Gesundheitsuntersuchung für Menschen mit geistiger Behinderung – Protokoll einer Studie zur Überwindung von Benachteiligung Max Geraedts Lehrstuhl und Institut für Gesundheitssystemforschung Universität Witten/Herdecke © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 1 Hintergrund (I) • Vermeidbare Morbidität und Mortalität von Menschen mit geistiger Behinderung erhöht • Oftmals nicht erkannte, nicht behandelte Volkskrankheiten • Oder nicht erkannte Einschränkungen: Hören, Sehen, Zahnerkrankungen, Schuhwerk, … © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 2 Hintergrund (II): Zugangsbarrieren zur Gesundheitsversorgung Mensch mit Behinderung • Beachtet / erkennt Symptome nicht. • Erkennt medizinische Implikation nicht. • Kann Symptom nicht kommunizieren. • Fordert Abklärung nicht ein. • Kann nicht aktiv an diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen mitarbeiten. • Krankheitsbild mit verändertem Erscheinungsbild und Verlauf … Betreuer • Beachtet/erkennt Symptome nicht. • Führt nicht Diagnostik und Therapie zu. Struktur • Transportprobleme • fehlende Netze • fehlende Kompetenzzentren • fehlende Leitlinien • fehlende Ressourcen Arzt, Gesundheitsberufe • Fehlende Erfahrungen und Fertigkeiten im Umgang mit Patienten mit Behinderung: • Kommunikation, Interaktion, • Berührungsängste. • Unzureichende Kenntnisse und Erfahrungen mit spez. medizinischen Problemen: • Spezielle Syndrome, • Anamnese / Untersuchung Diagnose / Therapie / Prävention / Rehabilitation, • Interprofessionelle Arbeit. • Nicht qualifiziert in Bezug auf Bedarfe von Behinderten: • Soziale und rechtliche Aspekte • Reaktive Behandlung. • Knappe Zeitressource. © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 3 Hintergrund (III) • Entschließung der 22. LGK im Jahr 2013: „Krankenkassen und Ärztekammern prüfen die Umsetzung eines Projektes zur verbesserten Früherkennung bei geistig behinderten Erwachsenen. Ziel ist es, dem Auftreten von chronischen Erkrankungen durch früher einsetzende und engmaschigere Früherkennungsuntersuchungen entgegen zu wirken. Die Inanspruchnahme soll durch Einbeziehung des Settings „Einrichtungen der Behindertenhilfe“ gesteigert werden.“ © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 4 Projektziele 1) Aktuelle Inanspruchnahme medizinischer Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung erfassen. 2) Akzeptanz und Barrieren regelmäßiger Gesundheitsuntersuchungen sowie von Präventionsangeboten durch Betroffene, Betreuer und Ärzte eruieren. 3) Morbiditäten von Menschen mit geistiger Behinderung erkennen und einer effizienten Therapie zuführen durch eine strukturierte Gesundheitsuntersuchung / Vergleich „Aufsuchsystem“ und „Regelsystem“. 4) Aufwand regelmäßiger Gesundheitsuntersuchungen für Menschen mit geistiger Behinderung abschätzen. © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 5 Projektbeteiligte Mittelgeber: MGEPA über LZG Werkstätten für Menschen mit Behinderung der Städte Oberhausen und Witten Ärzte aus Oberhausen und Witten in der Region aktive Krankenkassen Ärztekammer Nordrhein / Prof. Schwalen Universität Witten/Herdecke, IGFo / IZVF © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 6 Methode Studiendesign: Bizentrische epidemiologische Erhebung Studienorte: Werkstätten für Menschen mit Behinderung in den Städten Oberhausen und Witten Studienteilnehmer: Ansprache von 200 Menschen mit geistiger Behinderung + deren Betreuer in Oberhausen / 100 in Witten (>=18 Jahre, Einwilligung nach Aufklärung, Betroffene und Betreuer) © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 7 Vorgehen / Ablaufplan Aufklärung über die Studie an Menschen mit Behinderung und Betreuer Vor-Ort Befragung zur Inanspruchnahme medizinischer Versorgung und präventiver Angebote, Barrieren und Akzeptanz einer Gesundheitsuntersuchung Information über Nutzen der Gesundheitsuntersuchung und Verweis an Hausärzte Strukturierte Gesundheitsuntersuchung vor Ort durch Study Nurse & „Studien“-Hausärzte Strukturierte Gesundheitsunter suchung durch Hausärzte Bei Bedarf Therapie durch Hausärzte oder weitere Diagnostik und Therapie durch Spezialisten © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 8 Methode Zielgrößen: a) Inanspruchnahme medizinscher und präventiver Gesundheitsversorgung b) Barrieren der Inanspruchnahme c) Akzeptanz einer strukturierten Gesundheitsuntersuchung bei Betroffenen, Betreuern, Ärzten/innen d) Morbidität, diagnostischer und therapeutischer Bedarf e) Kosten der Gesundheitsuntersuchung / der Inanspruchnahme Analyse: • Inanspruchnahmeraten, Barrieren, Akzeptanz • Vergleich der Befunde sowie des Aufwands einer strukturierten Gesundheitsuntersuchung im „Regelsystem“ vs. „Aufsuchsystem“. © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 9 Zeitplan Aufgaben / Monate 1‐ 3‐ 5‐ 7‐ 9‐ 11‐ 13‐ 15‐ 17‐ 19‐ 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 0) Projektvorbereitung. Vereinbarung mit Krankenkassen 1‐2) Studienmaterial erstellen; Ethikkommission 3‐5) Rekrutierung, Schulung, Einwilligung 6‐7) Befragungen & Gesundheitsuntersuchungen 8‐11) Datenerfassung, Telefoninterviews 12) Zusammenführung und Analyse der Daten 13) Berichterstellung 14) Verbreitung (vor allem nach Projektende) Juni 2015 Januar 2017 © Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke 10
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