PDF - Institut für Public Health und Pflegeforschung

01 / 2016
Auf den Spuren magischer Verfahren – Homöopathie
Besondere Therapieverfahren: die zweite Welt im Sozialgesetzbuch
von Norbert Schmacke
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek
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Dr. Manfred Albring, Helmut Laschet
Gestaltung:
roman und braun medienproduktionen
Umschlaggestaltung: Robert Roman
Internet:www.implicon.de
ISSN:2199-4986
Auf den Spuren magischer Verfahren – Homöopathie
Besondere Therapieverfahren: die zweite Welt im Sozialgesetzbuch
von Norbert Schmacke
Der Gesetzgeber hat in Sachen Methodenbewertung eine Zwei-Welten-Lehre
geschaffen, die außerhalb aller sonst akzeptierten wissenschaftlichen Logiken
im Form von so genannten ‚Besonderen Therapierichtungen‘ (Homöopathie,
Anthroposophische Medizin und Phytotherapie) ihren Ausdruck findet. Die
Homöopathie ist dabei, mit dieser gesetzlichen Legitimation und weiteren
Tarnkappen einen Siegeszug quer durch das Gesundheitswesen anzutreten.
Es ist Zeit sich noch einmal darüber Klarheit zu verschaffen, was es bedeutet,
auf der einen Seite die methodischen Anforderungen für die Zulassung von
Untersuchungs- und Behandlungsverfahren vernünftigerweise hoch zu hängen
und auf der anderen Seite die Anbieter von Homöopathie & Co selbst darüber
entscheiden zu lassen, welche ihrer Präparate marktfähig werden und wie sie
ihr Behandlungskonzept rechtfertigen.
Beginnen möchte ich mit einem fast beliebigen Artikel aus der ‚Alternativmedizin‘-Szene:
„Sanfte Medizin. Homöopathie und Krebs“ lautet die Überschrift der Mai-Ausgabe 2015
der Zeitschrift natur&heilen – ein Journal mit immerhin 75.000 Exemplaren Auflage. Zu
Wort kommt Aleksandar Stefanovic, Heilpraktiker und klassischer Homöopath, der frei
von lästigen Evidenzbelegen ausführen darf, wie segensreich die Homöopathie ist: „Die
Heilung von Krebs durch homöopathische Behandlung ist nichts Neues“ (1). Da es keine
klinischen Studien gibt, die er heranführen könnte, verweist er auf die immer beliebten
erfolgreichen Fallserien, die es seit dem 19. Jahrhundert gebe. Man wundert sich über
die anschließende Argumentation: keine von ihnen habe das Licht der Öffentlichkeit
erblickt, da sich die Medien dagegen gesperrt hätten. Stefanovic spricht dann allen
Ernstes davon, dass die klassische Medizin dem Krebs seines Erachtens oft hilflos
gegen­über­stehe. Vermutlich schade sie sogar häufig. Diese Argumentationsfigur findet
sich immer wieder bei den ‚Alternativheilern‘: es wird mit allen Mitteln Angst vor den
Neben­wir­kungen geschürt, und die Erfolge der Medizin, hier in der Onkologie, werden
gnadenlos kleingeredet.
Eine stete Quelle der Homöopathen in Sachen Krebsbehandlung ist das Buch „Die
homöopathische Behandlung und Heilung von Krebs und metastasierter Tumore”
von Jens Wurster, Oberarzt an der Schweizer Clinica Santa Croce, dem „Zentrum für
homö­opa­thi­sche Krebstherapie in Europa“, wie sie gern genannt wird (2). Stefanovic
wörtlich: „Sogar fortgeschrittene Fälle mit metastasierenden Tumoren hätten schon die
Chance auf Heilung gehabt“ – und das alles sei bei Wurster sauber dokumentiert.
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Erst diese Behauptung hat mich motiviert, mich intensiver mit den Heilversprechen der
Homöopathie zu beschäftigen. Das war natürlich nicht der erste Versuch, die unglaub­
li­chen Behauptungen der Homöopathen zu untersuchen, und insofern ist das Ergebnis
meiner Recherchen einerseits nicht überraschend, andererseits aber doch neu (3).
Dass Krebs mit Homöopathika geheilt werden kann, wird nur derjenige meinen, der
an Wun­
der­
heilungen glaubt. Dass Wurster aber behauptet, seine „Heilerfolge“ seien
durch unabhängige Wissenschaftler mehrerer deutscher Universitäten kontrolliert und
bestätigt worden, ließ mich aufhorchen.
Wurster nennt selber einige Kronzeugen, andere ließen sich leicht ermitteln. End­resul­tat:
Es gibt keine einzige Dokumentation von Überprüfungen der von Wurster in seinem Buch
exemplarisch vorgestellten Patientenkarrieren. Alle von mir befragten Univer­sitäts­medi­
ziner – so sehr sie auch selber mit ‚Alternativmedizin‘ liebäugelten – distanzierten sich
eindeutig von der Behauptung, sie hätten Wurster Behandlungserfolge bescheinigt.
Einige scheinen in Akten geschaut und sich dann mangels angemessener Dokumentation
abgewandt zu haben. Es finden sich aber sehr wohl auch Stimmen, die sagen, Beweise
gebe es nicht, aber ‚interessante Verläufe‘. Es ist ein beliebtes Spiel in dieser Szene:
man zieht sich zurück, wenn Belege verlangt werden, schreibt am nächsten Tag aber
weiter in eigenen Medien und in Internetforen, dass es viel versprechende Ansätze
für die Behandlung von Krebs mit Homöopathika gebe. Eine klare Distanzierung von
solchen homöopathischen Märchen lässt auch die Homepage der Karl und Veronica
Carstens-Stiftung vermissen, die seit 1982 Naturheilkunde und Homöopathie fördert.
Leere Begriffshülsen
Man fragt sich besorgt, wie das alles sein kann. Ein stetig wachsender Teil der Bevölkerung
in allen reichen Ländern setzt in Sachen Gesundheit auf Behandlungsverfahren, die ihnen
mit den Schlagworten ‚alternativ‘ oder noch beliebter ‚komplementär‘ nahegebracht
werden. Was das eigentlich genau bedeuten soll, ist sachlich nicht definierbar. Aus­schlag­
gebend sind die Gefühle, die von diesen Begriffen ausgelöst werden: es gibt dann
angeblich immer eine Alternativen zu der Medizin, deren Nebenwirkungen und Grenzen
laut beklagt werden, es gibt noch etwas Ergänzendes, wenn man mit der bösen Schul­
me­di­zin (ein Kampfbegriff der Homöopathen aus dem Jahr 1876) nicht zufrieden ist, und
es gibt Heiler, die Ganzheitlichkeit versprechen, ein alles überragender Zauber­be­griff,
den mit Inhalt zu füllen noch niemandem gelungen ist. Dazu aber später mehr, weil sich
daraus für die Medizin eine wichtige Schlussfolgerung ableitet.
Die Begriffe bedürfen für die Anhänger der Homöopathie aber keiner weiteren Erläuterung,
ebenso wie für viele von ihnen ausgemacht ist, dass die sogenannte Schulmedizin mit
einem naturwissenschaftlich-verengten Verständnis von Krankheit und Gesundheit
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arbeitet. Aber man darf sich nichts vormachen: Begriffe sind mächtig, wenn sie Eindrücke
und Erfahrungen von Kranken auf den Punkt bringen. Das zu verstehen, bleibt wichtig,
um Kranke so gut es geht vor gefährlichen Irrwegen zu schützen.
Ein Blick in die Geschichte: Der Glaube an wunderbringende Heilverfahren jenseits der
etablierten Medizin hat eine lange Tradition. Uwe Heyll, Arzt, Philosoph und Medi­zin­his­
to­ri­ker, datiert die neuere Alternativmedizin auf die Erfindung des Magnetismus durch
den Wiener Arzt Franz Anton Mesmer (1734-1815), der damit Blindheit zu beseitigen
versprach und dem Scharen von Anhängern folgten – auch nach dem offiziellen Verbot
im Jahr 1777 in seinem Ursprungsland (4).
Solche und andere magische Verfahren feiern immer wieder in verschiedenen Gewändern
fröhliche Urstände, selbst nachdem die Medizin Schritt für Schritt immer überzeugendere
Behandlungsergebnisse vorweisen konnte. Das war zu Zeiten von Samuel Hahnemann,
Begründer der Homöopathie (1775-1834) tatsächlich anders: da war die Medizin in der
Regel drastisch und wirkungslos, und es mag so sein, dass Hahnemanns Patienten
tatsächlich deshalb bei Einnahme von Globuli Leid erspart geblieben ist, so obskur seine
Theorie vom „Gleiches mit Gleichem behandeln“ und „Potenzieren der Wirkung durch
Verdünnung der Urtinktur“ auch damals schon war.
Zur Bewertung der Homöopathie
Es gibt Kritiker der Homöopathie wie den Wissenschaftsjournalisten Christian Weymayr,
die nachvollziehbar argumentieren, es bedürfe keiner wissenschaftlichen Untersuchungen
der Homöopathie, weil das geltend gemachte Wirkprinzip sich außerhalb aller rationalen
Bezüge bewegt. Und: man dürfe Homöopathie keinesfalls in klinischen Studien testen,
weil man sie damit aufwerte, ihr den Anschein von wissenschaftlicher Bedeutung gebe
(5). Ich schließe mich dem wie folgt an: weitere klinische Studien zum Beleg des Nutzens
der Homöopathie sind überflüssig. Es gibt mehrere unabhängig voneinander erstellte
syste­
mati­
sche Übersichtsarbeiten, die alle zu demselben Ergebnis gekommen sind:
Homö­opa­thie hat keine spezifische Heilwirkung – der Nutzen, den die Homöopathen
selber und ihre Patientinnen und Patienten der Einnahme von Kügelchen zuschreiben,
ist aus­schließlich auf Placeboeffekte zurückzuführen.
Im Mayo Clinic Book of Alternative Medicine liest sich die Bewertung der Homöopathe
wie folgt:
„Homöopathie ist populär. Aber es fehlen gute Studien, die ihren Nutzen belegen. Es
gibt zwei Risiken: Geld für etwas auszugeben, das nicht funktionieren könnte und auf
bewährte Behandlung zugunsten der Homöpathie zu verzichten.“ (6)
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NHS Choices (der Informationsseite Englands für die Öffentlichkeit über Leistungen des
NHS) wird darauf hingewiesen, dass das NICE (National Institute of Health and Clinical
Excellence) Homöopathie nicht empfiehlt. Wörtlich heißt es weiter:
„Es gibt keinen Beleg für die Idee, dass Wirkstoffe, die bestimmte Symptome hervorrufen,
diese auch heilen können. Es gibt keinen Beleg für die Idee, dass Verdünnen und
Ver­schüt­teln von Substanzen in Wasser diese in Medizin verwandeln können.“ (7)
Die aktuellste umfassende Bewertung vorliegender Studien zur Homöopathie aus dem
März 2015 stammt aus Australien und lautet:
„Auf Grund der Bewertung vorhandener Nutzenbelege für Homöopathie kommt der
National Health and Medical Research Council (NHMRC) zu dem Ergebnis, dass es keine
gesundheitlichen Probleme gibt, bei denen die Wirkung von Homöopathie belegt ist.
Homöopathie sollte nicht verwendet werden um chronische, ernste oder möglicherweise
ernste Probleme zu behandeln. Wer Homöopathie anwendet kann die Gesundheit
gefährden soweit Behandlungen abgelehnt oder verzögert werden, für die es gute
Nutzen- und Sicherheitsbelege gibt.“ (8)
Und auch die Inhaberin des ersten Stiftungslehrstuhls für Komplementärmedizin in
Deutschland, Frau Professorin Claudia Witt, kommt in einem Interview 2015 zu folgenden
Aussagen:
„Seit über fünf Jahren finden Sie von mir eine offizielle Stellungnahme zur Homöopathie
im Internet. Meine Aussage – dass nicht belegt ist, dass homöopathische Arzneimittel
mehr als ein Placebo sind – gilt auch heute noch. Man kann aber nicht einfach sagen,
Homöopathie sei wirkungslos. Erstens ist Homöopathie mehr als die Gabe von Arznei­
mitteln. Zweitens ist es methodisch nicht korrekt, einfach den Umkehrschluss zu ziehen,
im Sinne von: Nun liege der Beweis vor, homöopathische Arzneimittel seien ein Placebo.
Das lässt auch die Qualität der Studien nicht zu. Prinzipiell ist dies aber eher eine
akademische Diskussion, die wichtige versorgungsrelevante Information ist: Es konnte
nicht gezeigt werden, dass homöopathische Arzneimittel besser wirken als Placebo.” (9).
Man fragt sich zwar, wie das alles logisch zusammenhängt, aber man darf festhalten:
Es gibt keine akzeptablen Studien, die zeigen, dass Kügelchen besser sind als Placebo.
Die Adelung der Homöopathie durch Gesetzgeber,
Kassen, Universitäten und Ärztekammern
Es ist wirklich wahr: wenn sich genügend Therapeuten der jeweiligen „besonderen“
Behandlungsmethode finden und über entsprechende Erfolge berichten können, ist dies
ein ausreichender Grund zur Anerkennung der jeweiligen Verfahren und somit auch zur
Erstattung der Behandlungskosten im Rahmen der Krankenversicherung. Das wird allen
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Ernstes „Binnenkonsens“ genannt. Die letzten Hürden, die einer Erstattung innerhalb der
GKV entgegenstehen, wurden in den letzten Jahren im Rahmen des Wettbewerbs (der
damit auch zur Begriffshülse wird) beiseite geschoben: die Kassen können sich gar nicht
mehr überbieten im Offerieren der Erstattung „alternativmedizinischer“ Leis­
tun­
gen.
Abgesehen von einzelnen Kassenvorständen, die wirklich an Homöopathie & Co glauben,
geschieht dies ausschließlich mit Blick auf ‚versicherungsmathematisch gute Risiken‘. Aber
auch die Universitäten bemühen sich, auf den Zug der Popularität der „Alternativmedizin“
aufzuspringen. War es anfangs neben der Universität Herdecke nur ein Stiftungslehrstuhl
an der Charité, finanziert von der Karl und Veronika Carstens Stif­tung (de.wikipedia.org/
wiki/Karl_und_Veronica_Carstens-Stiftung), so überschlagen sich auch die medizinischen
Fakultäten heute im Bekenntnis zur „Komplementärmedizin“: natürlich nur als Ergänzung
zu ihrem “Kerngeschäft“, aber welche Patientin, welcher Patient soll begreifen, dass es
häufig nur ein Modernismus ist, wenn jetzt auch in Univer­si­täts­kliniken von „Integration
von Schulmedizin und Komplementärmedizin“ die Rede ist.
Ein letztes: auch die Bundes- und Landesärztekammern behandeln inzwischen „Kom­ple­
men­
tär­
medizin“ wie eine gleichberechtigte Sparte der Medizin. Curricula, Gebiets­
be­
zeich­nungen und ein ideologischer Überbau bieten Raum für eine komfortable Nische.
Ent­schei­denden Anteil daran hatte Wolf Dietrich Hoppe, der sich für die Idee des Plu­ra­
lis­mus in der Medizin begeisterte.
Suche nach Empathie und Verständnis
Nun würde man es sich zu einfach machen, wenn man damit zufrieden wäre, den
fehlenden Nutzen der Homöopathie (einmal mehr) entlarvt zu haben. Das reicht deshalb
nicht, weil es Motive von Homöopathiepatienten gibt, welche die Medizin in Aus-, Fortund Weiterbildung beherzigen muss. Alle Menschen interessiert, was ihnen – vor allem
im Falle schwerer Erkrankungen – helfen kann. Es ist eine sich permanent wiederholende
Erfahrung, dass Kranken alle möglichen Versprechungen gemacht werden und dass es
für Laien erst einmal fast undurchschaubar ist, wer seriöse Versprechungen macht und
wer lügt. Das rechte Maß an Medizin versucht seit gut zwanzig Jahren (also mit Blick
auf die neuere Geschichte der Medizin sehr kurz) die Evidenzbasierte Medizin (EbM)
abzuschätzen: Die Methodik ist gut abgesichert, wenn auch wie alle biometrischen
Verfahren unabänderlich fehleranfällig. Die Gesundheitspolitik hat zwar weltweit die
Logik der systematischen Literaturbewertung in ihr Schatzkästlein der Bewertung neuer
medi­
zini­
scher Untersuchungs- und Behandlungsverfahren aufgenommen. Aber im
medi­zi­ni­schen Alltag ist der souveräne Umgang mit den wissenschaftlichen Grundlagen
der Metho­
denbewertung nur die notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung
für eine gelingende Arzt-Patient-Beziehung. Und es sind, wie zahlreiche Studien in
ermü­dender Wiederholung gezeigt haben, die Kommunikationsdefizite in der Versorgung,
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welche neben der Angst vor gravierenden Nebenwirkungen immer wieder Menschen auf
die Idee bringen, nach etwas anderem Ausschau zu halten. Mehr Menschen als vielleicht
gedacht sind von der erlebten Unfähigkeit vieler Ärztinnen und Ärzte zu angemessener
Kommu­
nika­
tion enttäuscht. Anhänger der Idee einer Komplementärmedizin erfahren
nun offenkundig in Begegnungen mit den dort praktizierenden Therapeuten, dass da
jemand ist, der ihnen endlich zuhört und ihre Klagen nicht als unbegründet abtut. Die
vielen engagierten Bemühungen um das sogenannte Shared Decision Making haben
offen­kundig in den Praxisalltag keinen Eingang gefunden (10).
Fazit
Zum anderen legt, wie Uwe Heyll dies gezeigt hat, die medizinhistorische und anthro­polo­
gische Forschung nahe, dass Menschen in der Auseinandersetzung mit Krankheit jenseits
nüchterner Betrachtungen von Diagnostik und Therapie nach Bedeutungszuweisungen
suchen – und auf dieses Bedürfnis gehen Ärzte allzu oft überhaupt nicht ein. Nur
die „Kirchgänger“, die es am wenigsten nötig haben, besuchen Balintgruppen und
prak­tizieren das, was etwa das Curriculum der psychosomatischen Grundversorgung
ihnen zeigen könnte. Solange das so ist, erscheint wohl vielen das, was Alternativmedizin
genannt wird, wie ein Ausweg aus einer Situation, in der ihr Leiden nicht angemessen
thema­tisiert wird. Aber das ist nun wirklich keine Rechtfertigung für Heilverfahren, die
das Blaue vom Himmel versprechen, ohne Nutzenbelege in der Hand zu haben. Die
Politik ist gefragt, nicht weiter an den Selbst- und Fremdtäuschungen der Homöopathie
vorbei­zusehen. Und medizinische Fakultäten und Ärztekammern müssen noch einmal
Krisen­rat abhalten, ob sie ihre Schulaufgaben im Training der kommenden und jetzigen
Ärzte­gene­ratio­nen wirklich gemacht haben.
Professor Dr. med. Norbert Schmacke
Universität Bremen
Fachbereich 11
Grazer Str. 2
28359 Bremen
Hochschullehrer für Gesundheitswissenschaften am Institut für Public Health und
Pflegeforschung der Universität Bremen. Stellvertretendes Unparteiisches Mitglied
im Gemeinsamen Bundesausschuss.
www.ipp.uni-bremen.de/mitglieder/norbert-schmacke
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Literatur
(1)
Stefanovic, A.: Homöopathie in der Krebstherapie. natur & heilen 5/2015.
(2) Wurster, J.: Die homöopathische Behandlung und Heilung von Krebs und metastasierter
Tumore. Verlag Peter Irl 2007.
(3) Schmacke, N. (Hg.): Der Glaube an die Globuli. Die Verheißungen der Homöopathie.
Suhrkamp 2015.
(4) Heyll, U.: Franz Anton Mesmer, Benjamin Franklin und die Geburt der alternativen Medizin.
In: Schmacke, N.: s. o.
(5) Weymayr C.: Scientibilität – ein Konzept zum Umgang der EbM mit homöopathischen
Arzneimitteln. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen
2013;107:606-610
(6) Mayo Clinic Books of Alternative Medicine, 2nd. Edition, New York 2010
(7) www.nhs.uk/Conditions/Homeopathy/Pages/Introduction.aspx
(8)
www.nhmrc.gov.au/_files_nhmrc/publications/attachments/cam02a_information_paper.pdf
(9)
blog.gwup.net/2015/06/28/claudia-witt-homoopathie-ist-unspannend-und-nicht-wirksamerals-placebo
(10) Schmacke, N.; Richter, P.; Stamer, M.: Der schwierige Weg zur Partizipation.
Kommunikation in der ärztlichen Praxis. Hogrefe (i. E.).
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Roman und Braun
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Wissenschaftlicher Beirat:
Dr. med. Jürgen Bausch
Ehrenvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen
Professor Dr. Gerd Glaeske
Zentrum für Sozialpolitik (ZeS)
der Universität Bremen
Roger Jaeckel
Leiter Gesundheitspolitik, GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG
Professor Dr. Klaus Jacobs
Geschäftsführung Wissenschaftliches Institut der AOK
Univ.-Professor Dr. Günter Neubauer
Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG), Müchen
Professor Dr. Eberhard Wille
Stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrats
zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen
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