48 Chronik des Kantons Zug iür das Jahr 1917 Dezember. der eidg. Geschworenen geht ohne Personalveränderungen vor sich. 30. Der Menzinger Bürger M s g . J o h a n n H e g g l i n , bisheriger Militärgeistlicher an der Isonzofront wird nach Wien zur Ablegung der Feld-Superioratsprüfung berufen. Der Oktober nimmt mit Winterwetter in den Hochlagen Abschied. 3. In Unterägeri wird eine Volksküche eröffnet. 4. In Zug stirbt der stadtbekannte Schiffvermieter B e r n h a r d I t e n im Alter von 70 Jahren. 9. Grosses Militärkonzert der drei Spiele des AuszügerLandwehr- und Landsturmbataillons der Zuger Truppen im Theater-Casino in Zug, dessen Ertrag zur Linderung der Not armer Wehrmänner und ihrer Familien verwendet wird. Es resultiert ein Reinertrag von Fr. 500 — November. 15. In der Metallwarenfabrik wird die Prüfung der neuen 5. Nach abermaligen 6 wöchigen Ferien wegen Rohstoffvon ihr hergestellten Stahlhelme für die eidg. Armee mangel nimmt die Arbeiterschaft der Spinnereien Aegeri vorgenommen. ihre Beschäftigung bei reduziertem Betriebe wieder auf. 16. In Zug konstituiert sich eine Lehrervereinigung zur Der zunehmende Mangel an Rohmaterialien zwingt intensiven Wahrung der Standesinteressen und Förauch die Metallwarenfabrik Zug, die Arbeit einen Woderung der Kollegialität und Solidarität. chentag ausfallen zu lassen. 17. Der kantonale zugerische Wirteverein ersucht den Re11. Die Bürgerratswahlen gehen einzig in Zug im Kampfe gierungsrat, er möchte in Anbetracht der vielen Einvor sich, wo die „Allgemeine Bürgerliste" in den Vorschränkungen, welche dem Wirtschaftsgewerbe aufersprung kommt, sodass eine Personalveränderung im legt wurden, die Herabsetzung der Patentgebühren in Ratskollegium nicht entsteht. In Unterägeri werden Erwägung ziehen. sämtliche Ratsmitglieder, Rechnungsrevisoren, Schreiber 23. Die Korporationsgemeinde Oberägeri beschliesst die u.Weibel aus Angehörigen des Geschlechtes Iten erkoren. Ausrichtung einer Gratifikation von Fr. 5.— an die 15. Das VI. Morgartenschiessen am Morgarten geht unter militärdienstpflichtigen Genossen, welche die GrenzbeAnteilnahme von 34 Sektionen zu je 10 Schützen vor setzung mitgemacht haben. sich. Offizieller Festredner ist Ständerat Jos. AnderDas Jahr 1917 kann mit Bezug auf die landwirtschaftmatt von Baar. liche Produktion als ein befriedigendes taxiert werden. 19. Landsturminspektion in Zug, bei welchem Anlasse sich Die Kirschenernte stellte sich gut ein. Die Kernobsternte die schneidige 30 Mann starke Landsturmmusik orga- fiel besonders gut aus und die Getreideernte vollzog sich nisiert und öffentlich produziert. bei gutem Wetter befriedigend. Trotzdem auch der ErIm Kloster Frauental stirbt Chorfrau B e r n a r d a trag der Kartoffeln ein ergiebiger war, reichte er in unS c h u h m a c h e r ab Rebmatt, Blickenstorf, Baar. serm Kanton zur Versorgung der Haushaltungen bei weitem nicht aus. Heuet und Emdet waren gut; trotzdem 25. Kirchenratswahlen im Kanton Zug, die in den meisten Gemeinden mit Ausnahme von Risch in Minne verlaufen. war der Mangel an Futter notorisch und die Milcherträgnisse gingen stark zurück. Im Kloster Frauental findet die Weihe der Äbtissin A g a t h a B o s s a r d durch den neuen Abt von MehVon den zugerischen Industrien konnte die Mehrzahl rerau Dr. C a s s i a n H a i d statt. den Betrieb gegen Jahresende in vollem Umfange aufrecht Grosser Weststurm auf dem Zugersee, dessen wild erhalten. Die wesentlichsten Schwierigkeiten bestanden erregte Wogen Schaden am Quai in Zug und an den in der Beschaffung der Rohmaterialien. Anders lag es Rötelnetzen in Walchwil anrichten. bei dem Kleingewerbe. Besonders das Bauhandwerk lag Darauf setzt am folgenden Tage, den zufolge Ausbleiben von Aufträgen darnieder. Die teuren 26. winterliches Schneetreiben ein. Rohmaterialien und hohen Arbeitslöhne hemmten die Bau30 Der Bundesrat hat T h o m a s N u s s b a u m e r von Un- lust und Messen es dem Handwerker schwer werden, diese terägeri (ab „Rütli", Zug) zum Assistenten erster Klasse Preissteigerungen den auszustellenden Rechnungen anzuan der Schweizerischen milchwirtschaftlichen und bak- passen. teriologischen Anstalt auf dem Liebefeld ernannt. ZUGER NEUJAHRS BLATT Herausgegeben von der Gemeinnü&igen Gefellfchaft de» Kanton» Zug für da» Jahr 1924 Mitteilungen der Redaktion fenenJahres aufnehmen muss. Unserm fleissigen 1 Den verehrten Mitarbeitern herzlichen Dank Chronisten für seine mühevolle, fleissige Arbeit einerseits für ihre uneigennützige, treue Mitarbesondern Dank. beit, anderseits für die rechtzeitige Zusendung 3. Möge das Neujahrsblatt sich immer mehr in ihrer Arbeiten. Wir bitten um fernere Mithilfe allen Familien einbürgern, in welchen man für und um Gewinnung neuer Mitarbeiter. Heimatkunde und Heimatgeschichte Sinn hat. 2. Es ist wünschenswert, dass uns für das nächste 4 Schliesslich machen wir darauf aufmerksam, Heft Beiträge kleinern Umfanges zugehen oder dass frühere Jahrgänge des Blattes zu billigen solche, welche leicht geteilt werden können, Preisen durch den Aktuar der Redaktionskomdamit wir für die Chronik mehr Raum gewinnen. mission, Hrn. Albert Landis, Vorstadt 19 beEs sollte bald erreicht werden, dass man jezogen werden können. weils nur noch die Chronik des eben abgelau- Inhaltsverzeichnis. *i~ Das Musikleben von Zug. Von Ed. Sporn, Zug Seite 3 Gedichte von Isabelle Kaiser . . . • • • • • • 6l Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug. Von H. AI. Keiser, Rektor, Zug • • • •" Goldenes Buch. Ehrentafel der Vergabungen im Kan- — ton Zug vom 1. Oktober 1921 bis 30. September 1922. Von AI Wickart • • Chronik des Kantons Zug für den Zeitraum vom 1. Januar 1917 bis 31. Dezember 1917. Von Andreas Iten-Weiss 43 45 ftelbftverla« der Gemeinnütoitfen Gefellftliaft Verkauf: Papeterie Alb. Landi», Vorftadt, Zutf ZUGER NEUJAHRSBLATT 1924 Herausgegeben von der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug 7Y^ Landammann Franz Josef Michael Letter von"Zug Oberst Im üeneralstab Oeb. den 15. Dezember 1800, gest. den 28. April 1880 Oelgemiflde von Fr. Moos, 1882 im Bürgerspltal in Zug 7v^ ZUG Buchdruckerei J. Kalt zum Posthof 1923 (§G)<S" GSEET ?g aß as as as aß as as 715Ö "3(5 GS<2T "3(5 SS SS "eSö^ <3' as si Franz Joseph Michael Letter Oberst und Landammann in Zug (1800—1880) und sein Geschlecht. Von Dr. Wilhelm Jos. Meyer. Die sympathische Erscheinung des Landam- in äusserst liebenswürdiger Weise den handmanns Frz. Jos. Michael Letter veranlasste mich, schriftlichen Nachlass Letters zur Verfügung stellte. das Andenken an diesen wackeren Mitbürger durch Dieser war von seinem Onkel, Landammann einen Vortrag in Zug wachzuhalten. Wenn dieser AI. Schwerzmann (1826-1898), dem Freunde Letters, hier in erweiterter Form im Drucke erscheint, so in seinen Besitz übergegangen. Herr Bürgerschreiber geschieht es auf den Wunsch des verdienten Mon- J. M. Weber-Strebel war so freundlich, mich seine signore Rektor H. A. Keiser. Er machte mich auch genealogischen Notizen über das Geschlecht Letter aufmerksam auf das Quellenmaterial bei Herrn benützen zu lassen. Ihnen allen spreche ich meinen a. Gerichtspräsident Alois Schwerzmann, der mir aufrichtigsten Dank aus. asch, wie der Schatten beim Sonnenuntergang, entflieht uns die Vergangenheit. Den denkenden Menschen reizt es, den Spuren von Geschehnissen und Gestalten, die das Gute anstrebten und viel dafür erreichten, nachzugehen und festzuhalten, zum Nutzen und Frommen der Gegenwart und Zukunft. Das gilt nicht nur für die Darstellung grosser weltbewegender Ereignisse und ihrer Zusammenhänge, sondern auch für die Erwähnung des Erlebten und Erstrebten des Einzelnen, besonders wenn dieser die goldene Lebensschnur seiner Vorfahren übernimmt und als letzter würdiger Vertreter einer grossen Familientradition vor uns steht. Landammann Letter war der letzte eines Stammes, der weit zurückreicht. Es mag gerechtfertigt-sein, hier nähere Angaben über sein Geschlecht voranzustellen und durch einige Namen zu charakterisieren. begegnen wir diesem Namen schon 1331 in Aegeri, wo das Geschlecht heute noch blüht. Laut dem Urbar im Stiftsarchiv Einsiedeln bebaute ein Ruedi Letto in diesem Jahre das „Leidergut" und den „Kolomutzenacker" in Rieden bei Feusisberg2). Ein Peter Letter kam in der Schlacht bei Bellenz 1422 ums Leben und ein Ulrich Letter, von Aegeri, wird im Jahre 1484, für 20 n und eine Armbrust, Bürger in Zug3). Es gab auch schon sehr früh Letter in Baar; ob nun diese von dem Geschlechte in Aegeri abstammen und nach Baar auswanderten, oder umgekekrt von Baar nach Aegeri zogen, lässt sich nicht mehr feststellen. Jedenfalls stammt der Zweig in Zug aus Baar. Nikiaus (Kläwi, Klaus) von Baar wird 1459 ins Bürgerrecht von Zug aufgenommen und nach de'm Stammbaum von Pfarrhelfer Ant. Wickart (auf der Bürgerkanzlei in Zug) auch dessen Sohn Heinrich im Jahre 1482. Nikiaus, der sich auch „am Letten" nannte, wird 1472 des Rates, der erste Landvogt im Thurgau, Das Geschlecht der Letter in Zug. 1479—83 Ammann und einigemal Gesandter auf Der Stammbaum der Letter in Zug1), dessen Tagsatzungen. Er half 1478 im Namen der Stadt zum Bau der St. OswaldsWappen ein kleines 1 auf Goldgrund zeigt, geht Zug den Grundstein 4 kirche legen ), seine Gattin Katharina geb. Euster zurück bis ins 15. Jahrhundert. Zum ersten Mal Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht vergabte dazu 20 Gl. Die eidg. Abschiede er- St. Michael in Zug, machte viele Stiftungen und wähnen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde Pfarrer in Meierskappel (1738-57)8). Er auch einen Rudolf „am Letten"6). Der bereits war jedoch keineswegs der einzige Priester des erwähnte Heinrich wurde Stadtschreiber (1483), Geschlechtes. Schon seit dem 16. Jahrhundert des Rates (1489) und St. Oswalds-Pfleger (1493-96); finden wir ununterbrochen Angehörige der Familie, er wohnte in der Altstadt-Untergasse neben der die sich dem geistlichen Stande widmeten. Nikiaus, Taube. Eine erfolgreiche Laufbahn hatte sein Nach- der Sohn Balthasars (f 1591), war Pfarrer in komme Johann; er war Obervogt zu Risch (1528-30), Lichtenstein. Von seinem Bruder, dem oben erZwingherr zu Rüti, des Rates (1542-57), Seckel- wähnten Joh. Balthasar (-]• 1596), traten zwei Kinder meister (1544-45), Ammann in den Jahren 1549-54 ins Kloster: Katharina wurde Cistercienserin in und 1571-72. Seine Wirksamkeit erstreckte sich Frauenthal und 1625 zur Äbtissin gewählt; Franz über die Grenzen seiner engern Heimat; im Jahre war Conventuale und später Sekretär des Abtes 1564 half er als Gesandter bei der Errichtung des in Muri (f am 12. III. 1647)10), wo auch sein Vetter Friedensvertrages zwischen dem Herzog von Sa- Joh. Kaspar die Gelübde ablegte, während ein voyen und der Stadt Bern. Die Sprachenkennt- dritter Vetter Joh. Jakob (•;- 22. IX. 1674) als Pfarrer nisse befähigten ihn zu dieser Mission; denn er und Dekan in Wohlen tätig war. Sein Bruder, war Hauptmann in französischen Diensten und der bereits genannte Kaspar Letter (1608-63) über1579 auch in päpstlichen. Wenige Monate vor trug einen gar frommen Sinn auf seine 8 Kinder; seinem Tode (am 4. IV. 1583) starb im gleichen eine Tochter Maria Magdalena wurde als Schwester Jahre (am 31. I.) seine Gattin Ida geb. Müller, die Lucia Klosterfrau in Maria Opferung in Zug und im Christina-Altar in der St. Oswaldskirche be- Oberin daselbst (f 5. V. 1703); 4 Söhne waren graben wurde. Es wäre zu ermüdend, alle die Kapuziner, ein fünfter Bruder mit gleichem Namen Aemter und Würden aufzuzählen, welche die Nach- wie sein Vater Kaspar und auch Maler von Beruf kommen innehatten und in welchen sie für ihre (1637-1703) hatte von 14 Kindern sechs mit geistHeimat wirkten. Traditionell wurde in der Familie lichem Beruf, davon wiederum vier im Kapuzinerder militärische Geist. Sowohl des letzt genannten kloster, Joseph Anton (f 22. IV. 1719) war WeltSohn: Kaspar, der 1586 und 1590 auch das Amt geistlicher, eine Tochter Maria Gertrud Schwester im des Statthalters bekleidete (f 1591), wie seine Kloster Maria Opferung in Zug (-|- 21 .II. 1698). So viele beiden Enkel Joh. Balthasar (f 13. X. 1596) und edle Menschen, die sich in den Dienst der Kirche Joh. Kaspar (f 21. VIII. 1640) waren Hauptleute in und des Staates stellten, konnten nur aus einem französischen Diensten, letzterer im Regiment Geschlechte hervorgehen, das durch ideale GePfyffer. Ein dritter Bruder Joh. Jakob pflanzte das stalten von Frauen fortgepflanzt wurde. Sie entGeschlecht fort. Wie alle andern, war auch er stammen fast durchwegs aus alten Zugerfamilien des Rates von 1640 bis zu seinem Tode am und verdienten alle sicherlich eine Erwähnung. 20. September 1652. Er besass den Hof Hennen- Die Gattin von Frz. Jos. Michael (1748-1825), des bühl und half 1602 die Lukas-Bruderschaft, die ältesten Sohnes des oben genannten Placidus Jos. Kunstgesellschaft von Zug, gründen. Ein reger Anton, war A. Maria Keiser, die Schwester des Sinn für die Kunst wurde dem Geschlecht zu eigen ; Grossrichters Karl Frz. Keiser zum Frauenstein, fast alle Nachkommen gehören dieser Bruderschaft des Grossvaters von Ständerat Keiser. Es sind an. Zwei seiner Söhne: Kaspar (1608-1663)°) und die Eltern unseres Frz. Jos. Michael Letters. Franz (1622-1693)7), 1674 Schultheiss des Grossen Im braven Elternhause erhielt er den besten Rates, waren Maler. Dessen Sohn Karl Anton Ansporn zum Aufwärts und Vorwärts für das (1708-34 des Rates, 1731-32 Statthalter) trat 1696 Wohl der Mitmenschen. Sein gleichnamiger Vater als Apotheker in die Lukas-Bruderschaft. trat in jungen Jahren als Kadett in französische Ebensoviel wie für den Staat und die Kunst Dienste, wurde nach seiner Rückkehr in die Heimat leisteten die Letter für Kirche und Religion Die Landmajor der Zuger Miliz und befehligte sie bei beiden sich folgenden Stammhalter, der Chirurg der Grenzwache in Basel im Jahre 1792. NachJoseph Wolfgang (1697-1735) und Placidus Jos. dem er schon seit 1779 in den Rat gewählt worden Anton (1724-78), Hauptmann und Ratsherr, ver- war, präsidierte er auch die Verhör-Kommission, sahen das Amt des Kirchmeyers. Statthalters Karl war Mitglied des Schulrates, 1787-93 Landvogt Anton ältester Sohn Oswald Anton (1694-1757) von Hünenberg, 1793-95 in Sargans und wurde wirkte 12 Jahre lang (1726-38) als Pfarrhelfer bei 1809-11 an die oberste Stelle zum Ammann von Stadt und Amt Zug gewählt. Er wohnte in der Neugasse im Hause neben dem Grosshaus, das jetzt einen Bestandteil desselben bildet. Ein Schlaganfall bereitete seinem verdienstvollen Leben ein rasches Ende am 5. April 1825. Ueber die Tätigkeit dieses Ehrenmannes sagt der Nekrolog: „Jeder seiner Handlungen in und ausser dem amtlichen Kreise lag ein hoher Grad von Vaterlandsliebe zu Grunde, die jeden Ruf desselben zu den manigfaltigsten Verrichtungen froh und willig beachtete. In allen erwarb er sich durch würdevolle Offenheit, Biedersinn und ein reines Rechts- und Pflichtgefühl die Liebe, das Zutrauen und die Hochachtung seiner Mitbürger, die ihm auch unwandelbar gewidmet blieb, als er (1820) von amtlichen Geschäften zurücktrat."!1) An seinem Grabe trauerten mit seiner Gattin (f 2. XII. 1827), eine Tochter M. Kath. Barbera (f 10. IV. 1868) und drei Söhne: Markus Anton Fidel (1785-1847), Karl Frz. Vikt. (1787-1860) und unser Frz. Jos. Michael (1800-80). Dieser war der jüngste. Wie er, ergriffen auch seine beiden älteren Brüder die militärische Laufbahn und leisteten darin so tüchtiges, dass nähere Angaben üder sie hier wohl angebracht sind. verehrte; den übrigen Offizieren und Soldaten war zur Gratifikation ein Monat Sold zugeprochen.11) Solche Erfolge mussten den jungen Offizier ermutigen, für die Ausbildung des Wehrwesens tätig zu sein; jene unruhigen Zeiten Napoleons erheischten dringend eine Weiterentwicklung der Wehrmacht. Markus Letter war ein eifriger Förderer; die Familientradition mochte es ihm nahelegen, die persönliche Kriegstüchtigkeit in fremden Kriegsdiensten auszubilden. Bald genug bot sich ihm Gelegenheit hiezu. Gegen Ende des Jahres 1814 schloss der König der Niederlande eine neue Militärkapitulation mit den meisten Kantonen ab. Es wurden 4 Schweizer-Regimenter angeworben, die bis 1829 bestanden: das 29. unter von Jenner, Bern; das 30. unter J. C. Ziegler, Zürich; das 31. unter Sprecher, Graubünden und das 32. unter Ludwig auf der Mauer, Schwyz. Für dieses letztere liess sich Letter als Hauptmann anwerben. Sein Chef, General Auf der Mauer, welchen Werbungsgeschäfte noch längere Zeit in Schwyz zurückhielten, gab der militärischen Tüchtigkeit und Tatkraft des wackern Zugeroffiziers die beste Anerkennung dadurch, dass er ihm das Kommando und die Organisation des in der Festung Mastricht Markus Anton Fidel Letter (geb.24.II. 1785). Er zeigte von Jugend auf eine ausge- sich bildenden Regimentes übertrug. Diese Festung sprochene Neigung für den Soldatenstand. Schon als hatte keine geringe Bedeutung, wie wir aus den Knabe Hess er sich als Kadett bei der Fahnendeckung Aufzeichnungen des Zürcher Regimentskommandes von seinem Vater befehligten Bataillon ein- danten Ziegler ersehen. Dieser war am 4. März teilen. Mit 24 Jahren kommandierte er als Haupt- 1815 bei seinem 30. Regiment in Gorcun angemann die Zuger-Kompagnie während der Grenz- langt und hatte mit ihm am 18. März den Treueid besetzung von 1809, über die Rektor H. AI. Keiser geleistet, am gleichen Tage, an welchem der Fürst im Zuger Neujahrsblatt von 1916 ausführlich und von Oranien als Wilhelm I. zum König der Niedergut berichtet (S. 26-32) und vom schönen Erfolg lande ausgerufen wurde. Die Berichte Zieglers des jungen Hauptmanns nach 6-monatlicher Dienst- geben uns auch Aufschluss über die Dienstzeit zeit sagt (S. 31): Unsere Kompagnie Letter mar- Letters im Jahre 181513): schierte am 23. Oktober 1809 wieder ganz gesund „Mittlerweile bereiteten sich grosse Ereignisse und wohlbehalten in unsere Mauern zurück, ver- in Europa vor. Napoleon Bonaparte hatte am sehen mit Zeugnissen aller Art, die dem militä- 26. Februar 1815 die Insel Elba verlassen und rischen Stande zur Ehre gereichen können. Der war am 1. März zu Frejus bei Cannes gelandet, Hauptmann Letter legte seine erhaltenen Zeugnisse, um seinen Marsch nach Paris anzutreten. Nimmerwelche er für sich und seine Mannschaft vom mehr hätten wir es uns am Tage unseres FahnenObergeneral sowohl als den Brigadechefen oder schwures und unserer feierlichen, dem neuen Könige Obersten, wie auch noch von besonderen Ge- dargebrachten Huldigung in Gorcum träumen lassen, meinden, zu seiner und ihrer Zufriedenheit erhalten dass zwei Tage später, den 20. März, Napoleon hatte, dem hohen Kantonskriegsrate vor, welcher wieder als Kaiser der Franzosen anerkannt, und, seine gänzliche Zufriedenheit dem Hauptmann, ohne irgend welchem Widerstände zu begegnen, übrigen Offizieren und Soldaten bezeugte, dem seinen Einzug in Paris halten würde!" Hauptmann zum Andenken und zur Dankbarkeit „Die erste Folge dieses überraschenden Ereigeinen silbernen Säbel (jetzt im Besitze des Herrn nisses war für uns die Ordre, die Besatzung der alt Gerichtspräsidenten A. Schwerzmann in Zug) zur Deckung der Niederlande wichtigen Festung mit einem Begleitschreiben seines Wohlverhaltens Mastricht in aller Eile zu verstärken. Mit samt- ; • • ; • • ! 8 Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht licher disponiblen Mannschaft meines Regiments das sich jetzt im Besitze von Herrn a. Gerichtsmarschierte ich daher am 30. März von Gorcum präsident AI. Schwerzmann befindet. Nach seiner ab und rückte am 4. April in Mastricht ein. Wir Rückkehr am Neujahr 1830 fand er mehrere Jahre trafen hier die ebenfalls mobil gemachten Abtei- lang Beschäftigung in der eidgenössischen Kriegslungen der drei übrigen Schweizerregimenter. In kanzlei an der Seite seines Bruders Karl Frz. der Nacht vom 17. auf den 18. Juni 1815 mussten Vikt., bis er 1837 nach Zug kam und sich hier die Tore von Mastricht geöffnet werden, um zer- im gleichen Jahre mit A. Maria Helene Roos auf sprengten preussischen Flüchtlingen, Verwundeten der Burg vermählte, wo auch er seither seinen und Fuhrwerken Einlass und Durchzug zu ge- Wohnsitz nahm. Die Landsgemeinde von 1839 währen. Nachdem Napoleon am 15. Juni die wählte ihn einmütig zum Landeshauptmann und Grenze des Königreiches der Niederlande über- 1840 zum Ratsherr. In dieser Stellung an der schritten hatte, besiegte er bekanntlich am Tage i Spitze der Zuger Miliz fand er sich ganz in seinem darauf die Preussen in der Schlacht von Ligny. Element. Mit rastlosem Eifer arbeitete er an der Der Andrang der Flüchtlinge liess uns auf ein Ausgestaltung und Vervollkommnung unseres entscheidendes Resultat der Schlacht schliessen, Wehrwesens. Von ihm aus ging auch die Idee und wir erwarteten nichts anderes, als den Flücht- zur Gründung einer kantonalen Offiziersgeselllingen in Kurzem die Sieger folgen zu sehen. Um schaft, die 1843 verwirklicht wurde, ihr widmete von diesen nicht überrascht zu werden, stellte ich er seine letzten Lebensjahre. im Kriegsrate, der sich sogleich versammelt hatte, Er verstand stets mit grosser Beharrlichkeit den Antrag, auf der bedrohten Seite alle Zugänge und Festigkeit ideale Ziele, die ihm als gut vorzur Festung auf angemessene Entfernung hin durch schwebten, zu verfolgen und auszuführen. Ein Pikete bewachen zu lassen. Mit Zustimmung des gutmütiger Kern bei mitunter etwas barschem Rates erteilte ich unverzüglich einem meiner Ba- Auftreten, ein ungeheucheltes Wohlwollen gegentaillone den Auftrag zur Uebernahme dieses Dienstes. über Mitmenschen, ein offener Biedersinn waren Wider unser Erwarten blieb indessen die Nacht die Grundzüge seines Charakters. Als braver über alles ruhig; wir erfuhren am Tage darauf, Katholik begleitete ihn ein festes tiefes Gottverdass Napoleon nach seinem Siege über die Preussen trauen durchs ganze Leben bis in seinem Tode sich gegen die Engländer gewendet habe, und er- am 28. August 1847"). Dieses Jahr brachte auch klärten uns daraus das Ausbleiben des Feindes für das Leben seines Bruders Karl Frz. Vikt. eine vor unserer Festung. An demselben Tage, den Wendung. 18. Juni 1815, fiel bei Waterloo der Entscheid, Oberst Karl Franz Vikt. Leiter der Napoleons Herrschaft auf immer ein Ende (geb. am 3. Januar 1787 1B). Auch in ihm begegnet machte. Für Mastricht war nun nichts mehr zu uns ein Mann, der sich in seinem Tun und Schaffen besorgen; wir blieben dort ruhig noch sechs seinen Ahnen würdig zur Seite stellt. In seinen Wochen in Garnison. Am 3. August mar- jungen Jahren verschaffte er sich durch Fleiss, schierte ich mit dem Feldbataillon meines der Energie und Streben ein nicht gewöhnliches Mass Reservearmee zugeteilten Regiments von Mastricht von Bildung, widmete sich vorerst dem Handelsnach Brüssel ab". stände; später übte er in seiner Heimatstadt mit Für Letter begann ein regelmässiges Garnison- grossem Erfolg den Advokatenberuf aus. Eine leben, das er zu seiner Weiterbildung benützte. überwiegende Neigung führte auch ihn zum MiliIm Jahre 1822 erhielt er das Brevet als Major tärwesen. Mit seinem älteren Bruder Markus zog und das Kommando über das erste Bataillon in er 1813 als Kommandant einer Abteilung Trainseinem Regiment, an dessen Spitze inzwischen mannschaft an die Grenze. Nachdem dieser Bruder General Göldlin aus Luzern getreten war. Die 1814 in die niederländischen Dienste getreten war, Kapitulationszeit der vier Schweizer-Regimenter kam er an dessen Stelle in der Leitung der Zuger dauerte bis Ende 1828. Auf Drängen einfluss- Miliz während der Grenzbesetzung von 1815. reicher Männer, besonders aus den südlichen und „Unsere erste Mannschaft Kompagnie wurde den belgischen Provinzen verzichtete der König auf 19. März 1815 aufgeboten, eingeteilt und in Gareine Erneuerung und entliess unsere Regimenter. nison in Zug verlegt. Sie hatten keine Zeit sich Wie seine Waffengefährten erhielt auch Letter eine in Waffen zu üben, obwohl selbe in Waffenübung Pension und als Anerkennung für die fünfzehn- sehr unerfahren waren. Major Karl Franz Letter jährige pflichtgetreue Dienstzeit ein Ehrenzeichen, erhielt den Oberbefehl darüber, Hauptmann Iten, Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht Unterägeri, Oberlieutnant Hürli von Walchwil, gab seine Demission ein, um der Gefahr auszuerster Unterlieutnant Schön von Menzingen, zweiter weichen, gegen seinen Heimatkanton im Lager Unterlieutnant Beutler (Butler) von Hünenberg der Gegenpartei stehen zu müssen. Die Tagwaren die Führer der Kompagnie. Diese vier satzung nahm am 6. September 1847 seine EntOffiziere waren des Militärdienstes sehr unkundig | lassung in ehrenvoller Weise entgegen, indem und ohne militärische Kenntnisse. Dabei war sie ihm für die verdienstvolle 29-jährige TätigMajor Letter ein tätiger, geübter, in der französi- keit den verdienten Dank aussprach und ihm den schen Sprache erfahrener Mann, der ihnen treff- Grad eines Obersten verlieh. liche Dienste im militärischen Unterricht leisten Er kehrte nach Zug zurück, wo in seinen Armen konnte". Für diese Angaben und für die weitern vor wenigen Tagen (am 27. August) sein vielgeEinzelheiten über diesen Feidienst, in welchem liebter Bruder Markus verschieden war. Auf der es bei dem Zuger Wachtposten in 7Vßsam 23 April grossen und letzten Landsgemeinde am 3. Oktober zu einem Vorpostengefecht gegen die Franzosen 1847 wurde er unter grossem Jubel zu dessen kam, sei auf „die Grenzwacht der Schweizer" Nachfolger als Landeshauptmann und damit zum von Rektor H. AI. Keiser (Zuger Neujahrsblatt 1917, militärischen Führer des Kantons Zug gewählt. Seite 50-54) hingewiesen. Major Letter war es Die angebotene Stelle eines Chefs des Generaljedenfalls zum guten Teil zu verdanken, dass die stabes der Truppen der Sonderbunds-Kantone Zuger Kompagnie so ehrenvolle Zeugnisse erhielt. lehnte er ab. Während der folgenden Katastrophe „Bei einer Revue am 7. Mai bei Yverdon rühmte verstand er in musterhafter Weise die Ordnung der Divisionär Girard unser Betragen und Haltung bei den im Kanton Zug befindlichen Truppen vor Angesicht der sämtlichen Truppen mit den aufrecht zu halten. Beim politischen Umschwung Worten: „„Er wollte lieber ein Bataillon verlieren im Januar 1850 trat er als Grossrat in die oberste als die Kompagnie der braven Zuger"". Das freute Landesbehörde; nahm jedoch 1852 keine Neuwahl die Zuger sehr". Vom Mai bis August 1815 war mehr an, da Alter und zunehmende Kränklichkeit Letter Aidemajor im Bataillon unter Oberstlieute- es ihm verunmöglichte, seinem Heimatlande Dienste nant Andermatt von Baar. Den 11. August kehrten zu tun. Still und geräuschlos tat er fortan Armen unsere Truppen wieder in ihre Heimat zurück. und Kranken Gutes bis zu seinem Tode am Von dieser Dienstzeit liess Letter bei seinen Vor- 8. Februar 1860. Er war ein Ehrenmann im gesetzten die besten Erinnerungen zurück und schönsten Sinne des Wortes, redlich und gewissenebnete sich dadurch den Boden zu seinem neuen haft in seinen amtlichen und Privatbeziehungen, ehrenvollen Wirkungskreis. offen und gerade, das, was er einmal als gut Im Jahre 1818 wählte ihn die Tagsatzung zum und recht erkannt, überzeugungstreu und mit Enteidgenössischen Kriegssekretär mit Hauptmanns- schiedenheit festhaltend, ein warmer 1Freund seines rang im Generalstabe. In dieser Stellung war er Heimat- und des Schweizerlandes."" ) An seinem abwechselnd an den drei Vororten Zürich, Bern und Grabe stand der letzte Bruder, unser Franz Jos. Luzern mit Eifer, Sachkenntnis und Uneigen- Michael Letter. nützigkeit während einer langen Reihe von Jahren für die Entwicklung des schweizerischen Heerwesens tätig und stieg bis zum Grade eines Oberstlieutenants. Er hatte sich 1819 mit Anna Maria Butler vermählt, die ihm zu seinem grössten Schmerze im Jahre 1844 wieder durch den Tod entrissen wurde. Die politische Veränderung der Schweiz in den dreissiger Jahren, die Zunahme des Liberalismus Hessen ihn nicht unberührt. Seine persönliche konservative Ueberzeugung konnte sich mit der Anschauung seiner Umgebung nicht befreunden und so reifte in ihm der Entschluss, von seiner Stellung zurückzutreten. Als im Jahre 1847 die Krisis herannahte und der Bruch der sich feindlich gegenüberstehenden Parteien unvermeidlich war, opferte er seine Stelle und Oberst Franz Jos. Michael Letter (1800-1880)" a) Fremde Kriegsdienste in den Niederlanden bis 1838. Das Vorbild seines gleichnamigen Vaters und der altern Brüder ermutigte Michael zu hohen Zielen, die er stets hochhielt und die seine Leitsterne blieben. Von neun Geschwistern war er das jüngste (geb. am 15. Dezember 1800). Seine Jugend fällt in die kriegerischen Zeiten Napoleons, in denen sein Vater und seine Brüder unter die Waffen gerufen wurden. Es ist deshalb nicht zu verwundern, wenn auch Michael nach dem Besuch der Schulen in Zug und nach weiterer Ausbildung durch Privatunterricht sich der militärischen Lauf- 10 Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht bahn zuwandte und schon in jungen Jahren als Lieute- erfolgte dann am 9. Dezember 1819. Michael nant bei der Zuger Miliz eintrat. Im Alter von war begleitet von seinem Bruder Markus und 19Jahren kam er schon in niederländische Dienste. Pfarrer Klemens Damian Weber von Menzingen, Damals, im Jahre 1819, war sein Bruder Markus der im gleichen Regiment Auf der Maur Feldvon den Niederlanden nach Hause auf Urlaub geistlicher war. In einer Mietkutsche kamen sie gekommen, um zugleich neue Werbungen zu be- am 25. Dezember 1819 wohlbehalten in Gorkum, sorgen. Herr a. Gerichtspräsident Schwerzmann dem Bestimmungsorte an, wo Michael Letter die in Zug besitzt ein kleines Manuskript, in welchem Stelle als 2. Lieutenant beim Schweizer-Regiment die Werbungen und die dabei bezahlten Werbe- Nr. 32 (Auf der Maur) inne hatte und auch nach der gelder, Kopien von einigen Briefen mit Angaben neuenOrganisation im Laufe des Jahres 1820 bei der über den Stand der Werbungen und der Text der V.Kompagnie des 1. Bataillons verblieb. Als das Regiment 1821 in Oberst von „Capitulation d. Regiment Suisse Göldlin einen neuen KommanKatholiqued'Auf derMaurNr.32 danten erhielt, wurde Letter au Service de Sa Majeste le Roj Regiments-Adjutant und am des Pays-Bas" enthalten sind. 9. November dem RegimentsVon den 56 genau mit Signalechef persönlich zugeteilt. Er ment und Herkunft angegebenen erfreute sich des Wohlwollen Rekruten sind 17 aus dem Kanseines Kommandanten und beton Zug. Die Abreise schien wahrte ihm stets ein treues sich zu verzögern. Am 20. Aug. Andenken und grossen Dank. 1819 schrieb Markus an HauptUeber das Tun und Treiben mann Uttinger in Gouda (nach im Garnisonsleben, über das der Kopie in der genannten Denken, seinen biederen ChaHandschrift): „Mit meinem letzrakter unterrichten uns am besten ten Briefe zeigte ich dir die Abseine Briefe, von denen zwei reise sämtlicher hier auf Weraus jener Zeit an seinen Freund bung gewesenen Unteroffiziere Jos. Suter in Zug erhalten sind an und meldete dir zugleich, und hier folgen mögen.17) dass mein Bruder und ich ebenfalls mit nächstem abreisen werden; allein seither haben Gorcum, den 4tcn Mey, 1821. sich sehr traurige und unanJugendblldnls Mein theurster Freund! Franz Josef Michael Letter genehme Hindernisse in den Einen Brief von einem treuen Weg gestellt, mein BruderMichael nehmlich ist neuer- aufrichtigen Freund beynahe fünf Monate unbeantdings von dem früher einmal gehabten Nerven- wortet zu lassen, ist eine Sache, die denjenigen, der fieber angegriffen worden und wir wissen dato esgethan hat, notwendig in einegrosse Verlegenheit nicht, wie es ihm gehen wird; indessen zweifelt setzen muss, wie er den Brief anfangen soll, der Doctor keineswegs an dessen Herstellung, wenn er endlich einmahl antworten will; besonaber glaubt selbst auch, dass es ziemlich lang ders wenn dieser Mensch, obgleich ein wenig gehen werde; ich selbst aber kann nicht abreisen nachlässig im Brief schreiben, doch eine ehrliche wegen unvorhergesehenen höchst dringenden Fa- Haut ist, und es nicht über's Herz bringen kann, miliengeschäften die notwendig von mir und meinen sich mit einer Lüge, d. i. mit einem: „ich hatte Brüdern berichtigt werden müssen und mich ihrer keine Zeit" durchzuhelfen suchen . . . . (es folgen Wichtigkeit halber, selbst wenn ich schon wieder Worte der Freundschaft, dann:) Was sich allenbeim Regiment gewesen wäre, gezwungen hätten, falls hier in Gorcum Neues zuträgt, wundert dich wieder heimzureisen. Da nun auf diese Art unsere vermuthlich auch nicht viel. — Wie es scheint, Abreise sehr verzögert wird, besonders weil mein werden wir noch eine Zeitlang hier bleiben. Auch Bruder Major [Karl Franz] schwerlich vor Ende hat es den Anschein, als ob der provisorische Oktober oder November hierher kommen kann, Zustand unseres Regiments so langsam aufhören so will ich Dich gebeten haben, beim Herr Genewolle, indem vor etwa drey Wochen Hr. Oberst ral die nötigen Schritte zu tun, damit für uns Göldlin von Tiefenau Nr. 32 führt. Er ist vor ein kein Nachteil entspringen möge . . . " Die Abreise paar Tagen nach Brüssel verreist, wo sich gegen- Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht wärtig der Hof befindet; ob er nun von da das nähere unserer Organisation mit sich bringt, steht zu erwarten, vielleicht. — Ich lebe in Gorcum so ungefähr immer auf die nemliche Weise. Die Verrichtungen meines Dienstes füllen mir meine Zeit so ziemlich aus, und was überschiesst, bringe ich mit einem Spaziergang, mit einem Besuch da oder dort, mit Musik oder lesen zu. Zu lärmenden Vergnügungen bin ich selten aufgelegt, und nehme wenig theil daran. Ich hatte schon lange im Sinne einmahl einen kleinen Ausflug nach Rotterdam und dem Haag zu machen, allein meine Kasse sagt immer Nein dazu, und ohne deren gänzliche Zustimmung begreifst du leicht, lässt sich so etwas nicht unternehmen. Auch ist in der That hier alles (die langen weissen Tabakpfeifen ausgenohmen, es kostet eine zwei Deut, wenn man sie en Detail kauft), unvernünftig teuer. Und ein miserabler 2ter Lieutenant hat die liebe Not, wenn er sich mit seinen 700 Gl. daraus schlagen will, und muss nicht jeden Gülden, aber jeden Stuiver, (deren in diesem Land 20 auf einen Gl. gehen) berechnen. So dass sich meine Kasse immer in einem verzweifelt mürrischen Humor befindet, und glaube schwerlich, dass ich je ihre Einwilligung zu oben erwähntem Ausflug werde erhalten können. (Den 6. Mey.) Für Deine wegen der vakanten Lieutenantsstelle in Frankreich gethanen Nachfragen, empfange meinen herzlichen Dank; ich erkenne Deine treue Freundschaft darin, und leid tut es mir, dass ich vermutlich nie in Fall kommen werde, Dir von der meinigen tätige Beweise geben zu können. Unser Regiment hat nun wieder einen Namen, Hr. Oberst Göldlin wird sich vermutlich alle mögliche Mühe geben, um demselben soviel möglich wieder aufzuhelfen. Wozu ich aber noch immer keine grosse Hoffnung habe; indess begreifst du doch leicht, dass ich, so lang nun noch hier einige Aussicht ist, keine Schritte zur Erlangung obenerwähnter Stelle machen wollte, auch würde diess immer mit viel Unkosten begleitet sein, welche ich nicht zu bestreiten wüsste. — Theurster Suter, Du hättest nicht nötig mir die unvergesslichen unserer Freundschaft geteilten Stunden, ins Gedächtnis zu rufen, selbe waren nicht aus meinem Herzen entschwunden, werden es auch nie. Audi die künstlichste, prächtigste Promenade wird nie im Stande seyn, die süsse Erinnerung an den alltäglichen stillen Spaziergang nach St. Carli Arm in Arm mit meinem treuen Freunde auszulöschen. 11 Wohin ich auch kommen mag, stets werde ich das Andenken an meine Vaterstadt und meiner dortigen Freund mit mir tragen. Keineswegs Vergessenheit dieser mir stets heiligen Gegenstände war es, die einstens den, ich gesteh es Dir (selbst jetzt noch nicht ganz erloschenen) Gedanken in mir erregte, in einem andern Welttheile nicht mein Glück zu suchen (denn diess werde ich dann in diesem Falle doch nirgends mehr finden), aber unbekannt mein Leben zu beschliessen, sondern nur Notwendigkeit ist und war es. Ich habe keine Aussicht auf die Zukunft, und finstere Ahnungen sagen mir, dass noch viel Kummer, grosser Kummer meiner warte; dass ich nicht ohne Ursache solch Ahnungen hege, brauch ich Dir nicht zu sagen. — Doch reden wir von was anderem, auch würde es mancher wenig delikat finden, wenn ich ihn nur immer mit finstern Briefen regelierte. Doch von Dir denke ich so was nicht fürchten zu müssen, indess kann man auch den Geduldigsten ungedultig machen. — Ich habe Dir schon oben gesagt, dass ich meine Zeit so immer, wie ich Dir bereits einmal schrieb, zubringe. In der französichen Sprache bin ich noch immer ein Stümper, doch haue ich mich überall noch so passable damit durch. Mit der holländischen Sprache geht es fast ebenso. Ich verstehe die holländische Sprache gut, wenn ich sie lese oder reden höre, wenn ich sie aber selbst rede, so kann ich den doch spüren, dass es so nicht ganz ist, wie es seyn sollte. Auch ist es mir nun unmöglich mich ernsthaft auf etwas zu verlegen. Ich habe zwar den ganzen Tag manche halbe Stunde keine Dienstgeschäfte, aber doch sind wenig Tage, an denen ich eine oder zwei Stunden nacheinander für mich habe. Und wenn ich den endlich Abends zu Hause komme, dann bin ich wahrhaftig nicht im geringsten mehr zum studieren aufgelegt. Ich bin hier in einem Particularhause bekannt, wo man eine sehr schöne Sammlung deutscher Bücher hat, unter der sich auch Schillers sämtliche Werke befinden. Ich profitiere öfters von der gütigen Erlaubniss, die man mir gab, so oft ich wolle, Bücher zum lesen, zu verlangen; ich lese wirklich Schillers Don Carlos, den wir zusammen auch gelesen haben, und welches Stück immer, ob ich gleich zum drittenmahl es lese, doch nicht nur weniger, sondern selbst besser mir gefällt als jemahls. Ich lese nun mitunter auch bisweilen ein holländisches Buch. Doch die meisten holländischen Bücher, die man in den hiesigenBibliothekenhat,sind gewöhnlichdeutsche, 12 Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht auch französische oder englische Uebersetzungen. Ich darf Dich fast nicht bitten, mir ja recht bald wieder zu schreiben, weil ich es Dir gegenüber so lange nicht getan habe. Aber du begreifst doch leicht, dass du mir zu allen Zeiten hundert Sachen aus Zug schreiben kannst, die auch mich interessieren, während ich Dir von Gorcum eine einzige. Dies ist auch die Ursache warum ich genötigt bin meinen Brief, den ich eigentlich viel grösser und länger zu machen dachte, zu schliessen, weil es mir an Stoff dazu mangelt; Nimm darum mit dem Wenigen für diesmal vorlieb. — Ich habe mit dem letzten Neuen Jahr auch ein Briefchen von G. Blunschi gehabt, worin er mir das Neue Jahr anwiinscht. Grüsse mir ihn herzlichst und sage ihm, dass ich ihm nächstens schreiben wolle. Sein Bruder befindet sich sehr wohl. Tausende der herzlichsten Grüsse an Deine ganze treue Familie. Grüsse mir auch alle meine Bekannten, die sich meiner noch etwa erinnern. Und Du lebe recht wohl und bleibt stets mein Freund wie ich der Deinige M. Letter. Den 12. Mey. Es scheint tatsächlich, dass Letter wenig Zeit zum Briefschreiben hatte. Nach dein Anfangsund Schlussdatum brauchte er acht Tage. Von den wohl wenigen Briefen enthält auch der folgende beachtenswerte Angaben: „Gorcum, den 16. März 1824. Mein theurer Freund! Nur um Dich von dem unglücklichen Gedanken, dass ich Dich vergessen habe, und nicht stets mit der neinlichen treuen Freundesliebe Deiner gedenke, abzuleiten, schreibe ich Dir diese paar Zeilen, die, wenn nicht der Umstand, von einer aufrichtigen Freundeshand geschrieben zu seyn, einigen Werth ihnen gäbe, des Briefporto's unwerth wären, indem ich Dir nicht viel merkwürdiges zu schreiben habe. Meine Lebensweise ist stets die alte und so eintönig als immer möglich, und wird, so es seyn ka-nn, es noch mehr werden, indem ich leider bald einen werthen Freund auf immer veiiiehren werde, wenigstens alle Doctor's verzweifeln an seiner Genesung, und stimmen sämtlich überein, dass er die Auszehrung habe. Es ist ein junger Herr hier aus der Stadt, mit dem ich seit mehr als drey Jahren in enger Freundschaft lebe, und in dessen Haus ich stets als Hausgenosse angesehen wurde, er heisst van den Heuvel. Du kannst Dir vorstellen, wie schmerzlich es für mich ist einen werten Freund so dahin schwinden zu sehen. Er ist besonders seit acht oder zehn Tagen sehr zerfallen, und ich sehe nichts als ein baldiges Ende vor. Herzlichst bedaure ich seine schätzbare Mutter, die zu verständig und zu erfahren ist, um nicht die Gefahr, in der Ihr Sohn schwebt, in ganzer Fülle einzusehen, ungeachtet man es ihr noch stets wenigstens verbergen wollte, und doch mit unbegreiflicher Standhaftigkeit vor ihrem Sohne, der bis dahin nicht die mindeste Ahndung davon hat, den Schmerz, der Tag und Nacht sie foltert, zu verbergen sucht. Alle Zeit, die mir meine Dienstverrichtungen übrig lassen, bringe ich bei meinem kranken Freunde zu. Im Monat Dezember war ich zwei Tage in s'Gravenhage, wo ich früher noch nicht gewesen [bin]. Die Stadt gefiel mir sehr wohl, schade, dass mir meine Geschäfte nicht erlaubten, diese zwey Tage einzig zur Besichtigung derer Merkwürdigkeiten anzuwenden, wozu verschiedene Bekannte mir gerne jede Gelegenheit verschaft hätten, allein ich konnte nur in fliegender Eile die öffentlichen Plätze, und den Park, der äusserst schön ist und noch täglich verschönert wird, — den Sitzungssaal der General-Staaten, und einige andere Säle zu verschiedenen Zwecken bestimmt, z. B. Versammlung der Minister, des Tribunals etc. — besehen. Es war mir leid, wären wir einige Viertelstunde früher gewesen, hätte ich die General-Staaten versammelt gesehen, was ich sehr gewünscht hätte; ungeachtet der Kürze des Tages eilte ich doch nach Scheveningen, ein Dorf am grossen Meer, eine halbe Stunde von Haag, um wenigstens einige Minuten den Anblick des unermesslichen Weltmeeres zu gemessen. Den ersten Abend wohnte ich einem sehr schönen Concert bey, den zweiten hatte ich noch Geschäfte bis gegen neun Uhr, dann ging ich noch in's französische Theater, was mir nicht extra gefiel und für eine Residenz sehr mittelmässig vorkam . . . [Beschreibung der Rückreise nach Gorcum |. Hier haben wir den Winter durch Spiel- und Bal-Casino's und alle vierzehn Tag Theater; ob ich gleich, da man nicht anders kann, auch suscribierte, so habe ich doch noch nie den ersternwohl aber den beyden letztern mehremal beygewohnt. Mein Bruder [Marx] grüsst Dich und die Deinigen vielmahl. Sey doch so gut und sage meinen Eltern mit Meldung meines Wohlseins und tausend Grüssen, dass ich in kurzer Zeit an C. Franz schreiben und dann an sie einen Brief beylegen werde. — Marx lässt sie auch vielmahl grüssen; Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht dann noch eine Gefälligkeit, nemlich ferner meinen Eltern sagen, sie möchten sich bey Hr. Jakob Ant. Stadiin erkundigen, ob er von Hr. Lieutenant Christen, der in Unterwaiden auf Werbung ist, eine Louis d'or für Rechnung eines Soldaten Rölly empfangen habe; ich habe selbe bereits vor einigen Monaten an Lt. Christen mitgegeben und seither nichts mehr davon gehört. — Nichts für ungut. Was sagst Du von Hedigers und Aklin's Heyrath? Sage an Moos, dass der Astronom nun seinen Teleskop an den Nagel hängen könne. — Wie sieht's mit Dir aus, mein lieber Suter, wirst Du nicht auch bald dem Beyspiel der obigen folgen, Glaube mir, stelle es nicht zu lange aus, — aber sey vorsichtig, — denn an der Seite eines geliebten Weibchens das Leben zu gemessen, muss meines Dünkens das grösste Glück seyn, — mir ist so etwas nicht bestimmt, — Du aber kannst es mit Zuversicht hoffen, und bist Du einst so weit, um diesen Schritt zu thun, glaube dann, theurster Freund, dass niemand mit aufrichtigem, treuerm Herzen als ich Dir ein ununterbrochenes zufriedenes und glückliches Leben wünscht. — Bleibe stets mein Freund. — Lebe wohl! Der Deinige M. Letter, 2. Lt." Er sehnte sich nach seinen lieben Angehörigen und seinen Freunden und hoffte 1824 nach Zug kommen zu können; jedoch vergebens. Er sah seinen hochbetagten, teuern Vater, der am 5. April 1825 starb, nicht mehr. Um wenigstens noch seine besorgte Mutter am Leben zu treffen, suchte er einen Urlaub zu bekommen, der ihm auch vom 18. November 1825 bis 28 Juli 1826 gewährt wurde. Seine Mutter sah er zum letzten Mal, sie starb im nächsten Jahre 1827. Die Rückreise erfolgte in Gesellschaft von neun andern Schweizer Offizieren, die auch in Holland dienten. Am 3. August 1887 wurde Letter zum Adjudant-Major beim 1. Bataillon befördert und damit ein weiteres Avancement in Aussicht gestellt. Wie bereits erwähnt wurde, kam mit dem Ende des Jahres 1828 der unerwartete Beschluss des Königs, die Schweizer Regimenter aufzulösen. Michael Letter hatte die Wahl, entweder mit seinem altern Bruder Markus in die Heimat zurückzukehren oder bei den holländischen Nationaltruppen Verwendung zu suchen. Im Vertrauen auf die guten Empfehlungen seiner Vorgesetzten entschloss er sich für das letztere und wurde berücksichtigt. Im September 1829 kam er nach Natnur, seinen neuen Bestimmungsort. 13 Im Königreich der vereinigten Niederlande (das heutige Holland und Belgien) gährte es seit Jahren. Den nationalen und religiösen Gegensatz zwischen den reformierten Holländern und den katholischen Belgiern brachte die französische JuliRevolution von 1830 zum Ausbruche. Eine revolutionäre Erhebung gegen das Haus Oranien und die holländische Herrschaft überhaupt verbreitete sich rasch in ganz Belgien; nicht umsonst hatte dieses auf die Entlassung der fremden Bayonette (derSchweizer) gedrungen. Nun gelang es ihm, sich von Holland loszureissen und ein eigenes Königreich zu errichten. Bei der Erhebung der Belgier konnte Letter mit knapper Not und auf Umwegen nach Holland gelangen, um sich dort den Truppen anzuschliessen. Er wurde zum 1. Lieutenant befördert und im Feldzug gegen Belgien auf den Vorposten in Staatsflandern öfters als Parlamentär verwendet. Das folgende Jahr 1831 brachte ihm die Ernennung zum Ritter des Wilhelm-Ordens IV. Klasse und 1832 als weitere, ehrenvolle Auszeichnung das metallene Kreuz (beide befinden sich im Besitze des Herrn a. Gerichtspräsident A. Schwerzmann). In einem Briefe an seinen Bruder K. Franz schreibt er von Oostburg am 1. Dez. 1835 u. a.: „Die politischen Sachen liegen noch immer im Nebel, der wahrscheinlich nur durch Sturm und Ungewitter wird können zerstreut werden. An unsererSeite scheint man gegenwärtig vonBelgien nicht viel zu fürchten, da dieTruppen imNordbrabant sich einigermassen und in die Vestungen ziehen; wir aber, die am linken Scheide-Ufer stehen, scheinen die nemliche Position halten zu müssen, wenigstens hören wir noch von keinen Veränderungen". „Das Fieber hat mich, wie gewöhnlich, wieder tüchtig besucht; seit etwa 14 Tagen bin ich ziemlich wohl. Der Herr Major Legier (Marx kannte ihn, er stund früher beym 31. Reg.), welcher auch in Staatsflandern lag, ist vor ungefähr zwey Monaten gestorben, und wenig Tage nach ihm starb auch sein Adjutant. Ich hatte mit beiden in freundschaftlichen Verhältnissen gestanden, sodass mir der Verlust beider viel Mühe machte. — Mit Leidwesen vernahm ich das Absterben unseres Oncle's und Vetters Carl Franz Keiser. Sage der Schwester, dass ich des Keisers alle vielmahl von mir grüsse und ihnen meine aufrichtige Theilnahme bezeuge, auch an Hrn. Landschreiber Keiser wegen dem Verlust seiner Gattinn." In einem späteren Briefe vom 20. Januar 1837 vernehmen wir bereits von Letters Vorhaben, sich 14 Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht nach Ostindien versetzen zu lassen, einen Plan, den er 1839 ausführte und für ihn eine wesentliche Aenderung bedeutete; er schreibt darüber u. a. an seinen Bruder C. Franz: „Wenn Du etwas näheres weisst wegen der bewussten Werbung oder Capitulation für Ostindien schreibe mir's dann. Es wurden wirklich wieder zwey Erste Leutenants für Indien aus der Infanterie verlangt; doch allein um zur indischen Armee in Rang und Anciennetät überzugehen, diess würde ich nicht annehmen und gienge nie anders als mit einer Grads-Erhöhung; auch ist dabey festgesetzt, dass diese 1. Leutenants nicht über 35 Jahre alt seyn dürfen. Ein ander mahl mehr, ich muss jetzt sorgen, dass diese Briefe wegkommen. — Seyd alle recht herzlich gegrüsst. Sey immer überzeugt, dass ich stets mit dankbarem Herzen erkenne, dass Du mit treuer Liebe an mir hängst und nichts, dann mein Glück wünschest. Doch wie wenige Menschen finden es! In jedem Falle hätte es mir ja in vielem bey weitem so gut nicht gehen können, als wirklich geschah. Kann ich auch nichts für die Zukunft sammeln, kann ich doch immer noch ruhig von einem Tag und Monat zum andern leben, ruhig, wo auch noch das Schicksal mich mag herumführen, jedem in's Auge' sehen, weil ich immer rechtschaffen war und willens bin, es stets zu bleiben, und das ist doch auch was werth. — Lebt nun wohl!" Im Januar 1838 wurde er zum Hauptmann bei den indischen Truppen befördert. Bevor er Europa verliess, kam er ein zweites Mal auf Urlaub nach Zug, in seine Vaterstadt. (Fortsetzung im Neujahrsblatt 1925). Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug Drei bedeutende Schulmänner aus dem Kanton Zug Eine schulgeschichtliche Studie pon H. AI. Keiser, Rektor, Zug ; (P o r t s e t z u n g u n d S c h 1 u s s *) P. lldephons HUrlimann von Walchwll geb. den 22. Febr. 1820 gest. den 24. März 1894 Heinrich Baumgartner von Cham geb. den 24. Mal 1846 gest. den 13. Okt. 1904 Professor Rudolf Welss von Zug geb. den 8. Februar 1869 gest. den Kl. März 1918 ie Entwicklung des andern in Menzingen gegründeten Instituts hat Prof. Rudolf Weiss im Neujahrsblatt 1921 einlässlich dargestellt. Daher hier nur in Kürze einige Notizen über die Gründer. Hegglin Jos. Alois, geb. den 22 Mai 1811 in Menzingen, studierte in Engelberg, war Hauslehrer in Mailand, studierte in München Theologie, wurde Priester, war 1847-52 Kaplan in Oberägeri, dann bis 1858 Prof. und Präfekt am Gymnasium in Altdorf, gründete dann ein Institut in Menzingen, das er aber schon 1861 seinem Verwandten Dr. med. J B. Staub übergab. Nach kurzem Wirken in Disentis und in Küssnacht wurde er Stiftskaplan und Musiklehrer in Beromünster.wo er am 15. Sept. 1874 starb. J. B. Staub von Menzingen, geb. in Baar 1833, besuchte die Schule in Menzingen, wohin sein Vater später übergesiedelt war, studierte in Engelberg, Fischingen, Zug und Einsiedeln, widmete sich in Zürich, Würzburg und Prag medizinischen Studien, bestand 1854 die Staatsprüfung, praktizierte bis zum Tode seines Vaters (1859) in Baar, dann in Menzingen, übernahm nach dem Tode seiner Gattin das Hegglinsche Institut, welches er a. 1862 nach Zug, in den Frauenstein verlegte. Später mietete er noch den Seehof. 1869 gründete er das Institut Neufrauenstein, welches er vorzüglich ausstattete. Nach mehrjähriger Blüte sank es infolge widriger Umstände, und nach bittern Erfahrungen musste Dr. Staub im Februar 1879 als gebrochener Mann seine Gründung verlassen. Er überlebte diesen Schlag nicht lange. Als er sein Ende nahen fühlte, rief er mit den schönen Worten: „Ein verirrtes Schäflein sucht seinen Hirten" den greisen Stadtpfarrer Sidler. Gebrochenen Herzens starb der ideal *) Bedeutend gekürzt. veranlagte Mann am 7. Nov. 1879. Die ferneren Schicksale seiner Gründung siehe in der zitierten Arbeit von Prof. Rud. Weiss sei. .. Grössern Erfolg hatten zwei Institute, welche sich aus unscheinbaren, einfachen Anfängen entwickelten, nämlich das Kloster Maria Opferung in Zug und das Institut Hl. Kreuz bei Chain. Das Stift Maria Opferung in Zug entwickelte sich aus einer schon 1380 bestehenden Vereinigung religiös gesinnter Jungfrauen, die sich mit Gebet, Handarbeit (Weberei, Verfertigung v. Wachskerzen) und Krankenpflege beschäftigten. 1570 schlössen sie sich dem 3. Orden des hl. Franziskus an. Da ihre Zahl wuchs, beschlossen sie a. 1606 ein Kloster zu bauen. Der damalige Stadtbaumeister Jost Knopflin leitete den Bau unter so günstigen Umständen, dass die Schwestern schon im November 1608 das neue Heim beziehen konnten. 1611 kam die von vielen Schwestern gewünschte Organisation zum festern Verbände, der heutigen Klostergemeinde zu Stande. Da sich viele Töchter zum Eintritt meldeten, musste der Bau a. 1630 vergrössert werden. Von nun an widmeten sich einige Schwestern auch dem Unterricht der weibl Jugend. 1657 antwortete der Konvent auf ein diesbezügliches Gesuch des Rates, sie wollen ihr Bestes tun, aber nicht verbunden sein. So entstand eine Privatschule, welche nach und nach nicht nur von Stadtkindern, sondern von Töchtern auswärtiger Familien besucht wurde. Diese fremden Töchter hiessen „Kosttöchter", weil sie Kost und Wohnung im Kloster hatten. Jede Schülerin aus der Stadtgemeinde hatte „jede Fronfasten 20 Schillinge" Schulgeld zu bezahlen Die Gemeinde besoldete die Schwestern nicht, sondern spendete dem Kloster jährlich einen Beitrag von 7 Gulden und lOSchillingen. Nach der Umgestaltung der Schweiz a. 1798 war in mehreren Kantonen der 18 Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug Bestand der Klöster schwer bedroht. Die Novizenaufnahme wurde verboten. Das Verbot der Novizenaufnahme und die Inventarisation in vielen Klöstern Hessen das Schlimmste befürchten. In diesen schwierigen Zeiten entschloss sich die Frau Mutter M. Theresia Uttinger (geb. 1758, gest. 1. Sept. 1824) „ein Schulinstitut" einzurichten. Der junge tatkräftige Professor und spätere Präfekt F. X. Brandenberg wirkte eifrig mit. Er entwarf einen passenden Lehrplan und erteilte den Lehrerinnen selbst Unterricht (1802). Das gefiel. Bald wurde auch die Töchterschule ausser dem Kloster reorganisiert. Der Erfolg war glänzend. Die Frequenz stieg, 1804 sicherte der Rat demKlosterdas fernere Fortbestehen. Das schon 1707 errichtete Schulhaus wurde a. 1804/05 mit bedeutenden Kosten umgebaut. Nach Gestattung der Wiederaufnahme von Novizen (1805) gewann das Kloster bald eine Reihe tüchtiger Lehrkräfte und erfreute sich bald sehr ehrenvoller Anerkennung von Seite der Behörden und auswärtiger Schulmänner. Der berühmte Prof. Sailer, der spätere Bischof von Regensburg äusserte sich sehr anerkennend. Und Freiherr von Wessenberg, Generalvikar von Konstanz war nach seinem Besuch, am 25. Juni 1808 so zufrieden, dass er dem Konvent empfahl, je zwei Schwestern aus den St. Gallischen Klöstern St. Georgen und Wil aufzunehmen, damit die Unterrichtsmethode von Maria Opferung auch dort Eingangfinde. Auch in öffentlichen Blättern und in einer Schrift des protestantischen Pfarrers und Dekans Fäsi in Riffertschwil wurde der Schule volle Anerkennung gezollt. All diese baulichen und organisatorischen Verbesserungen verursachten bedeutende Kosten,welche in opferwilliger Weise vom Kloster übernommen wurden. Zudem verzichtete das Stift auf die jährlichen Schul- und Fronfastengelder. Zum Dank verordnete der Stadtrat am 9. Nov. 1805 eine jährliche Spende von 6 Klaftern Tannenholz. In der Folge beschäftigten sich sowohl die kantonalen als die städtischen Behörden immer mehr mit der Ausgestaltung des Schulwesens. Der Schulbesuch wurde obligatorisch und der Lehrplan gewann durch die Aufnahme von sog. Realfächern z. B. Geschichte, Geographie, Buchhaltung und französische Sprache und später noch Naturkunde und Zeichnen eine bedeutende Erweiterung. Das erforderte aber auch eine Erweiterung der Schule. Diese gliederte sich nach und nach in vier Klassen mit je zwei Abteilungen. Später erfolgte eine Teilung in sechs Primär- und zwei Sekundarklasscn. Um den Töchtern, welche die Sekundärschule nicht besuchen konnten, Gelegenheit zu bieten, das in der Primarschule Gelernte zu vertiefen und zu erweitern und sie für das praktische Leben möglichst heranzubilden, wurde im Jahre 1858 die sogenannte Sonntagsschule errichtet. Diese umfasst drei Jahreskurse, der Unterricht erstreckte sich besonders auf Religions- und Sprachlehre, Rechnen,Schreiben und Haushaltungskunde. Das Schulgesetz von 1898 bestimmte, dass die Schüler und Schülerinnen, welche die Sekundärschule nicht besuchen, einen ganzjährigen siebten Primarkurs zu besuchen haben. Dadurch war die Sonntagsschule überflüssig geworden. Schon a. 1804 war die sogenannte Arbeitsschule errichtet worden, in welcher den Schülerinnen unentgeltlicher Unterricht im Stricken, Nähen und derlei weibl. Handarbeiten erteilt wird. Diese Schule erfreute sich einer besondern Lehrerin, welcher eine Gehilfin beigegeben war. Die Zunahme der Bevölkerung und der gute Ruf der Schule verursachten gegen Ende der Fünfziger und im Anfang der Sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine solche Erhöhung der Frequenz, dass die vorhandenen Räumlichkeiten nicht mehr genügten. Da entschloss sich das Kloster wiederum zu einem grossen Opfer, nämlich zum Bau eines neuen Schulhauses aus eigenen Mitteln. Die umsichtige Frau Mutter M. Salesia Meyer beauftragte den praktischen und energischen Baumeister Leopold Garnin mit der Ausführung. Das herrlich gelegene, stattliche Gebäude konnte zur Freude des Konvents und der ganzen Bevölkerung schon im Herbst 1863 bezogen werden. In der Zeit von 1874—1885 gewann die Schule noch weitern Ausbau durch die Einführung des Zeichenunterrichtes und durch Erweiterung der Arbeitsschule, die nun von zwei ständigen Lehrerinnen geleitet wird. Von 1889 an erhielten die Institutstöchter nicht mehr in der öffentlichen Schule Unterricht, sondern im Kloster selbst, von eigens für sie bestellten Lehrerinnen. Später erfolgte der innere Ausbau des Instituts, indem den dortigen Schulen (Vorkurse für fremdsprachliche Töchter, Realschule) ein LehrerinnenSeminar und ein Handelskurs angegliedert wurde. Um den Anforderungen zu genügen, welche die Neuzeit in hygienischer und pädagogischer Hinsicht an Erziehungsinstitute stellt, beschloss der Konvent im Jahre 1889 unter Leitung der Frau Mutter M. Augustine Gemsen einstimmig den Bau Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug eines neuen Instituts. Der hochwürdigste Diözesanbischof Leonard Haas, viele Schulmänner und die Stadtbevölkerung begrüssten freudig diesen Entschluss und ermunterten den Konvent, den Plan rasch auszuführen. Mit der ihm eigenen Energie machte sich der bewährte Garnin ans Werk. Im Herbst stand der Bau schon unter Dach und am Ende Juli 1890 „konnten sich mit dem Bauführer die verschiedenen Handwerker rühmen, in schönstem, • einträchtigen Zusammenwirken ein Haus erstellt und eingerichtet zu haben, das nicht nur die DankAnerkennung der zunächst Interessierten, sondern auch das einmütige Lob aller jener erntete, die es bisher gesehen und einer nähern Prüfung unterzogen haben." Damit waren die Opfer, welche das Stift im Interesse des Schulwesens gebracht hat, noch nicht beendet. Man erzählt, Baumeister Garnin habe anno 1864 nach der Vollendung des neuen Schulhauses gesagt: „Dieses Haus genügt für die Schule auf hundert Jahre". Er ahnte nicht, dass die Bevölkerung der Stadt in dem Masse zunehme, wie das von 1870—1890 der Fall war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts genügten die Räume des Schulhauses für die stetig wachsende Zahl der Schülerinnen nicht mehr. Daher beschäftigte sich die Frau Mutter M. Margaritha Real, welche viele Jahre hindurch als Lehrerin gewirkt hatte, ernstlich mit dem Gedanken einer Vergrösserung. In höchst opferwilliger Weise ging der Konvent auf diesen Gedanken ein. So kam anno 1899 unter Leitung von L. Garnin ein Anbau zu stände, welcher fast so gross ist, wie das bisherige Schulhaus. Damals hoffte man, es werde mit Bauten für die Töchterschule auf längere Zeit sein Bewenden haben. Allein das gewaltige Aufblühen mehrerer industriellen Geschäfte, veranlasste binnen kurzer Zeit eine so rasche Zunahme der Bevölkerung, dass wieder ein Bau nötig wurde. Wiederum entschloss sich das Stift zu einem grossen Opfer und anerbot sich, das Schulhaus nochmals zu vergrössern. Allein da auch die Knabenschule an Platzmangel litt und da viele Bewohner der Neustadt ein Schulhaus in ihrer Nähe wünschten, fand das Angebot in der Einwohnergemeinde nicht die nötige Stimmenmehrheit. Am 26. April 1908 bewilligte die Einwohnergemeinde einen Kredit von 350,000 Fr. für ein neues Schulhaus. Dieses wurde im Neustadt- 19 quartier von der Firma Keiser und Bracher den neuesten Anforderungen gemäss erstellt. Knaben und Mädchen der im Neustadtquartier wohnenden Eltern besuchen nun dort die Schule. An dem Kochkurs jedoch nehmen auch Mädchen aus dem innern Schulkreis teil. Als sich einige Zeit vor dem Kriege ein starker Zuwachs von Italienerkindern zeigte, wurden die Italienermädchen wieder der Schule bei Maria Opferung zugeschoben, was die Aufgabe der dortigen Lehrerinnen nicht wenig erschwerte. Nebst all den vielen Opfern für das Schulwesen verdanken wir dem allzeit hilfsbereiten Stift in neuester Zeit noch ein wichtiges pädagogisch -charitatives Werk. Die Fürsorge für Schwachsinnige fand allmählich auch in unserm Kanton Eingang und erweckte den Wunsch nach Errichtung einer Abteilung für schwachsinnige Kinder. Diesem Wunsche kam das Stift höchst bereitwillig entgegen, besoldete eine für den schwierigen Unterricht speziell ausgebildete Lehrerin und stellte ein grosses Schulzimmer zur Verfügung. So trat anno 1918 die Schule für Schwachsinnige ins Leben. Durch dieses Werk hat sich das Kloster neuerdings grosse Verdienste erworben. Die öffentliche Schule bei Maria Opferung besteht gegenwärtig aus folgenden Gruppen: 1. Klasse für Schwachsinnige (drei Abteilungen), 2. Primarschule (sieben Klassen), 3. Sekundärschule (drei Klassen). An der Schule wirken, die Arbeitslehrerinnen inbegriffen, 13 Schwestern und eine Lehrerin weltlichen Standes. Der Religionsunterricht wird von vier Mitgliedern der Pfarrgeistlichkeit erteilt. Die Pensionats-Schule umschliesst: 1. einen Vorbereitungskurs für fremdsprachliche Töchter, 2. eine dreikursige Realschule, 3. einen Handelskurs (zwei Abteilungen), 4. ein Lehrerinnen-Seminar von vier Jahreskursen), 5. einen Sprachkurs und Arbeitslehrerinnenkurs. An diesen Schulen wirken 17 Schwestern. Der Religionsunterricht wird von einem Pater aus dem hiesigen Kapuzinerkloster erteilt. Unter den aus Zug stammenden verstorbenen Lehrerinnen ragten besonders hervor: Sr. M. Johanna Moos, geb. den 21. Februar 1835, gest. den 8. Mai 1899, Frau Mutter von 1891 — 1897. M. Edmunde Keiser, die langjährige Präfektin des Instituts und Organistin, geb. 1825, gest. 19. Januar 1883 und M. Salesia Bossard, geb. den 20 Januar 1851, gest. den 31. Mai 1920. 20 Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug Mit Recht sagt der Geschichtsschreiber des Stifts: „Die Gemeinde darf sich glücklich schätzen, die eine solche geistliche Genossenschaft besitzt, welche durch Wohltätigkeit und Gemeinnützigkeit besonders gegen die liebe Jugend und die Armen aller Art sich auszeichnet". P. A. Wikart. Vgl. Fäsi Joh. Kaspar, Nachricht von der Töchterschule im Frauenkloster bei Zug. Zürich, Gessner, 1811. Wikart Paul Ant., Pfarrhelfer, das Frauenkloster Maria Opferung in Zug. Im Geschichtsfreund, XV. Bd., S. 208—256. Pater Lucius Lang, 0. Cap. Aus dem Schulleben bei Maria Opferung in Zug, in „Katholischen Schweizerblätter", 1891. Auch Separat, Luzern, Räber, 1891, 10 S. in 8°. An der Gründung und Entwicklung des Institutes Heiligkreuz bei Lindencham*) hat der ideale Sinn und die Schulfreundlichkeit des Zuger Volkes in hervorragender Weise mitgeholfen. Zwar hat dasselbe seine Wurzeln im Kt. Luzern, wo in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts die „Genossenschaft der Lehr- und Waisenschwestern von Baldegg" gegründet wurde. In der kirchen- und klosterfeindlichen Zeit des Sonderbundskrieges wurde dieselbe aber durch Regierungsdekret vom S.April 1853 förmlich aufgehoben u. die Schwestern zum Wegzug gezwungen. Ein Trüppchen dieser Ausgewiesenen kam im gleichen Jahre 1853 nach Cham, wo sie im Hause des Herrn Kantonsrichter Balthasar Butler, in Kemmatten, gastliche Aufnahme fanden. Von diesem Heim ging die erste segensreiche Tätigkeit der Schwestern aus, indem ihnen bald die Besorgung der Armenanstalt Cham und später die Leitung der Mädchenschule in Cham, der Gesamtschule in Frauenthal und der Unterschule in Steinhausen übertragen wurde. Durch die edle Bemühung von Geistlichen und Laien, unter denen sich der bekannte Schulmann Prof. Suter, von Solothurn (damals Kaplan in St. Wolfgang) und die Herren Dr. Baumgartner, Arzt und Ratsherr Baumgartner, Obermüller, von Cham, löblich hervortaten, wurde für die armen Schwestern das neben der „Kapelle zum elenden Kreuz" in Lindencham stehende Häuschen käuflich erworben. Zudem wurde die Erstellung eines kleinen Neubaues (das jetzige Dienstbotenhaus) ins Werk gesetzt. Im Jahre 1859 konnten die Schwestern nach Lindencham übersiedeln, wo schon *) Die Darstellung der Gründung und Entwicklung des Instituts Hl. Kreuz verdanken wir dem H. H. Jos. Zuber, Prof., in Hl. Kreuz. im folgenden Jahre, am 14. Februar 1860, die erste Professionsfeier stattfand. Das kleine Heim wurde auch bald als Haushaltungsschule eingerichtet, in welcher 10—12 Zöglinge Aufnahme finden konnten. Aber die Schwestern mussten mit des Lebens Not kämpfen, sodass der Fortbestand der Gründung ernstlich gefährdet wurde. Die göttliche Vorsehung erweckte aber zur rechten Zeit den rechten Nothelfer in der Person des hochw. Herrn Kommissars Melchior Schlumpf, damals Pfarrer in Steinhausen. Der gelehrte und erfahrene Priester spielte während der ganzen Entwicklungszeit des neuen Institutes eine bedeutsame Rolle als kluger Finanzmann, weiser Ratgeber, frommer Seelenführer und gewandter Vermittler bei der kirchlichen und weltlichen Behörde. Auf den 20. Juni 1859 berief er eine Reihe von Vertrauensmännern aus dem geistlichen und weltlichen Stande ins Klösterlein zum elenden Kreuz, wo sich eine Hilfsgesellschaft bildete, an deren Spitze neben dem H. H. Kommissar Schlumpf die Herren Regierungsrat Bossard, von Zug, als Kassier und Hypothekarschreiber (später Landammann) Dossenbach, von Baar, als Aktuar standen. Damit war der Neugründung eine gewisse Garantie für die Fortentwicklung gegeben. Dazu kam im gleichen Jahr 1859 die kirchliche Gutheissung, indem der hochwürdigste Bischof von Basel, Karl Arnold, die neuen Statuten approbierte und den Schwestern den offiziellen Titel gab „Lehr- und Waisenschwestern zum Hl. Kreuz". So wurde das bescheidene Klösterlein beim elenden Kreuz zum Schwesterninstitut Hl. Kreuz. Durch eine spätere bischöfliche Verordnung vom 24. August 1862 wurde bestimmt, „dass die bis anhin vereinten Schwesterinstiüite von Baldegg und Lindencham in Zukunft von einander getrennt und unabhängig sein sollen, sodass jedes seine eigene Ökonomie, eigene Statuten und eigene Obern haben könne". Damit wurde Heiligkreuz selbständig und wählte als erste Frau Mutter die ehrw. Schwester Mr. Martha Häfliger, von Rothenburg, Kt. Luzern. Ein wichtiges Datum in der Geschichte von Heiügkreuz ist der 28. Oktober 1863, an welchem Tag der H. H. Jodokus Köpfli, gebürtig aus Hohenrain, Kt. Luzern, seit 1857 Kaplan und Schulmeister in Risch, als Spiritual und Direktor ins Schwesterinstitut einzog. Gleichen Tags traten auch seine beiden Schülerinnen, Elisabeth Stocker und Marie Schwerzmann, als Kandidatinnen ins stille Klösterlein. Diese drei Persönlichkeiten spielten in der Entwicklungsgeschichte von Heiligkreuz eine be- Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug deutsame Rolle. Wir müssen uns hier mit kurzen Andeutungen begnügen. Schon im Jahre 1863 wurde der Neubau eines grössern Schwesterninstituts in Angriff genommen, um dessen Finanzierung sich zwei kirchen- und schulfreundliche Männer, nämlich die Herren Georg Fähndrich, von Holzhäusern und Joseph Hausheer, von Ochsenlohn, sehr verdient machten. Im Herbst des folgenden Jahres konnte der neue Institutsbau schon bezogen werden. Kloster und Haushaltungsschule blieben vorderhand unter dem gleichen Dach. Doch wurde die Schule nicht als Stiefkind behandelt. Um deren Entwicklung machte sich neben H. H. Dir. Köpfli eine Zugerin hochverdient. Es war Schw. Mr. Aloisia Keiser, von Oberwil b Zug. Nachdem sie als Lehrerin in Cham und Frauenthal gewirkt, wurde sie 1866 als Frau Mutter gewählt. Unter ihrer Amtsleitung entstand im Jahre 1867 die neue Institutskirche an Stelle der alten Kapelle zum elenden Kreuz. Von 1872 an war Schw. Aloisia als Lehrerin und Präfektin an der Institutsschule tätig, wo sie mit grossem Erfolg arbeitete. 21 Präfektin und Erzieherin am Ausbau der Schule arbeitete, an der, unter hochherziger Mithilfe des H. H. Seminardirektor Heinrich Baumgartner, von Zug, die Realklassen ausgebaut und ein Lehrerinnenseminar eingerichtet wurden. Nach aussen erweiterte Heiligkreuz sein Wirkungsfeld durch Eröffnung einer Haushaltungsschule in Dussnang, Kt. Thurgau (1887) und durch Uebernahme des Kinderasyls Walterswil, b. Baar (1901), Zu einem gewissen Abschluss gelangte die Institutsschule Heiligkreuz unter der Frau Mutter Schw. Regina Jürg (1905 -1920), die das Bestehende nach den Forderungen der Gegenwart auszubauen und zu vollenden suchte. DasTöchterinstitutumfaßtgegenwärtig: 1. Einen Vorkurs für fremdsprachliche Zöglinge. 2. EinedreiklassigeRealschule 3. Einen zweiklassigen Handelskurs 4. Eine Haushaltungschule. 5. Vier(bezw. fünf) Seminarkurse zur Ausbildung von Primär- bezw. Sekundarlehrerinnen. 6. Einen zweiklassigen Kurs für Arbeitslehrerinnen. 7. Einen zweiklassigen Kurs für Haushaltungslehrerinnen. Nach aussen erweiterte sich die Wirksamkeit Als Nachfolgerin in der Oberleitung des Institutes hatte sie wieder ein Kind des Zugerländchen, des Schwesterinstitutes besonders auf charitativem nämlich Schw. Mr Cäcüia Schwerzmann, von Risch, Gebiet. Die Schwestern von Heiligkreuz besorgen die von 1872—1878 das Amt einer Frau Mutter nämlich gegenwärtig: Das Krankenasyl Cham, das bekleidete. Die Lösung ihrer Amtsführung war Pensionat St. Michael in Zug, das Sanatorium AdelAusbau und Verinnerlichung. Sie tat sehr viel heit und die Kinderpflegeanstalt Heimeli in Unterzur Ausstattung des Gotteshauses, zur Beförderung ägeri, die Sanatorien Heiligkreuz, Sanitas, Albula der ewigen Anbetung und als ausgezeichnete und Quisisana in Davos, das Mädchenheim St Anna Musikerin leistete sie Vorzügliches zur Hebung in Locarno und das Pensionat St. Karl in Pruntrut. von Gesang und Musik in Kirche und Schule. Als Frau Mutter amtiert seit 1920 Schwester Die vorgenannte Schw. Mr. Aloisia trat eine neue Mr. Pia Mattmann, die mit conservativem Sinn den Amtsperiode als Frau Mutter an, nämlich in den alten, guten Geist zu kräftigen und zu vertiefen Jahren 1872—1889. Heiligkreuz erweiterte sich sich bestrebt. Die Schwesterngenossenschaft Heiligdurch Erwerbung einer ausgedehnten Ökonomie. kreuz zählt augenblicklich rund 200 Mitglieder.— Zur Entwicklung der Schule wurde 1882 ein neues Gott erhalte diese geistige Pflanzung, zu deren Institutsgebäude aufgeführt, das sich eng an das Wachstum und Gedeihen so viele Männer und Frauen Schwesternhaus anschloss. Die sehr gut besuchte des Kantons Zug ihr Bestes beigetragen haben. Haushaltungsschule wurde durch Realklassen erEin Kloster, das zwar nicht im Kt Zug liegt, weitert. jedoch seit Jahrhunderten vielfach mit Zug in BeIm Jahre 1884 eröffnete Heiligkreuz seine erste rührung war — das Stift Einsiedeln — zählte unter Zweiganstalt in Wiesholz, bei Ramsen. Das dortige seinen Mitgliedern auch tüchtige Schulmänner aus Institut war zunächst für deutsche Zöglinge be- unserm Kanton. Als einer der ersten begegnet uns rechnet und erfreute sich bald guter Frequenz. P. Markus Landtwing von Zug, geb. 14. Juli 1759. Weitere Ausdehnung gewann das Mutterhaus unter Sofort nach seiner Primiz wurde er Prof. der Rhetorik, Leitung von Schw Johanna Stocker, die zwar von 1786 Prof. der Philosophie, 1789 Prof. der Dogmatik, Abtwil stammte, aber in der Gemeinde Risch auf- 1790 Präceptor (Rector) des Gymnasiums, 1794 gewachsen und mit dem Zugerländchen innig ver- Fraterinstruktor. Nach dem Einfall der Franzosen wachsen war. Als Frau Mutter wirkte sie höchst 1798 war er zeitweilig im Kloster in der Au, dann segensreich von 1889—1905, während ihre Jugend- in einem Benediktinerkloster in Schwaben, dann freundin Sr.Cäcilia Schwerzmann als wahrhaft ideale Kaplan an der Loretto-Kapelle in Zug, 1801 — 1803 22 Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug wieder im Kloster, 1805 bis zu seinem Tode, den 13. März 1813 Pfarrer v. Feusisberg. Er war auch ein tüchtiger Komponist. Das Verzeichnis seiner Kompositionen bei P. Rud. Henggeler: Die Zuger Konventualen im fürstlichen Benediktinerstift Einsiedeln, Zug, bei Gebr. Kalt, 1918. Ein bedeutender Schulmann war P. Heinrich Schmid, geb. den 17. Febr. 1801, gest. den 28. Dez. 1874. Er studierte von 1814—1818 in Zug, dann in Einsiedeln, wurde 1824 Priester und Prof. der Mathematik sowie Katechet in Etzel-Egg, 1823 Gehilfe des Stiftsarchivars, 1825 Archivar, 1839 Stiftsstatthalter. Am 25. April 1846 zum Abt gewählt entfaltete er eine ausserordentliche mit Klugheit und Energie gepaarte Tätigkeit und wurde in jenen schwierigen Zeiten der Retter des Stifts. Hier nur sein Wirken als Schulmann. Schon als Stalthalter überwachte und leitete er den Bau des neuen (jetzt alten) Schulhauses. Er hob, von tüchtigen Patres unterstützt, die Stiftsschule, sorgte für die nötigen Bauten, für Heranbildung ausgezeichneter Lehrkräfte und für Anschaffung vorzüglicher Lehrmittel. Er ist der Gründer der heutigen rühmlich bekannten Stiftsschule. Seine Schriften b. Keiser, Zug. Schriftsteller, 1875 S. 52/53. Die Literatur über ihn bei Dr. W. Meyer Zuger Biogr., S. 94/95. Schon zum Teil vor, zum Teil noch unter Abt Heinrich wirkten als tüchtige Professoren P.Joachim Bachmann von Menzingen, geb. den 27. Okt. 1810, gest. den 16. Mai 1896 und P. Franz Uhr von Menzingen, geb. den 30.Juli 1816, gest. den 6. Febr. 1863. Dessen Schriften: Vergleiche Keiser, Zug. Schriftsteller, 1875, S. 62 und 1879, S. 47. Ein ganz vorzüglicher Pädagoge war P. Ildephons Hürlimann, geb. den 22. Febr. 1820 in Walchwil, studierte er in Einsiedeln, wurde daselbst Ordensmitglied und am 8. Juli 1842 Priester. Schon vorher war er in der Schule tätig. Nach der Priesterweihe wirkte er bis 1853 als Professor am Gymnasium. Da er sich als ausgezeichneter Erzieher bewährt hatte, wurde er am 9 Oktober 1853 Präfekt des Internats. Der gute Ruf, welchen dieses Institut geniesst, ist wesentlich auf seine Initiative zurückzuführen. Er war ein Erzieher von Gottes Gnaden. Von ihm stammen die im allgemeinen jetzt noch geltenden Statuten der Anstalt. Infolge wiederholter Erkrankungen wurde er am 3. Oktober 1863 für einige Zeit der Präfektur enthoben; jedoch am 17. August 1867 zum Stiftsdekane ernannt. Als solcher wirkte er bis zu seinem Tode den 24. März 1894 in geradezu vorbildlicher Weise. Nebst eifrigen theologischen Studien, pflegte er mit Erfolg mathematische Studien und astronomische Beobachtungen. Schriften: 1. Epitome historiae de sacrae. Einsiedeln 1854. 2. Schulgrammatik der lateinischen Sprache. Einsiedeln 1854. (Eine gemeinschaftlich mit P. Fintan Furrer besorgte neue Ausgabe der von P. Robert Koch anno 1780 verfassten sogenannten „Einsiedler Grammatik"). 3. Ein Nekrolog über P. Kaspar Willi, Weihbischof von Chur, in der Schweiz. Kirchenzeitung. VergleicheBeilage zum „Vaterland" vom 29.März 1894. Nekrolog von Dr. P. Albert Kuhn, abgedruckt in P. Rudolf Henggelers „Zuger Conventualen". Zuger Nachrichten 1894, Nr. 25. Schweiz. KirchenZeitung 1894, S. 115/16. Album Einsiedlense 1876, S. 9., Keiser, Zug. Schriftsteller, 1875, S. 40. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wirkten am Gymnasium in Zug zwei Lehrer mit dem gleichen Familien-Namen, nämlich Bonifaz und Abis Staub. Bonifaz Staub, geb. den 23 März 1816 in Neuheim, studierte in Innsbruck und in Freiburg(Schw.), wurde 1841 Priester, war von 1842—1856 Kaplan bei St. Karl und Prof. der Syntax, 1856 — 1868 Kaplan bei St. Konrad und Prof. der Rhetorik, 1856—1872 Präfekt amtlicher Staatsschulen, seit 1872 Präfekt der Mädchenschulen. Er war Mitbegründer und Mitglied des historischen Vereins der V Orte, von 1866—1872 Stadtbibliothekar. Am 27. Dezember 1877 wurde er durch einen Schlaganfall arbeitsunfähig und starb am 15. Juni 1887. Er trug besonders durch seine Sprachenkenntnis und durch seine historischen Arbeiten zum guten Ruf des Gymnasiums bei. Auch durch seine witzigen sog. „Prämienspiesse", und durch seine humoristischen Toaste bei gesellschaftlichen Anlässen erfreute er sich grosser Beliebtheit. Vergleiche Dr. Meyers Zuger Biogr. und Dr. Meyer im Zuger Neujahrsblatt 1914, S 8--12 (im Separatabdruck, Seite 51—60), Keiser, Zuger Schriftsteller, 1875, S. 58/59 und 1879, S. 8. Alois Staub von Menzingen, geb den 27. Juni 1822, studierte in Luzern, München und Freiburg im Br., wurde anno 1846 Priester und Lehrer der dritten Primarschule in Zug, vom 27. Mai 1848 Lehrer des Deutschen am Gymnasium und „Sechser" (Pfarrhelfer) auf der St.Jakobspfründe, den 22. Febr. 1851 Kaplan der St. Konradspfründe und Prof. der Rhetorik. Am 16. Dezember 1855 zum Pfarrer von Unterägeri gewählt, blieb er auf diesem Posten bis zu seinem Tode, den 20. Januar 1910. Anno 1860 wurde er Mitglied und 1863 Vizepräsident des Er- Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug ziehungsrates, 1860 Mitglied und seit 1874Präsident der Lehrerprüfungskommission, 1861 Mitglied und 1870 Präsident der Aufsichtskommission der Kantonsschule, später Dekan, bischöflicher Kommissar und Domherr. Er bearbeitete das Eberhardsche Lesebuch für die Schulen des Kt. Zug, verfasste zum dritten Teil einen „Anhang" enthaltend eine Anleitung zum Abfassen von Briefen und GeschäftsAufsätzen. Er verfasste den größten Teil des 1870 erschienenen Lehrplans für die Primarschulen des Kantons Zug, ferner die Biographien des Präfekten F. X. Dim. Brandenberg und des Regens, Dr. C. C. Keiser, die in Hunzikers Geschichte der Schweiz. Volksschule erschienen. Bis in sein hohes Alter zeigte er reges Interesse für das Schulwesen. Vergleiche Keiser, Zuger Schriftsteller, 1879, Seite 15, Dr. Meyer, Zuger Biogr., S. 110. Ein strammer Schulmann war Xaver Utünger. Geb. in Zug den 11. Dezember 1845, studierte in Zug, Einsiedeln, Innsbruck, Solothurn, wurde 1869 Priester und Professor der Grammatik am Gymnasium in Zug. 1870 Professor der Syntax. 1871 Professor der Rhetorik und Stadtbibliothekar, 1875 Präfekt der städt. Knaben- und 1877 auch Präfekt der städt. Mädchenschulen. Anno 1881 legte er all diese Stellen nieder und übernahm die Pfarrei Zuzgen (Aargau), 1882 die Pfarrei St. Urban (Luzern), wurde aber 1884 Professor der Theologie in Luzern, 1889 Pfarrer in Zug, Erziehungsrat. Letztere Stelle behielt er bis zu seinem Tode bei. Als Stadtpfarrer wurde er der Gründer der neuen Pfarrkirche und leitete die betreffenden Kommissions-Sitzungen 1898 bis 1903, resp. bis zur Vollendung des Baues mit aller Energie. Seit 1902 kränklich, suchte er umsonst Genesung im Süden. Er resignierte 1903 als Pfarrer, zog sich auf die Keiserpfründe zurück und starb nach schwerem Leiden am 22. Dezember 1904. Er besass einen ungewöhnlich scharfen Verstand, war daher ein sehr gewandter Dialektiker und verfügte über einen reichen Schatz philosophischer und theologischer Kenntnisse. Sein gutes Gedächtnis befähigte ihn zur Erlernung von Sprachen, er war ein gründlicher Kenner der alten Sprachen und des Hebräischen und sprach ausser seiner Muttersprache geläufig französisch, italienisch und englisch. Von seinem Studieneifer zeugt der Umstand, dass er während des französisch-deutschen Krieges 1870—1871 keine Zeitung las, sondern die „Summa theol." des hl. Thomas Aq. studierte. Als Lehrer war er sehr tüchtig und gründlich, aber seines Ernstes wegen vielleicht mehr geachtet 23 und gefürchtet als geliebt. Bei Prüfungen ging er mit eingebildeten „Alleswissern" strenge ins Gericht. Selbst ungemein fleissig, behandelte er Fleissige mit Anerkennung. Schriften: Katalog der Stadtbibliothek Zug 1877, Zug, bei Blunschi. Der Kampf auf dem Gubel 1531. Histor. Skizze. Schulprogramm, Zug. 1877, bei Blunschi. Die Pfarrei Zug und ihre Stifter und Wohltäter. Gedenkblatt zur Erinnerung an die am 5. Oktober 1902 abgehaltene Einweihung der neuen Pfarrkirche St. Michael. Zug, bei Blunschi, 136 Seiten in Folio. Nur ein Jahr jünger als Uttinger war ein anderer zugerischer Schulmann, der wenige Wochen vor ihm starb, nämlich Baumgartner Heinrich, geb. in Cham den 24. Mai 1846, studierte in Zug, Einsiedeln, Mailand, Tübingen und Solothurn 1870, Priester und Kaplan in Steinhausen, war 1871 bis 1874 Professor am Gymnasium in Zug, dann Oekonom und Professor am Knabenpensionat bei St. Michael, dessen Mitbegründer er war, 1880 Direktor des fr. kath. Lehrerseminars, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode verblieb. 1887 Mitglied und seil 1892VizepräsidentdesErziehungsrates, 1887—93 kantonaler Schulinspektor. Ein sehr tüchtiger, anregender Lehrer, seeleneifriger Erzieher und ungemein fruchtbarer pädagogischer Schriftsteller. Seine pädagogischen Lehrbücher erwarben ihm im In- und Ausland hohes Ansehen, (das Lehrbuch der Pädagogik wurde ins Polnische und ins Englische übersetzt), er verfasste den Entwurf des Schulgesetzes, den Lehrplan für die Primär- und die Sekundärschulen, sowie die Schulbücher für die Primarschulen des Kantons Zug. Das Verzeichnis seiner andern Schriften, Keiser, Geschichte des Knaben-Pensionats bei St. Michael in Zug, 1922. Diese reiche schriftstellerische und pädagogische Tätigkeit wurde ihm nur möglich durch gute Einteilung und Ausnützung der Zeit und durch grosse Energie. Von Jugend auf ziemlich schwächlich, erlitt er am hl. Weihnachtsfeste 1903 während er celebrierte, einen schlagartigen Anfall, der seine Kräfte brach. Wohl konnte er nach einigen Monaten wieder etwas arbeiten, aber seine fahle Gesichtsfarbe und eine oft bemerkbare Gedächtnisschwäche zeigten deutlich, dass es mit seinem Leben zu Ende gehe. In den ersten Oktobertagen 1904 begann das Wintersemester des Seminars. Mit dem letzten Aufgebot seiner Kräfte, wollte er noch seine Tätigkeit beginnen, fühlte aber selbst die Unmöglichkeit, nahm ergreifenden 24 Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug Abschied von seinen Schülern und erlag in der tonsschule in Frauenfeld, wo er bis zu seinem Tode Morgenfrühe des 13. Oktober ruhig und gotter- (den 27. Jan. 1918) wirkte. Ein eifriger, anregender geben seinem Leiden. Die grosse Teilnahme bei Lehrer, tüchtiger Gelehrter, hervorragender Metereoder Beerdigungsfeier und die ehrenden Nachrufe log und Physiker. Längere Zeit war er Sekundarin der Presse bewiesen, welch hohe Achtung er schulinspektor und staatlicher Experte für Blitzab in pädagogischen Kreisen des in- und Auslandes leiter- und Beleuchtungsanlagen, langjähriger Präsident der thurgauischen naturforschenden Gesellgenoss. Schriften: 1. Die Jesuiten und die Bundesrevision, schaft und Mitglied der eidg. Erdbebenkommission. Zug, Elsener, 1870 (erlebte zwei Auflagen). 2. VerNicht weniger als 44 Vorträge hat er in der hältnis der relativen Kunst zum Protestantismus. naturforschenden Gesellschaft gehalten und 16 (In den „Monatsrosen", XVI. Jahrgang.) 3. Ein- Untersuchungen in ihren „Mitteilungen" und vier fluss der Jugendschriften auf Erziehung und Bildung wissenschaftliche Arbeiten in den Programmen der Jugend. (In den „Monatsrosen", XVII. Jahr- der thurgauischen Kantonsschule veröffentlicht. gang.) 4. Reise-Erinnerungen aus Italien. (Im Wohl am wichtigsten sind zwei seiner Arbeiten, Feuilleton der N. Zug. Zeitung, 1877, Nr. 55 ff., nämlich: 1. „Ueber Gewitter- und Blitzschläge in auch separat, Zug, Elsener, 1879. 5. Die kon- der Schweiz" und 2 „Die Trombe vom Schönenfessionslose Schule. (Im Erziehungsfreund, 1882.) baumgarten". Die erstere ist in dem grossen 6. Verirrungen im Unterricht in der deutschen Werk „Das Klima der Schweiz", von Maurer und Gramatik. (Im „Erziehungsfreund", 1885.) 7. Viele Bill willer erschienen, und der Verfasser hatte die Abhandlungen in den von ihm redigierten „Semi- Genugtuung, dass seine Hageltabellen von den narblättern" und in den später von ihm redigierten Versicherungs-Gesellschaften als Basis für ihre „Pädagogischen Blättern". 8. Psychologie oder Prämienberechnung verwendet wurden. In der Seelenlehre. (1. Auflage, Zug, Blunschi, die fol- 2. Arbeit stellte er unter Zuhilfenahme der Wellengenden vier Auflagen bei Herder, Freiburg i. B.) lehre, eine neue Theorie über die Entstehung der 9. Pädagogik oder Erziehungslehre. (Freiburg i. Windhosen auf. Um die Lehrerschaft der thurg. B., Herder, 5. Auflage, 1909.) 10. Unterrichtslehre, Kantonssdiule erwarb er sich grosse Verdienste dazu als Anhang: Abriss der Denklehre. (S.Auf- als Mitglied und später als langjähriger Präsident lage, bearbeitet von Vinz. Fischer, Freiburg i. B., der Kommission für Gründung der Alters-, WitwenHerder, 1910.) 11. Geschichte der Pädagogik. und Waisenkasse. Seiner Anregung verdankt die (2. Auflage, bearbeitet von Vinz. Fischer, Freiburg thurg. Kantonsschule, die allen modernen Ani. B., Herder, 1913.) 12. Comeneus. 13 Pestalozzi. forderungen entsprechende Ausgestaltung der phy(Ein Konferenzvortrag, Zug, bei Blunschi.) 14. Ein sikalischen Räume. Vergleiche Programm der Blick auf die Schule und die Schulbestrebungen thurg Kantonsschule, Schuljahr 1917/18. Hess im Kt. Zug am Ende des letzten und zu Anfang war nie als Lehrer in seinem Heimatskanton tätig. unseres Jahrhunderts. Im Zuger Neujahrsblatt, Ein bedeutend jüngerer Mitbürger und tüchtiger 1896, S. 3—37. Schulmann dagegen, der uns durch frühen Tod Nach seinem Tode widmete ihm die Presse entrissen wurde, hat ausschliesslich in seiner Vatergrosse Anerkennung. Vergl. das reiche Literatur- stadt gewirkt, nämlich Prof. Rud. Weiss. verzeichnis bei Dr. Meyer, Zuger Biographien und Der Jahresbericht der Kantonsschule in Zug Nekrologe, S. 11 und 12. Seine pädagogischen (Schuljahr 1920/21) enthält auf Seite 33 - 42 einen Lehrbücher haben sowohl in der schweizerischen von Herrn Prof. J. Rieser verfassten, pietätvollen als in der ausländischen Presse sehr günstige Nekrolog zur Erinnerung an den dahingeschiedenen Besprechungen gefunden. Kollegen. Indem wir auf diese fleissige Arbeit Wie Baumgartner als pädagogischer Schrift- und auf die Nekrologe in der Zuger Ta^espresse steller so erwarb sich ein anderer zugerischer verweisen, geben wir hier nur einige kurze bioSchulmann hohe Anerkennung auf naturwissen- graphische Notizen. Rudolf Weiss wurde am 8. Februar 1869 in schaftlichem Gebiete, nämlich Prof. Dr. Cl. Hess, geb. den 4. September 1850 in Zug, studierte daselbst Zug geboren. Sein Vater Spitalverwalter Burkart und am Polytechnikum in Zürich, wurde Verweser Weiss war ein tüchtiger Drechsler, der als Geam Lehrerseminar in Rorschach und nach einem selle im Jahre 1848 in Paris die Februarrevolution halben Jahr Lehrer am Technikum in Mittweida miterlebt und in den Tuilierien den zertrümmerten (Sachsen) und nach drei Jahren Prof. an der Kan- Königstron Louis Philipps gesehen hatte. Im Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug Gegensatz zum energischen und gesprächigen Vater war die Mutter, Barbara Brandenberg, eine stille, gemütvolle und fromme Frau, welche den Knaben sorgfältig erzog. Von den Eltern erbte Weiss ernste Lebensauffassung und grossen Fleiss, vom Vater praktischen Sinn und Liebe zum Vaterland, von der Mutter Gemütstiefe und religiösen Sinn. Nachdem Weiss die städtische Primarund die Sekundärschule, sowie das Obergymnasium mit gutem Erfolg besucht und eine vortreffliche Maturitätsprüfung abgelegt hatte, widmete er sich an den Universitäten Basel, Genf und Zürich dem Studium der romanischen Sprachen und germanistischer Fächer. Um den Seinen beizustehen, nahm er im Herbst 1889 eine Lehrstelle im Pensionat bei St. Michael in Zug an. Am französisch-italienischen Vorkurs erteilte er Unterricht im Deutschen und im Französischen, an der Realschule und an einer Seminarklasse gab er Französisch und erteilte zeitweilig an einer Klasse Geschichtsunterricht. Er arbeitete mit gutem Erfolg und wusste auch im Vorkurs, in der schwierigsten Klasse der Anstalt, die Disziplin taktvoll aufrecht zu halten. Anno 1893 wurde der an der Kantonsschule in Zug wirkende Prof. W. Wick, als Lehrer an die Handelsschule in Luzern berufen und Weiss wurde dessen Nachfolger in Zug. Bis im März 1909 erteilte er Unterricht in Geographie, Französisch und in den Handelsfächern. Als im Jahre 1909 die dreikursige Handelsschule ins Leben trat, wurde Weiss als Handelslehrer gewählt. Er war Lehrer von Beruf, arbeitete sich rastlos vorwärts und wusste auch die Schüler zu edlem Wetteifer anzusporren. Zur Weiterbildung machte er anno 1897 und 1899 Studienreisen nach Italien, die er im Feuilleton des Zuger Volksblattes reizend beschrieb. Im Dienste des Vaterlandes erwarb er sich den Grad eines Hauptmanns der Infanterie. Dem städtischen Gemeinwesen diente er als Präsident der Rechnungsprüfungs- und als Mitglied der Bibliothek-Kommission, sowie als Aktuar und Bibliothekar der Theater-Kommission und als eifriger Förderer des Neubaus. An der Entwicklung des Verkehrswesens nahm er regen Anteil und suchte dieses als Redaktor des Fremdenblattes möglichst zu fördern. Seiner im August 1902 mit Josefine Keiser geschlossenen Ehe entsprossen drei Söhne und 25 ein Töchterchen, denen er ein treubesorgter Vater war. Seit Ende 1916 kränklich, unterzog er sich im Oktober 1917 in Zürich einer Operation. Diese brachte nur vorübergehende Heilung. Dank der sorgsamen Pflege von Seiten seiner Gattin und Dank der ihm eigenen Energie arbeitete er trotz schwerem Leiden pflichteifrig. Montag den 7. März hielt er noch vormittags bis 11 Uhr Schule, dann musste er aussetzen, und am 19. März halb 11 Uhr trat der unerbitterliche Tod an ihn heran. Er war ein pflichteifriger Lehrer, ein lieber treuer Kollege, ein grundsätzlicher Politiker, ein ganzer Zuger und echter Patriot, ein Freund der Kunst und Wissenschaft, ein idealer Mann (Rieser). Werke: Beeinflussung der deutschen Sprache durch die italienische. Jahresbericht der Kantonsschule Zug, 1909. Beiträge zur Verkehrsgeschichte des Kantons Zug. Schulprogramm 1911. Führer durch den Kanton Zug und Umgebung. Die zugerischen Heilstätten im Aegerital, Zuger Neujahrsblatt, 1920. Das neue Heim der zugerischen Kantonsschule, Zuger Neujahrsblatt, 1921 Im Zuger Volksblatt erschienen ausser der bereits erwähnten Reisebeschreibungen, mehrere Gedichte, im Zuger Fremdenblatt viele duftige Artikel über die Schönheit des Zugerlandes. Vergleiche die bereits erwähnte Arbeit des Herrn Prof. J. Rieser und die Nekrologe in der Zuger Tagespresse. * * * Noch mancher tüchtiger Lehrer und manche pflichteifrige Lehrerin hat in unserem Kantongewirkt, deren Namen der eine oder andere Leser vermissen wird. Seinem Plane gemäss beschränkte sich der Verfasser dieser Arbeit darauf, nur von denen biographische Notizen über die Lehrer und Lehrerinnen zu bieten, welche aus dem Kanton Zug stammen und sich literarisch betätigt oder Institute gegründet haben. Diese Studie dürfte den Beweis geliefert haben, dass der Kanton Zug in pädagogischer Beziehung ehrenvoll dasteht. Die gegenwärtige Lehrerschaft, mit welcher der Verfasser seit mehr als einem halben Jahrhundert freundschaftlichst verbunden ist, möge durch das Beispiel hingeschiedener tüchtiger Standesgenossen begeistert werden zu rastloser Arbeit, zur Ehre Gottes und zum Wohle der Jugend und damit zum Heil unseres inniggeliebten Vaterlandes. Gedichte von Isabelle Kaiser JUGENDPARADIES. (Erinnerungsskizze aus der Zeitschrift „Jugendzeit"). Mein Zug! Wurde nicht jeder von uns in seinem Leben aus einem Paradies mit feurigen Schwerter getrieben? Du warst mein Jugendparadies, versunkenes Eiland, daraus die seligsten Erinnerungen, wie Vinetaglocken, mir aus der Tiefe der Vergangenheit überallhin nachklingen! Nie wäre ich sonst freiwillig aus deinen Pforten geschritten, Du meines Vaters Stadt, deren Banner, weiss wie der Schnee deiner Firnen, und blau wie die Flut deines Sees, über die gothischen Türme deiner Schutzwälle weht! Aber wenn das Schicksal wieder die Pferde wechselt, da wirken die Ereignisse zwingender als Heimatliebe und Treue! Wie könnte ich jemals dem kleinsten Gau der Urkantonen, am lieblichsten aller Seen, entfremdet werden? Meinem Zug, verdanke ich das Spriessen und Blühen der himmlischen Blume, deren Same Gott in meine Seele hinwehen Hess! Die grösste Offenbarung erwuchs mir aus der Schönheit der zugerischen Natur: in ihren Buchten, Wäldern und Gärten erblühte mir das Wunder der Poesie! Dort dehnte sich am grünen Gestade, mit Tannenforst und Matten, das grosselterliche Landgut, das wir „Bethlehem" tauften, weil ein Stern uns dort aufging, und das gesegnete Stückchen Erde uns wirklich zum „Heiligen Lande" wurde, im goldenen Schein der Jugendsonne! O! Tage voll reicher Gnade, wo ich im Gehäuse einer alten Klosteruhr, die zum Bücherkasten verwandelt worden war, heimlich, eine illustrierte, zerrissene, mäusezernagte Ausgabe von Tassos „Befreites Jerusalem" fand und verschlang! Da war es mir, als hätte mich ein Engel an der Hand genommen, um mich in Armidens verzauberte Haine zu führen, wo alle Quellen der Poesie verschwenderisch sprudelten! Aber unser Garten war es, der mir in diesen Zeiten des Erwachens, täglich seine blühenden Wunder erschloss, und Wind und Wellen wurden mir Lehrmeister, wie ich solche nie bessere besessen! Ich war eine andächtige Schülerin, wenn in stürmenden Tagen die biegsamen Aeste der Tannen und Lärchen sich hoben und senkten, wie steigend-fallende und fallendsteigende Verse. Da lernte ich die Gesetze der rhythmischen Lehre. Wie die Lüfte sich regen im Blütenbaum mit der bebenden Eintönigkeit der Zäsuren! Stundenlang lauschte ich am Strand, meinem Zugersee beim Spiel der Wellen die Tonabwägung ab, wenn die Schaumkämme, sich nie überstürzend, sondern paarweise, mit dem anspringenden, hinausdrängenden Gang der Jamben, stets von neuem anstürmend, das blaue Feld durchbrausten. Die langen Wogen sanken, wie im Trochäus, in freier Abwechslung ruhig ab, mit elegischer, rhythmischer Malerei! Sie wetteiferten in frohen Uebungen, wie schwebende Spondeen! Die ersten Züge der Wandervögel, die kündeten, dass es schon irgendwo blühe, das uranfängliche Grünen der Berge, das Schwanken der schwerbehangenen Aeste, das hymnenartige Brausen der gewaltigen Wogenbrust, das Wandeln der Nacht durch den nachtigallendurchschmetterten Hain, der Morgentau im Kelch der Lilien . . jeder Akkord aus dem allmächtigen Choral spornte mich zum Wetteifer und wurde zum unvergleichlichen Lehrmeister. Da trachtete ich heimlich danach, den Wogen den Wohlklang, den Tannen den wiegenden Rhythmus, den Blumen den geheimnisvollen Duft, der Amsel den süssen Klang im Frühwind, und den Sternen das ewige Blinken abzulauschen, um sie in den ersten Liedern, wo alles sich wahllos drängte, in Harmonie umzusetzen! So erschloss sich mir der Pfad zur Kunst. Mein Herz schwieg noch, im Traum der Kindheit befangen. Mein ganzes Wesen war nur lauschendes Erwarten: Schlummerlied und Psalm zugleich, denn Liebe und Tod hatten meine träumende Seele noch nicht aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Alles in der Natur wurde mir zum Sinnbild eines poetischen Vorganges. Kaum war aber der Tod im glückumfriedeten Hain von „Bethlehem" eingedrungen, und die erste Liebe durch die sommerlichen Pfade des Gartens geschritten, so wurde mir alles zum Erlebnis.. In Trauer und Liebe atmete ich die Poesie in vollen Zügen ein: jedes bange Gefühl dichtete ich um, jede Träne kristallisierte ich zum LiedeAlles was da bebte, duftete, liebte und litt sollte in seliger Verzückung in meinen Liedern jubeln und klagen und schluchzen, wie tönende Gewässer, die kein Ufer hemmt. So entstand in kurzen Monden mein Erstlingsbuch! Die Stunde aber, da mich der erste Schritt in die Oeffentlichkeit hinausführte und ich meine Gedanken mit Druckerschwärze auf dem Papier gebannt sah bleibt mir unvergessen. Ich weiss nicht, ob ich jemals später beim Anblick der Nike vom Samothrake auf den Treppen des „Louvre", angesichts Rembrandts „Homer" im Rijnksmuseum zu Amsterdam, auf Tiberius Spuren in Capri, auf den Pfaden eines Heiligen Augustin in Karthago, oder auf Venedigs Lagunen, eine tiefere Regung empfand, als damals in der Kindlichkeit des achtzehnjährigen Herzens! Wie könnte ich dich je vergessen, du mein Jugendparadies „Bethlehem", am fürstlichsten aller Erdenseen, im gothischen, trauten Städtchen Zug! O wundersames, benedeites Haus im Jasminhain, wo die Fluten am Strand mit den Wasserrosen kosten, die Schwäne nachts am Fuss meines Ruhebänkchens ihr Haupt unter den weissen Schwingen bargen! Der heimliche Garten, wo ich die Scholle pflügte, und meine „Stiefmütterchen" jeden Lenz, unter meiner sorglichen Pflege sammetnere und sattere Farben aufwiesen! Die blauen Fluten der Wogenbrust, die sich wie Jamben und Trochäen hoben und senkten und mir in untadeliger Schöne alle metrischen Geheimnisse offenbarten! Das uranfängliche der Berge, die sich allmorgendlich den staunenden, kinderhellen Augen in reiner Pracht entschleierten! Die Blumen, die mir im zarten Kelch der Winde die taubenetzte Schönheit des Morgens anboten! Die Sterne, die mir allnächtlich mit göttlichem Blick zuwinkten und Kunde brachten von höheren Welten! Die kleinen Armeleutekinder, die barfuss zu mir pilgerten, um sich auf der Wiese an Spiel und Labung zu ergötzen! Meine Schwester, die Lieblichen, deren Lieder und Violinklänge die Wanderer auf der Strasse zum lauschenden Stillstehen zwangen und die Nachtigallen im Erlengebüsch zum Wettgesang anspornten! Mein Bruder, mit der heimlichen Musik, die er mit sich umhertrug, und die ihm wie ein weicher Fluss über das ganze Wesen rann . . um im Totenland allzufrüh auszuklagen! Die Bäume, die himmelan strebten, deren Wipfel voll singender Vögel waren, und deren Aeste voll leuchtender Früchte hingen, die sie uns verschwenderisch zu Füssen warfen! Wie musste das Leben selbst zum Trauermarsch werden und die Schicksalsschläge sich fürchterlich mehren, bis es einem Erzengel mit dem Feuerschwert gelang, die zwei 27 28 Gedichte von Isabelle Kaiser letzten Vereinsamten der schönen Familie, meine Mutter und ich, aus diesem Eiland des Glückes zu vertreiben! Erst als unser „Bethlehem" wie ein versunkenes „Vineta" die Glocken seliger toter Tage von den zugerischen Gestaden her, für uns schwang, da erbaute ich meiner Mutter, am Strand wo ihre Wiege stand, am Vierwaldstättersee die stille „Einsiedelei".. Da wurde sie in eine Winternacht „die sieben granitnen Stufen hinausgetragen" . . . Nun bleibt die Erinnerung das letzte Paradies, daraus kein Cherub mich mehr verjagen kann! APHORISMEN. — In der Freude blühen wir, aber wir wachsen im Leide. — Die Liebe soll ruie das Meer sein und tiefer werden, je weiter man auf ihren Fluten segelt! — Die Musik ist der Sonntag unserer Lebensrpoche. — Sprich niemals: „Alles ist zu Ende mit mir!" in solchen Stunden hebt oft das tiefste Leben an. — Die Menschen können ihr ganzes Mass nur in der Prüfung ausgeben: erst wenn der Wind weht, entfalten die Fahnen ihre ganze Pracht. — Ein Fels ist ein Hindernis auf dem Pfade des Schwachen, und perhilft den Tapferen, sich höher zu schwingen! — Die Freude ist eine Garbe, die nur zu zweien gebunden werden kann. — Die Narbe einer Wunde wird uns oft zum besten Schild. — Es gibt kein besseres Licht als das Leid um das Leben in seinen tiefsten Tiefen zu beleuchten. — Auch der Todesnacht winkt ein Morgenrot! Von J. M. Weber=Strebel, Zug DIE STILLE, PFORTE. Still öffnet sich eine Pforte Auf unseres Lebens Fahrt. Wo weder Liebe noch Worte Den Eingang uns erspart! Wohl dem, den gläubige Stärke Zum Tor geleiten kann .. Ihm folgen seine Werke Zum heil'gen Hain hinan! Sie steht am letzten Hügel, Hoch, in Verschwiegenheit, Und öffnet ihre Flügel Weit auf die Ewigkeit. 0 still verschwiegene Pforte Wir streben dir alle zu. Du führst am stillsten Orte, Heimwärts in tiefster Ruh. Wer fern von aller Beschwerde Dort wandelt mit Zuversicht, Zog aus dem Bereich der Erde, Doch aus dem Leben nicht! 1923 Ermitage pon Beckenried Die Zunft der Schneider, Tuehseherer und Gewerbsleute in Zug seit der Gründung bis zur Fran^osen^eit ISADE.LLE. KAISER. ine der schönsten Schöpfungen für die Bürgerschaft und teilweise für den Adel im Altertum bis in die neuere Zeit, war die Schaffung und Gründung der Zünfte. Unter Zunft (Innung) versteht man ein von der zuständigen Obrigkeit bestätigter und geschützter Verband von Personen zum Betriebe oder Ausübung eines gewissen Gewerbes oder Handwerkes, nach bestimmten Satzungen oder Verordnungen unter einer selbstgewählten Kommission, mit der Befugnis, alle andern Personen, seien sie Bürger, Bei- oder Hintersassen vom bürgerlichen Gewerbe auszuschliessen. Die Zünfte bildeten im Mittelalter einen der wichtigsten Faktoren zum Emporblühen und Wachstum der Städte. Durch die Zünfte gelangten die Leute zu Bildung, Kunst und Wohlstand. Die Zünfte hielten aber auch ihre Satzungen aufrecht, duldeten andere Handwerker und Hausierer etc., namentlich aus den Vogteien, welche sich in ihr Handwerk mischen wollten, in keiner Weise, wesshalb manigfache Klagen an die schutzsuchende Behörde gelangten. Einen Einfluss oder teilweise Schlag auf die Zünfte übte die französische Revolution aus. Die Vogteien wurden aufgelöst und die Aussengemeinden gelangten zu einer selbständigen Freiheit. Neben dem Gewerbe verfolgten die Zünfte, was nicht zu unterschätzen ist, auch einen christlichen Sinn. Jede erhielt den Charakter einer religiösen Körperschaft. Auch hatte jede Zunft ihren besondern Schutzpatron. Jeweilen vor einem Hauptbot fand eine kirchliche Feier mit Gedächtnis für die Ib. Abgestorbenen statt. Hierauf wurde dann die Jahresversammlung oder Hauptbot mit grosser Würde und Anstand gehalten. Keiner durfte dem anderen Mitmeister „ins Maul fallen". Dann erfolgten Schmausereien; sie waren reichhaltig, öfters wurden drei Mahlzeiten (das sog. Möhli) an einem Tag genossen. Die Zunft der Schneider, Tuchscherer und Gewerbsleute ist die älteste der noch gegenwärtig in Zug existierenden Zünfte oder Bruderschaften. Die erste Urkunde oder der Brief, datiert vom Jahre 1408. Die Satzungen wurden errichtet, Mittwoch nach St. Michaelstag. Dieselben zeigten was die Schneider und Tuchscherer für Gerechtigkeit haben. In einer Urkunde, stammend aus dem Jahre 1466, wird erwähnt, dass das Jahrzeit am Donnerstag in der Osterwoche stattfinden soll und zwar am Abend mit einer gesungenen Vigil, an welchem sich die fünf Priester beteiligen sollen und am folgenden Tag zwei gesungene Messen, die eine von unserer lieben Frau und die andere von den Seelen. Die andern drei Priester sollen auch auf das Jahrzeit Messe halten. Die Urkunde enthält noch eine Anzahl Namen mit Kerzenstiftungen. Eine Pergamenturkunde, welche mit der Aufschrift: „In dem Namen Gottes Amen", anno 1484 erschienen, enthält folgende Worte: „Universarium die da sindt in der Bruderschaft vnser lieben frauen Kertzen, Schneidern, Handwerk vnd ir mit Brüdern geordnet ist, das man Jährlich vf den Nächsten Dienstag nach den Osterfeyrtagen soll man ir all Jahrzeit begann am dem abend mit einen gesungenen Vigil, da Unser 30 Die Zunft der Schneider, Tuchscherer und Qewerbsleute in Zug Priester alle bey sollent sin vnd morendess zwu gesungne Mess, die eine von den Seelen, die andern von vnsre liebe trauen und die andern Priester sollent auch Mess hau, und Ir Jahrzeit helfen began, darum soll man Inen für tun, was billig ist". Anschliessend folgen die Namen, welche das Jahrzeit begehrt haben und in der Bruderschaft gewesen sind. Vorerst Hans Schicker, Nikiaus Schneider, Hans Freimann, Johann Schifli, Konrad Hiinenberg, Bötschi Kündig und Sohn Hans, Elisabeth Imgold etc. Ein Konrad Schmid hat 4 Pfund an die Kerzen, Hans Zobrist und seine Ehefrau geb. Meier und Hans Brenner und seine Ehefrau Verena 5 Pfund für ihr Seelenheil und das Jahrzeit und Kerzen gespendet. Ulrich Schmeltzer und Elisa Ihmhof, seine Ehewirtin 4 Gulden an Jahrzeit und Kerzen, Anna Hünenbergerin, des Kolins Mutter und ihre Tochter Katharina, Druckers Wirtin und ihre Söhne 8 Pfund. Ferner haben gespendet: Anton Wall 10 Pfund an die Kerzen, Elisabeth Wickart 2 Pfund, Rudi Keiser und seine Ehefrau Verena, Anna Butschin, Hans Müllers Ehefrau, Stefan Huber, sowie eine grössere Anzahl von Wohltätern verschiedene Beträge. Am 4. November 1657 hat die Ib. Gesellschaft den Pfleger Paul Sidler zu einem Bruderschaftsvogt oder Kerzenmeister ernannt und ist in diesem Jahr die Bruderschaft oder Zunft wiederum erneuert worden. Aus dem Jahre 1657 dato ein Rats-Recess, wonach auf Klage der vor Rat erschienenen Handwerks-, Gewerbs- und Handelsleuten den fremden Krämern, Handelsleuten und Hausierern, die nicht in unserm Kirchgang wohnhaft sind, verboten worden ist, ausserhalb der Messe und Jahrmärkten feil zu halten, auf Stöhren zu gehen und zu arbeiten. Ferner verbietet eine Pergament-Urkunde vom Jahre 1635, erlassen von Ammann und Rat und eine ganze Bürgerschaft den Bei- und Hintersessen in einer grössern Auseinandersetzung den Verkauf verschiedener Waren. Im Jahre 1659 hat vorgenannter Kerzenmeister Paul Sidler im Beisein von Ammann Georg Sidler, Meister Oswald Brandenberg, Wollenweber, Vogt Thom. Moos und Hans Kaspar Voster dem Kirchmeyer Peter Weber und seinem Sohn Kaspar den Bruderschafts-Altar zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit, zu St. Michael verdinget, die Schreinerarbeit zu machen, nämlich um 65 Gl. 1664 den 30. Oktober, bezahlt Seckelmeister Dam. Müller für ein Altartuch mit Blumen 5 Gl. 15 Seh. Kerzenmeister Paul Sidler und seine Ehefrau Anna Maria geb. Uttinger schenkte an den Bruderschaftsaltar zwei Fastentücher und Leut. Melch. Elsener an den Altar 24 Gl., Pfleger Osw. Brandenberg an die Bilder 4 Gl. 1667 verehrt Dr. Peter Spillmann und seine Ehefrau 2 Gulden 10 Schilling, Meister Noe Brandenberg 20 Pfennig und Jgf. Magdalena Kleimann 13 Seh. 1687 schenkte Hans Melch. Haberer der Bruderschaft 2 Gl. Der Opfersinn der Zunftgenossen erwachte ebenfalls wieder im Jahre 1692. Hans Jakob Speck gab 10 Gl. Dann testierte Kerzenmeister Jos. Menteler für sich und seine Hausfrau Barbara geb. Moos 100 Gl. Kapital, Meister Mich. Severin Weber verabfolgte ebenfalls der Bruderschaft 100 Gl., ferner Dom. Albertini und alt Kerzenmeister Oswald Weiss je 50 Gl. Zum Schütze des Gewerbes der Zunft ist unt. 6. Februar 1683 ein Schirmbrief von Stadtschreiber Landschreiber Landtwing gefertigt worden und ein fernerer von Stadtschreiber Heinrich Zurlauben im Jahre 1719. Dann beklagte sich anno 1757 die ehrende Meisterschaft der Schneiderzunft vor Rat, dass einige Weiber, als Bonaventura Moosen sei. Tochter, Frau Klara Speck und Franz Wickart sei. Ehefrau, junger „Menschen" das Schneiderhandwerk lernen und auf Stöhren gehen, auch Michael Brandenberg zur Arbeit gebrauchen, welche zuwider ihrer alten Artickeln und Erkanntnissen und auch ihrer Arbeit und Nahrung höchst nachteilig sei. Nach vorgenommener Citation, Verhör und Entschuldigung wurde vom Rat erkannt, dass einer Meisterschaft ihre Artickeln confirmiert sein sollen Beklagter Clara Speck sowie der Moosin solle jedoch bewilligt sein, Bürgerstöchtern für ihren ' Haushalt flicken und „büetzen" zu lehren, jedoch dass sie nicht auf Stöhren gehen. Die Lehrtöchter sollen aber der Meisterschaft zu keiner Zeit Schaden zufügen. Die Zunft der Schneider, Tuchscherer und Gewerbsleute in Zug Degen und Mantel und unbedecktem Haupt beiwohnen und keiner dem andern in die Rede fallen, es solle auch die Türe beschlossen sein und der jüngste Meister davor stehen. Neue Statuten oder Verordnungen wurden ferner im Jahre 1818 gutgeheissen. Die Zunft hatte nach denselben zu wählen: den Obmann oder Kerzenmeister, Fähndrich oder Pannerherr, Zimftschreiber und Jungmeister oder Weibel. Der oben erwähnte § 4 blieb unverändert als § 3. 1853 fand sich die Zunft wieder veranlasst, die Verordnungen zu revidieren. Bei der sog. Franzosenzeit 1798 waren die Schneider in der grössten Angst, ihre Habseligkeiten könnten eines schönen Tages von den Franzosen weggenommen oder gestohlen werden. Es ist daher unt. 18. Sept. 1798 einmütig gut gefunden und beschlossen worden, alle Capitalien, bis auf die gestifteten unter einannder zu „verzehren", welches geschehen ist. Den Stadt-Meistern ist aufgetragen worden, die Stiftung, solange es möglich ist, aufrecht zu erhalten und zwar mit allen Rechten. Diese Schlussnahme ist gefasst worden auf der Herberge zum Widder vor offener Lade der ganzen versammelten Bruderschaft. Die Zunft wurde jedoch nicht aufgelöst sondern verblieb fortbestehend bis auf den heutigen Tag. Hierüber schreibt Zunftschreiber Franz Anton Wickart folgendes: „Da nun wegen der eingetroffenen Revolutionszeit die Verteilung und Auflösung des Bruderschaftsfond es stattfinden soll, auch dazumal den Vogteien Anforderung und Guthaben befriedigt und ausbezahlt worden, haben die meisten hiesigen Mitglieder der Bruderschaft auch die Meinung, alles unter sich zu verteilen und so die Zunft zu vernichten. Dieses wäre nun geschehen, wenn folgende ehrende Mitglieder, namentlich Meister Martin Keiser, Kaspar Brandenberg, Franz Speck, Josef Bossard, Franz Fridlin, Leonz Elsener, Franz Spillmann, Kaspar Weber und Thade Brandenberg sich nicht entgegen gesetzt und auf das Recht gestützt hätten". Eine Klage über Bonaventura Moos sei. Tochter, die jedenfalls eine geweckte Person gewesen sein muss, ist schon im Jahre 1746 an den Rat ergangen, weil solche sich erfrechte, in das Handwerk der Schneider einzugreifen und Lehrtöchter anzunehmen. Auf dieses energische Entgegentreten ist nun die Existenz der Zunft im neuen Jahrhundert erhalten geblieben, was den vorgenannten Mitgliedern zu verdanken ist. Obiges ist an der Versammlung von 1818 in Erinnerung gebracht worden. Am 22. Oktober 1710 wurden wieder neue Statuten entworfen. Nach $ 4 solle man bei dem Bot (Versammlung), solange die Lad offen ist, mit Näheres über die Schneiderzunft ist in meiner Sammlung, welche in drei Bänden (Grossformat) 31 die sämtliche Statuten, Urkunden, Mitgliederverzeichnisse, Auszüge aus Ratsprotokollen, Kopien der Vor-und Hauptbote, Einladungen, verschiedene Drucksachen etc. von 1408 bis auf den heutigen Tag enthalten. Interessant sind die frühern grossartigen Schmausereien, von denen man heut zu Tag keinen Begriff hat. ZurZeit existieren noch die Schreiner-, Drechslerund Küferzunft, gegründet 1585, die Bäcker- und Müllerzunft, gegründet 1686. Nach der Franzosenzeit wurden im Jahre 1818 die Statuten neuerdings einer Prüfung unterworfen und revidiert. Schliesslich erwähne noch das Jahr 1820 infolge Verlegung der Herberge. 1820. Unterm 6. Jänner wurde von der Meisterschaft mit Mehrheit beschlossen, die Herberge zum Widder zu verlassen und in das Gasthaus zum Löwen zu übersiedeln, insofern der Gastgeber mit den gestellten Conditionen sich einverstanden erklärt. Hiebei ist noch eine herkömmliche Uebung zu beachten: 1. Beim Ansagen des Hauptbotes hat der Jungmeister etwas zu Abend zu gemessen, als etwa y2 Mass Most, ein Würstli mit Brod und soll vom Zoll befreit sein. 2. Nach dem Bratentisch oder vorher wird des Obmanns Frau '/-. Mass Zürichwein, einiges vom Braten- und Nachtisch, z. B. 1 Güggeli, etwelche Huppen oder Turtli gratis zugeschickt. 3. Am Sonntag nach gehaltener Mahlzeit kommt die Schneider-Kommission zu zahlen und erhält gratis ein Vespertrunk, 1 Mass ordinäre Wein, Brod und Hammen. Der obige Antrag wurde vom Löwenwirt freundlichst entgegen genommen, in der Weise, dass wenn keine jährliche Mahlzeit gehalten werde, dem Stubenvater 1 Kronenthaler aus der Zunftkasse bezahlt werden muss. Am folgenden 16. Oktober ist dann Stubenvater Alois Uttinger gegen Erlegung einer Taxe von 10 Gulden als Mitbruder in die Zunft aufgenommen worden. Auf den genannten Tag wurde sodann eine Mahlzeit mit 3 Tischen pro Kopf ä 28 Batzen oder 1 Gl. 29. Seh. erkannt. Der Bratentisch soll zwischen 5 bis 6 Uhr aufgetragen, der Nachtisch — weil zwischen diesem und dem Bratentisch aufgestanden und ausgeruht werden kann — etwas später als gewöhnlich serviert werden. 32 Die Zunft der Schneider, Tuchscherer und Gewerbsleute in Zug Jedes Mitglied erhält an die Mahlzeit 1 Gl. 20 Seh. aus der Zunftkasse, In der Gasthofküche des neu eingetretenen Mitgliedes wurde nun eine rege Tätigkeit entwickelt, um die rührigen Schneiderböckel zur Zufriedenheit bedienen zu können. Es wurden traktiert: 2 Suppen (Nüdeli-und Fleischsuppe), 2 Pasteten mit Fleischknöpfli, 1 Huhn in Reis, 2 Platten Schweinefleisch, 2 Platten Gemüse, 2 Platten Rindfleisch und 2 halbe Kalbsköpf, total 13 Platten. Am sog. Sosentisch: 1 Platte Zungen, 1 Platte verdämpfte Güggel, 2 Platten Hasenpfeffer, 2 Platten Forellen und Trischen, 2 Platten Spinat, 2 Platten eingebeiztes Fleisch, 2 Platten Hirn, 1 Platte Voressen etc., total 14 Platten. Nachtisch um 9 Uhr: 1 Platte Hammen, 1 Platte Zungen, 1 Mandeltorte, 1 Platte Huppen, 1 Platte Brezel, 2 Platten Mandelkernen, 3 Platten Hirzenhörnli, 2 Platten Türtli, 2 Platten Pasteten, 2 Platten Brödli, 2 Platten Trauben, 3 Platten Birnen, 2 Platten Zwetschgen, 2 Platten Kastanien und 2 Platten Pfirsich. GOLDENES BUCH Ehrentafel der Vergabungen im Kanton Zug pom 1. Oktober 1922 bis 30. September 1923. Das eoldne Buch soll seinen Pias errlneen. Wenn erulg sind verstummet Leid und Groll. Emporgehalten rclrds auf Adlerschrolneen. Als elnz'ges Buch, das Gott einst lesen soll. Isabelle Kaiser. Zug. Uebertrag Fr. 20,162.50 Baar. Einwohner-Gemeinde: Von Jos. Keiser, Hafner sei., Zug, Einwohnerwaisenfond . Fr. Bürger-Gemeinde: 500.-- Bürger-Gemeinde: Von Abbe G. Bossard, Zug, Waisenanstalt Fr. Von Frau Codelaghi sei., Hennebühl, Bürgerspital „ Von Jos. Keiser, Hafner sei., Zug, Bürgerspital „ Von Rektor Ribeaud sei., Luzern, Bürgerspital „ Von Th. Keiser-Stocklin sei., Zug, Bürgerspital „ Von Metallwarenfabrik Zug, Freibett Bürgerspital „ 10,000.— 1,000.— 1,200.— Von Wwe. Maria Gschwind-Schön sei. Bürgerfond Fr. 1,500.— Asylfond „ 500 — Cham. Kirch-Gemeinde: Von Fräulein Marie Grob sei., AltEnikon Fr. 500, 512.50 1,000.— 5,000.— Unterägeri. Hünenberg. Bürger-Gemeinde: Von Kantonsrat Balthasar Wyss sei., Meisterswil Fr. 2,000.— Von Kost Georg sei., Matten . . „ 1,000.— Bürger-Gemeinde: Von Wwe. Caminada-Galli, Unterägeri, für Armenzwecke . . .Fr. 500.— Kirch-Gemeinde: Von Wwe. Anna Emmenegger-Schmid Fr. 450.— Uebertrag Fr. 20,162.50 Walchwil. Kirch-Gemeinde: Von a. Kirchenrat Frz. Heinr. Rust, Regeten Fr. 1,000.— Uebertrag Fr. 26,662.50 Goldenes Buch 34 Uebertrag Fr. 350.— Von A. R.-R. sei., Zug . . . . . Fr. Von Ungenannt aus Zug . . . . „ «.-... « - TotalTr 200.— 5.— 555.— Uebertrag Fr. 26,662.50 Steinhausen. -H Kirch-Qemeinde: .•?•••;•• Von Farn. Jos. Müller sei., Hinterberg Fr. 300^— Total Fr. 26,962^50 Prot. Kirchgemeinde des Kantons Zug. Asyl Cham. Von Frau Bolliger-Baumann sei., (Restbetrag) Von Frau Bolliger-Baumann sei. . Von Fräulein Maria Grob sei., Cham Von der Nestle &Anglo-Swiss, Cham Diverse Beiträge Total derh.RegierungdesKantonsZug Diversen als Weihnachtsgaben Ungenannt aus Cham . . . der Frauenliga des Kantons Zug der Bank in Zug A. R.-R. sei., Zug W. C. Escher, Zürich . . . . Prof. Ribeaud sei., Luzern . . Nestle & Anglo-Swiss, Cham . Ungenannt aus Zug, 2 Beiträge Landis & Gyr A.-G., Freibett Totaf Fr. „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ Fr. 2,000.— 280.— 3,600.— 4,000.— 100.— 300.— 1,000.— 512.50 1,000.80.— 3,000.— 15,872.50 Tuberkulosenfürsorge im Kanton Zug. Fr. „ „ „ „ Fr. 4,785.15 4,000.— 1,000.500.— 4,583 30 14,868.45 Von der Allg. Konsumgenossenschaft Zug Fr. Von der Bank in Zug „ Uebertrag Fr. Von A. R.-R., Zug Von der Frauenliga des Kantons Zug Von der h. Regierung des Kantons Zug Von 5 zugerischen Gemeinden . . Total Fr. 300.„ 1,000.— „ 500.— „ 325.— Fr. 2,125— Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug. Zugerische Kinderheilstätte, Unterägeri. 50.— 300.— 350.— für den Zeitraum vom i. Januar 1919 bis 31. Dezember 1920. Sanatorium Adelheid, Unterägeri. Von Von Von Von Von Von Frauenliga des Kantons Zug. Von Von Landis & Gyr A.-G Fr. 5 0 0 . - Von Von der Korporation Zug . . . . „ 100.— Von Von der Spinnerei an der Lorze . „ 200.— Von Von der Metallwarenfabrik A.-G , Zug „ 200 — Von Von der Bank in Zug „ 200.— Total Fr. 1,200.— Von A. R.-R. sei. in Zug, Protest. . . Fr. 10,000.— Mädchenoberschule Total Fr7l 0,000.— Chronik des Kantons Zug Von der h. Regierung des Kantons Zug Von der Bank in Zug Von Landis & Gyr A.-G., Zug . . Total Fr. 300. „ 400. „ 500. Fr. 1,200 — 1919. Januar. 1. Anlässlich des Jahreswechsels macht die Spinnerei an der Lorze in Baar ihrer Arbeiterschaft hochherzige grosse Vergabungen als schönster Beweis edler Gesinnung und werktätiger Fürsorge. 4./5. Gewaltiger Föhnsturm zu Berg und Tal der namentlich in der Berggegend ein beträchtlicher Schaden anrichtet. Haus- und Scheunendächer werden arg demoliert. In Unterägeri wird die Wagenremise der E. S. Z. umgeworfen. Gegen 3000 Obstbäume werden entwurzelt. Der in den zugerischen Wäldern, von denen besonders die Korporationswaldungen von Zug, Ober- und Unterägeri hart getroffen sind, verursachte Sturmschaden beträgt annähernd 37,000 Festnieter. 6. Gelöbnisablegung des neuen zugerischen Kantonsrates in der St. Oswaldskirche. In der nachfolgenden Sitzung werden gewählt: als Landammann Dr. A. Herrmann, als Statthalter J. Knüsel. Die Staatswirtschafts-, Justiz- und die Redaktionskommission werden neu bestellt, Landschreiber Keiser, Gerichtsschreiber Wettach und Grundbuchverwalter Hürlimann bestätigt. Der Salzpreis wird auf 30 Cts. per Kilo festgesetzt. Neubürger Jak. Milz in Cham wird als Kantonsbürger angenommen und den zugerischen Krankenkassen an ihre ausserordentlichen Unterstützungen für Grippefälle ein vorläufiger Beitrag von Fr. 12,000.— bewilligt. 10. In Zug konstituiert sich der Arbeiter-Männerchor. 11. In Menzingen stirbt im 67. Altersjahre Jakob Schön, BUrgerschreiber, Dorfpräsident, Wirt zur „Krone", ein gewissenhafter Beamter und um die Oeffentlichkeit vielverdienter Mann. 12. In Oberägeri beschliesst eine stark besuchte Versammlung die Gründung eines Einwohnervereins. In Baar stirbt im 32. Altersjahre an der Grippe Silvan Hotz-Feusi, Landwirt in Notikon, ein tüchtiger Mann seines Berufes und strammer Guide. 16. Kantonsratssitzung. Die kantonalen Beamten werden bestätigt und div. Kommissionen ergänzt. Weiterberatung des Strassengesetzes. 19. In Baar wird der Schulverwalter Wilhelm Kistler zum BUrgerschreiber und Einzüger und Josef Dossenbach zu Kirchenweibel gewählt. 20. In Zug wird der Einwohnerverein gegründet mit Dir. Stutz als Präsident und O. Zeier als Aktuar. 235 Mann erklären sich zum Beitritt. Februar. 2. In Zug wählt man zum Betreibungsbeamten Jos Brandenberg, Buchdrucker, zum Weibel Karl Acklin, Schriftsetzer. An der Korporationsgemeindeversammlung in Unterägeri wird vom Forstverwalter der Sturmschaden vom 5. Januar auf 13,000 m» geschätzt. Den grössten, den die zugerischen Korporationen betroffen. 7. In Arth segnet das Zeitliche Frau Kath. Föry-Acklin, zum „Schützenhaus", eine freundliche Wirtin, arbeitsame Frau, treue Gattin und gute Mutter. Sie hat ihre Vaterstadt Zug nie vergessen. 10.62 Jahre alt stirbt in Baar Emil Meyer, Uhrmacher, ein rühriger Geschäftsinann, der für das fortschrittliche Leben in der Gemeinde alles Interesse zeigte und für gemeinnützige Bestrebungen eine offene Hand hatte. 12. Der in geistiger Frische arbeitende und unermüdliche Historiker, Publizist und Landammann Anton Weber in Zug feiert seinen 80. Geburtstag. 14. In Oberwil-Zug verlässt das Irdische Johann Josef Keiser, Metzger, eine originelle, typische Gestalt des idillischen Weilers. 16. In Zug wird zum Bürgerweibel ohne Gegenvorschlag Karl Acklin, Schriftsetzer, gewählt. 23. In Cham wird ein Einwohnerverein gegründet. In Zug konstituiert sich die Gemeinnützige Baugenossenschaft. 24. In Neuheim stirbt im Alter von 85 Jahren Clemens Schön, a. Bürgervizepräsident und Kirchmeier, ab Unterhof, ein um sein heimatliches Gemeindewesen viel verdienter Mann. 27. Auf Zugerberg stirbt im 27. Altersjahr Dr. phil. Johann Bucher, von Lunkhofen, Lehrer der Naturwissenschaften am schweizer. Landeserziehungsheini, ein tüchtiger Lehrer und Erzieher. März. l:ln Zug-Trubikon feiert alt Kantonsrat Nikolaus Keiser seinen 90. Geburtstag. 3. In Unterägeri stirbt, 81 Jahre alt, a. Kantonsrat Joh. Jos. Hugener, Landwirt im Hobacher, ein fleissiger Bauersmann von altem Schrot und Korn. Sein jüngster Sohn ist als P. Leonhard, Konventual des Klosters Einsiedeln und Präfekt der dortigen Stiftsschule. 6. Kantonsratssitzung. Eine Motion betr. Schaffung eines kantonalen Arbeitsamtes wird erheblich erklärt und die Beratung des Budgets pro 1920 begonnen. 10. In Unterägeri wird die Kinderheilstätte „Heimeli" eröffnet. Die von Frau A. Page-Schwetzmann geschenkte Anstalt beziehen sechs jugendliche Insassen. 12. Zwei Flugzeuge der Fliegerschule in Dübendorf unter Leitung von Oberlt. Bider, nehmen auf der Schurtannenwaid eine Landung vor. 18. In Baar wird den Ihrigen nach kurzem Krankenlager Frau Alphonsina Meyenberg-Meienberg, Papierfabrik, Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1919 36 entrissen, eine allgemein beliebte, überaus wohltätige Frau. In Zug erliegt einer Lungenentzündung Sr. M.Veronica Küng, Ordensschwester im Kloster Maria Opferung, im Alter von erst 44 Jahren, eine tüchtige und überaus beliebte Lehrkraft an der städtischen Mädchenschule. 21. Konferenz im Kantonsratssaal in Zug zur Beratung von Massnahmen gegen die Arbeitslosigkeit und Schaffung von Arbeitsgelegenheit; die Tagung ist von Vertretern der gemeindlichen Behörden, der Industrie, und des Handwerkes zahlreich besucht. 23. Versammlung des kantonalen Gewerbevereins in Zug zur einheitlichen Regelung des Ladenschlusses. 28. In Zug wird der Verein ehemaliger zugerischer Landwirtschaftsschüler gegründet. 30. Die Einwohnergemeindeversammlung in Zug gewährt an die städtischen Angestellten Teuerungszulagen, genehmigt den Voranschlag pro 1919 und das Demissionsgesuch des Gesangs- und Musikdirektors Bonifaz Kühne, dessen grosse Verdienste gebührend verdankt werden. 31. In Allen winden stirbt, 68 Jahre alt, plötzlich Alois Durrer-Burch, der Hauptförderer der Erstellung des neuen Friedhofes der Pfarrfiliale Allenwinden. April. 1. Im 86. Altersjahre entschläft in Zug Otto Syz, von Knonau, früher Hotelier zum Hotel „Hirschen", dessen Freundesund Bekanntenkreis durch alle Gaue unseres Landes zog. Einem Schlage erliegt in Zug der frühere Bergallmendverwalter und bekannte Wirt zur Schönegg Karl Josef Speck im Alter von 52 Jahren. Der 1. April narrt den Frühling! Er zieht im weissen Schneemantel durch Berg und Tal. 6. In Steinhausen stirbt, 70 Jahre alt, Wwe. Katharine Iten-lten, früher während vielen Jahren (1869-1878 und 1894—1911) pflichteifrige und bewährte Lehrerin an der Knabenunterschule in Unterägeri. 8. Wiederaufgebot des Bataillon 48. Es rückt 857 Mann stark in Zug ein, um nach Kloten mittelst Bahntransport disloziert zu werden. Der fortgesetzte Regen richtet vielerorts Schaden an. Erdschlipfe werden gemeldet aus Unterägeri (Berg) und Kohlrain-Menzingen. 11. Starker Schneefall auf den Berghöhen von Menzingen und im Aegerital. 19. Im Moos, Cham, brennt die zu Fr. 4,000— versicherte Scheune des Rem. Peter vollständig nieder. 20. Die Pfarrgemeinde Cham feiert das Osterfest in seiner Pfarrkirche in der Freude über die in allen Teilen wohlgelungene Renovation des grossen, schmucken Gotteshauses. 28. Streik der christlich-sozialen Arbeiterschaft in der Spinnerei Unterägeri, der nach zwei Tagen beigelegt wird ohne den erwarteten Erfolg. In Zug begeht Bürgerschreiber M. Weber-Strebel sein 30-jähriges Amtsjubiläum, dem man bei diesem Anlass das Lob eines pflichtgetreuen und arbeitsamen Beamten nicht vorenthält. Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1919 Mai. •. 3. a. Kantonsrat J. Vollenweider in Zug begeht seine goldene, eine seiner Töchter die silberne und eine Grosstochter die grüne Hochzeitsfeier. Ein seltenes Zusammentreffen. 4. Das Zugervolk nimmt in der eidgenössischen Abstimmung den Schiffahrtsartikel mit 2,546 Ja gegen 535 Nein und die zweite Kriegssteuervorlage mit 2040 gegen 928 Stimmen an. In Unterägeri wird als Friedensrichter an Stelle des demissionierenden Regierungsrates O. Henggeler, Oberleutnant Josef Merz gewählt. 5. Im Konvikt St. Michael in Zug stirbt 74 Jahre alt Franz Josef Elsener, vo"n Menzingen, Sprachlehrer von 1885 bis 1887 und 1914 bis zu seinem Tode an dortigem Institut. Tüchtige und pflichteifrige Lehrkraft. 11. Die reformierte Kirchgemeinde des Kantons Zug beschliesst den Ankauf der Liegenschaft der Kirschwassergesellschaft Zug anderChamerstrasse um 125,000 Franken mit der Zweckbestimmung als Pfarrhaus. 14/21. Firmungsreise des Diözesanbischofes Rev."">s Dr. Jacobus Stammler in den Pfarrgemeinden des Kantons Zug. 15 Rückkunft des Bataillons 48 in Zug. Inspektion und Defilee vor dem Divisionär Sonderegger, der nachher der h. Regierung einen Besuch abstattet und anlässlich desselben der Zuger Truppe für ihre gute Haltung und guten Geist während des Ordnungsdienstes bei Zürich seine Anerkennung ausspricht. 21. P. Macarius Muggli, O. C. im Kapuzinerkloster Zug begeht sein goldenes Priesterjubiläum. Schon am 27. verkündet des Klnsterglöckleins Klingen den Heimgang des greisen Jubilars. 24. Der Stadtrat Zug wählt zum Musikdirektor Richard Wissmann, von Uznach, Gesang- und Musiklehrer in Genf. 25. Die Kirchgemeinde-Versammlung in Zug wählt zum neuen Chordirektor R. Wissmann in Genf und beauftragt den Rat, für den Bau eines neuen Pfarrhofes Pläne und Kostenberechnungen erstellen zu lassen. Jahresrechiuing pro 1918 und Voranschlag pro 1919 werden genehmigt. 27. Im Alter von 81 Jahren stirbt in Zug Helene Keiser, ab Frauenstein, das letzte Glied der Familie Keiser zum Frauenstein, Seniorin der Stadtgemeinde. Der Kantonsrat nimmt verschiedene Motionen entgegen, wählt die vier Bankräte und zwei Rechnungsrevisoren der Kantonalbank, bewilligt einen Kredit von 20,000 Fr. für Instandstellung der Bahnhofstrasse in Zug und regelt die Teuerungszulagen für die kantonalen Beamten und Angestellten. 31. Die Schlossbesitzung in Buonas-Risch ist von Baron von Kleist an ein bernisches Konsortium um 1,250,000 Fr. verkauft worden. • Juni. ;. • 1. Die Einwohnergemeindeversammlung in Zug beschliesst u. a. nach Antrag des Stadtrates die Subventionierung der privatlichen und genossenschaftlichen Bautätigkeit und die Erstellung gemeindlicher Bauten, ferner die Anschaffung eines Sprengautomobils. 5. Auf dem Platze Zug streiken wegen Lohndifferenzen die Zimmerleute, unbekümmert darum, ob es den Arbeitgebern möglich ist, trotz Darniederlage des Baugewerbes Zulagen bewilligen zu können. 12. In Menzingen stirbt im Alter von 58 Jahren a. Bürgerrat J. Josef Röllin, Landwirt in der Euw, ein tüchtiger, fortschrittlicher Mann, der allen öffentlichen Fragen sein Interesse entgegenbrachte. Er war besonders Freund der landwirtschaftlichen Organisation. . 22. An der internationalen Ruderregatte in Zürich konkurriert der Seeklub Zug im Vierer-Yolede-mer-Rennen und geht mit seinem „Chriesi" als erster von acht startenden Klubs durchs Ziel. Der Preis ist eine Wappenscheibe. 23. Das Schloss Buonas-Risch wird vom Zürcher AbeggStocker in Zürich käuflich erworben. 29. An der 21. internationalen Ruderregatte des Vierwaldstättersees in Luzern erringt der Seeklub Zug den zweiten Preis. . ; • • Juli. 2 In Zug tagt der Verband Schweiz. Obsthandelsfirmen. 6. Die Kirchgemeinde Unterägeri wählt als Pfarrhelfer den Neupriester Hermann Schüepp von Zufikon bei Bremgarten. 8. Schwere Gewitter, teilweise mit Hagelschlag, richten in Aegeri und Risch vielfach Schaden an. Wesentlicher ist in Risch der Wasserschaden. In manchen Heimwesen hat der Sturm zahlreiche Bäume entwurzelt. 10. Der Kantonsrat behandelt u. a. die Teuerungszulagen an die kantonalen Beamten und Angestellten und setzt die Beratung betreffend Regelung des Motorwagenverkehrs fort. 12. In Zug konstituiert sich die Bau- und Wohngenossenschaft zugerischer Arbeiter und Angestellter, welche als Hauptzweck den Bau von Einfamilienhäusern mit Gartenland vorsieht. 18. Gottfried Keller-Zentenarfeier in Zug. 24 Die höhern Berge prangen im Neuschnee. Auch in den Niederungen beträgt die Temperatur nur 10° C. Der Kantonsrat beschäftigt sich mit der Förderung der Hochbautätigkeit. 28. Ehrw. Schwester Berthe Pretre seit 9'ß Jahren als Krankenschwester im Bürgerspital Zug wirkend, wird als Frau Mutter in ein Spital in Creusot (Frankreich) berufen. Man sieht die ausgezeichnete Pflegerin von hier nur ungern fortziehen, wo sie sich ein gutes Andenken gesichert hat. August. l.Am Morgarten wird mit patriotischer Feier die Enthüllung der Gedenktafel für die im Dienste des Vaterlandes während des Aktivdienstes 1914—1919 gestorbenen Wehrmänner verbunden. Das Morgartenschiessen am gleichen Tage zählt über 600 Schützen. Die Festrede hält Direktor Stutz aus Zug. 3. Am Dent de Mordes stürzt Hermann Weber, Kaufmann in La Sarrez zu tode. Bürger von Neuheim, geboren 1880 in Baar, war ein intelligenter Mann von gold- 37 lauterem Charakter, der leider allzufrüh den Tod in seinen geliebten Bergen finden musste. Er ist in Collonges zur ewigen Ruhe bestattet worden. 7. In Hinterburg-Neuheim stirbt, 72 Jahre alt, Kaspar Müller zur Hinterburgmühle, ein tüchtiger und bekannter Geschäftsmann. 11. In Oberägeri stirbt, 92 Jahre alt, die Seniorin der Gemeinde, Frau Wwe. JosephaNussbaumer-Schuler, Mutter des vor Jahresfrist gestorbenen Oberlehrers Joh. Nussbaumer in Unterägeri. 17. In Zug beschliesst die Einwohnergemeindeversammlung die Erweiterung der Friedhofanlage, die Neuerstellung des Schiesstandes im Koller, genehmigt den Vertrag mit dem Kanton betr. die Kantonsschule und Erwerb der Liegenschaft „Athene" zu kantonalen Schulzwecken und bewilligt die Kredite für die Unterstützung der Wohnungsbauten. 21. Auf seinem idyllischen Landgute „Rosenberg" in Zug wird vom Tode ereilt a. Oberrichter Josef Theiler, eine führende Persönlichkeit auf landwirtschaftlichem Gebiete, dank seiner vielseitigen praktischen und theoretischen Kenntnissen; auch der Oeffentlichkeit hat er in manchen amtlichen Stellungen verdienstlich gedient. 23/25. tagt in Zug der Schweiz. Buchbindermeisterverein. 26. In Hünenberg stirbt im Alter von 70 Jahren Josef Luthiger, kantonaler Blitzableiterinspektor und tüchtiger Schmiedemeister von reichlichen Fachkenntnissen und unermüdlicher Arbeitskraft. 31. Die Brotkarte nimmt ihren Abschied. Das Zuger Volk nimmt mit 783 Ja gegen 211 Nein die Vorlage betr. Förderung der Hochbautätigkeit an, wodurch die Grundlage geschaffen ist, auf welcher eine vermehrte Bautätigkeit einsetzen kann, besonders nach der Seite des genossenschaftlichen Wohnungsbaues hin. September. 5. Auf Zugerberg, in seinem geliebten Landeserziehungsheim, stirbt unerwartet infolge Schlaganfall Professor Johann Hug, Direktor des Instituts. Gebürtig aus Affeltrangen, holte er sich seine erste pädagogische Ausbildung in Zug, treffen ihn dann zur weitern Ausbildung in England, um nachher seit 1898 an der zug. Kantonsschule 15 Jahre mit Erfolg als Sprachlehrer zu wirken. Im Platanenhof eröffnete er ein internationales Knabeninstitut u. gründete später das Landeserziehungsheim auf Felsenegg, um dieses nach jeder Hinsicht zu einer idealen Bildungsstätte zu gestalten. Dem Hingeschiedenen sind auch die Interessenten des Verkehrswesens und die Freunde des Theaters dem eifrigen Mitförderer der Bestrebungen auf diesen Gebieten zu grossem Dank verpflichtet. 6. Einem schweren Leiden erliegt in Zug Hauptmann Rudolph Moser-Landry, Kaufmann. Eine urchige Bernernatur, ward ihm Zug zur zweiten Heimat; an den Geschicken und Entwicklung der Stadt nahm er regen Anteil und er stellte sich dem Vereinsleben überall dienstbereit zur Verfügung. Besonders der Stadtmusik nahm er sich als deren Präsident an. Mit Rudolf Moser ist ein guter Patriot, treuer Kamerad und Freund aller idealen Bestrebungen dahin gegangen. 38 Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1919 und 1920 Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1919 8. Der Kantonsrat genehmigt den Antrag auf Ankauf der „Athene" und bewilligt den bezüglichen Kredit von Fr. 535,000. —. Durchberaten wird der Vertrag des Kantons mit der Stadtgemeinde Zug betr. die Kantonsschule bezüglich Beitragsleistung der Stadtgemeinde. Die Kirchgemeindeversammlung in Zug bewilligt das Kreditbegehren des Kirchenrates im Betrage von Franken 400,000. — für den Bau eines neuen Pfarrhauses und genehmigt das Besoldungsreglement für Geistlichkeit und Kirchenbedienstete. 11. Waldbrand im Obersparren im Areal des kantonalen Staatswaldes. Ungefähr eine Jucharte Jungwald wird vernichtet. Orösserer Schaden wird durch die Feuerwehren von Menzingen und Oberägeri verhindert. 13. Der Kantonsrat beschliesst die Partial-Revision des Steuergesetzes. 14. Die Einwohnergemeinde Risch genehmigt den Kaufvertrag betr. das Schulhaus, welches früher der KolIaturgenossenschaft Risch, dann der Kirchgemeinde gehört hatte. In Oberägeri, Jubiläumsproduktion des kantonalen Zäzilienvereins. 23. In Baar wird vom Schlage getroffen der in weiten Kreisen bekannte Franz Dahinden, früherer Obsthändler und Fuhrhalter, ein schlichter, unternehmungsfreudiger Geschäftsmann. In Veuissieux, bei Lyon, stirbt ehrw. Frau Mutter und Generaloberin Alexander Weber von den kath. Missionen U. L. F. von den Aposteln, geb 1856 in Oberwil bei Zug, eine vielverdiente, von Papst Pius X. hochgeschätzte und geehrte Missionärin in Aegypten. 28. In Cham kantonaler christlich-sozialer Parteitag, der gegen 600 Teilnehmer zählt. Oktober. 1. Gerichtssubstitut Ernst Butler in Zug erfüllt sein dreissigstes Amtsjahr und findet an seinem Jubiläumstag die verdiente Anerkennung als pflichtgetreuer, vorbildlich amtender Sekretär. In Zürich stirbt Simon Bollag, über 40 Jahre bekannter Geschäftsmann in Zug. 2. A. R. Custer, langjähriger Leiter des Hotel Schünfels und Chalet Zugerberg übernimmt den Betrieb des von Fritz Stadler käuflich erworbenen Hotels Zugerhof. 5. Konservativer Parteitag in Zug zur Behandlung der Kantonsschulhauserwerbung und der Nationalratswahl. Zum Sekundarlehrer in Unterägeri wird Alb. Keiser von Zug gewählt. 6. In Zug stirbt im 56. Altersjahr Heinrich Suter-Hürlimann, Mitglied des Kirchenrates der reformierten Kirchgemeinde des Kantons Zug und angesehener Angestellter der Metallwarenfabrik Zug. 7 Abt Basilius Fellmann von Engelberg weiht die neue Kapelle auf Deubühl in Baar, welche von der Familie Steiner gestiftet wurde. 8. Das Institut Menzingen wird von Dr. Graf Huyn, Erzbischof von Prag, besucht. 12. Freisinniger Parteitag in Zug zur Behandlung der Nationalratswahl und eidgenössischen Tagesfragen. Professor Iten in Zug feiert unter grosser Anteilnahme seiner Kolpingssöhne das silberne Jubiläum als Gesellenpräses. der Revisionsvorlage des Wirtschaftsgesetzes fortgesetzt. Der Antrag des Regierungsrates auf Beitragsleistung an das BUrgerspital Zug wird zur Begutachtung an die Staatswirtschaftskommission gewiesen. Der Rat geht zur Einzelberatung der Revisionsvorlage des Steuergesetzes über. 23. Der Kantonsrat entspricht dem Gesuche des kantonalen Verkehrsvereins um Aufhebung des Sonntagsfahrverbotes für Motorfahrzeuge, erhöht die Besoldung des Gerichtsschreibers auf Fr.8000—, erledigt in erster Lesung das Gesetz betreffend Errichtung eines kantonalen Arbeitsnachweises und tritt in die Beratung der Partialrevision des Wirtschaftsgesetzes ein. 26. Zum zugerischen Nationalrat wird mit 2914 Stimmen Dr. H. Stadlin-Graf, bisheriger Mandatsinhaber gewählt. Der sozialdemokratische Kandidat (Moskauer Richtung) H. Gallmann erhält 1260 Stimmen. 27. In Zug stirbt der Senior der Stadtgemeinde und des Kantons, Johann Baptist Zürcher von Menzingen, ein 96-jähriger Jüngling", früherer Lehrer und nachmaliger Kassier der Kreditansialt. Bis in die letzten Lebenstage erfreute er sich des geistigen und körperlichen Wohlbefindens. In Zürich stirbt Pfarrer und Kapitelssekretär Dr. Joh. Bapt. Hildebrand von Cham, geb. 1866, Priester, 1889, Pfarrhelfer in Cham; Lehrer am Gymnasium in Zug 1892; 1894 Ordensnovize bei den Jesuiten in Holland; nach dem Austritt aus Gesundheitsrücksichten Vikar in Zürich 1899; 1905 Pfarrer an der Kirche zu St. Peter und Paul. Hochverdienter, schaffensfreudiger und verehrungswürdiger Priester. Er wurde in der Heimatsgemeinde Cham bestattet. 29. Landung und Aufstieg eines 8-plätzigen Luftbootes auf dem Zugersee unter Führung von Flieger-Leutnant Frick. November. 4. Im Kloster Maria Opferung in Zug stirbt Sr. Coleta Ritter von Cham, geb. 1847; Profess 1868; an die 30 Jahre „Lehrfrau" an der städtischen Mädchenschule, der sie ihre ganze Kraft und besondere Begabung widmete. 6. Der Kantonsrat setzt die erste Lesung der Wirtschaftsgesetzrevision fort. An Stelle des demissionierenden langjährigen Direktors der Kantonalbank, Severin Koch, wird aus 33 Bewerbern Eugen Rimli, Verwalter der Filiale Romanshorn der Thurgauischen Kantonalbank gewählt. 1.—9. Kapuziner-Volksmission in Cham. 8. In Baar stirbt der in weiten Kreisen bekannte Alois Schumacher, früher Land- und Gastwirt, ein tüchtiger, umsichtiger Geschäftsmann, der stets für Fortschritt auf allen öffentlichen Gebieten eingenommen war. 23. Die Korporationsgemeindeversammlung in Unterägeri setzt das Holztreffnis pro Genosse auf Fr. 20.— fest. Auf Veranlassung der Ortsgruppe Zug der Vereinigung Schweiz. Republikaner referiert Redaktor J. B. Rusch aus Mels über den Völkerbundsanschluss der Schweiz. Die Mehrheit der Versammlung spricht sich nach der Diskussion pro et contra für den Beitritt der Schweiz zum Völkerbund aus. 27. Im Kantonsrat interpelliert Dr. A. Meyer den Regierungsrat über die Vorarbeiten betr Vollzug der Einführungsbestimmungen zum Kranken- und Unfallversicherungsgesetz; die Motion Köpfli auf Revision der Strafprozessordnung wird erheblich erklärt und die erste Lesung Dezember. *'•:>/, 3. In Menzingen segnet das Zeitliche Kaplan und Sextar Franz Josef Elsener, geb. 1842; Priester 1868, seit welchem Jahre er ununterbrochen in der Heimatgemeinde als Pfarrhelfer, später als Kaplan der dortigen sog. Elsenerpfründen wirkte. Kaplan Elsener war ein Geistlicher von gediegener Bildung, bescheidenem Auftreten, friedlicher Gesinnung und zeichnete sich in allem durch vollkommen priesterlichen Lebenswandel aus. Der Einwohnerverein Zug veranstaltet einen Vortrag über den Völkerbund, als dessen Freund Dr. Max Huber referiert. 10./11. In Zug tagt der Schweiz. Katholische Frauenbund. 12. Vortrag über den Völkerbund, als dessen Gegner Dr. Eugen Curti-Forrer aus Zürich spricht. Dr. G A. Keiser von Zug wird vom Regierungsrat des Kantons Aargau zum Lehrer für Französisch und Italienisch am Seminar Wettingen gewählt. 17. Der Regierungsrat wählt an Stelle des zurücktretenden langjährigen und durch getreue Amtsführung vielverdienten Staatskassiers Regierungsrat Pl Steiner als Nachfolger den bisherigen Finanzsekretär J Küster 21. Zahlreich besuchte Versammlung in Zug mit Referat von Kantonsingenieur Müller über den Ausbau der elektrischen Strassenbahnen im Kanton Zug durch Neuerstellung der Linien Zug-Oberwil, Zug-KollermühleCham-Sins. In Walchwil stirbt der Senior des kantonalen Polizeikorps Alois Hürlimann, 74 Jahre alt, seit über 40 Jahren ein zuverlässiger Wächter der öffentlichen Ordnung und in seiner Gemeinde ein Freund ihrer Entwicklung und der Förderung der Vereine und des öffentlichen Lebens. 28. Der kantonale Schützenverband beschliesst die Veranstaltung eines kantonalen Schützenfestes in Menzingen. 29. In Baar stirbt Frau Bertha Iten-Nöllin als letzte Sprosse des alten Aegerigeschlechtes der Nöllin (eingebürgert 1533). 31. Im Kantonsrat wird die Interpellation Dr. Meyer betr. Einführungsbestimmungen zum Kranken- und Unfallversicherungsgesetz beantwortet. Der Rat beschliesst, den durch Schlachtung von Seuchenvieh betroffenen Viehbesitzern von Neuheim und Menzingen aus dem kantonalen Viehentschädigungsfond 75"/» des Gesamtschadens von Fr. 50,000. — zu vergüten. Die zweite Lesung der Vorlage betr. kantonales Arbeitsamt wird abgeschlossen. Nach 25-jähriger Wirksamkeit als Sektionschef tritt von diesem Amte Gemeindeschreiber Pius Nussbaumer in Oberägeri zurück. Sein Nachfolger ist M Müller, Korp., im Schranken, Hauptsee. 39 Abgesehen vom gewaltigen Schaden des Föhnsturmes war das Jahr 1919 der Landwirtschaft günstig, weniger dagegen teilweise der heimischen Industrie und besonders ungünstig dem Gewerbe. Die ungünstige Zeitlage spiegelt sich auch im Staatshaushalt. Die Staatsrechnung weist im Verkehr bei Fr. 2,129,671.12 Ausgaben und Fr. 1,888,076.98 Einnahmen, einen Ausgabenüberschuss von Fr. 241,594.14 auf. Seit 1917 übersteigt derselbe über eine halbe Million. Das eigentliche Staatsvermögen ist aufgezehrt und die in frühern „fetten" Jahren angelegten und geäufneten offenen und stillen Reserven sind in den letzten drei „magern" Jahren zur Neige gegangen. Auf dem Grundbuchamt in Zug sind pro 1919 474 Handänderungen im Gesamtbetrage von Fr. 19,151,647 14 eingetragen Grundpfandverschreibungen wurden 340 im Betrage von Fr. 3,263,411 43 errichtet. Gülten nach neuem Recht wurden keine errichtet. Die Elektrischen Strassenbahnen im Kanton Zug beförderten im Jahre 1919 820,193 Passagiere und 17,432 Tonnen Güter. Die Betriebseinnahmen betragen Franken 451,066 25, die Ausgaben Fr. 302,788.95, sodass ein Betriebsüberschuss von Fr 148 277 30 resultiert. Die Zugerberg- und Strassenbahn verzeichnet pro 1919 an Betriebseinnahmen Fr 124681 46, an Ausgaben Franken 94,007 93, sodass sich ein Betriebsüberschuss von Fr. 30,673 53 ergibt Die Zuger Kantonalbank erzielt pro 1919 einen Reingewinn von Fr 262,787 — und schüttet eine Dividende von 5 % aus. Die Bank in Zug, in deren 79. Jahresrechnung sich neben der Vermehrung des Geschäfts- und Kundenkreises das Vertrauen weitester Volks- und Geschäftskreise äussert, erzielte einen Nettogewinn von Fr. 417,264. 44, der die Ausrichtung einer Dividende von ö'/s °/o gestattete. Die äusserst befriedigende Entwicklung dieses Institutes innert acht Jahrzehnten ist eine erfreuliche. Es spielt im Wirtschaftsleben unseres Kantons eine ebenso gerechte wie nutzbringende Rolle Der Gewinnsaldo der Wasserwerke Zug A.-G. beträgt Fr. 222,942 05, die Dividende der Aktionäre wird auf 6 % festgesetzt. 1920. Januar. 4. Die Dorfgemeinde Baar beschliesst zur Verstärkung der Wasserversorgung die Anlage eines Pumpwerkes im Kostenvoranschlag von Fr. 75,000.—. 7. In Arth folgt seiner unlängst verstorbenen Gattin im Toce Martin Föry-Acklin, Wirt z Bierbrauerei „Schützengarten". Bürger von Zug und vormaliger Wirt zum „Hecht" daselbst, war er trotz dem Wegzug von der Stadt in manigfachen familiären und freundschaftlichen Beziehungen zu ihr geblieben und in seinem grossen Bekanntenkreis geachtet und geliebt. 12 Ein heftiger Sturmwind fegt durch das Land, der da und dort, namentlich im Aegerital einigen Schaden anrichtet. 40 Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1920 Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1920 15. In den Berglagen wird Streue eingeheimst und nach Kartoffeln gegraben, welche Arbeiten im Oktober 1919 wegen Eintritt von verfrühtem Winterwetter nicht vorgenommen werden konnten. 22. Im Kantonsrat interpelliert Genosse Gallmann den Regierungsrat über den Abbau in der Abgabe allgemein verbilligter Milch, diverse Motionen werden entgegen genommen, zum Regierungssekretär Ernst Wickart von Zug gewählt und das Gesetz betr. Arbeitsnachweisatnt nach redaktioneller Bereinigung angenommen. Für die Erstellung der 1. Etappe der Trottoirsanlage Zug-Baar werden Fr. 70,000.— bewilligt und mit der Beratung der Steuergesetzrevision begonnen. 29. Der Kantonsrat beschäftigt sich mit der Revision des Steuergesetzes. 30. Im Kloster Gube! stirbt die frühere Frau Mutter und jetzige 2. Oberin Sr. M. Mathilde Isak, 69'/: Jahre alt, eine segensreich wirkende Vorgesetzte des Konvents. Seit Beginn des neuen Jahres, hat in unsern Bauerngemeinden ein reger Liegenschaftshandel mit Abschlüssen zu exorbitanten Preisen eingesetzt. und erteilt dem Stadtrat Vollmacht, in der Angelegenheit „Athene"-Turnhallevermietung gegen den Kanton auf dem Prozesswege vorzugehen. Das Bulletin des Kantonsarztes meldet 379 Grippefälle im Kanton, wovon auf die Stadtgemeinde 165 entfallen. Der Stadtrat von Zug wählt als Sekundarlehrer am Burgbachschulhaus Albert Keiser, von Zug, zur Zeit in gleicher Stellung in Unterägeri, nachdem Sekundarlehrer J. Schönenberger nach 42-jähriger, pflichtgetreuer und erfolgreicher Wirksamkeit seinen Rücktritt genommen. 26. Der Kantonsrat setzf die Beratung der Revisionsvorlage des Steuergesetzes fort und weist die neue Vorlage des Einführungsgesetzes zur Kranken- und Unfallversicherung an eine sieben-gliedrige Kommission. 28. In Oberägeri stirbt der Gemeinde-Kassier Wolfgang Letter, im Mitteldorf, ein gewissenhafter Beamter. Zufolge der milden Witterung ist auch in höhern Lagen die Vegetation erwacht. Es blühen nicht nur Primula veris sondern auch Ercia camea, Crocus vernus, Helleborus niger, Anemone hepatica usw. Februar. 5. In der Agatha-Woche bildete sich auf dem Aegerisee eine ziemlich feste Eisdecke, während zu derselben Zeit Streue gemäht und an die 100 Fuder ab den Riedmatten eingebracht werden. 9. Der Kantonsrat nimmt die erste Lesung des Revisionsentwurfes des Steuergesetzes wieder auf, beantragt die Schaffung eines Abwartes im neuen Kantonsschulgebäude, setzt in Wiedererwägung eines frühem Beschlusses die Entschädigung für im Kantnn firaubünden gesömmertes und wegen Seuche geschlachtetes Vieh auf 80 % des Schadenbetrages fest und genehmigt die Staatsrechnung pro 1917. 10. Wegen plötzlichen, starken Auftretens der Grippe in Zug, werden die üblichen Fastnachtsanlässe vom Stadtrat untersagt. 12. Der Regierungsrat dehnt das Verbot der Fastnachtsanlässe auch auf die Gemeinden aus. Das Bulletin des Kantonsarztes meldet über 250 Grippefälle, wovon 122 auf die Stadtgemeinde entfallen. 12. In Zürich stirbt, 79 Jahre alt, Major Fritz Wyss-Grämiger, von Zug, der sich in frühern Jahren um die Oeffentlichkeit in seiner Vatergemeinde verdient gemacht hat. 15. In Risch stirbt im 70. Altersjahre der bekannte Wirt z. Gasthaus u. Pension „Waldheim" Bernard Schriber. 17. In Steinhausen (Sandplatten) stirbt 94 Jahre alt der Senior der Gemeinde und wohl auch des ganzen Kantons, Konrad Fähndrich, gewesener Küfer und Tambour. 19. Der Kantonsrat setzt die Revisionsarbeit am Steuergesetz fort. 22. DieEinwohnergemeindeversammlung von Zug genehmigt das Besoldungsreglement, verwirft den stadträtlichen Antrag auf Schaffung einer Stadtingenieurstelle, beschliesst die Erweiterung der Friedhofanlage in südöstlicher Richtung im Kosten-Voranschlag von Franken 300,000.—, genehmigt den Voranschlag pro 1920 März. 1. In Zug segnet das Zeitliche R. D. Professor Josef Iten, Kaplan der St. Karlspfründe, Sekretär des Priesterkapitels Zug, Diözesanpräses der Katholischen Gesellenvereine des Bistum Basel, von der Grippe-Lungenentzündung dahingerafft im Alter von erst 51 Jahren. Geb. 1869, 18. Mai in Zug; Student an der Kantonsschule Zug, Stiftsschule Einsiedeln, Theologie-Student bei den Jesuiten in Innsbruck, auf der Universität Freiburg und am Priesterseminar Luzern; 1894 Primiziant und Kaplan an der St. Karlspfründe in Zug, Lateinlehrer an der städtischen Sekundärschule bis zu seinem Tode. Verdienter Förderer des katholischen Vereinswesens, ein milder, gütiger, überaus beliebter und makelloser Priester, dessen stille Lebensarbeit dem Wohle der Mitmenschen galt. In Zug verlässt das Irdische Josef Hegglin-Kerckhoffs, im 58. Altersjahre, bekannt als überaus tüchtiger Bankbeamter und Direktor des Bad Schönbrunn, der seine vielseitigen Kenntnisse auch der Oeffentlichkeit in der Heimatsgemeinde Menzingen und in Zug zur Verfügung stellte. 2. In Zug langen 314 erholungsbedürftige Wienerkinder an, um an ihre Pflegeorte verteilt zu werden. 3. In Cham brennt die zu Fr. 18,200.— versicherte, grosse Scheune des Landwirtes Josef Betschart in Rumentikon nieder. 4. Der Kantonsrat nimmt nach Entgegennahme einer Interpellation und einer Motion die Beratung des Voranschlages pro 1920 auf, welcher bei Fr. 2,025,835— Einnahmen und Fr. 2,113,994 — Ausgaben ein mutmassliches Defizit von Fr. 88,159— voraussieht. Zugszusammenstoss in Zug mit ziemlich beträchtlichem Materialschaden für die S. B. B. 5. In Hausen am Albis stirbt der in den benachbarten zugerischen Kreisen wohlbekannte und geachtete Dr. Robert Zürrer im Alter von 58 Jahren. 9. In Unterägeri wird der Zürcher Heilstätte Erliberg deren Leiterin Frau Dr. Fanny Naef-Züblin durch den Tod entrissen. Volle 35 Jahre hat diese als Anstaltsvorsteherin mit grüsster Umsicht und nie versiegender Energie gewirkt. Ihre Gesundheit und Kraft erschöpfte sich im Dienste der Kranken und Armen. 11. Der Kantonsrat führt die Beratung des Voranschlages pro 1920 zu Ende und erledigt die zweite Lesung der Teilrevisionsvorlage des Wirtschaftsgesetzes. 14. Der konservative und der liberale Parteitag in Zug • nehmen Stellung zu den eidgenössischen Abstimmungs•'•• vorlagen betr. Verbot der Errichtung von Spielbanken, betr. Ordnung des Arbeitsverhältnisses und zum Völker'•: bund. Die Grippe ist im Erlöschen. In der Zeit vom ; • 25. Januar bis 14. März kamen 1225 Fälle zur Anmeldung, doch ist mit den unangemeldeten meist leichtern Erkrankungen mit einer Zahl von 3000 zu rechnen. 17. In Meisterschwil-Hünenberg stirbt 83 Jahre alt B. Wyss, Vizepräsident des Einwohnerrates 1878—1906, 1878— .. 1914 Mitglied des Schulrates, 1894—1910 Mitglied des Kantonsrates; der Verstorbene war allgemein beliebt und geachtet als tüchtiger Berufs- und Amtsmann. 18. Der Kantonsrat setzt die Revisionsarbeit am Steuergesetz fort, nachdem er den Sonntagsautomobilverkehr eingeschränkt und der Beteiligungander Aktienerhöhung der Nordostschweizerischen Kraftwerke zugestimmt hat. 21. Das Zugervolk verwirft mit 1629 Nein gegen 1033 Ja das Initiativbegehren betr. die Spielbanken sowie mit 1471 gegen 884 Stimmen den bezüglichen Gegenentwurf der Bundesversammlung. Die Vorlage über Ordnung des Arbeitsverhältnisses wird ebenfalls mit 1560 gegen 1402 Stimmen verworfen. 23. Eisenbahnunfall in Cham zufolge Zugsentgleisung. Ein Bremser, Josef Scherer, Kondukteur-Aspirant, erleidet einen Beckenbruch. Der Materialschaden ist ziemlich beträchtlich. In der Verzinkerei Zug fällt der 17-jährige Arbeiter . August Schicker von Baar in einen Kessel siedender Säure und erliegt den qualvollen Brandwunden nach drei Tagen. 25. Im Kreise der Literarischen Gesellschaft Zug ist die Dichterin Isabelle Kaiser zu Gaste, die aus eigenen Werken der Poesie und Prosa rezidiert. April. 4. In Zug wird das von einer Spezialkommission der zuger. Gemeinnützigen Gesellschaft geleitete Gemeindehaus und alkoholfreie Wirtschaft eröffnet in den Räumen . des ehemaligen Hotel „Falken" am Postplatz. Als Kaplan von Niederwil-Cham wird R. D. Pfarrhelfer Röllin in Neuheim gewählt. 5. Das erweiterte kantonale konservative Parteikomitee beschliesst mit 16 gegen 5 Stimmen, es sei dem Volke die Annahme der Völkerbundsvorlage zu empfehlen. 11. Die freisinnige Partei portiert als Regierungsratskandi• daten für den zurücktretenden Dr. H. Stadlin-üraf den Parteipräsidenten Dr. Albert Meyer in Zug. "': In Unterägeri beschliesst man die Einstellung des Dampfschiffverkehrs auf dem Aegerisee. 41 In Baar begeht man das silberne Jubiläum des Bestandes der gewerblichen Fortbildungsschule. 19. In Steinhausen wird eine Telephonzentrale dem Betrieb übergeben. 21. In Unterägeri beklagt man den Hinschied von alt Regierungsrat und Landammann Karl Josef Merz, geboren 1856. Vom armen Fabriklerknaben zum Besitzer eines grosscn Sägewerkes sich aufschwingend, stellte er seine Arbeitskraft auch der Oeffentlichkeit zur Verfügung. 1891 Mitglied des Kantonsrates bis 1918, 1892—1896 Mitglied des Ortsbürgerrates, 1894—1903 Mitglied und Präsident des Einwohnerrates, desgleichen von 1909— 1913. 1894-1918 Mitglied der h. Regierung, 1910 Landammann. Gemeinde und Kanton sind seinem verdienstlichem Wirken zu grossem Dank verpflichtet. 25. Als Regierungsrat wird gegenüber dem offiziellen freisinnigen Kandidaten Dr. Albert Meyer der „wilde" Gemeindeschreiber J. Staub von Neuheim, als Mitglied des Kantonsgerichtes an Stelle des zurückgetretenen Othmar Andermatt, Gewerbesekretär Joh. Trachsler gewählt. Zufolge der lokalen Versammlungen zur Besprechung des Völkerbundes beginnen die Wellen für und wider denselben hochzugehen. Die Diskussion darüber wird zum Tagesgespräch der Diplomaten am Wirtstisch und im Blätterwald rauscht ebenfalls Für- und Gegenwind. 30. Von der Redaktion des „Zuger Volksblatt" tritt nach 17-jähriger verdienstlicher Wirksamkeit Dr. H. Stadlinüraf zurück. Die Schriftleitung des Blattes übergeht an eine Redaktionskommission. Mai. 4. In Zug wird das neue Kantonsschulgebäude „Athene" mit einer kirchlichen und weltlichen Feier eingeweiht. 6. Der Kantonsrat bewilligt für die Heizanlage im neuen Kantonsschulgebäude den Kredit von Fr. 38,000.—, nimmt in der Schlussabstimmung die Vorlage des revidierten Wirtschaftsgesetzes an, ebenso in erster Lesung die Revisionsvorlage der Einführungsbestimmungen zum Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs und beratet schliesslich die Revisionsvorlage des Steuergesetzes. 9. In Zug grosse Völkerbundstagung auf dem Postplatz. Bundesrat Motta spricht zu der 3000-köpfigen Versammlung für den Eintritt in den Völkerbund. Die Diskussion wurde nicht benützt und eine Resolution im Sinne des Motta'schen Mahnwortes angenommen." 13.1. Zentralschweizerischer Arbeiter-Schwingertag in Zug, an dem 80 Schwinger konkurrieren. Die zugerische Landeswallfahrt nach Einsiedeln zählt rund 1600 Teilnehmer. 16. Das Zugervolk verwirft mit 3121 gegen 2839 Stimmen den Beitritt zum Völkerbund, welches Resultat freilich das eidgenössische Gesamtergebnis nicht beeinflusst: ! 413,300 Ja gegen 321,000 Nein. 25. In Menzingen wird ein Turnverein gegründet. 26. Ein starkes Hagelwetter geht über der Gegend von . Risch nieder und verursacht grossen Kulturschaden. 42 Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1920 Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1920 Juni. 2. Rev. D. Bischof Dr. Jakobus Stammler, Burger von Baar und Bremgarten, feiert seinen 80. Geburtstag in bestem Wohlbefinden. 6. Dr. med. Josef Iten-Weiss kann seitens der Bürgergemeindeversammlung die Glückwünsche seiner Mitbürger zum silbernen Jubiläum seiner Präsidentschaft entgegen nehmen, in welcher Zeit er stets in umsichtiger und uneigennütziger Weise die Interessen der Bürgergemeinde wahrgenommen hat. 11. In Cachnela, Bolivia, stirbt im 27. Altersjahre Armin Schmid, Sohn von Weibel H. Schmid sei. in Baar. Sein Drang nach Erweiterung der kaufmännischen Kenntnisse Hess ihn der Tod in fremder Erde finden. 13. Die stark besuchte Einwohnergemeindeversammlung in Zug spricht sich bei Behandlung der Sekundarschulorganisation mit erdrückender Mehrheit gegen die Aufhebung der Burgbach-Sekundarschule aus. In Unterägeri stirbt, 74 Jahre alt, Jakob Iten, alt Posthalter, welcher dem dortigen Postbureau 42 Jahre vorgestanden und die auftretende Entwicklung der Ortschaft durch die Arbeitsvermehrung an sich am besten erfahren und erleben konnte. In Menzingen scheidet aus dieser Welt a. Präsident und Kantonsrichter Josef Zürcher, Schönbrunn, ein tüchtiger Bauer und verdienter Beamter. 15. In Zug stirbt im 56. Altersjahre Emil Reutemann, Spenglermeister, ein tüchtiger und bekannter Handwerker und Förderer des Gewerbewesens und des Stadtturnvereins. 19. Alt Obergerichtspräsident und Stadtrat Eugen Schwyzer und Gemahlin feiern ihre goldene Hochzeit 27. Kantonaler Turntag in Cham bei grosser Anteilnahme der Turner und Turnerfreunde. Juli. l.Der Kantonsrat bereinigt das neue Strassengesetz, gewährt für den Waldweg Mühlestock-Sparren (Menzingen) den Nachkredit von Fr. 12,000—, nimmt das Gesetz betr. Aenderung der Patentveranlagung an, beginnt die erste Lesung des neuen Besoldungsgesetzes. 4. In Steinhausen stirbt, 27 Jahre alt, Weibel Burkhard Jans-Schlumpf, Schreinermeister, ein tüchtiger vielversprechender Bürger. 10. In Zug stirbt, öB'/a Jahre alt, Kantonsrat Josef KündigMtiller, Verleger des „Zuger Volksblatt" seit 1894, Kantonsratsmitglied seit 1901. Von guter allgemeiner und fachlicher Bildung, bewährte sich Kündig als überaus schätzenswerte Arbeitskraft im Dienste der Oeffentlichkeit und der freisinnigen Partei, im Fachverein und im kantonalen und städtischen Handwerker- und Gewerbeverein. Gerechtigkeitssinn Güte, und.Freundlichkeit und Wohlwollen gegen jedermann, der mit ihm zu verkehren hatte, vervollständigten das schöne Charakterbild des Verewigten. 14. R. D. Professor Zuber im Institut Hl. Kreuz bei Cham, begeht in feierlicher Weise sein silbernes Priesterjubiläum. 15. Der Kantonsrat ergänzt verschiedene Kommissionen und erledigt die erste Lesung des Besoldungsgesetzes. 16. In Zug stirbt der besonders in Sängerkreisen und in der Stadt wohlbekannte und geachtete Joseph Rapp, Coiffeur, im Alter von 71 Jahren. 21. R. D. Parrhelfer Alphons Andermatt begeht in aller Stille in seiner Filialkirche zu Allenwinden das silberne Priesterjubiläum. Am Mönch verunglücken tötlich zwei Mitglieder der Sektion Rossberg S. A. C: Josef Weiss-Sidler, Werkmeister, von und in Zug und Paul Merz, Hüttenchef der Sektion Rossberg, von Aarburg, in Zug. Von einem Unwetter überrascht, zahlten sie ihre Liebe zu den Bergen, die sie stets vorsichtig und geübt bestiegen, mit dem Tode. 25. Die Korporationsgemeindeversatnmlung in Unterägeri wählt zum Kassier, an Stelle des zurückgetretenen Reg.-Rat. O. Henggeler, den Kaufmann Josef Iten, Eisenhandlung, Seefeld. August. l.Am Morgarten-Schiessen beteiligen sich über 600 Schützen mit 67 konkurrierenden Gruppen. An der Schützengemeinde hält die Festrede Major und Nationalrat Dr. Enderli von Zürich. 5. Der Kantonsrat nimmt eine Motion betr. Erstellung von Wohnungsbauten entgegen, schliesst die erste Beratung des Besoldungsgesetzes ab, nimmt das Gesetz betr. Jagdgebühren an und tritt auf die Beratung der Revisionsvorlage des Gesetzes betr. das Gemeindewesen ein. 7. Dr. Wilhelm Meyer in Bern, unser zugerische Mitbürger, wird zum Sekretär und Bibliothekar des historischen Vereins des Kantons Bern ernannt. 12. Am Pizzo Centrale stürzt tötlich ab R. D P. Ephrem Baumgartner, O. M. Cap., Dr. und Lektor der Theologie am Kapuzinerkloster in Zug, heimatberechtigt in Cham, geb. 1879, Priester seit 1903, ein tüchtiger Gelehrter und vorbildlicher Ordensmann. 15. Zum Pfarrer von Röschenz (Berner Jura) wird R. D. Vikar Albert Iten, von Unterägeri gewählt. 18. In Zug stirbt, 64 Jahre alt, Gottfried Iten, Lehrer, von Unterägeri, seit 1875 an der Unterschule am Burgbach wirkend. Sein Familienerbstück war die musikalische Begabung. Viele Jahre war er Dirigent der Stadtmusik, später auch des Salonorchesters. Als tüchtiger Klavierund Violinspieler hat er viel zur Hebung des musikalischen Lebens beigetragen. 22. In Cham begeht unter freudiger Anteilnahme von Volk und Behörden R. D. Sextar J. Elsener das silberne Jubiläum seiner Tätigkeit als Kaplan und Chordirektor von Cham. 23. S. E. Kardinal van Rossun, Präfekt der röm. Ordenskongregation, besucht das Antoniusheim der lngenbohlerSchwestern in Unterägeri. 29. Als Präsident der Bürgergemeinde Zug an Stelle des zurückgetretenen C. Landtwing wird gewählt Friedensrichter Franz Keiser, Schreinermeister. 30. Veteranenfeier der 1870er Grenzbesetzer, an der ca. 50 aufrechte, ergraute Vaterlandsverteidiger, kommandiert von Wachtmeister Fritz Stadler, teilnehmen. In Hünenberg stirbt, 53 Jahre alt, Korporationspräsident Johann Villiger, Mitglied des Einwohnerrates ! und Kommandant der Feuerwehr, in welchen Chargen • • der Verstorbene der Gemeinde schätzenswerte Dienste leistete. . • • • . • • • , : • . • ^September. . •' . 1. Wegen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Honau werden die Strassen gegen den Kanton Luzern gesperrt. Im ganzen Gebiet des Kantons Zug sind vom 8. Sept. an alle Versammlungen, Umzüge, Märkte, Kirchweihen, Schiessanlässe verboten. 10. In Cham stirbt im 63. Altersjahre a. Stationsvorstand Fried. Widmer, seit 1885 Stationsvorstand in Cham bis zum Jahre 1918; Mitglied der Schulkommission, des Kantonsrates, Präsident des Protestantenvereins, ein tüchtiger Bahnbeamter und allgemein geachteter und beliebter Mitbürger. In Hünenberg (Ehret), bricht im Stalle des Jakob Butler die Maul- und Klauenseuche aus, am 11. bei Fritz Leuenberger in Berchtwil-Risch, bei Kaspar Sidler, Herrenhof, Hünenberg und bei Scherer, Stadelmatt, am 12. bei Stalder, Rüti-Risch. Verseucht sind 5 Ställe mit 87 Stück Rindvieh und 24 Schweinen. Ueber die Gemeinden Risch, Hünenberg und Cham wird der Stall1 bann verfügt. 13. Die Seuche bricht in Zug-Oberwil, im Bröchli, ebenfalls aus Exkaiser Karl von Oesterreich besucht das Institut Hl. Kreuz in Chain. 14. In Baar stirbt unerwartet rasch Karl Josef Stocker, Schirmfabrikant, ein im gesellschaftlichen Leben Baars wohlbekannter und beliebter Mann, Mitbegründer der Theatergesellschaft. 20. Die Seuche in Hünenberg und Risch gewinnt neue Ausdehnung. Verseucht sind 19 Ställe mit 326 Stück Rindvieh, 56 Schweinen und 1 Ziege. Der Seeklub Zug erringt an der Internationalen Ruderregatta in Lugano in der Kategorie Yoles-de-mer (Senioren)den 1.Preis,indergleichen Kategorie(Junioren) den 2. Preis. Im Frauenkloster Au in Einsiedeln wird als Frau Mutter Sr. M. Bernarda Luthiger von Zug gewählt. Die Gewählte war seit 1902 Novizenmeisterin. 29. In Zug stirbt der in weiten Kreisen bekannte Pferdehändler Thadäus Fritz im Alter von 71 Jahren. 30. Im Kanton Zug sind 52 Ställe mit 882 Stück Rindvieh, 154 Schweinen und 6 Ziegen verseucht. Oktober. 2. Die Landplage der Seuche nimmt erschrecklich überhand. Bereits sind in 61 Ställen (1 in Zug, 4 in Oberägeri, 1 in Baar, 2 in Cham, 34 in Hünenberg, 19 in Risch) 1122 Stück Rindvieh, 194 Schweine, 6 Ziegen, 9 Schafe verseucht. Schon am 6. erhöht sich diese Zahl auf 81 verseuchte Ställe mit 1513 Stück Rindvieh, 241 Schweinen, 7 Ziegen und 15 Schafen. 13. An diesem Tage kann Sekundarlehrer Eduard Blattmer in Zug, ein um Schule und Oeffentlichkeit vielverdienter Pädagoge, auf eine 50-jährige erfolgreiche Lehrtätigkeit zurückblicken. Am 43 14. findet aus diesem Anlasse eine schlichte Jubiläumsfeier statt. 17. Stand der Maul- und Klauenseuche: 139 Ställe mit 2454 Stück Rindvieh, 410 Schweinen, 13 Ziegen und 25 Schafen. Am stärksten sind die Ennetseegemeinden betroffen. Am 24. sind bereits 189 Ställe mit 3269 Stück Rindvieh, 564 Schweinen, 19 Ziegen und 42 Schafen betroffen. — Seit Beginn der Seuche mussten bis 20. Oktober 58 Notschlachtungen mit einem Schatzungswert von 98,200.— vorgenommen werden. 28. Der Tod tritt als Erlöser an das Krankenbett des Eberhard Kalt, sen , Buchdrucker; Mitbegründer der 1891 errichteten Buchdruckerei Rey & Kalt, zog er sich 1915 nach erfolgreicher Tätigkeit vom Geschäfte zurück, um die verdiente Ruhe zu pflegen, welche sein Gesundheitszustand gebot. Der Kantonsrat behandelt die Vorlage des Gesetzes betr. die Lehrerbesoldungen und gewährt notwendige kleine Kredite für die landwirtschaftliche Winterschule. 31. Stand der Viehseuche: 244 Ställe mit 4054 Stück Rindvieh, 771 Schweinen, 20 Ziegen und 53 Schafen. Notschlachtungen bis 27. Oktober 79 mit einem Schatzungswert von Fr. 137,900—. Das Zugervolk nimmt das eidg. Arbeitsgesetz für die Eisenbahnen und Transportanstalten mit 3084 Ja gegen 1632 Nein an. November. 4. In Unterägeri stirbt der Senior der Gemeinde, Jakob Iten, Unterfurren, 92 Jahre alt, ein Mann der unverdrossenen, erfolgreichen Arbeit. 7. Seuchenstand: 305 Ställe mit 4761 Stück Rindvieh, 914 Schweinen, 28 Ziegen, 05 Schafen. Notschlachtungen 137 mit einem Schatzungswert von Fr. 240,150 — 9. Im Grobenmoos, Cham, stirbt 76 Jahre alt, Peter Jos Hegglin, a. Kirchenrat, ab Zuben, Menzingen, ein wohltätiger Mitbürger 17. In Zug stirbt im 80. Lebensjahre R. D. Josef Weiss, Sextar, Jubilar, Pfarrhelfer, geb. 1841; Priester 1865; Pfarrhelfer in Ruswil 1865—1867; 1868—1920 bei St. Oswald, 1915 Jubilar, ein frommer, seeleneifriger Priester, tief innerlicher Geistesmann, Freund der Armen und (Verlassenen, dessen Tugenden das gewöhnliche Mass hoch überagten. 25. In Steinhausen stirbt im 55. Altersjahr Josef Hüsler, Schulpfleger, Hinterberg, der sich um die Schule und das musikalische Leben in der Gemeinde verdient gemacht hat. 28. In Baar stirbt im 59. Altersjahr Ferdinand Staub, Kaufmann, ein gewandter, tüchtiger Geschäftsmann, am 29. folgt ihm im Tode sein Nachbar Xaver Stierli, Schmiedmeister und Wirt zum „Falken", ein gewandter und strebsamer Handwerker. 30. Stand der Seuche: 275 Ställe mit 3623 Stück Rindvieh, 769 Schweinen, 16 Ziegen und 92 Schafen. Dezember. 1. In Menzingen stirbt Kantonsrat Jos. Zürcher, Schlossermeister, 69 Jahre alt, ein tüchtiger Berufsmann, der 44 Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1920 am öffentlichen, gesellschaftlichen und gemeinnützigen Leben in der Heimatgemeiride regen Anteil nahm. 16. Die kantonale Lehrerkonferenz gestaltet sich zu einer eindrucksvollen Jubiläumsfeier für den Konferenzpräsidenten Msg. Rektor H. Alois Keiser, der seit 50 Jahren dieses Amtes waltet. Der Erziehungsrat des Kantons Zug entbietet seinen Glückwunsch in Form einer schönen Urkunde. Dem Lehrerjubilar Eduard Blattmer und Sekundarlehrer Schönenberger, Zug, wird ein Jubiläumsgeschenk übermittelt. 18. Glücklicherweise hat das Umsichgreifen der Maulund Klauenseuche eher abgenommen. Vom 10. September bis 18. Dezember hat sie sich auf 436 Ställe mit 6374 Stück Rindvieh, 1230 Schweinen, 30 Ziegen und 157 Schafen ausgedehnt. Notschlachtungen erfolgten insgesamt C67 mit einer Schatzungssumme von Fr. 470,000.— Von der Heimsuchung ist einzig die Gemeinde Unterägeri dank einer umsichtig und straff organisierten Seuchenpolizei verschont geblieben. 20. Der Kantonsrat ergänzt die Kommission betreffend Revision des Kantonsratsreglementes, genehmigt die Staatsrechnung pro 1918, erledigte in zweiter Lesung die Beratung des Gesetzes betreffend die Kanzleigebühren des Kantons und fährt mit der ersten Lesung des Gemeindegesetzes fort. 23. In Zug stirbt im 78. Lebensjahre Alois Hotz, Rechtsanwalt, ein im ganzen Kanton bekannter Inhaber eines Kommissions- und Inkassogeschäftes und Mitglied des Bankrates der Kantonalbank, um deren Entwicklung er sich verdient machte. 26. Die Delegiertenversammlung der konservativen Volksund Arbeiterpartei bezieht die Stellungen für die bevorstehenden Richterwahlen. Schon am 20. gl. M. hat sich die freisinnige Partei mit denselben befasst. Im Verlage Strübin, Buchhandlung, Zug, erscheint das Werk: „Die Zinngiesser der Schweiz und ihr Werk", Band 1 von Dr. Gustav Bossard, Zug, eine sehr gründliche, wissenschaftliche Arbeit des berufenen Kenners der Zinngiesserkunst. 31. Zum Sekretär der freisinnigen Partei des Kantons und Redaktor des „Zuger Volksblatt" wird Dr. G. A. Frey von Basel-Augst gewählt. Die Bank in Zug errichtet in Schwyz eine Bankfiliale mit J. Real, bisher Direktor der Bank in Schwyz, als Verwalter. Das Jahr 1920 stand unter den Nachwirkungen des Krieges. Mehrere Institutionen desselben konnten indessen abgebaut werden: die Lebensmittelrationierung, Arbeitslosenunterstützung, militärischeVersicherung, die berühmte und berüchtigte S.S.S. usw. Am wenigsten verspürte man den Abbau der Lebensmittelpreise zufolge des internationalen Engros-Marktes Der „Milchkrieg" im August war die nennenswerteste Aktion in der Preispolitik; die erzielte Erhöhung des Preises um drei Rappen bildete indessen einen geringen Ersatz für den enormen Schaden der Maul- und Klauenseuche, welche unsere Landwirtschaft heimgesucht hat. Chronik des Kantons Zug für das Jahr 1920 Im Kanton Zug erkrankten im Jahre 1920 an der Seuche in 441 Ställen 6421 Stück Rindvieh, 1257 Schweine, 29 Ziegen und 161 Schafe. In den ersten sechs Wochen der Erkrankung sind umgestanden und zur Notschlachtung angemeldet und abgeschätzt worden 283 Stück Vieh mit einer Schatzungssumme von Fr. 501,650.—. Abzüglich den Erlös aus Häuten und Fleisch (Fr. 212,220.-) resultiert ein Schaden von Fr. 289,430—. Hiezu müssen noch die Aufwendungen (Fr. 90,000— rund) gerechnet werden, welche die Gemeinden für die Seuchenpolizei und Desinfektionsmittel auf sich nehmen mussten. Ferner muss in Betracht gezogen werden, dass die künftige Milchproduktion zufolge des durchseuchten Viehes sehr geschmälert wird. Die Obsternte blieb hinsichtlich Qualität erheblich unter den gehegten Erwartungen zurück. Der Gesamtschaden der Seuche wird auf Fr. 3,105,330.— geschätzt. Die zugerischen Industrien hatten mit wenig Ausnahmen einen sehr schweren Sland gegenüber den immer grösser werdenden Ausfuhrschwierigkeiten einerseits, wie der fortwährenden Uebersättigung des Marktes mit billigerer aber auch minderwertigerer Valutaware, unter der namentlich unsere einheimischen Händler zu leiden hatten. Das Baugewerbe war namentlich in der zweiten Hallte des Jahres zu fast gänzlichem Stillstand verurteilt. Die eidgen. Volkszählung vom 1. Dezember ergab folgende gemeindeweisen Einwohnerzahlen: 1920 1910 Vermehrung Zug Oberägeri Unterägeri Menzingen Baar Cham Hünenberg Steinhausen Risch Walchwil Neuheim Kanton 9385 1952 2802 2864 5651 4053 1116 558 1247 1052 8038 1868 2495 2683 5213 3458 1037 468 1104 1044 _J>§?_ ^ 31369 28013 1347 84 307 181 438 595 79 90 143 8 §* 3356 Die Staatsrechnung des Kantons Zug pro 1920 schliesst bei Fr. 2,526,090.76 Einnahmen und Fr. 2,531,521.76 Ausgaben mit einem Defizit von Fr. 2,431.— ab. Der Voranschlag hatte ein solches von Fr. 219,398.— vorgesehen. Die Elektrischen Strassenbahnen im Kanton Zug beförderten im Jahre 1920 insgesamt 896,314 Personen und 14,877 Tonnen Güter. Den Betriebsausgaben von Franken 331,257.62 stehen an Einnahmen Fr. 481,664.98 entgegen, deren Ueberschuss Fr. 150,407.36 ausmacht. Die Zuger Berg- und Strassenbahn vereinnahmte auf der Strassenbahn bei abgefahrenen 44,044 km Fr. 32,490.—, auf der Seilbahn bei 7032 Kabelzügen Fr. 47,203.—. Die Bank in Zug erzielte im Geschäftsjahr 1920 einen Reingewinn von Fr. 351,920.18, welcher die Ausschüttung einer Dividende von 6'/a % gestattete. Seit dem 80-jährigen Bestellen des Institutes sind aus den jährlichen Reingewinnen für gemeinnützige Zwecke Fr. 490,396.90 ausgerichtet worden und zwar für Schulzwecke Fr 237,08290, für andere gemeinnützige Institutionen Fr. 253,314.—. Diese goldenen Zahlen verkünden in deutlichster und schönster Weise die gewissenhafte Erfüllung der vornehmen Zweckbestimmungen des in 80-jährigem Bestände erfreulich aufgeblühten und ausgebauten Bankinstitutes. Die Zuger Kantonalbank bucht pro 1920 einen Reingewinn von Fr. 270,500.84, aus dem neben der übrigen statutengemässen Verwendung eine Dividende von 5 % zur Auszahlung gelangt 45 Im Bürgerspital wurden 1920 601 Patienten, 109 Wöchnerinnen und 104 Säuglinge verpflegt. Die Gesamtausgaben des Betriebes belaufen sich auf Fr. 168,597 67, denen an Einnahmen bezw. Gutschriften Fr. 160,644.85 entgegenstehen. Der Ausgabenüberschuss beträgt Fr. 7,952.82. Mitteilungen der Redaktion. 1. Wir haben die angenehme Pflicht, allen verehrten Mitarbeitern für ihre schätzenswerten Beiträge herzlich zu danken und sie zu bitten, dem Unternehmen treu zu bleiben. 2. Es gereicht uns zu hoher Freude, dass zwei neue Mitarbeiter uns schon für das nächstjährige Heft Arbeiten zugeschickt haben, was wir ihnen bestens verdanken. 3. Die Chronik über das Jahr 1918 musste diesmal, weil unvollständig, weggelassen werden und wird vielleicht im nächsten Heft nachgeholt. Uebrigens sind die wichtigsten politischen, militärischen und wirtschaftlichen Ereignisse bereits in der anno 1921 erschienenen Arbeit des Herrn a. Landammann Fr. Spillmann erwähnt, auf welche wir anmit verweisen. Unserm langjährigen, fleissigen Chronisten, welcher uns die Chronik über die Jahre 1919 und 1920 schon so früh lieferte, aufrichtigen Dank. 4. Wie anderwärts wird auch in unserm Kanton da und dort unnütziger oder gar schädlicher Lesestoff verbreitet. Es wäre besser, wenn das Neujahrsblatt sich in allen Familien einbürgerte. Ist es doch das Produkt heimischer Arbeitskräfte und sucht es den Sinn für Heimatgeschichte zu wecken. Die Gemeinnützige Gesellschaft unseres Kantons scheut grosse Opfer nicht, um das Erscheinen des Blattes zu ermöglichen und die Mitarbeiter liefern ihre Beiträge in höchst uneigennütziger Weise. Das sollte vom Publikum mehr gewürdigt werden. 5. Abonnenten des Blattes, welche ihre Sammlung vervollständigen wollen, können frühere Jahrgänge vom Aktuar der Redaktionskommission, Herrn Alb. Landis, Vorstadt 19, beziehen. Inhaltsverzeichnis. Seile Franz Joseph Michael Letter und sein Geschlecht. Von Dr. Wilhelm Jos. Meyer . Schulmänner und Pädagogen aus dem Kanton Zug. Von H. AI. Keiser, Rektor . . . . Gedichte von Isabelle Kaiser Die Zunft der Schneider, Tuchscherer und Gewerbsleute in Zug. Von J. M. Weber- 5 17 26 Seite Strebel, Zug . 29 Goldenes Buch. Ehrentafel der Vergabungen im Kanton Zug vom 1. Oktober 1922 bis 30. September 1923. Von AI. Wickart . . 33 Chronik des Kantons Zug für den Zeitraum vom 1. Januar 1919 bis 31. Dezember 1920. Von Andreas Iten-Weiss 35
© Copyright 2024 ExpyDoc