorte (Pole) auf. Ich studierte an der Faculdade de Letras der Universität Porto. Da ich in Cedofeita, einem Stadtteil der relativ nah zur Uni liegt, wohnte, konnte ich bequem den Weg zur Universität zu Fuß gehen, sodass ich nicht auf den Bus beziehungsweise die Metro angewiesen war und zu der Erreichbarkeit der Universität mit öffentlichen Verkehrsmitteln keine Aussage treffen kann. Dennoch kann ich sagen, dass es kein Semesterticket gibt, sodass man entweder jede Fahrt einzeln bezahlen muss oder aber bei Nutzung der Metro ein Monatsticket erwerben kann, dass für verschiedene Zonen gilt, jedoch nicht für das gesamte Stadtgebiet Portos. Für Studenten 1 unter 25 Jahren gibt es eine Ermäßigung auf das Monatsticket, wie hoch diese ist weiß ich leider nicht, da es in meinem Fall nicht mehr zutraf. Zu Beginn des Erasmussemesters erhält man einen Studentenaccount, das heißt Immatrikulationsnummer, die auch Teil der email Adresse der Universität ist, sowie ein Passwort, dass einerseits als Zugang zur Lernplattform Sigarra (etwa das Stud.IP bei uns) dient, sowie kostenlosen Internetzugang in der Universität an den Computern der Universität Porto aber auch den eigenen Laptops/Handys ermöglicht. Der Studentenausweis dient nicht nur dem Nachweis Student zu sein um verschiedene Rabatte in Museen, Metro oder Sonstigem zu erhalten, sondern auch als Kopierkarte auf die Geld geladen werden kann (dazu muss man sie jedoch erst freischalten lassen) sowie als Bibliotheksausweis. Die Bibliothek der Faculadade de Letras verfügt neben portugiesischsprachiger Literatur auch über englischsprachige Standardwerke, sodass eine angemessene Literaturrecherche durchaus möglich ist. Die Faculdade de Letras hat neben einer Cafeteria auch eine Mensa. Die Mensa hat sowohl mittags als auch abends geöffnet. Es werden verschiedene Tagesgerichte angeboten unter anderem auch ein vegetarisches Gericht. Preislich liegen diese bei etwa 2,50€ und beinhaltet neben dem Hauptgericht auch eine Suppe, ein Getränk und ein Dessert. Ich muss jedoch gestehen, dass es mir nicht so gut dort schmeckte, ich allerdings auch nicht häufig dort war, da meine Kurse sich mit den Öffnungszeiten der Mensa überschnitten. Über den uniinternen email Account wurde man stets über Möglichkeiten der Partizipation bei verschiedenen Workshops oder Seminaren auf dem Laufenden gehalten. Zudem bestand die Möglichkeit bei verschiedenen Hochschulsportkursen mitzumachen. Auch das International Office der Universität Porto bot häufig Veranstaltungen explizit für Erasmusstudierende kostenlos an. Dies waren unter anderem Konzertbesuche oder Museumsführungen. Ebenso gibt es das Erasmusnetzwerk ESN in Porto, die verschiedene Aktivitäten, Partys, Ausflüge kostenlos oder zum kleinen Preis anboten. Hinsichtlich der Wohnungssuche ist zu sagen, dass es sich für mich als weniger schwer gestaltet hat eine Wohnung zu finden. Meine Wohnung hab ich über das Internet gefunden, indem ich verschiedene Seiten auf denen Zimmer zu vermieten waren durchforstete. Die Suche habe ich erst in Porto gestartet. Folglich wohnte ich die ersten Tage in einem Hostel, welches sehr günstig war und pro Nacht im Dorm nur 8 Euro kostete. Nach nur zwei Tagen Suche konnte ich allerdings schon mein neues Zimmer beziehen. Das Zimmer alleine hat 170 Euro gekostet, jedoch kamen Wasser, Strom, Gas und Internet hinzu, sodass es im Nachhinein bei etwas 260€ mit allem lag. Zum Internet ist zu sagen, dass es in meiner Wohnung kein WiFi gab, jedoch kann man sich einen Internetstick mit Vertrag bei verschiedenen Telefonanbietern besorgen, dazu ist jedoch eine portugiesische Steuernummer notwendig. Bei diesen Angelegenheiten half mir mein Erasmus-Buddy. Im Gegensatz zu Deutschland ist es in Portugal üblich, dass der Vermieter einzelne Zimmer der Wohnung vermietet und sich den Mieter aussucht. Ich habe mit zwei portugiesischen Mädchen gewohnt, mit denen ich mich gut verstand. Das einzige Problem war, dass beide kein/kaum Englisch sprachen und somit teilweise Verständnisschwierigkeiten entstanden, allerdings war ich somit auch gezwungen Portugiesisch zu sprechen, was sich im Nachhinein als sehr positiv erwies. Jedem der im Wintersemester nach Porto geht ist zu raten auf eine Zentralheizung zu achten, da dies nicht standardmäßig in den Wohnungen vorhanden ist. Ich bin Mitte Februar nach Porto gegangen und obwohl die Außentemperaturen niemals unterm Gefrierpunkt lagen, habe ich noch nie in meinem Leben 2 so sehr gefroren wie dort. Meine Wohnung lag, wie bereits erwähnt, im Stadtteil Cedofeita, den ich auch jedem zum Wohnen empfehlen kann. Neben den privat vermieteten Wohnungen, ist es auch möglich ein Zimmer in einem Wohnheim der Universität zu erhalten. Jedoch ist zu erwähnen, dass nicht alle Zimmer über eine eigene Küche verfügen, sodass man zwangsläufig auswärts essen muss. Dies ist jedoch generell die portugiesische Art, da man sehr günstig essen gehen kann. Zudem kostet der Kaffee sehr wenig und ist ein wahrer Genuss. Milchprodukte sind in Portugal jedoch vergleichsweise teuer, dagegen sind Obst und Gemüse, besonders wenn man sie in den kleinen Fruterias kauft sehr günstig. Zur Sprache ist zu sagen, dass es generell ratsam ist mit portugiesischen Sprachkenntnissen in das Auslandssemester zu gehen. Ich habe einige Jahre bevor ich nach Porto gegangen bin, Grundkenntnisse im brasilianischen Portugiesisch erworben und muss dazu sagen, dass das portugiesische Portugiesisch anders ist und man wirklich kurz vorher mit frischen Kenntnissen in ein Erasmussemester gehen sollte. Allerdings kann man auch an der Universidade do Porto Sprachkurse in Portugiesisch belegen, einerseits als Intensivkurs mehrmals wöchentlich, aber auch als Kurs der sich durch das gesamte Semester durchzieht. Viele Portugiesen, insbesondere die Jüngeren sprechen gut Englisch, aber sowie beispielsweise meine Mitbewohnerinnen nicht alle. Ebenso ist das Englisch einiger Professoren eher schlechter und auch meine Kurse wurden für gewöhnlich auf Portugiesisch durchgeführt. Dennoch konnte ich meine Prüfungen aber alle in Englisch ablegen, jedoch habe ich es auch teilweise auf Portugiesisch versucht. Ich habe an der Universität Porto einen Bachelorkurs und sonst nur Kurse aus dem Masterbereich belegt, was dazu führte, dass ich hauptsächlich von 18.00 bis 23.00 in der Uni war. Meine Kommilitonen und Professoren erwiesen sich als sehr freundlich und hilfsbereit und viele waren bemüht Inhalte die man nicht verstanden hat ins Englische zu übersetzten. Im Gegensatz zu Deutschland besteht ein weniger formelles Verhältnis zwischen Dozenten und Studenten. Ich muss gestehen, ich habe dass Studieren als sehr chaotisch empfunden, da die Prüfungstermine sowie Prüfungsformen in meiner Disziplin nicht am Anfang des Semesters bekanntgegeben wurden und auch keine Absprachen zwischen den Dozenten bestanden, wann welche Leistungen zu erbringen sind. So kam es häufiger vor, dass Dozenten erwartenden einen fünfseitigen Bericht zur folgenden Woche abzugeben sind, obwohl man zeitgleich noch zwei weitere Hausarbeiten für andere Fächer schrieb. Zwar kamen einem die meisten Dozenten entgegen, wenn man eine Verlängerung benötigte, dennoch war es für mich sehr schwierig damit umzugehen, dass es keine festgelegten Zeitpläne sowie Strukturen gab. Dennoch ist trotz der etwas anderen Art zu studieren, das Erasmussemester eine Erfahrung gewesen die ich niemals missen möchte. Dies liegt insbesondere an der Stadt und den Menschen die ich besser kennen lernen durfte. Porto ist eine wunderschöne Stadt, die es wert ist ein halbes Jahr dort zu verbringen. Mir hat insbesondere die Vielfältigkeit der Stadt gefallen. Dies spiegelt sich bereits in der Baustruktur der Stadt wieder, stehen doch die ursprünglichsten portugiesischen Häuser neben Plattenbauten. Ebenso gibt es unzählige kulturelle Angebote, das heißt Galerien, Museen aber auch ein nicht zu verachtendes Nachtleben. Porto verfügt über sehr viele Bars und Clubs, sodass meiner Meinung nach für alle Geschmäcker was dabei ist. Porto ist generell eine relativ junge und dynamische Stadt, was sicherlich auch der Tatsache geschuldet ist, das sehr viele Studenten in Porto leben. Die Menschen hier, habe ich fast nur als freundlich erlebt, die wenn man ein Problem hatte immer versucht haben soweit zu helfen wie es ihnen möglich war. 3 Abschließend bleibt also nur zu sagen, dass ich jedem, der sich zutraut mit etwas chaotischen universitären Verhältnissen zu Recht zu kommen, ein Auslandssemester in Porto ans Herz legen kann. Der Stress den man, durch das Studium an der Universidade do Porto hat, wird nämlich durch die Zeit in der man wirklich in dieser Stadt lebt, mehr als aufgewogen. 4
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