Informer Das Kundenmagazin von Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge Ausgabe 41 | November 2015 Informer | Ausgabe 41 | November 2015 Inhalt 2 Editorial Rolf Härdi Mitglied der Geschäftsführung Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH News 12 14 03 KUNDEN + PARTNER Aktuelle Meldungen Titelthema Zeitenwandel im Service Modernisierungsprojekt EcoTrain – Grüner fahren 04 RailServices – Globale Kompetenz in lokalen Märkten 06 Interview mit Rainer Blüm, Geschäftsführer WestfalenBahn GmbH 08 iCOM – Die nächste Generation im Fahrzeugservice10 Große Pläne am Bosporus Erfolgreich in Down Under Japan feiert das Schienenwunder UNTERNEHMEN 110 Jahre Knorr-Bremse 16 18 20 22 E-NEWS-0041-DE Alle Angaben erfolgen unter Vorbehalt der Änderung. Eine gedruckte Fassung dieses Dokuments entspricht daher möglicherweise nicht dem aktuellen Stand. Um die jeweils aktuelle Fassung zu erhalten, kontaktieren Sie bitte eine KnorrBremse Vertretung in Ihrer Nähe oder besuchen Sie unsere Website www.knorr-bremse.com. Die Bildmarke „K“ und die Marken KNORR und KNORR-BREMSE sind eingetragene Rechte der Knorr-Bremse AG. Copyright 2015 © Knorr-Bremse AG – alle Rechte vorbehalten einschließlich angemeldeter gewerblicher Schutzrechte. Knorr-Bremse AG behält sich jegliche Verfügungsgewalt über Vervielfältigungen und Übertragungen vor. Rolf Härdi, Mitglied der Geschäftsführung, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH Liebe Leserin, lieber Leser, weltweit verzeichnet die Eisenbahn seit den vergangenen Jahren einen immensen Aufschwung – das sind erfreuliche Nachrichten für den Schienenverkehr. Gleichzeitig jedoch gibt es mehr Wettbewerb, die Anforderungen steigen und die Passagiere werden anspruchsvoller. Diese Entwicklung, die zunächst vor allem für das Erstausrüstergeschäft galt, setzt sich nun im Service fort. Die Bedürfnisse sind dabei höchst unterschiedlich: Ein chinesischer Metrobetreiber hat ganz andere servicespezifische Anforderungen als ein europäischer HighSpeed-Betreiber oder der Inhaber einer australischen Güterbahn. Aber sie alle sind auf die Betriebsbereitschaft ihrer Fahrzeuge angewiesen – zu jedem Zeitpunkt, an jedem Ort. Dies sicherzustellen ist bei Knorr-Bremse RailServices das oberste Ziel. Eine Information für Kunden und Partner von Knorr-Bremse Impressum: Herausgeber: Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH Marketing: Katharina Bachem Moosacher Straße 80 80809 München Deutschland Tel. +49 89 3547-0 Fax +49 89 3547-2767 www.knorr-bremse.com Umsetzung: KB Media GmbH, Silvia Reichert Layout, Grafik: Cathrin Huber Text: Thorsten Rienth; Logysign Media Druck: Pera Druck GmbH Wir erreichen es auch deshalb, weil wir unsere Serviceleistungen kontinuierlich weiterentwickeln. Ein ganz aktuelles Beispiel: Der Roll-out des bewährten und weltweit einheitlichen Knorr-Bremse Produktionssystems KPS in den Service Centern. Damit bringen wir die Technologiekompetenz aus den Entwicklungs- und Produktionsstandorten in unsere Service Center – mittlerweile in 20 Ländern weltweit. Eine Neuerung, von der die Betreiber ganz unmittelbar profitieren. Dies gilt auch für die nächste Generation des Fahrzeugservices, die Knorr-Bremse gerade auf den Markt bringt: Das Fahrzeugdiagnosesystem iCOM. Es ist ein großartiges Beispiel dafür, wie der Transfer von Smartphones, Tablets und Apps in die Eisenbahnwelt funktionieren kann. Zudem stellen wir Ihnen ein interessantes Modernisierungsprojekt vor, es handelt sich dabei um die Desiro T642-Baureihe bei der Erzgebirgsbahn. Ich freue mich, dass wir mit Rainer Blüm den Geschäftsführer der WestfalenBahn für ein Interview gewinnen konnten. Er berichtet von seinen Erfahrungen mit einem Tauschlager, das Knorr-Bremse für die Instandsetzung von Bremssystemen betreibt. Neben den Neuigkeiten aus dem Servicebereich gibt es weitere spannende Themen in dieser Informer-Ausgabe. Wir berichten vom UIC Highspeed Congress aus Tokio. Über 1.000 Teilnehmer zogen dort Bilanz aus den vergangenen 50 Jahren Hochgeschwindigkeitsverkehr und erörterten die Herausforderungen für das nächste halbe Jahrhundert. Ein Großauftrag aus der Türkei erfüllt uns mit Stolz: Knorr-Bremse wird dort 1.030 Güterwagen mit der neuen kompakten Güterwagenbremse CFCB ausstatten. Und nicht zuletzt freuen wir uns, ein Jubiläum feiern zu können – 110 Jahre Knorr-Bremse. Wir blicken zurück, wie aus Ingenieursleidenschaft ein globaler Konzern entstanden ist. Ich wünsche Ihnen eine interessante Zeit mit dieser Lektüre, Ihr Rolf Härdi 3 Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | News » 4 News Knorr-Bremse eröffnet Niederlassung in Kasachstan Zuwachs für den Knorr-Bremse Konzern in Zentralasien: Zum 15. April 2015 hat Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge in der kasachischen Hauptstadt Astana eine Niederlassung eröffnet. Das neue Unternehmen wird dort ein breites Spektrum an Serviceleistungen anbieten. Zahlreiche in Kasachstan produzierte Personen- und Güterzuglokomotiven sind bereits heute mit Brems- und On-Board-Systemen von Knorr-Bremse ausgerüstet. „Die Tochtergesellschaft ist eine solide Grundlage, um uns mit weiteren Produkten und Lösungen in Kasachstan erfolgreich zu etablieren”, stellte Dr. Robert Wassmer, Vorsitzender der Geschäfts- führung der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH, bei der Eröffnung klar. Dmitriy Danilenko, Generaldirektor der Knorr-Bremse Systems for Rail Vehicles Kazakhstan LLP, erklärte: „Wir werden als erstes Unternehmen hier in Kasachstan Serviceleistungen für modernste Bremssysteme für Personen- und Güterzüge sowie Lokomotiven anbieten.“ Die rasche wirtschaftliche Entwicklung des Landes führt im Schienenverkehr zu einem hohen Modernisierungsdruck. Geplant sind sowohl der Bau von neuen Schienenstrecken als auch die Produktion moderner Schienenfahrzeuge für den gesamten GUS-Raum. Umfangreiche Nachrüstung mit LEADER (iCOM Assist) Bei der größten Güterbahn Europas, der DB Schenker AG, hat die umfangreiche Nachrüstung des intelligenten Fahrerassistenzsystems LEADER (iCOM Assist) begonnen. Insgesamt rüstet das Unternehmen 300 Bestandslokomotiven mit dem System nach und sicherte sich darüber hinaus Optionen für weitere 600 Einheiten. LEADER (iCOM Assist) kann den Energieverbrauch einer Fahrt deutlich senken – im Mittel bei unterschiedlichen Betreibern um mehr als 10% – und reduziert darüber hinaus die verschleißintensiven Zuglängskräfte. Da das System lediglich an die Spannungsversorgung der Lok angeschlossen ist, nicht aber an die Zugsteuerung, ist es nicht zulassungspflichtig. Wetterfest: Sandungssysteme für Metro Shanghai Da die Linie 16 der Metro Shanghai teilweise oberirdisch fährt, gab es wegen ungünstiger Reibwertverhältnisse immer wieder witterungsbedingte Probleme mit den Bremswegen. Gerade bei Metros, die im städtischen Nahverkehr besonders häufig bremsen und anfahren, ist eine hohe Reibung zwischen Rad und Schiene jedoch essenziell. Ein Feldversuch mit Knorr-Bremse Sandungssystemen war so überzeugend, dass sich der Betreiber zur Nachrüstung von 46 U-Bahn-Zügen entschloss. Das Sandungssystem Typ SDN 14, das nun in der Metro Shanghai zum Einsatz kommt, bewährte sich bereits in der überwiegenden Zahl der chinesischen Hochgeschwindigkeitszüge. 5 Knorr-Bremse auf der UrTran2015 Mit der UrTran2015 zog Mitte Juni in Peking eine neue Schienenverkehrsmesse die Aufmerksamkeit der Branche auf sich. „Urban Transportation“ – Personennahverkehr – war das Schlagwort der drei Messetage, an denen Knorr-Bremse seine Lösungen insbesondere für den chinesischen Markt präsentierte. Dies betraf nicht nur Erstausrüster- und Servicegeschäft. Im China International Exhibition Center stellte Knorr-Bremse auch erstmals sein erweitertes Portfolio in China vor: Die neue Marke Knorr-Bremse PowerTech (Energieversorgungssysteme) sowie die jüngst übernommene Selectron Systems AG, mit der Knorr-Bremse seine Produktpalette um Komponenten und Lösungen für die Automatisierung von Schienenfahrzeugen vergrößerte. Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Titelthema 6 7 Globale Kompetenz in lokalen Märkten Im Service müssen die Wege kurz sein. Knorr-Bremse ist deshalb vor Ort – mit exzellent ausgebildeten Mitarbeitern und in mehr als 30 Service Centern in 20 Ländern weltweit. Für Knorr-Bremse RailServices sind sie die Basis, um innovative, energieeffiziente und kostenreduzierte Lösungen ein komplettes Fahrzeugleben lang zur Verfügung zu stellen. Der Rollout des Knorr-Bremse Produktionssystems KPS in den Service Centern, das neue Service-Tool iCOM sowie bedarfsgerechte Modernisierungen sind die Stichworte der Stunde. Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Titelthema „Eine schnelle Aufarbeitung wäre sonst nicht möglich gewesen“ Bei der Überholung ihrer Bremssysteme setzt die WestfalenBahn GmbH auf ein Tauschlagerkonzept. Die Redaktion des Informers sprach mit Geschäftsführer Rainer Blüm über die Vorzüge. 8 Informer: Herr Blüm, wie organisierte die WestfalenBahn GmbH die Instandhaltung der Bremssysteme vor dem Start des Tauschlagers? Unsere Fahrzeuge sind angemietet und wurden im Jahr 2007 ausgeliefert – mit einem geleasten Ersatzteilpaket. Dadurch hatten wir zur Betriebsaufnahme einen eigenen Tauschpool der wichtigsten Bremskomponenten im Lager. Das Konzept eines Tauschlagers gewann schließlich vor der Hauptuntersuchung und der darin enthaltenen großen Bremsrevision Br3 an Aktualität. Da alle Triebwagen innerhalb weniger Monate ausgeliefert wurden, standen folglich auch die „HUs“ relativ geballt an. Die Durchlaufzeiten betragen beim dreiteiligen Triebzug „FLIRT“ drei Wochen. Innerhalb dieser Zeit müssen unter anderem die Bremskomponenten durchgetauscht und im Triebwagenverband wieder geprüft werden… … eine sportliche Aufgabe. Das war genau der Punkt: Eine schnelle Aufarbeitung der Komponenten wäre in dieser kurzen Zeit sicherlich nicht zu realisieren gewesen. Als relativ kleiner Betreiber war es uns extrem wichtig, mit erfahrenen Instandhaltern zusammenzuarbeiten. Die Züge übergeben wir deshalb komplett unserem „HU“-Dienstleister, der DB Fahr- zeuginstandhaltung. Mit Knorr-Bremse arbeiteten wir das Konzept eines Tauschlagers aus und schnitten es gemeinsam auf unsere Bedürfnisse und Möglichkeiten zu. Wie sieht der Ablauf in der Instandhaltung hinsichtlich der Bremssysteme konkret aus? Die Organisation der Aufarbeitung sowie die Logistik laufen über Knorr-Bremse. Dadurch bekommt die DB Fahrzeuginstandhaltung das notwendige Material stets zeitnah zur Verfügung gestellt. Bei der „HU“ werden die Bremskomponenten ausgebaut und in vorkonfektionierten Transportbehältern zum Service Center von Knorr-Bremse nach Berlin transportiert. Gleichzeitig liegt in Krefeld, wo die Fahrzeuge überholt werden, immer ein Tauschsatz bereit. Die WestfalenBahn GmbH setzt das Konzept nun seit etwas mehr als einem Jahr um. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen? Es ist der Professionalität aller Beteiligten zu verdanken, dass auf die üblichen kleineren Startschwierigkeiten schnell reagiert werden konnte. Die Termine werden eingehalten, der Rücklieferanteil sorgsam kontrolliert und auf eventuelle Lieferabweichungen sofort reagiert. Vertrieb, Service Center und Ansprechpartner von Knorr-Bremse arbeiten mit unserer Werkstatttruppe hervorragend zusammen. Der „One-face-to-the-customer“Ansatz ist auf dieser operativen Ebene gut umgesetzt. Aber Verbesserungspotenziale gibt es natürlich immer. Bei der technischen Betreuung könnten wir die Zusammenarbeit zum Beispiel noch intensivieren. Was sind aus Betreibersicht die Pluspunkte eines Tauschlagers? Wir können kurze Durchlaufzeiten halten und das Fahrzeug steht unserem Betrieb wieder pünktlich zur Verfügung. Verzögerungen durch Materialmangel entstehen schließlich gar nicht erst. Wir profitieren von der Entscheidung aber auch an anderen Stellen, etwa bei Schulungen, sonstigem Wartungsmaterial oder Serviceleistungen. Welche Erweiterungspotenziale sehen Sie beim Tauschlager-Konzept im Sinne eines möglichst großen Nutzwerts? Zum Jahresende bekommen wir weitere 28 Triebwagen. Die 15 „FLIRT“-Vierteiler fahren im Emsland zwischen Münster und Emden. Die 13 sechsteiligen „KISS“-Doppelstockwagen kommen zwischen Rheine und Braunschweig sowie Bielefeld und Braunschweig zum Einsatz. Die enge Zusammenarbeit sollte auch bei der Hauptuntersuchung dieser Züge bestehen. Da erhoffen wir uns natürlich auch weitere Synergie- und Einsparungseffekte. WestfalenBahn GmbH Die WestfalenBahn GmbH ist ein regional verankertes Eisenbahnverkehrsunternehmen, wurde 2005 von vier Gesellschaftern gegründet und fährt seit 2007 Züge des Nahverkehrs in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die WestfalenBahn GmbH befördert jährlich rund 12 Mio. Fahrgäste auf 4,1 Mio. Zugkilometern im über 300 Kilometer langen Teutoburger-Wald-Netz. Ab 13. Dezember 2015 kommen Emsland- und Mittellandnetz und damit weitere 5,4 Mio. Zug-km/Jahr dazu. Momentan sorgen über 200 WestfalenBahnMitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für Sicherheit, Pünktlichkeit und Komfort in den Zügen. ▲ Die „FLIRT“-Triebzüge haben sich im Bestandsnetz der WestfalenBahn bewährt. 9 Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Titelthema Die nächste Generation im Fahrzeugservice Wie sieht der Transfer der neuen Welt aus Smartphones, Tablets und unzähligen Apps in die Eisenbahnwelt aus? Mit dem System iCOM gibt Knorr-Bremse eine Antwort darauf. Es bietet eine offene und flexible Plattform für Diagnosen, Fahrerassistenz und weitere Applikationen. 10 ▲ Tablets, Smartphones und App erhalten mit iCOM Einzug in die Eisenbahnwelt und generieren dort echten Mehrwert iCOM ist adaptierbar an die verschiedenen Zugarchitekturen und stellt die Verbindung zu den im Fahrzeug wesentlichen Zugsystemen her. Das System besteht aus OnBoard-Geräten, einer Fahrzeug-StreckenKommunikation und einem Backoffice sowie zahlreichen Applikationen. Technologisch betrachtet besitzt es Plattformcharakter: iCOM entspricht dem Smartphone. Die iCOM-Funktionalitäten sind Apps, die das Smartphone zu dem machen, was es ist – smart. Die App iCOM Monitor verbindet etwa hochentwickelte Mess- und Analyseverfahren mit automatisierten Diagnosen. Das Fahrerassistenzsystem LEADER (iCOM Assist) unterstützt eine möglichst effiziente Fahrweise. Das Energy Metering (iCOM Meter) liefert eine ebenso verlässliche wie exakte Entscheidungsgrundlage für weitere Optimierun- gen sowie die Abrechnungen von Energiekosten. Auf einer einzigen übersichtlichen Benutzeroberfläche bündelt das iCOM Backoffice schließlich sämtliche Daten. Bei einem namhaften deutschen Straßenbahnbetreiber läuft aktuell ein umfangreicher Feldversuch. Damit Kunden das System mit Funktionalitäten in Form von Apps auf ihre spezifischen Anforderungen hin erweitern kön- - - - - ▲ iCOM verbindet die Zustandsdiagnosen von Systemen und Produkten am Schienenfahrzeug, die bislang aufwendig einzeln betrachtet werden mussten nen, verwendet iCOM als erstes System im Eisenbahnsektor einen offenen Standard. Der „Android-Charakter“ der offenen Architektur macht das System im Sinne von „Industrie 4.0“ extrem flexibel. Monitor mit ihrer präventiven Diagnose zur frühzeitigen Erkennung von Verschleiß und Schäden stellt daher hinsichtlich Stillstandzeiten und unerwarteter Zugausfälle eine ganz wesentliche Optimierung dar. sentlichen Produkte des Gesamtsystems. Bei Bremssystemen können dies beispielsweise Bremssteuerung, Luftbeschaffungsanlagen, Bremsscheibe oder Ventile sein. Bei Türsystemen Antriebe und Führungen; bei einem Klimasystem die Lufterhitzer, Luftfilter oder die Lüftermotoren. Betreiber erhalten auf diese Weise frühzeitig Hinweise darauf, wenn die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls am Fahrzeug in wesentlichem Maße ansteigt – und können rechtzeitig die nötigen Schritte einleiten. Weitergehende Einsatzszenarien wie beispielsweise die Verbindung zwischen iCOM Monitor und den Instandhaltungstätigkeiten und -systemen sind ebenfalls denkbar. Wird die näher rückende Instandhaltung eines bestimmten Fahrzeugsystems erkannt, ließen sich durch eine Verbindung zum Ersatzteilmanagement bereits proaktiv die nötigen Ersatzteile oder Werkzeuge bestellen, personelle Ressourcen einplanen oder Kapazitäten im Fahrzeugdepot schaffen. Das Ergebnis ist ein schlankerer und effizienterer Instandhaltungsprozess. Rückwirkungsfreiheit ermöglicht spezifische Weiterentwicklungen Zustandsabhängige Instandhaltung mit der App iCOM Monitor Bislang bestimmen noch größtenteils vorgegebene Intervalle die Wartung von Schienenfahrzeugen sowie deren Subsystemen. Weil die Transparenz von Produktstatus und Leistung eingeschränkt ist, sind unerwartete Ausfälle und suboptimale Wartungszeiten die Folge. Die App iCOM Um Mängel zuverlässig identifizieren zu können, erweitert das System Produktund Systemdaten um historische und Umfelddaten. Darüber hinaus greift es auf die Daten der in verschiedenen Fahrzeugsystemen verbauten Sensoren zu, unter anderem solche für die Detektion von Vibration, Temperatur oder Beschleunigung. Daraus generiert es Statusmeldungen und Wartungsempfehlungen für alle we- App wie iCOM Monitor, iCOM Assist oder iCOM Meter sind nur der Anfang. Die künftigen Grenzen in der Nutzung setzt praktisch nur die Kreativität der Applikationsentwickler. Die Schnittstellen nach außen beziehungsweise zu bestehenden Kunden-Tools sind klar definiert. Die Rückwirkungsfreiheit sorgt dafür, dass auch zukünftige Applikationen kostengünstig in ein bestehendes System integriert oder dieses jederzeit erweitert werden kann. Zudem stellt sie sicher, dass iCOM sicherheitskritische Systeme nicht beeinflusst und sämtliche Sicherheitsaspekte nach wie vor den jeweiligen Produkten und Systemen zugeordnet bleiben. 11 Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Titelthema 12 Zeitenwandel im Service Durch den Wandel im Schienenverkehr muss sich auch die Infrastruktur im Service weiterentwickeln. Knorr-Bremse beginnt deshalb gerade damit, sein bewährtes und weltweit einheitliches Knorr-Bremse Produktionssystem (KPS) in den Service Centern einzuführen. 40 Jahre und mehr kann ein Fahrzeugleben heute ohne Probleme betragen. Wenn Betreiber ihre Flotten und Kapazitäten über diese Zeit hinweg verlässlich planen wollen, ist die komplette Betriebsbereitschaft der Fahrzeuge unerlässlich. Die Anforderungen an den Nachmarkt ähneln dadurch immer mehr denjenigen aus dem Erstausrüstergeschäft. Knorr-Bremse begegnet dem Trend, indem es sein bewährtes Produktionssystem aus dem OEM-Geschäft, das KnorrBremse Produktionssystem (KPS), auch im Service implementiert. „Damit setzen wir im Service künftig genau auf jene Prozesse, Tools und Prüflandschaften, mit denen wir uns im Erstausrüstergeschäft einen hervorragenden Ruf erarbeitet haben“, erklärt Manuela Sergizzarea, die das Projekt bei Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge verantwortet. „Im Mittelpunkt stehen zuverlässige Liefertermine, kurze Durchlaufzeiten sowie eine nochmals gesteigerte Qualität.“ Mit der Implementierung bringt Knorr-Bremse einerseits Technologiekompetenz aus den Entwicklungsund Produktionsstandorten in die mehr als 30 Service Center in 20 Ländern. „Andererseits berücksichtigen wir die spezifischen Gegebenheiten im Service“, erläutert Sergizzarea. Die besten Lösungen im weltweiten Roll-out Natürlich: Die Rahmenbedingungen zwischen OEM- und Servicegeschäft unterscheiden sich bisweilen deutlich. So sind im Erstausrüstergeschäft die Stückzahlen höher. Dagegen ist im Service mehr Flexibilität der höchsten Service Center Ebene. Die Best-Practice-Lösungen gehören dabei zu den ganz zentralen Themen. Diese Priorisierung zeigt Erfolg: Ein neues Demontagewerkzeug, das in einem chinesischen Service Center entwickelt wurde und bei der tagtäglichen Arbeit zahlreiche Vorteile mit sich bringt, steht dafür beispielhaft. Schon heute ist es in fünf Service Centern im Einsatz – weitere werden bald folgen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Servicegeschäft werden geschont, Produktlebenszyklen verlängert und der CO2-Fußabdruck verkleinert. Dieser Ansatz setzt sich auch im Betrieb der Service Center fort. Solar-Deckenspots unterstützen die Lichtversorgung. Die warme Abluft aus den Räumen der Druckluftkompressoren heizt im Winter die Halle mit. Auch die neue Trockeneisreinigung – sie löst die Hochdruckreinigung mit Wasser ab – passt in dieses Bild. Dank ihr entfallen Dieseltanks ebenso wie die Entsorgung von kontaminiertem Wasser. Und sie erzeugt keine Sekundärabfälle: Trockeneis wird schließlich als Nebenprodukt anderer industrieller Verfahren gewonnen. Knorr-Bremse bekennt sich zum integrierten Umweltschutz und fördert die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher und ressourcenschonender Technologien – selbstverständlich auch in den Service Centern. Beim Remanufacturing von jährlich mindestens 5.000 Ventilen bis zum Jahr 2025 lassen sich zum Beispiel größtenteils gebrauchte Komponenten wiederverwerten. Nur ein kleiner Teil der Ersatzteile muss tatsächlich erneuert werden. Ressourcen ▲D ie hocheffektive Trockeneisreinigung wurde als Standard für die Service Center definiert. ▲ gefragt. Bei der KPS-Implementierung geht es deshalb um mehr, als lediglich Bewährtes an anderer Stelle zu übernehmen. „Wir tragen das Know-how aus unserem Center of Excellence in der Konzernzentrale in die weltweiten Service Center hinaus“, beschreibt Sergizzarea das Grundprinzip. Dabei werden auch neue Technologien untersucht und nach eingehender Analyse und Erprobung zum Standard erhoben. Eine von der Zentrale in München gemeinsam mit ausgewählten Standorten erprobte, hocheffektive Oberflächen-Trockeneisreinigung wurde etwa für den Einsatz in den Service Centern adaptiert und als beste technische Lösung befunden. Sie ist sehr schnell, basiert nicht auf Flüssigkeiten und steht für eine enorme Reinigungsqualität. Als BestTechnical-Lösung wurde sie für die Service Center als Standard definiert. Gleiches gilt auch für Best-Practice-Lösungen der verschiedenen Service Standorte. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Service Center voneinander lernen und ihre Erfahrungen austauschen“, erklärt Sergizzarea. Um den Austausch zu fördern, trifft sich einmal im Jahr ein Kreis von Managern Service Center Leiter Pontus Johnsson ist stolz auf die eigene Lackieranlage im Service Center Lund, Schweden 13 Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Titelthema Grüner fahren „EcoTrain“ nennt die Erzgebirgsbahn das aktuelle Projekt, bei dem sie einen dieselbetriebenen Desiro VT 642-Erprobungsträger mit Hybridantrieb aus- stattet. Knorr-Bremse liefert die neue Bremssteuerung und legt sie auf eine möglichst umfangreiche Energierückgewinnung aus. Elektrische Energie beim Bremsen zurückzugewinnen ist in elektrisch betriebenen Fahrzeugen nichts Neues. Ein Generator wandelt dazu einen Teil der Bewegungsenergie in elektrischen Strom um. Das Fahrzeug speist ihn ins Stromnetz. Rekuperator ist der Fachbegriff für diese Art von Bremskraftwerk, das in modernen Fahrzeugen längst zur Grundausstattung gehört. Anders bei Dieselfahrzeugen. Hier geht die Bremsenergie größtenteils als Abwärme verloren. 14 GroSSer Nutzen aufgrund zahlreicher Haltestellen Die Chemnitzer Erzgebirgsbahn hebt diese bislang geltende Logik nun mit einer neuen hybridbasierten Antriebsplattform auf. Acht alternative Hybridisierungskonzepte untersuchte sie mit den Projektpartnern des Dresdner Fraunhofer Instituts sowie den Technischen Universitäten Dresden und Chemnitz. Die Entscheidung fiel schließlich auf ein serielles Einmotorenkonzept auf dieselelektrischer Basis – elektrische Energieerzeugung sowie der rein elektrische Antrieb sind also getrennt. „Im Automobilbereich ist die Hybridisierung schon lange ein Thema – uns geht es darum, die Technologie auch im Schienenbereich voranzubringen“, erklärt Sören Claus, der das Projekt zusammen mit Claus Werner leitet und gemeinsam mit dem Leiter Verkehrsbetrieb bei der Erzgebirgsbahn, Wolfgang Leibiger, umsetzt. Dass bei dem Thema gerade seine Bahn vorangeht, ist aus mehreren Gründen kein Zufall: Über 70 Haltestellen fährt die Bahn auf ihrem 217 Kilometer langen Streckennetz zwischen Chemnitz, Zwickau und Johanngeorgenstadt an. Je öfter ein Zug auf einer nicht elektrifizierten Strecke bremst und wieder anfährt, desto größer ist der Effekt der neuen Technik. Die Bremsenergie geht nicht mehr ungenutzt verloren, vielmehr speist jeder Bremsvorgang neuen Strom in die Akkus. 44 Jahre lang betreibt die Deutsche Bahn AG ihre Triebzüge im Durchschnitt. „Die 642er der Erzgebirgsbahn sind jetzt 15 Jahre alt“, sagt Claus. „Das ist ein guter Zeitpunkt, um ihnen neues Leben einzuhauchen.“ Außerdem sind die 642-Triebzüge in der DB-Flotte umfangreich vertreten. „Bewährt sich das Hybridkonzept, ist eine Ausweitung auch über die 16 Triebzüge der Erzgebirgsbahn hinaus denkbar.“ Neues Antriebskonzept erfordert Änderungen am Fahrzeug Wo immer neue Antriebskonzepte in bestehende Fahrzeuge integriert werden, ist eine Reihe von Neuerungen nötig. Allen voran gilt das für die Entwicklung eines Speichersystems. Bei dem vom Bundes- verkehrsministerium geförderten Projekt setzt man auf ein modulares Kombispeichersystem von Supercap- und Lithiumionen-Speichern. Das soll die Stärken der einzelnen Technologien vor dem Hintergrund des jeweils aktuellen Betriebszustands bestmöglich ausspielen. Der Austausch des Bestandsmotors durch mit dem Energiemanagement und der Antriebssteuerung. Neue Bremssteuerung soll Rekuperationspotenzial möglichst umfangreich ausschöpfen Die „EcoTrains“ werden letztlich auch von einem neuen Bremssystem zum Stehen gebracht. Knorr-Bremse passt die neue Bremssteuerung an das Hybridkonzept an. Was vorher mit einem Retarder erfolgte, übernimmt künftig die elektrische Bremse. „Im Mittelpunkt steht dabei, möglichst viel vom Rekuperationspotenzial 15 den dieselelektrischen Antrieb ist ein weiterer Dreh- und Angelpunkt. Die so reduzierte installierte Dieselantriebsleistung bringt dem Betreiber doppelten Nutzen. Sie senkt einerseits den Kraftstoffverbrauch. Andererseits reduzieren die geringeren Motorbetriebsstunden den Instandhaltungsaufwand. Für die sequenzielle Zu- und Abschaltung des Motors wird die Motorsteuerung weiterentwickelt. Techniker verknüpfen zudem die übergeordnete Fahrzeugsteuerung Das neue Antriebskonzept bedeutet aber auch ein höheres Gewicht an den Drehgestellen und Radsätzen. Wie computersimulierte Festigkeitsberechnungen ergaben, führt das Mehrgewicht zu kritischen Spannungszuständen. Das Naheliegende, nämlich einfach auf vorhandene Drehgestelle zurückzugreifen, ist nicht möglich. Kollisionspunkte im Mittelträger und am Drehgestellrahmen verhindern diese Option. Also entwickelt man ein gänzlich neues Drehgestell. auch tatsächlich abgreifen zu können“, erklärt Achim Steckert, der das Projekt bei Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge betreut. Im Frühjahr 2016 soll das erste umgerüstete Fahrzeug als Erprobungsträger auf die Schiene kommen. Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Kunden + Partner 16 GroSSe Pläne am Bosporus Der gröSSte türkische Güterwagenbauer, Tüdemsas, rüstet eine erste Tranche seiner neuen Güterwagen mit der kompakten Güterwagenbremse CFCB aus. Am Knorr-Bremse Standort in Budapest erhöht der Auftrag die Produktion innerhalb von wenigen Monaten um das Dreifache. Es sind wahrlich ehrgeizige Projekte, mit denen die Türkei bis zum hundertsten Gründungsjubiläum der Republik im Jahr 2023 ihre Infrastruktur stärken will: ein neuer Großflughafen in Istanbul, eine zusätzliche Kanalverbindung zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer oder eine dritte Brücke über den Bosporus. Einmal fertiggestellt, soll sie mit einer Spannweite von mehr als 1.400 Metern die längste Hänge- und Schrägseilbrücke der Welt sein. Neue Häfen, Schnellstraßen, Autobahnen und der Ausbau der Schienenverkehrsnetze sind weitere Eckpfeiler des Programms. VerschleiSSarm, leicht und extrem schnell zu montieren Wo Länder ihre Transportkapazitäten ausbauen, braucht es auch Transportmittel. So wurde der größte türkische Güterwagenbauer, Tüdemsas, Tochter der staatlichen Eisenbahngesellschaft Türkiye Cumhuriyeti Devlet Demiryolları (TCDD), mit der Produktion zahlreicher neuer Güterwagen beauftragt. Bei den Bremssystemen für die ersten nun abgerufenen 1.030 Güterwagen entschied sich Tüdemsas für die Güterwagenbremse CFCB (Compact Freight Car Brake) von Knorr-Bremse. Die kompakte Bremse ist verschleißarm und durch ihre Leichtbaukonstruktion erheblich leichter als eine konventionelle Bremsausrüstung. Einige hundert Kilogramm Gewicht lassen sich mit ihr bei einem vierachsigen Güterwagen im Vergleich zur konventionellen Bremsausrüstung einsparen. Weniger Gewicht bedeutet im Eisenbahnverkehr immer auch weniger Energieverbrauch oder eine größere Zuladung bei gleichbleibendem Energieverbrauch. Die direkte Kraftübertragung der Bremse schafft einen hohen Wirkungsgrad. Ein automatischer Gestängesteller ist integriert. Wegen der nur vier Aufhängepunkte zum Drehgestell ist die Montage der Bremse zudem extrem unkompliziert. An jedem der neuen Güterwagen installieren die Mechaniker zwei Bremsen. 17 ▲ CFCB-Produktion im Knorr-Bremse ▲ Güterwagen mit Rgns-Wagen in Sivas, Türkei – Knorr-Bremse lieferte hierfür die Güterwagenbremse CFCB Güterwagenzentrum in Budapest Durchbruch auf dem Massenmarkt Für die CFCB kommt der Auftrag aus der Türkei einem Durchbruch gleich. Fertigte Knorr-Bremse in der Vergangenheit pro Jahr zwischen 1.000 und 1.500 CFCB-Einheiten, werden es in diesem Jahr rund 3.500 sein. „Das bedeutet für uns in kürzester Zeit eine Verdreifachung der Produktion“, schlussfolgert Istvan Hegedus, der bei Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge das Güterwagengeschäft in Europa verantwortet. Am Güterwagenzentrum des Konzerns im ungarischen Budapest war deshalb einiges an Veränderung nötig. „Wir haben die Kapazitäten sehr schnell aufgebaut, unsere Prozesse weiter verschlankt – inzwischen liefern wir jeden Monat die Ausrüstungen für etwa 200 Güterwagen“, erklärt Hegedus. Obwohl der Auftrag erst im November vergangenen Jahres einging, werden die CFCBs für die ersten 1.030 Wagen noch bis Ende 2015 ausgeliefert sein. Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Kunden + Partner Erfolgreich in Down Under Vor gut zwei Jahren bündelte Knorr-Bremse seine in Australien laufenden Geschäftsaktivitäten und Servicekapazitäten unter einem Dach in Granville, New South Wales. Mit drei Großaufträgen aus dem Eisenerztransport- und Passagiergeschäft baut Knorr-Bremse seine Marktpräsenz auf dem Kontinent nun deutlich aus. Für 75 neue Züge, die der Betreiber Queensland Rail bei Bombardier Transportation bestellte, entwickelt Knorr-Bremse Bremsund Klimasysteme. Beim Bergbauunternehmen BHP Billiton Iron Ore ersetzt es die konventionellen Bremssysteme von 4.600 Güterwagen durch elektropneumatische Bremssysteme. Und in Sydney erhalten die Tangara-Vorortzüge 1.800 neue leichte Türsysteme. 18 Neueste Technik für Sydneys Nahverkehr „Tangara“ kommt aus einer Aborigine-Sprache und bedeutet „sich fortbewegen“. Um die Türen dieser dritten Generation der Sydneyer Nahverkehrszüge auf den aktuellsten Stand der Technik zu bringen, ließ der Betreiber Sydney Trains neue und besonders leichte Türflügel installieren sowie technologisch weiterentwickelte Türführungen. Beide verbessern die Zuverlässigkeit und Sicherheit und verlängern die Lebensdauer der Flotte. Queensland Rail erweitert Flotte Dies sind auch die Ziele des umfangreichen Flottenmodernisierungs- und Erweiterungsprogramms bei Queensland Rail, dem zweiten Großauftrag für Knorr-Bremse Down Under. Herzstück der Bremssysteme in den 75 Elektrotriebzügen mit insgesamt 450 Wagen sind EP-Steuerungen. Hinzu kommen gewichtssparende Bremsscheiben mit kompakten Bremszangen, ölfreie Kompressoren sowie Sandungssysteme der neuesten Generation. Sie senken den Sandverbrauch spürbar, indem sie die Sandmenge nicht mehr pauschal, sondern geschwindigkeitsabhängig dosieren. Auch die Klimasysteme sind speziell auf das heiße und feuchte Klima des Bundesstaats im Osten Australiens aus- gelegt. Der erste Zug soll gegen Ende 2015 ausgeliefert und vor der für Mitte 2016 geplanten Inbetriebnahme im Schienennetz ausgiebig getestet werden. Bis voraussichtlich Sommer 2018 soll der Auftrag abgeschlossen sein. Für die nächsten 30 Jahre liegt zudem die Instandhaltung und Überholung der Systeme in der Verantwortung von Knorr-Bremse. „Erfahrene Mitarbeiter, die auf modernstes Testequipment zurückgreifen können, betreuen die Systeme über den kompletten Lebenszyklus hinweg“, erklärt Michael McLellan, Geschäftsführer von Knorr-Bremse Australien. „Lokale System- und RAMS-Ingenieure (Reliability, Availability, Maintainability, Safety) stehen bereit, um den Betreiber jederzeit zu unterstützen und die höchstmögliche Zuverlässigkeit der Systeme sicherzustellen.“ Systeme für kilometerlange Züge Der dritte Auftrag kommt vom Bergbauunternehmen BHP Billiton Iron Ore. Mit einer eigenen Eisenbahnlinie verbindet es seine Minen im Norden Westaustraliens mit den Tiefwasserhäfen an der Küste. Züge von knapp drei Kilometer Länge und einem Gesamtgewicht von nahezu 30.000 Tonnen sind dabei keine Seltenheit. Nun lässt das Unternehmen seine Flotte von 4.600 pneumatisch gebremsten Eisenerzwagen mit elektropneumatischen EP 60-Bremssystemen der nordamerikanischen Tochtergesellschaft New York Air Brake (NYAB) aufrüsten. Anders als bei konventionellen Systemen übertragen sie die Bremssignale nicht mehr pneumatisch – und damit lediglich etwa in Schallgeschwindigkeit – entlang des Zuges an die einzelnen Wagen, sondern elektronisch über ein Kommunikationsnetzwerk. Erst an den Drehgestellen selbst wird das Signal schließlich pneumatisch umge- setzt. Der Zug lässt sich dadurch deutlich effizienter steuern: Die Resultate sind stark reduzierte Zuglängskräfte und Einsparungen bei Treibstoff und Fahrtdauer. Ist die Aufrüstung abgeschlossen, wird die BHP-Flotte aus fast 9.000 mit elektropneumatischen EP 60-Systemen von NYAB ausgestatten Eisenerzwagen bestehen. ▲ Der weltweite Marktführer im Schienenverkehr Bombardier Transportation setzt bei der Ausrüstung seiner neuen NGR-Züge auf Systeme von KnorrBremse. ©2015, Bombardier Inc. bzw. Tochtergesellschaften. Alle Rechte vorbehalten. 19 Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Kunden + Partner Japan feiert das Schienenwunder Vor über 50 Jahren begann in Japan das Zeitalter des Hochgeschwindigkeitsverkehrs auf der Schiene. Als Bremsausrüstungslieferant für den Shinkansen-Zug ist Knorr-Bremse Teil der Erfolgsgeschichte. 20 Als der japanische Kaiser Hirohito am 1. Oktober 1964 das Signal setzt, ist der Weg frei für eine rasante Fahrt: grünes Licht für die Jungfernfahrt des Shinkansen, des weltweit ersten Hochgeschwindigkeitszugs. Mit bis zu 210 km/h war der damals schnellste Zug der Welt auf der eigens für ihn konstruierten Strecke zwischen Tokio und Osaka unterwegs. Er ist ein Wunderwerk der Technik. Inzwischen misst das Streckennetz in Japan über 2.000 Kilometer und durchzieht das ganze Land. Eine Erfolgsgeschichte, die auch Anfang Juli reflektiert wurde, als sich die Spitzen des weltweiten Schienenverkehrs auf dem UIC Highspeed Congress in Tokio trafen. Fachausstellung, Bilanz und Ausblick Knorr-Bremse gehörte zu den Hauptsponsoren des Kongresses. Dr. Dieter Wilhelm, Vorstandsmitglied und verantwortlich für den Bereich Systeme für Schienenfahrzeuge, schnitt mit das Eröffnungsband durch. Darüber hinaus bereicherte Knorr-Bremse den Kongress auch inhaltlich, etwa mit Vorträgen zur nächsten Generation der zustands- ▲D r. Dieter Wilhelm (Bildmitte), Vorstandsmitglied bei Knorr-Bremse und verantwortlich für den Bereich Systeme für Schienenfahrzeuge, gehörte zu der offiziellen Delegation, die feierlich das Eröffnungsband durchschnitt. sentierte neben der Radbremsscheibe des Shinkansen und der Hochleistungsbremszange auch ein Bremssteuerungsmodul für Hochgeschwindigkeitszüge sowie die verschleißfreie Wirbelstrombremse, die im Velaro Deutschland zum Einsatz kommt. Ebenfalls mit dabei: Das das neue Türsystem der Knorr-Bremse Tochter IFE sowie das Fahrzeugdiagnosesystem iCOM. Hochgeschwindigkeit in Japan: Sicher und pünktlich basierten Wartung oder zu den Herausforderungen bei Tür- und Bremssystemen für Hochgeschwindigkeitsanwendungen. Die über 1.000 Teilnehmer zogen Bilanz der vergangenen 50 Jahre Hochgeschwindigkeitsverkehr und erörterten die Herausforderungen für das nächste halbe Jahrhundert. Parallel zeigte eine Fachausstellung die neuesten Entwicklungen der Hochgeschwindigkeitssysteme. Knorr-Bremse prä- Mit über 300 km/h sind die ShinkansenZüge heute unterwegs. Nur leistungsfähigste Bremssysteme können sie aus diesen Geschwindigkeiten sicher und vor allem schnell zum Stehen bringen. In Japan ist dies ganz besonders gefragt: Die geforderten Verzögerungswerte sind extrem, um den Zug im Falle eines Erdbebens per Notbremsung umgehend anhalten zu können. Gleichzeitig sind die Shinkansen-Züge für ihre Pünktlichkeit bekannt. Das liegt zum einen am separaten Hochgeschwindigkeitsnetz. So müssen die Züge keine Rücksicht auf Nah- und Güterverkehr nehmen. Zum anderen verdanken sie ihre Pünktlichkeit auch den sehr zuverlässigen Bremssystemen – und damit unter anderem Knorr-Bremse. Der Einstieg in den japanischen Hochgeschwindigkeitsmarkt gelang dem Unternehmen im Jahr 2010. Damals bestellte der Betreiber East Japan Railway Company für die Verlängerung der Shinkansen-Linie Tohoku Fahrzeuge der Shinkansen-Generation E5. Um zum Flugzeug konkurrenzfähig zu bleiben, musste der Zug die nun bis Aomori erweiterte Strecke innerhalb von drei Stunden zurücklegen. Dazu wurde eine auf 320 km/h erhöhte Spitzengeschwindigkeit nötig – die wiederum ein wesentlich leistungsfähigeres Bremssystem erforderte. Knorr-Bremse liefert Shinkansen-Hochleistungsausrüstung Bei den Bremskomponenten für die Motordrehgestelle der 23 Züge fiel die Wahl auf Knorr-Bremse. Es entwickelte eine spezielle kompakte und gewichtsreduzierte Bremszangenvariante und legte Bremsscheiben sowie flexible ISOBAR-Sinter-Beläge auf die Notbremsanforderungen im Erdbebenfall aus. Anschlussaufträge für die ShinkansenGenerationen E6 und E7 folgten. Zwischenzeitlich rüsteten auch West Japan Railway Company und Hokkaido Railway Company ihre neuen Zuggenerationen mit Bremssystemen von Knorr-Bremse aus. 21 Informer | Ausgabe 41 | November 2015 | Unternehmen 22 110 Jahre Knorr-Bremse: Aus Ingenieurs-Leidenschaft entsteht ein globaler Konzern Georg Knorr hatte eine klare Zukunftsvision: Die besten und zuverlässigsten Bremssysteme der Welt bauen. Nach der Gründung 1905 entwickelte sich das Unternehmen bald zum Marktführer und setzte in den kommenden Jahrzehnten als technologischer Schrittmacher weltweit Standards im Schienenverkehr. 1985 begann eine neue Ära für Knorr-Bremse. Heinz Hermann Thiele, heute Vorsitzender des Aufsichtsrats, strukturierte als Vorstandsvorsitzender den Konzern neu und startete die internationale Expansion in vielversprechende Märkte. Seither wächst der Konzern stetig, auch durch Zukäufe, und hat 2014 mit 5,2 Milliarden Euro Umsatz und knapp 24.000 Mitarbeitern einen neuen Rekord gebrochen. Die wichtigsten Marksteine 1905 Mit guten Ideen und Beharrlichkeit zum Erfolg Georg Knorr gründet die Knorr-Bremse GmbH in Berlin unter Beteiligung der Loewe & Cie AG. Seit rund zwölf Jahren tüftelt er schon als Inhaber der Firma Carpenter & Schulze daran, Druck- luftbremsen für Züge zu verbessern. Seine Knorr-Schnellbremse K1 bremst Personenzüge rascher, sicherer und vor allem ohne die gefürchteten Stöße. 1918 Durchbruch mit der Güterzugbremse Knorrs Shootingstar wird die durchgehende, mehrlösige Güterzugbremse (KunzeKnorr-Bremse). Bis dahin waren über einen langen Zug Bremser verteilt, die auf einen Pfiff der Lok hin per Handkurbel die Bremsen anlegten. Knorr-Bremse stattet als nahezu alleiniger Lieferant Güterwagen in Deutschland und in anderen europäischen Ländern mit den neuen Bremsen aus und hilft so entscheidend dabei mit, den Eisenbahnbetrieb schneller und sicherer zu gestalten. 1931 Neue Standardbremse für Züge Die Hildebrand-KnorrBremse (Hik-Bremse) wird international vorgeführt, 1933 folgt die Personenzug-Bremse, im Jahr 1934 die Schnellzug-Bremse. Schließlich ist die Hik-Bremse in 17 Ländern Standard; bis 1955 kommen 280.000 davon zum Einsatz. 1945–1949 Schwere Zeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Lichtenberger Stammwerk in Berlin, im sowjetischen Sektor gelegen, völlig demontiert und im Zuge von Reparationsleistungen enteignet. Mitarbeiter retten einige Konstruktionsunterlagen. 1946 erfolgt die Neugründung der KnorrBremse GmbH in Volmarstein, ab 1953 ist München der neue Firmensitz. Mithilfe des amerikanischen Marshallplans baut die neue Deutsche Bundesbahn 18.000 neue Güterwagen. Knorr-Bremse stattet sie mit Bremsen aus. 1953 Die KE-Bremse, das mehrlösige Steuerventil für Züge Nach intensiver Entwicklungsarbeit von Dr. Ernst Möller und Dr. Friedrich Hildebrand, dem Sohn Wilhelm Hildebrands, wird 1953 die Knorr-Einheits-Bremse vorgestellt. Nach der Zulassung durch die UIC hält das KE-Steuerventil mit nahezu 1,3 Millionen Stück in über 40 Ländern Einzug. 1985 DB 60 für US-Güterzüge In den 80er Jahren entwickelt Knorr-Bremse in München das einlösige Steuerventil DB 60 für lange Güterzüge und erlangt 1985 die Zulassung der AAR. Über ihre 1973 gegründete US-Tochter Knorr Brake Corporation schafft sie zunächst die entsprechenden Kontakte auf einem Markt, zu dem sie bis dahin kaum Zugang hat. 1985 Fusion und Übernahme durch Heinz Hermann Thiele Die Knorr-Bremse GmbH fusioniert mit der Süddeutschen Bremsen AG zur Knorr-Bremse AG. Anschließend leitet Heinz Hermann Thiele als Vorstandsvorsitzender einen tiefgreifenden Strukturwandel ein. Er konzentriert sich auf die Kernaktivitäten. Heute ist Heinz Hermann Thiele Vorsitzender des Aufsichtsrats. 1991 Das ICE-Zeitalter beginnt – mit HochgeschwindigkeitsBremssystemen Die elektropneumatische Zusatzbremse wird weiter verbessert und kommt im ICE 1 zum Einsatz. Heute Umfangreiches Investitionsprogramm Knorr-Bremse stärkt die globale Präsenz und positioniert sich mit zahlreichen neu eröffneten Werken. Zur Zukunftssicherung investierte der Konzern in den letzten fünf Jahren unter Berücksichtigung aller Finanzierungsmodelle einen Betrag von über 1 Mrd. EUR in Werke und Produktionsanlagen. Darüber hinaus forciert Knorr-Bremse den Einstieg in neue Produktfelder, beispielsweise die Entwicklung und Produktion von Bremsbelägen bis hin zu extrem belastbaren Sinter-Belägen für Hochgeschwindigkeitszüge. Unter der neuen Marke Knorr-Bremse PowerTech bietet das Unternehmen nun auch Energieversorgungssysteme an. Zudem erweitert Knorr-Bremse mit dem Erwerb der Selectron Systems AG sein Portfolio um Lösungen im Bereich Automatisierung und moderne Leittechnik im Schienenverkehr. ▼ Georg Knorr sah in der Produktion oft nach dem Rechten (Bild l.). Der Stettiner Bahnhof, einer der großen Berliner Fernbahnhöfe, um 1903 (Bild r.). 23 Systemlösungen … der Schlüssel für Sicherheit und Zuverlässigkeit. Ihnen eine zukunftsfähige Komplettlösung zu bieten ist unser Antrieb. Bei Knorr-Bremse erhalten Sie alle Systemkomponenten aus einer Hand – perfekt aufeinander abgestimmt. Sie profitieren so von maximaler Zuverlässigkeit und Sicherheit im Betrieb und einer nachhaltigen Senkung der Lebenszykluskosten. | www.knorr-bremse.com |
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