54 unternehmen & Märkte Berliner Wirtschaft 09/15 E in Hotel ist wie ein großer Haushalt“, sagt Britta Bettendorf. Dass sie diesen gut im Griff hat, merkt man im „The Dude“ an allen Ecken und Enden. Die studierte Psychologin ist Geschäftsführerin des Hotels an der Köpenicker Straße in Mitte. Es besticht mit einer geschmackvollen Inneneinrichtung und vielen Details. Mehr als 800 Hotels und Pensionen gibt es gegenwärtig in Berlin. Damit hat „The Brooklyn“ ist das Restaurant im Hotel „The Dude“ (Foto. u.), der Innenhof des i31 (Foto l.) und ein Blick in das Facil, das Sterne-Restaurant im „The Mandala“ 54-55 sich deren Zahl seit der Wende mehr als verdoppelt. Die meisten der 135.000 Hotelbetten gehören zum Kontingent großer, weltweit agierender Ketten. Doch einige Häuser in der Hauptstadt werden von privaten Hoteliers geführt. So wie eben auch das „The Dude“. Um sich von den „Großen“ abzuheben, setzt man hier auf Besonderheiten. Jeder der Mitarbeiter, so betont Britta Bettendorf, ist ein Quereinsteiger, so wie sie selbst ja auch. Fotos: hoffotografen, the mandala, hotel Otto, i31 Berlins inhabergeführte Beherbergungsstätten müssen dem Gast etwas Besonderes bieten, um sich zu behaupten Da ist Francesco, der vier Tage in der Woche am Empfang steht. Er ist ein italienischer Krimiautor, und die Gäste lieben ihn, verrät die Chefin. „Wir wollten Leute mit Charakter, und wir haben mit den Quereinsteigern tolle Erfahrungen gemacht“, so Bettendorf. Zu dem Hotel seien sie und Eigentümer Alexander Schmidt-Vogel wie die Jungfrau zum Kinde gekommen. Auf der Suche nach einer Immobilie waren sie auf das vor 25 Jahren gegründete Hotel Luisenhof gestoßen. Nach dem Kauf 2010 wurden auf die ursprüngliche Bausubstanz aus dem Jahr 1822 noch zwei Etagen aufgesetzt. „Wir haben dann einen Fünf-Jahres-Plan entwickelt, nach dem die Belegung nach dieser Frist über dem Berliner Durchschnitt liegen sollte. Wir liegen sehr gut im Plan“, berichtet die rechte Hand von Schmidt-Vogel, der als Mediacom-Manager tätig war, bevor er mit Bettendorf das Vier-Sterne-Hotel mit 27 Zimmern eröffnete. Ihm sei es wichtig gewesen, keine schnellen Belegungszuwächse zu haben, sondern einen soliden Gästestrom aufzubauen, erklärt Britta Bettendorf. Ganz neue Wege hat auch Rita Müller betreten, als sie 2006 an der Knesebeckstraße das Hotel Otto eröffnete. Sie hatte Textilbetriebswirtschaft studiert und betrieb ein Bekleidungsgeschäft mit ihrem eigenen Label. Das alles hat sie hinter sich gelassen. Mit ihren gut 20 Mitarbeitern führt sie heute ihr Haus mit 46 Zimmern und macht im Jahr einen Umsatz von 1,5 Mio. Euro. Um sich von anderen abzuheben und auch, um der eher tristen Fassade des Gebäudes eine freundliche Ausstrahlung zu verleihen, hat sie den Berliner Bildhauer Hans Kempel mit deren Gestaltung beauftragt. Etwas für ein Haus im Herzen der Hauptstadt Untypisches ist dabei entstanden. Tanzende, springende, rennende Hasen haben die Fassade erobert und wecken das Interesse der Berliner und der Touristen. Im Wettbewerb mit der starken Konkurrenz auf dem Berliner Hotelleriemarkt gehen die Inhaber mit ihren Häusern unterschiedliche Wege. Mit dem Fünf-Sterne-Hotel „The Mandala“ direkt am Potsdamer Platz haben Christian An- Britta Bettendorf Christian AndreseN Rita Müller Zeev Rosenberg führt die Geschäfte im „The Dude“. Die ausgebildete Psychologin legte bei der Gestaltung des Boutique-Hotels an der Köpenicker Straße sehr viel Wert auf schöne Details leitet gemeinsam mit dem zweiten Geschäftsführer Lutz Hesse das Hotel „The Mandala“ am Potsdamer Platz. Dabei ist er für die Finanzen zuständig und Hesse für das Marketing ist Besitzerin des Hotels Otto an der Knesebeckstraße. Eröffnet hat sie das Haus 2006. Ursprünglich war sie in der Bekleidungsbranche und hatte ihr eigenes Textillabel ist ein echtes Kind der Hotellerie. Gelernt hat der Direktor des i31 an der Invalidenstraße im Breitenbacher Hof in Düsseldorf. Schon sein Urgroßvater war Besitzer zweier Hotels dresen und Lutz Hesse ein klares Signal gesetzt. Mit großen individuell geschnittenen Zimmern, einem Spa-Bereich und einem Sterne-Restaurant bieten sie im neuen Zentrum Berlins puren Luxus. Den großen Vorteil der inhabergeführten Hotels formuliert Andresen so: „Sie können sehr viel schneller reagieren. Entscheidungen werden hier getroffen.“ Dass die beiden Geschäftsführer gern ihre eigenen Wege gehen, wird auch deutlich, wenn Andresen berichtet, dass sie auf die Arbeit von Innenarchitekten verzichten. Sie gestalten und arrangieren selbst. Dabei orientieren sie sich immer an ihrem Anspruch auf beste Qualität. „Man braucht eine klare Ausrichtung, sonst geht man in der Masse unter“, so Andresen. „Ein Hotel lebt von Veränderungen. Es ist aber wichtig, sie so vorsichtig vorzunehmen, dass es keinen Bruch im Konzept gibt.“ 158 Zimmer hat das „The Mandala“, im Schnitt sind sie 55 Quadratmeter groß und verfügen über 27 verschiedene Grundrisse. 155 Mitarbeiter – darunter 29 Azubis – kümmern sich am Potsdamer Platz und im Schwesterhotel „Mandala Suites“ an der Friedrichstraße um das Wohl der Gäste. Von den kurzen Wegen von der Idee bis zur Entscheidung profitiert man auch im Boutiquehotel i31 an der Invalidenstraße. „Bei uns ist alles sehr individuell. Wir haben keine Standards“, berichtet Hoteldirektor Zeev Rosenberg. Man bemühe sich darum, das zu machen, was dem Gast gefällt. Gemeinsam mit seinen 28 Mitarbeitern will Rosenberg nicht auf Masse, sondern auf Klasse setzen. Bei der Versorgung der Gäste in dem Haus mit seinen 117 Zimmern ist man im Gegensatz zu den großen Ketten beim Einkauf nicht gebunden. Und auch sonst lasse der Eigentümer seinem geschäftsführenden Personal in vielen Dingen freie Hand. Nur beim Geschirr ist man im i31 ganz klar festgelegt. Das stammt komplett aus der Königlichen Porzellan Manufaktur. Deren Inhaber, Jörg Woltmann, ist der Eigentümer des 2013 eröffneten Hotels. ← uta Richter „Francesco ist ein italienischer Krimiautor, und die Gäste lieben ihn. Wir wollten Leute mit Charakter und haben mit den Quereinsteigern gute Erfahrungen gemacht.“ Britta Bettendorf Fotos: i31, the mandala, teh dude Das etwas andere Hotel unternehmen & Märkte 55 Berliner Wirtschaft 09/15 02.09.15 11:35
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