TIROL DER WELLNESS-PIONIER W ie gern hätte wohl der griechische Philosoph Zenon die Hoteliersfamilie Reiter kennengelernt … Hätte sie ihm doch sein berühmtes, in der Praxis nicht haltbares Schildkrötenparadoxon bestätigen können: Vorsprung bleibt Vorsprung. Zenon behauptete bekanntlich, dass der Läufer Achilles das Wettrennen mit einer Schildkröte, die einen Vorsprung erhält, nie gewinnen könnte. Denn der Läufer sei immer damit beschäftigt, den Vorsprung einzuholen, während die Schildkröte in dieser Zeit stets aufs Neue einen solchen herausholen kann. Ein uneinholbarer Pionier – das ist die Familie Reiter. Und deren Vorsprung, der bleibt auch in der Praxis. Auf dem Gastgeberfundament seiner Eltern und Großeltern hatte Karl Reiter sen. 1976 das Posthotel Achenkirch errichtet, das 1982 zum ersten Wellnesshotel Österreichs werden sollte. Ursprünglich war das Hotel eine Poststation, an der sich Ross und Reiter erholen konnten – der Wellness ist diesem Haus somit gleichsam in die Wiege gelegt. Dank Auslandserfahrungen in Frankreich, England und den USA hatte Reiter schon früh ei- 4 R E L A X Magazin 2015 nen weiten Horizont. Und vom Rechenstift ließ er sich noch nie beherrschen, die einzige Leitfrage hieß stets: „Wie kann ich den Gästen Gutes tun?“ Von seiner Mutter hatte er gelernt: Der Gast ist das Wichtigste. „Sie hat sich auch spätabends noch einmal hingestellt und für alle Schnitzel gebacken, wenn Gäste das wollten.“ Bereits 1982 gab es im Posthotel Beautyfarm, Sauna, Dampfbad, Steinölbehandlungen mit den fossilen Wirkstoffen aus dem nahen Karwendel – und sogar einen TCM-Arzt! Andere Häuser, nebenbei bemerkt, entdeckten damals gerade das Verhökern von Zimmern an Busgruppen als vermeintliches Betätigungsfeld mit Zukunft. Das Posthotel hingegen avancierte als visionärer Betrieb auch zu einem interessanten Expeditionsziel: Scharen von Hoteliers zogen durchs Haus, fotografierten und notierten, was sie hier sahen, und versuchten es im eigenen Betrieb nachzumachen. Aber Zenon hatte eben doch recht: Vorsprung bleibt Vorsprung. Denn während andere Hotels kopierten und das einführten, was im Posthotel längst praktiziert wurde, war Reiter stets schon einen Schritt weiter. Fo to s: ww w.rei ter s -hot els . com, Max u m ( li n k s, obe n re chts ) Das älteste Wellnesshotel Österreichs eröffnete vor f ast dreieinhalb Jahr zehnten. Seine gastgeberischen Spitzenklöppelkünste wurden zum Vorbild für eine ganze Branche – oft kopiert, aber nie errreicht. Heute zeigt sich das Fünfsternhaus jung und ideenreich wie ehedem. Und den Vorsprung hält man bis heute, in den nunmehr vier Reiter’schen Betrieben. 2004 zieht Karl Reiter sen. ins Burgenland, um drei weitere Hotels – darunter das mit vier Lilien ausgezeichnete Supreme – zu eröffnen, Sohn Karl Reiter jun. übernimmt das Posthotel in Achenkirch. Auch dieses Haus wurde mit vier Lilien bewertet, hat es doch durch ständige Weiterentwicklung seinen Vorreiter-Status nie eingebüßt. Das Visionäre liegt offenbar in der Familie: Karl Reiter jun. entschied vor kurzem, auf Kinder als Gäste zu verzichten – für ein Hotel mit einem derartigen wirtschaftlichen Aufwand wahrlich eine mutige Aktion. „Von einem Tag auf den anderen fielen Familien als Gäste weg.“ Doch der Mut des Hoteliers – übrigens selbst Vater zweier kleiner Kinder – sollte belohnt werden: „Gerade junge Eltern finden bei uns die nötige Auszeit und wissen das zu schätzen.“ Der Entscheidung, das Posthotel als kinderfreie Zone zu etablieren, war wieder die alte Reiter’sche Frage vorangegangen: „Wie können wir den Gästen Gutes tun?“ Und es sei eben ein starker Unterschied in der Qualität der Erholung, ob man sich auch an Kinder richte oder nicht. „Man ist automatisch besser, wenn man nicht alles anbietet.“ Dieses „nicht alles“ ist freilich mit einnehmender Bescheidenheit formuliert, bleibt doch das Angebot gewaltig: konkurrenzlos breite Aktiv- und Entspannungsprogramme, Golfplatz, Landwirtschaft, ein Lipizzanergestüt, in dem man auch Kutschenfahren lernen kann, acht Pools, ein Ladys-Spa, ein TCMZentrum, grandioses Frühstücksbuffet, ein ebensolcher Weinkeller … Ein Vorsprung, der bleibt. Mehr: Posthotel Achenkirch, Fon +43(0)5246-6522, wwww. posthotel.at, relax-guide.com Achenkirch R E L A X Magazin 2015 5
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