Ansprache des Oberbürgermeisters

- Es gilt das gesprochene Wort Begrüßung und Verleihung der „Goldenen Münze“
Oberbürgermeister Bernhard Ilg
Sportlerehrung am Mittwoch, 3. Februar 2016, 18:00 Uhr, CC – Martin-Hornung-Saal
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Sportlerinnen und Sportler,
seien Sie alle herzlich willkommen zu unserer traditionellen Sportlerehrung; die den Reigen der bedeutenden Ereignisse abschließt, zu denen wir uns zu Beginn des Jahres hier
im Martin-Hornung-Saal wiederholt versammelt haben. Begrüßen Sie mit mir unseren
Ehrenbürger, Herrn Dr. Michael Rogowski und mit ihm alle übrigen anwesenden Träger
städtischer Ehrungen. Ein besonderer Gruß gilt unserem Landtagsabgeordneten Bernd
Hitzler und unserem Landrat Herrn Thomas Reinhardt. Die in großer Zahl hier im MartinHornung-Saal anwesenden Mitglieder des Gemeinderats werden repräsentiert von den
Fraktionsvorsitzenden Uwe Wiedmann, Rudolf Neidlein und Ulrich Grath. Hochrangig und
zahlreich sind die Vertreter der Kirchen, Behörden und Schulen sowie der Wirtschaft und
der Banken erschienen, namentlich heiße ich den Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwürttemberg, Herrn Klaus Moser, willkommen. Der Sport findet großen Rückhalt in der Wirtschaft und könnte ohne nachhaltige Förderung nicht existieren. Stellvertretend für alle
Unternehmen begrüße ich die Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse und der Volksbank, Herrn Dieter Steck und Herrn Oliver Conradi. Für alle anwesenden Vereinsvertreter
grüße ich Herrn Jörg Hitzler als Vorsitzenden des Stadtverbandes für Sport. Der Geschäftsführer der Heidenheimer Zeitung, Herrn Martin Wilhelm, setzt die Tradition fort,
das Ergebnis der Leserwahl zum „Sportler des Jahres“ zu präsentieren. Auch Ihnen und
Ihrem Team aus Verlag und Redaktion ein herzliches Willkommen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, zuletzt waren es an dieser Stelle die Fechtertage, mit denen Heidenheim einer aus der ganzen Welt angereisten Sportfamilie mit
Stolz Gastgeber sein durfte. Auch wenn es sportlich nicht so lief wie erhofft, dürfen wir
dieses Turnier doch wieder als einen großen Erfolg für unsere Stadt verbuchen. Wenn ich
an den vergangenen Montag denke, kann ich auch von mir persönlich sagen, dass das
Jahr gut angefangen hat. Diese Sportlerehrung ist jedenfalls der erste repräsentative Termin, seit ich jetzt zum dritten Mal meinen Amtseid als Oberbürgermeister abgelegt habe.
Routine ist der heutige Abend für mich trotzdem nicht, weil jedes Sportjahr im Rückblick
seine eigenen Höhepunkte besitzt und weil wir uns gemeinsam ja auch immer wieder
neue Ziele setzen. Gemeinderat, Stadtverwaltung, Stadtverband und Vereine bilden in
Heidenheim ein ganz ausgezeichnetes Team, in dem es zwar durchaus sportlichen Konkurrenzkampf gibt, aber am Ende sehe ich mich doch hauptsächlich von Gewinnern umgeben. Statt über Routine zu sprechen, gestatten Sie mir daher einige Gedanken zu Risiken, Rekorden und Relevanz des Sports.
Wer an sportlichen Wettkämpfen teilnimmt, weiß um die Risiken, auf die er sich einlässt.
Er will den Wettkampf gewinnen und weiß doch, dass er auch verlieren kann. Er tut etwas
für seine Gesundheit, und kann sich doch auch verletzen. Und dann gibt es noch Risiken
ganz anderer Art, nämlich politische. Wir können heute mit Recht darauf stolz sein, über
die am besten ausgebauten Sportstätten der ganzen Region zu verfügen. Um dahin zu
kommen, war auf Seiten der Entscheider ein hohes Maß an Risikobereitschaft nötig. In
genau einer Woche kämpft der 1. FC Heidenheim um den Einzug ins Halbfinale des DFBPokals, und das im eigenen Stadion. Solche Ereignisse kann man nicht planen, aber man
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kann sie möglich machen. Und das ist uns deshalb geglückt, weil wir gelernt haben, Risiken anzunehmen. Es ist einfach, die Erfolge unserer Sportler nachträglich als Rechtfertigung für die Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur zu nehmen. Ich unterlasse das,
weil auch ich dafür keine Garantien geben konnte. Insofern werden wir auch in Zukunft
Risiken abwägen und Entscheidungen beherzt treffen müssen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer die Sportberichterstattung verfolgt, könnte
zu der einseitigen Ansicht gelangen, im Sport gehe es nur um Rekorde. Dabei sind doch
schon allein die Motive des Einzelnen dafür, weshalb er sich sportlich betätigt, viel breiter
angelegt. Ähnlich breit sehe ich auch die sportpolitischen Zielsetzungen in Heidenheim
aufgestellt. Wer immer noch argumentiert, dass man dem Breiten- und den Schulsport
Gutes tut, indem man den Profi- und den Spitzensport beschneidet, der ist im Irrtum. Wie
wollte man Nachwuchs für eine Sportart gewinnen, in der es keine leuchtenden Vorbilder
gibt? Und wie sollte es dem Sport gelingen, sich in den gesellschaftlichen Diskurs einzuklinken, wenn er nicht über sich selbst hinaus wirken würde?
Damit bin ich beim dritten und aus meiner Sicht wichtigsten Aspekt angekommen, der
Relevanz des Sports. Allein der Blick in diesen Saal genügt doch, um die gesellschaftliche
Bedeutung des Sports zu erkennen. Die Sportlerehrung ist einer der absoluten Höhepunkte im Jahreslauf, weil der Sport ganz offensichtlich eine unschätzbar hohe integrative
Kraft hat. Egal ob der traditionelle Sportverein, die Betriebssportgemeinschaft, der Lauftreff oder die Tanz- und Gymnastikgruppe, der Sport ist doch eigentlich nur als Gemeinschaftserlebnis vorstellbar. Alle die Funktionäre, Trainer, Betreuer, Platz- und Zeugwarte,
überhaupt jeder einzelne, der sich für den Sport engagiert, leistet einen Dienst an der Gesellschaft. Der Sport ist für mich der tagtäglich erbrachte Beweis dafür, dass eine starke
Kraft wirksam ist, die unsere Stadt und unser Land zusammenhält. Wer in Sorge ist, ob
die Integration der Flüchtlinge und anderer Menschen an den Rändern unserer Gesellschaft wohl gelingen wird, der sollte sich vielleicht ganz einfach vom Sport dazu anregen
lassen, in der Gemeinschaft aktiv zu werden.
Für die Organisation der Ehrung und des anschließenden Empfangs waren ebenfalls
zahlreiche Menschen aktiv, denen ich in unser aller Namen für die umfangreiche Vorarbeit und die Organisation danke. Es sind dies die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Stadtverwaltung, der Sportredaktion der Heidenheimer Zeitung, die Teams des Congress-Centrums und des Schlosshotels und die „Showgruppe POWER!“, die das Rahmenprogramm gestaltet. Als Stammgast führt uns in bewährter Weise Markus Brock durch
den Abend.
Verleihung der „Goldenen Münze“
Meine sehr geehrten Damen und Herren, weil ich mich vorher dem Sport unter den Aspekten Risiko, Rekord und Relevanz genähert habe, bleibe ich beim Buchstaben „R“ und
gehe zum Begriff Ruhm über. Sportler gelangen zu Ruhm, wenn sie auf dem Siegerpodest stehen oder wie bei diesem Event mit Pokalen und Medaillen geehrt werden. Viele
Funktionäre besitzen Trophäen aus vergangenen Zeiten, dürfen sie aber nur in der Vitrine
bestaunen und ab und zu abstauben. Aber einmal im Jahr ändert sich das, wenn Stadtverband und Stadtverwaltung die Sportlerehrung vorbereiten. Dann dürfen verdiente Persönlichkeiten ihre Trophäensammlung um die Goldene Münze des Sports erweitern.
Zu dieser Auszeichnung, der höchsten, die die Stadt im Bereich des Sports zu vergeben
hat, gelangt man mit Charaktereigenschaften, die oft das pure Gegenteil dessen darstellen, was den Sportler sonst auszeichnet. Der eine muss beweglich und schnell sein, der
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andere braucht Sitzfleisch. Der eine trägt leichte und atmungsaktive Funktionskleidung,
dem anderen wären eher ein dickes Fell und Stiefel mit Stahleinlage zu empfehlen. Der
eine hat nach dem Abpfiff Feierabend, während für den anderen die Arbeit in diesem Moment oft erst anfängt. Ich halte es daher für einen schönen Brauch, dass wir in diesem
Kreis jedes Jahr einige Persönlichkeiten ehren dürfen, die als Sportler keine Ambitionen
mehr haben, die aber an den Nahtstellen zwischen Sport und Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unverzichtbar sind.
Wir wissen alle, dass uns der Sport jung und lebendig hält. Wenn man sich Herrn Jörg
Hitzler anschaut, der in wenigen Wochen seinen 70. Geburtstag feiern darf, könnte man
fast auf den Gedanken kommen, dass dieses Kunststück auch oder trotz eines aufreibenden Ehrenamts gelingt. Die Goldene Münze des Sports kennt keine Abstufungen, aber wir
stellen uns jetzt gemeinsam einfach viele Edelsteine vor, die auf dem Ihnen zugedachten
Exemplar funkeln, einer für jeden Verein, den der Stadtverband für Sport repräsentiert.
Schon seit 1994 üben Sie dieses Amt aus. Sie haben sich für die Kommunalpolitik, die
Stadtverwaltung und die Vereine in dieser Zeit als energischer Streiter und zugleich als
verlässlicher Vermittler bewährt. Die hohe Akzeptanz unserer Sportpolitik, die sich zum
Beispiel im Sportstättenleitplan, in den Sportförderrichtlinien oder in den Ehrungsrichtlinien wiederfindet, ist kein Zufall. Sie tragen bis heute wesentlich dazu bei, dass die von
Vereinen und Schulsport vorgetragenen Bedürfnisse und Ansprüche wohlwollend und in
einem fairen Interessensausgleich abgewogen werden. Gleichzeitig sind Sie ein Mann,
der ein gutes Gespür dafür hat, wann ein Vorhaben reif ist zur Realisierung. Die rasche
Umsetzung unserer Beschlüsse trägt insofern auch Ihre Handschrift.
In Ihrer Biografie finde ich außer der Tatsache, dass Sie in Heidenheim geboren sind und
nur zum Studium ein paar Jahre in Tübingen waren, vor allem ihr schon früh erwachtes
Engagement für ihre Heimatstadt bemerkenswert. Sie waren nach dem Examen Übungsleiter der HSB-Abteilung Prellball, haben Round-Table und die Freien Wähler mitgegründet, gehören dem Rotary-Club und noch einigen weiteren Vereinen an. In Ihrer letzten beruflichen Station als Exportleiter der Firma Ziegler haben sie auch noch die Ausbildung als
Feuerwehrmann durchlaufen und sind als Hauptbrandmeister in den Ruhestand gegangen.
Mit Ihrer Frau Silvia haben Sie drei Kinder, denen Sie ganz offensichtlich ein gutes Vorbild
gegeben haben. Philip ist der ärztliche Betreuer des Deutschland-Achters, Fabian ist Jugendleiter im in der Hockey-Abteilung des HSB und 2. Vorsitzender des RXV Heuchlingen
und Viktoria gehörte als aktive Reiterin lange Zeit zum RC Heidenheim und setzt ihren
Sport heute in Graben-Neudorf fort. Ich bin sicher, ihre eigene Familie und die Heidenheimer Sportfamilie ist heute sehr stolz auf Sie. Ich zeichne Sie aus mit der Goldenen Münze
des Sports.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Fechttrainer Hans-Jürgen Hauch ist zwar
kein gebürtiger Heidenheimer, aber was fast noch besser ist: Herr Hauch hat im Jahr
1980 entdeckt, dass Heidenheim der beste Ort zum Leben und zum Bleiben ist. Für diese
Einschätzung spricht auch die Tatsache, dass er hier 1989 geheiratet hat. „Natürlich eine
Heidenheimerin“, wie er selbst sagt. Sein Wechsel nach Heidenheim war nicht nur ein
Glück für ihn selbst, sondern auch für die Fechterhochburg Heidenheim, erst recht wenn
man bedenkt, dass er davor im Sold der Bundeswehr Mitglied der Sportfördergruppe in
Tauberbischhofsheim war. In Heidenheim verwirklichte sich endlich sein Berufsziel, das
er schon als Schuljunge im heimatlichen Verein FSV Klarenthal im Saarland für sich formuliert hatte: Hier wurde er Trainer im Leistungssport, unter anderem gefördert von seinen Vorbildern Josef Szepeschi und Istvan Javor.
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Mit dem HSB wurde Herr Hauch Deutscher Mannschafts-Meister der Aktiven und schaffte
es 1982 zu einer Teilzeitanstellung im Fechtinternat Heidenheim. Seit 1986 ist er offizieller Trainer im Leistungszentrum, seit 1989 Landestrainer des Württembergischen Fechter-Bundes, seit 2010 Leitender Trainer am Bundesstützpunkt des Deutschen FechterBundes und seit 2013 sportlicher Berater im Vorstand der HSB-Fechtabteilung. Zehn
Jahre lang war er Bundestrainer Junioren und Nachwuchs. Und er richtet seit 28 Jahren
das weltbekannte Internationale Jugend-Turnier Damendegen aus. Die von ihm trainierten Sportler haben in all diesen Jahren rund 250 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen errungen, darunter auch bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften.
Apropos Weltmeisterschaften: Herr Hauch ist dankbar für sein Berufsleben, das ihn in alle
Winkel unserer Welt geführt hat, ein Privileg, das er nach eigenem Bekenntnis ohne den
Fechtsport niemals hätte erleben können. Und auch als Genussmensch, als der er sich
bezeichnet, ist er multikulturell: der Weißwein kommt aus Deutschland, der Rotwein aus
Südafrika und die Zigarren aus Kuba. Lieber Herr Hauch, ich darf Sie mit der Goldenen
Münze des Sports auszeichnen.