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KINDERFESTKOMMISSION
c/o Stadtkanzlei
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4800 Zofingen
Thomas Gloor
Chef Administration
T 062 745 71 21
F 062 745 17 17
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www.zofingen.ch
Das Zofinger Kinderfest aus historischer Sicht
Ursprung
Das Zofinger Kinderfest ist eines von vier traditionellen Jugendfesten im Kanton Aargau in der
Schweiz. Es findet jeweils am ersten Freitag im Juli in Zofingen statt. In der heute üblichen Form
geschah dies erstmals im Jahr 1810, wobei die Tradition selbst bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht.
Ablauf
Den Auftakt des Kinderfestes bildet das Zapfenstreich-Konzert am Vorabend mit anschliessendem
Festbetrieb in der Altstadt. Das eigentliche Fest am Freitag wird mit der Tagwache um sieben Uhr
morgens durch Kanonenschüsse auf dem Heitern und einem Ständchen der Stadtmusik in der Altstadt eröffnet. Anschliessend findet der Umzug der Schuljugend durch die Altstadt statt, der durch
eine mit Liedern, Musikstücken und Ansprache gestaltete Feier in der Stadtkirche unterbrochen
wird.
Am Nachmittag folgt auf dem Heitern das Kadettenmanöver (Nachstellung eines Gefechts der Kadetten gegen „Freischaren“) mit anschliessenden Vorführungen der Schulen. Nach einem Bankett
findet das Fest mit einem Fackelumzug hinunter in die Stadt seinen Abschluss.
Traditionelle kulinarische Bestandteile des Festes sind die Wurstweggen, der Kinderfestkuchen und
zum Bankett der Weisswein aus dem Zofinger Rathauskeller. Ausserdem spielt die Stadtmusik den
Zofinger Marsch.
Das Zofinger Kadettenkorps
Das erste Zofinger Kadettenkorps wurde 1805 gegründet, jedoch bereits 1810 wieder aufgelöst.
Der zweite Anlauf 1814-181 scheiterte ebenfalls. 1825 bildete Zofingen erneut ein Kadettenkorps,
das sich bis heute gehalten hat. Dieses ist neben jenem von Lenzburg eines der letzten, in seiner
Urform noch existierenden Kadettenkorps in der Schweiz. Früher war das Kadettenwesen eine
ganzjährige Einrichtung und für Knaben obligatorisch, wurde jedoch ab den 1960er Jahren auf die
kulturellen Komponenten im Rahmen des Kinderfestes reduziert. Die Schüler können sich heute für
das Kadettenwesen oder ein Alternativprogramm entscheiden. Seit 2000 sind auch Mädchen bei
den Kadetten willkommen.
Das Gefecht
Die Frage nach dem Hintergrund des Gefechtes am Zofinger Kinderfest ist nicht ganz einfach zu
beantworten. Dazu muss man sich um ca. 100 Jahre zurückversetzen. Kadetten gab es früher in
der ganzen Schweiz, besonders im alten Berner Gebiet hatte fast jede Stadt ein eigenes Korps.
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Damals, in einem völlig anderen Schulsystem, hatten die Kadetten verschiedene Aufgaben. Einerseits wurde Sport betrieben, Turnunterricht gab es an den Schulen nicht. Weiter wurden Fähigkeiten wie zum Beispiel Kartenlesen oder die Navigation mittels Kompass erlernt. Im Weiteren gehörte
zu jedem Korps ein Spiel, in welchem ein Instrument erlernt werden konnte (heute Musikschule).
Und nicht zu vergessen sind die diversen Ausmärsche. In einer Zeit ohne Telefon und Computer
war eine Reise nach Burgdorf modern ausgedrückt ein „Top Event“.
In dieser Zeit hatte auch die Armee Interesse an einer militärischen Vorbildung der jungen Menschen (vergleichbar mit einem heutigen Jungschützenkurs). Aus diesem Grund bezahlte der Bund
auch Beiträge an die diversen Kadettenkorps.
Die Bundesbeiträge führten nun dazu, dass die diversen Aktivitäten in Uniform erfolgten. Und einmal im Jahr war „Inspektion“ angesagt. Vertreter der Armee inspizierten die Kadetten und überprüften, ob die subventionierten Ausbildungsziele der Armee erfüllt werden. Dazu gehörte natürlich in
erster Linie Ordnung und Disziplin, aber auch das Beherrschen der Waffen (Schiessen ist ein Hochleistungssport auf höchstem Niveau). Geschossen wurde mit dem Kadettengewehr, eine verkleinerte Ausgabe des Karabiners ohne Magazin. Mit diesen Inspektionen beginnt nun die Geschichte des
Gefechtes.
Als Schlussübung wurde irgendwann ein Gefecht einstudiert und den Bundesinspizienten präsentiert. Es steht also kein historisches Blutvergiessen hinter dem Zofinger Gefecht! Der Anlass diente
lediglich als Inspektion für das Bundesgeld! Und offenbar waren die Resultate überzeugend, so
dass sich auch viele Bürger für diesen Anlass interessierten. So wurde die Schlussübung der Kadetten zusammen mit dem Kinderfest der Höhepunkt im Zofinger Jahr.
Das Gefecht und die Kadetten heute
In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden die Aufgaben der Kadettenkorps in die Schule
integriert. Es gab von nun an Turnunterricht und eine Musikschule, die militärische Vorbildung hatte
ausgedient respektive wurde von privaten Vereinen übernommen. In der Folge wurde die grosse
Mehrzahl an Kadettenkorps aufgelöst. In Zofingen entschied man sich, für das Kinderfest ein Kadettenkorps zu erhalten. Innerhalb einer Woche wird ein Korps ausgebildet, welches am Kinderfesttag die ganze Bevölkerung erfreut.
Auch das Gefecht hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Während zeitweise immer grösser und
aufwändiger galt, orientieren sich heutige Gefechte wieder an den historischen Vorbildern. Ein Gefecht läuft genau nach Drehbuch ab und beinhaltet folgende Handlungen:
Eine Gruppe „Freischaren“ (ein wilder Haufen) hat das schöne Städtchen Zofingen überfallen und
den Rathauskeller geplündert. Ein wildes und ausgelassenes Treiben herrscht. Soweit die Ausgangslage.
Die Kadetten marschieren nun strammen Schrittes auf den Heitern, werden aber von den Belagerern in die Flucht geschlagen. Ein erneuter Versuch der Kadetten führt zu einer Front im Bereich
des heutigen Schützenhauses. Auch aus Richtung Lindengeviert kommt Verstärkung und die Freischaren werden grossräumig eingekreist. Hier erfolgt der Versuch, den Konflikt diplomatisch zu
lösen. Allerdings scheitern die Friedensverhandlungen. Dies signalisiert der Freischaren-General
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auf dem Pferd durch das Schwenken seines Hutes. Die Kadetten werden in die Flucht geschlagen.
Der Teilsieg der Freischaren dauert aber nicht lange, die Kadetten ordnen sich wieder und umkreisen die Freischaren erneut.
Kurz vor dem Ende des Gefechts wird die Freischaren-Burg angezündet. Es erfolgt der Fahnensturm
und die Kadetten stehen mit der eroberten Fahne als Sieger fest. Als krönender Abschluss erfolgt
unter dem Beifall des Publikums der Marsch aller Beteiligten über den Heiternplatz.
Für ein Gefecht stehen aktuell im Einsatz:
ca. 120 bis160 Kadetten
ca. 120 Freischaren
ca. 30 Helfer
ca. 15 Pferde
2 Kanonen
Zofingen, im Juni 2013
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