Nach ihren Ansprachen stießen Sonthofens Bürgermeister Christian

Nach ihren Ansprachen stießen Sonthofens Bürgermeister Christian Wilhelm (links) und der
Standortälteste Oberst Klaus Werner Schiff mit den Gästen auf ein gutes Jahr 2016 an.© Eva Veit
Sonthofen – Großen Zuspruch fand der gemeinsame Neujahrsempfang der Stadt Sonthofen und der
Bundeswehr vergangenen Freitag im Casino der Jägerkaserne. War doch der Empfang in diesem Jahr
laut 1. Bürgermeister Christian Wilhelm „bewusst“ auf einen Freitagabend gelegt worden, „so dass
nun die Ausrede unserer Gäste: Wir wollen aber lieber am Sonntagmorgen zum Skifahren gehen –
nicht mehr gilt“.
„Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen“ – unter dieses Zitat
von Aristoteles hatte Sonthofens 1. Bürgermeister Christian Wilhelm seine Rede gestellt. Auch in
Sonthofen wehe ein „frischer Wind“, so Wilhelm, von dem er hoffe, er möge andauern. So habe es
die Stadt in den vergangenen zwei Jahren geschafft, knapp 4 Millionen Euro Schulden abzutragen – 5
weitere Millionen sollen in den nächsten vier Jahren folgen. Trotz Sparpolitik habe die Stadt weiter
„sinnvoll in die Zukunft unserer Kinder investiert“: 2015 konnten vier Kinderkrippen und der Hort in
Rieden eröffnet werden, in einem nächsten Schritt soll die Fachoberschule vergrößert werden.
Wilhelm appellierte hier auch ans Landratsamt, sich mit an den Kosten zum FOS-Ausbau zu
beteiligen. Auch auf der Großbaustelle Burg wehe eine „steife Brise“, so Wilhelm weiter. Die
Fertigstellung und damit einhergehend der Umzug der Bundeswehr auf die Burg könne nun wohl erst
2019 (statt 2018) stattfinden. Somit könne auch die Konversion erst ein Jahr später beginnen. Wie
die freien Bundeswehrareale in Zukunft genutzt werden sei nach wie vor in der Diskussion. Für ihn,
Wilhelm, sei ganz klar die Durchführung einer Landesgartenschau, die den Stadtrat schon mehrere
Jahre beschäftigt, eine gute Lösung. Schließlich profitiere Sonthofen hier sowohl in finanzieller
Hinsicht als auch im Nachhinein durch entstehende Infrastruktur. In diesem Jahr solle noch über eine
Bewerbung für die Landesgartenschauen 2026 oder 2028 entschieden werden.
Frischer Wind in der Bürgerbeteiligung
Ein frischer Wind soll in diesem Jahr auch bei der Bürgerbeteiligung in Sonthofen wehen. „Wir
möchten ausgetretene Pfade verlassen und durch ein innovatives Konzept neuen Wind in die Bürgerbeteiligung bringen“, so Wilhelm. So soll ein möglichst breiter Querschnitt der Bevölkerung dabei mit
arbeiten, ein zukunftsfähiges Sonthofen zu gestalten und die Stadt ein wenig „frecher“ zu gestalten.
Ein wichtiger Punkt im Haushalt des Jahres 2016 sei, so Wilhelm, die Straßensanierung. Neben der
Illerstraße, wo an der Abfahrt zur B19 ein Kreisverkehr zur Verkehrsberuhigung gebaut wird, ist die
Verkehrsberuhigung in der Ortsdurchfahrt Altstädten eines der Großprojekte. Auch an neuem
Tourismuskonzept für Sonthofen feile die Stadt derzeit.
Ein Dank an die Menschlichkeit
„Ich danke allen Ehrenamtlichen, die das Schiff der Menschlichkeit in Sonthofen steuern und durch
ihren persönlichen Einsatz die Menschen ein zweites Mal vor einer Havarie bewahren“ – mit diesem
Worten kam Christian Wilhelm auf die Flüchtlingssituation und die haupt- und ehrenamtlichen Helfer
zu sprechen. Es sei nicht tragbar, so Wilhelm, dass ehrenamtliche Helfer, „während dieser
Herausforderung zur Bewältigung des Flüchtlingsstromes durch rechtes Gedankengut diffamiert, auf
Neudeutsch ‚gedisst‘ oder sogar gehetzt werden“ und dadurch den Mut verlieren. Daher würden die
Ehrenamtlichen nun durch einen Sozialarbeiter der Stadt unterstützt. Allerdings zeigten die
Ereignisse in Köln klar auf, dass die Flüchtlinge sich integrieren müssen. Deshalb habe man in
Sonthofen ein Konzept erarbeitet, das den Flüchtlingen unsere Grundwerte nahebringen soll. „Das
soll den Flüchtlingen eine Hilfestellung sein, verbunden aber mit der klaren Forderung auf Integration
in unser Land“.
Wunsch nach friedlichem Jahr 2016
„Ein im Vergleich zum Vorjahr deutlich friedlicheres Jahr 2016“ wünschte der Standortälteste Oberst
Klaus Werner Schiff den Anwesenden. Er habe beim letztjährigen Neujahrsempfang zwar gesagt, dass
das Jahr 2015 nicht eben harmonisch und friedlich begonnen habe. „Little did I know“, so Schiff
weiter – verschlimmerten sich doch die internationalen Krisenherde rasant, „um unter anderem in
einer Vielzahl furchtbarer terroristischer Anschläge auch nach Europa exportiert zu werden“. Nach
seiner Ansicht, so Schiff weiter, sei der Höhepunkt der Entwicklung noch nicht erreicht.“
Die Bundeswehr in der Flüchtlingskrise
Auch die Flüchtlingskrise resultiere aus den internationalen Krisen, so Schiff. Sie habe „uns alle relativ
kalt und mit umso mehr Wucht getroffen“. Bayern habe „gewaltige Anstrengungen zur Bewältigung
dieser völkerwanderungsgleichen Erscheinung zu leisten“. Auch die Bundeswehr stehe durch die
enormen Flüchtlingszahlen vor großen Herausforderungen. „Bis zu 7 000 Soldatinnen und Soldaten
und zivile Mitarbeiter sind seit längerem und voraussichtlich bis im Sommer dieses Jahres zur
Unterstützung der Organisation und Abwicklung des zu bewältigenden Zuwanderungsstromes
eingesetzt“. Auch zahlreiche Bundeswehrliegenschaften wurden zur Verfügung gestellt.
Schiff hob in diesem Zusammenhang die Arbeit des Zentrum Brandschutz der Bundeswehr, das in der
„Burg“ angesiedelt ist, hervor. Dieses steuere den Einsatz aller Feuerwehrkräfte in den großen
Aufnahmeeinrichtungen, beispielsweise in Erding. Weiter lobte Schiff die „enge, konstruktive und an
einer realistischen Zielsetzung ausgerichtete Zusammenarbeit mit Landrat und Bürgermeister“,
wodurch in Sonthofen schnell und unkompliziert Bundeswehrareale, die nicht mehr militärisch
genutzt werden, für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden konnten. Ein Punkt, auf den
auch 1. Bürgermeister Christian Wilhelm einging. Wilhelm hob hervor, dass ohne die Unterkünfte in
den Kasernen auch in Sonthofen Turnhallen hätten belegt werden müssen.
Soldaten im Auslandseinsatz
Der Standortälteste erinnerte auch an die Soldaten des Standorts Sonthofen, die im vergangenen
Jahr und auch im Moment in den Krisenregionen im Ausland eingesetzt sind. So unter anderem in
Afghanistan, „wo aufgrund einer sich zunehmend verschlechternden Sicherheitslage der Einsatz der
Streitkräfte nicht nur verlängert, sondern auch zahlenmäßig erhöht werden musste“. Auch in Prizren
im Kosovo befinden sich immer wieder Soldaten aus Sonthofen im Einsatz. Zudem werden, so Schiff
weiter, „Teile meines Ausbildungsteams noch in diesem Jahr als sogenannte ‚Mobile Trainings
Teams‘ in den Irak verlegt, um dort Vor-Ort-Ausbildung zu betreiben“. Derzeit werden in Sonthofen
auch 30 Soldaten aus dem Irak – Angehörige der irakischen Sicherheitskräfte und der kurdischen
Peschmarga – als „Multiplikatoren in der Abwehr von ABC-Gefahrenlagen“ ausgebildet. Allen
Soldaten und zivilen Angehörigen im Einsatz wünschte Schiff „alles erdenklich Gute und eine gesunde
Heimkehr“.
60 Jahre Bundeswehr
Zuletzt wies Schiff noch auf die in diesem Jahr anstehenden Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen
der Bundeswehr hin. Der Standort Sonthofen ist in diesem Zusammenhang deshalb besonders
wichtig, da auf der General-Oberst-Beck-Kaserne vor 60 Jahren der erste Lehrgang für „höhere
Offiziere“ zur Inneren Führung durchgeführt wurde. „Die Innere Führung ist einer der gedanklichen
Grundpfeiler der Bundeswehr“, erläuterte Schiff. „Sie beschreibt die Rechte und Pflichten des
Staatsbürgers in Uniform in einer in der Demokratie verankerten Armee“. Auch die „Schule“, die
frühere ABC- und Selbstschutzschule des Heeres, feiere in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen.
Eva Veit