Delta times Nr1 Internet

DELTA times
ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND
Herausgegeber: Delta t · Verein für Zweitnormalität e.V.
Ausgabe 1, 1995
Editorial
Die Gründungsmitglieder, v.l.: Günter Woog, Reinhard Scharfe mit Marlene, Jürgen Ballhause, Jutta Sippel,
Wolfgang Fehl, Heike Vinson, Margie King, Jürgen Tauchnitz, Birgit Ballhause, Rodolfo Dolce und Peter Sumpf
SKANDAL
Schulkinder
mit Ex-DDRSchulzeiten
geplagt!
Mit einer völlig unkritischen
Übernahme der alten DDRSchulzeiten -von denen man
ja wahrhaft nicht behaupten
kann, sie hätten den wirtschaftlichen Erfolg der DDR
begründet- machen sich
einige Thüringer Eltern
unbeliebt. Ohne empirische
Basis und mit der einfachen
Behauptung, Schulkinder
seien Frühaufsteher, setzen sie
ihre Kinder noch früher auf
die Straße als die ohnehin
schon frühen Wessihühner. Im
Winter ist das also wirlich
noch in dunkler Nacht, mit
allen Unfallgefahren! Wir
meinen, daß weder die Kinder
Vögel sind, nämlich Hühner,
noch sollten es die Eltern sein,
nämlich Raben. Wo bleibt der
Widerstand der anderen
Eltern, und wann kommt die
erste Delta t-Klasse?
Quelle: SPIEGEL 31/1994
DER
WAHRE
MICHEL
SCHLÄGT
ZURÜCK
Am 11. September 1993, um
15 Uhr, sollte es endlich soweit
sein: bei einem gemeinsamen
Frühstück sollte Delta t, die
Interessenvertretung aller
geplagten, zeitversetzt und
langschlafenden Menschen,
gegründet werden. Das Vorhaben stand unter einem guten
Stern, denn, ein gutes Omen,
fast alle Gründungsmitglieder
erschienen ganz vereinsgemäß
verspätet. Entsprechend ausgeschlafen und konzentriert
brachten sie alle nötigen
Abstimmungen hinter sich
und konnten die Vollendung
schon bald mit Sekt und einem
„Guten Morgen Delta t“ krönen.
Als Ausländer habe ich die
traditionelle Assoziierungsfähigkeit der Bürger meines
Gastlandes stets bewundert.
Die simple Formel
„2 Deutsche=1 Verein“ mag
Individualisten abschrecken,
auf gesellige Nichtdeutsche
übt sie eine magische
Anziehungskraft aus. Ich bin
Chefredakteur: Dr. Rodolfo Dolce
gerne und sofort jedem
Verein beigetreten, wenn mich jemand freundlich darum bat.
Apropos „Individualisten“: In der Regel sind dies keine
einsamen Menschen, sie fragen aber: „warum kann man sich
nicht ohne Satzung und Vorstandswahl irgendwo treffen und
quatschen?“ Sicher, kann man antworten, aber warum auf
diese Qualität verzichten? Allein der Gang zum Gericht: Man
trifft sich in der Gerichtskantine, man schlendert durch die
Gänge und schaut bei einem Strafprozeß vorbei, bis man
beim Vereinsregister sein Protokoll abgegeben hat. So hat
man einen schönen Vormittag mit Freunden verbracht mit
dem Gefühl, etwas sinnvolles erledigt zu haben.
Nun, als wir Delta t gegründet haben, leuchtete mir -neben
der üblichen Geselligkeit- auch der Sinn des Vereinsgegenstandes unmittelbar ein: Eine Lobby für Zeitversetzte.
Praktische Arbeit und Tips, für Leute, die vor 12:00 nicht
richtig in die Gänge kommen, aber auch Öffentlichkeitsarbeit, die der Imagekorrektur dienen soll. Weg vom Bild des
schlappen, „verschlafenen“ Spätaufstehers, hin zum
energischen, einsatzbereiten Zeitversetzten. Dabei leiden
insbesondere die bürgerlichen Berufe über unser falsches
Image: Warum soll ein Sachbearbeiter im Finanzamt nie
Karriere machen können, wenn er morgens um 8:00 am
Schreibtisch die Augen nicht aufkriegt und daher als extrem
schlaff gilt: Schaut ihn euch um 21:00 an, dann könnte er
Bäume ausreißen. Werft nicht Antriebslosigkeit und Zeitversetztheit in einen Topf: Wecken wir doch den -zeitnormalenLeiter des Finanzamtes um 2:00 morgens und setzen ihn
sofort an den Schreibtisch, seine Energieladung wird
entsprechend sein.
Helfen wir uns also gegenseitig in einer Welt von
Frühaufstehern. Ich bin vom Vorstand freundlicherweise zum
Chefredakteur von Delta times ernannt worden und habe
mich vor allem über den schönen Titel gefreut. Da ich mir gut
vorstellen könnte, den Hauptteil der Arbeit auf einen
Stellvertreter zu übertragen, fordere ich hiermit Interessierte
auf, sich bei mir zu melden.
Ich wünsche allen einen gesegneten Schlaf.
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SCHLAF WIRD IM VEREIN ERST SCHÖN ...
Unser voller Spaß BEKENNTNISSE EINES
„Das meinen Sie doch
sicher nicht ernst?“
Das fragte nicht nur
Eva Milde, Gattin des
Ex-Innenministers von
Hessen in einer
Talkrunde. Und das
werden sich sicher
auch einige Leser der
Delta times fragen.
Spaß oder Ernst - das
ist hier die Frage.
Warum eigentlich
nicht beides zugleich?
Mit sehr viel Spaß
sind wir angetreten
und haben Delta t gegründet. Die meisten
von uns zwar mit dem
Privileg, ihr zweitnormales Leben mit
Erfolg ausleben zu
können, aber auch
Günter Woog, 1. Vorsitzender (Foto: Karin Hill)
nicht ohne Widerstände. Andere Mitglieder kamen hinzu, darunter auch
solche, die echte Probleme mit einer Gesellschaft
haben, die die Pseudoleistung des frühen Aufstehens als
Indikator für Effektivität und Fleiß ansieht, obwohl
bestimmt kein Konsument die Uhrzeit der Herstellung
eines Produktes vor dessen Qualität stellen würde.
Und da wird das Ganze wirklich ernst und höchst
spaßig zugleich. Personalabteilungen, mit dem
Negativbild des Verschlafens fest eintrainiert im Kopf,
verschlafen hellwach die Chance, Menschen nicht nur
am richtigen Platz, sondern auch zur richtigen Zeit zu
beschäftigen. Da werden Frühaufsteher, „die ja so
fleißig sind“, des Nachts an sicherheitsrelevanten
Positionen eingesetzt, um die Wahrscheinlichkeit von
Nacht-Katastrophen vom Stil Tschernobyls und Exxon
Valdez zu erhöhen, während an gleicher Stelle Delta
t‘ler mit der Frühschicht gepeinigt werden.
Wohlgemerkt, Delta t ist kein Verein zur Erhöhung der
Produktivität von Arbeitsprozessen, aber dies ist genau
die Karotte mit der wir hoffen, den Esel Wirtschaft zum
Vorteil der Delta t‘ler zum Denken und Handeln zu
bringen. Wahrscheinlich ist dies jedoch, wegen der
klaren Vorteile, noch der leichtere Teil der Aufgabe.
Was z.B. ist mit den Vorschülern und Schülern, die
frühmorgens noch nicht aufnahmefähig sind? Der
durchschnittliche Pädagoge bekämpft derlei mit
Einträgen und Noten - das Gesamtbild von Erfolg und
Versagen im Klassenverband bleibt ja gewahrt. Die
einzige Hoffnung für den zweitnormalen Youngster sind
seine in diesem Fall hoffentlich parteiischen Eltern.
Doch Fehlanzeige: Papa und Mama lernen gerade für
irgendein Gewinnspiel auswendig, was Gold im Mund
hat, und welches Huhn die besten Körner findet.
Warum hat der deutsche Michel eigentlich eine
Schlafmütze auf?
LANGSCHLÄFERS
Die Frage höre ich regelmäßig gegen
Mitternacht, gleich nach Programmschluß
am Biertisch: „Sag mal, wie hältst Du das
eigentlich durch? Wo nimmst du die Kraft
her, dreieinhalb Stunden auf der Bühne
Dampf zu machen?“ Und dann schwingt
immer unausgesprochen der Verdacht mit,
irgendwas muß da doch sein mit Äitsch
oder Koks oder wenigstens Red Bull oder
so. Man kennt ja diese Künstler.....
„Na,“ sage ich dann gerne ein wenig
erschöpft, aber hellwach, „vor zwölf stehe
ich fast nie auf. Manchmal auch erst später.
Mein Dope ist Ausgeschlafenheit.
Ausschlafen ist wissenschaftlich erwiesen
die gesündeste Droge der Welt.“
Da ernte ich meist das bewußte beredte
Schweigen. Und dann kommt es, stets
leicht mißbilligend: „Bei mi r rasselt um
sechs der Wecker!“ So schön gedehnt
schieben sie dir das über den Tisch, daß du
plötzlich als Asozialer vor der geschlossenen früh sich erhebenden Volksgemeinschaft dastehst. Frühsport, Morgenappell, kalt duschen, den Tag frisch
gestärkt angehen, „Ja, die Morgenfrühe,
das ist unsere Zeit!!!“ – alles das liegt dann
nicht weit weg im Unterton.
Dabei sollten es die bedauernswerten
Opfer der Weckordnung rein logisch
eigentlich einsehen können. Wie gehts
eigentlich bei unsereinem: Vorstellungsende elf, halb zwölf, Bühne abbauen,
abrechnen, Interview oder die Diskussion,
essen mußt du auch noch was (vorher geht
ja nicht wg. sonst träge auf den Brettern),
dann aus dem Theater nachhause, um als
Kabarettist auf dem laufendem zu bleiben
die Aufzeichnung von Monitor ansehen
oder auf Tournee noch zweihundert
Kilometer weiter ins nächste Hotel (nachts
ist auf den Autobahnen manchmal doch
noch durchzukommen) – vor halb fünf
-bestenfalls- komme ich nie ins Bett. Will
einer dann, des allgemeinen Brauchs halber
und um nicht als Schlamper zu gelten, mit
den Hühnern aufstehen, sowas macht er
ein-, zweimal die Woche ohne Herzinfarkt
– aber Tag für Tag, bzw. Nacht für Nacht?
Da wäre es doch dann zweckmäßig,
Theater und Musikhallen gleich mit
integrierten Intensivstationen zu planen
und das p.p. Publikum würde bald sehen,
wie und wo es sich darstellende Kunstausübung noch live reinziehen kann.
VON
DIETRICH KITTNER
Nebenher: wollte ich versuchen, um eins
oder halb zwei in die Federn zu kriechen,
aufgeheizt nach ein paar Stunden
öffentlich ausgeübten geistigen und
körperlichen Leistungssports, ich läge
- das weiß ich nach ein paar vergeblichen
Anläufen aus Erfahrung - ohnehin nur
stundenlang mit fliegenden Pulsen
schlaflos in der Falle oder wäre tatsächlich
schon bald auf Drogen: nämlich
Schlafmittel. Muschanich.
Einer, der pünktlich mit Büroschluß um 16
Uhr zu leben beginnt , geht auch nicht
um 17 Uhr in die Heia. Er will - mit Recht „den Tag noch ausklingen lassen“.
Im Restaurant? Im Theater? – Und wer
kellnert? Wer macht den Kasper?
Inzwischen, nach 35 Jahren, habe ich mich
längst an die veränderten Lebensumstände
gewöhnt – auch biologisch wie mir mein
Arzt bestätigt; so sehr sogar, daß ich mich
auch an vorstellungsfreien Tagen oder im
Urlaub wohlweislich nicht aus dem
Rhythmus werfen lasse.
Das Schreiben ist ohnehin sinnvoller des
nachts, wenn nicht alle paar Minuten
Versicherungsvertreter, durchreisende
entfernte Bekannte (woher denn noch
gleich??) oder nur einfach Verzeihungfalsch-verbundene anrufen, um einen aus
einem mühsam gewonnenen lichtvollen
Gedankengang zu werfen.
Vor halb fünf komme ich nie ins Bett
Paradoxerweise gelten Künstler, die sich
solcherart durchaus einer geregelten
Lebens- und Arbeitsweise befleißigen,
nur eben notgedrungen zeitversetzt,
als unsolide, schlampig, faul, „sie machen
die Nacht zum Tage“. Ein wenig
gedankenloser Neid ist wohl dabei:
„Die pennen, wenn wir arbeiten.“
Das könnte ich jetzt um vier Uhr siebzehn
nachts am Schreitisch natürlich auch
umgekehrt sehen.
Solche Sicht der Dinge macht selbstbewußter. Wenn mich jemand entrüstet fragt:
„Was, Du schläfst noch um halb zwölf?“
habe ich mir angewöhnt, dagegenzuhalten:
„Gib mir mal deine Telefonnummer! Ich ruf
Dich gern um vier Uhr nachts an und frage:
Was, Du schläfst schon?!“
Se
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SCHLAF WIRD IM VEREIN ERST SCHÖN ...
Inzwischen stehe ich nämlich zum
außergewöhnlichen Lebensrhythmus. Ich
kann ihn ja auch beruflich begründen. Wie
ein Nachtwächter oder die Klofrau im
Nachtlokal. Dabei bin ich, wenn ich es mir
genau überlege, nicht ganz sicher, ob ich
nicht vielleicht gerade umgekehrt eines
angeborenen versetzten Zeitgefühls
wegen (Was ich nicht früher schon unter
der Schule und später an der Uni unter
Frühvorlesungen gelitten!) bei eben
diesem Beruf gelandet bin. Da hätte ich es
dann gut getroffen; wie glücklicherweise
auch mit meiner Frau, für die als unsere
Bühnentechnikerin solch zeitversetztes
Leben nun ebenfalls schon 35 Jahre zur
Routine geworden ist. Unser Sohn hat
übrigens auch einen künstlerischen Beruf,
und so gibt es bei uns keinerlei familiäre
Kommunikationsprobleme. (Und was den
Sohn betrifft und unsere beiderseitigen
Tourneen: Nachts ist das Telefon ja auch
billiger.)
Schlimm war lange Zeit nur - alle zeitversetzt lebenden Menschen kennen es
vermutlich - das anerzogene bürgerliche
schlechte Gewissen. Endgültig befreit hat
mich davon erst mein Freund und Kollege
Ekkehard Schall. Als er vor Jahren erstmals
ein Gastspiel in unserem Theater gab,
wollte ich höflich sein und fragte mit aller
Selbstverleugnung: „Wollen wir nicht um
zehn zusammen frühstücken?“ Zehn,
dieses Opfer glaubte ich ihm schuldig zu
sein. „Zehn?“ sagte Ekke, „biste verrückt?
Ich hab doch Vorstellung.“ Ich war mehr
als erleichtert. Und dann erzählte er mir,
wie Ernst Busch jungen Schauspielern, die
bei
„Papa“
(so
nennt
Schall
berechtigterweise seinen Schwiegervater
Bertolt Brecht) anfingen, jedesmal als
erstes geraten habe: „Kollegen, schämt
euch nicht, wenn ihr morgens lange
schlaft! Ihr müßt abends Dampf haben,
wenn die anderen abbauen und sich
entspannen wollen.“ Neben Schall
verbürgt mir die Authentizität der
Geschichte auch die Formulierung „Schämt
Euch nicht!“ Busch wußte, wovon er
sprach.
Heute bin ich also schamlos bekennender
Langschläfer. Wie singt und klingt es doch
einer der wenigen nicht lügenden Schlager
schon so schön prägnant: „Take it Easy,
altes Haus. Wer morgens länger schläft
hälts abends länger aus.“ (Sollten wir das
nicht zu unse-rer Delta t-Hymne machen?)
Grandiose Sonnenaufgänge jedenfalls sehe
ich vermutlich häufiger als mancher stolze
Frühauf-steher!
öffentlich eine bleierne
Müdigkeit zu überwinden?
Einzig bei Streikeinsätzen
breche ich mein Prinzip.
Da bleibe ich dann
meist vorher wach.
Die Zumutung einer Mitwirkung im sogenannten
„Frühstücksfernsehen“
habe ich bisher regelmäßig
abgesagt. Helmut Kohl,
mit dem ich außer als
Stofflieferanten sonst
wenig am Hut habe, soll endlich mal ! - etwas
richtiges gesagt haben:
Nichts sei schlimmer, als
wenn übellaunige, unausgeschlafene Fernsehzuschauer zusähen, wie übellaunige, unausgeschlafene
Moderatoren übel-launige,
unausgeschlafene Studiogäste befragten. Von Kohl
selbst ist das sicher nicht.
Aber einer seiner Redenschreiber hat da - vermutlich nachts- tatsächlich
eine treffende Formulierung gefunden, und die
will ich gern neidvoll
zitieren.
Ich bin ein
Ausgeschlafener!
Natürlich ist konsequent
zeitversetztes Leben mit
erheblichen Problemen
und Schwierigkeiten verbunden. In unserer guten
Gesellschaft haben nämlich -wie jede Minderheit
weiß, und sei sie noch so groß - ausnahmslos alle so zu leben, wie die meisten
gemeinhin eben so leben. Mit schlechten
Erfahrungen beim und guten Tips zum
Umgang mit Behörden, Hotels, Ladenschlußzeiten oder Blutabnahme-labors (!)
will ich mich in der nächsten Nummer der
Delta times befassen. Heute lasse ich es
beim Bekenntnis, beim outing, wie es
moderner heißt: Ich bin ein Ausgeschlafener!
Wenn man bedenkt, daß die meisten
Kriege damit beginnen, daß ab fünf-Uhrsowieso „zurückgeschossen wird“ ist das
Langschlafen doch irgendwie menschenfreundlicher, gelle?
Es ist jetzt fünf Uhr siebenundzwanzig. Ich
mache Feiermorgen.
Matineen lehne ich ab!
Dietrich Kittner
Warum soll ich die Leute für gutes Geld
mit meinen Versuchen belästigen,
... MITGLIEDER BERICHTEN
Se
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E
s gibt Frühmenschen und
Spätmenschen – im Volksmund
gern als Lerchen und Eulen
bezeichnet. Beide „Sorten“ von
Menschen sind genetisch so disponiert,
wie sie eben sind. Dies ist heute ein
ebenso anerkanntes Faktum wie es
Tatsache ist, daß die Lerchen (also die
Frühmenschen) bei weitem dominant
sind, sodaß die Gesellschaft von ihnen
geprägt wird, während die Eulen (die
Spätmenschen) aus dem Rahmen fallen
– aus dem Rahmen des üblichen,
nämlich.
Doch während unsere Gesellschaft solch
einen Unterschied z.B. zwischen den
kämpferisch veranlagten „Falken“ und
den friedfertigen „Tauben“ als so
gegeben einfach akzeptiert, will sie den
„kleinen Unterschied“ zwischen Lerchen
und Eulen partout nicht tolerieren,
geschweige denn akzeptieren.
Wer lange schläft und spät aufsteht,
muß faul sein – so die bei weitem
vorherrschende
Meinung
seit
Menschengedenken; und auch heute
noch. Wie in Stein gemeißelt steht diese Vorverurteilung im
Raum, als wäre sie ein unumstößliches Naturgesetz.
Christophs
Kolumne
Vom Exzentriker bis zum Penner
Landläufiger Meinung zufolge sind Langschläfer zumindest
Sonderlinge – Außenseiter, Exzentriker gar – oder noch
schlimmer; werden sie doch in die Nähe von
Suchtabhängigen oder arbeitsscheuen Pennern gebracht. So
darf es nicht wunder nehmen, daß die allermeisten
Menschen, die gern lang schlafen und spät aufstehen
würden, wenn man sie nur ließe, diese Abnormität
überhaupt nicht zugeben, geschweige denn an die große
Glocke hängen. Es sei denn, da kommt so ein Verein und
ersetzt besagte „Abnormität“ durch den ganz neuen Begriff
der „Zweitnormalität“. Dann geht es ... vielleicht. Oder
besser: doch nicht?
„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt man gänzlich ungeniert“.
„Ja, wissen Sie, mein Tagesrhythmus ist zeitverschoben“,
beginne ich gern diesbezügliche Bekenntnisse, „während
andere längst Feierabend haben, arbeite ich noch – und weil
ich nie vor Mitternacht oder noch später ins Bett komme,
muß ich morgens länger schlafen ...“ Eine logische Erklärung,
die mir noch immer abgenommen worden ist.
Gegen die „innere Uhr“ angehen
Allerdings gab es auch für mich in meinem 46jährigen
Arbeitsleben Phasen der Abhängigkeit, in denen ich g e g e n
meine „innere Uhr“ angehen mußte. Zu hundert Prozent dem
ureigenen Rhythmus zu entsprechen, ist mir nur in den neun
Jahren meiner Selbstständigkeit weitgehend vergönnt
gewesen – und ist es jetzt wieder, da ich seit bald drei Jahren
im Ruhestand und nur noch nebenbei journalistisch tätig bin
– zum Beispiel als Theaterkritiker. Dazu kann ich die Sache
sogar auf die Spitze treiben: Sofort nach Ende der Vorstellung
wird die Rezension geschrieben, und für die Entspannung
bleibt danach immer noch Zeit – denn morgens
entsprechend noch später aufzustehen als sonst, ist kein
Problem für mich.
Ist „morgens um sieben die Welt
noch in Ordnung“?
Aber so ist das eben: „Morgens um sieben ist die Welt noch in
Ordnung“ – so der Titel einer überaus hübschen Filmmusik
von Bert Kaempfert. Oja, für diejenigen, die von Natur aus so
geschaffen sind, sehr wohl! Unsereins aber kann selbst dem
noch so „wunderschönen Sonnenaufgang“ nichts
Erlebenswertes abgewinnen – ist doch morgens um sieben
die Welt für uns nur dann in Ordnung, wenn man uns
schlafen läßt. Wie gut sind dagegen Zeitgenossen dran, die
ihren Rhythmus trotz intensiver Berufsausübung einhalten
können. Sie fragen nach Zeitgenossen? Bitte sehr, zwei habe
ich zur Hand, ohne nachdenken zu müssen
Wird „Zweitnormalität“ ernst
genommen?
Denn es ergibt sich ja die Frage: Wird dieser Verein und sein
Programm in der breiten Öffentlichkeit ernst genommen?
Oder nur als ein Auffangbecken für ‘Spinner und Exoten
betrachtet? Andererseits: Weshalb sollte man denn solch
einen Verein nicht ernst nehmen? Antwort: Weil man „so“
nicht sein darf, wenn man ernstgenommen werden will.
Den Morgen verherrlichende Sprüche gibt es noch und noch
– von „Morgenstund` hat Gold` im Mund“ bis zum Begriff „in
aller Herrgottsfrüh“. Der Kanon „O wie wohl ist mir`s am
Abend“ wird vergleichsweise selten gesungen. Als ultimo
ratio für die Eulen bleibt schließlich die Erkenntnis, daß man
es sich erst einmal leisten können muß, zuzugeben, lang zu
schlafen und spät aufzustehen. Bei mir, beispielsweise, war
das ganz einfach: Ich hatte den dazu „richtigen“ Beruf des
Journalisten erwählt. Journalisten genießen, genau so wie
etwa Schauspieler (Künstler überhaupt) so etwas ähnliches
wie Narrenfreiheit. Jedenfalls können sie es sich noch am
ehesten leisten, ihr Leben nach dem sattsam bekannten
Zweizeiler einzurichten, der da lautet:
Der Autor im Gespräch mit Prof. h.c. Felix Wankel
Dr. Alfred Biolek („Bios Bahnhof“, „Alfredissimo“ etc.) hat erst
unlängst in einer Folge seiner Serie „Boulevard Bio“ (die an
jedem Dienstag im ARD Programm um 23.00 Uhr beginnt)
die Äußerung getan, er sei „schon ziemlich früh
aufgestanden“. Ja, wann das denn gewesen sei, wollte ein
weiblicher Talkgast wissen – eine Frau, die stolz darauf ist,
morgens jeweils schon zwischen fünf und sechs aufzustehen.
Zu dieser Frau sagte Bio über seine Aufstehzeit: „Na, so
zwischen neun und zehn“. – Das habe ich selber gehört und
verbürge mich dafür. Selber gehört habe ich auch, was Felix
Wankel, der weltberühmt gewordene Erfinder des nach ihm
bekannten Wankel-Motors, in einem Interview gesagt hat,
das ich in seinem damals in einem Vorort von Lindau am
Bodensee gelegenen Forschungsinstitut mit ihm führte und
ihn nach seinem Tagesrhythmus befragte: „Also wissen Sie,
vor neun stehe ich nie auf – eher später“.
Leibniz, Shakespeare, Joh. Strauß
Nun denn, an Gleichgesinnten und gleichermassen
geformten Menschen erfreut
man sich halt immer gern –
auch, wenn diese schon
lange tot sind. Da wären als
typische „Nachtarbeiter“ zu
nennen ...
William Shakespeare: von
ihm wird berichtet, er habe,
während die Geliebte hinter
dem Paravent schlief, die
halbe Nacht an einer seiner
Komödien geschrieben.
Oft werde ich gefragt, seit
wann ich denn so bin. Gebe
ich dann wahrheitsgemäß
zur Antwort: „schon seit
meiner Kindheit“, können die
meisten ihre Ungläubigkeit
nur schlecht verbergen.
Denn sie glauben doch zu
wissen, daß ich morgens nur
deswegen so schwer raus-
William Shakespeare *
Gottfried Wilhelm Leibniz,
eines der größten Universalgenies aller Zeiten, hat nicht
nur leidenschaftlich gern an
Süßigkeiten geknabbert
(drum sind die Kekse nach
ihm benannt worden),
sondern man weiß auch, daß
er regelmäßig nachts gearbeitet hat und Arbeit am
Morgen überhaupt nicht
schätzte.
Johann
Strauß,
der
„Walzerkönig“: Von ihm ist
überliefert, daß er fast nur
nachts seine Noten zu Papier
gebracht hat – und so
manche seiner unsterblichen
Melodien erst am frühen
Morgen entstanden sind...
aber in dem Fall doch besser
gesagt: mitten in der Nacht –
noch.
Der Beweis! Zeitversetzt schon als Kind
Gottfried Wilhelm Leibniz *
Leider, leider – und das darf
vorsichtshalber nicht unerwähnt bleiben – gibt es auch
unter typischen Vertretern
von Zweit-normalität exzessiv
geprägte Menschen, Parade- Johann Strauß (Sohn) *
beispiel dafür ist Josef Stalin.
Dessen Tochter Swetlana schilderte den „Tagesablauf“ ihres
Vaters in ihren Memoiren so: 12 Uhr mittags Aufstehen,
gegen 13 Uhr „Frühstück“, gegen 18 Uhr „Mittagessen“,
gegen Mitternacht das (wörtlich zu nehmen) Nachtessen –
danach Gesellschaft und Umtrunk bis in den frühen Morgen
hinein.
Normalerweise ist der frühe Morgen die allenthalben
angehimmelte und als solche verherrlichte Zeit zum
Aufstehen. Für die gewiß sehr vielen Menschen, die nur so
tun -oder so tun müssen-, als wären sie überzeugte
Frühaufsteher, spricht ein holländisches Sprichwort eine
überaus deutliche Sprache: „Wer den Ruf eines
Frühaufstehers hat, kann getrost den ganzen Morgen im Bett
bleiben“.
Birgit, 10 Jahre alt
komme, weil ich abends
einfach zu lange aufbleibe. Nun fiel mir
glücklicherweise eine
Karte in die Hände, die
mir meine Großmutter
vor 20 Jahren schrieb.
Sie belegt zweifelsfrei:
ich war schon mit 10 so!
Und ich denke, ich
werde auch so bleiben.
Gründungsmitglied Birgit
Ballhause 20 Jahre später:
mit „Sleep Over“ zur
Stütze des Nackens bei
unerwartetem Einschlafen.
Mein Problem:
Es ist 2.00 Uhr und ich kann nicht schlafen,
sondern schreibe diese Zeilen
Es liegt mir noch in den Ohren, als ich zu spät zur Erdkunde-Stunde kam und zum Lehrer sagte:
„Entschuldigen Sie mein Zuspätkommen“ und das war falsch. Ich wurde vom Lehrer, dem Herrn
Dietrich, aufgeklärt. „Das heißt: Bitte entschuldigen Sie mein Zuspätkommen“! Es war unangenehm
genug, daß ich aus dem Tiefschlaf gerissen zur Schule rennen mußte. Und dann noch diese
Anmache.
Dann fing ich meine Ausbildung an und mußte im Krankenhaus um 6.00 Uhr fröhlich dienstbereit
sein. Ein Horror! Oft schaffte ich es nicht. Die Krankenschwestern, wohl mit einem Wecker zur Welt
gekommen, hatten dann so einen Gesichtsausdruck, daß der Vormittag als gelaufen erkennbar war.
In der Fachschule war ich bekannt für meine Ankunft im Taxi. Es kostete mich ein kleines Vermögen,
aber ich wäre sonst noch später zum Unterricht gekommen. Ein Mitschüler besorgte
Aufputschmittel, aber das war auch keine Lösung. Den Gynäkologie-Dozenten lernte ich nie kennen.
Er unterrichtete einige Wochen lang in den ersten beiden Stunden.
Da entschied ich mich aber immer für ein Frühstücksbuffet im Hotel „Schweriner Hof“.
Der Tag fing so einigermaßen entspannend an. Die Anwesenheitskarte nahm ein anderer Mitschüler
mit und gab sie in der Schule ab. Zum Glück wurde sie unbesehen vom Dozenten unterschrieben.
Zweites Glück: Gynäkologie war kein Prüfungsfach.
Im späteren Berufsleben konnte ich mich auf eine Stelle als Sachgebietsleiter katapultieren und
hatte von Prenzlau, Perleberg und Havelberg bis Spremberg so viele Außentermine, daß keiner
meine Arbeitszeiten durchschaut hat. Ich hatte zwar einen 10-Stunden Arbeitstag, aber konnte die
Arbeitszeit etwas verlagern. Ein schlechtes Gefühl begleitete mich allerdings fortwährend, denn es
war üblich im Büro den Dienst zu beginnen.
Will damit doch nichts anderes gesagt sein als: Wer als
Spätmensch unter Frühmenschen Stiche machen will, der
muß heucheln, einer der ihren zu sein. Da lobe ich mir doch
den anderen, ehrlichen Weg mit dem neuen Motto:
Spätmenschen aller (zunächst mal deutschen) Länder:
vereinigt Euch! Eine „Internationale“ singen wir vielleicht
später mal ...
CFR
Dann kam der Erziehungsurlaub. Ich nahm die zweite Hälfte, die ersten 8 Monate nahm meine Frau.
Eigentlich wunderbar für einen Zeitversetzten, aber die Kinder mußten zur Kindertagesstätte. Da
kamen sie dann oft erst um 11.00 Uhr oder zum Mittagessen an und verpaßten damit das
pädagogische Vormittagsprogramm (am Nachmittag wurde meist „nur“ gespielt). Das gab Ärger.
* Abb. aus: „Das große Personen-Lexikon“, Chronik Verlag
Jetzt ertappe ich mich früh morgens öfters im Taxi ...
Nun habe ich eine neue Arbeitsstelle und muß um 5.00 Uhr aufstehen, wenn ich alles schaffen soll
(Kinder in die Kita bringen, der lange Fahrweg – der Bus meist im dicken Stau steckend). Die ersten
drei Wochen klappte es wie am Schnürchen. War ich froh. Meine Frau sah sich aller schlimmen
Befürchtungen entlastet. Sie muß noch früher aufstehen! Ich konnte meinen inneren
„Schweinehund“, der mich morgens an das Bett fesselte, besiegen“
Mark-Peter Althausen
AN UND AUS LEHRE
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Gaußsche Normalität und Delta t
Bastel-, Programmier- und Kapier-Anleitung
Was ist normal, was ist unnormal? Normalitäten
bestimmen unser Leben. „Bist Du noch normal?“ - diese
Frage wird schon mal gestellt, wenn ein Individuum sich
erlaubt, die wie auch immer deklarierten Grenzen der
Normalität zu tangieren oder gar zu überschreiten.
Unnormal = verrückt = krank = behandlungsbedürftig?
Oder ist es gar normal, unnormal zu sein? Schlimmer
noch - ist es gar unnormal, normal zu sein?
Der deutsche Mathematiker, Physiker und Astronom
Karl Friedrich Gauß (1777-1855) erklärt in einem
einfachen Modell (bis heute unbestritten), was normal
ist, und was nicht. Die grundlegenden Versuche seiner
Berechnungen kann jede(r) nachvollziehen, sofern der
Umgang mit Hammer und Nagel klappt, oder ein PC mit
DOS und QBasic (90% Normalität) vorhanden ist. PCBesitzer sind mal wieder im Vorteil, weil das Eintippen
von ein paar Basic-Zeilen selbst dem Anfänger
schneller von der Hand geht, als dem Zimmermann das
Einschlagen von etlichen Nägeln.
Die Gaußsche Kugelbahn - Bastelanleitung
Material:
Werkzeug:
Brett, Nägel, Murmel
Hammer, Lineal, Bleistift
Arbeitsanleitung:
Auf einem beliebig großen Brett (je größer, desto
eindrucksvoller) wird zunächst ein Raster (z.B. 1cm)
aufgezeichnet. An den Knoten des Rasters werden wie
abgebildet Nägel eingeschlagen. Je sorgfältiger die
Ausführung, desto genauer sind später die
Versuchsergebnisse. Wer sich nicht die Mühe machen
möchte, die Ergebnisse der einzelnen Durchläufe zu
notieren, sollte an jedem Ausgang einen
Auffangbehälter für die Kugeln montieren.
Anwachsen der Normalverteilkurve live am Bildschirm
betrachtet werden. Beim genauen Hinsehen wird
erkannt, daß sich in Wirklichkeit keine echte Glocke,
sondern eher eine Art Gebirge bildet.
Achtung: Stolze Besitzer eines Monochrombildschirmes
mit Hercules-Grafikkarte schreiben in der ersten Zeile
SCREEN 3 und müssen vor dem Start von Qbasic das
Programm MSHERC aufrufen (befindet sich im DOSOrdner).
Zum Experimentieren können folgende Werte verändert
werden:
LINE (x%, 400)-(x%, 400 - y%(x%) / 4)
Dieser Befehl bewirkt, daß am getroffenen Ausgang
(X%) eine Linie mit der Höhe Y% von X% gezeichnet
wird. Der Divisor (/4) staucht die Kurve vertikal. Bei
längeren Berechnungen sind höhere Werte sinnvoll.
Die Gaußsche Normalität - Kapieranleitung
Material:
Werkzeug:
Graue Zellen
Gehirn
Durchdenken wir einmal das Kugelbrett: Bei der ersten
Entscheidung ist die Wahrscheinlichkeit für links und
rechts je 50%. Das wiederholt sich auf jeder Ebene und
ergibt bei 32 eingeworfenen Kugeln folgende Verteilung:
Etwas Strom + ein wenig Plattenspeicher
PC mit DOS und Qbasic
Arbeitsanleitung:
Sofern kein spezielles Basic-Verzeichnis vorhanden,
einfach am Bereitschaftszeichen (c:\>) folgenden
Befehl eintippen: QBASIC GAUSS
Die freundlich angebotenen Hilfstexte des BasicInterpreters sollten mit der Esc -Taste abgelehnt
werden (das spart enorm viel Zeit). Sodann die
untenstehenden Zeilen eintippen, das Progrämmchen
speichern (Tastenfolge: ALT, D, S) und mit der
Tastenkombination SHIFT/F5 starten (Großschreibtaste
+ die Taste F5 drücken), und schon kann das
"normal" ?
"leicht daneben" ?
"voll daneben" ?
Knapp zwei Drittel der Kugeln zeigen das gleiche
Verhalten. Ein gutes Drittel verhält sich anders, als die
Mehrheit. 6,25 % der Kugeln zeigen ein extremes
Verhalten.
Gaußsche Normalität und Delta t eine Anleitung zur Toleranz
Material:
Werkzeug:
Die letzte Zeile als Diagramm:
Graue Zellen
Herz und Hirn
Wenn wir diese Erkenntnisse auf das Schlaf- und
Arbeitsverhalten von Menschen übertragen, so sind
folgende Ableitungen denkbar:
1.
Das Schlafbedürfnis
Wenn 7 Stunden Schlaf für 2/3 der Bevölkerung
„normal“ sind, dann ist es genauso „normal“, daß der
Rest mehr oder weniger Schlaf benötigt, 6,25% sogar
extrem. Setzen wir 4 Stunden Schlaf als extremes
Minimum, so dürfte eine gleiche Anzahl von
Zeitgenossen 10 Stunden Schlaf benötigen.
2.
Die Schlafenszeit
Wenn 7 Uhr für 2/3 der Bevölkerung die optimale
Aufstehzeit und somit „normal“ wäre, ist es wiederum
genauso „normal“, daß 30% lieber früher oder später
aufstehen, und wieder haben wir 6,25% Extreme, von
denen die einen vielleicht schon um vier Uhr in der
Frühe umgetrieben werden, die anderen sich
entsprechend um 9 Uhr gerne noch einmal im Bett
umdrehen, um bis 10 zu schlafen. Die nachweisliche
Existenz von Menschen, die gerne um 2 oder 3 Uhr
aufstehen, gibt denen, die bis 11 oder 12 Uhr schlafen
das Recht, genauso als „normal“ anerkannt zu werden,
wie die Frühaufsteher.
3.
Die Gaußsche Glocke - Programmieranleitung
Material:
Werkzeug:
Das Ganze nochmal grafisch:
(Diese Erklärungen müssen
nicht eingetippt werden.)
SCREEN 12
‘Grafikmode einschalten
CLS
‘Bildschirm löschen
RANDOMIZE TIMER
‘Zufallsgenerator starten
DIM y%(600)
‘Speicher vorbereiten
WHILE INKEY$ = „“
‘solange kein Tastendruck
z=z+1
‘Durchgang zählen
LOCATE 1, 1: PRINT z
‘Durchgang links oben zeigen
x% = 300
‘X-Wert = Mitte
FOR i% = 1 TO 1000
‘1000 Ebenen
lr% = RND * 10000
‘Hier wird ausgelost ob
IF lr% > 5000 THEN x% = x% + 1
‘die Kugel nach rechts
IF lr% <= 5000 THEN x% = x% - 1
‘oder nach links rollt
NEXT i%
‘Ende der Zählschleife bis 1000
y%(x%) = y%(x%) + 1
‘Y-Wert an X-Position erhöhen
LINE (x%, 400)-(x%, 400 - y%(x%) / 4) ‘neue Linie zeichnen
WEND
‘Ende der Hauptschleife
END
‘Programmende
For i%= 1 to 1000
Dieser Befehl bestimmt die Anzahl der zu
durchlaufenden Ebenen. Höhere Werte (bis 36000)
erhöhen die Streuung und verlangsamen das
Programm. Kleinere Werte bewirken das Gegenteil.
Schon fertig? Los geht‘s: Wir werfen Murmeln in den
Eingang. Diese treffen fast senkrecht auf den Nagel und
müssen sich entscheiden: links oder rechts. Die gleiche
Entscheidung wird auf jeder Ebene fällig. Wo landen die
Kugeln? Doch nicht alle im gleichen Ausgang? (Dann
liegt ein schwerer Konstruktionsfehler vor!). Eine
Vielzahl von Kugeldurchläufen bestätigt schließlich, daß
es normal ist, wenn sich viele Kugeln in den mittleren
und weniger in den äußeren Ausgängen sammeln.
Überträgt man/frau die Häufigkeiten der einzelnen
Ausgänge in eine Grafik, oder sind Auffangröhrchen
installiert, erscheint die im Volksmund als Gaußsche
Glocke bezeichnete Normalverteilkurve.
Was bedeutet das Ergebnis? 20 von 32 Kugeln verhalten
sich gleich und treffen sich in den beiden mittleren
Feldern. Insgesamt 12 verhalten sich anders, zwei
davon sogar extrem. Daraus folgert, daß es normal ist,
wenn gut ein Drittel ein anderes Verhalten zeigt, als die
übereinstimmende Mehrheit. Darüberhinaus sind bei
diesem Ansatz 6,25% Extreme sichtbar. Somit ist klar,
daß die Extreme NORMAL sind, und eine Normalität
ohne Extreme wäre UNNORMAL.
Gleichberechtigung
Die Frühaufsteher erfahren in unserer Gesellschaft
kaum Benachteiligung. Im Gegenteil: Wenn sie gerade
zur Höchstform auflaufen, reiben die „Normalen“ sich
noch die Augen und müssen sich sputen ihren
Forderungen zu genügen. Die Langschläfer hingegen
haben die schlechtesten Karten: Ständig unter
Zeitdruck fristen sie ihr Dasein und rennen den Anderen
hinterher, wenn es nicht gelingt, einen Job mit
geeigneter Arbeitszeit zu finden. Und die Kinder:
Wieviele erleben die ersten Stunden des Unterrichts im
Halbschlaf? Können wir uns das leisten? Eine
Gesellschaft, die Leistung fordert, sollte gerade den
Kleinsten und Schwächsten auch die Chance geben,
ausgeschlafen das Tagewerk zu beginnen.
von Frank Engelmann
Se
ite
7
UND FORSCHUNG
DELTAt SEIT
50 MILLIONEN JAHREN?
von Martin Rautenberg
Eines schönen Abends mitten im Eozän
machte sich die Lemuren-Gruppe
„Kreuzberg“ auf, um Ihre Revier-Nachbarn
am Wannsee zu besuchen. Als sie gegen
Mitternacht an diesem See (der übrigens
damals noch ganz anders hieß)
ankamen, fanden sie ihre
Artgenossen allesamt schlafend
vor. Oder waren sie vielleicht
krank? Magen verdorben am
beliebten Bambus-Burger?
Vorsichtig wurde ein WannseeLemur geweckt. Offenbar
keinesfalls krank, reagierte
dieser äußerst verärgert und
entsprechend lautstark. So
wachte auch der Rest der
Wannsee-Gruppe auf, deutete
immer wieder auf die leuchtende
Mondsichel
und
gab
mit
dem
wahrscheinlich bereits von den Lemuren
erfundenen einhändigen Fluglotsenzeichen zu verstehen, daß man die
nächtlichen Besucher für reichlich
meschugge halte. Irritiert zog die
Kreuzberg-Gruppe wieder ab und
beschloß noch auf dem Heimweg einen
Verein zu gründen....
Nun, zu der Vereinsgründung ist es damals
wahrscheinlich nicht gekommen, aber das
Andere könnte sich so oder so ähnlich
abgespielt haben. Noch bevor ich etwas
von Delta t wußte, las ich im August `94
einen interessanten Artikel in der
„Naturwissenschaftlichen Rundschau“
[ Ausgabe 8 / 1994, Seite 325, Wiss. VerlagsGmbH, Stuttgart ]. Der amerikanische Biologe Thomas Heinbockel [Tucson, Arizona]
berichtet dort über neue Forschungen an
den Lemuren Madagaskars.
Aus den Lemuren, die zu den Halbaffen
gehören, entwickelten sich vor etwa 57 bis
35 Millionen Jahren die höheren Affen
(Primaten) und letztendlich auch der
Mensch. Die Entwicklung des Menschen
wird heutzutage als Seitenarm zu den
Primaten-Affen gesehen: der Mensch
stammt also nicht vom Affen ab, sondern
vom Halbaffen, konkret von den Lemuren.
Die höheren Affen sind praktisch alle
tagaktiv, und man nimmt an, daß sie sich
aus tagaktiven Lemuren entwickelt haben.
Gilt dies auch für den Menschen? Die
neuen Forschungsergebnisse lassen diese
Frage zumindest nicht mehr eindeutig mit
Ja beantworten.
Die Lemuren sind im Laufe der Evolution
weltweit ausgestorben; mit einer
Ausnahme: auf Madagaskar. Aufgrund
günstiger Umweltbedingungen haben sich
hier sogar viele Lemurenarten erhalten,
und es gilt als gesichert, daß die
Madagaskar-Lemuren sich in den letzten
50 Millionen Jahren kaum verändert
haben, wie entsprechende Fossilienfunde
belegen. „Will also der Mensch Eigenschaften und Verhaltensweisen seiner
Urahnen im Eozän erforschen, liegt es
nahe, sich den Lemuren auf Madagaskar
zuzuwenden.“[ebd]
RECHT UND WIRTSCHAFT
WANN KOMMT DAS
NEUE LADENSCHLUSSGESETZ?
Schon lange sind Diskussionen über eine Novellierung des
Ladenschlußgesetzes in der Öffentlichkeit im Gange, weil
offenbar ein Bedürfnis danach besteht, außerhalb der derzeit
geltenden Öffnungszeiten Einkäufe zu erledigen. Das Thema ist
aber auch Gegenstand politischer und tarifparteilicher
Erörterungen, weil die Ladenschlußregelungen systematisch
dem Bereich des Arbeitsschutzes zuzurechnen sind und damit
vorwiegend dem Schutz der im Einzelhandel Beschäftigten
dienen. Erst in zweiter Linie sind daher die Interessen der
Konsumenten von Bedeutung.
Ob das Ladenschlußgesetz in absehbarer Zeit eine Änderung
erfahren wird, ist derzeit noch ungewiß. Jedenfalls existieren
noch keine Vorlagen oder Entwürfe, die eine Initiative erwarten
lassen. Mit einem Tätigwerden des Gesetzgebers ist keinesfalls
vor der Fertigstellung eines Gutachtens zu rechnen, das derzeit
vom IFO-Institut in München erstellt wird und die neue
parlamentarische Diskussionsgrundlage bilden dürfte. Die
Vorlage des Gutachtens wird für Mitte des Jahres erwartet, so
daß erst dann der langwierige politische Willensbildungsprozeß
anlaufen wird.
von Rechtsreferendar Christoph Zimmermann
Die Lemuren weisen für ihre vermeintlich
primitive Entwicklungsstufe einige bemerkenswerte Eigenschaften auf:
• trotz mäßig entwickeltem visuellen
Systems hohe Schnelligkeit und
Geschicklichkeit
• überraschend komplexe und flexible
Verhaltensmuster
• stark unterschiedliche Sozialorganisation
(Einsiedler, Paare, Kleingruppen bis
Verbände)
• unterschiedliche Tag- /Nachtaktivität.
Der letzte Punkt ist natürlich der Grund,
weshalb der Artikel mein Interesse weckte.
Bei identischem visuellem System gibt es
auf Madagaskar also tag- und nachtaktive
Lemuren. Und sogar „solche, die ihre Aktivität auf Tag und Nacht verteilen“ [ebd].
Die Gründe für die jeweils „eingestellte“
Tag-/Nacht-Aktivität sind offenbar nur in
entsprechend unterschiedlichen Umweltfaktoren wie z.B. Nahrungsangebot, Feinde
etc. zu finden und kann wahrscheinlich bei
sich ändernden Umweltbedingungen
schnell und flexibel angepaßt werden.
Eine solche Flexibilität in der Tag-/NachtAktivität ist bei allen anderen höher entwickelten Tieren nicht zu beobachten.
Welchen Nutzen können wir Delta t-ler
nun aus diesen Erkenntnissen für unseren
allnächtlichen Kampf ums Dasein ziehen?
Praktisch keinen, jedenfalls keinen konkret
benennbaren. Letzteres sollte von der
Rubrik „Forschung“ in der Delta times
auch nicht verlangt werden. Unsere
spezielle Situation kann aus natur-,
geistes- und sozialwissenschaftlicher Sicht
mit hunderten von Blickwinkeln
beleuchtet werden. Wissenszuwachs und
damit einhergehend eine Stärkung des
argumentativen Backgrounds sollten uns
als Ziele für diese Rubrik genügen.
Anm. d. Red.: Minimal zwei Nutzen sehen wir doch:
1. Aus der Flexibilität und dem „Laissez faire“ der
Lemuren könnte man Lehren ziehen.
2. Delta t‘ lern wird häufig unnatürliche Lebensweise
vorgeworfen - wie absurd dies ist, zeigt uns hier die
pure Natur selbst.
Man muß schon Berufsoptimist sein, um zu glauben, daß hierbei
auf Delta t‘ler Rücksicht genommen wird, oder daß einer der
Beteiligten auf die Idee kommt, es könnten unter den Berufstätigen auch solche sein, die eher vor den frühmorgendlichen
Anfangszeiten geschützt sein wollen.
Zum Glück ziehen wir im Fall der Ladenschlußzeiten mit den
Erstnormalen an einem Strang. Selbst für die Berliner, die
einige Läden mit Ausnahmeregelungen und zudem auch
anarchische Einzelhändler vorweisen können, ist dieser
Punkt auf dem Wunschzettel ganz vorne:
Quelle: Auto Bild 15. Okt. 1995
Wir können also hoffen, daß wir uns nicht immer gleich so
knapp nach dem Frühstück schon wieder mit dem Einkaufen
beschäftigen müssen.
Günter Woog
UND DIE NACHBARN ?
• In Österreich und Irland läuft es wie in Deutschland.
• In Schweden müssen die Geschäfte nur zwischen
Mitternacht und 5 Uhr morgens geschlossen sein.
(Diese Regelung soll nebenbei zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen haben)
• In Frankreich sind Supermärkte bis 20/22 Uhr offen.
Kleinere Einzelhändler schließen wann sie wollen.
• Die Italiener können bis 20 Uhr einkaufen, Samstags
bis 19 Uhr. Darüberhinaus bleiben diese Regelungen
jedoch nicht undurchbrochen.
• Die Tschechen haben zwar werktags lediglich eine
halbe Stunde länger offen, 19 Uhr, ahnden Verstöße
aber glimpflich.
• In Griechenland, Spanien und Portugal wären
Delta t‘ler am besten aufgehoben – die Geschäfte
Quelle: tip 23/93
können es halten wie sie wollen.
Se
ite
8
DAS ABGESCHLOSSENE STÜCK
Schneller Schlafen
„Kikerikie! Kikerikie! Kikerikie!“
6:00 h!
Aufstehen, Waschen, Zähne putzen.
Rasieren. Anziehen. Halt! Vorher noch
ein Ei in den Eierkocher schmeißen und
Teewasser aufstellen.
6:20h - 6:25h:
Frühstück. Der schwarze Tee schmeckt
komisch. Wohl mal wieder vergessen,
den Kamillenbeutel vom Abend vorher
aus der Kanne zu nehmen. Keine Zeit,
neuen zu kochen, denn:
von 6:25h - 7:25h:
auf der Autobahn. Die schleichen
wieder! Macht hin, Leute, die Stechuhr
ist unbestechlich!
7:25h - 7:55h:
Parkplatzsuche.
7.55h - 8:01h:
Schlangestehen an der Stechuhr. Schon
wieder ‘ne rote Zahl auf der Karte,
nur weil diese Penner quasseln, statt
zu stechen!
8:01h - 12:00h:
Erste Runde:
Manfred: „Herr Schmidt! Sie werden im
Lager verlangt!“ - „Komme schon.“
12:00h - 12:30h:
Schlange stehen bei der Essensausgabe.
12:30h - 12:35h:
Essen runterschlingen, denn:
12:35h - 13:00h:
Geschenk einkaufen für Herta, hier
kriegt man schließlich Personalrabatt.
Klammer auf: Von 12:35h - 14:00h:
Magenschmerzen, aber:
Andrea: „Rheni räumt den Magen auf.
Rheni, für alle, die keine Zeit für
Magenschmerzen haben!“
Klammer zu.
13:00h - 17:00h:
Zweite Runde:
Roland: „Herr Schmidt ins Büro bitte,
Herr Schmihidt!“ - „Komme schon!“
17:00h - 18:15h:
Auf der Autobahn inklusive einer
Viertel Stunde stop and go an einer
Unfallstelle. Schade, keine Zeit zum
Gucken, muß noch einkaufen.
18:15h - 18:29h:
Parkplatzsuche.
18:29h - 18:30h:
Mit dem Einkaufswagen und mit 50km/h
durch den Supermarkt jetten.
Andrea: „Bitte beeilen sie sich, wir
schließen jetzt.“ - „Jaja doch!“
18:30h - 20:00h:
Nach Hause fahren und Einkäufe
einräumen, inklusive einem kurzen
Überfliegen der heutigen Post. Mahnung
vom Finanzamt wegen der Steuererklärung. Mist, völlig vergessen!
Klammer auf: Von 19:00h - 19:30h
Wutanfall darüber, daß man in der
Eile die Butter vergessen hat;
erneute Magenschmerzen und
starke Lustlosigkeit, zu Hertas
Geburtstag zu fahren.
Andrea: „Ein Fall für Klosterfrau
Melissengeist. Klosterfrau
Melissengeist beruhigt und stärkt
die Nerven. Mit 40% Alkohol.“
Klammer zu.
20:00h - 20:15h:
Tagesschau. Das übliche: Steuererhöhung. Sparmaßnahmen. Kriegstote. Und
ein paar Umweltkatastrophen.
20:15h - 20:45h:
Fahrt zu Hertas Geburtstag; Geschenk
abgeben und ein Anstandsstündchen
bleiben; auf der ständigen Flucht vor
Hertas mannstoller Schwester. Es gibt
kaltes Buffet mit Lachs und
Krabbencocktail. Schade, daß der Magen
heute so in Unordnung ist.
22:00h - 22:30h:
Wieder nach Hause fahren. Hunde müde
steuere ich sofort mein Bett an. Beim
Ausziehen sehe ich Lippenstift am
Kragen! Das hat mir gerade noch
gefehlt, wo ich kein einziges
gebügeltes Hemd mehr hab’! Also:
22:30h - 22:50h:
Bügelbrett suchen; aufklappen;
Bügeleisen suchen; aufs Bügelbrett
stellen; Hemd suchen....; Scheiße sind
noch in der Waschmaschine.
22:50h - 23:30h:
Hemden aufhängen; eins gleich auf die
Heizung. Bis es trocken ist: schon mal
die Steuererklärung anfangen. Die muß
morgen unbedingt fertig werden.
Um 24:00h:
Erneuter Anlauf zum Hemdbügeln. Beim
ersten Ärmel klingelt das Telephon.
Herta am Apparat: Warum ich so früh
gegangen bin - ob mir der Lachs nicht
geschmeckt habe - wie ich ihre
Schwester denn finde...
Klammer auf: Von 00:05h - 01:05h:
heftigste Magenschmerzen und
Beklemmungen in der Herzgegend beim
Gedanken an Hertas dämliche
Schwester mit ihrem dämlichen
Lippenstift, die einem das alles
eingebrockt hat. Da hilft nur noch
eins: Andrea: „Doppelherz. Mit der
Kraft der zwei Herzen. Doppelherz
für alle, die noch keine siebzig
sind und trotzdem kurz vorm
Zusammenbruch stehen. - Bei riesigen
Nebenwirkungen essen sie die
Packungsbeilage oder erschlagen sie
ihren Arzt und Apotheker“
Klammer zu.
01:05h - 01:30h:
Endlich das Hemd fertig bügeln. Mit
letzter Kraft ins Schlafzimmer
schleichen;
jetzt ist es 01:35h. 01:35h!!!
Mein Gott! Und um sechs klingelt der
Wecker! Da gibt’s nur eins:
Schneller schlafen!
von: Axel Schmidt
aus dem aktuellen Programm der
Kabarettgruppe „Quattro Stagioni“,
Marburg/Lahn.
AUS ALLER WELT
Se
ite
9
LOGISTIK UND K
STANDORTWAHL R
Frankfurt am Main:
Delta t-Bastion und
Opposition gegen
Videokonferenzen
Frankfurt- epd - Wie ein
Sprecher des Zentralverbandes der Elektroindustrie
gegenüber Delta t bestätigte,
hält die Tendenz in den
Industrieverbänden an,
nationale Konferenzen in
Frankfurt am Main abzuhalten. Die Konferenzen
werden um 10 bis 11 Uhr
angesetzt, um auch Vertreter
aus München, Berlin, Köln,
etc. teilnehmen zu lassen.
Diese müssen nicht selten
vor 5 Uhr aufstehen. Videokonferenzen hätten sich
nicht durchgesetzt.
Unser Kommentar: Keine
Hoffnung auf Videotechnik:
Die perfiden Zeitnormalen
werden es schaffen, diese
um 7 Uhr anzusetzen.
Zweitnormale Konferenzteilnehmer zieht also in´s
Rhein-Main-Gebiet, wo nicht
umsonst Delta t gegründet
wurde, und verteidigt diesen
letzten Standortvorteil.
RoDo
Klingelt
immer
unpassend
Nicht
vorher
aufstehen
Ein
lieber
Bettgefährte
Der
Hahn
stört,
wenn er
E
U
Z
WORT
Die Behördenzeiten
sind
Um 9.00
sind wir
(2Worte)
MARGIE‘S
CORNER
Sleepless Limmerick
”There once lived a couple
from Thorning.
Who couldn‘t get up in the
morning
The church bells did chime ...“
And this will not rhyme damm it ...
which keeps me awake ‘til the
dawning.
Margie King, 2. Vorsitzende voon Delta t
Endlich: Delta t T-Shirts Die Kinderecke
Valentina D., 7 Jahre, gewann den
Delta t - Zeichenwettbewerb: „Mein Wecker“
mit diesem schönen Bild:
4-farbig,
attraktiv und
preiswert.
Und natürlich
auch für
Nichtmitglieder,
die für uns
am Körper
werben wollen.
nur DM 25,- + Nachnahme
IMPRESSUM Herausgegeber und viSdP: Delta t · Verein für Zweitnormalität e.V. • Chefredaktion: Dr. Rodolfo Dolce • Redaktion: Birgit Ballhause, Wolfgang Fehl,
Günter Woog • Grafische Gestaltung und Satz: Günter Woog • Lithografie: Studio 84 GmbH · Frankfurter Str. 84 · 63303 Dreieich • Druck: TER Druckerei GmbH ·
Admiral-Rosendahl-Str. 1 · 63263 Neu-Isenburg • Anschrift der Redaktion: c/o Delta t e.V. · Frankfurter Str. 4-6 · 63303 Dreieich · Tel: 06103-61132 · Fax: 06103-65250
DELTA
DAS
LETZTE
Herausgeber: Delta
t · Verein
für Zweitnormalität
IMMER MEHR EHEN
SCHEITERN
AN DISHARMONIE
Blond, braun, groß, mittelgroß, gute Figur, großer Busen,
knackiger Hintern ... Die üblichen Antworten auf die Frage
nach Traumfrau bzw. -mann. Alles nach Wunsch und doch
geht alles kaputt. Im Zusammenleben entscheiden eben
andere Eigenschaften, wie auch der Lebensrhythmus.
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Steh‘ nicht auf, als wär nichts geschehn.
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Gemeinhin werden Spätaufsteher und Langschläfer für Faulenzer gehalten.
Delta t ist diesem Vorurteil mittlerweile so erfolgreich entgegengetreten, daß der
Eindruck enstanden ist, es gäbe gar keine Faulenzer unter den Delta t‘lern.
Dieser beunruhigenden Entwicklung will unser Pressesprecher Reinhard Scharfe
gleich in der ersten Ausgabe von Delta times energisch entgegentreten.
Die Gründungsversammlung des Vereins für Langschläfer und andere Faulenzer war für mich eines der
erhabensten Erlebnisse meines bisherigen Lebens.
Herausragende Persönlichkeiten des kulturellen und
öffentlichen Lebens halten eigentlich nur die besonderen Umstände meiner Geburt für ähnlich wichtig und
ereignisreich wie die Grün-dung dieser -für die Rechte
einer gedemütigten Minderheit kämpfenden- Vereinigung. Für all die, welche mich noch nicht vollständig
kennen, sei hier kurz in Erinnerung gerufen, daß ich am
1.9.1954 nachts um 4 während eines Gewitters in Berndshausen geboren wurde. Da die Geburt nicht im Freien
stattfand, verlief sie ohne weitere Komplikationen. Allerdings erinnern sich ältere Bewohner der Gegend, daß in
dieser Nacht ein Hahn in einem Nachbarhof früher als
sonst schrie, es soll noch dunkel gewesen sein und nicht
seinen Gewohnheiten entsprochen haben. Alle 5 Jahre,
wenn sich in Berndshausen alle dort Geborenen versammeln, um sich mal wieder zu sehen, fahre ich hin um alte Freunde zu treffen und höre immer
wieder diese Geschichte. An meine Geburt kann sich leider niemand mehr erinnern, aber
dies liegt daran, daß ich bereits mit 2 Jahren mit meiner Familie von dort wegzog und alle
wußten, daß wir nach Frankfurt ziehen, während der Hahn in demselben Jahr auf geheimnisvolle Weise verschwand. Es gibt verschiedene Versionen über sein Verschwinden, einige behaupten, er sei von einem entnervten Nachbarn getötet und verspeist worden, andere meinen,
er habe kurz vor seinem Verschwinden einer Henne erzählt, er wolle als Musikant nach Bremen
ziehen, um leidvollen Erfahrungen seiner Vorgänger zu entgehen. Wichtiger erscheint mir
persönlich ohnehin die Tatsache des Gewitters bei meiner Geburt. Leider kann sich außer mir
niemand mehr an dieses Gewitter erinnern und in Gesprächen wird ein Zusammenhang mit
meiner Geburt immer wieder in Abrede gestellt. Ich führe dies in erster Linie darauf zurück,
daß der Hahn länger in Berndshausen lebte als ich und im Gegensatz zu mir ohne Angabe
eines Zielortes oder ähnlichem einfach verschwand, was ihm sein Besitzer besonders nachträgt. Da ich bis auf meinen immer noch dort wohnhaften Onkel niemanden kenne, halte ich
mich gewöhnlich nur kurz auf diesem Treffen auf und erscheine eigentlich nur um niemanden zu beleidigen. Ich möchte auch nicht, daß man mir nachsagt, ich würde unentschuldigt
fehlen oder hätte keinen Respekt vor meinem Geburtsort oder ähnlichem. Außerdem ist
Berndshausen berühmt für seine Bratwurst und ich freue mich während der gesamten Anreise auf dieses ausgezeichnete Geschmackserlebnis, welches ich mir während meiner mehrstündigen Anreise immer wieder vorstelle. Leider sind die Bratwürste gewöhnlich bereits
ausverkauft, wenn ich dort eintreffe, da ihr Verspeisen für die Mehrzahl der anreisenden
Besucher und Einwohner der Hauptzweck ihres Erscheinens ist. Im Jahre 1984 soll es sogar
vorgekommen sein, daß angereiste Fremde frühzeitig alle Bratwürste aufkauften um sie zu
überhöhten Preisen an die Besucher weiterzuveräußern. Um solchen Auswüchsen vorzubeugen, werden seither Berechtigungsscheine zusammen mit den Einladungen verschickt. Ich
finde diese Idee ausgezeichnet, bekomme nur leider nie eine Einladung, so daß ich bei den
letzten Treffen leider nur einmal eine bekommen konnte - als mein Onkel aufgrund einer
Magenverstimmung nichts essen konnte und mir den Berechtigungsschein gegen ein Bier
überließ. Aber ich will mich auf das Wesentliche konzentrieren. Nicht nur ich lebe, auch der
Verein für Langschläfer und sonstige Faulenzer ist nun geboren. Nicht ganz so dramatisch -es
regnete nur einfach und es verschwand meines Wissens bislang auch niemand- aber immerhin er existiert und muß sein Leben leben. Ich -ebenso wie das eine oder andere Mitgliedwünsche Delta t ein langes gesundes Leben ohne Streß oder frühes aufstehen müssen.
In diesem Sinne rufe ich aus, Delta t, he he he.