Forschung & Entwicklung in Bayern – 2015/2016 Wirtschaft und öffentlicher Sektor in Zahlen VORWORT | 3 Vorwort Die Fähigkeit zur Erneuerung und Weiterentwicklung der Wirtschaft hängt maßgeblich davon ab, in welchem Umfang Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen Ressourcen für Forschung und Entwicklung (FuE) einsetzen. Mit Aufwendungen für FuE von 3,26 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zählt Bayern nach wie vor zu den Spitzenreitern in Deutschland. Im Jahr 2013 wurden in Deutschland rund 80,4 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung aufgewendet. Über 55 Mrd. Euro kamen dabei aus dem Wirtschaftssektor und hiervon wiederum 22 % aus Bayern. Zudem stammt rund ein Viertel der gesamtdeutschen Patentanmeldungen bezogen auf alle Technologiefelder von hier. Während die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sofort anfallen, stellen sich die Erfolge zum Teil erst mittel- oder langfristig ein. Schlussfolgerungen und Forderungen an die Forschungs- und Innovationspolitik bedingen daher die Betrachtung von Trends über längere Zeiträume. Im Auftrag des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages hat die Wissenschaftsstatistik im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft deshalb zum vierten Mal das Forschungs- und Entwicklungsgeschehen in Bayern innerhalb einer Dekade untersucht. Dr. Eberhard Sasse Präsident Bayerischer Industrie- und Handelskammertag e. V. Basierend auf dem Zahlenmaterial der FuE-Vollerhebungen im deutschen Wirtschaftssektor aus den vergangenen zehn Jahren sowie ergänzenden amtlichen Daten wurden die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Vergleich der Bundesländer, im regionalen Vergleich innerhalb Bayerns sowie im Vergleich verschiedener Branchen untersucht und in sechs Kapiteln dargelegt. Hieraus werden Kernaussagen, Schlussfolgerungen und Forderungen für die zukünftige Ausrichtung der bayerischen Forschungsund Innovationspolitik abgeleitet. Die bayerische Wirtschaft ist in Forschung und Entwicklung führend und auch der öffentliche Sektor ist hier auf einem guten Weg. Zusammen mit Baden-Württemberg prägt Bayern maßgeblich die Innovationslandschaft in Deutschland und in der Europäischen Union. Mit seinem soliden wirtschaftlichen Fundament, ausgeprägtem Erfindergeist und Unternehmertum sowie hervorragend ausgestatteten Bildungs- und Forschungseinrichtungen hat Bayern beste Voraussetzungen, um auch bei Forschung und Innovation dauerhaft an der Spitze zu bleiben. Die vorliegende Auflage 2015/16 des Berichts „Forschung und Entwicklung in Bayern“ bestätigt diese Aussagen in vollem Umfang. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und gewinnbringende Erkenntnisse. Peter Driessen Hauptgeschäftsführer Bayerischer Industrie- und Handelskammertag e. V. Dr. Eberhard Sasse Peter Driessen 4 | INHALT Inhalt Vorwort 3 Auf einen Blick 5 1. Deutschlands Süden weiterhin in Spitzenposition 6 2. Finanzierung von Forschung und Entwicklung 9 3. Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft 12 4. Regionale Verteilung der Industrieforschung 17 5. Forschung und Entwicklung in Wissenschaftseinrichtungen 21 6. Akademischer Nachwuchs für den Innovationsstandort Bayern 23 Ansprechpartner 26 Impressum 27 AUF EINEN BLICK | 5 Auf einen Blick Vergleich der Ergebnisse zum Report „Forschung und Entwicklung in Bayern“ 2013 Bayern auf Platz 2 Bayern zählt mit einem Anteil von 3,26 % des BIP nach wie vor zu den Spitzenreitern im Bereich FuE in Deutschland und konnte den Vorsprung von Baden-Württemberg leicht verringern. Die Wirtschaft finanziert ihre FuE-Aktivitäten selbst FuE-Tätigkeiten der bayerischen Wirtschaft werden zu mehr als 92 % von den Unternehmen selbst finanziert. Bayern liegt damit jedoch im Bundestrend. FuE-Aktivitäten der Wirtschaft gestiegen FuE-Aktivitäten der bayerischen Wirtschaft stiegen im Vergleich zur letzten Erhebung um 10 %. Motor des starken Anstiegs waren insbesondere die Elektrotechnik und die Automobilindustrie. KMU bei FuE-Intensität hinten Großunternehmen entscheiden weiterhin über das gesamtwirtschaftliche FuE-Volumen und die FuE-Intensität der Wirtschaft. Aber auch innovative kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) spielen in Bayern eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Wissen in der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. Unterschiedliche Stärken in den Regionen 61 % der Aufwendungen für bayerische Industrieforschung findet in Oberbayern statt. Seit der letzten Erhebung konnten die Regierungsbezirke Niederbayern und Mittelfranken die mit Abstand deutlichste Steigerung in den FuE-Aufwendungen verzeichnen. Insbesondere Würzburg und Regensburg punkten durch einen hohen Anteil öffentlicher Forschung. FuE in den bayerischen Hochschulen unterdurchschnittlich Nach wie vor liegt der Anteil der FuE-Aufwendungen im Bereich der bayerischen Hochschulen und der außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit 0,77 % des BIP unter dem Bundesdurchschnitt. Wenig Studienanfänger in Bayern Auch wenn sich Bayern bezüglich des Angebots der Hochschulausbildung an der Spitze Deutschlands befindet, liegt die Studienanfängerquote in Bayern mit 51 % deutlich unter dem Durchschnitt der Bundesländer. 6 | DEUTSCHLANDS SÜDEN WEITERHIN IN SPITZENPOSITION 1. Deutschlands Süden weiterhin in Spitzenposition Kernaussagen Bayern zählt nach wie vor zu den Spitzenreitern im Bereich der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in Deutschland 1. Rund 22 % aller FuE-Aufwendungen entfallen allein auf Bayern und über 22 % der FuE-Beschäftigten in Deutschland sind in Bayern tätig. Die FuE-Anstrengungen wuchsen von 3,15 % des BIP in 2011 auf 3,26 % in 2013. 1 Bezugsjahr 2013 als Jahr der letzten veröffentlichten und damit aktuellsten Vollerhebung der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft 2 Der Anteil der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) Bayern erfüllt die Vorgabe der Wachstumsstrategie Europa 2020, 3 % des BIP für Forschung und Entwicklung aufzuwenden2, bereits seit mehr als fünf Jahren (Abb. 1). Der Anteil des Wirtschaftssektors an den FuE-Aufwendungen beträgt in Bayern 76 %. Der Beitrag der außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen des Bundes und der Länder3 wächst kontinuierlich; er liegt zwar 10 % höher als noch 2011, aber immer noch bei nur 0,33 %. charakterisiert die Forschungsintensität einer Region. Sie setzt den finanziellen Input für FuE ins Verhältnis zur volkswirtschaftlichen Leistung. Mittels dieser Relativierung lassen sich die Forschungsintensitäten unterschiedlich gearteter Regionen direkt miteinander vergleichen. Bayern bildet zusammen mit Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen die nationale Spitzengruppe. Aufgrund der starken Wirtschaft kann Bayern auch im internationalen Vergleich mit den besten Industrieländern mithalten. Mit einem Anteil der FuE-Aufwendungen am BIP von 3,26 % behält Bayern seine Position vor der Schweiz, den USA und Taiwan (Abb. 2) und konnte den Abstand zu Finnland und Schweden gegenüber 2011 deutlich verkürzen. 3 Zu den öffentlichen, von Bund oder Ländern geförderten außeruniversitären Forschungseinrichtungen zählen u.a. die Max-PlanckGesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Akademien der Wissenschaften sowie Bundesund Landesforschungseinrichtungen. Nachdem die bayerischen Forschungsaktivitäten bis 2007 zurückgingen, steigen sie seitdem wieder. Andere Bundesländer, z.B. Sachsen, holen ebenfalls auf. Gemessen am Bundesdurchschnitt konnte Bayern seinen Vorsprung gegenüber 2011 leicht um ca. 0,2 Prozentpunkte ausbauen. Klarer Spitzenreiter beim Anteil der FuE-Aufwendungen am BIP in Deutschland ist nach wie vor Baden-Württemberg (Abb. 3). Abb. 1: Anteil der FuE-Aufwendungen am BIP in Wirtschaft und Forschung in Bayern 2003 – 2013 3,0 % 2,5 % 2,97 0,24 0,35 2,86 0,25 0,31 2,82 0,26 3,07 3,15 3,26 0,29 0,30 0,33 0,41 0,44 0,44 0,35 2,0 % 1,5 % 2,38 2,30 2,21 2,37 2,41 2,49 2003 2005 2007 2009 2011 2013 1,0 % Außeruniversitäre öffentliche 0,5 % Forschungseinrichtungen Hochschulen Wirtschaft 0,0 % Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, StBA, VGRdL DEUTSCHLANDS SÜDEN WEITERHIN IN SPITZENPOSITION | 7 Abb. 2: Anteil der FuE-Aufwendungen am BIP 2013 (international) 0,0 % 0,5 % 1,0 % 1,5 % Japan 2,5 % 2,0 % 3,0 % 0,89 3,26 Finnland 2,28 1,03 3,31 Schweden 2,28 1,02 3,30 Taiwan 2,26 0,73 2,05 0,91 2,96 Österreich 2,03 0,92 2,95 1,96 USA Frankreich Island Niederlande Tschech. Republ. EU 28 1,92 1,44 1,06 1,10 1,04 1,20 4,15 2,99 Schweiz* Deutschland 4,5 % 3,26 0,77 2,49 Bayern 4,0 % 3,47 0,83 2,64 Korea 3,5 % 0,89 2,85 Wirtschaftssektor 0,81 2,73 Staatliche Institutionen und Hochschulen 2,23 0,79 Wirtschaftssektor Bayern Staatliche Institutionen und Hochschulen 0,93 1,99 0,88 1,98 Wirtschaftssektor Deutschland 1,92 Staatliche Institutionen und Hochschulen 0,88 0,88 Quelle: MSTI, Stifterverband Wissenschaftsstatistik, VGRdL 2,08 in Bayern in Deutschland * Schweiz = 2012 8 | DEUTSCHLANDS SÜDEN WEITERHIN IN SPITZENPOSITION Schlussfolgerungen Die Leistungsfähigkeit des Innovationsstandortes Bayern ist keine Selbstverständlichkeit. Durch das Zusammenspiel aus optimalen Rahmenbedingungen für forschende Unternehmen, z.B. im Steuerrecht, der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte und einer leistungsfähigen, gut ausgebauten Forschungsstruktur an Hochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen, kann Bayern seine Position als Spitzenstandort für Forschung und Entwicklung langfristig sichern und weiter verstärken. Forderungen Die Einführung einer steuerlichen FuE-Förderung im Sinne des im Bayernplan verankerten „Bayerischen Hightech-Bonus“ würde in Ergänzung zur Projektförderung unbürokratisch zusätzliche Anreize für FuE schaffen. Gleichzeitig werden bestehende Standortnachteile zu anderen FuE-Standorten (z.B. Österreich), die über eine steuerliche Forschungsförderung verfügen, ausgeglichen. Abb. 3: Anteil der FuE-Aufwendungen am BIP 2003 – 2013 im Vergleich der Bundesländer 5,50 % 5,00 % (4,96) 4,50 % 4,00 % 3,50 % (3,26) 3,00 % (2,91) (2,87) 2,50 % 2,00 % (1,96) 1,50 % 2003 2005 Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, VGRdL 2007 2009 Baden-Württemberg 2011 Bayern 2013 Hessen 2013 Nordrhein-Westfahlen Sachsen Deutschland FINANZIERUNG VON FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG | 9 2. Finanzierung von Forschung und Entwicklung Kernaussagen FuE-Tätigkeiten der bayerischen forschungsintensiven Industrien4 werden zum überwiegenden Teil von den Unternehmen selbst finanziert (mehr als 95 %), 2,3 % werden vom Staat gefördert. Ausländische Finanzierungsquellen5 für FuE-Aufwendungen spielen in bayerischen Unternehmen nur eine untergeordnete Rolle mit einem Anteil von 2,2 % (Tab. 1 und Abb. 4). 4 Als forschungsintensiv werden Branchen des Produzierenden Gewerbes bezeichnet, die mindestens 3 % ihres Umsatzes für FuE ausgeben. Branchen mit einem FuE-Anteil von 3–9 % am Umsatz werden als Bei der Verteilung der Bundesmittel für die Finanzierung von FuE (öffentlich und in Unternehmen) auf die Länder erhält Bayern mit 14,8 % einen deutlich geringeren Anteil, als es dem Anteil des Freistaates an der gesamtdeutschen Wirtschaftsleistung von 17,8 % entsprechen würde. Hochwertige Technik bezeichnet, über 9 % gelten sie als Spitzentechnologie. Branchen, die weniger als 3 % ihres Umsatzes für FuE einsetzen, werden der einfachen Gebrauchstechnologie zugerechnet (NIW/ ISI/ZWE-Listen 2012 „Neuabgrenzung forschungsin- Die FuE-Finanzierung durch den Freistaat selbst ist in den letzten Jahren konstant geblieben und liegt mit 16,8 % nur geringfügig unter der Höhe, die zur anteiligen Wirtschaftsleistung Bayerns korrespondiert (Tab. 2). tensiver Industrien und Güter“). 5 Ausländische Finanzierungsquellen umfassen Mittel aus EU-Förderprogrammen, von ausländischen Unternehmen mit über 250 Beschäftigten erhalten prozentual weniger staatliche Unterstützung zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung als kleine Unternehmen, d.h. KMU finanzieren FuE zu einem größeren Anteil aus öffentlichen Mitteln. Es fällt allerdings auf, dass Kleinstunternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern bundesweit etwa ein Drittel ihrer Forschungsaufwendungen durch staatliche Förderung oder Aufträge finanzieren können, während der staatliche Finanzierungsanteil in bayerischen Unternehmen dieser Größenklasse nur bei knapp 25 % liegt. verbundenen Unternehmen und fremden Unternehmen, sonstigen internationalen Organisationen außerhalb der EU sowie Sonstige. 6 „Sonstige Inländer“ umfassen gemeinnützige wissenschaftliche Forschungsinstitute in privater Hand, z.B. Stiftungen, gemeinnützige, nicht-staatliche Institute. Tab. 1: Finanzierung der FuE-Aufwendungen der Wirtschaft in Bayern 2013 nach Herkunft der Mittel in Tsd. Euro Forschungsintensive Industrien Forschungsintensive Dienstleistungen Restliche Branchen Insgesamt Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik WIRTSCHAFTSSEKTOR STAAT SONSTIGE INLÄNDER 6 AUSLAND 10.493.142 248.191 26.753 238.431 965.804 205.978 3.342 67.206 1.649.809 74.330 1.448 230.186 13.108.755 528.499 31.543 535.823 10 | FINANZIERUNG VON FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG Schlussfolgerungen Staatliche FuE-Förderung fließt überwiegend in die Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Im Rahmen von Projektförderung unterstützt der Staat FuE-Projekte der Wirtschaft oder Verbundprojekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Für innovative Unternehmen und Start-ups stellt externes Beteiligungskapital eine wichtige Finanzierungsform dar aufgrund des erhöhten Kapitalbedarfs für Forschung und Entwicklung sowie den längeren Zeitraum bis zur Marktreife bei technologieintensiven Projekten. Die Finanzierungsmöglichkeiten der EU, z.B. im Rahmen von HORIZON 2020, werden von den bayerischen Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen im Vergleich zu Bundes- und Landesmitteln nur untergeordnet genutzt. Forderungen Seit Jahren fördert der Freistaat Bayern erfolgreich technologieorientierte Forschung und Entwicklung. Inhaltlich sollten die Förderprogramme jedoch an die Anforderungen der Digitalisierung und Industrie 4.0 angepasst werden. Die bayerische Förderstruktur sollte einen großen Teil der Wertschöpfungskette abbilden und neben der Projektförderung auch den Aufbau von Pilotanlagen bis hin zur internationalen Skalierung erfassen. Um europäische Förderprogramme für bayerische Unternehmen attraktiv zu gestalten, müssen insbesondere die Antragsverfahren vereinfacht und die Erfolgschancen für KMU verbessert werden. Um in stärkerem Maße privates Beteiligungskapital für Hightech-Start-ups zu mobilisieren, müssen die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapital auf Bundesebene dringend verbessert werden. Förderprogramme sind so zu gestalten, dass sie für Start-ups zugänglich sind und den Einstieg von Investoren nicht durch starre Vorgaben behindern. FINANZIERUNG VON FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG | 11 Abb. 4: Finanzierung der FuE-Aufwendungen der Wirtschaft in Bayern 2013 nach Herkunft der Mittel 2,3 % 95,3 % 4,7 % 3,7 % 92,3 % 0,2 % 7,7 % 0,2 % 2,2 % 3,8 % Forschungsintensive Industrien Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik Wirtschaft insgesamt Wirtschaftssektor Staat sonstige Inländer Ausland Tab. 2: Regionale Aufteilung der FuE-Ausgaben des Bundes 2013 und der Länder 2012 BUNDESLAND BUND 2013 LÄNDER 2012 BIP-ANTEIL EINWOHNERANTEIL Mio. € in % Mio. € in % in % in % 2.014 15,5 1.470 14,5 14,9 13,2 1.927 14,8 1.623 16,0 17,8 15,5 1.368 10,5 592 5,8 4,0 4,3 Brandenburg 360 2,8 210 2,1 2,2 3,0 Bremen 292 2,2 124 1,2 1,0 0,8 Hamburg 580 4,5 360 3,5 3,6 2,2 Hessen 689 5,3 738 7,3 8,6 7,5 Mecklenburg-Vorpommern 364 2,8 242 2,4 1,4 2,0 Niedersachsen 1.049 8,1 874 8,6 8,7 9,7 Nordrhein-Westfalen 2.361 18,1 2.034 20,1 21,9 21,7 Rheinland-Pfalz 276 2,1 437 4,3 4,4 4,9 Saarland 100 0,8 129 1,3 1,2 1,2 Sachsen 748 5,7 528 5,2 3,6 5,0 Sachsen-Anhalt 255 2,0 254 2,5 1,9 2,8 Schleswig-Holstein 355 2,7 247 2,4 2,9 3,5 Thüringen 284 2,2 285 2,8 1,9 2,7 13.022 100,0 10.146 100,0 100,0 100,0 Baden-Württemberg Bayern Berlin Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt und Bundesministerium für Bildung und Forschung 12 | FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN DER WIRTSCHAFT 3. Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft Kernaussagen Die FuE-Aktivitäten der bayerischen Wirtschaft sind in den Bereichen Automobilbau, Elektrotechnik, Maschinenbau, Chemie (inklusive Pharma) sowie den forschungsintensiven Dienstleistungen7 besonders ausgeprägt (Abb. 5). Die internen FuE-Aufwendungen dieser Wirtschaftssektoren sind in den letzten zehn Jahren des Bezugszeitraumes um ein Drittel gestiegen, seit 2011 um beachtliche 10 %. Dieser Anstieg liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 4,9 % und dem Baden-Württembergs von nur 3,6 % (Tab. 3). Motoren des verhältnismäßig starken Anstiegs der bayerischen FuE-Aufwendungen zwischen 2011 und 2013 waren die Elektrotechnik mit einer Zunahme von 34,6 % (2011: 2,6 Mrd. Euro) und die Automobilindustrie mit einer Zunahme von 22,6 % (2011: 3,1 Mrd. Euro). Der bei Weitem größte Anteil der internen FuE-Aufwendungen von über 87 % entfällt in Bayern auf größere Unternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten (Abb. 6). Kleine Unternehmen erbringen nur 7,6 % der FuE-Aufwendungen der Wirtschaft und liegen damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Seit 2011 stagnieren die FuE-Aufwendungen der bayerischen KMU. Aus technologischer Sicht zeigt sich Bayerns Stärke vor allem im Bereich der Spitzentechnologie. Über 32 % der internen FuE-Aufwendungen der bayerischen Unternehmen entfallen auf diesen Bereich. Das liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 25 % (Abb. 7). Die bayerischen Unternehmen sind vor allem in der Rundfunk- und Nachrichtentechnik, im Luft- und Raumfahrzeugbau und in der Mess- und Regelungstechnik stark vertreten. Auch in der Pharmazeutischen Industrie gehört Bayern zu den wichtigen Standorten Deutschlands. 7 Als forschungsintensive Dienstleistungen werden die Wirtschaftszweige Software-Programmierung, Architektur- und Ingenieurbüros, sowie wissenschaftliche Forschung und Entwicklung bezeichnet (WZ 62, 71 und 72). FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN DER WIRTSCHAFT | 13 Abb. 5: Interne FuE-Aufwendungen der Unternehmen nach ausgewählten Bundesländern und Hauptbranchen 2003 und 2013 0,0 0,5 1,0 1,5 2003 1,3 2,5 3,0 3,5 4,0 1,8 1,2 1,8 4,5 // 7,5 in Mrd. Euro 4,3 0,8 2013 Baden-Württemberg 0,8 2,0 2,3 7,8 1,7 2003 0,6 0,8 2,7 2,7 1,3 2013 Bayern 0,6 0,6 3,5 1,1 1,5 Hessen 2003 0,3 0,4 1,2 0,3 2013 0,2 1,5 0,5 1,5 0,6 2003 0,7 NRW 0,3 0,7 2013 2003 Sachsen 1,7 0,9 1,0 0,4 1,0 1,6 1,4 0,0 0,1 0,3 0,0 2003 2013 0,3 0,0 0,1 0,2 0,1 Chemie (inkl. Pharma) 0,6 Maschinenbau 1,7 0,6 Elektrotechnik 1,5 3,1 0,4 2013 Restliche Länder 3,8 0,9 1,1 2,4 1,6 Kraftfahrzeugbau Forschungsintensive Dienstleister 3,1 2003: WZ 2003; 2013: WZ 2008 Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik 14 | FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN DER WIRTSCHAFT Schlussfolgerungen Bayern weist aufgrund der großen Vielfältigkeit in den Spitzentechnologien eine hervorragende Ausgangsposition auf. Die wirtschaftliche Stärke verdankt Bayern jedoch vorwiegend den Wirtschaftsbereichen der Hochwertigen Technik. Ohne Spitzentechnologie wird aber auch die Entwicklung Hochwertiger Technik langfristig schwächer werden. Großunternehmen entscheiden über das gesamtwirtschaftliche FuE-Volumen und die FuE-Intensität der Wirtschaft. Auf deren ökonomisches Strukturgewicht kann keine Region verzichten, die wirtschaftlich von Forschung und Entwicklung profitieren will. Aber auch innovative mittelständische Unternehmen spielen in Bayern eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Wissen in der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. Daher ist für die Innovationsdynamik und den Erfolg regionaler Innovationssysteme die FuE-Beteiligung von KMU wesentlich. Kern einer Innovationspolitik für den Mittelstand ist es, Risiken in FuE-Vorhaben abzumildern, die Finanzierung von FuE-Vorhaben zu unterstützen und die Vernetzung mit der Wissenschaft zu stärken. Hightech-Start-ups sind häufig Träger von Durchbruchsinnovationen und Motor bei der Erschließung neuer Technologiefelder. Ausgründungen aus Hochschulen und Forschungsinstituten stellen ein wichtiges Element des Technologietransfers dar. FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN DER WIRTSCHAFT | 15 Abb. 6: Interne FuE-Aufwendungen nach Beschäftigtengrößenklassen und Bundesländern 2013 Sachsen-Anhalt 58,8 Brandenburg 8,0 2,3 46,7 Thüringen 51,0 22,0 44,3 Sachsen 36,1 Mecklenburg-Vorpommern 19,4 Schleswig-Holstein 19,2 Berlin 19,1 Saarland 63,8 15,1 65,4 65,6 15,2 1,7 79,1 18,4 11,9 64,2 81,0 7,1 9,7 Deutschland 60,1 1,9 17,3 Nordrhein-Westfalen 85,4 4,9 Rheinland-Pfalz 8,4 5,1 Bayern 7,6 5,3 Niedersachsen 6,81 1,9 91,3 Hamburg 6,5 3,1 90,4 Hessen 6,4 4,0 Baden-Württemberg 6,4 4,3 0% 33,7 3,7 34,3 Bremen 10 % 32,2 86,5 87,1 89,6 89,3 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik unter 250 80 % 250 – 499 90 % 100 % 500 und mehr Abb. 7: Interne FuE-Aufwendungen der Wirtschaft nach Technologieklassen 2013 in ausgewählten Bundesländern und Deutschland Deutschland Baden-Württemberg Bayern Hessen Nordrhein-Westfalen Spitzentechnologie (>9 % FuE-Aufwand/Umsatz) Forschungsintensive Dienstleistungen (WZ 62, 71, 72) Hochwertige Technik (3–9 % FuE-Aufwand/Umsatz) Restliche WZ Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik Sachsen 16 | FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN DER WIRTSCHAFT Forderungen Bayerns Forschungsförderung muss sich sowohl an den vorhandenen Stärken als auch an den Zukunftsperspektiven innovativer Wirtschaftszweige ausrichten. Daher muss die bayerische Innovationspolitik die Standortbedingungen für forschende Großunternehmen besonders im Auge halten und sich um die Ansiedlung weiterer forschungsstarker Unternehmen sowie deren Zulieferer im Freistaat bemühen. Bei der Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sollte auf EU-Ebene darauf hingewirkt werden, die Beschränkung auf Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten aufzugeben und die Grenze für die KMU-Förderung deutlich anzuheben. Denn die jetzige Grenze wird der Größenstruktur gerade entwicklungsaktiver mittelständischer bayerischer Unternehmen nicht gerecht und schließt diese Unternehmen aus der Förderung aus. Die technologischen Förderprogramme müssen technologische Trends (u.a. die Verschmelzung von Hard- und Software), neue Geschäftsmodelle und die internationale Skalierung besser unterstützen. Die Rahmenbedingungen für die Förderung müssen praxisnah gestaltet sein. Dazu gehört auch auf EU-Ebene die Überprüfung der Förderkriterien für junge Unternehmen und Unternehmen in Schwierigkeiten. Das in Bayern gut ausgebaute Instrumentarium zur Unterstützung von Hightech-Gründungen (Gründerzentren, Businessplanwettbewerbe, spezialisierte Förderprogramme, staatliches Beteiligungskapital) soll auf hohem Niveau fortgeführt werden. Die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Start-ups müssen auf Bundesebene weiter verbessert werden. REGIONALE VERTEILUNG DER INDUSTRIEFORSCHUNG | 17 4. Regionale Verteilung der Industrieforschung Kernaussagen Der überwiegende Teil der bayerischen Industrieforschung ist in Oberbayern und Mittelfranken angesiedelt. Oberbayern trägt mit 7,4 Mrd. Euro 61 % der internen FuE-Aufwendungen der Wirtschaft Bayerns, etwa 48 % sind dabei auf die Stadt und den Landkreis München konzentriert. Mit gut 10 % der deutschen Industrieforschung werden in der Münchener Region fast doppelt so hohe interne FuE-Aufwendungen verausgabt wie in Berlin und Hamburg zusammen. Die anderen bayerischen Regierungsbezirke bestreiten 4,7 Mrd. Euro interne FuE-Aufwendungen, so viel wie Hessen, das viertstärkste Forschungsbundesland in Deutschland (Tab. 3). Auf Ebene der Raumordnungsregionen weisen München, Mittelfranken und Ingolstadt besonders hohe FuE-Aufwendungen sowie FuE-Beschäftigte in der Wirtschaft auf (Tab. 4, Tab. 5). Ebenfalls hohe Investitionen und Beschäftigtenzahlen in Forschung und Entwicklung verzeichnen die Regionen Regensburg, Südostoberbayern und Allgäu. Auf Kreisebene findet sich die höchste Dichte der Industrieforschung in Ingolstadt, Erlangen und Landshut mit jeweils einem Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von über 4 %. Wird auch die öffentliche Forschung an Hochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen hinzugerechnet, so liegen Erlangen, Ingolstadt und München mit einem Anteil von über 5 % an der Spitze (Abb. 8). Insbesondere Würzburg und Regensburg können durch einen hohen Anteil öffentlicher Forschung und Entwicklung punkten. 8 Regierungsbezirke: BIP 2012 Tab. 3: FuE-Aufwendungen im Wirtschaftssektor und deren Anteil am BIP in Deutschland 2003 - 2013 nach Regionen INTERNE FUE-AUFWENDUNGEN IM WIRTSCHAFTSSEKTOR REGION 2003 Mio. € Deutschland 2005 Anteil am BiP in % Mio. € 2007 Anteil am BiP in % Mio. € 2009 Anteil am BiP in % Mio. € 2011 Anteil am BiP in % Mio. € 2013 Anteil am BiP in % Mio. € Anteil am BiP in % 38.029 1,76 38.651 1,72 43.034 1,77 45.275 1,89 51.077 1,96 53.566 1,96 Baden-Württemberg 9.750 3,09 10.966 3,40 12.759 3,56 12.995 3,81 15.698 4,07 16.268 3,99 Stuttgart 5.432 4,24 6.286 4,90 7.849 5,43 7.864 5,87 9.549 6,04 9.764 5,99 Berlin 1.575 2,02 1.473 1,86 1.184 1,39 1.365 1,49 1.402 1,36 1.682 1,54 864 1,11 934 1,15 992 1,15 1.075 1,27 1.181 1,28 1.323 1,35 9.090 2,38 9.201 2,30 9.588 2,21 10.056 2,37 11.008 2,38 12.142 2,49 5.873 3,71 6.142 3,69 6.139 3,40 6.238 3,55 6.605 3,38 7.430 3,71 8) Niederbayern 127 0,42 100 0,31 381 1,08 343 0,99 333 0,86 428 1,11 8) Oberpfalz 566 1,93 536 1,74 547 1,62 653 1,96 739 2,03 569 1,54 8) Oberfranken 278 0,99 241 0,83 277 0,88 350 1,14 409 1,26 438 1,33 8) Mittelfranken 1.176 2,28 1.154 2,15 1.090 1,88 1.418 2,48 1.567 2,63 1.811 2,96 8) Unterfranken 492 1,39 565 1,52 581 1,45 545 1,42 705 1,64 773 1,77 8) Schwaben 578 1,19 463 0,92 574 1,04 509 0,95 650 1,12 693 1,16 8) Hamburg Bayern Oberbayern Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Destatis, VGRdL 8) 18 | REGIONALE VERTEILUNG DER INDUSTRIEFORSCHUNG Schlussfolgerungen Die aktuelle Entwicklung in Bayern zeigt, dass sich Cluster-, Hochschul-, Universitätsund Unternehmensaktivitäten in ganz Bayern bei innovationsorientierten Themen ideal ergänzen und wichtige Impulse für die weitere Standortentwicklung geben. Wirtschaftliche Stärke entsteht vor allem in Regionen, die eine intensive Vernetzung und einen kooperativen Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft aufweisen. Besonders gut gelingt dies in dynamischen Clustern, die sich selten nach administrativen Grenzen abstecken lassen, sondern eher entlang gewachsener Wirtschafts- und Siedlungsstrukturen entstehen. Tab. 4: Interne FuE-Aufwendungen im Wirtschaftssektor nach bayerischen Raumordnungsregionen 2003 - 2013 INTERNE FUE-AUFWENDUNGEN (TSD. €) RAUMORDUNGSREGION 2003 2005 2007 2009 2011 2013 Bayerischer Untermain 121.242 155.399 181.538 188.949 226.276 252.294 Würzburg 196.853 78.083 183.216 151.608 238.358 2.168 Main-Rhön 174.153 331.341 216.585 204.049 240.791 278.931 Oberfranken-West 202.543 158.629 190.559 224.705 262.010 277.211 Oberfranken-Ost 75.447 82.350 86.014 125.315 146.523 160.583 Oberpfalz-Nord 77.356 84.113 114.099 139.821 144.122 161.852 1.136.994 1.097.096 1.048.777 1.353.776 1.501.165 1.747.172 39.050 57.224 41.159 64.040 66.165 63.748 Augsburg 347.937 220.174 324.801 200.681 272.498 258.402 Ingolstadt 714.632 554.840 636.609 579.274 619.510 1.057.129 Regensburg 496.645 462.484 445.946 526.487 609.999 421.105 Donau-Wald 107.826 65.800 100.917 90.788 Landshut* 10.433 23.697 266.734 239.574 229.375 304.356 München 4.670.807 5.084.839 4.968.690 5.097.938 5.353.156 5.816.467 63.221 86.623 101.945 74.841 94.530 134.666 Allgäu 167.118 155.849 146.944 233.144 282.901 300.222 Oberland 216.862 174.429 186.315 209.978 226.222 152.668 Südostoberbayern 271.072 327.535 347.370 351.103 405.923 403.389 38.028.893 38.651.032 43.034.717 45.274.605 51.077.169 53.566.165 Mittelfranken Westmittelfranken Donau-Iller (BY) Deutschland Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik * Untererfassung bis einschließlich 2005 88.537 Fortsetzung auf 110.177 Seite 19 REGIONALE VERTEILUNG DER INDUSTRIEFORSCHUNG | 19 Forderungen Standorten mit hohem Entwicklungspotenzial in Wirtschaft und Wissenschaft und erkennbaren Clusterstrukturen sollte die besondere Aufmerksamkeit bayerischer Forschungs- und Innovationspolitik gelten, ohne die anderen Teilregionen zu benachteiligen. Besonderer Wert sollte auf die Vernetzung von jungen und etablierten Unternehmen gelegt werden, damit das Innovationspotenzial der jungen Unternehmen – vor allem in der digitalen Wirtschaft – das der Etablierten in idealer Weise ergänzt. Die Aktivitäten im Rahmen von Bayern Digital sollten regional und entsprechend unternehmensnah gestaltet sein und den Mittelstand integrieren. Tab. 5: FuE-Personal im Wirtschaftssektor nach bayerischen Raumordnungsregionen 2003 - 2013 FUE-PERSONAL (VOLLZEITÄQUIVALENTE) RAUMORDNUNGSREGION 2003 2005 2007 2009 2011 2013 Bayerischer Untermain 1.103 1.416 1.440 1.466 1.645 1.539 Würzburg 1.317 688 1.559 1.520 1.925 2.168 Main-Rhön 1.955 3.058 2.046 2.020 2.149 2.366 Oberfranken-West 1.765 1.385 1.613 1.695 2.007 1.961 Oberfranken-Ost 792 839 1.084 1.120 1.251 1.326 Oberpfalz-Nord 834 891 944 1.107 946 999 9.734 8.996 8.038 9.560 10.301 10.211 461 728 451 709 729 685 Augsburg 2.127 2.118 2.701 1.848 2.092 2.079 Ingolstadt 5.691 4.733 5.137 5.192 5.062 6.169 Regensburg 4.799 4.444 2.471 2.913 3.390 2.746 Donau-Wald 1.149 728 1.022 936 915 1.047 Landshut* 123 235 1.904 1.834 1.607 1.615 München 35.538 39.363 34.834 36.401 36.949 36.884 618 851 938 765 955 1.286 Allgäu 1.458 1.387 1.405 2.026 2.439 2.708 Oberland 1.624 1.290 1.243 1.363 1.451 860 Südostoberbayern 2.272 2.856 2.855 3.039 3.231 2.882 298.073 304.503 321.853 332.491 357.129 360.375 Mittelfranken Westmittelfranken Donau-Iller (BY) Deutschland Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik * Untererfassung bis einschließlich 2005 20 | REGIONALE VERTEILUNG DER INDUSTRIEFORSCHUNG Abb. 8: Anteil der FuE-Beschäftigten der Unternehmen an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Kreisen und kreisfreien Städten in Bayern 2013 IHK Bezirk FuE-Beschäftigte je 1.000 Beschäftigte in % < = 0,5 > 0,5 bis 1,0 > 1,0 bis 1,5 > 1,5 bis 2,0 > 2,0 Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik und eigene Datenverarbeitung FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN WISSENSCHAFTSEINRICHTUNGEN | 21 5. Forschung und Entwicklung in Wissenschaftseinrichtungen Kernaussagen In Bayern erfolgt die öffentliche Forschung auf qualitativ hohem Niveau, was beispielsweise durch das hervorragende Abschneiden bayerischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen bei der Einwerbung von Drittmitteln oder in Wettbewerben wie der Exzellenzinitiative belegt wird. Im Vergleich liegt der Anteil der FuE-Aufwendungen am BIP in Bayern sowohl im Hochschulbereich (0,44 %) als auch bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen (0,3 %) jedoch unter dem Bundesdurchschnitt und erst an vierter Stelle im Vergleich mit anderen Bundesländern (Abb. 9). Schlussfolgerungen Industrieforschung profitiert von Kooperationen mit öffentlicher Forschung und umgekehrt. Öffentliche Forschungseinrichtungen können helfen, hochqualifizierte Beschäftigte in den Regionen zu halten. Ein der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit entsprechendes Maß an öffentlicher Forschung ist daher ein wichtiger Standortfaktor, der die Entwicklung von leistungsfähigen Clusterstrukturen unterstützt. Industrieforschungszentren sorgen zudem für den notwendigen Technologietransfer von der Wissenschaft in KMU. Mit dem Zusammenschluss unabhängiger Industrieforschungszentren in der ZUSE-Gemeinschaft bekam die deutsche Forschungslandschaft 2015 neben den Hochschulen und den Großforschungsverbünden eine dritte Säule. Abb. 9: FuE-Aufwendungen im Hochschulsektor und in außeruniversitären Forschungseinrichtungen als Anteil am BIP nach Bundesländern 2013 2,0 % 1,71 1,5 % 0,85 0,96 1,0 % 0,95 0,43 0,5 % 0,43 0,83 0,77 0,33 0,33 0,86 0,67 0,24 0,53 0,52 0,50 0,44 0,43 BadenWürttemberg Deutschland NordrheinWestfalen Bayern Hessen 0,0 % Sachsen Hochschule Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Statistisches Bundesamt, VGRdL Außeruniversitäre Forschungseinrichtung 22 | FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN WISSENSCHAFTSEINRICHTUNGEN Forderungen Das derzeitige öffentliche Forschungsangebot in Bayern sollte entsprechend der Präsenz forschender Industriezweige weiter ausgebaut werden. Dies erfordert ein erhöhtes Engagement des Freistaates, aber insbesondere auch einen deutlichen Ausbau des Finanzierungsanteils des Bundes. Die Ansiedlung und der Ausbau außeruniversitärer Forschungsinstitute und -zentren sollte ein wichtiger Schwerpunkt bei der Stärkung der öffentlichen Innovationsinfrastruktur in Bayern sein. Da derartige Institute in hohem Maße durch den Bund finanziert werden, kann so auch der Finanzierungsanteil des Bundes an Forschung und Entwicklung in Bayern entsprechend der Bedeutung des bayerischen Wirtschafts- und Innovationsstandortes erhöht werden. Gleichzeitig sollten die Technologietransfermaßnahmen an den Wissenschaftseinrichtungen und dem Haus der Forschung gestärkt und professionalisiert werden. AKADEMISCHER NACHWUCHS FÜR DEN INNOVATIONSSTANDORT BAYERN | 23 6. Akademischer Nachwuchs für den Innovationsstandort Bayern Kernaussagen Bayern verfügt mit seinen 32 staatlichen Hochschulen (darunter neun Universitäten) und weiteren Hochschulen in kommunaler, kirchlicher oder privater Trägerschaft über ein differenziertes, qualitativ hervorragendes und flächendeckendes Angebot an Hochschulen und Studienmöglichkeiten. Auch wenn Bayern bezüglich der Hochschulausbildung an der Spitze liegt, sind die quantitativen Zahlen eher ernüchternd: Die bayerische Studienberechtigtenquote 9 ist immer noch die niedrigste von allen Bundesländern. Sie wächst allerdings seit vielen Jahren von ca. 20 % Mitte der 80er-Jahre auf rund 46 % in 2013. Bayern konnte noch vor einigen Jahren dieses Manko durch den Zuzug von Studienberechtigten aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland ausgleichen. Das ist 2013 nicht mehr gelungen und somit liegt die gesamte Studienanfängerquote deutlich unter dem Durchschnitt der Bundesländer (Abb. 10). Eine Erklärung dafür könnten die bis dahin in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabten Studiengebühren sein. 9 Anteil der Hochschulzugangsberechtigten an der altersspezifischen Bevölkerung (um G-8-Effekt bereinigt) 10 Um G-8-Effekt bereinigt 11 Quotensummenverfahren Abb. 10: Anteil der Studienberechtigten10, Studienanfänger und Absolventen an der altersspezifischen Bevölkerung11 2013 57,9 52,2 BadenWürttemberg 62,0 35,9 46,1 41,6 Bayern 51,4 30,2 67,4 56,4 Hessen 64,1 32,3 50,1 Studienberechtigtenquote 54,9 NordrheinWestfalen 62,1 29,1 Studienanfängerquote (Land des Studienortes) 51,7 57,4 Deutschland Studienanfängerquote (Land des Erwerbs der HZB) Hochschulabsolventenquote 57,4 30,4 0,0 % 10,0 % 20,0 % 30,0 % 40,0 % 50,0 % 60,0 % 70,0 % Quelle: Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Statistisches Bundesamt, VGRdL 24 | AKADEMISCHER NACHWUCHS FÜR DEN INNOVATIONSSTANDORT BAYERN AKADEMISCHER NACHWUCHS FÜR DEN INNOVATIONSSTANDORT BAYERN | 25 Schlussfolgerungen Eine höhere Anzahl an Hochschulabsolventen, insbesondere in den MINT-Fächern, ist für die FuE-intensive Wirtschaft erforderlich, um dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Erfolgreiche Forschung und Entwicklung – vor allem in Unternehmen – lebt nicht nur von brillanten Ideen herausragender Köpfe. Dazu gehört eine breite Basis gut ausgebildeter nicht-akademischer Fachkräfte. Auch hier entsteht eine zunehmende Lücke und somit bleibt der Fachkräftemangel eines der größten Risiken für die bayerische Wirtschaft. Weitere Details zeigt der IHK-Fachkräftemonitor Bayern unter www.fachkraeftemonitor-bayern.de. Forderungen Die Anstrengungen sind weiter zu intensivieren, um beim Nachwuchs das Interesse an einem Studium im MINT-Bereich zu fördern. Das Studienplatzangebot im MINT-Bereich ist entsprechend auszubauen. Gleichzeitig muss für Studienabbrecher in den MINT-Fächern eine qualifizierte Ausbildungsalternative geschaffen werden, um sie im MINT-Bereich zu halten. Die Ausbildung nicht-akademischer Fachkräfte ist notwendig und muss ebenfalls gefördert werden. 26 | ANSPRECHPARTNER Ihre Ansprechpartner für Innovation und Technologie Die bayerischen IHKs unterstützen ihre Mitglieder seit über 30 Jahren mit Innovations- und Technologieberatungen. Diese Dienstleistung, mit den Schwerpunkten FuE-Finanzierung und -Förderung, Patente und Lizenzen sowie Produktsicherheit und Qualitätsmanagement, wird in erster Linie von Mittelständlern, kleinen Unternehmen und Erfindern nachgefragt. IHK Aschaffenburg Kerschensteinerstr. 9 63741 Aschaffenburg Andreas Elsner 06021 880-132 [email protected] www.aschaffenburg.ihk.de IHK für Niederbayern in Passau Nibelungenstr. 15 94032 Passau Michael Pangratz 0851 507-349 [email protected] www.ihk-niederbayern.de IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim D.-Martin-Luther-Str. 12 93047 Regensburg Josef Beimler 0941 5694-241 [email protected] www.ihk-regensburg.de IHK zu Coburg Schloßplatz 5 96450 Coburg Rico Seyd 09561 7426-46 [email protected] www.coburg.ihk.de IHK Nürnberg für Mittelfranken Ulmenstraße 52 90443 Nürnberg Dr.-Ing. Robert Schmidt 0911 1335-299 [email protected] www.nuernberg.ihk.de IHK Schwaben Stettenstr. 1–3 86150 Augsburg Georg Muschik 0821 3162-403 [email protected] www.schwaben.ihk.de IHK für München und Oberbayern Balanstraße 55–59 81541 München Dr. Ute Berger 089 5116-1341 [email protected] www.muenchen.ihk.de IHK für Oberfranken Bayreuth Bahnhofstr. 25 95444 Bayreuth Dr. Wolfgang Bühlmeyer 0921 886-114 [email protected] www.bayreuth.ihk.de IHK Würzburg-Schweinfurt Mainaustr. 33 97082 Würzburg Oliver Freitag 0931 4194-327 [email protected] www.wuerzburg.ihk.de Der FuE-Report ist ein Produkt der IHK-Geschäftsbereiche Innovation|Umwelt IMPRESSUM | 27 Impressum Herausgeber und Verleger: Bayerischer Industrie- und Handelskammertag e.V. Gertrud Oswald Balanstraße 55–59 81541 München 089 5116 - 0 [email protected] www.bihk.de Verantwortliche der Arbeitsgemeinschaft FuE: Dr. Ute Berger, IHK für München und Oberbayern Dr. Elfriede Eberl, IHK Nürnberg für Mittelfranken Oliver Freitag, IHK Würzburg-Schweinfurt Carolin Leißl, IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim Dr.-Ing. Robert Schmidt, IHK Nürnberg für Mittelfranken Redaktion und verantworlich für den Inhalt: Karen Tittel IHK für München und Oberbayern Datenerhebung: SV gemeinnützige Gesellschaft für Wissenschaftsstatistik mbH Barkhovenallee 1 45239 Essen www.wissenschaftsstatistik.de Gestaltung: Traun Design, München Bildnachweis: Fotolia: 72452305 @ Olexandr Fotolia: 74103723 @ Hoda Bogdan Fotolia: 77559234 @ artstudio_pro Fotolia: 80379161 @ BillionPhotos.com Fotolia: 91462031 @ Wisky Fotolia: 93690940 @ science photo Fotolia: 93994225 @ pressmasterter Druck: Satz & Druck Peter Molnar, Tutzing München, Dezember 2015 IHK zu Coburg IHK für Oberfranken Bayreuth IHK Aschaffenburg IHK WürzburgSchweinfurt IHK Nürnberg für Mittelfranken IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim IHK für Niederbayern in Passau IHK Schwaben IHK für München und Oberbayern Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) ist die Dachorganisation der neun IHKs in Bayern. Alle bayerischen Unternehmen – ausgenommen Handwerksbetriebe, freie Berufe und landwirtschaftliche Betriebe – sind per Gesetz Mitglied einer IHK. Folglich sprechen die bayerischen IHKs für über 973.000 Unternehmen aller Größen und Branchen: vom global operierenden Konzern bis zum inhabergeführten mittelständischen Unternehmen. Die IHKs sind nicht abhängig von einer bestimmten Gruppe von Unternehmern, sondern repräsentieren das Gesamtinteresse der gewerblichen Wirtschaft in Bayern. Seit der Gründung des BIHK im Jahr 1909 ist er die größte Wirtschaftsorganisation im Freistaat Bayern.
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