aufgePASST 2015!

aufgePASST!
Unabhängige Zeitung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Wien
Ausgabe Herbst 2015
Nachgefragt in der
Jugendarbeit: „Woher
kommst Du?“
S. 4
Jugend als Versuchslabor
– ein Denkanstoß
S. 23
Wahlspecial – Wien-Wahl
S. 14
Dieses Mal haben folgende
Einrichtungen mitgemacht:
Aktivspielplatz Rennbahnweg
Back Bone – Mobile Jugendarbeit 20
Balu & Du, Freizeit- & Parkbetreuung
Simmering
Bassena Struwelviertel
Kinderfreunde Brigittenau
Kinderfreunde Favoriten
Kinderfreunde Leopoldstadt
Wien Kinderfreunde aktiv
Parkbetreuung Margareten
Verein Bahnfrei
Verein Kiddy & Co
Verein JUVIVO – JUVIVO.03, JUVIVO.06,
JUVIVO.09, JUVIVO.15, Fair-Play-Team.15
Verein Multikulturelles Netzwerk
Verein Rettet das Kind Wien – Streetwork
Hietzing
Verein Rettet das Kind Wien – Streetwork
Wieden
Verein Wiener Jugendzentrum – Mobile
Jugendarbeit SEA
Verein Wiener Jugendzentrum – Zentrale
Verein Zeit!Raum
Verein Zentrum Aichholzgasse
Verein zur Förderung der Spielkultur
wienXtra
Ebenfalls danken wir für die
Beiträge von:
MA 13 (Bildung und außerschuliche
Jugendbetreuung)
Stadtrat Christian Oxonitsch
den politischen Parteien SPÖ, FPÖ, ÖVP
und Neos
Impressum:
Herausgeber & Medieninhaber: KIJU-Netz
vertreten durch den Verein Multikulturelles
Netzwerk, Neustiftgasse 78, 1070 Wien, ZVR
919016028
Druck: Herold Druck und Verlag, Faradaygasse­6,
­1030 Wien
Layout: Renate Woditschka
Lektorat: Schreibwerkstatt
Offenlegung gem. §25/4: Informationszeitung
der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Wien.
Irrtümer und Druckfehler vorbehalten!
Leserbriefe, Anregungen etc. bitte an
[email protected].
Anmerkung der Redaktion: Die Verwendung
von gendergerechter Sprache ist uns ein Anliegen und wir haben die Beiträge der erwachsenen AutorInnen, wenn notwendig, dahingehend redigiert. In die Beiträge der Jugendlichen
haben wir im Sinne der Lebensweltorientierung
diesbezüglich jedoch nicht eingegriffen.
2 aufgePASST!
Aus der Redaktion
Liebe aufgePASST!-Leser und -Leserinnen!
Die 4. Auflage unseres unabhängigen und einmal jährlich erscheinenden Blattes ist wieder eine
bunte Mischung aus Beiträgen von Wiener Jugendarbeitern/-innen, Mitarbeitern/-innen der
FAIR-PLAY-TEAMS, und von Kindern und Jugendlichen, die unsere Angebote in den Bezirken
nutzen. Damit wollen wir Ihnen einen authentischen Einblick in den Jugendarbeitsalltag ermöglichen. Zudem hat der für Jugend zuständige Stadtrat neuerlich einen Artikel beigesteuert. Aus Anlass der Wien-Wahl haben wir auch wahlwerbende Parteien zu jugendrelevanten
Themen befragt – die eingegangenen Antworten lesen Sie in der Blattmitte.
Wollen Sie die Jugendarbeit näher kennenlernen? Vielleicht motiviert Sie unsere Zeitung ja zu
einem Besuch der LAJUNA – der langen Nacht der Wiener Jugendarbeit am 18. September. Detaillierte Infos finden Sie auf der Rückseite und unter http://www.lajuna.at.
Bei den Wiener Linien bedanken wir uns für die Erlaubnis, die aufgePASST! vor den Wiener
U-Bahn-Stationen zu verteilen.
Wir wünschen Ihnen einen schwungvollen Start in den Herbst mit der Lektüre unserer Zeitung!
Das Redaktionsteam
Stephan, Norbert und Gabi
Was ist OKJA??
Offene Kinder- und Jugendarbeit setzt bei der Lebenswelt der Kids an – im Park, im
Grätzl, im Bezirk oder im virtuellen Raum. Sie ist offen für alle jungen Menschen, Gruppen, Szenen und Kulturen. Alle Angebote sind kostenlos, freiwillig und an keine Mitgliedschaft gebunden.
Zu den Besonderheiten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit gehört der ressourcenorientierte Zugang, individuelle Stärken sollen entdeckt bzw. gefördert werden. Kindern
und Jugendlichen wird auf Augenhöhe und mit Vertrauensvorschuss begegnet. Nicht
mit Verboten, sondern mit Zutrauen und Unterstützung bei eigenen Vorhaben werden
Selbstwert und Selbsteinschätzung gefördert.
In der offenen Kinder- und Jugendarbeit gibt es
Indoor-Angebote: Jugendzentren, Jugendtreffs,
Jugendräume,
Outdoor-Angebote – zeitlich und örtlich ungebunden:
Streetwork und mobile Jugendarbeit,
Outdoor-Angebote mit geregelten Programmzeiten
und Orten: Parkbetreuung,
gemeinwesenorientierte Angebote: FAIR-PLAY-TEAMS,
überregionale Kinder- und Jugendarbeit: Ferienspiel,
Kinderuni …
Illustration von Can,
Jugendlicher
Alle kriminell?
Brutal, spielsüchtig und lauter
Taschendiebe: Wie die Medien sich
Jugendliche vorstellen
Eva – Jugendarbeiterin
Alltag in der Jugendarbeit
aus Sicht von Kathi,
Jugendarbeiterin
Man kann von kostenlosen Boulevardblättern vieles halten,
Fakt ist: Sie werden gelesen und sie bilden Meinungen.
Ohne Hintergrundinformationen oder kritische Würdigungen
wird Meldung an Meldung gereiht – oft reißerisch, manchmal komisch, immer jedoch mit einem Ziel: Impact. Und
nicht selten sind diese Blätter die einzigen Informationsquellen vieler LeserInnen.
Hobbys: Raufen und Rauben
Ich habe die Berichterstattung über Jugendliche der Tageszeitung »heute« im Zeitraum September 2013 bis Mai 2014 ausgewertet – rund 120
Artikel. Das gezeichnete Bild stellt Serientäter, Räuber, Spielsüchtige,
Gauner, Dealer, brutale Schlägertypen, Taschendiebe, feige Diebe usw.
dar. Die aufgezählten Begriffe wurden wörtlich übernommen. Über
75 % der Artikel berichten von Straffälligkeit. Diese bezieht sich zu über
90 % auf Eigentumsdelikte, körperliche Gewalt und deren Androhung.
In 35 Artikeln werden zudem Jugendliche als Opfer von Raub und Gewalt durch Gleichaltrige oder junge Erwachsene dargestellt. Illustriert
werden die Artikel häufig mit Bildern von Messern und Schusswaffen.
Die vermeintliche Bedrohlichkeit jugendlicher StraftäterInnen wird somit auch optisch verankert. Nur ein Viertel aller Artikel bespricht lebensweltliche Aspekte, politische Entwicklungen und Anliegen sowie arbeitsmarkt- und ausbildungsbezogene Themen.
Die Artikel sind stereotyp organisiert, die Tat wird zur Person, sprich:
Nicht ein Mädchen stahl etwas, sondern eine Diebin wurde ertappt.
Dazu wird oft das Alter sowie der Vorname angeben. Kriminalität jedoch
ist keine Be-, sondern eine Zuschreibung. Menschen sind nicht kriminell, sondern handeln kriminell.
Was tun?
Öffentlichkeit ist ein genuin demokratisches Element, abgesichert von
Grundrechten. Journalismus ist dabei die leistungsfähigste Art, Informationen zu vermitteln und Meinungen zu bilden. Wie alle Berufe ist Journalismus Wettbewerbsbedingungen unterworfen – guten Nachrichtenwert besitzen reißerische Artikel.
Die Stadt Wien inszeniert sich selbst gerne als »Jugendhauptstadt«.
Hier betreuen 26 Vereine mit rund 1.000 MitarbeiterInnen an 79 Standorten junge Menschen. Es ist also auch an der Jugendarbeit, als Interessenvertretung aktiv zu werden. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft
schlägt z. B. vor, binnen 24 bis 48 Stunden mit einer Presseaussendung
auf tendenziöse Berichterstattung und Veröffentlichung von Bildern,
die dem Recht der Wahrung des eigenen Bildnisses widersprechen, zu
reagieren. Und auch jenseits des professionellen Auftrags, sich für junge
Menschen einzusetzen, gilt die Aufforderung der kritischen Öffentlichkeit auch für alle LeserInnen des täglichen Wahnsinns: Niemand ist verpflichtet zu glauben, was in den Zeitungen geschrieben steht.
aufgePASST!
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Nachgefragt in der Jugendarbeit:
„Woher kommst du?“
Diana – Jugendarbeiterin
„Wo kommst du her?“ „Aus Wien.“ „Ja, aber wo kommst du
wirklich her?“ „Aus Österreich.“ „Ja eh, aber woher kommen
deine Eltern?“
M
it diesen Worten bringt es die Poetryslam-Künstlerin Yasmo
auf den Punkt, denn die Frage nach der Herkunft wird, wie
die Frage nach dem eigenen Namen, in unserer Gesellschaft
häufig gestellt. Warum ist das eigentlich so? Und was bedeutet dies für
all jene, die seit ihrer Kindheit im Dauersummton mit der Herkunftsfrage konfrontiert werden? Klar scheint, dass dieser Herkunftstinnitus, ob
beabsichtigt oder nicht, Ausgrenzung schafft.
Die Mehrheitsgesellschaft legt die Normen fest und definiert die Spielregeln. Die Abgrenzung von den sogenannten „anderen“ passiert häufig in Alltagssituationen und es wäre unangebracht, hier automatisch
Fremdenhass zu unterstellen. Doch wenn ein 15-jähriger Bursche, der in
Wien geboren und aufgewachsen ist, durchschnittlich ein Mal pro Woche gefragt wird, woher er käme, wird er sich zwangsläufig die Frage
stellen, was denn mit ihm nicht in Ordnung sei. Damit wird ein Kreislauf
in Gang gesetzt, der bei diesen „anderen“ dazu führt, ihr „Anderssein“
zu zelebrieren und zu verabsolutieren. Irgendeinen Umgang muss ein
Mensch ja finden, wenn eine Frage zu einem schmerzenden Dauergeräusch im Ohr führt und dich ein Leben lang nicht mehr auslässt.
So können immer wiederkehrende Alltagsdiskriminierungen bei Jugendlichen, die gerade dabei sind, sich auf eine intensive Suche nach Identifikation und Identität zu begeben, zu einem Gefühl der Ausgeschlossenheit
führen und in weiterer Folge eine Rückbesinnung auf ihre und/oder die
Herkunft ihrer Familie bewirken. Wenn ich in einer Gesellschaft nie weiß,
wer ich bin und wohin ich nun gehöre bzw. gehören darf, dann kann im
Zuge einer Selbstethnisierung eines auf jeden Fall hergestellt werden: ein
Wir-Gefühl! Denn als „Türke/Türkin“, „Albaner/Albanerin“, „Tschetschene/
Tschetschenin“ bin ich erstens nicht allein in diesem Land und zweitens
zumindest irgendwer. Dieses Wir-Gefühl und das Betonen der ethnischen
Herkunft und/oder Religion birgt die Möglichkeit, aus der gefühlten Ohnmacht und Schwäche eine Stärke kreieren zu können. Es kann aber leider auch dazu führen, dass die ursprünglich Ausgegrenzten selbst beginnen auszugrenzen. Warum das passiert, ist relativ einfach erklärt: Indem
ich mich hierarchisch über andere stelle, nehme ich mir die Macht zu entscheiden, wer dazu gehören darf und wer nicht. Habe ich selbst bis dato
nie dazugehört, also nie diese Macht besessen, kann ich nun selbst darüber urteilen, wer dazu gehören darf und wer nicht.
Aus u. a. diesem Grund ist es uns in der Jugendarbeit enorm wichtig,
Handlungsspielräume zu ermöglichen, in denen Selbstwirksamkeit gelernt und erfahren werden kann. Wenn Jugendliche beginnen können
herauszufinden, wer sie sind, und nicht mehr versuchen, so zu werden,
wie sie andere – nicht selten Erwachsene – gerne hätten, dann ist dies
ein wesentlicher Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Durch positive Erfahrungen innerhalb solcher Handlungsspielräume können sich in weiterer Folge Jugendliche unabhängiger von ethnischen Zuschreibungen
und Gruppen positionieren.
In entscheidenden Momenten kann dies bedeuten, den Mut zu besitzen, eine eigene Meinung zu vertreten, und zwar selbst dann, wenn diese einer anwesenden Mehrheit nicht gefällt.
4 aufgePASST!
Aber bevor ich hier weiter sinniere, lassen wir doch die jungen Menschen selbst zu Wort kommen. Insgesamt wurden zehn Jugendliche bei
Bahnfrei zu der Tinnitusfrage „Wo kommst du her?“ befragt, Folgendes
ist dabei zusammengefasst herausgekommen:
Die Frage nach der Herkunft hören viele unserer BesucherInnen ihrer
Meinung nach zu oft – ganz unabhängig davon, ob sie auf dem Papier
ÖsterreicherInnen sind oder nicht. Auffallend oft betrifft diese Frage Jugendliche mit dunkler Hautfarbe. Fast alle Interviewten halten fest, dass
ihrer Meinung nach die Herkunft nichts über einen Menschen aussagen
kann, daher ist es ihnen persönlich auch ganz egal, woher ihre Freunde/-innen kommen. „Weil Mensch is Mensch“, so ein Jugendlicher. Auch
differenzieren die Jugendlichen, wer genau ihnen die Frage nach der
Herkunft stellt, denn bei manchen vermuten sie Diskriminierung dahinter und bei anderen wiederum betrachten sie die Frage mehr als Interesse an ihnen als Person. Einige Jugendliche glauben, dass ihnen die
Frage gestellt wird, weil sie äußerlich nicht dem Bild der/des klassischen
Österreicherin/Österreichers entsprechen. Die Jugendlichen selbst
würden sich nicht als ÖsterreicherInnen definieren. Sie erklären, dass
sie es nicht gewöhnt seien, als solche bezeichnet zu werden, und aus
diesem Grund selbst vergessen, dass sie eigentlich welche sind. Auch
empfinden sie einige ÖsterreicherInnen feindlich ihnen gegenüber. So
berichtet eine Gruppe Jugendlicher von einem Vorfall, bei dem ein älterer Mann zu ihnen und zwei Kopftuch tragenden Mädchen schrie:
„Ihr wollt’s da Bomb’n leg’n! Wird scho nu a Hitler-Nachfolger kommen!“
Die Jugendlichen fragen den Herrn: „Wer soll dieser zweite Hitler sein?“
Worauf ihnen der Mann antwortet: „I bin da Hitler! Ihr werd’s scho nu
sehn, was passiert!“ In der Zwischenzeit ärgern sich die Jugendlichen
gar nicht mehr über solche Aussagen, finden diese sogar belustigend.
Definitiv aber bemerken sie, dass Jugendliche, denen auch gerne die
Herkunftsfrage gestellt wird, häufiger von Ausweiskontrollen durch die
Polizei betroffen sind.
Auf die abschließende Frage, ab wann sie sich selbst als ÖsterreicherInnen bezeichnen würden, kommt die klare Antwort: „Wenn wir einen guten Job bekämen und es keine Ausländerfeindlichkeit mehr hier in Österreich gäbe!“
Eigentlich ganz logisch: Wenn ich nicht mehr zum Ausländer gemacht
werde, dann bin ich auch keiner mehr.
Beenden wir diesen Beitrag wieder mit MC Yasmos Lyrics: „Wer hat Angst
vorm weißen Mann? – Alle – Alle – Und wenn er aber kommt? – Dann
laufen wir davon … “
Jugendarbeit ist ein fixer Bestandteil in jedem einzelnen unserer 23 Bezirke. Darauf kann Wien sehr stolz sein. Kinder und Jugendliche brauchen ein breites Angebot an Freizeitaktivitäten. Aber auch Anerkennung, Halt, Orientierung und Perspektiven sind sehr wichtig. Die Wiener
Kinder- und Jugendarbeit ist ein Bollwerk gegen die Verunsicherung.
Im letzten Jahr hat sich wieder gezeigt, wie professionell JugendarbeiterInnen auch mit schwierigen Problemlagen umgehen. Die Diskussion um extremistische Ausprägungen bei jungen Menschen war innerhalb der Jugendarbeit geprägt von Vernunft und Gelassenheit, aber
auch von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Art
und Weise, wie sich die Jugendarbeit im Allgemeinen mit diversen extremen Phänomenen auseinander gesetzt hat, war Vorbild für viele andere Menschen und Organisationen, die in pädagogischen Kontexten
arbeiten. Und wenn JugendarbeiterInnen aus Wien als ExpertInnen in
die Bundesländer eingeladen werden, heißt das für mich auch, dass wir
alle miteinander darauf stolz sein können.
Als Jugendstadtrat ist es mir auch in meiner politischen Funktion sehr wichtig, junge Menschen zu animieren, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu ma-
Christian Oxonitsch – Kinder- und Jugenstadtradt
chen. Momentan finden viele Aktionen statt, die Jugendliche auf ihre
demokratischen Rechte und Pflichten hinweisen. Auch hier leistet die
Jugendarbeit einen wichtigen Beitrag, Jugendlichen ein Bewusstsein
für Politik zu vermitteln und ihr Interesse zu wecken. Natürlich wird in
diesem Rahmen auch die kritische
Auseinandersetzung darüber geführt, dass viele Jugendliche zwar
in dieser Stadt leben, aber leider
keine Wahlberechtigung haben.
Mein spezieller Dank gilt allen, die
täglich dazu beitragen, dass sich
Kinder und Jugendliche aufgehoben und als BürgerInnen dieser
Stadt fühlen.
Foto: Schedl
Was ist Jugendarbeit?
Christian Oxonitsch
Jugendstadtrat
Parkbrüller
Ein Mann schickt seinen Sohn, um Zigaretten zu kaufen. In der Trafik sagt die Verkäuferin: „Du bist zu jung
für Zigaretten!“ Der Junge geht zurück zum Vater und
erklärt ihm das. Darauf der Vater: „Dann sag zur Verkäuferin, du bist 37 Jahre alt, hast drei Kinder, deine
Frau ist im Krankenhaus und dein Auto ist bei der Reparatur.“ Der Junge geht zurück zur Trafik und sagt: „Ich
bin drei Jahre alt, hab 37 Kinder, meine Frau ist beim
Mechaniker und mein Auto ist im Krankenhaus!“
Hatice, 10 Jahre
Ein Schaf steht neben
einem Rasenmäher
und sagt: „Mäh mäh!“.
Da sagt der Rasenmäher: „Du kannst mir gar
nichts befehlen!“
Meliha, 8 Jahre
Ein Elefant und ein Kamel treffen sich. Fragt der Elefant: „Wieso hast du zwei Buckel auf dem Hintern?“
Darauf das Kamel: „Du hast ein ganz schön großes
Mundwerk für jemanden, der einen Schwanz im Gesicht hat!“
Ezgi, 13 Jahre
Ein Junge namens Ichweißesnicht und sein Bruder Gehirn sind
neu in der Stadt. Am ersten Schultag fragt die Lehrerin: „Wie
heißt du?“ Der Junge antwortet: „Ichweißesnicht“. Nochmals
die Lehrerin: „Wie heißt du??“ – „Ichweißesnicht.“ Da denkt sich
die Lehrerin: "Das gibt’s ja wohl nicht!", und ruft grantig die
Mutter an. Sie fragt: „Wie heißt Ihr Sohn?!“ Die Mutter antwortet: „Ichweißesnicht.“ Darauf die Lehrerin: „Und wo ist Ihr Gehirn??“ „Spielt draußen Fußball.“
Samantha, 11 Jahre
Er schreibt ihr: „Ich wünschte, zwischen uns
wäre was.“ Sie schreibt: „Ist es auch.“ Er darauf:
„Was??“ Sie: „Eine Wand!“
Aylin, 13 Jahre
Alle Kinder sind brav!
Illustration von Alex,
Jugendlicher
Leo, 5 Jahre
aufgePASST!
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VON NEET ZU SEED –
Von der defizitorientierten hin zu einer konstruktiven
Interpretation der Begrifflichkeit NEET
B
ereits zu Beginn meiner Tätigkeit im
Projekt spacelab im Mai 2012 war in
unserem Team (Offene und Aufsuchende Jugendarbeit) der Unmut über das Akronym NEET („Not in Education, Employment
or Training“) stark zu spüren. Mit jenem Begriff
werden im Allgemeinen negative Konnotationen verbunden, sei es das Wort not, was bekanntlich auf Deutsch so viel wie „nicht“ bedeutet, oder die Aussprache des gesamten
Begriffes NEET [engl., ni:t], welcher mit dem
deutschen Wort Niete stark assoziiert wird.
Andererseits wird durch diese Zuschreibung
jene Zielgruppe, nämlich Jugendliche und
junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren,
die nicht in einer Ausbildung sind, die nicht arbeiten und sich auch in keiner Kursmaßnahme
oder keinem Training befinden, kurz gesagt,
all jene ohne Beschäftigung, in eine passive
Rolle gebracht. Das Aktive und Gestalterische,
das jeder Mensch an sich in seinem Leben besitzt, wird ihnen abgesprochen.
Bewegt durch diese Emotionen und Gedanken und um einen neuen Begriff zu finden,
welcher vielmehr mit positiven Zuschreibungen verbunden wird, setzte ich mich damit
auseinander und kam so auf den Begriff SEED.
Als Akronym steht er für „Searching for Education, Employment and Development“ und auf
Deutsch übersetzt bedeutet das Wort Samen.
Die Jugendlichen, die in dem Kontext metaphorisch als Samen bezeichnet werden, können nur dann aufblühen, wenn jene Rahmenbedingungen geschaffen werden, die
für ihr Wachstum notwendig sind. Der Begriff
SEED unterscheidet sich dadurch vom Begriff
NEET, als dass er der Zielgruppe eine aktive
Rolle zuschreibt. In den Worten searching for
kommt der Mensch als Suchender zum Ausdruck, befreit von (oder geschützt vor) den
Zuschreibungen einer passiven Rolle. Meiner
Erfahrung nach machen sich Jugendliche und
junge Erwachsene sehr intensiv Gedanken
über ihr Leben und wollen ihre Lebenssituation verbessern. Jedoch fehlen ihnen oftmals
die Möglichkeiten, um diese Schritte auch tat-
6 aufgePASST!
sächlich zu vollziehen. Die Verweigerung, in
die Schule zu gehen oder zu arbeiten, bzw. ein
Nichts-tun-Wollen können aus der Sichtweise
eines/einer in eine passive Rolle Gedrängten
auch als eine Art von Unmut und Unzufriedenheit mit seiner/ihrer aktuellen Situation interpretiert werden – sei es in der Familie, in der
Schule oder in der Arbeit. Dieser Unmut spiegelt gleichzeitig auch die gesellschaftlichen
Herausforderungen. Die Frage lautet nun, ob
wir uns diesen Herausforderungen und unseren Verantwortungen stellen wollen, anstatt
diese auf die Jugendlichen zu übertragen.
Die wesentliche Voraussetzung für positive
Veränderungen in der Gesellschaft ist ein neuer Zugang zu und ein neues Verständnis einer Beziehungskultur zwischen der älteren
und der jüngeren Generation, die in erster Linie in der Erziehung, Bildung und Arbeitswelt
– oder anders gesagt: einfach mitten im Leben
– zum Ausdruck kommen soll. Education und
employ­ment im SEED-Konzept zeichnen sich
durch die Loslösung vom defizitorientierten
hin zum konstruktiven Denken und Handeln
in sozialen Interaktionen aus. Das Ziel ist die
Hervorbringung eines reflektierten und hinterfragenden Menschen in der Gesellschaft.
Ibrahim – Jugendarbeiter
Dabei wird sich die ältere Generation ihrer
Verantwortung bewusst, da sie ja mehr Lebenserfahrung hat. Somit wird zwischen den
Generationen eine Beziehung auf Augenhöhe geschaffen, in der mit Respekt, Liebe und
Empathie alle Menschen gemeinsam wachsen
und durch ein gelingendes Miteinander in ihrer Selbsterkenntnis gestärkt werden.
Development steht im Allgemeinen für die Persönlichkeitsentwicklung und verweist auf die
Potentiale und Stärken der Zielgruppe selbst.
Es geht in erster Linie darum, den Jugendlichen zu vermitteln, dass Selbsterkenntnis für
die Selbstverwirklichung eine entscheidende
Rolle spielt. Jede/-r Einzelne ist MeisterIn ihres/seines eigenen Lebens und somit in der
Lage, Strategien zu finden, um mit Traurigkeit,
Frust, Enttäuschung, Überforderung und Verlust umgehen zu können, und schließlich sich
selbst zu finden und verwirklichen zu können.
Die Samen warten nur sehnsüchtig unter der
Erde darauf, aus der Erde zu sprießen und uns
mit neuem Wissen und Erkenntnissen zu ernähren …
Foodsharing is caring
„Wiener Kinderfreunde aktiv“ und nachhaltiger Konsum
W
ir machen eine Zeitreise ins Jahr 2014.
Bei der Weihnachtsfeier der Kinderfreunde Donaustadt
wurden KollegInnen der Parkbetreuung der Wiener Kinderfreunde aktiv ins Eventcenter MOZAIK
in die Großfeldsiedlung eingeladen. Dort wurden für etwa 400
Gäste riesige Portionen Fleisch,
Reis, Gemüse, Brot und Süßspeisen aufgekocht. Aber wie es nun
mal so ist, bleibt dann doch einiges übrig.
Eine Kollegin und ich fragten daher den Besitzer, ob wir die Reste nicht einfach mitnehmen dürfen und im Jugendzentrum KJU:B
der Wiener Kinderfreunde aktiv
am Alfred-Kubin-Platz in Wien-Donaustadt verteilen können.
Etwas verwundert, aber mit großer Begeisterung drückte uns der
Besitzer mehrere Kübeln voller Essen in die Hände: die Geburtsstunde unseres Projekts „foodsharing
is caring“.
So kam es, dass wir mit unserem
Lastenfahrrad einmal pro Woche
riesige Mengen an frischen und
hochwertigen Lebensmitteln vor
der Mülltonne, aber nicht vor den
Mägen unserer TeilnehmerInnen
bewahren konnten!
Seit den letzten Monaten hat sich
bei uns viel getan. Unsere Jugendlichen holen selbstständig das Essen ab, wir haben bereits Lebensmittel nach Traiskirchen (zu den
AsylwerberInnen) gebracht, an
Bedürftige im öffentlichem Raum
verteilt, die Gemeindebau-BewohnerInnen verköstigt und die
Kochgruppe im naheliegenden
Nachbarschaftszentrum NZ 22 des
Wiener Hilfswerks beliefert.
Egal wer, wann und wo, die Leute waren von der Qualität der Lebensmittel immer begeistert und
wenn das Ganze noch mit frischem Gemüse verfeinert wurde,
dann wurde aus dem Gaumenauch ein Augenschmaus!
Durch KollegInnen erfuhr ich von
einem europaweiten Wettbewerb,
bei dem es um nachhaltige Projekte ging. Also Projekte, bei denen Ressourcen gespart werden
(z. B. Lebensmittel), die Umwelt
geschont wird (es wird kein CO2
produziert), keine Menschen ausgebeutet werden und auch Teenager mitmachen.
Unsere Begeisterung war groß
und deshalb haben wir ohne jegliche Spekulation auf einen Preis
unser Foodsharing-Projekt eingereicht.
Und siehe da – ein paar Monate später ereilt uns die Nachricht,
dass unser Projekt unter den ersten drei Plätzen ist und wir nach
Bonn zum „European Youth Sum-
„Auf die Torte fertig looooos“
Ganz unter Motto „seelische Gesundheit“ starteten die Wiener Kinderfreunde aktiv am Karl-Seitz-Hof mit ihrem ersten Tortenverzierwettbewerb durch. Dabei ging es nicht nur um das gemeinsame Zubereiten
einer leckeren Jause, sondern auch um Teamarbeit, Kreativität und Zusammenhalt in der Gruppe, wobei der Spaß natürlich im Vordergrund
stand.
Laurenz – Teamleiter
mit For Ethical Consumption“
(Jugend­konsumgipfel) eingeladen
werden! Damit hätte niemand gerechnet.
Ob dritter, zweiter oder erster
Platz, das ist uns nicht wichtig.
Wichtig ist nur eines: Wir wurden
gehört und wahrgenommen, und
zwar europaweit!
Theresa – Teamleiterin
Nachdem wir gemeinsam mit den Kindern verschiedenes Obst und diverse Zutaten eingekauft hatten, teilten sich die Kinder selbst in drei
Teams mit je fünf Kindern ein. Im Anschluss hatte jedes Team 45 Minuten Zeit, mit dem Obst und den weiteren Zutaten ein kreatives und leckeres Kunstwerk zu kreieren, wobei es nicht nur um ein appetitliches
Endprodukt ging, sondern auch um das gemeinsame „Arbeiten“ in der
Gruppe. Nach Ablauf der Zeit wurden die Kunstwerke von der Jury bewertet, wobei besonders die Kreativität, der Geschmack und die Teamarbeit miteinbezogen wurden.
Die Kinder hatten Rießenspaß an der Aktion, alle drei Siegergruppen
präsentierten stolz ihre Torten und verschmausten im Anschluss gemeinsam ihre Kunstwerke.
aufgePASST!
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Ein Kinder- und Jugendtreff ist 20
Der Verein Bassena Stuwerviertel feiert Geburtstag
Interview von Roman – Jugendarbeiter – mit Fritz – Geschäftsführer
Der Verein Bassena Stuwerviertel wird gefördert von der
Stadt Wien und vom Bezirk Leopoldstadt. Er betreibt einen
Kinder- und Jugendtreff, bietet Parkbetreuung nach dem
Konzept der Stadt Wien und ist Trägerverein des FAIR-PLAYTEAMS Leopoldstadt.
Der runde Vereinsgeburtstag in diesem Jahr war für uns
Anlass, gemeinsam mit Gründer Fritz (Friedrich) Schalamon
zurückzublicken.
1. Fritz, du begleitest den Verein,
seitdem es ihn gibt. Welche Gedanken haben dich vor 20 Jahren angetrieben, die Bassena
Stuwer­viertel zu gründen?
Ein Wahlergebnis hat uns gezeigt, dass wir so etwas wie ein
Kommunikationszentrum brauchen. Bald war aber klar, dass wir
schwerpunktmäßig bei den Kindern und Jugendlichen ansetzen
müssen. Wir waren eine Gruppe
von Personen, die daran geglaubt
haben, etwas bewirken zu können, und auch bereit waren, dafür
etwas zu tun. Anfangs waren wir
alle ehrenamtlich tätig. Auch ich
habe direkt mit den Kids gearbeitet. Meinen Schreibtisch hatte ich
als Obmann des Vereins mitten
unter ihnen. Nach sechs Jahren ist
aber alles immer größer geworden. Unsere Arbeit wurde immer
umfangreicher und professioneller. Seit 2001 bin ich nicht mehr
Obmann, sondern Geschäftsführer.
Vor einigen Jahren kam er als junger Erwachsener zu uns, um uns
sein Kind für die Lernbetreuung
zu bringen. Das hat mich sehr berührt.
3. Was hat sich seit der Gründung
verändert?
Alles, echt alles. In keinem Bereich
ist etwas gleich geblieben. Die Klientel hat sich geändert, unser Zu-
gang ist um vieles professioneller
geworden, unsere Möglichkeiten
und Fähigkeiten haben sich verändert – aber auch die Anforderungen an uns, die sind gestiegen. In den Anfängen haben wir
noch mit der Schreibmaschine geschrieben. Jetzt gibt es für unsere BesucherInnen ganz selbstverständlich Computer und auch für
fast jede/n unserer MitarbeiterInnen einen Computer am Arbeitsplatz.
Aber es ist noch immer die gleiche Art Kids, die von draußen zu
uns reinkommen, sich von uns etwas erwarten und das hoffentlich
auch bekommen. Ihre Wünsche
nach Spaß und Spiel in einem
geschützten Rahmen, nach Aufmerksamkeit und vor allem ernst
genommen zu werden haben sich
Vor 20 Jahren haben wir unter sehr einfachen Verhältnissen begonnen …
2. Was ist das schönste Erlebnis,
an das du dich in dieser Zeit in
der Bassena Stuwerviertel erinnern kannst?
Wir haben viele schöne Momente gehabt, wo wir herzlich gelacht haben. Ich erinnere mich an
viele Spielnachmittage mit den
Kindern und Teambesprechungen mit den KollegInnen. Aber
ich kann mich ganz besonders an
ein Kind erinnern, dass wir zu Beginn in der Lernbetreuung hatten.
8 aufgePASST!
nicht so stark verändert. Leider
gibt es auch noch immer sehr viel
Bedarf. Die Kinderrechte werden
auch heutzutage nicht überall gewahrt. Heute haben die Kinder
aber glücklicherweise mehr AnsprechpartnerInnen bzw. -stellen,
an die sich wenden können, wenn
es ihnen nicht gut geht. Damals,
als wir begonnen haben, sprachen wir noch ausschließlich persönlich miteinander. Heutzutage
ist das Internet ein wesentliches
Kommunikationsmittel. Facebook
und andere Plattformen sind auch
für uns nicht mehr wegzudenken.
4. Könntest du nochmal 14 Jahre alt sein – in welchem Jahrzehnt
der letzten 50 Jahre würdest du
Jugendlicher sein wollen und warum?
Da kann ich mich ehrlich gesagt
nicht entscheiden. Ich habe es in
den 70er Jahren heiß geliebt mich
auf der „Gstätten“ rum zu treiben
andererseits gibt es heutzutage
Möglichkeiten, wenn man Kind
ist, die es damals nicht gab. Allein das vielseitige Angebot, das
es heutzutage für Kinder und Jugendliche gibt. Früher gab es dafür viel weniger Verkehr und
mehr Freiräume. Nicht alles was
einen Wert hatte, hatte auch einen Preis. Aber was das für ein
Gefühl war, lässt sich Menschen
heutzutage, die dies nicht erlebt
haben, nur schwer erklären. Heute gibt es dafür mehr Möglichkeiten, mehr Angebote, mehr Rechte
und mehr Chancen!
5. Was wünscht du dir für die Bassena Stuwerviertel?
… die Kids, die tagtäglich zu uns kommen, sind die größte Belohnung dafür.
Dass wir so weitermachen können, wie bisher. Mit genau so viel
Unterstützung wie bisher. Dass
die Kids gerne zu uns kommen,
viel Spaß haben und sich später
gerne an die Bassena Stuwerviertel erinnern.
Alles ist möglich, aber
was ist sicher?
Angelika, Barbara, Brigitte, Andreas – Projektgruppe
Jahresschwerpunkt wienXtra
Tobias (17 Jahre) ist im dritten Lehrjahr. Nur einer von drei Lehrlingen
wird in der Verwaltungsstelle übernommen. Damit er eine Chance hat,
braucht er lauter Einser. Nasim (18 Jahre) macht seine Lehre in einem
Verwandtschaftsbetrieb. Er arbeitet auch am Wochenende. Weit über
40 Wochenstunden sind keine Seltenheit. Roya (20 Jahre) macht ihren
Hauptschulabschluss nach. Jetzt, da sie genügend Deutschkenntnisse hat, möchte sie eine Arbeit finden. Behördengänge bereiten ihr so
viel Stress, dass sie nachts mehrmals aufsteht, um zu schauen, ob sie
alle Papiere beisammen hat. Ihre Chancen, eine Lehrstelle zu finden,
sind schwierig, aber es ist nicht unmöglich, sagt sie. Die Schülerinnen
Lisa und Tabea (17 Jahre) berichten über tägliche Tests, Prüfungen oder
Schularbeiten. Sie möchten gute Noten, aber sich auch in der Schulgemeinschaft engagieren. Das wird in der Schule gerne gesehen. Dann
muss noch Zeit für Freunde, Klavierstunde und Tanzworkshops sein. Das
alles macht Druck.
Ihre ganz persönlichen Geschichten tauschen junge Menschen in den
Workshops zum wienXtra-Schwerpunkt „Jugend und Druck“ aus. Sie
reden auch darüber, was hilft: verständnisvolle Eltern, ein Instrument
spielen lernen, Tanzen, Musik hören, der gute Kontakt zu FreundInnen
oder einer unterstützenden Organisation. Die AUS!Druck-Fotobox, mit
der das Workshopteam unterwegs ist, nutzen die Jugendlichen, um
über Fotos und Sprache ihre Statements festzuhalten.
Der wienXtra-Jahresschwerpunkt 2015 „ Jugend und Druck“ widmet sich
den Lebenswelten und Zukunftsperspektiven junger Menschen und
wird in Kooperation mit dem MA-13-Fachbereich Jugend umgesetzt.
Alles ist möglich, aber was ist sicher? Der Beruf? Dieser Lebensweg?
Die eine Beziehung? Welche Zukunft schafft Sicherheiten? Was kann die
neoliberale Gesellschaft bieten? Welche Kompetenzen braucht es bei so
viel Multioptionalität? Wirtschaftlicher Druck nimmt zu, eindimensionale Lebenswege waren gestern.
Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer Gesellschaft auf, die von
der Ökonomisierung aller Lebensbereiche geprägt ist. Der Bildungsmarkt bleibt vom Geist des Neoliberalismus ebenso wenig verschont
wie der Arbeitsmarkt. Das macht Druck, auch jungen Menschen – den
einen mehr, den anderen weniger. Wie sie damit umgehen, dass sie einer Zukunft entgegensehen, in der einerseits vieles möglich scheint,
aber gleichzeitig nichts mehr sicher ist, ist höchst unterschiedlich.
WienXtra bietet zu „Jugend und Druck“ zahlreiche Veranstaltungen. Höhepunkte sind ein Aktionstag für Jugendliche und die Fachtagung für
Menschen, die mit Jugendlichen arbeiten. Beide Veranstaltungen finden in der Wiener Urania statt.
Alle Infos dazu gibt’s auf www.jugendunddruck.at.
Aktionstag für Jugendliche, 25. November, Wiener Urania:
Vormittag: Workshops für Schulgruppen mit Collage, Tanz und
Debattierclub. Anmeldung für Schulen ab Schulbeginn Herbst
2015 auf www.schulevents.at.
Nachmittag: Workshops für Jugendorganisationen mit YouTubeVideos, Improschauspiel, Bodypercussion und A-capella-Musik.
Fragen zur Anmeldung: [email protected].
Fachtagung 26. November von 9 bis 14 Uhr, Wiener Urania
Für Menschen, die mit Jugendlichen arbeiten und leben
Vorträge und Beiträge von:
Katharina Liebsch, Soziologin, Helmut Schmidt Universität,
Hamburg
Konstantin Mitgutsch, Medienpädagoge, playful solutions
Nicole Alexy, Universität München
jugendlichen TeilnehmerInnen des Aktionstages
Weitere wienXtra-Angebote zu „Jugend und Druck“:
Bildungsveranstaltungen
Filme und Filmgespräche
You Tube-Lab, Workshop im wienXtra-medienzentrum
„ich schaff das“, Workshops und Broschüre für Jugendliche der
wienXtra-jugendinfo
u.v.m.
Mitmachen und sich beteiligen: www.jugendunddruck.at
aufgePASST!
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„Use your space!“ oder: Wem gehört die Stadt?
Barbara – Jugendarbeiterin
S
eestadt Aspern, alte Rollbahn: viele
fröhliche junge Menschen, Liegestühle, auf der Tanzfläche vor der Bühne
mit dem DJ-Pult bewegen sich die jungen Erwachsenen zu Deep- und House-Techklängen
aus den großen Boxen.
Essling, Raphael-Donner-Allee: Vor der JUNE-­
Box sitzt eine Gruppe Jugendlicher in Liegestühlen, sie diskutieren gerade die Hausregeln
für den selbstorganisierten Jugendtreffpunkt.
Asperner Wies’n, auch Jugendplatz genannt:
Einige Burschen und Mädchen beugen sich
über einen Plan des Geländes und debattieren,
wo das Salettl gut Platz hat und ob die Hängematten in der Sonne oder im dem Schatten
der Bäume besser positioniert wären.
Seestadt Aspern, Fußballwiese: Unter viel Gelächter bauen einige Jugendliche das erste Mal
in ihrem Leben Campingzelte auf, voller Vorfreude auf eine gemeinsame Übernachtung
mit Lagerfeuer. Die Grillwürstl warten schon
im Kühlschrank, der Schlafsack harrt die ganze
Nacht allein im Zelt seiner Besitzerin.
Was haben diese Momentaufnahmen gemeinsam? Bevor diese Aktivitäten zur Umsetzung
kamen, standen dahinter lange Planungsprozesse, die mit Jugendlichen, Jugendarbeit und
anderen wichtigen Ansprech- und Verhand-
lungspartnerInnen (MA 42, Partnervereine,
GrundbesitzerInnen, MA 36 …) gemeinsam
geführt wurden. Im Vordergrund stand die
Aktion, die für die TeilnehmerInnen viel Spaß,
neue Erfahrungen und das Erleben von eigener Wirksamkeit brachten. Dahinter steht ein
Grundanliegen (mobiler) Jugendarbeit: Der
(öffentliche) Raum in der Stadt darf und soll
von allen genutzt werden. Durch die vielfältigen Ideen, die umgesetzt werden, passiert Aneignung und Kommunikationsprozesse werden in Gang gesetzt und unterstützt. Eine
Stadt besteht nie nur aus Häusern, Straßen
und Plätzen – ihre BewohnerInnen machen
sie erst zu dem, was sie ist. Auch jugendliche
BewohnerInnen müssen in Planungsprozes-
se eingebunden und gefragt werden. Unter
ihnen sind viele, die gerne bereit sind, neben
ihren eigenen Bedürfnissen auch die der anderen NutzerInnen des (öffentlichen) Raumes
mitzudenken, es soll Platz für alle sein. Platz,
der gemeinsam bunt, vielfältig und lebendig
gestaltet und genutzt wird und (uns) allen gehört!
Mobile Jugendarbeit SEA – Stadlau, Essling,
Aspern, Seestadt
http://sea.jugendzentren.at
E-mail: [email protected]
Facebook: jugendarbeitSEA
Tel.: 0676 897 060 223
Unser Jugendprojekt im „friends“
Jugendliche stellen ihr Zentrum vor
„friends“ heißt unser Kinder-, Jugendund Familienzentrum der Kinderfreunde
Leopoldstadt und ist im zweiten Bezirk,
gleich hinter dem Karmelitermarkt.
Es hat jeden Dienstag von 18 oder 19 Uhr bis
21 Uhr geöffnet. Die Betreuer sind Lynn und
Philipp. Wir sind gerne hier, weil wir hier unsere Freunde treffen und entspannen können.
Oftmals sind wir nur am Plaudern oder Spielen. Wir gehen häufig auf Ausflüge, wie z. B.
zum Eislaufen, ins Kino oder zum Schwimmen.
Sehr oft wird auch gemeinsam gekocht. Wenn
wir Probleme bei Hausaufgaben haben, wird
uns immer geholfen. Auch beim Lernen und
Vorbereiten auf Schularbeiten oder Referate.
Die BetreuerInnen haben mit vielen von uns
auch schon Bewerbungen und Lebensläufe
geschrieben.
10 aufgePASST!
Warum kommen Jugendliche ins „friends“?
Meinungen der Besucher­Innen:
Ich komme oft hierher, weil es im „friends“ eine
angenehme Atmosphäre gibt, nette Leute hier
zu finden sind, wir eine Menge Spaß und einen
Rückzugsort haben. Auch helfen uns die Betreuer bei schulischen oder beruflichen Fragen.
Dafne (16)
Ich komme oft her, weil man hier W-LAN hat
und man sich ohne Streit unterhalten kann.
Sigi (14)
Ich komme hierher, weil ich mit meinen
Freunden gerne spiele. Wir machen viele lustige Sachen.
Atti (14)
Ich mag das „friends“, weil wir sehr viele Ausflüge machen. Die BetreuerInnen des Jugendprojekts helfen uns, wenn wir Probleme haben.
Sanja (13)
Ich komme gerne ins Jugendprojekt, weil ich
neue und nette Leute kennenlernen möchte. Es
gefällt mir auch, dass hier keine rassistischen
Begriffe benützt werden und keiner schimpft.
Ich finde es auch cool, dass alle gleich behandelt
werden und dass alle die gleichen Rechte haben.
Isnija (14)
„BE HEALTHY – bleib gesund!“
EU-Projekt zur Innovation von Gesundheitsvorsorgemaßnahmen
für junge Menschen
Elke und Reinhold – Geschäftsführung
„BE HEALTHY – Bleib gesund!“– so der Titel dieser von Turin ausgehenden Initiative, welche 2014, 2015 und 2016 gemeinsam mit Jugendlichen und JugendarbeiterInnen möglichst effektive Kampagnen für einen gesünderen Lebensstil initiiert. Motivation zur Teilnahme an diesem
Projekt ist unser Wissen über die positiven Auswirkungen von sportlichen
Freizeitaktivitäten nicht nur für den Körper, sondern auch für das Sozialleben von Menschen aller Altersgruppen.
Zeit!Raum-MitarbeiterInnen haben in den letzten Monaten im Erfahrungsaustausch mit ProjektpartnerInnen aus Slowenien, Schweden, Italien und Spanien sowohl den Status quo der Jugendgesundheitsarbeit
in den jeweiligen europäischen Ländern als auch innovative Projektansätze und Vermittlungsmethoden in der Jugendarbeit kennengelernt.
Gesundheit ist mehrdimensional
Einladung zur Seminar-Teilnahme
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definierte 1946 „Gesundheit als
einen Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen
Wohlergehens und nicht bloß als Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“
Verschiedene Gesundheitsdefinitionen haben im Lauf der letzten Jahrzehnte auf die Mehrdimensionalität von Gesundheit im Sinne eines
nicht nur körperlichen, sondern auch psychischen und sozialen Wohlbefindens hingewiesen.
Gesellschaftliche Teilhabe ist ein wichtiger Aspekt, der zum Wohlbefinden von (jungen) Menschen beiträgt. Deswegen lädt Zeit!Raum
von 22. bis 24. September 2015 interessierte MitarbeiterInnen der
Wiener Kinder- und Jugendarbeit ein, bei einem internationalen Gesundheitsseminar, innovative Ideen und zukunftsorientierte Ansätzen,
die lokal schon gut funktionieren und auch gesamtgesellschaftlich und
europaweit Positives bewirken könnten, einzubringen.
Zudem werden bei der Weiterbildung anwendungsorientierte Angebote gesetzt, und am allerwichtigsten: Es wird der Frage nachgegangen,
wie theoretisches Wissen für die praktische Arbeit mit Jugendlichen attraktiv umgesetzt werden kann.
Im Jahre 2002 beschreibt der Sozialwissenschaftler Badura Gesundheit dermaßen: „Gesundheit ist Voraussetzung und Ergebnis einer kontinuierlichen Auseinandersetzung des Menschen mit Bedingungen und
Herausforderungen in Familie, Schule, Arbeitswelt und Freizeit. … Am
überzeugendsten erscheint eine Vorstellung von Gesundheit als Kompetenz oder Befähigung zu einer aktiven Lebensbewältigung, eine
Fähigkeit zur Problemlösung und Gefühlsregulierung, durch die ein
positives seelisches und körperliches Befinden und ein unterstützendes
Netzwerk sozialer Beziehungen erhalten oder wiederhergestellt wird.“
(Quelle: Sozialministerium)
Seminarinfos
Zeiten und Orte:
Dienstag, 22. September, von 12:45 bis 17:30 Uhr im ega,
Windmühlgasse 26, 1060 Wien
Mittwoch, 23. September, von 9:30 bis 13 Uhr im ega,
Nachmittagssessions ab 15:00 bis 17:30 Uhr am Schwendermarkt und in der Jugendsportanlage Auer-Welsbach-Park
Donnerstag, 24. September, bei Zeit!Raum, Sechshauser
Straße 68–70, und in der Jugendsportanlage Auer-Welsbach-Park, 1150 Wien
Das Seminar ist kostenlos. Für Kaffee und Getränke in den Pausen
sowie Verpflegung am Mittwochmittag ist gesorgt. Die Anmeldung mit Angabe zum Workshop-Wunsch sowie die Teilnahme
an allen drei Tagen ist erforderlich. Das Seminar findet im theoretischen Teil in englischer Sprache statt, die Praxis-Workshops
(nachmittags) werden größtenteils auf Deutsch abgehalten.
Anmeldung und Infos unter [email protected] und unter
01 892 7400. Anmeldung bis 21. September 2015 möglich!
Mehr Infos auch auf: www.behealthyeuproject.eu
aufgePASST!
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Das erste KiJUFO – ein
Partizipationsprojekt in
Michaela – Jugendarbeiterin
Favoriten
Das Kinder- und Jugend-Forum
(KijUFO) besteht aus SchülerInnen
und „Parkkindern“ Favoritens und
hat das Ziel, Anliegen und Ideen
der Kinder und Jugendlichen in
Form von Anträgen an die Bezirkspolitik zu übermitteln.
Aufgrund der Größe des Bezirks
wurde dieser in vier Teilbereiche
mit den jeweils dazugehörigen
Schulen und Parks geteilt. Jedes
Jahr wird ein anderer Teilbereich
als Zielgebiet gewählt. Die Parkkinder mit ihren Anliegen/Ideen werden durch „MentorInnen“
der Parkbetreuung unterstützt;
die SchülerInnen werden einerseits durch den SVC (SchülerVertreterInnenClub) und andererseits
durch SVC-MentorInnen unterstützt.
Jedes Jahr finden nach Formulierung der Anträge zwei Treffen
der Kinder und Jugendlichen Favoritens mit Bezirkspolitikern/-innen aller Fraktionen statt, um die
Anliegen der Kinder direkt an politische Entscheidungsträger zu
vermitteln. Darüber hinaus geht
es darum, weiterführende Handlungsentscheidungen der politischen Gremien im Bezirk in der
Praxis mitzuverfolgen und damit
nachvollziehen zu können.
Im Sommer 2014 wurde das Projekt in folgenden Parkanlagen gestartet:
Arthaberpark
Belgradpark
Erlachpark
Fortunapark
Laubepark
Paltrampark
Im Herbst 2014 wurde das Projekt in folgenden Schulen weitergeführt:
12 aufgePASST!
NMS Georg-Wilhelm-Pabst-Gasse
NMS Herzgasse
WMS Knöllgasse
Phönix-Gymnasium
Anträge wurden 2014 erstmals
von den Parkkindern und Schülern/-innen formuliert und ausgearbeitet, wobei jeweils ein/-e
MentorIn für Fragen zur Verfügung stand. Das erste Treffen zwischen den Kindern/SchülerInnen
und der Bezirkspolitik fand dann
am 17. Dezember 2014 statt.
Die Anträge stellten die SchülerInnen und Kinder aus den Parks
selbst vor, erklärten sie bei Bedarf
und hatten sogar Fotos zur Veranschaulichung mitgebracht.
Rückmeldungen
Nach der Antragstellung der Kinder/SchülerInnen gab es im März
2015 Antworten von der Politik.
Die Zeit dazwischen war notwendig, um Gutachten einzuholen,
andere Abteilungen, Vereine etc.
zu benachrichtigen und Rückmeldungen von ebendiesen zu bekommen.
Die Kinder warteten schon gespannt auf die Antworten, konnten Rückfragen dazu stellen und
bekamen Erklärungen.
Umsetzungsphase ab
Mai 2015
Drei Anträge konnten bereits vor
der eigentlichen Umsetzungsphase im Mai realisiert werden: der
Antrag der Fortunapark-Kinder zu
neuen Fußballtoren, die Verlängerung des Sicherheitsgitters vor
dem Phönix-Gymnasium und das
Riesen-4-Gewinnt für die Erlachpark-Kinder.
Ab Mai 2015 begann nicht nur der
gewünschte Gratis-Schwimmkurs,
den sich viele Favoritner Kinder gewünscht hatten und der mit Hilfe
einer Kooperationsinitiative zwischen Wiener Kinderfreunden aktiv, Wiener Gesundheitsförderung,
dem Arbeiter-Samariter-Bund und
dem Amalienbad möglich war,
auch die MA 42 begann mit der
Umsetzung der Antragsinhalte,
die Parkanlagen betreffen. Alle
anderen Anträge zu den Themen
Schulhaus-/Schularten-/Schul­hof­
ausstattung, Verkehrssicherheit
am Schulweg sowie freizeitpädagogische Belange werden bis September/Oktober 2015 Schritt für
Schritt realisiert.
Schüler VertreterInnen
Club feiert 10-jähriges
Jubiläum
Michaela – Jugendarbeiterin
Am 6. Mai 2015 lud die Bezirksvorstehung Favoriten zu
einer Geburtstagsfeier eines
ganz besonderen Projekts
ein: Der Schüler VertreterInnen Club (SVC) Favoriten feierte sein 10-jähriges Jubiläum. Bei diesem einzigartigen
Projekt in Favoriten geht es
seit zehn Jahren darum, dass
die Schüler-VertreterInnen von
20 Favoritner Schulen aller Schultypen der Unterstufe gemeinsame
Treffen abhalten, Ideen austauschen, Lösungen für Schwierigkeiten suchen, ExpertInnen aus
unterschiedlichen Berufsfeldern
kennenlernen und schulübergreifende Veranstaltungen planen, organisieren und durchführen.
Der rote Faden
Berühmt am Aktivspielplatz (ASP)
ser Arbeit begeistert
nachgehe.
Und ja, hinter der Präsenz von uns Mitarbeitern/-innen im Chaos steckt eine Struktur,
die ebendiese Präsenz Linda – Jugendarbeiterin
ermöglicht. Dabei meine ich nicht
unsere Infrastruktur, sondern vor
eit unserer 15-Jahr-Feier
Linda – Jugendarbeiterin
allem unsere inhaltliche Struktur,
2014 hängen an verschiean
der
wir
ständig
arbeiten.
Dardenen, teilweise verstaubDienstag, 15 Uhr. A. steht vor der
in
finden
sich
Werkzeuge,
durch
ten
Ecken
des Aktivspielplatzes
Tür und fragt, warum wir noch
die
wir
Verbindungen
schaffen
zu
kleine
Aufgaben
als Teil einer Rätnicht offen haben, es sei zwei
unseren
Zielen,
die
dokumentieselrallye.
So
ist
vor
unserer Küche
Minuten nach drei.
ren und die uns helfen, Entwick- eine Collage mit vier Bildern, auf
Wir spielen eine Runde „Mensch lungen zu sehen, die, durch die denen Obama, Conchita Wurst,
ärgere Dich nicht“ und unterhal- tägliche Anwesenheit, unserer Papst Franziskus und Dominik
ten uns. Es ist wenig los. Dann Aufmerksamkeit manchmal ent- (unser Praktikant), mit langen, im
kommt J. und will sich fürs Mu- gleiten. Sie erleichtern uns bei- Wind wehenden Haaren, abgespielsweise zu er- bildet sind. Darüber die Fragen:
sikzimmer
ankennen, welche „Kennst Du die folgenden Persomelden.
Auf An manchen Tagen
Trends
entste- nen? Wen davon hast Du schon
dem Weg dahin könnten PassantInnen
hen, was zu Alltag einmal am Aktivspielplatz getrofkommt C., des- meinen, auf unserm
wird und wie sich fen?“
sen Ball drinSpielplatz sei das komimmer Wieder- Letztens fragt mich Tugbanur, wargend mehr Luft
plette Chaos ausgebrokehrendes entwi- um überhaupt diese vier Personen
braucht. Bitte. Er
ckelt. Sie bieten da abgebildet sind. Hmm, ich sage
warte schon so chen …
eine Grundlage ohne lang nachzudenken: „Weil
lang, meint er.
Angekommen im Musikzimmer für Analysen und auch für das Arüberlegt J., welches Instrument er beiten an pädagosich ausborgen möchte. Die Don- gischen Strategien.
nertrommel nicht, lieber das Ca- Sie dienen unserer
jon, ja, das da ganz unten hinten internen Qualitätsim Kasten liegt. Passt. Vom Musik­ prüfung.
raum zurück auf der Terrasse an- Seit etwa drei Jahgekommen braucht T. dringend ren arbeite ich akeinen Fetzen für die Tafel, zum Lö- tiv daran, meinen
schen, M. will gerne eine Stabheu- Hintergrund als Dischrecke aus dem Terrarium neh- plompsychologin
men, aber braucht Hilfe, und die mit meiner Tätigkeit
Spielpädagodrei Griesgrame auf der Terrasse als
warten auf den Chillraum. Hopp- gin zu verbinden.
beschäftige
la, Obstaktion. Wer mag schnei- Ich
den? Und die Hochbeete, ja, bitte mich damit, worauf
gießen! … dort … hier … hej K., wir achten, wenn
wie geht’s Dir? Schön, Dich zu se- wir nach vier Stunhen! Im Hintergrund ist der Rasen- den Öffnungszeit
mähermotor zu hören, L. mäht das in unserer Nachbesprechung auf die
Gras in unserem Baubereich.
An manchen Tagen könnten Metaebene wechPassantInnen meinen, auf unse- seln. Und damit,
rem Spielplatz sei das komplette wie wir das fest- Im Aktivspielplatz-Alltag kommen auch StabheuschreChaos ausgebrochen, an ande- halten. Ich versu- cken zum Einsatz
ren wiederum nehmen sie uns che also das, was
wir in unserer Arbeit tun, so weit weise eine Verbindung zwischen
kaum wahr.
Drinnen im unvorhersehbaren Ge- als möglich zu abstrahieren, ohne den gesetzten Zielen und den Gewusel ist das jedoch ein ganz nor- dass die Informationen dabei ihre schehnissen am Platz hergestellt
maler Tag. Für mich ist diese Le- Sinnhaftigkeit im Kontext unse- werden.
bendigkeit zu einem großen Teil rer erlebnispädagogischen Arbeit Wir sammeln dabei sowohl qualidafür verantwortlich, dass ich die- verlieren. So kann später idealer- tative als auch quantitative Daten.
Über Struktur und Sinn
im Aktivspielplatz-Alltag
S
sie berühmt sind!“ Was ist das –
berühmt? Na, das bedeutet, dass
einen viele Menschen kennen, die
also wissen, wer man ist, weil man
wer ist. Oooohw. Ein kurzes Seufzen. O. K. Conchita ist berühmt.
Wer ist der alte Mann? Der Papst
der katholischen Kirche. Aha. Naja.
Und der schwarze Mann ist der
Präsident der USA. Mmmh, wieso ist dann Dominik, unser Praktikant, abgebildet? Ja der ist am Aktivspielplatz berühmt. Oooohw.
Tugbi schaut verwundert. Dann
macht sich ein breites, zufriedenes
Grinsen auf ihrem Gesicht breit.
„Heeeeej“, sagt sie langsam „dann
bin ich ja auch berühmt! Ich hab
am ASP sogar meinen eigenen Namen – Tupi!“ Wir lachen.
Die quantitative Analyse sprengt
derzeit unseren Rahmen. Ein EUProjektantrag steht im Raum. Die
Anpassungen und Überarbeitungen einer mittlerweile über zehn
Jahre gewachsenen Nachbesprechungsstruktur passieren aus Ressourcengründen in kleinen Schritten. Doch unsere Aufzeichnungen
haben Potential!
Diese Aufgabe ist eine Herausforderung, weil die Zielgruppe und
ihre Rahmenbedingungen (Schule, Freizeitgestaltung) und auch
wir ständig in Bewegung sind.
Die trotzdem zu versuchen ist
wichtig, weil es für mich selbst
auch ein Spiegel ist, in dem ich sehen kann, woran ich arbeite, mitten in dem Gewusel. Die Auseinandersetzung und letztendlich
das Aufgehobensein im bewusst
angelegten Wissens- und Erfahrungsspeicher schaffen wieder
den Platz, den ich brauche, um
präsent zu sein und offen dafür zu
bleiben, was gerade auf unserem
Aktivspielplatz entsteht.
aufgePASST!
13
Special zur Gemeinderatswahl am 11. Oktober 2015
Die Qual der Wahl –
Special zur
Gemeinderatswahl
am 11. Oktober
Demokratie lebt von der Beteiligung der BürgerInnen. Leider
gehen immer weniger Menschen zur Wahl und verzichten
so auf ihre politische Mitsprache. MeinungsforscherInnen
sprechen von Politik- oder PolitikerInnenverdrossenheit. Im
Mittelpunkt der politischen Berichterstattung stehen meist
Skandale oder parteipolitische Streitigkeiten. Das führt zu
Frustration. Undurchschaubar sind für viele die politische
Programme und Vorstellungen der handelnden PolitikerInnen. Aus diesem Grund haben wir die SpitzenkandidatInnen
der im Landtag und Gemeinderat vertretenen Parteien (SPÖ,
FPÖ, Grüne und ÖVP) um ihre Meinung zu spezifischen
Themen gefragt. Die gleichen Fragen, haben wir auch an die
Spitzenkandidatin der Neos gerichtet. Unsere Fragen wurden
von allen Parteien, außer den Grünen, beantwortet. Dafür ein
herzliches Dankeschön.
Unsere Fragen an die SpitzenkandidatInnen:
SPÖ
Spitzenkandidat
Michael Häupl
1. Arbeitsmarkt
Wie setzen Sie sich dafür ein, dass in Wien
jede/-r Jugendliche eine Lehrstelle bzw.
einen Arbeitsplatz finden kann?
1. Arbeitsmarkt
2. Bildung
Was möchten Sie im Bildungsbereich für
junge Menschen umsetzen?
3. Demokratie und Mitbestimmung
Was sind Ihre Ideen für noch mehr politische
Beteiligung von jungen Menschen in der Stadt?
4. Integration/Migration
Was möchten/können Sie umsetzen, um das
Zusammenleben zu verbessern?
Wie werden Sie sich gegen Ausgrenzung und
Diskriminierung stark machen?
5. Jugendpolitik/Zukunft
Was möchten Sie für die Jugend in den
nächsten Jahren bewirken?
Was sind Ihre Ideen für eine kinder- und
jugendfreundliche Zukunft Wiens?
6. Umwelt
Was sind im Bereich der Umweltpolitik Ihre
Hauptanliegen?
Wie wollen Sie nachhaltige Umweltpolitik für
junge Menschen sicherstellen?
7. Statement der Spitzenkandidatin/
des Spitzenkandidaten
Warum sollen junge Menschen gerade Sie wählen?
14 aufgePASST!
Die Zukunft von Jugendlichen in
Wien ist ein Thema, das mir persönlich besonders am Herzen
liegt. Mit der Wiener Ausbildungsgarantie bietet die Stadt Wien ein Förderprogramm, das speziell auf Jugendliche zugeschnitten ist. Es unterstützt oder berät sie auf der Suche nach einem geeigneten Lehrplatz in
einem Betrieb oder einer Lehrwerkstätte und bietet Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die über den Pflichtschulabschluss hinausgehen.
2. Bildung
Der Gratis-Kindergarten, die Förderung 2.0 – also die Gratis-Nachhilfe –
oder die Wiener Ausbildungsgarantie wurden von uns geschaffen, um
jungen Menschen einen guten Start in ihre Zukunft zu ermöglichen.
Deshalb ist es wichtig, weiterhin in den Ausbau von Kindergartenplätzen und Schulen zu investieren und Lehrlingen, Berufssuchenden und
Schülern/-innen gezielte Förderprogramme anzubieten, um sie fit für
den Arbeitsmarkt zu machen.
3. Demokratie und Mitbestimmung
In fast allen Wiener Bezirken gibt es z. B. Kinder- und Jugendparlamente, in denen Jugendliche ihre Wünsche, Anliegen und Forderungen mit
den Bezirksvorstehern/-innen diskutieren und aushandeln können.
Und auch in allen Jugendzentren, -clubs und -cafés sind Jugendliche
herzlich eingeladen, sich aktiv am Geschehen zu beteiligen und ihre
Wünsche mitzuteilen. Warum ist uns das ein Anliegen? Weil wir den
Menschen in Wien schon im frühen Alter die aktive Mitgestaltung im
eigenen Lebensbereich ermöglichen wollen.
4. Integration/Migration
Die soziale und auch ethnische Durchmischung macht es aus. Ich erinnere mich an die Kabarettistin und Schauspielerin Nadja Maleh, die gesagt hat: „Kultur gehört nicht nur auf den Teller und ins Museum, sondern auch auf die Straße und in die Nachbarwohnung“. Besser kann
man es fast nicht ausdrücken.
Special zur Gemeinderatswahl am 11. Oktober 2015
Ich setze mich als Bürgermeister seit über 20 Jahren für Gleichstellung
in Wien ein. Damit ein Zusammenleben von vielen Menschen überhaupt funktioniert, braucht es die Einhaltung gemeinsamer Regeln. Dabei geht es insbesondere um ein respektvolles Miteinander auf allen
Ebenen und in allen Stadtteilen! Egal ob alt oder jung – jeder kann und
sollte zu einem friedlichen Zusammenleben beitragen. Auf Kinder und
Jugendliche baue ich da sehr.
Wien ist Stadt der Menschenrechte – daher liegt mir insbesondere auch
der Schutz von Kindern und Jugendlichen am Herzen. Niemand soll sie
ausnützen, verhetzen oder auf ihnen rumtrampeln, wir achten darauf,
dass Kinder und Jugendliche einen selbstbestimmten Weg gehen können.
5. Jugendpolitik/Zukunft
Mir gehen die Ideen nicht aus und ich bekomme natürlich auch persönlich viele Rückmeldungen von jungen Menschen. Mit ihren facettenreichen, vielfältigen Angeboten weist Wien den mitunter größten Spaßfaktor in Sachen Freizeit- und Sportaktivitäten auf. Das Angebot reicht
von Natur- und Wasserparks bis hin zu einer Kletterhalle, dem Wiener
Ferienspiel oder der Wiener Parkbetreuung. Damit das soziale Umfeld
passt, stehen Kindern und Jugendlichen Streetworker und mobile JugendarbeiterInnen zur Verfügung, die sich um ihre Anliegen, Sorgen
und Wünsche kümmern.
Und auch in Sachen Wohnen achtet Wien darauf, leistbaren und für je-
dermann zugänglichen Wohnraum zu schaffen. Besonders Lehrlinge
und junge ArbeitnehmerInnen müssen sich jeden Euro gut einteilen.
Gerade deshalb ist es auch so wichtig, dass die Stadt wieder Gemeindebauten errichtet.
6. Umwelt
Je umweltfreundlicher eine Stadt ist, desto höher ist auch die Lebensqualität. Jede und jeder hat ihren oder seinen Lieblingspark, geht auf
die Donauinsel, besucht ihr/sein Lieblingsschwimmbad oder geht in
den Prater. Damit diese „Wohnzimmer im Grünen“ aber auch weiterhin so sauber und attraktiv bleiben, ist es mit dem Aufstellen von Mistkübeln allein nicht getan. Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse,
auch gemeinsam auf die Umwelt zu achten, die Stadt nicht zu verdrecken – kurzum, mit der Umwelt sorgsam umzugehen!
7. Statement der Spitzenkandidatin/des Spitzenkandidaten
Wien ist einfach eine der besten, coolsten Städte der Welt. Auch für junge Menschen. Das ist kein Zufall. Das war viel Arbeit. Ich habe die Erfahrung, wie man in harten Zeiten so eine Stadt sicher führt. Mit all
den Schwierigkeiten, die damit verbunden sind. Ihr Jungen seid mir
ein Herzensanliegen! Denn Euch gehört die Zukunft und ich will Euch
einen guten Start ermöglichen. Seid neugierig, frech, genießt Eure Jugend, aber habt einen Blick auf Eure Zukunft und die der Stadt.
3. Demokratie und Mitbestimmung
FPÖ
Spitzenkandidat
Johann Gudenus
1. Arbeitsmarkt
Im Juni ist die Anzahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren laut AMS erneut
gestiegen – diesmal um 10,4 %. Auf
eine freie Lehrstelle kommen mittlerweile vier Suchende. Was Wien
wirklich fehlt, ist eine vernünftige Wirtschaftspolitik. Rot-Grün hat arbeitsmarktwirksame Investitionen systematisch zusammengestrichen. Mit Förderungen muss man es für
Unternehmen attraktiv machen, junge Menschen zu beschäftigen. Zudem braucht es eine gesellschaftliche Aufwertung der Lehre.
2. Bildung
Die FPÖ steht für ein differenziertes, aber durchlässiges Schulsystem.
Vor dem Besuch des Regelunterrichts muss es eine Sprachfeststellung
geben, für alle, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ein verpflichtendes Deutsch-Lernjahr. Insgesamt muss in die Bildung mehr investiert werden. Es fehlen 1.200 Pflichtschullehrer, die Sanierung von
Schulgebäuden wird zum Teil auf die Bezirke abgewälzt, Schüler müssen in Containern unterrichtet werden. All das wollen wir ändern. Außerdem müssen die Inhalte der Lehrpläne überprüft und der modernen Zeit angepasst werden. Das ewige Hin und Her bei den Schultypen
muss aufhören! Wir sind gegen die Vereinheitlichung!
Vor allem auf Bezirksebene muss man Junge in Entscheidungen einbeziehen. So wird es etwa unter einer FPÖ-Stadtregierung in allen Bezirken ein verpflichtendes Jugendparlament geben. Politik muss von
sich aus zu den jungen Menschen kommen – etwa durch Diskussionen
in den Schulen, bei denen alle Parteien ihre Argumente darlegen und
Ideen der Jungen aufgreifen können. Die jungen Bürger müssen sich
ernst genommen fühlen. Dass Bürgermeister Häupl etwa den jungen
FPÖ-Kandidaten für den Vize-Landesschulratspräsidenten abgelehnt
hat, war in diesem Sinne kein gutes Zeichen.
4. Integration/Migration
Der Grundpfeiler für ein vernünftiges Miteinander ist die gemeinsame
Sprache. Diese ist bei uns Deutsch. Wichtig ist auch, gemeinsame Regeln festzulegen, wie wir miteinander umgehen wollen und sollen. Es
muss bei Zuwanderern die Bereitschaft zur Integration geben und auch
zur Anerkennung unserer kulturellen Werte.
Wir dürfen keine Parallelgesellschaften tolerieren, die jungen Zuwanderern sämtliche Chancen nehmen. Wenn einzelne ethnische Gruppen
nur unter sich bleiben, dann ist das eine selbstgewählte Ausgrenzung.
Rot-Grün hat sich von der Integration völlig verabschiedet und diese
Verantwortung an hunderte Vereine delegiert. Wir sagen: Die Stadt
muss sich ihrer Verantwortung stellen und Integrationsmaßnahmen
wieder zentral steuern.
5. Jugendpolitik/Zukunft
Die Freiheitlichen wollen die Bedürfnisse der Jungen, aber auch aller
Menschen, wieder in den Mittelpunkt stellen – etwa bei Planungen.
Wir wollen unser wunderschönes, historisch gewachsenes Wien für
zukünftige Generationen erhalten. Wir sind die Familien-Lobbyisten!
aufgePASST!
15
Special zur Gemeinderatswahl am 11. Oktober 2015
Wir brauchen ein vernünftiges Sportstätten- und auch Spielplatzkonzept. Durch Gebühren-Entlastungen soll es jungen Menschen leichter
gemacht werden, eine Existenz aufzubauen.
6. Umwelt
Prinzipiell hat die Stadt die gesetzlichen Möglichkeiten, die Umwelt zu
schützen. Derzeit scheint die bei Rot-Grün aber die Beton-Lobby das Sagen zu haben. Wir würden die bestehenden Möglichkeiten voll ausnützen. So muss etwa der Wienerwald weiterhin gehegt und gepflegt, das
Prater-Areal attraktiv gemacht werden. Wir sprechen uns ausdrücklich
gegen Betontürme entlang der Donau aus. Von besonderer Bedeutung
ÖVP
Spitzenkandidat
Manfred Jurazka
1. Arbeitsmarkt
Die Aufgabe der Stadtregierung muss
darin bestehen, den jungen Menschen
die Qualifikationen zukommen zu lassen, damit sie auch ausbildungsfähig
sind und somit eine Ausbildung in den
Betrieben erlangen können. Das führt
uns zum Thema Bildung.
2. Bildung
ist es auch, wesentliche Elemente der Daseinsvorsorge zu schützen. Die
SPÖ verspricht das immer wieder, verkauft aber gleichzeitig Teile unseres Wiener Hochquellwassers an einen australischen Poker-Millionär.
Insgesamt muss Politik ehrlich sein!
7. Statement der Spitzenkandidatin/des Spitzenkandidaten
Jahrzehntelange SPÖ-Herrschaft hat uns Massenarbeitslosigkeit, Massenarmut und Rekord-Gebührenwahnsinn gebracht. Wien wurde zum
roten Selbstbedienungsladen. Wir wollen die Stadt jenen zurückgeben,
denen sie gehört – den Wienerinnen und Wienern. Wir Freiheitliche
wollen in die Zukunft investieren – und das sind die Jungen!
4. Integration/Migration
Der nunmehrige Außenminister Sebastian Kurz hat mit dem Prinzip
„Integration durch Leistung“ die Leitlinie vorgegeben. Jene Menschen,
die in Österreich rechtmäßig leben, sollen an der Leistung in Beruf, Familie und im Ehrenamt gemessen und nicht nach der Herkunft beurteilt werden. Dafür setzen wir uns stetig ein.
5. Jugendpolitik/Zukunft
Es gilt das Bewusstsein bzw. Verständnis für Familien, Kinder und Jugendliche zu stärken. Und dazu benötigen wir konkrete Taten. Unter
anderem muss die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefördert werden. Stichwort: fehlende Kinderbetreuungsplätze und zu wenige KindergartenpädagogInnen in Wien.
Anstatt auf Wahlkampfschmäh wie die Gratis-Nachhilfe zu setzen, benötigen wir die Investitionen direkt im Klassenzimmer. Unser erklärtes Ziel ist die optimale, individuelle Potentialentfaltung jedes einzelnen Kindes. Wien hat hier erheblichen Aufholbedarf. Deshalb haben
wir ein Fünf-Punkte-Programm erarbeitet, abrufbar unter http://
oevp-­wien.at/themen/bildung.
6. Umwelt
3. Demokratie und Mitbestimmung
Die aktuelle Stadtregierung betreibt eine Schuldenpolitik zu Lasten
der jungen Menschen und der kommenden Generationen. Damit muss
endlich Schluss sein. Die jungen Menschen dürfen nicht die Zeche für
die verfehlte rot-grüne Politik von heute zahlen. Die Politik in dieser
Stadt muss effizienter, professioneller und transparenter werden. Dafür steht die ÖVP Wien.
Wir benötigen mehr direkte Demokratie und mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten, um die Jungen für die politische Teilhabe wieder zu
begeistern. Volksbefragungen mit durchschaubaren Fragestellungen
tragen jedenfalls nichts Positives dazu bei. Die ÖVP Wien hat ein Demokratiepaket vorgelegt, um hier eine Änderung zu bewirken.
NEOS
Spitzenkandidatin
Beate Meinl-Reisinger
1. Arbeitsmarkt
16 aufgePASST!
Die Arbeitslosigkeit in Wien steigt
und das hat vor allem zwei Gründe:
die Abwanderung von Produktion
und Industrie und die Mängel im
Bildungssystem. Der Arbeitsmarkt
Wien kann jungen Menschen nur
Chancen bieten, wenn es uns gelingt, innovative Betriebe in Wien
Das Umweltressort erwirtschaftet stets einen gewaltigen Überschuss
aus Gebühren für Wasser, Abwasser und Müll. Diese Mittel sollten aber
eigentlich in die Umweltpolitik fließen, beispielsweise stärker in erneuerbare Energien oder in die Erhaltung bzw. Schaffung von Grünraum.
7. Statement der Spitzenkandidatin/des Spitzenkandidaten
anzusiedeln und junge Menschen fit für die Jobs der Zukunftsbranchen
zu machen. Die Lehre ist dabei ein entscheidender Faktor: Dazu muss
die Lehrlingsausbildung zeitgemäß werden. Ein Lehrberuf darf keine
Sackgasse sein: Lebenslanges Lernen und Zugang zur Berufsreifeprüfung sind wichtig.
2. Bildung
Bildung ist das Herzensanliegen von NEOS und der Schlüssel zu Chancengerechtigkeit. Unsere Vision ist eine mündige Schule der Vielfalt.
Wiens Schulen brauchen Autonomie bei den pädagogischen Konzepten, bei den Budgets und bei der Auswahl der Lehrer. Außerdem ist in
Wien das wichtigste Buch in der Schule nach wie vor das Parteibuch.
Schluss mit Direktorenbestellung nach Parteizugehörigkeit. Wien
braucht engagierte Bildungsmanager und keine Parteipolitiker.
Special zur Gemeinderatswahl am 11. Oktober 2015
3. Demokratie und Mitbestimmung
Demokratie kann mehr, als nur alle fünf Jahre ein Kreuz zu machen.
Wir stellen uns eine Mitmach-Kultur vor, in der das Mitentscheiden
zum Alltag gehört. Derzeit fühlt sich besonders die Jugend von der Politik kaum gehört. So ist zum Beispiel kein einziger der 100 Landtagsabgeordneten in Wien unter 30. Politische Entscheidungen von heute betreffen aber vor allem die, die heute jung sind. Um etwas dagegen zu
tun, könnte man Jugendparlamente auf Landesebene und in allen Bezirken einführen. Politische Bildung muss als Bildungsziel in den Schulen ganz weit oben stehen, damit junge Menschen über ihre demokratischen Rechte Bescheid wissen.
4. Integration/Migration
Wien ist seit jeher eine Zuwanderungsstadt und wird das auch bleiben. Zuwanderung kann eine Gesellschaft bereichern, stellt uns aber
auch vor Herausforderungen. Schlüssel zur Integration ist die Sprache.
Sprachförderung muss aber nicht immer gleichbedeutend mit Deutschförderung sein, sondern sollte auch Unterricht in der jeweiligen Erstsprache beinhalten. Außerdem kann Integration nur dann gut funktionieren, wenn auch Drittstaatsangehörige das Wahlrecht bekommen.
5. Jugendpolitik/Zukunft
Generationengerechtigkeit ist der Wiener Politik ein Fremdwort: Die
Stadt verlängert bis 2042 die Pensionsprivilegien für Beamte, während
junge Menschen durch die Finger schauen. Wir stellen uns einen Generationencheck in der Politik vor: Alle neuen Gesetze sollen auf ihre Generationengerechtigkeit hin überprüft werden. Es dürfen aber nicht die
Älteren gegen die Jungen ausgespielt werden.
6. Umwelt
Einer der Kernwerte von NEOS ist die Nachhaltigkeit. Eine Stadt der Zukunft muss sich daher auch nachhaltig mit Energie versorgen, fortbewegen und ernähren. Wir setzen auf die Eigenverantwortung jedes einzelnen. Die Stadt der Zukunft wird auch schrittweise vom motorisierten
Individualverkehr weggehen: Wien braucht klare Regeln fürs Parken und
keinen Fleckerlteppich mit unterschiedlichen Regelungen je nach Bezirk.
7. Statement der Spitzenkandidatin/des Spitzenkandidaten
NEOS versteht sich als Sprachrohr der Jungen. Was uns bewegt, sind
eine Bildungswende, enkelfitte Sozialsysteme und freie Bahn für StartUps. Wien ist eine junge Stadt, macht aber oft eine alte Politik. Politik
muss nachhaltig sein und in einem generationenübergreifenden Dialog stattfinden.
Verein Wiener Jugendzentren startet
# InitiativeWahlrecht
24 % der in Wien lebenden über 16-Jährigen sind nicht wahlberechtigt. Der Verein Wiener Jugendzentren möchte diese
große Zahl ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und in
ganz Wien mit unterschiedlichen Aktionen visualisieren. Die
Fotos werden vor allem via Facebook verbreitet, der Hashtag
#InitiativeWahlrecht soll zum Teilen und Mitmachen anregen.
zu den Themen Wahlrecht und Staatsbürgerschaft zu überdenken, um
der demokratischen Struktur Österreichs und insbesondere Wiens eine
breitere Basis zu geben. Eine Erleichterung beim Erlangen der Staatsbürgerschaft und/oder eine Ausweitung des Wahlrechts für dauerhaft
in Wien lebende AusländerInnen auf kommunaler Ebene würden das
Problem der Ausgrenzung entschärfen und die Identifikation mit der
österreichischen Gesellschaft stärken.
Circa 320.000 Menschen in Wien sind über 16 Jahre, viele leben schon
seit Jahren in Österreich, haben aber kein Mitbestimmungsrecht, wenn
es darum geht, die politische Vertretung in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld zu wählen. Das entspricht
der Gesamtbevölkerung der Bezirke Donaustadt und
Floridsdorf (317.766 EW) und ist höher als die EinwohnerInnenzahl von Graz, der zweitgrößten Stadt
Österreichs (271.984 EW).
Auch über 32.000 Jugendliche und junge Erwachsene sind in Wien von der Thematik betroffen. Sie besitzen keine österreichische Staatsbürgerschaft und
haben daher kein politisches Mitbestimmungsrecht.
Aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums
in Wien und der prognostizierten Zuwanderung von
ca. 90.000 Personen aus anderen Herkunftsländern
wird die Zahl der Nicht-Wahlberechtigten in den
nächsten zehn Jahren noch weiter steigen.
Der Verein Wiener Jugendzentren ruft mit der #InitiativeWahlrecht dazu auf, den grundsätzlichen Zugang
Mehr Infos und Bilder zu den Aktionen unter:
www.facebook.com/jugendzentren
aufgePASST!
17
EU-Projekte in der Jugendarbeit
Der Verein Multikulturelles Netzwerk international
Der Verein Multikulturelles Netzwerk hat bereits im Jahr 2010 begonnen, seine Forschungsarbeit in Richtung längerfristige EU-Projekte in
der außerschulischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu intensivieren. So war es dem Verein möglich, 2011–2013 das erste große
EU-Projekt „JUMIGG – Jugendliche Multiplikator_innen gegen Gewalt“
zu starten. Es wurden zwei Jahre lang je zehn Jugendliche in Österreich,
Großbritannien, Italien, Rumänien und Spanien zu MultiplikatorInnen
gegen Gewalt ausgebildet: eine sinnstiftende Aufgabe für die teilnehmenden 50 Jugendlichen.
Mk-n hat danach weiterhin an längerfristigen europäischen Projekten
(aus den Programmen Lebenslanges Lernen und Erasmus+) teilgenommen und war mit Jugendlichen in Griechenland, Italien, Spanien und
Portugal. Das Feedback war immer großartig, die Möglichkeiten, aktiv
an längeren Projekten teilzunehmen, andere Länder dabei zu sehen, andere Kulturen, andere Jugendliche und Erwachsene kennenzulernen,
gehörten für viele zu den Höhepunkten in ihrer Jugend. Für einige war
das Fliegen auch schon ein spannendes, weil teilweise zum ersten Mal
erlebtes Abenteuer.
Auf organisatorischer Ebene ist es allerdings oft nicht leicht, weil die
meisten Jugendbegegnungen sehr zeitintensiv zu betreuen sind und
meist kein extra Personalbudget von Seiten der EU vorhanden ist. Somit
muss die Organisation die meist sowieso nicht so ausgiebig vorhandenen Personalressourcen dem EU-Projekt zur Verfügung stellen. Aber alles in allem sind die Erfahrungen, die die Jugendlichen von den Projekten mitnehmen können, den Aufwand wert.
8. Wiener
Nachbarschaftstag
im Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum VZA
Juliette – Jugendarbeiterin
Hartwig – Jugendarbeiter und
Koordinator EU-Projekte
Mehr zu den Möglichkeiten, an EU Projekten teilzunehmen, finden
Sie unter http://www.lebenslanges-lernen.at
sowie unter http://www.jugendinaktion.at.
Die Idee des europäischen Nachbarschaftstages ist simpel: Mit Festen sollen
Menschen neue Kontakte in der Nachbarschaft knüpfen und
bestehende Freundschaften
pflegen.
Dieses gemeinschaftliche Feiern soll zur Erhöhung der Lebensqualität in der Stadt führen.
Auf den Aspekt des Gemeinsamen legt das VZA hohen Wert und beteiligt sich deswegen jedes Jahr an diesem Fest. An diesem Tag befinden
wir uns in einem der umliegenden Höfe und verbringen einen Nachmittag gemeinsam mit Nachbarn/-innen, egal ob groß oder klein. Es wird
geplaudert, mit den Kindern gespielt, gegessen und getrunken, und alle
Generationen haben an diesem Tag Platz und Raum, Gemeinsamkeiten
zu entdecken und Verständnis füreinander zu entwickeln. Auch nächstes Jahr wird das VZA am europäischen Nachbarschaftsfest in einem der
Höfe unserer näheren Umgebung anzutreffen sein.
18 aufgePASST!
Zu Besuch bei
den Snowdragons
mit Streetwork
Hietzing
Marie-Therese –
Jugendarbeiterin
T
rotz grauen Himmels und
strömenden Regens machen wir uns an einem nassen Maitag auf nach Gnadendorf
(NÖ), um dort eine Huskyfarm zu
besuchen. Neun Jugendliche sind
bereits schwer begeistert, uns begleiten zu dürfen.
Nachdem wir noch zuvor in unserer Anlaufstelle gemeinsam den
nötigen Reiseproviant zusammengestellt haben, brechen wir auch
schon im Streetwork-Bus Richtung
Norden auf. Dort angekommen
werden wir herzlichst von Besitzer
Lukas, seiner Lebensgefährtin sowie den dort residierenden 15 heulenden Schlittenhunden begrüßt.
Mensch wie Hund erhalten erstmal
die Gelegenheit, sich gegenseitig
beschnuppern und kennenlernen
zu können, wobei sich in einigen
Fällen schnell heraus kristallisiert,
welcher Husky gut mit dem/der jeweiligen Jugendlichen harmoniert.
Als wir uns mit unserem Schicksal des wahrhaftig suboptimalen
Wetters abgefunden haben, werden die Huskys auch schon angeleint, während die Kids auf ihren
bevorstehenden Orientierungslauf quer durch die schlammigen
Felder vorbereitet werden. Tapfer
und mutig begibt sich jede/-r Jugendliche allein mit einem Hund
und einer Landkarte im Gepäck in
die niederösterreichische Wildnis,
um verschiedene Stationen zu absolvieren.
Klatschnass und matschig von
Kopf bis Fuß kehren unsere unverwüstlichen Heldinnen und Helden
schließlich ins bereits vorgeheizte Tipi zurück, um sich am Holzofen die Füße zu wärmen und Tee
trinkend von den Erlebnissen zu
berichten. Die Erzählungen reichen von Schwierigkeiten, die
Hunde davon abzuhalten, sämtliche Rehe und Hasen zu jagen,
bis hin zu Stürzen auf den rutschigen Feldern, welche aber allesamt
als sehr abenteuerlich und lustig
empfunden werden. Euphorisch
sind auch wir MitarbeiterInnen,
als letztendlich wieder alle ihren
Weg zurück zum Camp gefunden
haben, da es nun endlich an der
Zeit ist, die lang ersehnten Pizzen
zuzubereiten.
Einige unserer Kids entpuppen
sich als wahre Küchenchefs und
-chefinnen und versorgen den
Rest der Gruppe mit dem köstlichen italienischen Klassiker, den
wir mit knurrenden Mägen genüsslich verspeisen.
Die Zeit ist verflogen wie im Nu,
leider müssen wir nun wieder die
Rückreise antreten, obwohl wir es
uns im Tipi bereits sehr gemütlich
gemacht haben. Wir beschließen,
dass es nicht unser letzter Besuch
bei dem „Snowdragons“ gewesen
sein soll, sondern dass wir gerne
wieder kommen, hoffentlich aber
bei schönerem Wetter.
Wir freuen uns schon sehr auf die
nächsten Aktionen und die Umsetzung vieler neuer Ideen unserer
Kids.
Alkoholkonsum
unter der
Lupe bei JUVIVO.03
Zuerst wurden detaillierte Informationen über Alkohol vermittelt und
anschließend fand ein Austausch
zwischen Jugendlichen und Betreuer statt. Ausreichend Informationsmaterial wurde vom Institut für
Suchtprävention in Wien zur Verfügung gestellt.
Murat – Jugendarbeiter
Verschiedene Aspekte rund um
das Thema wurden ausführlich diskutiert wie z. B.:
Mit Alkohol verbinden viele Jugendliche Spaß und Berauschung,
Feiern, Freizeit und Entspannung.
Der Begriff Alkohol stammt aus
dem arabischen Kulturraum und
bezeichnet „das Feinste vom Feinen“. Alkohol kann aber auch Probleme und Abhängigkeit mit sich
bringen.
Die Risiken des Alkoholkonsums
können im körperlichen, psychischen und sozialen Bereich liegen.
Jugendliche leben speziell in Europa in einer „alkoholischen Umwelt“
der Erwachsenen. Österreich liegt
beim Alkoholkonsum an fünfter
Stelle europaweit.
Der Einstieg ins Alkoholtrinken erfolgt heute in Österreich etwa zwischen dem 13. und 15. Lebensjahr.
Kinder und Jugendliche werden
tendenziell früher reif und beginnen dementsprechend auch früher
mit den für Erwachsene typischen
Verhaltensweisen.
Das Einstiegsalter liegt bei etwa elf
Jahren. Und 20 % der 14-Jährigen
trinken bereits regelmäßig Alkohol
(Quelle: www.alk-info.com).
Rolle der JugendarbeiterInnen bei Juvivo.03
Vor allem in der Pubertätszeit sind
Jugendliche sehr intensiv mit Alkohol konfrontiert, z. B.­beim Fortgehen in Discos oder weil sie sich vor
dem anderen Geschlecht als „cool“
darstellen wollen bzw. das Gefühl
haben, sich vor FreundInnen beweisen zu müssen.
Daher haben wir im Juni 2014 im
Openhouse, einem offenen Club­
angebot von JUVIVO.03, einen „Alkoholworkshop“ durchgeführt, an
dem Jugendliche mit einem Mindestalter von 14 Jahren teilnehmen konnten.
Was ist Alkohol? Was bedeuten
Promille?
Wirkungen von Alkoholkonsum
Gesetzliche Regelungen
Soziale und gesundheitliche Folgen
Wer trinkt und warum?
Warum ist Alkohol so verbreitet?
Rauschtrinken
Im Zuge der Diskussion konnten
die Jugendlichen sich offen über
die eigenen Erfahrungen mit Alkohol austauschen.
Zum Schluss wurden Handouts
verteilt und alkoholfreie Cocktails
gemeinsam mit Jugendlichen gemixt und getrunken.
Unser Ziel
Das Ziel in der offenen Jugendarbeit ist, Kinder und Jugendliche ihrem Alter entsprechend über mögliche Folgen von Alkoholkonsum
zu informieren, wie z. B. erhöhte
Unfallrisiken oder mögliche Störungen der Persönlichkeitsentwicklung.
In Wien wird in Jugendzentren
oder in Jugendvereinen wie im
Verein JUVIVO in der Regel kein
Alkohol an Jugendliche ausgeschenkt, dennoch ist es wichtig,
den Jugendlichen Gelegenheiten zu bieten, sich über das Thema
auszutauschen. Wichtig ist dabei,
Jugendlichen nicht primär Verbote
zu vermitteln („Nein, du darfst das
nicht trinken!“), sondern die Möglichkeit zu geben, über positive wie
negative Auswirkungen ausführlich zu sprechen. Wichtig ist uns,
Jugendliche zum Nachdenken anzuregen. aufgePASST!
19
Burschen-Kochen
im Verein Zentrum Aichholzgasse (VZA)
„Hearst, komm ins Kistl,
da lernst du Kochen! Dann
kannst du später mal deiner
Frau was kochen, wenn sie
von der Arbeit heimkommt.“
Was wie der Satz eines gendersensiblen Jugendarbeiters klingt,
kommt in diesem Fall von einem
12-jährigen Besucher unseres Kinder- und Jugendzentrums …
Pädagogischer
Hintergrund
In unserer Gesellschaft stehen
viele Burschen permanent „unter
Strom“. Über Elternhaus, Freundeskreis, Medien etc.
sind sie oft mit sehr
starren
Rollenerwartungen
konfrontiert
(etc.) und hadern damit, diesen gerecht zu
werden. Innerhalb der
Burschen-Clique heißt
es dann ständig auf der
Hut zu sein, ja keinen
„Fehler“ machen, keine Schwäche oder „falsche“ Gefühle zeigen.
An einem eigenen, wöchentlichen Burschentag versuchen wir im
VZA, alternative Männlichkeitsbilder aufzuzeigen und
den Burschen einen sicheren
Raum zu schaffen, um „zu sich“
kommen zu können.
Stefan – Jugendarbeiter
Kochaktionen
Eine bei den Burschen sehr beliebte Aktivität ist das gemeinsame Kochen. Hier erleben sie vom
Einkaufen über die Zubereitung
und das zusammen Essen am großen Tisch bis hin zum Abwaschen
Solidarität, Teamarbeit und einen
gemeinsamen, konkreten Erfolg.
Alle helfen zusammen, jeder hat
etwas zu tun, beim manchmal fast
meditativen Gemüseschneiden
entstehen entspannte Gespräche
GEMÜSESPAGHETTI
Zutaten
(für vier Personen)
4 Zucchini
5 Karotten
1 großer Zwiebel
1 Dose geschälte Tomaten
1 Zehe Knoblauch
2 Esslöffel Olivenöl
Salz, Pfeffer und Zucker
über Gott und die Welt. Da werden
dann mitunter sogar heikle Themen angesprochen. Die Aussage, Kochen sei nur etwas für Mädchen, hören wir nur selten.
Was da so gekocht wird? Salate,
Suppen, Nachspeisen, Gerichte
aus Afghanistan, der Türkei oder
Ägypten. Halbwegs gesund sollte
es halt sein und schmecken sollte es auch. Aber das tut’s sowieso. Schließlich ist es ja selbst gemacht.
Eva – Koordinatorin Parkbetreuung
Zubereitung
Karotten und Zucchini mit dem Kartoffelschäler in Streifen schneiden.
Die Karotten mit ein wenig Fett in einer beschichteten Pfanne andünsten. Danach die Zucchinistreifen dazu geben und fertig dünsten. In der
Zwischenzeit werden Zwiebel und Knoblauch in einer anderen Pfanne
mit dem Öl kurz angeröstet, anschließend die geschälten Tomaten dazugegeben und mit Salz, Pfeffer und Zucker abgeschmeckt. (Je nach Bedarf kann nachgewürzt werden.)
Anrichten
In einen vorgewärmten Teller gibt man die Karotten und Zucchinistreifen und übergießt sie mit der fertigen Sauce.
Wir wünschen guten Appetit!
20 aufgePASST!
MICROSOCCER – vom Garten in die weite Welt
Ein Kooperationsprojekt mit JUVIVO.15
Seit 2014 gibt es in Wien einen
neuen Funsport. Eine kleine Box
mischt bei vielen Events groß mit.
MICROSOCCER ist die schnellste
und direkteste Art Fußball zu spielen. Auf 4 x 2 m wird der Spielspaß
groß geschrieben. „Beide SpielerInnen befinden sich in einer ständigen Strafraumsituation, es ist
sehr motivierend wenn man immer die Möglichkeit hat, ein Tor
zu erzielen.“, sagt Erfinder Wolfgang Zechner über sein Produkt.
Die Box ist ein cleveres Stecksystem das in zehn Minuten von einem Trolley zum Spielgerät umgebaut werden kann. Somit ist man
vor allem in der Stadt sehr mobil.
MICROSOCCER bietet darüber hinaus in seiner ACADEMY einen
modularen Ausbildungskurs für
Jugendliche an. Hier werden Jugendliche darin ausgebildet,
MICROSOCCER bei Events betreuen zu können und selbst Events
zu organisieren und durchzuführen, und zwar unter der Prämisse Praxis vor Theorie. Das Gesamtkonzept zielt auf soziale Inklusion
der Jugendlichen ab. Es freut uns
besonders, dass fünf Jugendliche
von JUVIVO.15 erfolgreich die erste angebotene ACADAMY besucht
und absolviert haben und seitdem
regelmäßig im Einsatz sind.
Emine, die bislang einzige weibliche Absolventin der ACADEMY,
findet es vor allem großartig, dass
sie im Rahmen der Veranstaltung
gemeinsam mit ihren Freunden
arbeiten und so auch Geld verdienen kann.
In der ACADEMY
kann ein Jugendlicher maximal zwei
Jahre lang Kurse belegen und parallel
bereits für MICROSOCCER arbeiten.
Nach Abschluss der
ACADEMY
kann
ein
Jugendlicher
noch zwei Jahre für
MICROSOCCER als
Coach tätig sein,
Moni – Jugendarbeiterin
Andi – Geschäftsführer MICROSOCCER
dann sollte er
das Projekt verlassen, um wieder Platz für
neue Coaches
zu haben. Bereits jetzt haben
zahlreiche Jugendliche von
JUVIVO.15 Interesse, an der
ACADAMY teilzunehmen.
Die Jugendlichen werden u. a. bei
Events in ihrer eigenen Umgebung bzw. quer durch Österreich
eingesetzt. Das macht sichtbar,
dass sie ein Teil der Gesellschaft
sind. Weiteres haben die Kids die
Möglichkeit, selbst Events zu organisieren und SponsorInnen aufzutreiben, um Geld zu verdienen.
Durch geschickte Kooperationen
mit Partnern/-innen und Firmen
erhalten Jugendlichen Einblicke
in die Arbeitswelt!
Bedri, ein Microsoccer der ersten
Stunde, gefällt, dass er anderen Jugendlichen eine neue Sportart beibringen kann, die darüber hinaus
leicht zu erlernen ist. „Zudem habe
ich die Chance, in ganz Österreich
bei Veranstaltungen mitzumachen.
Anstatt gelangweilt im Park herumzusitzen, kann ich meine Zeit
mit Arbeiten verbringen“, e
­ rzählt er
über seine Motivation, an diesem
Projekt teilzunehmen.
Die Grundmotivation, Geld zu verdienen, soll von der Möglichkeit,
etwas neues Sinnvolles zu lernen,
unterstützt werden. MICROSOCCER vereint Spaß und Verantwortung und gibt das an Jugendliche
weiter!
Dies wird auch von Samet, einem
weiteren Absolventen der ACADEMY bestätigt: „Nicht nur, dass
MICROSOCCER leicht zu erlernen
ist, es können auch Mädchen und
Burschen sehr gut miteinander
spielen. Mir macht diese Arbeit
und gemeinsam mit anderen in einem Team zu arbeiten Spaß. Außerdem lerne ich dabei neue Menschen kennen.“
Kontakt: www.microsoccer.at
Poetryslam
Saidbek, 17 – Schüler
Mama, ich wollte nie so sein.
Mama, verzeih mir, dass ich dich anlog,
Dass ich mich älter fühlte und dir nicht zuhörte.
Ich hoffe jeden Tag, dass es dir gut geht, und
Bete jede Nacht, dass du mich hören kannst.
Wie du siehst, bin ich in diesem Leben nichts ohne DICH,
Ich stehe allein hier und niemand ist hinter mir,
Versinke im Teich, verliere mich zugleich.
Tränen zu stoppen, Mama, das ist nicht leicht,
Hoffe auf das Beste, doch das Beste lässt sich Zeit.
Weit entfernt von dem Menschen,
Der dir Wärme und Liebe gab,
Hoffe ich jedoch an jedem Tag, an dem wir uns treffen,
und uns in die Augen schauen,
uns umarmen und unsere Geschichten miteinander teilen.
Und ganz am Ende wirst du spüren,
Tief in deinem Herzen wirst du es spüren,
Der Junge ohne Herz, der mit 16 seine Mutter verlor,
Wird an dem Tag der Junge sein, dessen Herz nur für sie schlägt,
Denn Mama, auf diesen Tag warte ich,
Ich warte und warte, geduldig und gechillt,
Denn das Leben ohne Liebe ist ein Leben ohne Lebenssinn
Die Zeilen schreibe ich mit Blut auf Papier,
Um zu beweisen, wie sehr du mir fehlst
Und wie sehr ich bei dir sein will,
Jede Sekunde, jeden Atemzug und jeden Schritt, den ich mache,
Mache ich für dich, MAMA!
aufgePASST!
21
Kinder kämpfen
für Freiraum auf
der Mariahilfer
Straße
Salma (13), Manuela (12) –
zwei Aktivistinnen
Aus einem Freitag, den 13. – dem
sogenannten Pechtag – wurde
durch Kinder und Jugendliche ein
Glückstag.
An diesem Tag hatten wir Kinder von JUVIVO.06 ganz viel Spaß.
Wir nahmen einige Spiele (Tischfußballtisch, Twister, Riesen-4-gewinnt, Springschnüre, Riesen-Mikado) mitten in die Fußgängerzone
der Mariahilfer Straße mit.
Mit selbst gemachten Plakaten mit
der Aufschrift „F13 – der öffentli-
che Raum ist für ALLE da! Auch für
Kinder und Jugendliche“ versuchten wir die Leute zu begeistern.
Es kamen viele Kinder und Jugendliche und machten bei der
Aktion mit.
Zu guter Letzt interviewten wir die
Menschen auf der Straße und verteilten Flyer. Wir stellten folgende
Frage: „Soll es mehr Freiraum für
Kinder und Jugendliche geben?“
Die Antworten waren hauptsächlich positiv: ja, …
weil Kinder unsere Zukunft sind,
weil Kinder Freiräume zum Spielen brauchen,
weil es mehr Platz für Kinder geben sollte,
weil Kinder überall spielen dürfen, auch auf anderen Straßen
sollten keine Autos fahren,
weil es die Kinder brauchen,
wegen der Gerechtigkeit,
damit Kinder Spaß haben,
Mach es doch selbst!
Eine Siebdruckwerkstatt
bei Streetwork Wieden
Nicole, Jerome – JugendarbeiterInnen
Es gibt Dinge, die gehören zur
Kindheit einfach dazu. Mit Stofffarben T-Shirts zu bemalen, die
danach nicht unbedingt schöner
aussehen als zuvor, ist sicherlich
eines von vielen.
Dass sich das Entwerfen eigener
Motive und das anschließende Bedrucken von Textilien auch professionell umsetzen lässt, können
Jugendliche zusammen mit dem
Team von Streetwork Wieden erleben.
Zum MA-13-Jahresschwerpunkt
„Bildung, Beschäftigung, Inklusion“ wurde das Siebdruckprojekt
„Einfach mal Druck machen“ initiiert. Ziel des Projekts ist es, ein
Angebot zu schaffen, in dem die
Jugendlichen eigene kreative Fähigkeiten, das Produzieren von
Waren, sowie den Arbeitsprozess
in einem pädagogisch strukturierten Rahmen erproben können.
22 aufgePASST!
„Wie kommen eigentlich die Motive auf die Shirts?“, ist die zentrale Frage, der wir zusammen mit
den Jugendlichen nachgehen. Gemeinsam mit Streetworkern/-innen gestalten die Jugendlichen
mit frei verfügbaren Programmen
zur Bildbearbeitung ihre Lieblingsmotive und Schriftzüge am
PC. Ziel dieses Schritts ist nicht nur
das Motiv als Resultat, sondern
die gezielte Förderung kreativer Ressourcen und die Ermächtigung der Jugendlichen, die eigenen Ideen möglichst ohne Kosten
für teure Programme umsetzen zu
können.
Für den Druck selbst können sie
auf eine professionelle Siebdruckmaschine in den Clubräumlichkeiten von STW zurückgreifen.
Die Jugendlichen lernen hierbei,
selbstständig Siebe für den Druck
vorzubereiten, im Anschluss mit
weil sich Kinder austoben sollen,
weil die Mahü dafür geeignet ist
und keine Autos fahren,
damit Kinder gerne auf die
Mahü kommen
damit Kinder spielen können,
wenn die Eltern Shoppen sind,
damit Kinder mehr spielen können,
weil es das noch nicht auf der
Mahü gibt,
weil es im Sommer sehr praktisch wäre,
weil es dafür genug Platz gibt,
warum nicht? Die Mahü ist eh
eine Fußgängerzone,
weil ich Kinder oder Enkel habe
und ich es toll finden würde,
weil ich ein Freund von Kindern
bin.
Am wichtigsten an unserer Aktion
war, dass wir und andere Kinder
und Jugendliche viel Spaß hatten.
Wir Kinder und Jugendliche
brauchen mehr Freiraum für
uns!!!
Negative Antwort: nein, …
weil die Mahü eine Einkaufsstraße
bleiben soll, weil wir von diesem
Geld leben.
dem vorbereiteten Motiv zu belichten, das Sieb für den Druck weiterzubearbeiten und letztendlich
den Prozess des Druckens selbst.
Dass für ein tolles Endergebnis die
eigenen kreativen Gedanken und
Wünsche nicht ausreichen, sondern es auch jeder Menge handwerklichen Geschicks, Genauigkeit und Geduld bedarf, lernen die
Jugendlichen schnell anhand der
ersten eigenen Werke. Doch gibt
es keine Hürde, die die Gruppe
nicht zusammen meistern kann,
und die Freude über erfolgreiche
Druckergebnisse ist schließlich allen teilnehmenden Jugendlichen
ins Gesicht geschrieben.
Siebdrucken als
Gruppenprozess
bietet Jugendlichen die Chance, eigene Ideen
und Fähigkeiten
umzusetzen und
in einem herausfordernden handwerklichen Prozess zu erproben.
Durch derartige
Erfolgserlebnisse
werden Jugendli-
che in ihrem Selbstwert gestärkt
sowie auf die Herausforderungen
am Arbeitsmarkt vorbereitet, um
später auch allfällige Hürden souverän meistern zu können.
Projekte wie die Siebdruckwerkstatt bestärken Jugendliche darin,
partizipativ und selbstverantwortlich zu agieren, daraus Erfahrungen zu sammeln und sich Wissen
anzueignen. Ziel unserer Arbeit ist
ihr Empowerment. D. h. Jugendliche sollen dazu ermächtigt werden, selbstständig Schritte zu setzen, eigene Grenzen zu erkennen,
ihren Bedürfnissen und Zielen zu
folgen und sich aktiv dafür zu engagieren.
Jugend als Versuchslabor – ein Denkanstoß
Mella – Einrichtungsleiterin
ZEITmagazin Nr. 34/2014: „[…] Jugend ist ein großes Versuchslabor, in dem alles passiert, was einem im
Leben immer wieder begegnen wird […]“ „[…] wir glauben, dass hinter dem, was junge Menschen bewegt,
mehr steckt als Pubertätsnöte, über die man lacht, wenn man älter ist.“
Dem schließe ich mich aus ganzem Herzen an. Die Jugend ist
auch eine Phase von Spaß, Vergnügen, „Three-Second-Memories“ und davon, keinen Gedanken
an das Morgen zu verschwenden.
An Gespräche mit Gleichaltrigen
mit abfälligen, abwertenden oder
diskriminierenden Bemerkungen
über Einzelne oder Gruppen können wir uns noch erinnern – ich
habe aber immer wieder den Eindruck, Erwachsene vergessen die
Nöte, Unsicherheit, Zerrissenheit
und Sensibilität des Jugendalters.
Wir alle haben stabile, wohlwollende erwachsene Bezugspersonen gebraucht, um diese Zeit
der ersten Identitätssuche gut
zu durchleben. Süchtig nach
Aufmerksamkeit,
Zuwendung,
Ernst-genommen-Werden suchen
Jugendliche trotzdem klare, liebevolle Handlungsanleitungen.
„Dusch mich, aber mach mich nicht nass!“, „Hab mich lieb, auch wenn
ich so gar nicht bei Sinnen bin und nicht weiß, was mit mir grad passiert!“ – Das scheinen die nicht ausgesprochen Appelle an uns Erwachsene zu sein. Eine Herausforderung für jeden, der junge Menschen in
dieser Phase begleitet. Viele unterschiedliche, oft sehr individuelle Faktoren machen uns widerstandsfähig und helfen bei der Bewältigung all
der Versuchungen und Herausforderungen.
Der Großteil der jungen Menschen schafft diese erste Phase des Erwachsenwerdens recht gut. Trotzdem werden DIE Jugendlichen zur Projektionsfläche für viele Themen in der Gesellschaft: Konsum von Suchtmitteln, politisches Desinteresse, Gewalt bis hin zum Extremismus werden
auf Jugendliche projiziert und medial verwendet.
Lobbyarbeit für Jugendliche und somit für genau dieses Lebensalter ist
ein Teil unserer Arbeit bei Back Bone.
Religiös motivierter Extremismus und die mediale Aufbereitung haben
uns seit 2014 ausreichend beschäftigt. Die Frage, warum so viele Jugendliche mit dem IS-Terror sympathisieren und in den Krieg nach Syrien oder in den Irak ziehen, war von besonderem Interesse. Wichtig ist
uns, immer wieder auf die Differenzierung von Jugend- und Erwachsenenalter sowie die Notwendigkeit von Perspektiven in der Arbeitswelt
hinzuweisen.
Es gibt nichts zu verharmlosen – jede Art von Gewalt lehnen wir ab. Unser Anliegen war und ist, an die Phase der Jugend zu erinnern und auf
die Wichtigkeit und Notwendigkeit von durch Wertschätzung und Anerkennung getragenen Beziehungen in diesem sensiblen Alter sowie
von Perspektiven hinzuweisen, um damit den Versuchungen extremer
Ideologien widerstehen zu können.
Religion als Teil der Identität, oft aufgrund von mangelnden Perspektiven in Bildung und Arbeitsmarkt die einzige identitätsstiftende Größe, beschäftigt uns schon länger. Schon 2013 haben wir einen Vortrag
zum Thema Islam genossen, um im Diskurs mit Jugendlichen auf dem
Laufenden zu bleiben. Wir haben festgestellt, dass es uns in Diskussionen – auch bei radikalen Äußerungen – sicherer gemacht hat, da wir
etwas mehr über diese Religion wissen. An der inhaltlichen Arbeit mit
den Jugendlichen hat sich dadurch aber nur wenig geändert: Aufmerksamkeit, ernst nehmen, sich auf Diskussionen einlassen und nicht zurückweichen bei provozierenden Aussagen, Unterstützung bei der Entwicklung von Perspektiven … all das unterscheidet sich nicht von den
anderen Herausforderungen des Jugendalters.
Fachwissen in Materien wie z. B. Suchtmittel, Essstörungen oder Rechtsextremismus gibt mir Sicherheit im Umgang – ich muss aber keine Expertin dabei werden.
aufgePASST!
23
Zirkus-Schwerpunkt
im Hyblerpark
Larissa – Jugendarbeiterin, Erlebnispädagogin
Im Rahmen der Parkbetreuung legt Balu & Du in der heurigen Sommersaison im Hyblerpark einen Schwerpunkt auf
Zirkusakrobatik.
J
eden Donnerstag wird hier
aufgewärmt, gedehnt, gespielt, balanciert und geübt:
von Kopf- und Handstand über
Partnerakrobatik, Jonglieren, Einradfahren bis zu Diabolospielen
werden den Kindern und Jugendlichen zahlreiche Möglichkeiten
geboten, motorische sowie koordinatorische Fähigkeiten zu trainieren. Abgesehen von den gemeinhin bekannten Effekten, die
Aktivitäten dieser Art haben können (ein verbessertes Körpergefühl sowie Koordination, erhöhte Konzentration und Ausdauer,
Gehirnsynapsenwachstum etc.)
macht es sichtlich Spaß, gemeinsam zu spielen, zu üben und sich
auszuprobieren: sich gegenseitig
fliegen lassen oder sich zu Pyramiden türmen, auf dem Kopf stehen
oder einander Bälle zuwerfen.
Die Pyramide als
Magnet
Die Resonanz auf dieses Angebot
ist hoch: Sobald eine kleine Gruppe im Park mit Übungen oder Aufwärmspielen beginnt, werden
andere Kinder und Jugendliche
neugierig, kommen dazu, machen
mit oder bleiben vorerst Zuschau-
erInnen. So entstehen neue Kontakte, Berührungsängste können
abgebaut werden und positive
Gruppenerlebnisse werden ermöglicht.
Das Angebot wird von vielen Kindern und Jugendlichen sehr positiv
und mit überraschend hoher­Ausdauer angenommen. So kommt
es vor, dass manche den ganzen
Nachmittag über begeistert und
konzentriert bei der Sache bleiben.
Eine Gruppe jugendlicher Mädchen, die sich eigenständig im
Park zum Trainieren von Cheerleader-Akrobatik trifft, kommt ab
und an hinzu, um einerseits selbst
neue Übungen auszuprobieren
und andererseits auch ihr Können
an begeisterte jüngere Mädchen
weiterzugeben. Youtube-Videos
werden zur Inspiration für neue
Figuren herangezogen, Kontakte
zwischen Kindern und Jugendlichen hergestellt.
Mädchen und Sport
im öffentlichen Raum
Das Akrobatik-Angebot stößt
hauptsächlich bei Mädchen auf
Resonanz, einige kommen gezielt
zum Zirkus-Schwerpunkt in den
Park. Aus Sicht feministischer Mädchenarbeit ein begrüßenswerter
Effekt, da der öffentliche Raum –
und speziell Sport im öffentlichen
Raum (Parkour, Freerunning, Fußball) – nach wie vor ein männlich
dominierter Bereich ist.
In die Manege!
Mittlerweile wurde von Seiten
der Kinder bereits einige Male
nach einer Aufführungsmöglich-
keit gefragt. Die Möglichkeit einer Übungsgruppe besteht, die
sich wöchentlich bei Balu & Du
trifft, um gemeinsam für eine Aufführung zu trainieren – um bei
dem einen oder anderen Parkfest
in Simmering ihre Manege zu bekommen.
Wir sind gespannt auf die kommenden Monate des Trainings
und natürlich auf einen Auftritt
des Zirkusnachwuchses aus dem
Hyblerpark.
Interkultureller Nachbarschafts­
tisch und internationaler Nachbarschaftstag
Gemeinsam mit JUVIVO.15
Jenny – FAIR-PLAY-TEAM-Mitarbeiterin
Wieder ein großartiges Fest mit und für unsere Nachbarn/-innen – ob
Groß oder Klein, für alle war etwas dabei! Unsere Baumscheibe, ein fester
Bestandteil am Kardinal-Rauscher Platz, wurde gemeinsam mit Kindern
und Jugendlichen mit hübschen Blumen bepflanzt. Unmittelbar neben
der Baumscheibe
regte das bunte
Treiben zum Plaudern an. Zusätzlich lockten auch
noch die (Spiel-)
Angebote von JUVIVO.15 wie auch
unser
leckeres
Buffet.
Was bleibt sind
aber nicht nur
schöne Erinnerungen einer gelebten Nachbarschaft und die blühende Blumenpracht bei der Baumscheibe. Es geht noch um weit mehr als
das! Regelmäßig sind wir dort präsent und setzen uns mit Angeboten,
wie der Begrünung der Baumscheibe und dem interkulturellen Nachbarschaftstisch, gezielt mit Themen auseinander. Dazu zählt unter anderem
die Gestaltung des Platzes, wo auch Kinder mitwirken können: indem sie
selbst Blumen einpflanzen und wir im Austausch erfahren, was sie hier
gut finden und was sie sich für die Zukunft im Bezirk wünschen.
Wir sind bemüht, die Jugendlichen und Kinder bei der Aushandlung ihrer strukturellen Anliegen im öffentlichen Raum zu begleiten und sie bei
der Umsetzung zu unterstützen. Mit vereinten Kräften konnten bereits an
verschiedenen Plätzen im Bezirk Verbesserungen erzielt werden, beispielsweise wurden defekte Netze und Spielgeräte schneller repariert oder getauscht und im Braunhirschenpark wurde der Boden im Käfig erneuert.
24 aufgePASST!
Was soll ich tun?
Berufsorientierung in der Jugendarbeit
Nicole – Jugendarbeiterin
I
stellerInnen, Filmund
KostümausstatterInnen
als
auch in Kamera
und Licht ausprobieren. Unterstützt
wurde dieses farbenprächtige „Basic-Trickfilm“-Spektakel von wienXtra
mit Equipment sowie einer Mitarbeiterin des Medienzentrums.
m Rahmen der Wiener Wochen für Beruf und Weiterbildung organisierte der Verein Kiddy & Co an zwei Nachmittagen jeweils einen
Job-Parcours in unserem Betreuungsgebiet im 14. Bezirk. Vorrangig
ging es darum, die Jugendlichen zu motivieren, sich eigenständig und
möglichst breitgefächert über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Das Job-Parcours-Konzept: Informationen zu Ausbildungen, Personen, die praxisnah aus ihrem Beruf berichten, eine Skills-Tour und eine
Reflexionsecke. Der Job-Parcours wurde mitten im Park veranstaltet,
also genau dort, wo wir die Jugendlichen bei unserer mobilen Jugend- Über die Erfahrungen, die
arbeit regelmäßig antreffen. Die Locations waren
der Reinlpark und der Kiddy-&-Co-Standort Ha- Bei der Skills-Tour konnte sowohl handcking; wegen Schlechtwetter konnte der geplan- werkliches, technisches als auch künstlete Job-Parcours im Casinopark leider nicht statt- risches Geschick erprobt werden, um die
finden.
eigenen Fähigkeiten besser kennenzu-
lernen.
Die Informationsecke bot jede Menge Infos sowie
Folder über Ausbildungen und Beratungsstellen.
Zusätzlich war an beiden Nachmittagen die mobile Jugendinfo vor Ort.
Bei der Skills-Tour konnte sowohl handwerkliches, technisches als auch
künstlerisches Geschick erprobt werden, um die eigenen Fähigkeiten
besser kennenzulernen. Zu den Aufgaben gehörten unter anderem Nageln, Bohren und Spachteln. Das handwerkliche Programm, Nägel in einen Baumstamm zu schlagen, um diese dann wieder herausziehen zu
können, mit einem Akku-Bohrer in eine Rigipswand Löcher zu bohren,
um dann wieder alles zu verspachteln, klingt für so manchen sicher etwas banal. Beachtlich jedoch war die Zahl der Jugendlichen, die sich mit
diesen gewissermaßen­
„Haus-Aufgaben“, zum
ersten Mal handwerklich betätigten.
Für die technischen,
künstlerischen
und
medialen Felder kooperierten wir mit CU
televison (CU TV) –
Verein Wiener Jugendzentren und mit dem
wienXtra-Medienzentrum. Mit dem Support
von CU TV durften die Jugendlichen mit einem professionellen Kamerasystem das Job-Parcours-Geschehen im Reinlpark filmisch dokumentieren. Neben Kameraführung und O-Ton-Aufnahme wurde auch das Talent zur Moderation erprobt. Damit der gesamte Produktionsprozess bis
zur Fertigstellung des Sendungsbeitrages von den Jugendlichen selbst
durchgeführt werden kann, dehnten wir letztendlich die CU-TV-Zusammenarbeit um weitere Termine aus: Vom Videomaterial Sichten über
den Rohschnitt bis hin zur Endproduktion im passenden Sendungsformat für die Ausstrahlung auf Okto TV waren die Jugendlichen zuständig.
der Job-Parcours mit sich brachte, konnte
dann in der Reflexionsecke gemeinsam
mit unseren Sozialarbeiterinnen geplaudert werden. Von bereits im Vorfeld bestehenden fixen Vorstellungen, welchen Beruf man erlernen möchte, bis hin zu neuen
Perspektiven oder möglichen Ausbildungen für die neu inspirierten Job-Ideen wurde hier alles besprochen. Einige wussten
schon ganz genau, zu was sie sich berufen fühlen, anderen wiederum
zeigte der Kiddy-&-Co-Job-Parcours, dass es abseits der Berufsgruppen
Friseure/-innen, KFZ-MechanikerInnen, Einzelhandels-, Büro- oder Gastronomiefachkräfte und ähnlichen Lehrberufen noch viel mehr zu entdecken gibt.
Danke an alle mitwirkende KooperationspartnerInnen und
Freunde/Freundinnen des Vereins Kiddy & Co!
Alltag in der Jugendarbeit
aus Sicht von Kathi, Jugendarbeiterin
Ein weiteres Highlight der Skills-Tour war die Stop-Motion-Produktion.
Hier konnten die Jugendlichen sich sowohl als Regisseure/-innen, Dar-
aufgePASST!
25
Ruslans philosophische
Wortkunst
Seit nun mehr als einem Jahr bereichert Ruslan (17) unsere bahnfreien Räume mit seinem sarkastischem Humor und seiner überragenden Wortgewandheit. Es gibt
viele Jugendliche wie Ruslan mit verborgenen Talenten,
viele junge Talente, die in unserer leistungsbasierten,
ökonomisch orientierten Gesellschaft keinen Platz und
Wert mehr finden. Bei Bahnfrei soll es anders sein, die
Zeit darf auch stillstehen und das noch nie Probierte
darf und soll Platz bekommen. Ganz unabhängig davon,
ob es sich „verkaufen“ lässt oder nicht, gilt es Jugendlichen die Möglichkeit zu eröffnen, in ihrem Sein und Tun
aufgehen zu können.
Lasst euch begeistern und inspirieren von den
Ruslan’schen Wortkünsten:
WÜNSCHE
Geld: Hierbei kommt es auf die Menge an. Bei einer geringen
Summe könnte ich nicht Nein sagen. Erst wenn die Zahl vierstellig wird, erst dann verzichte ich, denn so viel Geld würde nur die
Familie und Freundschaft spalten. Seien wir doch ehrlich, jeder
Mensch ist gierig.
Haus: Ich verabschiede mich nur ungern von etwas und auf gar
keinen Fall von etwas, das mich über Jahre hinweg warm gehalten und mir Schutz geboten hat.
Mädchen: Eigentlich will ich nichts, ich habe schon alles, was ich
brauche oder brauchen könnte. Außer – ja! Das ist es! Ich brauche
ein Mädchen, das ich lieben kann und dem ich alles anvertrauen kann, mit dem ich über alles reden kann. Schön und gebildet
muss sie sein. Ich möchte nicht mit einem Mädchen zusammen
sein, das den Unterschied zwischen explodieren und implodieren nicht kennt. Sie muss freundlich sein und ein bezauberndes
Lächeln haben, bei dem ich dahinschmelze. Keine Gespräche darüber, dass sie mit sich selbst nicht einverstanden ist. Zudem muss
sie humorvoll sein und manchmal nachgeben können.
WISSEN
Man kann nie genug wissen! Was gibt es Schöneres, als sich neues Wissen anzueignen? Rein gar nichts! Einer jener Gründe, wofür
wir erschaffen wurden, ist doch zu lernen. Wir wollen lernen, mit
unserer Situation zurechtzukommen, wie man sich zu benehmen
hat, was erlaubt und was nicht erlaubt ist und wie etwas zu machen oder nicht zu machen ist. Jedem Menschen wurde Neugierde und der Drang, etwas in Frage zu stellen, angeboren. Wieso
diesen Drang nicht nutzen? Jeder Mensch besitzt das Potential,
etwas zu erreichen, dafür brauchen wir Menschen nur die Flamme zu entfachen und unser Gehirn einzuschalten!
Protzen sollte dennoch keiner. Auch nicht, wenn der andere
weniger weiß. Denn dann bring ihm was bei! Nur so bleibt der
Menschheit das Wissen bis in die Ewigkeit hinein erhalten. Keiner
ist dumm! Keiner ist dem anderen geistig überlegen. Er hat nur
nicht den Sinn herausgefunden, denn das muss jeder für sich machen. Das Gehirn ist kein Behälter, denn du füllen sollst, sondern
eine Flamme, die du entfachen musst.
LIEBE
Wieso lieben? Wieso die Vernunft und alle Sinne mit den Füßen
treten? Liebe ist grotesk! Auch wenn viele der Meinung sind, es
würde nichts Vergleichbares geben. Nichts, was besser wäre. Wer
weiß es besser als einer, der schon von der Liebe hintergangen
wurde? Zu sehr hat er die Person geliebt. Er konnte nicht mehr
loslassen und dann kam wie erwartet der „Todesschuss“. Zur Krönung kam er von hinten. Er kämpfte um sein Leben, doch er überlebte und zurück blieb eine schmerzhafte Wunde.
26 aufgePASST!
GEDANKEN
Kraftlos habe ich ohne jegliches Ziel meine Reise angetreten.
Ich verließ mich nur auf mein Herz, es sollte mich dorthin führen, wo mein Schicksal lag, dort, wo ich vielleicht erwünscht wäre.
Ich suchte etwas, das meine Seele befriedigen sollte. Doch mein
Herz spielte mir einen Streich; ehe ich mich versah, fand ich mich
ziellos im Nirgendwo, ohne Zeitgefühl bekam ich nicht mit, was
um mich herum geschah. Ich habe nicht gefunden, was ich gesucht habe, doch meine Seele fand ihre Ruhe. Sie konnte – wie ich
merkte – durch etwas anderes gestillt werden. Ich ging dort hin,
wo mich mein Herz hinführte und meine Beine hintrugen. Hinter mir lag der Weg, den ich wahrscheinlich zurückgelegt hatte,
ich war mir dessen nicht sicher. Vor mir lag noch ein Weg. Diesen
musste ich mit eigener Kraft bewältigen. Der zurückgelegte Weg
war länger als der, der vor mir lag. Ich war mir nicht im Klaren, wie
weit ich noch zu gehen hatte. Aber irgendetwas beruhigte mich:
„Egal, wie weit du schon gegangen bist oder noch gehen musst,
der Weg vor dir ist nie länger als der Weg, den du zurückgelegt
hast.“ Die Worte konnten die Last in meiner Brust wegblasen –
ein überwältigendes Gefühl. Ich brauchte ab jetzt nichts mehr,
was mich glücklich machen muss, mir fiel auch nichts ein. Tränen
ronnen die Wangen hinunter. Es vergingen Sekunden oder sogar
Jahre. Ich konnte es nicht genau sagen. Ehe ich mich versah, war
ich wieder auf meiner Türschwelle, ich blickte nicht zurück, als ich
die Tür öffnete und wieder hinter mir schloss. Mein Herz weinte
dem, was hinter mir lag, nach. Das einzige, was mir geblieben ist,
sind die getrockneten Tränen auf den Wangen. Morgen werde ich
mich wieder auf die Reise begeben.
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