Rundfunkanstalt - ANNOVA Systems

Rundfunkanstalt
Bild 1.
Vereinfachtes
Blockdiagramm des
Steuer- und Signalflusses
Teil VI: OpenMedia und
das Bricking-Konzept
Technische Sendeplanung –
ein Kinderspiel?
Bei ARD-aktuell geht fast nichts ohne OpenMedia: Ob in den News-Räumen oder in
der Regie, die Redaktionssoftware ist omnipräsent. Hier entstehen zum einen die redaktionellen Inhalte, die Beiträge und Ablaufpläne der Sendungen, hier fängt zum anderen aber auch die technische Gestaltung der
Sendungen an: Clips aus dem Quantel- und
Grafiken aus dem Orad-System werden verknüpft, Kamerawechsel oder externe Schalten eingetragen (Bild 1). Alle Informationen,
die in OpenMedia auftauchen, werden 1:1
und ohne zusätzliche Schritte an die MosartSendeautomation (Bild 2) weitergereicht.
Dafür sorgt der sogenannte Bricking-Prozess,
der die richtigen von mehr als 600 möglichen
Automationskommandos
zusammensetzt
und parametrisiert. Doch hochkomplex wird
es für den Redakteur trotzdem nicht, das ist
es nur unter der Haube.
Als bei ARD-aktuell die Bauarbeiten rund
um das Nachrichten- und Sendeplanungssystem OpenMedia gestartet wurden, waren
die Planungen für das neue Studio schon
weit fortgeschritten: Das neue Design und
die neue Regie, die Video-, Audio-, Grafik-,
Steuerungs- und Automationssysteme, alles
war bereits konzipiert, beschafft oder wurde
gerade bestellt. Die Herausforderung bestand
darin, OpenMedia mit diesen Komponenten
zu verbinden, ohne dabei die bisherigen
Workflows bei ARD-aktuell in Frage zu stellen.
OpenMedia ist schon lange in den Redaktionen und Regien im Einsatz und genießt
eine hohe Akzeptanz in allen Bereichen.
Mehrmals schon hatte ARD-aktuell die Firma
Vincent Delbaere
entwarf und implementierte für die
Annova Systems GmbH
das Bricking-System in
OpenMedia
Orad
Maestro
Orad
ActiveX
OpenMedia
Client
Protokoll
MOS-MO
Mosart
Corba
Quantel
Daten-Austausch
Playout
Annova darum gebeten, Anpassungen vorzunehmen, damit die Software den sich permanent veränderten Arbeitsabläufen gerecht
wird. Leitlinie war und ist dabei immer die
Forderung der Redaktion, jederzeit die Kontrolle über die Herstellung, den Ablauf und
die Gestaltung der Sendung zu behalten.
Produktionsabläufe müssen sich der redaktionellen Freiheit bei der Gestaltung der
Beiträge unterordnen – und der Redaktionsschluss beginnt wenige Sekunden, bevor der
Beitrag „On Air“ ist.
Denn bei ARD-aktuell geht es vor allem um
eine schnelle Reaktionsfähigkeit, ohne dabei
die Qualität aus den Augen zu verlieren. Aus
diesem Grund wurde schon Jahre davor das
Modul „eRegie“ in Auftrag gegeben. Die zentrale Idee war: Die Redaktion kann bis zur letzten Sekunde eine Position oder die Reihen-
folge der Positionen in der Sendung ändern,
und die Regiemannschaft muss diese Änderung sofort wahrnehmen sowie die technisch
notwendigen Anpassungen für den Ablauf der
Sendung vornehmen können.
Vor der eRegie arbeitete jedes Gewerk mit
massenhaft ausgedruckten Sendungsabläufen und Beiträgen. So ziemlich jeder in der
Regie war gezwungen, auf seinem Ausdruck
technische Parameter (Quelle, Kanal, Schnitt,
DVEs usw.) handschriftlich zu ergänzen. Jede
Änderung der Redaktion führte immer wieder
zu hektischen Aktivitäten bei Kommunikation, beim Ausdrucken, Sortieren, Verteilen
und Einarbeiten der technischen Änderungen. Die zentrale Anforderung an die eRegie
war es daher, weitgehend papierlos zu senden. OpenMedia wurde damals so erweitert,
dass jeder Techniker direkt am Bildschirm
Brick-GUI
Transitionstabelle =
f (visueller Einstieg & Ausstieg)
Brick-Designer
Sendeformen =
f (Sendung, Regie)
MOS-RO
OpenMedia-Server
Client-Server
Protokoll
CII
OpenMedia
Brick-Prozess
Umbricktabelle =
f (Kamerakompatibilität)
Brick a =
Brick n
f (SF, Kamera, Regie)
Medienobjekte
Clip + PlatzHalter =
f (SF)
Grafik MW + PH
f (SF, Kamera, Mod-Größe,)
Live-Schalte=
f (SF, Mosart-Cmd)
Grafik VG+ PH
F (SF)
Kamera =
f (SF, Mosart-Cmd)
Grafik Insert
F (SF)
Regelprüfung für Clips,
Grafik, Kamera, Live, CMD´s:
Spielorliste
f (MW, VG, Insert, Clip)
Must, Strong-Musts
Dont´s
Can´s
Wrong-Spielorte,
Ignore-Spielorte
Brick-Publish
Brick-Validierung
Transitionsprüfer
SF
Brick e
Sendeplan
MOD-Größe
Beitrag 1
Videoclip
Brick b
Brick
b
Brick c
Brick
c
Trans.
OK?
Beitrag n
Videoclip
Kamera
Grafik
ORAD Active X
Grafik MW + PH
f (SF, Kamera,
Mod-Größe,)
Playliste
Mosart-MOS-Plug-in
Dipl.-Ing. Ronald
Entlinger (NDR) arbeitet
in der Projektleitung
des Redaktionssystems
OpenMedia
Mosart Regieautomation
Echtzeitgrafik
Mosart MOS-Gateway
CII
Bild 2. Brickkonzept in Verbindung mit der Regieautomation
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Rundfunkanstalt
Schneiden
von Videos
Agenturen
Texte
Sendungsplanung
Auswahl
brick”
“
Auswählen und Befüllen
von Grafikvorlagen
Active X
ActiveX
Active X
ActiveX
MOS MO
Videos
Orad
Or a d
Ac t i v eXActiveXPl ug- i n
Plug-in
Maestro
Ma es t r o
Pl a y out
Playout
CII
MOS RO
Viz Mosart
MOS MO
MOS MO
Inserts,
VG-Grafiken,
Medienwandgrafik
OpenMediaClient
Bild 3. Blockschaltbild der MOS-Steuerung
seine Notizen und technischen Angaben
in die Abläufe eintragen konnte, ohne die
Arbeit der Redaktion zu stören. Dafür wurden
die handgeschriebenen Notizen durch sogenannte „Direktiven“ ersetzt. Es gab Ton-/
Bild-Direktiven, Direktiven für Licht, Kamera,
Live-Quellen sowie allgemeine Regie- und
Redaktionsdirektiven.
Diese Anweisungen waren eine Art Vorstufe zu den später für die Automation benötigten maschinellen „Primitiven“. Aber sie
wurden eben nicht von Software und Robotern ausgeführt, sondern manuell von den
Ingenieuren und Technikern der Regie. Diese
Direktiven machten aus dem redaktionellen Ablauf einen technischen Rundown, der
den Anforderungen und den Änderungen der
Redaktion folgte.
Radikale Veränderungen
Das neue Studio brachte weitere radikale
Veränderungen. Waren vorher aufgrund der
Blue-Screen-Technologie die dramaturgischen Möglichkeiten begrenzt, lässt das neue
Design mit einer Real-Deko und einer fast
18 Meter langen Medienwand eine Vielzahl
an Gestaltungselementen sowie Einstellungen zu. Und die Anforderung der Redaktion
war es, die neuen Möglichkeiten des Studios
mit dem bisherigen Redaktionssystem umzusetzen. Denn OpenMedia ist bei ARD-aktuell
das gesetzte System, in dem redaktionelle
Inhalte entstehen und die Inhalte eine technische Form bekommen sollen. Man hätte
dafür die eRegie mit ihren technischen Direktiven ausbauen können. Und auf die Frage,
wie OpenMedia mit der Automationssoftware
Mosart kommuniziert, um den „technischen
Rundown“ zu übergeben, hätte man als Antwort die Mosart-Primitiven1,2) gehabt; schließlich waren die Direktiven der eRegie nicht
sehr weit davon entfernt (Bild 3).
Die eigentliche Herausforderung war eine
o
Bild 4. Blockdiagramm der
Integration zwischen
OpenMedia, Orad,
Quantel und Mosart
OpenMediaOpenMedi a S er v er
Server
MOS MO
MOS MO
Corba
Quantel
ActiveXPlug-in
weitere Anforderung: Die Redaktion selbst
sollte in die Lage versetzt werden, alle Positionen der Sendung komplett zu gestalten – und
das bedeutet, dass sowohl der redaktionelle
als auch der technische Rundown aus einer
Hand stammen sollen. Dafür gab es mehrere
Gründe: Durch den Einsatz einer Studioautomation verändert sich die Arbeit in der
Regie nachhaltig. Insbesondere verschwindet die Möglichkeit für die Regietechnik, sich
„Notizen“ zu machen. Noch wichtiger war
der Wunsch, dass die Redakteure mehr Einfluss auf den Ablauf der Sendung sowie die
Dramaturgie der Studio- und Live-Positionen
haben wollten. Die Redaktion weiß genau,
wie ein Studiobeitrag aufgebaut ist, welche
Kameras eingesetzt werden, welche Gänge
der Moderator gehen kann, welche Grafiken
oder Bilder erscheinen sollen und welches
Timing für die gesamte Position sinnvoll ist.
Das gilt besonders für die Magazin-Formate
wie Tagesthemen und Nachtmagazin.
Und man wollte neben der Qualität auf
keinen Fall auf Schnelligkeit verzichten. Die
Qualität ist gegeben, wenn die Redaktion
alle Positionen der Sendungen frei und kreativ gestalten kann. Schnelligkeit ist aber nur
möglich, wenn diese Gestaltung ohne Zwischenschritt an die Automation weitergereicht
werden kann. Eine nachträgliche Prüfung und
„Nachprogrammierung“ der Ablaufpositionen durch einen Mosart-Spezialisten wurde
deshalb ausgeschlossen. Diese „Nachbearbeitung“ wäre aber unvermeidlich, wenn eine
1) Mosart-Templates enthalten XML-konforme
Anweisungen zur Steuerung von Mosart
2) Mosart-Primitive: Basis-Template ohne Medieninhalt
sQ-Server
Integration zwischen OpenMedia und Mosart
(Bild 4) auf Basis von Automationsprimitiven
erfolgt wäre.
Analyse der Anforderungen
Eine Frage war deshalb: Kann ARD-aktuell
weiterhin mit OpenMedia arbeiten oder muss
ein neues Werkzeug her? Um eine Antwort zu
finden, wurde Annova gebeten, sich an der
Analyse der Anforderungen zu beteiligen und
konkrete Vorschläge für deren Umsetzung zu
unterbreiten. Das erklärte Ziel des NDR war
es, OpenMedia weiterhin einzusetzen. Zum
einen wird das System flächendeckend im
Sendegebiet genutzt – sowohl für alle Fernsehprogramme als auch für die Hörfunk-Wellen – und zum anderen waren die Anwender
bei ARD-aktuell mit dem System vertraut. Die
ersten Schritte waren dann, Anforderungsdokumente zu schreiben und das Produktmanagement der Firmen Mosart und Annova
zunächst zu „Brainstorming“-Sitzungen
einzuladen. Kurz darauf wurde das „BrickKonzept“ geboren.
Der Begriff „Brick“ hat sich spontan durchgesetzt, da es die Einfachheit des Konzeptes
unterstreicht: Wie bei einem Baukastensystem werden einfach Steine aufeinander
gesteckt und damit können komplexe Strukturen gebaut werden. Genau das wird von
einen Redaktionssystem verlangt: Mit ihm
muss es einfach sein, komplexe Sendesituationen zu erzeugen.
In der ersten Phase der Diskussion war
noch nicht klar, welche Eigenschaften die
Bricks haben und in welchen Systemen sie
sich befinden müssen. Sollen Bricks ein Konstrukt in Mosart sein, eine Art Konglomerat
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von Primitiven, die vom Redaktionssystem
aufgerufen werden können? Oder sollen sie
in OpenMedia implementiert werden – als
eine Art Plug-in in der GUI, die OpenMediaAngaben in Mosart-Primitiven übersetzt?
Ziel der ersten Besprechungen war es, zu
klären, wie sich einerseits Mosart steuern
lässt, was einem Redakteur andererseits
zu-gemutet werden kann und letztendlich,
welche Möglichkeiten ein „Bricking-Prozess“
bieten soll.
Das Mosart-Automationssystem basiert
auf folgenden Prinzipien:
– Templates: Das sind die Steuerungsprimitiven des Systems. Diese orientieren sich an der zu steuernden Hardware
(Kreuzschiene, Kamera, Roboter, Videoserver, Grafikmaschinen usw.) und sind
deshalb technisch relativ komplex. In
Mosart können „wandlungsfähige“ BasisTemplates gebaut werden. Diese bestehen
dann aus einer Sammlung an „Einzel“Templates, die einander beeinflussen.
Alles in allem können die Mosart-Templates nur von Spezialisten korrekt angewendet werden.
– Stories: Wie das Planungssystem zerlegt
Mosart eine Sendung in einzelne Stories. In einer Story werden alle Templates
zusammengeführt, die für die Realisierung der Position notwendig sind (Text,
Medien, Steuerungsparameter)
– Primaries und Secondaries: Mosart kennt
Primary- und Secondary-Events. Ein Primary-Event ist ein visuelles Hauptereignis,
wie zum Beispiel eine Kamera oder eine
Vollbildsequenz. Die Secondary-Events
sind von den Primaries abhängig und nur
sinnvoll, wenn sie im Rahmen eines Primary-Events eingesetzt werden. Das sind
zum Beispiel Bauchbinden (Lower-Thirds)
oder Effekte.
Um herauszufinden, was der Redaktion im
Bezug auf die technische Gestaltung der
Sendung zumutbar ist, wurde den Redakteuren die Rolle als „erfahrener Zuschauer“
übertragen. Im Prinzip vertraut ein Redakteur bei der Gestaltung einer Sendungsposition auf seine visuelle Fähigkeiten: Er
kann beschreiben, was er sehen will, und
aus Erfahrung kann er auch sagen, welche
Medien und Mittel er dafür einsetzen möchte:
Kameras, Live-Quellen, Grafiken, Clips. Und
er kann auch über die Frage entscheiden,
wie und wo diese Mittel eingesetzt werden
sollen. Für eine Kamera kann er sowohl eine
feste Position als auch eine eventuelle Bewegung wählen, bei Live-Quellen, Videomaterial
und Grafiken kann er festlegen, ob diese Elemente im Studio an der Medienwand oder im
Bild 5. Darstellung
der Layer und Aufbau des Systems
Brick-Layer”
”
MasteringVideoGraphics
Bildmischpult
Vollbild erscheinen. Weiterhin kann er Tonquellen unterscheiden und weiß, ob der Ton
von einem Mikrofon oder einem gemischten
Clip kommt – oder ob der Ton zwei Quellen
haben kann und live gemischt werden muss.
Für diese Angaben braucht der Redakteur keinerlei Kenntnis über die verwendete
Technik. Er muss nicht verstehen, wie die
Kamera-Automation funktioniert, was Bildoder Audiomischpulte können, welche Kreuzschienen angesprochen werden oder welche
Parameter das Grafiksystem benötigt. Er ist
gleichsam wie ein Zuschauer, der den Aufbau
einer Story kennt und die vorhandenen Mittel
gezielt in Bezug auf die Gestaltung der Position und der Sendung einsetzt.
Eines wurde während der ersten Beratungsgespräche schnell klar: Der Redakteur
will auf keinen Fall die Paradigmen von Mosart kennenlernen und damit zurechtkommen.
Brick als Übersetzer
Der Bricking-Prozess (Bild 5) musste daher
zu einer Art Übersetzungsschicht zwischen
dem, was der Redakteur angeben kann (seine
Betrachtungen als erfahrener Zuschauer) und
BroadcastSystem
Tonmischpult
LichtLeveller Kreuzschienen pult
dem, was Mosart zum Funktionieren braucht
(Templates und Parameter), entwickelt werden.
Nach diesen Erkenntnissen wurde eine
Arbeitsgruppe gegründet, die prüfen sollte,
wie in der OpenMedia-Anwenderoberfläche
Angaben durch die Redakteure überhaupt
erfolgen könnten. Die Redakteure von ARDaktuell hatten schon Erfahrungen mit dem
selbstständigen Umgang mit „technischen“
Schritten: So konnten sie Clips und Grafikobjekte anlegen und mit dem Beiträgen
verknüpfen, zum Beispiel Bauchbinden, Hintergrund-Illustrationen oder Vollbildgrafiken.
Sie hatten die Position von Kameraschnitten
oder -fahrten in den Text der Beiträge eingetragen und Direktiven für eine Live-Quelle
selbst positioniert. So gesehen waren die
Redakteure und OpenMedia schon in der
Lage, die notwendigen Medien korrekt zu
wählen und darzustellen.
Aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppe
konnte man ablesen, dass der Software zwei
zentrale Eigenschaften fehlen, die es der
Redaktion ermöglichen, automationskonforme Angaben zu machen.
Bild 6. Brick-Definition für eine
Schalte: Dieser Brick wird im Bild 7
verwendet und führt konkret zum
Ergebnis im Bild 8.
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mäßig geringem Aufwand in Form von Plugins zu integrieren, ohne Änderungen im Kern
der Software vornehmen zu müssen. Diese
Eigenschaften waren die Wegweiser für die
Entscheidung: Der Bricking-Prozess wird in
OpenMedia implementiert.
Bild 7. Benötigte Angaben zu einer Schalte
in OpenMedia
– Zum einem mussten die Redakteure signalisieren können, wie ein Medium zu
verwenden ist: Ist zum Beispiel ein Video
für die Medienwand bestimmt oder soll es
im Vollbild gespielt werden? Wie ist der
Ton zusammengesetzt: gemischt oder mit
Stimme aus dem Off?
– Dann musste eine Lösung dafür gefunden
werden, wie „Mehrmedien“-Ereignisse,
also technische Ereignisse, bei denen
mehr als ein Medium eingesetzt wird,
angegeben werden können. Ein typisches
Beispiel dafür ist eine Studioschalte an
der Medienwand (Bild 6). Es werden zwei
Medien benötigt: die Live-Quelle und der
grafische Rahmen für die Medienwand.
Die Lösung zu beiden Punkten wurde so formuliert: Es muss in OpenMedia eine einfache Möglichkeit geben, den Spielort eines
Mediums zu definieren. OpenMedia soll dafür nur die Spielorte anbieten, die zu einem
Medium passen und bei speziellen Spielorten ermöglichen, dass neben dem von der
Redaktion gewählten Mediaobjekt zusätzliche Objekte automatisch generiert werden.
Diese dafür notwendigen Änderungen in
der GUI (Bild 7) waren in OpenMedia problemlos machbar – und damit war es grundsätzlich möglich, den Bricking-Prozess in OpenMedia als Nachrichtensystem zu implementieren. Offen blieb zunächst die Frage, wo die
Übersetzungslogik ihren Platz finden soll – in
Mosart oder in OpenMedia? Für OpenMedia
sprachen mehrere Gründe: das flexible
Datenmodell, die anpassbare GUI und die
Fähigkeit, neue Funktionen mit verhältnis-
Wie funktioniert der Bricking-Prozess?
Der Bricking-Prozess hat zwei zentrale Aufgaben. Er muss dem Redakteur einen Rahmen
für die Erstellung des technischen Rundowns
bieten, diese Angaben anschließend in
Mosart-Primitiven übersetzen und synchron
zum Automationssystem übertragen. Die
Spezifikationsarbeit wurde von Herstellern
(Mosart und Annova) parallel erledigt. Es
dreht sich im Grunde um die folgende Problematik: Fände man einen praktikablen Weg,
wie technische Parameter eingetragen werden, dann hätte man damit nahezu automatisch eine einfache Übersetzungsmöglichkeit
in die Automationsprimitiven.
Es wurde entschieden, dass ein Brick eine
Art Korsett um eine Sendeposition bilden
soll. Jeder Beitrag wird auf diese Weise mit
Attributen versehen, die beschreiben, was
technisch in dieser Position passiert. Demzufolge muss das System so viele Bricks anbieten, wie es technische Gestaltungen in den
Sendungen gibt. Wo eine Position anfängt
und wo sie endet, ist nicht in allen Fällen einfach festzulegen, insbesondere im Falle von
umfangreichen Themen, bei denen mehrere
Studiopositionen aufeinander folgen können.
Folgende Kriterien wurden festgelegt:
– Jeder Wechsel des redaktionellen Themas
hat eine neue Position zur Folge.
– Eine Position darf nicht zu viele visuelle
Übergänge enthalten. Wenn viele visuelle
Übergänge notwendig sind, muss das
Thema auf mehrere Positionen verteilt
werden. Insbesondere darf mitten in einer
Position nur einziges Mal ein Kameraschnitt oder eine Kamerafahrt stattfinden.
– Für Ausnahmesituationen muss ein Brick
definiert werden, der es ermöglicht, die
Position komplett in Mosart manuell zu
fahren.
Anhand dieser Vorgaben machte sich die
Projektgruppe an die Arbeit, alle möglichen
Standardsituationen zu ermitteln und zu
beschreiben. Jede Standardsituation sollte
als Brick definiert werden. Die Beschreibung
der Standardsituationen und der Bricks
erfolgte mithilfe folgender Elemente:
– MUSTs: Wie der Name verrät, handelt es
sich dabei um Gestaltungselemente der
Position, die unbedingt dabei sein müssen – zum Beispiel muss bei einer OFFPosition ein Video vorhanden sein und
bei einer Studioposition eine Wandgrafik
eingebaut werden.
– DON’Ts: Das sind Gestaltungselemente,
die in einer Position verboten sind. Zum
Beispiel darf es während einer klassischen Studiosituation keine Vollbildgrafik
geben.
– CANs: Das sind alle Gestaltungselemente,
die erlaubt, aber nicht unbedingt notwendig sind.
Ein Gestaltungselement ist hier als die
Kombination eines Mediums (Video, Grafik,
Live-Quelle, Kamera) mit einem Spielort (VG,
Wand usw.) zu verstehen.
Hunderte Standardsituationen
Es wurden mehrere Hundert Standardsituationen identifiziert. Diese wurden in Unterkategorien eingeordnet. Zu einem wurden sie
nach Sendungstyp (Tagesschau, Tagesthemen, Nachtmagazin usw.) und nach Grundtyp
der Position (Studio, Live, Film usw.) unterteilt (Bild 8a bis 8c).
Die Unterteilung nach Sendungstyp entsprach dem Konzept von „Sendeform“, das
schon im Rahmen der Aufteilung der GrafikTemplates entstanden war. Mithilfe der
Sendeform ist es möglich, den Inhalt eines
Mediums von der Form zu trennen. So können zum Beispiel Bauchbinden problemlos
für andere Sendeformate verwendet werden.
Die Unterteilung nach Positionstyp war
schon lange Bestandteil der Arbeiten der
Redaktionen mit dem Redaktionssystem.
Schon immer wurden die Beiträge in fünf
Haupttypen verteilt, damit entsprechende
Bild 8a–c. Verschiedene Segmente einer Schalte mit Studioset (a) (links), Mediawand (b) (Mitte) und Partner am entfernten Produktionsstandort (c) (rechts)
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Tabelle II. Im System berücksichtigte Sicherheitschichten
mehrere MOS-Mosart Schnittstellen
unabhängige, reconnect-fähige MOS-Schnittstellen zu Mosart
Ermöglicht dem Anwender, die zentrale technische Schnittstelle in Selbsthilfe zu wechseln.
Produktionssystem als Cluster
Das Haupt-OpenMedia-System besteht aus
einem Zwei-Knoten-MS-Cluster
Garantiert Fail-Over-Fähigkeiten ohne Unterbrechungen für
die Anwender.
„HotStandBy“-Link
Ein zweites Cluster-System wird sekundengenau Garantiert einfache Wartungen des Hauptsystems durch
repliziert
geplanten Systemwechsel. Im Havarie-Fall wird eine schnelle
Weiterführung des Betriebs sichergestellt – verlangt aber
danach einen Reconnect der User und der Schnittstellen.
Replikationssever
Ein Stand-Alone-System bekommt live Agenturmeldungen, die produktiven Daten aber nur
einmal am Tag
Metadaten mit den Positionen verbunden
werden konnten.
Das Metadatenmodell von OpenMedia
ließ sich leicht erweitern, ebenso wie die
Visualisierung der Daten in Form von sogenannten Ansichten. Damit konnte in OpenMedia ein Brick-Design-Modul implementiert
werden, ohne dass eine spezielle SoftwareLösung dafür nötig wurde. Mit diesem Modul
werden alle Bricks erstellt und modelliert.
Es entstanden ungefähr 580 solcher BrickDefinitionen.
Nachdem die genauen Eigenschaften der
Brick-Definitionen modelliert waren, war es
möglich, den tatsächlichen „Bricking-Prozess“ in OpenMedia zu implementieren. Der
Bricking-Prozess besteht aus zwei OMIS3)Plug-ins. Zum Teil erlauben diese den Einsatz von Skript-Sprachen, wie zum Beispiel
VBS4). Dadurch ist es möglich, die Logik des
Bricking-Prozesses leicht anzupassen, ohne
dass diese Änderungen kompiliert werden
und den Release-Zyklus der Software-Verwaltung von Annova durchlaufen müssen. Diese
Skript-Fähigkeit von OpenMedia bietet einen
enormen Vorteil, wenn es darum geht, die
gesamten Funktionen des Bricking-Prozesses
bis zum kleinsten Detail zu modellieren und
zum Leben zu erwecken.
Schritt für Schritt, agil vom Groben ins Feine,
reiften die Funktionen aus, die im Einzelnen
die Folgenden sind:
– Setzen von Standard-Bricks bei neuen
Positionen in Sendungen.
– „Umbricken“ von Positionen, wenn diese
kopiert oder in eine andere Sendung verschoben werden. In diesem Fall wird vom
System anhand einer Tabelle ermittelt,
4)
OMIS: OpenMedia Interface Services
VBS: Visual Basic Script
–
–
–
Vom Groben ins Feine
3)
–
–
Praktisch als Integrationssystem für kurzfristige Tests: Dieses
System könnte vor allem die letzte Rettung im Falle von einer
Datenkorruption auf Haupt- und HotStandBy-System sein.
welcher Brick in der Ziel-Sendeform die
meisten Ähnlichkeiten mit dem Brick aus
der Quell-Sendeform hat und setzt diesen
ein. Dabei wird darauf geachtet, welche
MUSTs, DON’Ts und CANs ihre Richtigkeit
haben.
Neutralisieren der DON’Ts. Das heißt unerlaubte Gestaltungselemente werden auf
ungültig gesetzt. Dafür wurde mit Mosart
ein neues Kommando namens „Ignore“
vereinbart. Neutralisierte Medien werden
mit diesem Befehl an Mosart geschickt
und von der Automation dann völlig ignoriert. Der Vorteil dabei ist, dass diese
Medienobjekte in der Story nicht gelöscht
und somit eventuell noch mit einem gültigen Spielort umgesetzt werden können.
Darstellung der MUSTs in Form von Platzhaltern. Der Benutzer ist durch diese
Platzhalter informiert, dass er ein gültiges Gestaltungselement einsetzen muss.
Ein MUST-Platzhalter kann nur gelöscht
werden, wenn seine Bedingungen erfüllt
sind. Ist das nicht der Fall oder wird der
Platzhalter versehentlich gelöscht, kommt
dieser automatisch wieder.
Bei gültigen Gestaltungselementen wird
das aussagekräftige Symbol ermittelt
und vor allem das passende Mosart-Kommando eingesetzt.
Setzen von Metadaten der Story wie zum
Beispiel Flags wie „text goes to teleprompter“ oder „story duration calculated
according to the text duration“, aber auch
Mosart-Kommandos auf Story-Ebene. Die
wichtigsten dieser Metadaten sind aber
die visuellen Start- und Endpunkte (die
Kameraeinstellung). Diese werden für die
Transitionspprüfung der Sendung benötigt.
Darstellung eines aussagekräftigen Piktogramms im Kopf der Story: Zu jedem Brick
besteht eine grafischen Illustration der
Nutzung. Diese Illustration kann im Kopf
der Stories angezeigt werden.
– Anzeige eines Beschreibungstextes zur
Verwendung des gewählten Bricks.
Neben diesen primären Funktionen wurden
weitere Hilfsfunktionen eingebaut:
– Ermittlung der sogenannten „WrongGraphics“. Es handelt sich um Grafiken
für die Medienwand, die „nicht im Bild
passen“, da sie an einer Portion der Wand
erscheinen, die mit den Kameras des
Bricks nicht kompatibel ist (geschnittenes
Bild oder zu großes Bild usw.)
– Setzen von Default-Text und Default-Multimedia-Objekten.
– Setzen von sogenannten „Strong-MUSTs“:
Dabei handelt es sich um Instanzen von
Multimedia-Objekte, die für die Position
unverzichtbar sind (zum Beispiel sendeformspezifische Jingles). Wird ein „StrongMUST“ gelöscht, kommt es von selbst wieder.
– Ermittlung der Darstellungsparameter
für die Wandgrafiken (X-Offset, Y-Offset,
Trapez usw.) abhängig von der Größe des
Moderators.
– Ermittlung der Audiodatei, die am Anfang
der Sendung ausgespielt wird, um die
Sendung und den Namen des Moderators
anzusagen.
– Ermittlung der Filterparameter für das
Orad-ActiveX: Wenn das Orad-ActiveX aus
OpenMedia aufgerufen wird, werden nicht
alle möglichen Grafik-Templates des Systems gezeigt, sondern nur die, die für die
Position relevant bzw. erlaubt sind.
Zusätzlich wurde auch eine wichtige Kontrollfunktion implementiert, die Transitionsprüfung. Sie signalisiert, wenn zwei Positionen
visuell nicht aufeinander folgen können. Das
Ganze funktioniert, da die visuellen Startund Endpunkte jeder Position codiert sind
und durch den Brick gesetzt werden. Eine
Tabelle beschreibt, welche Endpositionen mit
welchen Startpositionen kompatibel sind. Im
Falle eine Inkompatibilität werden die Positionen vom System markiert. Das System
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versucht allerdings nicht selbst Änderungen
vorzunehmen, sondern zeigt nur eine Warnung an. Entsprechend können die Benutzer
reagieren, indem sie die Postionen verschieben oder einen anderen, kompatiblen Brick
einsetzen.
Die Kommunikation zwischen OpenMedia und Mosart erfolgt mithilfe einer MOSSchnittstelle in der Version 2.84, Profiles 0, 1,
2 & 4. Wenn neue Mosart-Templates in Mosart erzeugt werden, leitet das System diese
über die MO-Schnittstelle an OpenMedia
weiter. Daraus extrahiert OpenMedia das
nötige Kommando für den Aufruf des MosartTemplates und stellt es für eine Verwendung
in den Brick-Definitionen zur Verfügung. Über
die RO-Kommunikation sendet OpenMedia
alle Multimedia-Objekte und die entsprechenden Mosart-Kommandos an Mosart. Der
Text wird durch den Befehl „roStorySend“
übermittelt. Die Playliste in Mosart folgt allen
Änderungen im Redaktionssystem.
Kommunikation mit Orad
Zu Orad nutzt OpenMedia eine vereinfachte
MOS-Schnittstelle über ActiveX. Zusätzlich
läuft auch eine MO-Schnittstelle, aber diese
wird nur als Absicherung verwendet und kann
gegebenenfalls abgeschaltet werden. Eine
RO-Schnittstelle zwischen OpenMedia und
Orad-Maestro wurde ebenfalls implementiert, doch diese wird nur in Havariefällen
aktiviert. Orad bekommt sonst seine Befehle
nur von Mosart über die CII-Schnittstelle.
Die MOS-ActiveX-Schnittstelle hingegen
spielt eine zentrale Rolle und wurde um eine
Funktion erweitert. Dadurch kann OpenMedia Initialisierungsparameter an das
Orad-ActiveX senden. Einerseits wird die
Sendeform geschickt, wodurch die angebotenen Grafik-Templates gefiltert werden und
sich das Preview im Layout der Ziel-Sendung
darstellt. Anderseits werden sowohl der Typ
der zu erstellenden Grafik (Vollbild, Bauchbinde, Medienwand usw.) als auch die visuellen Start- und Endpunkte der Position übergeben. Durch diese Parameter werden nur
passende Grafik-Templates vom ActiveX für
den Anwender angeboten.
Indirekt gelangen über Mosart aber auch
andere Parameter aus OpenMedia an Orad.
Insbesondere bei Wandgrafiken werden
sämtliche Kalibrierungsparameter abhängig
von der Größe des Moderators ermittelt und
geliefert. Für den Vorspann der Sendungen,
bei denen Orad auch für das Ausspielen der
Ansage zuständig ist, sendet OpenMedia
auch die Referenz auf die richtige Audiodatei
mit der Vorstellung des jeweiligen Moderators.
Ungewöhnlich wurde auch das Problem des
sogenannten House-Keepings der Grafikobjekte gelöst. In einer klassischen MOSIntegration kommt die Initiative, um ein
Objekt zu löschen, vom Mediasystem. Es ist
aber so, dass eigentlich nur das Nachrichtensystem wissen kann, wenn ein Grafikobjekt
nicht mehr gebraucht wird: entweder es ist
nicht oder nicht mehr mit einer Story verlinkt
oder die Story selbst ist alt genug, damit eine
direkte Wiederverwendung ausgeschlossen
ist. In diesen Fällen dürfen die Grafikobjekte
sowohl im Nachrichten- als auch im Grafiksystem gelöscht werden. OpenMedia ermittelt diese überflüssigen Grafikobjekte und
markiert sie entsprechend, indem ihr Titel
geändert wird. Einige Tage später werden die
Objekte aus Orad und OpenMedia gelöscht.
Abgerundet wird die Schnittstellen-Umgebung von OpenMedia mit einer klassischen
MOS-Profile-1-Schnittstelle zum QuantelSystem. Diese Schnittstelle ist schon vor
neun Jahren entstanden und ermöglich die
Sichtung, Wahl und Verlinkung des richtigen
Videomaterials in OpenMedia.
einem dritten „MS-Zwei-Knoten“-OMIS-Cluster gehalten. Das OMIS-Cluster wird ebenfalls
im Fail-Over-Modus betrieben.
Um das Sicherheits- und Betriebskonzept
zu vervollständigen, wurde die Installation
zusätzlich mit einem 24 Stunden „nachhinkenden“ Replikationssystem ergänzt. Der
Replikationsserver ist ein Stand-Alone-Server,
der nur einmal am Tag mit den Daten des
produktiven Systems repliziert wird. Er wird
zudem mit eigenen Agenturmeldungen versorgt. Dieses System soll als Havarie eigentlich nie zum Einsatz kommen – aber sicher
ist sicher: Sollten korrupte Daten sowohl
das Haupt- als auch das HotStandBy-System
außer Kraft setzen, wäre das Replikationssystem die letzte Rettung. Ein solcher Fall ist
in der Geschichte von OpenMedia allerdings
noch nie eingetreten.
Die virtuelle Umgebung selbst besteht
aus sechs raumredundanten ESX-Servern
und Lefthand-iSCSI-Storage. Im Falle eines
Updates werden zusätzliche virtuelle Maschinen installiert.
Sicherheitsschichten
Architektur des OpenMedia-Systems
Das OpenMedia-System von ARD-aktuell
wurde auf Basis von virtuellen Servern realisiert. Das Hauptsystem besteht aus einem
Zwei-Knoten-Windows-Cluster. Auf diesem
Cluster laufen zwei MS-SQLServer-Instanzen und in jeder diese Instanzen laufen
drei Datenbanken. Die Cluster laufen nicht
im Load-Balancing, sondern im Fail-OverModus. Bekanntlich setzt OpenMedia den
OpenText-Fulcrum-SearchServer ein, um die
Lese-Performanz des Systems zu garantieren.
Neben diesem Hauptsystem gibt es ein sekundäres System. Es handelt sich um eine Kopie
des ersten und besteht ebenfalls aus einem
Zwei-Knoten-Cluster. Dieses sekundäre System ist über ein „Annova-HotStandBy-Link“
mit dem ersten verbunden. Diese Technologie
garantiert eine sekundengenaue Replikation
der Daten des Hauptsystems.
Das sekundäre System befindet sich im
Read-Only-Modus, kann aber jederzeit die
Rolle des primären Systems übernehmen
(Fail-Over). In diesem Fall werden automatisch alle technischen Schnittstellen des
Hauptsystems umgeleitet. Die Clients melden sich dann am „neuen“ primären System
an und der Anwender findet alle replizierten
Daten sofort wieder.
Damit sich die technischen Schnittstellen,
insbesondere die MOS-Schnittstellen, wahlweise mit dem einen oder mit anderen Hauptsystem verbinden können, werden diese auf
Vertrauen ist gut...
Automation, Bricking-Prozess, Transitionsprüfer – noch nie in der Geschichte von
ARD-aktuell haben Computer, Software und
Automatismen so prägnante Rollen bei den
Sendungen gespielt. Doch auch bei den Rollen der Mitarbeiter, die das System bedienen,
hat sich einiges bewegt.
Im Zentrum der Nachrichten-Produktion
spielen die Redakteure die Hauptrolle. Es
sind aber auch zwei neue Funktionen durch
dieses Projekt entstanden, die im Hintergrund dafür sorgen, dass technisch immer
alles glatt über die Bühne geht.
Eine der neu entstandenen Funktionen
ist die des „OpenMedia Operators“ (OMOP),
der aus dem bisherigen Mediengestalter
hervorgegangen ist. Er prüft, ob das, was die
Redaktion im Ablauf vorbereitet hat, auch
tatsächlich technisch umsetzbar ist. Am Ende
gibt der OMOP alle Gestaltungselemente frei.
Diese Freigabe ist allerdings nicht zwingend
erforderlich, damit Positionen auch ohne
Kontrolle in letzter Minute noch eingetragen
und ausgespielt werden können. Um diese
Aufgaben zu lösen, hat der OMOP vielerlei
automatische Indikatoren zur Verfügung.
Hilfe bekommen sie zudem vom BrickingProzess. Dieser prüft, ob bedeutende Änderungen an der Story seit der Freigabe stattgefunden haben, und meldet diese durch eine
Statusanzeige an den OMOP.
Die zweite neue Funktion sind die „Brick-
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Rundfunkanstalt
Planung
Quantel
Mosart
Orad
Steuerung
ActiveX
ActiveX
Clips
OpenMedia
Trigger
Orad
Regisseur
Rundown
OpenMedia
Schnitt
ActiveX
Grafiken
Redaktion
ActiveX
Grafik
Am Ende entscheidet der Mensch
Sendung
Mosart
Quantel
Steuerung
Sendepilot
Bild 9. Akteure des Systems bei der Planung und der Sendung
designer“. Diese arbeiten im Vorfeld an der
Produktion und sind für das gesamte technische Skelett verantwortlich. Sie fühlen sich
sowohl bei Mosart als auch bei OpenMedia
zu Hause. Sie sind in der Lage, die Steuerungs-Templates in Mosart zu implementieren und die Brick-Definitionen in OpenMedia
zu erstellen. Sie pflegen allerlei technische
Tabellen zu den Transitionen, Orad-Parametern und andere Automatismen. Schon
früh haben sich einige „Brickdesigner“ in
das Projekt mit eingebracht und entwickelten
viele der zentralen Konzepte mit. Ihre Kenntnisse der Regieumgebung (alle Brickdesigner
sind in der Regel Bildmischer oder Produktionsingenieur) und ihre Fähigkeit, Sendeabläufe sowohl technisch als auch organisatorisch sowie logisch in Form von Bricks zu
gestalten, machen sie unverzichtbar.
Nach wenigen Wochen realem Betrieb war
klar, dass das neue System die Ansprüche
an Qualität und Schnelligkeit voll erfüllt – die
Erweiterungen von OpenMedia sind also ein
Erfolg. Der Mensch produziert und kontrolliert die Inhalte (Bild 9) – nur so wird Qualität
erreicht, doch am Ende müssen Maschinen
schnell alle Inhalte ausspielen und nur so ist
ARD-aktuell in einer angemessenen Zeit reaktionsfähig.
Die Redakteure sollten selbst und ohne
Zwischenakteure die Maschinen steuern können, darum ging es in diesem Projekt.
Deshalb musste eine Steuerungsgrammatik entwickelt werden, die sowohl Redakteure als auch Automationskomponenten
gemeinsam nutzen können. Und genau das
wurde geschaffen und setzt wichtige Impulse
im Gesamtkunstwerk des neuen Studios von
ARD-aktuell. ı|
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