Gelegenheitsgedichte

Hymne auf KarlsRuhe
Von fern und von nah,
sind zum Geburtstag viele Menschen da.
Für die, die die Stadt noch nicht so gut kennen,
möchten wir nun einige Dinge nennen:
Wie ein Fächer ist die Stadt gebaut,
wenn man sie von oben anschaut.
Karls Schloss besuchen, mit dem Rad herumeiern
und im Sommer in der Klotze ‚das Fest‘ feiern.
In Karls Zoo sind viele Tiere untergebracht,
am Tag die Sonne, am Abend die Jugend lacht.
Karlsruhe ist eine lebendige Stadt,
die ein ausgeprägtes Studentenleben hat.
Im Schlossgarten wurde eigens ein Pavillon erbaut,
in dem man nun viele Veranstaltungen anschaut.
Die Stadt scheute weder Kosten noch Mühen,
im Frühjahr sah man symbolisch Tulpen blühen.
Das Wahrzeichen des Marktplatzes – die Pyramide
ist wegen unzähliger Betriebe
in Holz und Plastik eingekleidet,
worunter so mancher Karlsruher leidet.
Egal wo wir auch hinschau‘n
sich Autos und Busse stau‘n.
Der Grund sind die ganzen Baustellen,
das dürftet ihr täglich selbst feststellen.
Könnten wir in die Zukunft blicken,
müssten wir uns vielleicht erst einmal zwicken.
Werden wir die Stadt wohl wiedererkennen?
Mit U-Bahn wird sie sich dann Großstadt nennen.
Jetzt steh’n wir hier,
und wünschen dir,
Karlsruhe, dass du uns noch `ne Weile erhalten bleibst,
und uns beim Studium weiterhin die Zeit vertreibst.
(Anika Grundmann und Carina Maschke)
Der vierte Besuch
Hat der alte Dichtermeister
Sich erneut hierher begeben
Und nun will er sein Karlsruhe
Noch einmal von neu erleben.
Man stelle sich nur einmal vor
Er stünd` erneut vor Durlachs Tor.
Die Hand, die einst die Feder führte
Für Faust, den Werther… gemeint ist Goethe.
Dreimal bereits war er hier Gast
Und machte vielerorts auch Rast.
Am Tische mit Karl August saß,
Am Hof aus seinem Werke las.
Doch seine drei Besuche,
Die sind ihm nicht genug.
Er kommt zum vierten Male
Zu einem Kurzausflug.
Betritt er das Pflaster in zwanzig fünfzehn
Gibt’s Anlass sich rings umzuseh`n.
Einst schlug sein Herz, geschwind zu Pferde
Und fort, will er nutzen im dichten Verkehr
Doch da merkt er, wehe, wehe
Es gibt keine Kutschen mehr.
Stattdessen sieht er allerlei
Metall auf Schienen fährt vorbei,
Wohnraum, der gen Himmel steigt,
Ein Erdreich, das sein Inn`res zeigt.
Im Max-Palais sieht er ein Bild,
Das stimmt den Dichtermeister wild:
Der Klopstock war nicht mit dabei,
So malte Pecht nicht fehlerfrei.
Im Schlosspark geht er so für sich hin
Und nichts zu suchen, das ist sein Sinn.
Im Schatten sieht er im Vorübergeh`n
Hermann und Dorothea steh`n.
(Foto: Dr. R. Schmidt)
In Stein gemeißelt auf dem Podest
Hält Hermann die Hand seiner Braut ganz fest.
Johann zeigt sich höchst entzückt,
Dass ein Paar seiner Feder den Garten schmückt.
Zufrieden jauchzt er, es wird ihm klar,
Dass er nie vergessen war.
Von Glück erfüllt sieht er es ein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein.
(Lisa Adam & Ronja Hielscher)
(Foto: Dr. R. Schmidt)
Impressionen eines sommerlichen Neuankömmlings
Wie gewölbtes milchiges Glas
Dadurch brennen Sonnenstrahlen
Darunter wimmeln wie Ameisen sie
Das sengende Licht nicht bemerkend
Den Stich ins Aug
Die Schlunde brüllen auf
Geschlagen von Stahl und Metall
Daneben kreischen blendende Schlangen
Gelbe fette Raupen darauf
Ein Fächerschlag
Ein Aufatmen durch Segmente
Aus Beton
Sie ruft
(Jennifer Scheffold)
Der Wegweiser. Guter Rat zum Abschied.
frei nach Johann Peter Hebel
Weisch, wo der Weg zum Mehlfaß isch,
zum volle Faß? Im Morgenroth
mit Pflug und Charst dur’s Weizefeld,
bis Stern und Stern am Himmel stoht.
Me hackt, so lang der Tag eim hilft,
me luegt nit um, und bleibt nit stoh;
z’lezt goht der Weg dur’s Schüre-Tenn
in d’Chuchchi und do hemmers io!
Wehs’te, wo dä Wäch zom Julden is?
Hä jäht denn ruden Krützern no,
unn wär net op den Krützer luuren dät,
der würd wol kum zom Julde kumme künne.
Wo is de Wähsch zur Sunndachsfreud?
Geh ohne Angscht em Werkdaach noh
dursch de Werkstatt un dursch’s Ackerfeld!
de Sunndach wid schunn selwa komme.
Samschdes is er gar net weit.
Wad deckt er doh im Kärbsche zu?
Isch denk e Pund Fleisch un Gemies,
unn vielleischt e Schlicksche Wein dezu.
Wähs dou wuhin de Wäh an’t Oarmoht gäht?
Guck ähs wu all die Theken stinn!
Gieh nött dalast, et gött gohde Wäin,
an wu et nai Kahten gött, gieh hin.
Am lätzten Wäartshous hinkt e Sahk,
un wann de fottgähs, die en unn!
„Dou ahle Lomp, watt stäht dir awa
dehn Behdelsahk, su prächtisch unn!“
Et ass e Bäscher ous Holz dobann‘,
pass goht dropp opp, verlähr en nött!
Un wenns de un na Baach last könns
un trinke wölls; dahn holl da et!
(Foto: Dr. R. Schmidt)
Wo isch de Wäg zu Fried un Ehr
de Wäg zum gute Alter echt?
Gradus gohts in Mäßigkeit
mit stillem Sinn in Pflicht un Recht.
Un wenn anäre Kreuzung stohsch,
un nimmi weisch, wo’s nah goht,
halt still, un frog dein G’wisse z’erscht,
Gottlob, s’kann ja Deutsch, drum folg sinem Roth!
Wo isch d’r Wäg zum Friedhof?
Was frogsch so bleed? Gang wonah du witt!
Zum ruhige Grab auf’m kiehle Bode
goht jed’r Wäg- du kansch ihn verpasse itt.
Doch heh‘r uff Goddes Wort,
i roth d’r, wa i rode kah!
Sel Plätzle hot e versteggde Di‘r,
un s’goht ellewäihl weit’r da.
(Lisa Knöpfle, Andrea Schuckart)
(Foto: Dr. R. Schmidt)
Zum aktuellen Aufriss
Karlsruhe – Geburtstagskind
300 Jahr’ vergangen sind.
Begonnen hat alles mit Karls Traum
Und daraus entstandest du – man glaubt es kaum.
Würde Karl die Stadt heute sehen,
würde er sich im Grab umdrehen?
Könnte man ihn heute fragen,
könnte er vielleicht Folgendes sagen:
„Ach wie wunderbar,
Schloss und Fächer sind noch da.
Schöne Wege und grüne Flächen,
doch welch’ Gebilde mir ins Auge stechen?
Weiße Balken und viel Lärm,
mögen Menschen heute sowas gern?
Überall tiefe Löcher und grauer Stahl,
selbst rund herum um meines Grabesmal.“
Lieber Karl, wie recht du hast,
so manches wird auch uns zur Last.
So manches muss man nicht verstehen,
wenn wir unsre Stadt ansehen.
Baustellen kommen, wandern im Nu,
lassen auch uns keine Ruh.
All das wegen einer unterirdischen Bahn,
versetzt Karlsruhe in einen Großstadtwahn.
Ob sich die Milliarden wirklich lohnen,
fragen sich auch wir, die hier wohnen.
Rätsel geben auch die Balken auf,
die in den Schatten stellen der Geschichte Lauf.
Trotz allem, lass dich feiern gebührig,
denn du bist ja doch ganz liebenswürdig.
(Lisa Braun, Isabelle Gottschlich, Lena Hiry)
Versuch über Joseph Victor
Residenzstadt um 1826:
ein mildklarer Sternenschein erblickt den Himmel dort.
Vielseitige Begabung wird ihm in die Wiege gelegt:
von der Mutter die Dichterei; vom Vater die Zeichnerei;
doch letzteres hat nicht sollen sein.
Studentenlieder in Jura, Philosophie und Kunstgeschichte
schenken dem Doktor der Rechte buntlebendige Reisebilder:
von München, Berlin, Heidelberg und vom Bodensee,
aber auch weit überm Meer;
doch immer wieder zurück zum Anfang.
Auch in Säckingen trompetet man den Dichtermaler,
als Ehrenbürger und Adliger für immer gehuldigt hier wie dort in Bronze gescheffelt.
Doch traurig Los der Epigonen,
starb er zu derselbigen Stunde am Oberrhein.
Fächerstadt um 2015:
300 Jahr' ist sein Geburtsort nun alt
und jährlich wird sein Literaturpreis verliehen.
Doch nähert ihr euch seinem Platz erkennt ihr ihn dort auf dem Sockel?
(Sabrina Boss & Lara Majer)
(ka.stadtwiki.net)