(Erzwungene Schwingungen - Resonanz).

5.1.8 Erzwungene Schwingungen – Resonanz
Im Jahr 1850 marschierten 730 französische Soldaten im Gleichschritt über die Hängebrücke von
Angers. Die Brücke geriet dabei in heftige Schwingungen und stürzte ein. Insgesamt 226 Soldaten
fanden dabei den Tod. Es ist daher vielfach untersagt, im Gleichschritt über eine Brücke zu
marschieren. Dies betrifft vor allem Soldaten, die gewöhnlich in dieser Gangart marschieren. Für
diese heißt es dann „Ohne Tritt, marsch!“, wenn sie eine Brücke überqueren, wobei dieser Befehl
bedeutet, nicht im Gleichschritt zu marschieren.
[25] Hängebrücke von Angers nach dem Einsturz
Beim Unglück von Angers wurde die Brücke durch die im Gleichschritt marschierenden Soldaten, also
durch äußere Krafteinwirkung in Schwingung versetzt. Man spricht deshalb von einer erzwungenen
Schwingung:
Unter einer erzwungenen Schwingung versteht man eine Schwingung, bei der dem schwingenden
Körper (Resonator) durch einen äußeren Erreger periodisch Energie zugeführt wird. So kann man
zum Beispiel ein Federpendel mit der Hand in Schwingung versetzen, ohne dass die Amplitude des
Pendels mit der Zeit abnimmt. Die stetige Energiezufuhr kompensiert dabei die Reibungsverluste. In
einem Experiment soll die erzwungene Schwingung eines Federpendels untersucht werden:
Ein Federpendel wird über eine Umlenkrolle mit einem Motor in Schwingung versetzt. Die Drehzahl
des Motors ist frei regelbar.
© M.Brennscheidt
Nach einer gewissen Einschwingzeit ist zu beobachten, dass das Pendel mit derselben Frequenz wie
der Erreger schwingt, die in diesem Fall der Drehfrequenz des Motors entspricht.
Erhöht man nun langsam die Erregerfrequenz, so kann beobachtet werden, dass sich die Auslenkung
des Pendels bis zu einem scharf ausgeprägten Maximum vergrößert. Wird die Erregerfrequenz
darüber hinaus weiter gesteigert, so nimmt die Amplitude des Pendels wieder ab. Die Frequenz bei
der die Amplitude ihren maximalen Wert annimmt heißt Resonanzfrequenz.
Zusätzlich ist zu beobachten, dass das Pendel je nach eingestellter Erregerfrequenz mit einer
gewissen Phasendifferenz zum Erreger schwingt. Das heißt, dass die maximale Auslenkung des
Erregers zeitlich nicht mit der Maximalauslenkung des Pendels übereinstimmt. Im Resonanzfall stellt
sich eine Phasendifferenz von
ein.
Im Einstiegsbeispiel wurde die Brücke zerstört, weil die Soldaten mit der Resonanzfrequenz der
Brücke im Gleichschritt marschiert sind. Da im Resonanzfall eine optimale Energieübertragung
zwischen Erreger (also den Soldaten) und Resonator (der Brücke) vorliegt, kam es zu einer sog.
Resonanzkatastrophe, die die Brücke zum Einsturz brachte.
© M.Brennscheidt