Bote der Urschweiz | Freitag, 11. September 2015 KÜSSNACHT Waldstätter Amtliches Publikationsorgan des Bezirkes Küssnacht am Rigi Tel. 041 819 08 11, [email protected] per Post: Schmiedgasse 7, 6431 Schwyz Inserate: Bote der Urschweiz AG, Inserate-Service Tel. 041 819 08 08, [email protected] UND SEEGEMEINDEN 15 «Die Kosten sind nicht mehr vertretbar» Die Buslinie Nr. 29 zwischen Küssnacht–Merlischachen und Meggen wird auf den Fahrplanwechsel im Dezember aufgehoben. Grund sind zu tiefe Frequenzen und zu hohe Kosten. EDITH MEYER Nachdem letztes Jahr 233 Personen aus Merlischachen eine Petition einreicht hatten, baute der Bezirksrat das ÖV-Angebot aus. Der gute Wille war da. Die Zahlen und Fakten sprechen aber eine andere Sprache. 420 000 Franken werden dieses Jahr für die Linie Küssnacht–Meggen aufgewendet. Ernüchternde Nachfrage «Der Betrag von fast einer halben Million Franken wird vollumfänglich vom Bezirk getragen», sagt Bezirksrätin Carole Mayor. Hinzu kommt die von der Auto AG Schwyz ausgewiesene Nachfrage von zirka 16 000 Passagieren für das erste Halbjahr 2015. Diese liegt für die 17 Kurspaare pro Tag sogar noch tiefer als beim Angebot von 2010 bis 2013 mit 12 Kurspaaren. Im 2012 nutzten nämlich 37 732 Passagiere den Bus zu den Hauptverkehrszeiten. «Anstelle der erwarteten Zunahme wurde dieser Bus immer weniger genutzt», sagt Mayor. Jedes ÖV-Angebot muss einen Mindest-Deckungsgrad ausweisen. «Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist in diesem Fall nicht mehr vertretbar. Das Einzugsgebiet in Merlischachen ist einfach zu klein», betont Mayor. Das Gebiet Sumpf in Merlischachen ist bald ohne ÖV-Anschluss: Bezirksrätin Carole Mayor bedauert, dass die Buspassagiere im Dezember auf andere Verkehrsmittel umsteigen müssen. Bild Edith Meyer Sumpf verliert ÖV-Anschluss Am meisten betroffen sind die Anwohner vom Sumpf. Denn sie verlieren ihren einzigen ÖV-Anschluss. Die Merlischacherin Sibylle Hofer hat sich letztes Jahr stark für die Buslinie engagiert. Sie bedauert den Entscheid sehr: «Vor allem, nachdem sich Bezirksrätin Mayor und die Petitionäre so stark dafür eingesetzt haben», sagt Hofer. Man könne sich streiten, ob der öffentliche Verkehr immer kostendeckend sein müsse. Ihrer Meinung nach ist die Ursache der tiefen Frequenzen aber der Fahrplan. «Mit dem Bus 29 waren die Anschlüsse für die Pendler in Meggen und Küssnacht nicht gewährleistet», so Hofer. Es kam zu Verspätungen und zu langen Wartezeiten. Die Anbindung von Merlischachen an den öffentlichen Ver- kehr wird künftig auf die Bahn beschränkt. Riviera-Linie wird ausgebaut Das Angebot der Buslinie 29 auf dem Abschnitt Küssnacht–Udligenswil–Root D4 hingegen bleibt erhalten. «Dabei handelt es sich um ein Angebot der Kantone Schwyz und Luzern», sagt Mayor. Bei der Buslinie 2, der RivieraLinie, Küssnacht SBB–Schwyz Post, sowie bei der Linie 22, Küssnacht SBB– Immensee, wird das Angebot für den Raum Küssnacht mit zusätzlichen Kursen an den Randstunden und am Wochenende verbessert. Auch das Altersheim Sunnehof in Immensee wird mit der Linie 22 ab 2016 häufiger bedient. Beim Pendlerbus zwischen Küssnacht und dem Industriegebiet Fänn wird das Angebot nicht ausgebaut, doch hat der Bezirk nach der Einführungsphase neu die Kosten dafür zu tragen. «Der Bezirksrat erwartet hier, dass die Nachfrage durch die neu geschaffenen Arbeitsplätze im Fänn in den nächsten Jahren weiter zunimmt», sagt Mayor. Vitznauer protestieren gegen Poststellen-Schliessung VITZNAU Ein Bürgerkomitee wehrt sich gegen die geplante Schliessung der Poststelle. Am Mittwoch wurden über 1100 Unterschriften beim Uvek in Bern eingereicht. red. Die Vitznauer wehren sich gegen die geplante Umwandlung der Poststelle in eine Agenturlösung, es stand im «Boten». Sie sammelten über 1100 Unterschriften. Die Petition wurde am Mittwoch dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) in Bern überreicht. Vertreter des Komitees gegen die Umwandlung der Poststelle Vitznau in eine Agenturlösung im Volg-Laden trafen sich vorgängig mit einigen Luzerner Parlamentariern auf dem Bundesplatz. Ihnen und zahlreichen Vertretern anderer Kantone wurde ein Informationsblatt überreicht. Einige von ihnen nahmen sich trotz Mittagspause Zeit und hörten sich die Anliegen der Delegation aus Vitznau an. «Ein Dorf wehrt sich» Auf dem Bundesplatz rollten die Vitznauer das grosse Transparent «Stopp den Poststellenschliessungen» aus und packten die Trychlen aus. Akustisch und bildlich wurde so auf das Anliegen der Vitznauer Bevölkerung aufmerksam gemacht, als die Parlamentarier zur Mittagspause aus dem Bun- Bereich Sendungsabholungen sei von der Post CH AG gewollt rückläufig. Denn durch die Einführung der schnellen Versandart «A-Post Plus» mit Sendungsverfolgung haben die Gemeindeverwaltungen von eingeschriebenen Briefen auf diesen Service umgestellt. Die Post zählt jedoch bloss die Anzahl Sendungsabholungen auf der Poststelle von eingeschriebenen Briefen. Völlig ausgeblendet werde zudem die Tatsache, dass in Vitznau viel gebaut wird und mit Zuzügern gerechnet werden kann. Für Gemeinderat Alex Waldis ist klar: «Der Service public wird massiv verschlechtert – insbesondere für ältere oder behinderte Menschen – und der volkswirtschaftliche Schaden ist beträchtlich.» Erfolgreiche Aktion Einige Luzerner Nationalräte versammelten sich mit den Vertretern des Komitees «pro Poststelle Vitznau» auf dem Bundesplatz in Bern. deshaus strömten. Ihnen wurde ein Informationsblatt mit dem Titel «Schliessung der Poststelle Vitznau – ein Dorf mit 1300 Einwohnern wehrt sich» übergeben. Darin steht, dass rund 50 Prozent der Vitznauer Bevölkerung mit ihrer Unterschrift auf dem Protestbogen bekunden, mit dem Vorgehen der Post CH AG nicht einverstanden zu sein. Aufgelistet wurden die zahlreichen Dienstleistun- gen, welche bei einer Postagentur nicht mehr gewährleistet sind. Zudem würden für den Druckereibetrieb von Gallus Bucher Mehrkosten erwachsen, weil er die regionale Wochen-Zeitung, Promosendungen sowie Trauerdrucksachen in alle Haushaltungen zukünftig nach Weggis bringen müsste. Oder, falls er den Abholservice der Post in Anspruch nehmen würde, zum Porto auch noch die Transportkosten tragen müsste. Bei der Post CH AG wird erklärt, die Dienstleistungen der Poststelle Vitznau seien rückläufig. Tatsächlich sind jedoch die Kundengeschäfte gleichbleibend, In- und Auslandbriefe steigend, In- und Auslandpakete stark steigend und nur die Sendungsabholungen leicht sowie die Einzahlungen rückläufig, wie das Komitee gegen die Umwandlung der Poststelle Vitznau in eine Agenturlösung in seinem Infoblatt schreibt. Und, der Bei der Übergabe der Unterschriften im Uvek wurde die Delegation nicht von dessen Vorsteherin, Bundesrätin Doris Leuthard, empfangen, sondern von Informationschef Dominique Bugnon. Er hörte sich die Anliegen der Überbringer an und zeigte sich verständnisvoll. Nicht gleicher Meinung war Christophe Darbellay, Präsident der CVP Schweiz, den die Vitznauer zufällig beim Uvek trafen und der sich dahingehend äusserte, dass man bei einer Agentur im Volg längere Öffnungszeiten habe. Dieses Argument macht die vielen Nachteile jedoch nicht wett. Insgesamt gesehen lautete der Grundtenor der nach Bern Gereisten: «Es war eine erfolgreiche Aktion.»
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