Schriftstrukturen entdecken

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HAMBURGER
eLMAGAZIN
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SEMINARE ANS NETZ
DER UHH
© nyul - 123RF
Schriftstrukturen
entdecken
Sprachwissen erwerben in
der Sekundarstufe I
Astrid Müller, Melanie Bangel
Autoren
Im Wintersemester 2010/11 konnte durch die finanzielle Unterstützung im Rahmen der Initiative „Seminare ans Netz der
Universität Hamburg“ ein auf forschendes Lernen und praktische Erprobung ausgerichtetes deutschdidaktisches Seminar
im Lehramts-Masterstudiengang unter intensiver Nutzung der
eLearning-Plattform OLAT nachhaltig gestaltet werden.
Im theoretischen Teil des Seminars stand ein innovatives sprachdidaktisches
Konzept auf der Grundlage der Graphematik im Mittelpunkt, das den Lernenden
einen strukturierten und auf entdeckendes Lernen ausgerichteten Zugang zur
Struktur des deutschen Schriftsystems ermöglichen und ihnen so helfen soll,
ihre Rechtschreibleistungen zu verbessern.
Aufbauend auf diesen theoretischen Ansatz wurden im Seminar bereits entwickelte Materialien für den Unterricht kritisch untersucht und eigene Materialien,
vor allem spielerische Übungen sowie wortschatz- und schriftstrukturbezogene
Aufgaben entwickelt. Da das Seminar thematisch eng mit einem Forschungsprojekt („Zur Wirksamkeit der schriftstrukturellen Analyse von Wortstrukturen für
das Rechtschreiben und das Erschließen von Wortbedeutungen beim Lesen
bei schwachen Fünftklässlern“) verbunden war, konnten die Studierenden die
theoretisch gewonnenen Einsichten und die gesichteten und entwickelten Materialien mit einzelnen Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen 5. Klassen
in Hamburger Stadtteilschulen erproben und auf ihre Einsetzbarkeit überprüfen.
Einige der Materialerprobungen wurden gefilmt und konnten so für die didaktische Analyse im Seminar (z.B. Stärken und Schwächen des Materials, Umgang der Lernenden damit) zugänglich gemacht werden. Zusätzlich führten die
Studierenden audio- oder videographierte Gespräche mit einigen der von ihnen
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„Das Seminar war thematisch eng mit einem
Forschungsprojekt verbunden. So konnten
die Studierenden die
theoretisch gewonnen
Einsichten in der Praxis
erproben und überprüfen“
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geförderten Schülerinnen und Schülern, in denen die Lernenden z.B. die Schreibung einiger Wörter erklären sowie Auskunft darüber geben sollten, wie sie sich
die Schreibung von Wörtern merken und wie sie sich bei Unsicherheiten in der
Schreibung helfen. Diese qualitativen Einzelfallanalysen sollten helfen, unterschiedliche Lernwege offenzulegen und bewusst zu machen, welche Zugriffsweisen auf Sprache Lernende wählen.
Abb. 1: Blick in den OLAT-Kurs
Die Audio- und Videographien, die von den Studierenden transkribiert und nach
im Seminar erarbeiteten Kriterien ausgewertet wurden, sowie die entwickelten
Materialien wurden allen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern über die
eLearning-Plattform OLAT zur Verfügung gestellt. Neben diesen Materialien
standen den Studierenden auf dieser Lernplattform Ergebnisse aus den im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt erhobenen und ausgewerteten Tests
zur Lese- und Rechtschreibfähigkeit der Lernenden, mit denen sie im Laufe des
Semesters gearbeitet haben, zur Verfügung. Diese Materialien konnten die Studierenden für ihre Modulabschlussprüfung in Form einer Hausarbeit, in der es
um die didaktische Reflexion ihrer Förderarbeit und der audio- bzw. videographierten Beobachtungen ging, verwenden.
Die im Laufe des Seminars entwickelte Lernressource innerhalb der OLAT-Plattform kann durch die intensive Pflege im Rahmen der Initiative „Seminare ans
Netz“ auch in folgenden Semestern für themenähnliche Lehrveranstaltungen
genutzt werden. Der didaktische Mehrwert dieser Arbeit liegt auf der Hand: Der
Einsatz von digitalen Medien konnte dazu beitragen, den Einsatz von Unterrichtsmaterialien sowie diagnostisch relevante Gespräche mit Lernenden über
ihre schriftsprachlichen Zugänge für die didaktische Analyse einer größeren
Gruppe von Studierenden zugänglich zu machen.
Die Seminarevaluation am Ende des Semesters belegt, dass die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer von den Möglichkeiten, die ihnen im Rahmen der
Initiative „Seminare ans Netz“ geboten wurden, für den eigenen Lernzuwachs
außerordentlich profitieren konnten. Sie haben ein innovatives sprachdidaktisches Konzept kennengelernt, sein lernförderliches Potential in der individuellen Förderung der Rechtschreibkompetenz durch die praktische Erprobung in
kleinen Schülergruppen und durch die qualitativen Erhebungen zu Zugriffsweisen auf Wortstrukturwissen bei den Lernenden erfahren.
KONTAKT
Prof. Dr. Astrid Müller
Universität Hamburg
Fakultät EPB
[email protected]
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