Informationsblatt zur „DRUSE“

DRUSE
Druse ist eine nicht anzeigepflichtige, weltweit auftretende, hochansteckende bakterielle
Infektionskrankheit, deren Erreger Streptococcus equi sp. equi ist. Die Krankheit befällt vor
allem jüngere Tiere unter fünf Jahre und wird daher auch gerne als „Kinderkrankheit“ der Equiden bezeichnet - bei hohem Infektionsdruck können jedoch Pferde jeden Alters
erkranken.
Die Ansteckung kann durch direkten Tierkontakt, über die Gebärmutter, infizierte Milch,
verletzte Haut, belebte und unbelebte Gegenstände (kontaminierte Futtertröge, Tränkeimer,
Tränkwasser, Kleidung, Schuhe, Putzzeug, Schwämme, etc.) sowie mittels
Tröpfcheninfektion erfolgen.
Erhöhte Ansteckungsgefahr besteht beim Vorliegen bestimmter Risikofaktoren, wie sie z.B.
durch große Pferdepopulationen, Tiere in der empfänglichen Altersgruppe, vorangegangene
virale Infektionen, Parasitenbefall oder Stress gegeben sind.
Die Inkubationszeit (= die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch klinischer Symptome)
liegt zwischen drei und acht Tagen. Die Diagnose wird anhand der Symptome gestellt und
durch den Keimnachweis abgesichert.
Erste Anzeichen sind Fieber, Mattigkeit und verminderte Fresslust. Einige Tage später kann
man feuchten Husten, Anschwellen der Kehlgangslymphknoten und schleimig – eitrigen
Augen- und Nasenausfluss beobachten. Die Pferde zeigen häufig eine gestreckte Kopf –
Halshaltung und scheinen Schluckbeschwerden zu haben (teilweise rinnen Futter und
Wasser wieder aus der Nase zurück oder es treten Hustenanfälle beim Schluckakt auf). Bei
älteren Tieren mit intaktem Immunsystem beobachtet man in diesem Stadium gelegentlich
ein spontanes Abklingen der Symptome und allmähliche Beschwerdefreiheit. In den
allermeisten Fällen bilden sich aber Abszesse in den geschwollenen Lymphknoten, die
langsam heranreifen und schließlich durchbrechen. Sobald der Eiter abfließen kann, sinkt
das Fieber, Allgemeinverhalten und Fresslust normalisieren sich rasch und die Patienten
genesen wieder.
In etwa 20% der Fälle treten jedoch Komplikationen auf. Diese werden vor allem bei sehr
jungen oder sehr alten Pferden, immungeschwächten Individuen und Patienten, die mit
unzureichenden Antibiotikagaben vorbehandelt wurden, beobachtet. Besonders gefürchtet
ist die so genannte Bastarddruse, bei der es zur bakteriellen Streuung in Körperlymphknoten
und Organe kommt. Die direkten Folgen sind z.B.: eitrige Bauch- oder
Brustfellentzündungen, riesige Abszesse im Bauchraum, die Darmteile mit einschließen und
in ihrer Funktion behindern (verbunden mit chronischer Abmagerung und wiederkehrenden
Koliken), eitrige Leber-, Nieren-, Lungen-, Herzmuskel-, Gelenks- und
Gehirnhautentzündungen, Abszesse in der Haut oder im Rückenmark sowie Nebenhöhlen-
oder Luftsackeiterungen. Indirekte Folgen können nachfolgende Pilzinfektionen der
Luftsackschleimhaut mit Arrodierung („Anfressen“) großer Schlagadern und dadurch ausgelöstem Verbluten, Schädigungen der im Luftsack laufenden Nerven mit
Beeinträchtigung des Schluckaktes (Fehlschlucken, Verschluck – Lungenentzündungen)
oder das so genannte Petechialfieber - eine Art überschießende Reaktion des
Immunsystems auf den Erreger mit elephantenartigem Anschwellen aller Beine und des
Kopfes („Nilpferdkopf“), Blutarmut und Schleimhautblutungen – sein.
Man sieht also, dass die Erkrankung keinesfalls als Kinderkrankheit verharmlost werden
sollte. Obwohl die Mehrzahl der betroffen Pferde „nur“ den unkomplizierten Verlauf durchmacht, sind strenge Schonung und stete tierärztliche Kontrolle erforderlich, um beim
ersten Anzeichen von Komplikationen eingreifen zu können.
Die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen sind:
-
sofortige Isolation, um die Ausbreitung der Erkrankung im Bestand einzudämmen
-
strenge Boxenruhe
-
das Anbieten weichen Futters, das leicht geschluckt werden kann
-
die Förderung des Heranreifens der Abszesse durch Wärmeapplikation (Bestrahlung
mit Rotlichtlampen, warme Umschläge, hyperämisierende Einreibungen)
-
die ehest mögliche Spaltung der reifen Abszesse und
-
die tägliche Spülung bis zum Abheilen.
Befolgt man diese Maßnahmen, so verläuft die Krankheit üblicherweise ohne Komplikationen
und unter Ausbildung einer guten Immunität. Die Heilung erfolgt in unkomplizierten Fällen
(wenn nur die Kehlgangslymphknoten betroffen sind) üblicherweise in zwei bis vier Wochen,
eine fragliche Prognose besteht jedoch bei alten, geschwächten Pferden, bei denen es zu
einer Entzündung der Herzinnenwand und der Herzklappen kommen kann, sowie in
komplizierten Fällen. Als bleibende Spätfolgen der Druse kann manchmal die Entwicklung
einer Kehlkopfpfeifer-symptomatik oder einer chronischen Bronchitis beobachtet werden. In
Einzelfällen tritt auch eine irreversible Schädigung der Nerven im Luftsack, die für den
Schluckakt verantwortlich sind, auf. Betroffene Tiere zeigen eine Lähmung des
Gaumensegels (Verlagerung des weichen Gaumens über den Kehldeckel), die mit einem
schlotternden Geräusch bei der Ausatmung verbunden ist. Weiters kann die Luftröhre beim
Schluckakt nicht mehr verschlossen werden, so dass es zum ständigen Fehlschlucken von
Futter und Speichel in Verbindung mit einer Verschluckbronchitis (Aspirationsbronchitis oder
-pneumonie) kommt.
Antibiotika sollten nur nach strenger Indikationsstellung und dann in hoher Dosierung
ausreichend lange (mindestens 10 – 14 Tage) eingesetzt werden. Durch übereilt eingesetzte
Antibiotika besteht vor allem bei ungenügender Dosis und Therapiedauer die große Gefahr,
die Abszesse „kalt zu spritzen“. Das bedeutet, dass Erreger im Inneren der Abszesskapseln
überleben und nach Absetzen der Antibiotika in den Körper streuen – häufig der Beginn der
gefürchteten Bastarddruse. Die Gabe von Antibiotika wird nur in folgenden Fällen empfohlen:
beim ersten Fieberanstieg vor dem Anschwellen der Lymphknoten, bei Saugfohlen, bei
Pferden, die einen Luftröhrenschnitt aufgrund der starken Schwellung benötigen, im Falle
von Komplikationen sowie nach dem Spalten der Abszesse zur Förderung der schnelleren
Genesung.
Druse ist nicht ansteckend für Menschen, Hunde und Katzen.
Um die Ansteckungsgefahr für Pferde zu mindern, sollten folgende Punkte beachtet werden:

Erkrankte Pferde sollten raschest möglich isoliert und ihre Boxen und Gerätschaften
desinfiziert werden. Um neue Krankheitsfälle möglichst frühzeitig erkennen zu können,
empfiehlt sich eine regelmäßige Temperaturkontrolle (die physiologische innere
Körpertemperatur des Pferdes beträgt 37,5 – 38°C).

In betroffenen Beständen sollte der Tierverkehr unterbunden werden (das heißt auch,
dass Besitzer noch nicht offensichtlich erkrankter Pferde nach Möglichkeit nicht schnell
noch in einen anderen Stall ziehen sollten -– auch wenn es menschlich verständlich ist).

Ebenfalls einzuschränken ist der Personenverkehr. Insbesondere um erkrankte Tiere
sollten sich nur einige ausgewählte Personen kümmern, die auf strengste
Hygienemaßnahmen (Schutzkleidung, Überschuhe, Wechseln der Kleidung vor Betreten
anderer Räume, Händewaschen, eigene Gerätschaften für erkrankte Tiere, etc.) achten.

Am Turnier sollte enger Pferdekontakt gemieden werden (keine gemeinsame
Futterwiese, eigenes Futter- und Tränkegeschirr, Turnierboxen meiden – eventuell
Pferde am Hänger lassen, etc.). Es sollte aus Gründen der Fairness selbstverständlich
sein, dass Pferde aus erkrankten Beständen erst nach Abwarten der Inkubationszeit
nach Isolation des letzten aufgetretenen Falles auf Turniere gehen.

Neuzugänge sollten für etwa drei Wochen isoliert gehalten werden. Bewährt hat sich
auch, die Pferde nach Altersgruppen getrennt zu halten und die Populationsgröße zu
reduzieren

Der Druseerreger ist gegenüber den herkömmlichen Desinfektionsmitteln, Sonnenlicht
und Austrocknung empfindlich, kann jedoch in feuchter Umgebung geschützt bis zu 12
Monate überleben! Weiden sollten nach einem Erkrankungsfall möglichst mindestens vier
Wochen lang nicht benützt werden. Sofern in einem Bestand immer wieder Drusefälle
auftreten, lohnt es sich, nach stillen Überträgern als mögliche Infektionsquellen zu
suchen. Man hat herausgefunden, dass der Erreger nach Abklingen der Erkrankung noch
bis zu 17 Monate im Rachenbereich und bis zu 36 Monate im Luftsackbereich
nachgewiesen und von dort fallweise ausgeschieden werden konnte! Bei einem
Verdachtsfall sollten daher endoskopische Untersuchungen sowie dreimal wiederholte
bakteriologische Proben aus dem Rachenraum und den Luftsackbuchten durchgeführt
werden.

Theoretisch gibt es auch eine Schutzimpfung gegen die Druse. Die Akzeptanz ist wegen
der möglichen Nebenwirkungen und der Notwendigkeit der Nachimpfungen in
dreimonatigem Abstand allgemein jedoch noch eher gering.