sebnitzer zeitung - 7. Neustädter Bürgerball

SEBNITZER ZEITUNG
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
M O NTAG
25. JANUAR 2016
13
|||||||||||||||||||||
S ÄC H S I S C H E S C H WE I Z
SÄCHSISCHE ZEITUNG
Neustadt funkelt
Der siebente Bürgerball stand unter einem guten Stern. Mehr als 400 Gäste tanzten in der Neustadthalle unter einem glitzernden Himmelszelt.
Der Ball
in Zahlen
p Acht Köche, 26 Servicemitarbeiter und zwei Damen an der Garderobe haben sich am Sonnabend
um das Wohl der 400 Besucher
gekümmert. Das Küchenteam hat
bereits am Montag vor einer Woche damit begonnen, das Galabuffet vorzubereiten.
p 60 Ballgäste hatten einen besonders kurzen Heimweg. Sie haben im gegenüberliegenden Parkhotel genächtigt. Das Hotel hatte
ein spezielles Arrangement vorbereitet. Kombiniert mit der Eintrittskarte konnte preiswerter im
Hotel übernachtet werden. Außerdem konnten die Ballgäste am
Sonntagmorgen bei einem Champagnerbrunch auf den letzten
Abend anstoßen.
p 500 Desserts und Minigebäckstücke verputzten die Gäste zum
Nachtisch. Dazu gehörten Mangound Beerenobstgrütze mit Vanillesoße, Schokoladenmousse auf Chilikirschen, Panna Cotta mit Kiwisoße oder eine lockere Zitronencreme. Auch auf der herzhaften
Seite war die Auswahl am Buffet
groß. Rund 30 Liter Suppe,
20 Kilogramm Wildschweinkeulenbraten, 20 Kilogramm Kalbsbraten, 15 Kilogramm Lachs-Mangold-Päckchen und 20 Kilogramm
Honig-Schweinekrustenbraten
wurden serviert. Wer lieber Fisch
wollte, konnte sich Räucherfischspezialitäten vom Forellenhof Ermisch in Langburkersdorf schmecken lassen, zum Beispiel Karpfen-, Rotbarsch- oder Welsfilet sowie Garnelen.
p Dieter Grützner, Neustadts ExBürgermeister, feierte um Mitternacht mit seiner Frau Renate und
vielen Gratulanten in seinen Geburtstag hinein. Er wurde am
Sonntag 75 Jahre alt. Grützners
Geburtstag und der Bürgerball fielen schon mehrfach auf ein Datum. (SZ/kat)
Sie eröffneten die
Ballnacht mit einem klassischen
Wiener Walzer:
Sachsens Umweltminister Thomas
Schmidt und seine
Gattin Heike. Beide
haben schon als
Jugendliche gemeinsam eine
Tanzschule besucht. Beim Dresdner Semperopernball sind die jedoch noch nicht
übers Parkett geschwebt.
Fotos: Daniel Förster
Von Katarina Gust
N
eustadt macht es allen vor: Dresden
und auch Wien. Von der Kleinstadt
können sich diese Städte, die für rauschende Bälle berühmt sind, noch etwas abschauen. Nicht nur, weil Neustadt am
Sonnabend die diesjährige Ballsaison eröffnet hat. Etwa 400 Gäste strömten in die
Neustadthalle, um die siebente Auflage des
Bürgerballs zu feiern. Passend zum Motto
„Hunderttausend-Sterne-Nacht“
begann
der Abend mit einem glänzenden Auftritt
von MDR-Moderatorin Beate Werner, die in
einem silbernen Kleid durchs Programm
führte. Äußerst charmant begrüßte sie die
Besucher und hatte kleine Geschichten
rund ums Tanzen vorbereitet. Bälle seien
früher ein beliebter Heiratsmarkt gewesen.
Männer hätten sich zu Großmutters Zeiten
noch siebenmal verbeugen mussten, wenn
sie mit einer Frau tanzen wollten: Vor deren männlichem Begleiter, vor der Dame
selbst und vor Beginn des Tanzes. Außerdem direkt nach dem Tanz, wenn die Da-
me zurückbegleitet wird, gegenüber ihr
und zuletzt gegenüber ihrem Begleiter.
Ganz so förmlich ging es in der Neustadthalle nicht zu. Es wurde ausgelassen
und bis tief in die Nacht getanzt und geschwatzt. Zuvor stand der Ehrengast im
Rampenlicht. Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt
(CDU), der mit seiner Frau Heike nach Neustadt gekommen war, musste vor aller Augen ein Geständnis abgeben. „Mir war der
Bürgerball bislang nicht bekannt“, gab er
zu. Der Landtagsabgeordnete Jens Michel –
„das Schlitzohr“, wie Schmidt bemerkte –
hätte ihn eingeladen. Schmidt hätte zugesagt, weil er glaubte, dadurch bei Michel
„einen gut“ zu haben. „Angesichts dieses
tollen Balles hat er nun aber etwas gut bei
mir“, sagte Schmidt mit einem Augenzwinkern. Es sei eine Ehre, zu diesem Abend
eingeladen zu sein. Auch wenn er den Ball
nicht kannte, Neustadt sei Schmidt natürlich ein Begriff gewesen. Vor allem wegen
des
Landmaschinenkombinates
Fortschritt. „Ich habe noch selbst einen
Schwadmäher bedient“, erzählte er.
Die Schmidts nahmen am besten Tisch
im Saal Platz. Diesen teilten sie sich mit
weiteren Ehrengästen. Neben Jens Michel
nebst Frau, die noch keinen Bürgerball verpasst haben, saßen Vize-Landrat Heiko
Weigel (CDU) und Gattin mit am Tisch. Genau wie Neustadts Bürgermeister Peter
Mühle (NfN) und seine Ehefrau. Die illustre
Runde machte ein Pärchen komplett, das
die wohl weiteste Anreise hatte: Gerhard
Jauernig (SPD), der Oberbürgermeister von
Neustadts Partnerstadt Günzburg, wurde
ebenfalls von seiner Gattin begleitet.
Peter Mühle nutzte seine Rede, um den
Organisatoren des Bürgerballs ein Kompliment zu machen. „Das Team hat eindrucksvoll bewiesen, dass Neustadt rauschende Bälle feiern kann“, sagte er und
überreichte den Machern ausladende Blumensträuße. Beifall bekam Mühle auch
selbst. Er hätte nämlich genau nachgezählt. Und keine Hunderttausend Sterne in
der Dekoration entdeckt. Sondern nur
99 600. „Der Rest, das sind Sie, liebe Gäste“,
sagt er und zeigte ins Publikum. Das wollte
danach endlich zur Musik des Dresdner Salonorchesters und der Partyband Pink
Champagne tanzen. Der Auftakt war jedoch allein dem Umweltminister und seiner Frau vorbehalten. Und startete mit einem kleinen Fauxpas. Eigentlich moderiert
Beate Werner diesen großen Moment an.
Die Bühne blieb jedoch leer. Um die Lücke
zu überspielen, legten die Musiker mit einem traditionellen Wiener Walzer los.
Nach ein paar Takten ergriff Thomas
Schmidt selbst die Initiative und eröffnete
den Ball im Dreivierteltakt.
Den Abend ließen sich übrigens auch
die beiden Ex-Bürgermeister Dieter Grützner und Manfred Elsner nicht nehmen.
„Ich habe mich eingeschlichen, um zu sehen, ob sich die Neustädter benehmen“,
witzelte Elsner. Darum musste er sich keine Sorgen machen. So schick und kultiviert
war die Gästeschar. Die Damen trugen fast
ausnahmslos bodenlange Kleider, die Herren Anzug mit Fliege oder Krawatte, sogar
ein Frackträger war dabei.
Die Höhepunkte der Ballnacht
Ein Gläschen zur Begrüßung
An Julia (li.) und Annalena kam kein Gast vorbei. Die
beiden Schülerinnen der Schiller-Oberschule in Neustadt hatten sich in fantasievolle Kostüme geworfen
und begrüßten die Gäste mit einem Glas Sekt.
Schautänzer machen es vor
William Berger und Fabien Lax haben in der Juniorenklasse für das Tanzsportzentrum Dresden schon viele
Preise gewonnen. In Neustadt beeindruckten sie mit
einem Chachacha, einer Rumba und einem Jive.
Moderatorin glänzt
Andrang am Galabuffet
Pailletten, Strass und Glitzer dominierten die Kleider
der Damen. MDR-Moderatorin Beate Werner passte
sich mit ihrem auffallenden, silbernen Kleid dem Motto „Hunderttausend-Sterne-Nacht“ an.
Ein Hingucker war das Buffet, dass das Team des
Schützenhauses zauberte. Anke und Gunter Anton aus
Neustadt greifen beim geräucherten Fisch zu. Dieser
stammte vom Fischhof Ermisch in Langburkersdorf.
Glück beim Roulette
Kunst mit Wunderkerzen
Für Glücksmomente sorgte Künstler Maik M. Paulsen am Roulette-Tisch. Er hatte ein mobiles Kasino dabei und
brachte die Gäste schnell dazu, ihre Jetons zu setzen – ohne Geldeinsätze natürlich. Dem Spaß tat das keinen
Abbruch. Hatte ein Spieler aufs richtige Pferd gesetzt, ertönte eine Klingel und dazugehöriger Jubel. Maik M.
Paulsen verblüffte außerdem mit Hütchenspielen oder zauberte mit Würfeln. Aus einem vermeintlich leeren
Würfelbecher zog er sogar eine Kartoffel hervor. Wie das geht? Paulsen war den ganzen Abend gesprächig.
Doch nicht den kleinsten Zaubertrick ließ er sich entlocken. Berufsgeheimnis!
Wenn Tobias Kipp loslegt, darf eines nicht fehlen: seine Schweißermaske. Denn bei ihm fliegen die Funken. Davon konnte sich Marina Járóka aus Sebnitz überzeugen. Der Pyrografiker fertigte von ihr ein besonderes Porträt an. Dafür brauchte Kipp nur ein Blatt Papier und drei handelsübliche Wunderkerzen. Diese benutzt er wie
einen Stift. Sie müssen nur angezündet werden, dann malt er los. Durchschnittlich 90 Sekunden braucht Tobias
Kipp, bis das Bild fertig ist. Entwickelt hat er diese Technik 1999 als Straßenkünstler in Weimar. Ein Wunderkerzenhersteller unterstützte die Idee – mit 50 000 Wunderkerzen. Tobias Kipp gilt als Erfinder der Pyrografie.