Die neue LEBENSRETTER-App Ewige Stadt: Der

Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 3–4/2015
Malteser Flüchtlingshilfe
Ewige Stadt: Der Romzug 2015
Die neue LEBENSRETTER-App
INHALT
IMFOKUS
04 Flüchtlingshilfe in Österreich
10 Libanon, das Land der Flüchtlinge
13 Der Malteser Romzug 2015
04
13
RELIGIONAKTUELL
18 Die Syrisch-Orthodoxe Kirche
20 Besuch am ITI in Trumau
RUNDSCHAU
22 LEBENSRETTER: Smartphone-App hilft
28
22
Leben retten
MEDIZINAKTUELL
24 Hildegard von Bingen
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28 Ein Gespräch mit Andreas Treichl,
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32 Serie: Die acht Seligpreisungen:
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MALTESERÖSTERREICH
Seite 2
34 Vielfältige Initiativen und Dienste
MALTESERWELTWEIT
48 Projekte rund um den Globus
GELESENEMPFOHLEN
54 Interessante Neuerscheinungen
TAGEBUCH
59 Menschen, Events, Termine
ÜBERBLICK
67 Der Malteser-Orden und seine Werke in Österreich 2
DIE MALTESER 3–4/2015
sowie die in diesem Heft verwendeten Abkürzungen
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
wie üblich halten Sie kurz vor
Weihnachten eine neue Ausgabe
unserer Zeitung in Händen. Vielleicht finden Sie ja während der
Feiertage ein paar geruhsame
Stunden zur Lektüre!
Wie schon das Coverbild vermuten lässt, bildet das Thema
„Flüchtlinge“ einen wichtigen Schwerpunkt dieser Nummer.
Seit die Flüchtlingswelle auch in Österreich angekommen ist,
stehen die Malteser mit verschiedensten Aktivitäten in der
Flüchtlingsbetreuung im Einsatz – von der Unterstützung
des Roten Kreuzes im Grenzeinsatz in Nickelsdorf und
Salzburg über die Betreuung von Notschlafstellen in Wien,
Graz und Linz, die medizinische Betreuung von Flüchtlingen
in Salzburg und Innsbruck oder das allwöchentliche Angebot
von Deutschkursen in Wien und Innsbruck bzw. von Sportnachmittagen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in
Graz. Zigtausende Stunden haben unsere ehrenamtlichen
Mitglieder für diese Initiativen in ihrer Freizeit aufgewendet –
und derzeit ist kein Ende abzusehen.
Auch ein Kurzportrait der Syrisch-Orthodoxen Kirche, mit
der wir bezüglich der Deutschkurse in Wien eng zusammenarbeiten, findet sich in diesem Heft. Nur wenige wissen,
dass unsere syrisch-orthodoxen Glaubensbrüder das
Aramäische – und damit die Sprache Jesu – als Liturgie-
sprache verwenden. Ein ausführlicher Bericht widmet
sich dem Malteser Romzug 2015, der rund 400 Pilger –
darunter wie üblich zahlreiche von den Maltesern
betreute behinderte und kranke Menschen – im vergangenen September in die Ewige Stadt führte.
Vorgestellt wird auch die im Oktober der Öffentlichkeit
präsentierte Smartphone-App „LEBENSRETTER“, an deren
Entwicklung mehrere Malteser maßgeblich beteiligt waren.
Sie leitet im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstands in der Nähe
befindliche Ersthelfer direkt zum Einsatzort und hilft damit,
die Zeit zwischen dem Notruf und dem Beginn qualifizierter
Erster Hilfe wesentlich zu verkürzen. In der Rubrik „VorBilder“ schließlich bringen wir diesmal ein Interview mit
Mag. Andreas Treichl, dem Generaldirektor der Erste Group,
der interessante Einblicke zu den Themen „Ethik in der Wirtschaft“ und „Verantwortung in der Gesellschaft“ gibt.
Eine Fülle weiterer Artikel widmet sich wie üblich der vielfältigen Tätigkeit des Ordens und seiner Werke im Dienst
behinderter, kranker, einsamer und sonst hilfsbedürftiger
Menschen im In- und Ausland.
Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen
interessante Lektüre, ein gesegnetes Weihnachtsfest
und ein gutes Jahr 2016!
Ihr
Georg Male / [email protected]
IMPRESSUM
Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden, Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2,
Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: [email protected]. Chefredaktion: Georg Male. Mitarbeiter bzw.
Autoren dieser Ausgabe: Henriette Blanckenstein, Fra’ Ludwig Call, Hemma Fraydenegg-Monzello,
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Hans Fuchs, Anton F. Gatnar, Isabella Hartmann, Petra Ipp-Zavazal, Philippine Jakobljevich, Fra’
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Gottfried Kühnelt-Leddihn, Brigitte Kwizda-Gredler, Georg Male, Josef Mayer, Peter MensdorffBitte verw hein in der
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Manuel Weinberger, Stephan Weiss, Susanne Wick, Gilbert Zinsler. Fotos: Mario Habenbacher,
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Gestaltung: Karin Mayer, werbeproduktion.at, 1060 Wien. Druck: Druckerei Robitschek, SchlossAR
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gasse 10–12, 1050 Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über nationale
und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen
aller Art. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
Redaktionsschluss: 21. November 2015.
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DIE MALTESER 3–4/2015
3
IMFOKUS
„... ICH WAR FREMD UND OBDACHLOS UND IHR HABT MICH AUFGENOMMEN ...“
MALTESER FLÜCHTLINGSHILFE IN ÖSTERREICH
Sie kommen aus Syrien und dem Irak, aus Afghanistan, Somalia und Eritrea: Kinder, Frauen und Männer auf der Flucht
vor Krieg, Hunger und Gewalt. Sie alle sind wochenlang quer durch Europa unterwegs, bevor viele von ihnen in Österreich, Deutschland oder einem anderen Land Asyl beantragen. Viele kommen mit kaum mehr als dem, was sie am Körper
tragen. Sie werden verpflegt, medizinisch versorgt und beherbergt. Auch die Malteser sind seit Beginn der Flüchtlingswelle rund um die Uhr mit diversen Initiativen in der Betreuung dieser Menschen in Not aktiv.
Von Manuel Weinberger
Die Berichte von der großen Flüchtlingskatastrophe in
Syrien, von riesigen Flüchtlingslagern im Libanon oder
der Türkei, mit von Schleppern vollgestopften und kurz
vor der europäischen Küste kenternden Booten oder auch
den an den Zäunen der europäischen Enklaven in Afrika
ausharrenden Menschen kannte man seit Jahren – und
dennoch waren weder Europa noch Österreich adäquat
darauf vorbereitet. Doch plötzlich waren sie da.
Tirol
Begonnen hatte alles verhältnismäßig ruhig: Seit Anfang August betreuen die Tiroler Malteser laufend 300
männliche Asylwerber/Flüchtlinge in einer adaptierten
Tennishalle am Paschbergweg in Innsbruck. Zunächst
war hier eine Kooperation mit einem Spital angedacht
gewesen – doch sie scheiterte an Hürden wie Arbeitszei-
4
DIE MALTESER 3–4/2015
ten und Versicherungsfragen. Da dies jedoch zur Folge
gehabt hätte, dass die Flüchtlinge überhaupt keine Versorgung erhalten, übernahmen die Malteser die medizinische Betreuung kurzerhand im Alleingang. Wirkliche
Behandlungen und vor allem längerfristige Therapien
sind allerdings schwierig, da die Asylwerber oft sehr
schnell und ohne Vorwarnung in andere Unterkünfte
transferiert werden. Dabei zeigt sich nach wie vor, wie
wichtig gründliche Untersuchungen sind: Formal ist
jeder, der nach Tirol kommt, schon untersucht – und
doch gab es da z. B. den 19-jährigen Somalier, der seit
drei Jahren mit einem Projektil im Unterleib unterwegs
war und kaum mehr sitzen oder stehen konnte, oder die
Flüchtlinge mit schweren Herzfehlern, denen seit ihrem
Aufbruch von zu Hause jegliche Therapie fehlte ...
IMFOKUS
„Eine große Herausforderung bei der Hilfe ist, dass die Patienten Arztbriefe, Rezepte und ärztliche Verordnungen
nicht lesen können. Das „Ausdeutschen“ dieser Schriftstücke ist deshalb regelmäßig ein wichtiges Anliegen,
wenn die Malteser in der Halle Dienst versehen“, erzählt
Lukas Krupitza, Malteser-Bereichsleiter in Tirol. „Und jedes Mal herrscht auf beiden Seiten die Unsicherheit, ob
man einander wieder sehen wird, ob die Hilfe und Therapie weiter funktionieren wird. Es gilt hier viel zu erklären,
zu beruhigen und nach Möglichkeit Sicherheit zu schaffen. Und man merkt gleich: medizinische Versorgung von
Flüchtlingen ist weit mehr als eine normale Ambulanz“,
so Bela Garzuly, Verantwortlicher für die Flüchtlingshilfe
der Malteser am Paschbergweg.
Wien und Burgenland
Man kannte die Vorboten, wie das Tiroler Beispiel zeigt,
aber die Lage war entspannt. Doch plötzlich änderte sich
alles. Mit Anfang September kamen tausende Menschen
aus Ungarn über Nickelsdorf und weiter nach Wien.
Bereits am 1. September wurde beschlossen, dass das
Sanitätsteam Wien (Wiener Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser sowie
Berufsrettung Wien/MA 70) auf dem Wiener Westbahnhof eingesetzt wird, um zum einen die Sanitätsversorgung für die tausenden durchreisenden Flüchtlinge
sicherzustellen und zum anderen ein Notquartier neben dem Bahnhof zu betreiben: das inzwischen allseits
bekannte „Blaue Haus“. Jede Nacht stehen hier seitdem
zahlreiche Helfer im Einsatz.
Waren die Malteser zunächst drei Mal die Woche im
Dienst, haben sie das Blaue Haus per 30. Oktober ge-
meinsam mit den Johannitern zur Gänze übernommen
und betreuen es nun jede Nacht. Grundsätzlich für ca.
500 Personen vorgesehen, ist dieses Notquartier aufgrund seiner Nähe zum Bahnhof sehr beliebt, möchten
doch die meisten Flüchtlinge am nächsten Tag nach Möglichkeit den ersten Zug nach Deutschland erreichen. Und
nicht nur einmal war der Ansturm deutlich größer als das
Fassungsvermögen ...
„Die andrängenden Menschen bilden Gruppen, die in
die unterschiedlich großen Zimmer ‚eingebucht’ werden, sortiert nach Familien, nach Herkunft, nach Geschlecht. Wenige Alte sind dabei, aber viele Kinder“, so
Gottfried Kühnelt-Leddihn, Hospitalier der österreichischen Malteser, der im Blauen Haus auch Dienst versah.
„Nach einer kurzen Nacht im Transitquartier werden
dann alle geweckt und zum Westbahnhof verwiesen.“
Dieser Dienst stimme einen nachdenklich, so Kühnelt
weiter: „Ich denke an meine Eltern, die 1939 über Ellis
Island in die USA eingereist und erst 1947 wieder nach
Europa gekommen sind. Und ich denke an all die Menschen auf der Flucht, die wir nicht einmal namentlich
erfasst haben, die nur ein Strich auf unserer Zimmerliste waren – vor der nächsten Schicht im Altpapier entsorgt ...“
Kurz nach Start des Einsatzes beim Westbahnhof wurden
die Malteser auch im Burgenland aktiv: Schon am
5. September ging eine dringende Anfrage des Roten
Kreuzes um Unterstützung ein. Denn allein konnte selbst
das deutlich mannschaftsstärkere Rote Kreuz den Ansturm am Grenzübergang Nickelsdorf nicht bewältigen,
zudem benötigte man neben den hunderten freiwilligen
DIE MALTESER 3–4/2015
5
IMFOKUS
Helfern auch qualifiziertes Personal. Ab diesem Tag standen die burgenländischen Malteser zur Verstärkung an
der Grenze im Einsatz, wann immer sie benötigt wurden
und ehrenamtliche Helfer zur Verfügung standen. Sie
bieten damit Verstärkung, die vor allem nach den ersten
intensiven Wochen immer wichtiger wird, da die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Burgenlandes allmählich ans
Ende ihrer Kräfte gelangen.
Die beim Grenzeinsatz gewonnenen Eindrücke sind prägend. „Die meisten Flüchtlinge wollen einfach weiter.
Umso wichtiger ist es, in den Momenten kurzer Pausen
beruhigend auf sie einzuwirken, Kraft zu spenden und
Menschlichkeit zu zeigen“, so Peter Mensdorff, einer
der Malteser-Einsatzleiter im Burgenland. Im allgemeinen Durcheinander gehen immer wieder Kinder und
Ehepartner verloren, die Suche nach den verbliebenen
Familienangehörigen sei dann die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen – und die Dankbarkeit der Flüchtlinge enorm. Viele von ihnen möchten
selbst mitarbeiten, bei Reinigungsarbeiten etwa oder
beim Herrichten und Wegräumen von Schlafplätzen.
Peter Mensdorff: „Ein Syrer, der stundenlang mithalf,
verzichtete sogar darauf, den nächsten Bus zu nehmen.
Aber auch ein aus Ägypten stammender Taxilenker meldete sich während der Wartezeit bei uns, um dann mit
einem Müllsack in der Hand das Areal zu säubern und
herumliegende Decken zu schlichten. Man sieht: die
Hilfsbereitschaft ist groß.“ Woran es laut Mensdorff angesichts der großen Herausforderungen für alle Helfer
und Einsatzorganisationen am meisten mangle, sei die
Zeit für individuelle Betreuung und Information der
vielen Flüchtlinge. Und dennoch gelinge es auch hier
immer wieder, das eine oder andere „kleine Wunder“ im
allgemeinen Chaos zu bewirken.
Linz und Salzburg
Wer in Nickelsdorf ankommt und nach Wien reist, will
fast immer weiter nach Deutschland. Die Stationen an
diesem Weg sind Linz und Salzburg. Und auch dort wurde
die Hilfe der Malteser zeitgleich dringend erforderlich.
6
DIE MALTESER 3/2015
In Linz etwa kamen täglich ca. 900 Flüchtlinge ins ehemalige Post-Verteilzentrum, das als Notquartier für jeweils eine Nacht genutzt wurde. Die oberösterreichischen
Malteser unterstützen seit September das Rote Kreuz in
der Betreuung dieser Notschlafstelle. Auch bei diesem
Einsatz liegen Freude und Trauer, Sicherheit und Angst
vor der Zukunft nahe beieinander: „Während wir Schuhe
sortieren und verteilen, fahren zwei Kinder mit einem
Bobby-Car durch die Halle und quietschen vor Vergnügen,
eine Gruppe Männer spielt mit anderen Kindern Fußball.
Für einen kurzen Moment spielen auch wir mit“, schildert
Sabine Bauer, eine der zahlreichen helfenden oberösterreichischen Malteserinnen und Malteser, ihre Eindrücke
aus dem Einsatz. „Und genau in diesen Momenten kehrt
in die oft müden, traurigen und erschöpften Gesichter
ein Lächeln zurück. Ein kurzer Moment der Normalität.“
Ähnlich in Salzburg. Seit Anfang September stehen die
Malteser auch hier gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen im Einsatz für die Flüchtlinge. Erfahrene Teams
von ehrenamtlich tätigen Ärzten und Rettungssanitätern
versahen bis Ende September jede Nacht Dienst auf dem
Salzburger Hauptbahnhof. Seit Anfang Oktober sind sie
in den Notquartieren der ASFINAG-Garagen nahe dem
Autobahnknoten Salzburg Mitte und direkt am Bundesstraßen-Grenzübergang nach Freilassing im Einsatz.
Sie kümmern sich unter dem Kommando des Roten
Kreuzes und in Kooperation mit den Sanitätssoldaten
des Bundesheeres vor allem um die wichtige medizinische
Versorgung der Flüchtlinge. Pro Nacht wurden durchschnittlich 60 Behandlungen durchgeführt und einige
Überstellungen in Krankenhäuser organisiert. Das sind
Leistungen, auf die die Malteser als einzige ausschließlich ehrenamtliche Organisation auch stolz sein dürfen:
Seit 3. September jede Nacht einen Arzt zu stellen, ist in
Salzburg sonst keiner Organisation gelungen, auch nicht
mit Hauptamtlichen.
Mit der medizinischen Betreuung allein ist es aber nicht
getan, wie Josef Mayer, stellvertretender Bereichsleiter
IMFOKUS
der Malteser in Salzburg versichert: „Die Malteser unterstützen zudem die Caritas bei der Verteilung von Kleidung, Decken und Essen. Und sie halfen mit, als es darum
ging, auf dem Hauptbahnhof große Müllmengen zu entsorgen. Sie sind überall da, wo Hilfe gerade am Nötigsten
gebraucht wird.“
Steiermark
Mittlerweile hat sich der Flüchtlingsstrom verschoben
– das neue Nickelsdorf heißt Spielfeld. Damit verlagert
sich auch die Hilfe der Malteser. Seit Mitte Oktober unterstützen die steirischen Malteser das Notquartier des
Roten Kreuzes in Graz-Webling in vorerst zwei Nächten
pro Woche. Und der Bedarf nimmt täglich zu.
Langfristige Perspektiven
Rasche Nothilfe ist das eine, für die Malteser aber zumindest ebenso wichtig ist die Frage nach der Zukunft dieser
Menschen, die sich in größter Not auf die Flucht zu uns
begeben haben. Parallel zu den Soforthilfeaktionen wurden und werden daher verschiedene Projekte entwickelt,
die den Menschen langfristige Perspektiven bieten,
ihrem Aufenthalt bei uns Sinn geben und einen Beitrag
zu ihrer Integration in ihrer möglichen künftigen Heimat
Österreich leisten.
In Wien, Salzburg, Innsbruck und Oberösterreich
wurden deshalb spontan Jours Fixes gebildet, an denen
Malteser mit Rat und Tat zu Seite stehen, Deutschkurse
halten, zu allfälligen Problemen informieren und Hilfestellungen z. B. bei Behördengängen anbieten. Mehr als
100 Personen nehmen mittlerweile Samstag für Samstag
an dem in Wien seit Anfang September von den Maltesern
angebotenen Deutschkurs für asylwerbende Syrer teil.
„Mittlerweile sind hier schon richtige Freundschaften
entstanden“, freut sich Langzeit-Malteserin Bärbl Bauer,
die dieses Projekt in Kooperation mit der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde ins Leben gerufen hat.
Besonders wichtig ist dabei auch die mögliche Eingliederung in den Arbeitsprozess; wird diese Chance nicht
genutzt, sind die Flüchtlinge von heute die Arbeits- und
Obdachlosen von morgen. Auch hier konnten bereits
einige Akzente gesetzt werden. So wurde z. B. in Wien ein
besonderes Projekt der Ärztepatenschaft ins Leben gerufen, in dessen Rahmen syrischen Ärzten bei der
Nostrifizierung ihrer Studienabschlüsse und bei der
Jobsuche geholfen wird. Derzeit betreuen fünf bis sechs
Ärzte der Malteser rund zehn syrische Ärzte samt deren
Familien, zudem werden zwei syrische Apotheker von
einer Pharmazeutin aus dem MHDA betreut. Drei dieser
Ärzte konnten bereits ihren Antrag zur Nostrifikation
einreichen, drei weitere wurden erfolgreich für Hospitationen (Tätigkeit als Gastarzt) an Wiener Kliniken vermittelt. Diese Beispiele zeigen nicht zuletzt, dass auch wir
von unseren neuen Nachbarn profitieren können.
Ein weiteres Anliegen ist die Betreuung jugendlicher
Flüchtlinge, der sich die Malteser angesichts der steigenden Zahlen an Kindern und Jugendlichen, die ohne
Eltern, Geschwister oder sonstige Familienmitglieder
flüchten, besonders widmen wollen. Gemeinsam mit anderen christlichen Organisationen und Vereinen sowie
einigen Schulen haben die Malteser hier das Projekt eines
gemeinsamen Sport-Sonntags in Graz ins Leben gerufen.
„Denn gerade für die jugendlichen Flüchtlinge wird eine
erfolgreiche Integration eine wesentliche Rolle spielen.
Dazu ist es wichtig, unvoreingenommen aufeinander zuzugehen, um jemanden nicht als Syrer, Afghanen, Moslem
oder Christen, sondern als Menschen wahrzunehmen“,
wie Lukas Sassmann, Initiator des Projekts, erzählt.
DIE MALTESER 3/2015
7
IMFOKUS
Der gemeinsame Sport soll – neben der Möglichkeit einer aktiven Betätigung – neue Kontakte und Freundschaften ermöglichen, Ängste und Vorurteile auf beiden Seiten abbauen und vor allem zeigen, dass die
Jugendlichen bei uns willkommen sind. „Und bei kaum
einer anderen Freizeitbeschäftigung liegen Emotionen,
gemeinsame Erfolge und gemeinsame Niederlagen –
und damit verbindende und auch identitätsstiftende
Erlebnisse – so eng beieinander wie im Sport,“ so Lukas
Sassmann. Seit Mitte Oktober kommen deshalb jeden
Sonntag Nachmittag zwischen 30 und 60 Jugendliche
in der Sporthalle des Grazer Augustinums zum gemeinsamen Sport zusammen. Eine Ausweitung auf mehrere
Hundert ist angedacht. Und auch in Wien startet gerade
ein Projekt, das Ausflüge und gemeinsame Freizeitgestaltung mit Kindern aus einem Asylwerberheim zum Ziel hat.
Malteser Flüchtlingshilfe
in Europa und in aller Welt
In vielen europäischen Ländern wie Deutschland, Italien, Mazedonien, Slowenien, Ungarn und der Slowakei
sind Assoziationen und Hilfsdienste des Malteser-Ordens im Einsatz.
Auf den Bahnhöfen in Budapest standen Malteser bereit,
um die ankommenden Flüchtlinge medizinisch zu versorgen. Inzwischen ist der Ungarische Malteser-Hilfsdienst an zwei Standorten im Einsatz: in Barcs an der
Grenze zu Kroatien, der Einreisestelle der Flüchtlinge mit
den Bussen und Zügen nach Ungarn, und in Hegyeshalom, der Ausreisestation nach Österreich. In erster Linie
werden hier Decken, Getränke und Nahrungsmittel verteilt – medizinische Hilfe, wie sie in den ersten Tagen auf
dem Bahnhof in Budapest angeboten wurde, ist nicht
mehr gefragt. Zu schnell wollen die Flüchtlinge aus Ungarn
wieder hinaus. Nach den ersten Berichten hat es sich
herumgesprochen, dass man dort eher nicht willkommen und die Chance auf Asyl sehr gering ist. Die Helfer
betreuen dabei täglich bis zu 3.000 Flüchtlinge, drei bis
sechs Züge mit je 800 bis 1.600 Flüchtlingen treffen jeden
Tag an der ungarisch-österreichischen Grenze ein.
Die italienischen Malteser leisten nach wie vor medizinische Nothilfe für die Bootsflüchtlinge im Mittelmeer
– Bilder und Nachrichten von den Flüchtlingsströmen
und der Hilfstätigkeit hier an der europäischen Südgrenze sind aufgrund der sich täglich überschlagenden
Meldungen fast schon wieder vergessen. Aber es gibt sie
noch immer, die tägliche Flucht über das große und oftmals tödliche Meer.
8
DIE MALTESER 3–4/2015
Die Malteser in Deutschland versorgen derzeit an
mehr als 130 Standorten täglich etwa 50.000 Flüchtlinge. Jeden Tag sind etwa 4.000 ehrenamtliche und
1.500 hauptamtliche Mitarbeiter und Helfer im Einsatz. Nahezu täglich kommen zusätzliche Einrichtungen, weitere Katastrophenschutz-Einsätze und neue
ehrenamtliche Aufgabenfelder hinzu. Neben grundlegenden Dingen wie einem Schlafplatz, regelmäßigen
Mahlzeiten und medizinischer Versorgung bieten die
Malteser Seelsorge und Gespräche an, sie helfen bei
Behördengängen und bei der Gestaltung des Alltags
für Jung und Alt. Diese Integrationshilfen für die
Migranten werden zu einem frühen Zeitpunkt von
den Maltesern angeboten und sollen dauerhaft fortgeführt werden.
Weltweit sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht.
Das sind so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht
mehr. Malteser International setzt sich nicht nur in
Europa und im Nahen Osten, sondern auch in vielen
weiteren Ländern wie beispielsweise in Pakistan, Thailand, Myanmar, Uganda, dem Südsudan oder der
Demokratischen Republik Kongo für eine bessere
Lebens- und Gesundheitssituation der Flüchtlinge und
Vertriebenen ein.
IMFOKUS
XXXX
DIE MALTESER 3–4/2015
9
IMFOKUS
LIBANON
DAS LAND DER FLÜCHTLINGE
Nicht nur in Europa stehen Malteser rund um die Uhr im Einsatz für Flüchtlinge. Auch im Libanon leisten sowohl die
libanesischen Malteser als auch Malteser International auf breiter Basis humanitäre Hilfe für Syrer, Iraker und mittellose
Libanesen.
Von Petra Ipp-Zavazal (Oktober 2015)
„Zusammen mit zwei weiteren Familien teilen wir uns
drei Zimmer. Mein Mann hat keine Arbeit“, so die Syrerin
Rihab, die gemeinsam mit ihrem Mann und ihren sechs
Kindern vor einigen Monaten in den Libanon geflohen
ist und nun in einem kleinen Dorf im Norden des Landes lebt. „Wir haben viele Verwandte und Freunde im
Krieg verloren und werden trotz aller Schwierigkeiten im
Libanon bleiben, solange die Lage in Syrien nicht sicher
ist. Doch sobald es möglich ist, wollen wir in unsere Heimat zurückkehren“, erzählt sie. Heute ist sie mit einer
ihrer Töchter, die an Halsschmerzen leidet, zur mobilen
Klinik der Malteser gekommen. Außerdem hofft sie, hier
Medikamente gegen ihr Rheuma zu erhalten.
auch mittellosen Einheimischen – die Möglichkeit einer
kostenlosen medizinischen Behandlung zu geben. Zuvor
hatten die Menschen hier in der Region kaum Zugang zu
Gesundheitsdienstleistungen. Allein im ersten Halbjahr
2015 hat das medizinische Team der mobilen Klinik mehr
als 3.600 Patienten behandelt.
Schon seit September 2014 sind die libanesischen Malteser mit diesem zu einem Behandlungsraum umgebauten Klinikbus und einem medizinischen Team an fünf
Tagen in der Woche in Wadi Khaled in der Provinz Akkar
nahe der syrisch-libanesischen Grenze im Nordlibanon
unterwegs, um allen Kranken – sowohl Flüchtlingen als
nen rund 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge, davon etwa
80 Prozent Kinder und Frauen, in dem kleinen Land mit
nur 4,5 Millionen Einwohnern registriert. Dazu kommen
mehrere hunderttausend, die nicht registriert sind, einige
tausend Schutzsuchende aus dem Irak und eine halbe
Million Palästinenser, die hier seit Jahrzehnten in über-
10
DIE MALTESER 3–4/2015
Flüchtlinge und Einwohner brauchen Hilfe
Von Beginn der Syrienkrise an zeigte sich der Libanon
immer aufnahmebereit gegenüber den Flüchtlingen
aus Syrien. Doch inzwischen sind sie zu einer riesigen
Herausforderung für den Zedernstaat geworden. Derzeit
sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Natio-
IMFOKUS
füllten Camps leben. Das ist eine gewaltige Belastung für
das Land und dessen Ressourcen wie Land, Wasser und
Strom, aber auch für Schulen und Krankenhäuser. „Besonders bei den Gesundheitszentren und Krankenhäusern fehlt es an finanziellen Mitteln, um die Flüchtlinge
zu versorgen. Dort können nur noch diejenigen behandelt werden, die auch die Kosten zahlen können“, berichtet der leitende Arzt der mobilen Klinik, Dr. Abdallah
Khoury.
Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge, von denen die
meisten Zuflucht in leerstehenden Gebäuden, auf Baustellen oder in Zelten gesucht haben, verschlechtern sich
kontinuierlich; rund 70 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze. Ihr Hauptproblem besteht darin, dass sie
keine Erwerbsmöglichkeiten haben, um Geld zu verdienen und ihre Grundbedürfnisse zu decken. Es fehlt ihnen an Unterkünften, Lebensmitteln, Trinkwasser, Kleidung, Hygieneartikeln, medizinischer Versorgung – und
den Kindern zudem an einer Möglichkeit, eine Schule zu
besuchen. Hinzu kommt, dass auch die Anzahl der bedürftigen Libanesen seit Beginn der Syrienkrise und des
Flüchtlingsstromes um fast zwei Drittel gestiegen ist und
sich die Zahl der Arbeitslosen verdoppelt hat. Bis Ende
des Jahres 2015 rechnet man zusätzlich zu den Flüchtlingen mit 1,5 Millionen bedürftigen Libanesen, die auf Hil-
fe von außen angewiesen sind. Der bevorstehende Winter
wird die Lage weiter verschärfen.
Humanitäre Hilfe im Miteinander der Religionen
und Nationen
Um ihre Lebensbedingungen und ihre medizinische Versorgung und Gesundheitssituation zu verbessern, leistet
Malteser International bereits seit Sommer 2013 mit
finanzieller Unterstützung durch Nachbar in Not und
den MHDA Nothilfe und medizinische Hilfe nicht nur
für syrische Flüchtlinge, sondern auch für mittellose
Libanesen. Seit Ende 2014 wurden die Hilfen auch auf
irakische Flüchtlinge ausgeweitet.
Partner vor Ort ist die libanesische Assoziation des Malteser-Ordens. Der Orden arbeitet im Libanon intensiv
daran, Kooperationsabkommen mit allen im Land vertretenen religiösen Gruppen zu schließen. 18 anerkannte
Glaubensgruppen – die größten sind Christen und Muslime – leben inzwischen in diesem Land friedlich mitein-
ander und setzen sich dafür ein, die Stabilität des Landes
trotz des Krieges in den Nachbarländern Syrien und Irak
zu wahren. Die Arbeit, die die libanesischen Malteser in
diesem doch sehr instabilen politischen und religiösen
Kontext leisten, zeigt, welchen wichtigen Beitrag gerade
auch glaubensbasierte Organisationen im Bereich der huDIE MALTESER 3–4/2015
11
IMFOKUS
manitären Hilfe leisten können, um positive Veränderungen herbeizuführen.
Für ein Leben in Gesundheit …
Im Nord-Libanon und in der Bekaa-Ebene, zwei der ärmsten Regionen des Landes, unterstützt Malteser International inzwischen zusätzlich zu der mobilen Klinik vier
Gesundheits- und Sozialzentren der libanesischen Malteser mit Medikamenten und medizinischer Ausstattung.
Syrische Flüchtlinge und bedürftige Libanesen werden
in den Zentren kostenlos behandelt und erhalten in der
angeschlossenen Apotheke auch ihre Medikamente. Falls
eine stationäre Behandlung erforderlich ist, werden sie
an das nächstgelegene Krankenhaus überwiesen. Seit
Sommer 2013 kam diese Hilfe insgesamt fast 10.000 syrischen und libanesischen Patienten zugute.
… und Würde
Über zwei christliche Gemeinden in Beirut/Mount Lebanon, wo 90 Prozent der irakischen Flüchtlinge leben,
sowie über die Gesundheits- und Sozialzentren des Ordens versorgen die Malteser besonders bedürftige Familien mit Lebensmitteln, Kinderkleidung, Hygieneartikeln,
Matratzen, Decken und speziellen Nothilfe-Kits für Babys und Kleinkinder. Seit 2013 wurden insgesamt 8.400
Pakete mit Hilfsgütern gepackt und an mehr als 2.500 Familien, rund 12.500 Syrer, Iraker und Libanesen, verteilt.
Angesichts der kontinuierlich wachsenden Flüchtlingszahlen und der sich weiter verschlechternden Lebensbedingungen der Flüchtlinge und der Gastbevölkerung
sowie im Hinblick auf den bevorstehenden Winter wird
Malteser International seine Hilfen auch mit Unterstützung von Nachbar in Not weiter ausbauen. Hierfür werden dringend weitere Spenden benötigt.
Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene
im Nahen Osten
Nicht nur im Libanon, sondern auch in der Türkei, wohin
ebenfalls viele Syrer geflohen sind, und in Syrien leistet
Malteser International gemeinsam mit lokalen Partnern
humanitäre Hilfe. Allein im vergangenen Jahr kam diese
Hilfe rund 185.000 hungrigen, kranken, verletzten oder
durch den Krieg traumatisierten syrischen Flüchtlingen,
Vertriebenen und mittellosen Anwohnern zugute. Mehr
als 114.000 Menschen erhielten Nahrungsmittel, Trinkwasser, Haushalts- und Hygieneartikel, Winterkleidung
und/oder eine Notunterkunft. Rund 47.000 Patienten
wurden im ersten Halbjahr 2015 in den von Malteser
International betreuten Feldhospitälern, Gesundheitszentren und mobilen Kliniken medizinisch versorgt. Im
Nordirak hat Malteser International seit August 2014
rund 45.000 Vertriebene medizinisch betreut; knapp
10.000 Menschen erhielten Nothilfe- und Hygiene-Kits.
Das achtspitzige Malteser-Kreuz symbolisiert die acht
großen Elende der Welt. So soll der MALTESER KREUZER,
der symbolisch bei 8 Euro notiert, als Währung der
tätigen Hilfe dienen.
Bitte helfen Sie uns helfen.
Mit dem MALTESER KREUZER.
Mit einer Einmalspende oder – noch großzügiger – mit einem Dauerauftrag.
SPENDEN-KONTO Schoellerbank AG IBAN AT85 1920 0615 2372 3030 | BIC: SCHOATWW.
DIE MALTESER 3–4/2015
12
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!
XXXX
DER MALTESER ROMZUG 2015
ODER: WIE HILFREICH EIN
SCHLÜSSELLOCH SEIN KANN
ROM 2015
Die Abendsonne wirft
ihre Strahlen auf ein Tor,
um das sich mindestens
n
Du zeigst mir de
ein Dutzend Touristen
n
Pfad zum Lebe
schart, als meine Betreute und ich dort
ankommen. Ein Wachmann sieht kurz auf meine Uniform und bittet die Leute,
zur Seite zu gehen, um uns einzulassen. Man muss – so
unbescheiden das klingen mag – gestehen, dass wir beide
in dem Gewirr aus Menschen und Bussen nicht einmal
bemerkt hätten, ob es in dieser Pforte ein Schlüsselloch
gab. Dabei ist es nun wirklich kein unbedeutendes. Vielmehr in jedem Reiseführer Roms ein Muss und somit
touristischer Magnet auf dem Aventin.
Von Marie-Elisabeth Seyrl
Weltberühmtheit erlangt hat dieses kleine Schlüsselloch
vor allem – wie einige mittlerweile schon wissen werden
– wegen der malerischen Perspektive, die es bietet, wenn
man einen Blick hindurch wirft. Es muss aber gewiss
auch, finde ich, an der besonders hilfreichen Perspektive
liegen, die es ermöglicht. Denn es verdeckt alles Unwesentliche und alle Ablenkung, die sich ins Blickfeld stellen
könnte, und ermöglicht einem, ganz unangestrengt gar
nicht anders zu können, als darauf zu schauen, wonach wir
alle unser Leben lang auf der Suche sind. Und wofür 420
Personen aus ganz Österreich nach Rom gekommen sind.
Als sich das Tor auftut und meine Betreute und ich uns
plötzlich in einer dichten Allee wiederfinden, ist unser
Blick aber zugegeben sehr wohl abgelenkt – von den
DIE MALTESER 3–4/2015
13
XXXXX
prachtvollen Gärten, die
man im Hintergrund erahnen kann, der schönen Villa,
die sich hinter den Bäumen erhebt, vom Schotter, der die
Fahrt mit dem Rollstuhl etwas verlangsamt ... Sodass ich
schlussendlich erst kurz vor Ende jener Allee erkenne,
worauf wir zugehen, als die von mir betreute Mitpilgerin
mir ganz aufgeregt „Schau!“ zuruft.
Über dem Gewirr der großen Stadt ruht monumental die
Kuppel des Petersdoms, beschienen von der goldenen
Abendsonne.
Bevor noch alle anderen, alle zehn Reisebusse der Malteser Romwallfahrt 2015 auf dem Aventin angekommen
sind, bevor uns so viele Menschen umdrängen werden,
die uns ein bisschen zur Familie geworden sind in den
vergangenen Tagen, bleiben wir zwei ganz in Ruhe am
Ende der Allee im Garten der Villa Malta stehen und lassen an diesem vorletzten Abend unserer Reise den Geist
zur Ruhe kommen mit dem Blick auf Christus.
14
DIE MALTESER 3–4/2015
Mit einem Blick auf den Vatikan,
wo diese 420 Personen ihre Reise zu
Christus, die Suche nach dem „Pfad
des Lebens“ (so das Motto der Pilgerfahrt), eine knappe Woche zuvor
begonnen hatten. Wo wir gemeinsam in der Sixtinischen Kapelle
hatten stehen dürfen und uns der
Grazer Bereichsseelsorger Bernhard
Körner die große Darstellung des
Jüngsten Gerichts, die uns zuvor
vielleicht eher Furcht einflößend
denn tröstlich erschienen war, erklärt hatte. Sie solle „ganz einfach
zeigen, dass wir Verantwortung haben“. Verantwortung
vor Gott, dem Nächsten und uns selbst.
Und passender hätte diese Woche gar nicht beginnen
können, denn wären nicht drei engagierte Einsatzleiter
Jahre zuvor schon so mutig gewesen, die Verantwortung
für so einen Großeinsatz zu übernehmen und mit der Planung zu beginnen, hätten nicht ein Lager-/Logistik- und
ein Musikteam, Seelsorger, Ärzte und Krankenschwestern, Teamleiter, Busfahrer und nicht zuletzt viele, viele
Malteser und unsere „Herren Kranken“ sich getraut, diese Verantwortung zu über- und dieses Wagnis auf sich
zu nehmen, hätte nicht eine Polizeieskorte uns begleitet durch das römische Stadtgewirr und nicht nur einmal Einbahnen im Fließverkehr für uns umgekehrt, so
müsste unsere „große Familie“ wohl viele Erfahrungen
missen, die in ihrer Einzigartigkeit so unwiederbringlich
sind, die uns „Kraft und Stärkung für den Alltag erhalten“ und so „Gott ganz persönlich, in der Gemeinschaft
der Malteser näher kommen“ haben lassen, wie es unser
XXXX
Bundesseelsorger Konstantin Spiegelfeld in den
einleitenden Worten ausgedrückt hatte.
Denn dieser Faden der Einmaligkeit (so eigenartig das klingt, denn die Rom-Wallfahrt findet
ja alle fünf Jahre statt – und doch, wage ich zu
behaupten, wird jeder, der schon einmal dabei
war, meinen Gedanken verstehen) zog sich
durch die ganze Woche.
Ob es das Öffnen der Vatikanischen Museen
für unsere – und nur unsere! – Gruppe am
Sonntag (an dem normalerweise geschlossen ist) war,
das überwältigende „Großer Gott wir loben dich“ in der
Sixtina, das so manchem Tränen in die Augen getrieben
haben mag, ob es das sonnendurchflutete Pantheon
war, in dem zugleich der Regen durch die Öffnung in
der Kuppel fiel, während wir die Heilige Messe feiern
durften (das Pantheon ohne Touristen allein wäre
schon eine Besonderheit gewesen, wie jeder weiß, der
Rom auch ohne Malteser kennt). Oder die Besichtigung
der prachtvollen Gärten des Castel Gandolfo im Sonnenuntergang, ein Spaziergang durch die private Sommerresidenz des Heiligen Vaters also, während schon
ein herrliches Essen auf uns wartete – auf Tischen, in
Form eines Malteser-Kreuzes aufgestellt. Es heißt, dass
nicht einmal das Kardinalskollegium bisher in den Genuss einer derartigen Sonderveranstaltung gekommen
sei ... Ganz in diesem Sinne ging es weiter, und nicht
von ungefähr konnte man beim Mittagessen am folgenden Tag in der Sommerresidenz des Staatspräsidenten
Mattarella im Castel Porziano von einem der Polizisten
vernehmen: „Non è capitato mai“ („Das hat es überhaupt noch nie gegeben“).
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XXXXX
Sei es, völlig erschöpft von einem Tag des Zu-Fuß-Pilgerns durch die holprigen Straßen Roms bei mehr als
sommerlichen Temperaturen, schließlich belohnt zu werden durch den Anblick der Reliquien des Kreuzes Jesu in
der Basilika Santa Croce in Gerusalemme, die Nägel und
Balken des Kreuzes, wenige Meter vor unseren Augen ...
Oder ein herrliches Mittagessen in den Vatikanischen
Gärten genießen zu dürfen, als wäre es das Normalste
der Welt, durch die Absperrungen zu gehen und sich dort
unter einen Baum zu legen ...
Die anschließende Heilige Messe im Petersdom als krönender Abschluss unserer Wallfahrt, an dem Ort, an dem
Petrus begraben liegt, der (wie uns viele Führerinnen in
Kleingruppen kurz zuvor erklärt hatten) als Zuhause
für alle Christen der Welt gedacht gewesen und für die
Unendlichkeit errichtet worden war, mag uns allen ganz
deutlich gemacht haben, dass jeder Einzelne Teil dieser
großen Familie – der katholischen Kirche – sein darf ...
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DIE MALTESER 3–4/2015
Mit der Sixtina als Privatkapelle des Heiligen Vaters, San Paolo fuori le mura, San
Lorenzo fuori le mura (wo man das Sakrament der Krankensalbung in einem
von allen Mitwirkenden besonders berührend gestalteten Rahmen empfangen konnte), Santa Maria Maggiore,
der Lateranbasilika und Santa Croce in
Gerusalemme sowie natürlich St. Peter
selbst durften wir nicht nur alle vier römischen Papstbasiliken, sondern auch sechs der sieben römischen Wallfahrtskirchen kennen lernen.
Das klingt nach viel Programm für so viele Menschen?
Ja, wir haben viel erlebt in dieser Woche. Und ich bin
vielleicht nicht allein damit, dass ich wirklich nicht sagen
kann, was das Schönste war.
Das verdanken wir der perfekten Organisation der Einsatzleitung und dem Umstand, dass sie alles, was dieser
Perfektion in die Quere kommen hätte können, mit gewohnt maltesischem Einfallsreichtum und viel Charme
entgegensteuerte. Das verdanken wir allen Beteiligten,
die zum Teil Wochen zuvor schon Tag und Nacht mitgeplant hatten, sowie besonders allen Priestern, die uns
auf dieser Wallfahrt begleiteten und uns nie unser Ziel
aus den Augen verlieren ließen.
Und nicht zuletzt ist das Allerschönste an solchen Reisen
bekannter Weise immer das, was ungeplant passiert –
XXXX
seien es die Regentropfen im Pantheon, in den Gärten
des Castel Porziano die Gitarre zu schnappen und
– Rollstuhl hin oder her – unbeschwert zu tanzen,
der Stau, bei dem unsere geliebten Polizisten doch
tatsächlich die Fahrtrichtung der Gegenfahrbahn umkehrten, damit wir weiterfahren konnten, oder dass
man vielleicht einfach zur rechten Zeit am rechten Ort
war und einem eine berührende Erklärung der Kreuzreliquien erst die Heiligkeit des Augenblickes bewusst
werden ließ, sei es die Trost spendende Krankensalbung
oder ein gutes Gespräch mit einem lieben Menschen, das
einem Kraft gibt und hilft, Gottes Wege mit uns besser
zu verstehen.
Oder – ein Moment der vollkommenen Ruhe, wenn man
auf die Peterskuppel im Sonnenuntergang schauen darf
und sich besinnt, wofür sie steht, wenn man auf Christus
schauen darf, der seine Kirche auf dem Felsen Petrus
gegründet hat, seine Kirche, deren Fäden genau hier zusammenlaufen, wo er Adam, seine Schöpfung, mit dem
Finger berührt und wir in der Darstellung des Jüngsten
Tages zur Verantwortung gerufen werden. Wo wir wenige
Tage zuvor dem Heiligen Vater begegnen und ihm vielleicht sogar die Hand geben durften.
Ruhe, um alle Ablenkung wie durch ein kleines, hilfreiches Schlüsselloch ausblenden zu können und sich aufs
Wesentliche zu konzentrieren: Du zeigst mir den Pfad
zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in
Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.
Die Malteser Rom-Wallfahrt 2015 wurde durch großzügige Spenden der Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler und des Stiftes Admont unterstützt.
DIE MALTESER 3–4/2015
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RELIGIONAKTUELL
DIE
SYRISCH-ORTHODOXE
KIRCHE
Wenn man einen syrisch-orthodoxen Christen bittet, seine Kirche vorzustellen, wird wohl das erste, das er erwähnen wird,
die Liturgiesprache seiner Kirche sein: das Aramäische. Es ist die mutmaßliche Muttersprache Jesu, die heute nur noch in
einigen wenigen Tälern in Syrien gesprochen wird, die aber in der Liturgie der Syrisch-Orthodoxen Kirche auf der ganzen
Welt bis heute gepflegt wird. Um Verwechslungen mit der politischen Größe „Syrien“ zu vermeiden, bezeichnen sich
viele syrisch-orthodoxe Christen deshalb auch gern als Aramäer. Ein kurzes Portrait vor dem Hintergrund der Zusammenarbeit der Malteser mit den Syrisch-Orthodoxen Gemeinden in Wien im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung.
Von Georg Male
Die Syrisch-Orthodoxe Kirche ist eine der christlichen Urkirchen, die ihre Entstehung auf die Missionstätigkeit der
Apostel Paulus, Barnabas und Petrus in Antiochien, der
Hauptstadt des damaligen Syrien, sowie auf die der Apostel
Taddäus und Thomas in Edessa zurückführt. Wie schon
die Apostelgeschichte berichtet, wurden die Gläubigen in
Antiochien als Erste „Christen“ genannt. Mithilfe dieser
Gläubigen hat der Apostel Petrus im Jahr 34 den ersten
Bischofssitz in Antiochien gegründet. Daher heißt die
Kirche auch „Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien“.
Bis zum Konzil von Ephesos im Jahr 431 verlief ihre Entwicklung in Übereinstimmung mit der Kirche in Rom und
in Konstantinopel. Theologische und politische Streitigkeiten im 5. Jahrhundert führten jedoch dazu, dass das
Patriarchat von Antiochien die Beschlüsse des Konzils
von Chalkedon im Jahr 451 nicht annahm und eine eigene kirchliche Tradition gegenüber den anderen Patriarchaten der katholischen Kirche begründete.
Trotz des Namens handelt es sich bei der Syrisch-Orthodoxen Kirche nicht um eine orthodoxe Kirche im landläufigen Sinn, sondern um eine „altorientalische“ Kirche.
Sie ist eine der ältesten christlichen Religionsgemeinschaften. Die Liturgie wird wie schon eingangs erwähnt
bis heute hauptsächlich in aramäischer Sprache gefeiert,
fallweise auch auf Syrisch, Türkisch und Arabisch, in Österreich teils auch auf Deutsch.
18
DIE MALTESER 3–4/2015
Mor Ignatius Afrem II. Karim ist Patriarch von Antiochien und
Oberhaupt der gesamten Syrisch-Orthodoxen Kirche.
Religiöse Traditionen
Die syrische Kirche kennt – wie auch die katholische und
die orthodoxe Kirche – sieben Sakramente. Taufe, Firmung
(Salbung) und Eucharistie werden dem Kleinkind in unmittelbarer Folge gespendet. Liturgie und Gesänge stammen vielfach von den alten Kirchenvätern, etwa den Hll.
Ephrem und Jakob. Besonderen Wert legt die syrische Kirche auf die Fastenzeiten vor Weihnachten und Ostern, in
denen keine Fleisch- und Milchprodukte gegessen werden
dürfen. Die kirchliche Eheschließung besteht aus einem
verbindlichen Verlobungsakt und einer anschließenden
Krönung des Brautpaares. Die Geburt Christi feiern die
syrisch-orthodoxen Christen am 25. Dezember. Zu diesem Anlass besuchen sich die Familien untereinander, um
die frohe Botschaft des Friedenskönigs zu überbringen.
Dieser Brauch wird auch beim Hochfest der Auferstehung
RELIGIONAKTUELL
wiederholt. Pfingsten wird ebenfalls besonders gefeiert.
Allwöchentlich wird der Sonntag als Tag der Auferstehung
Jesu mit der Göttlichen Liturgie (Hl. Messe) begangen. Besondere Verehrung genießt die immerwährende Jungfrau
Maria als Mutter Gottes. Als höchster Marienfeiertag wird
im August Mariä Himmelfahrt gefeiert, in manchen syrischen Städten gibt es zu diesem Anlass auch Prozessionen.
Ikonen, die heilige Szenen und Personen darstellen, werden als Abbilder des jeweiligen Urbildes verehrt.
Verbreitung
Die Anhänger der Syrisch-Orthodoxen Kirche leben
heute im Wesentlichen in der Osttürkei, in Syrien, im
Irak und im Libanon sowie in Australien, Indien und in
Süd- und Nordamerika. Viele von ihnen waren und sind
Goldschmiede. Auch in Schweden besteht seit etwa 60
Jahren eine umfangreiche Gemeinde, der viele Ärzte und
Lehrer angehören. Durch den Zuzug von Gastarbeitern,
zuletzt aber auch durch die Flüchtlingsbewegung infolge
des Bürgerkriegs in Syrien finden sich auch immer mehr
syrisch-orthodoxe Christen in unseren Breiten. In Österreich werden heute ca. 5.000 Gläubige gezählt, die vor allem im Großraum Wien leben.
Keimzelle der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde in Österreich waren syrisch-orthodoxe Gastarbeiterfamilien aus
der Türkei, die zu Beginn der 1960er Jahre nach Österreich kamen und vor allem in der Textilindustrie und im
Textilgewerbe sowie in Gärtnereien in der Umgebung von
Wien Beschäftigung fanden. Ihre geistliche Betreuung
lag in den Händen des aus der Osttürkei stammenden
Priesters Dr. Emanuel Aydin. Die erste syrisch-orthodoxe
Pfarre wurde 1974 gegründet. Im selben Jahr wurde die
Syrisch-Orthodoxe Kirche in den Ökumenischen Rat der
Kirchen in Österreich aufgenommen. Die staatliche Anerkennung erfolgte im Februar 1988.
Die erste Pfarre, St. Ephrem, war auch der Grundstein
für die Gründung einer Diözese der Syrisch-Orthodoxen
Kirche in Europa. St. Ephrem war für rund vier Jahrzehnte in der ehemaligen Lainzer Pfarrkirche beheimatet, die
ihr die Erzdiözese Wien zur Nutzung überlassen hatte.
Anfang 2015 ist sie in die ehemalige Pfarrkirche „Maria
vom Berge Karmel“ auf dem Stefan-Fadinger-Platz in
Wien-Favoriten übersiedelt. Mittlerweile gibt es zwei
weitere Pfarren in Wien: St. Petrus und Paulus in
Floridsdorf sowie die Pfarre Hl. Maria Mutter Gottes in
Leopoldau. Kleine Seelsorgezentren, in denen fallweise
auch die heilige Liturgie gefeiert wird, gibt es weiters in
Linz, Steyr, Graz, Maria Lanzendorf und Ebreichsdorf.
In kirchlicher Hinsicht unterstehen die Wiener Gemeinden der Syrisch-Orthodoxen Kirche dem Patriarchat von
Antiochien. Oberhaupt der Syrisch-Orthodoxen Kirche
ist seit März 2014 Patriarch Mor Ignatius Afrem II.
Karim. Er residiert in Damaskus, wohin der Sitz des Patriarchen 1933 von Antiochien (heute das türkische Antakya)
verlegt wurde. Die Verwaltung der Gesamtkirche obliegt
der Hl. Synode unter dem Vorsitz des Patriarchen. Der
zuständige Metropolit für die Diözese Schweiz-Österreich
ist Mor Dionysius Isa Gürbüz mit Sitz in der Schweiz.
Ein bedeutendes Ereignis der jüngsten Vergangenheit
war am 19. Oktober 2015 die feierliche Einweihung des
neuen syrischen Studierendenkollegs „Beth Suryoye“ und
die Einrichtung des neuen Universitätslehrgangs „Syriac
Theology“ an der Universität Salzburg, zu der sogar der
Patriarch Mor Afrem II. Karim eigens anreiste. Der für
diesen Universitätslehrgang – ein viersemestriges Masterstudium – verantwortliche Professor Aho Shemunkasho
hat bei dieser Gelegenheit seine Antrittsvorlesung als
Professor für Geschichte und Theologie des orthodoxen
syrischen Christentums gehalten.
AUF EINEN BLICK
• Gläubige: ca. 2 Millionen,
davon etwa 1,5 Millionen in der autonomen
Syrisch-Orthodoxen Kirche von Malankara in Indien
• Sitz: Damaskus (Syrien)
• Diözesen: 37 Diözesen (davon 11 in der autonomen
Syrisch-Orthodoxen Kirche von Malankara in Indien)
• Ritus: Westsyrisch
• Liturgiesprache: Aramäisch, Arabisch, Türkisch
(in Indien: Malayalam)
• Kalender: Julianisch
(Weihnachten am 25. Dezember, Ostern beweglich)
DIE MALTESER 3–4/2015
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RELIGIONAKTUELL
BESUCH UND
GEMEINSAMES GEBET
BEI FREUNDEN
Im Juni 2015 besuchten Mitglieder der Delegation Wien/NÖ des SMRO das Schloss Trumau, das nicht nur eine Hochschule
für katholische Theologie (Internationales Theologisches Institut – ITI) in seinen Mauern beherbergt, sondern auch eine
dazu gehörende byzantinische Kapelle. Die unierte griechisch-katholische Kirche ist schon seit Jahrhunderten fest in
Österreich verankert und besitzt eigene Pfarren. Metropolit dieser unierten Kirche und Großkanzler der Hochschule ITI
ist der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn.
Von Georg Reichlin-Meldegg
Das Wasserschloss in Trumau befindet sich – mit Ausnahme kurzer Perioden – seit der Gründung des Stiftes
Heiligenkreuz im Jahr 1133 in dessen Besitz und wurde
2008 an die Hochschule ITI in Baurecht übergeben. Die
Präsentation der Hochschule (ITI) wurde am 16. Juni
2015 von unseren Ordensmitglied und Rektor der Hochschule, Dr. Christiaan Alting-Geusau vorgenommen, der
einleitend erläuterte: „Das ITI wurde 1996 auf direkte Initiative von Papst Johannes Paul II. gegründet und ist somit eine päpstliche Hochschule für Theologie mit Schwerpunkt Ehe und Familie. Es dient aber auch der Förderung
der Einheit von Ost- und Westkirche. Es war bekanntlich
ein großes Anliegen des Hl. Papstes Johannes Paul II.,
dass die Katholische Kirche mit beiden Lungenflügeln,
nämlich Ost und West, atmet.“
Gebet, Lehre und Gemeinschaft
Das ITI ruht auf drei Säulen, die das gesamte Leben der
Studenten und Mitarbeiter prägen sollen: Gebet, Lehre
und Gemeinschaft. Rektor Geusau präzisiert: „Das ITI
verfolgt eine besondere Pädagogik: Im Zentrum steht
das Quellenstudium und weniger die Sekundärliteratur.
Um ein Beispiel zu geben – es werden in erster Linie die
Originaltexte z. B. von Aristoteles oder Augustinus den
Kommentaren vorgezogen und unter Anleitung der Professoren von den Studenten selbst erarbeitet.“ Die Seminarmethode unterstützt diese Arbeitsweise, da eine
Klasse maximal 13 Studierende umfasst. Der Austausch
untereinander und mit den Professoren wird dadurch
enorm effizient und bietet tiefe Einsichten, ist Rektor
Geusau überzeugt.
Vor dem Rundgang war in einer nunmehr beinahe fertig restaurierten Kapelle des Schlosses gemeinsam mit
Ordensangehörigen und Gläubigen eine in jeder Hinsicht beeindruckende Hl. Messe im byzantinischen Ritus
gefeiert worden. „Die byzantinischen oder griechischkatholischen Priester bei uns im Hause wirken hier
als Professoren und Seelsorger. Sie betreuen auch die
vielen Katholiken des byzantinischen Ritus, die bei uns
studieren“, hebt Rektor Geusau die gelebte Einheit der
Christen hervor.
Die Hochschule ist weiters durch starke Internationalität
gekennzeichnet: Studenten und Mitarbeiter der Hochschule kommen buchstäblich aus aller Welt. Deshalb ist
die Unterrichtssprache sinnvoller Weise Englisch. Die
Universalität der Kirche prägt die Hochschule auf Schloss
Trumau auf besondere Weise und äußert sich unter anderem darin, dass die tägliche Liturgie auf dem Campus
nicht nur im Römischen Ritus, sondern auch im Byzantinischen gefeiert wird.
20
DIE MALTESER 3–4/2015
RELIGIONAKTUELL
„Das ITI ist eine Bildungseinrichtung, die Führungspersönlichkeiten für Kirche und Gesellschaft ausbilden soll.
Die meisten Studenten und Studentinnen sind Laien, obwohl auch einige Priester und Seminaristen am ITI studieren. Dafür gibt es auch ein spezifisches Bildungsprogramm“, erläutert der Rektor.
Was könnte diese Hochschule in der Glaubenswelt
bewirken?
„Unsere Absolventen wirken fast überall in der Welt und
in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Bildungswesen, in der Kirche, in den Medien, in den Familien:
Etwa 25 Prozent unserer Absolventen gehen einer geistlichen Berufung nach, nochmals 25 Prozent sind im Bildungswesen tätig, 10 Prozent arbeiten in Organisationen
für Ehe und Familie, 10 Prozent arbeiten pastoral oder
sind als Laien in anderer Funktion für die Kirche tätig.
Die restlichen 30 Prozent verteilen sich auf verschiedenste Branchen wie Verlagswesen, Wirtschaft, Medizin und
Familienarbeit“, erzählt Rektor Geusau über die Bandbreite der an dieser Hochschule tätigen Studenten.
Demnach entstehen immer wieder Initiativen, die von
der Hochschule ausgehen und sich dann selbständig und
unabhängig weiter entwickeln. Auf zwei konkrete Initiativen dieser Art weist der Rektor mit Nachdruck hin:
„Es handelt sich um das 2013 von einigen Mitarbeitern
der Hochschule unter meiner Leitung ins Leben gerufene
katholische Privatgymnasium ‚Schola Thomas Morus’ in
Baden. Diese Schule startete mit zwei Schülern und ist innerhalb von zwei Jahren auf an die 40 Schülerinnen und
Schüler angewachsen. Tendenz und Nachfrage steigend.
Auch in diesem Fall werden aufgrund der speziellen Unterrichtsmethode die Klassen klein gehalten und umfassen maximal 15 Schülerinnen und Schüler.“ Das gesamte
Schulkonzept ist von der Bildungsphilosophie der Hochschule ITI in Trumau inspiriert.
Eine weitere Initiative wurde 2010 mit der Gründung
eines weltweiten Netzwerks für katholische Parlamentarier gestartet, das jährliche Treffen in Rom organisiert.
Auch dieses Netzwerk fußt auf den drei Säulen: gelebte Lehre, Gebet und Gemeinschaft unter katholischen
Politikern, die ihre politische Verantwortung mit ihrer
Verantwortung als praktizierende Christen verbinden.
„Inzwischen nehmen katholische Politiker von allen
Kontinenten an diesen jährlichen Treffen in Rom teil.
Auch dieses Netzwerk verzeichnet ein starkes Wachstum!“
Die Hochschule finanziert sich exklusiv über Studiengebühren, Spenden und Sponsoren, so etwa das Land
Niederösterreich für die byzantinische Kapelle und die
Bibliothek, sowie über Stiftungen.
Mehr Infos unter:
www.iti.ac.at und www.scholathomasmorus.at
DIE MALTESER 3–4/2015
21
RUNDSCHAU
Wenn
Sekunden
zählen
WENN SEKUNDEN ZÄHLEN
NEUE SMARTPHONE-APP
HILFT LEBEN RETTEN
Mithilfe einer neuen Smartphone-Applikation soll die Zeit zwischen dem Notruf und dem Beginn qualifizierter Erster Hilfe
bei Herzstillstand wesentlich verkürzt werden. Mehrere Malteser waren führend an ihrer Entwicklung beteiligt.
In Wien benötigt die Rettung vom Notruf bis zum Eintreffen beim Patienten durchschnittlich knapp zehn
Minuten. Im internationalen Vergleich ist das ein Spitzenwert. Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie etwa
einem Herz-Kreislauf-Stillstand kann aber selbst diese
sehr kurze Zeitspanne für den Betroffenen zu lang sein.
Mit einer neuen Smartphone-App, die seit 22. Oktober
unter dem Namen „Die LEBENSRETTER“ verfügbar ist,
sollen die Überlebenschancen der Betroffenen wesentlich erhöht werden. Denn sie informiert ausgebildete
Ersthelfer über einen Notfall in ihrer Nähe und führt sie
direkt zum Betroffenen. Auf diese Weise kann wichtige
Zeit gewonnen werden – Zeit, die dem Patienten unter
Umständen das Leben rettet.
Jede Sekunde zählt
„Bei einem plötzlichen Herzstillstand zählt sprichwörtlich jede Sekunde“, erklärt Dr. Alexander Nürnberger,
Malteser, Unfallmediziner am Wiener AKH und Mitentwickler des Projekts. „Denn die Faustregel lautet: Mit
jeder Minute, die ohne effiziente Erste Hilfe verstreicht,
sinkt die Überlebenschance des Betroffenen um bis zu
22
DIE MALTESER 3–4/2015
zehn Prozent. Es geht also um eine möglichst kurze Reaktionszeit – und die können wir mit der LEBENSRETTERApp erreichen.“
Möglich macht das eine enge technische Abstimmung
zwischen der Leitstelle der Berufsrettung Wien und der
Smartphone-Applikation. Notrufe, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand vermuten lassen, werden innerhalb weniger Sekunden automatisch an jene Smartphones mit
installierter App gesendet, die sich zum Zeitpunkt des
Notrufes in einem Umkreis von ungefähr 400 Metern
zum Einsatzort befinden.
Die App leitet diese – sofern sie den Einsatz annehmen
können – via Smartphone-Navigation entweder direkt
zum Einsatzort oder zuvor zum nächsten öffentlich zugänglichen Defibrillator (AED). Dabei verständigt das
System bis zu vier qualifizierte Ersthelfer pro Notfall. So
können zwei „LEBENSRETTER“ direkt zum Patienten
und zwei weitere zum nächsten AED und dann weiter
zum Einsatzort geführt werden.
RUNDSCHAU
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Breite Unterstützung
Durch die Mitarbeit zahlreicher sachkundiger Malteser
und die Einbindung des Vereins PULS konnten die Idee
rasch umgesetzt und wichtige Partner gewonnen werden.
Neben der Berufsrettung Wien, den Helfern Wiens und
dem Verein Wien PULS stehen auch die Wiener Landesverbände und Sanitäter des Roten Kreuzes, des ArbeiterSamariter-Bundes und der Johanniter-Unfall-Hilfe und
natürlich der Bereich Wien des MHDA tatkräftig hinter
dem Projekt.
Bis zu 1.000 Einsätze erwartet
Initiiert und finanziert wurde das Projekt von einer gemeinnützigen Privatstiftung. Stiftungsvorstand und
Initiator Dr. Jörg Jakobljevich, ebenfalls Mitglied der
Malteser: „In Wien rechnen wir bei Mitwirkung eines
Großteils der Wiener Sanitäter langfristig mit bis zu
1.000 LEBENSRETTER-Einsätzen pro Jahr. Aber selbst
wenn wir mit der App nur ein einziges Menschenleben
retten, hat sich der Aufwand schon gelohnt.“
Seit der Ausrollung am 25. Oktober 2015 stieg die Anzahl der registrierten LEBENSRETTER stetig an, bei
Redaktionsschluss waren es schon mehr als 500. Im
selben Zeitraum konnten bereits neun reale Einsätze
erfolgreich durchgeführt werden. Bei einem davon reanimierten zwei Malteser mehr als vier Minuten vor
Eintreffen der Rettungsmannschaft, bei einem anderen
ein Arbeiter-Samariter ca. drei Minuten, die Patientin
konnte lebend dem Spital übergeben werden. Insgesamt
hoffen die Initiatoren in Wien auf über 2.000 Sanitäter,
die sich die App herunterladen und nutzen werden. „Derzeit läuft die LEBENSRETTER-App nur in Wien. Sobald
wir erste Erfahrungswerte gesammelt und auch diverse
offene rechtliche und organisatorische Fragen geklärt
haben, wollen wir unser System aber auch auf andere
Bundesländer ausweiten“, so Jakobljevich.
Präsentiert wurde die LEBENSRETTER-App im Rahmen
des Wiener Sicherheitsfestes am 25. und 26. Oktober
mit Unterstützung aller beteiligten Organisationen. Die
Anwendung ist derzeit für Android-Smartphones und
iPhones erhältlich. An einer Microsoft-Version der App
wird bereits gearbeitet.
Weitere Informationen auf www.lebensretter.at
Infofilm auf youtube unter „Lebensretter App“
DIE MALTESER 3–4/2015
23
MEDIZINAKTUELL
HILDEGARD VON BINGEN
SEIT VIELEN JAHREN
„NEU ENTDECKT“ …
Von Mag. pharm. Gilbert Zinsler
Als am 17. September 1179 die Äbtissin des Klosters
Rupertsberg am Rhein im 82. Lebensjahr starb, war vielen
bewusst, dass eine große und ungewöhnliche Frau dahingeschieden war. Sie hatte die Anerkennung der Großen
ihrer Zeit gefunden: Otto von Bamberg hatte ihr die ewigen Gelübde abgenommen, mit Bernhard von Clairvaux
war sie in Briefkontakt gestanden, ebenso wie sie mit
Papst Eugen III. korrespondiert und Kaiser Friedrich Barbarossa beraten hatte. Bereits zu Lebzeiten wurde Hildegard von Bingen wie eine Heilige verehrt, und schon kurz
nach ihrem Tod wurde ein Heiligsprechungsverfahren angestrengt. Allerdings sollte es über 800 Jahre dauern, bis
Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 die Verehrung der Hl.
Hildegard auf die ganze Kirche ausdehnte, indem er sie in
das Verzeichnis der Heiligen einschrieb und auch offiziell
zur Kirchenlehrerin (Doctor Ecclesiae universalis) erhob.
Kommerzialisierung und Einengung auf Medizin
Kaum eine Heilige des Mittelalters erfreut sich heute noch
so großer Beliebtheit und wird zudem so oft als Fürsprecherin eines gesunden Lebens gesehen. Es gibt unzählige Hildegard-Lexika und Bücher „für Hildegard-Freunde
und alle die es noch werden wollen“, und die Rategeberliteratur deckt alle Bereiche des täglichen Lebens für, mit
und nach Hildegard ab, ja scheint alle Grenzen zu sprengen. Verschiedenste Vereine und Akademien eifern ihr
im Fasten, Kochen und Essen nach und bieten „fundierte
und zeitgemäß transformierte Hildegardlehre“. Seminarleiter und Gesundheitsberaterinnen, Naturhäuser
und Erlebnishotels bieten ganzheitliches Wohlbefinden
kombiniert mit Versandhandelsangeboten für hochwertige Naturprodukte, die ein Leben im Einklang der Natur
versprechen.
24
DIE MALTESER 3–4/2015
„Kaum eine historische Persönlichkeit hat eine derartige
Kommerzialisierung und Instrumentalisierung erfahren wie die Nonne und Äbtissin Hildegard von Bingen.
Immerhin tragen zahllose Kräutermischungen, Liköre,
Nahrungsmittel, Tinkturen, Elixiere, Öle, Kosmetika,
Edelsteine, Kochbücher, Gesundheitsratgeber und sogar Schulen, Hotels und Wellnesstempel ihren Namen“,
schrieb die Tageszeitung „Der Standard“ schon vor einigen Jahren. Kaum eines dieser Angebote wird wohl dem
Anliegen der großen Heiligen gerecht, denn die Hl. Hildegard wird heute nahezu vollständig mit dem Begriff der
„Hildegard-Medizin“ gleichgesetzt. Unter ihrem Namen
wird „eine neue Ära der Medizin“ postuliert. Allerdings
ist dieser Fokus auf ihre Gesundheitslehre eine unzulässige Reduktion auf einen kleinen Teil ihres Werkes, den
sie selbst wohl nicht in den Mittelpunkt ihres Schaffens
gestellt hätte.
Theologin und Mystikerin
Hildegard war vor allem Theologin und Mystikerin. Es
sind somit auch ihre drei theologischen Werke, die schon
im Mittelalter ihren Ruhm begründeten. Ihr Hauptwerk
Scivias („Wisse die Wege“) ist eine Glaubenslehre, in der
Weltbild und Menschenbild untrennbar mit dem Gottesbild verwoben sind. Sie berief sich für ihre theologischen
und philosophischen Aussagen, die in allen wesentlichen
Punkten der Kirchenlehre entsprachen, auf Visionen. Ihr
zweites Werk Liber vitae meritorum („Buch der Lebensverdienste“) könnte man als visionäre Ethik beschreiben.
In ihm werden 35 Laster und Tugenden einander gegenübergestellt. Das dritte Buch Liber divinorum operum
(„Buch der göttlichen Werke“) ist Hildegards Schau über
Welt und Mensch. Sie beschreibt hier die Schöpfungsord-
MEDIZINAKTUELL
HILDEGARD EMPF
… bei Verkühlung
nung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung als etwas, in dem Leib und Seele,
Welt und Kirche, Natur und Gnade in die Verantwortung
des Menschen gestellt sind. Damit schuf sie auch eine
frühe Form des Homo signorum, eines Hilfsmittels zur
Bestimmung der besten Zeiten für den Aderlass nach den
Gestirnen.
Medizin verknüpft mit theologischen und
moralischen Erwägungen
Hildegard von Bingen war Benediktinerin, und ihr Werk
ist nur aus ihrem tiefen Glauben zu verstehen. Selbstverständlich war ihr Denken in ihrer Zeit verwurzelt. Die
Klöster waren zu dieser Zeit aber nicht nur Orte des Betens, sondern auch der Wissensvermittlung und der Krankenpflege. In allen größeren Klöstern gab es Krankenräume und Räume zur Anfertigung von Arzneien. Diese
Arzneien waren natürlich primär pflanzlicher Herkunft.
Die alten Schriften der Antike, die in den Klöstern überliefert wurden, behandelten in erster Linie Pflanzen des
Mittelmeerraumes. Hildegard von Bingen verdanken wir
nicht nur die Überlieferung dieses griechisch-römischen
Wissens, sondern auch die Weitergabe alten Heilwissens
aus Mitteleuropa. Sie sammelte während ihrer Zeit im
Kloster neben der traditionellen Klostermedizin volkstümliches Wissen ihrer Zeit.
Sie kombiniert das klassische System der Humarolpathologie, der antiken Vier-Säfte-Lehre von Hippokrates und
Galen, mit theologischen und moralischen Erwägungen.
Besonders interessant für Biologie, Pharmazie und Medizin sind ihre Abhandlungen über Krankheiten und (Heil-)
Pflanzen, in denen sie erstmals die volkstümlichen Pflanzennamen nutzte. Hildegard verfasste das Werk Liber
subtilitatum diversarum naturarum creaturarum („Buch
von den Geheimnissen der verschiedenen Naturen der
Geschöpfe“), das später in zwei eigenständige Schriften
aufgeteilt wurde: Causae et curae („Ursachen und Heilungen“) ist ein Buch über die Entstehung und Behandlung
von verschiedenen Krankheiten. Das zweite der naturkundlichen Werke kennt man heute unter dem Namen
Physica.
IEHLT …
und Grippe:
Originaltext Hildeg
ard: „Nimm Kranichsch
nabel und
weniger Bertram als vo
m Kranichschnabel un
d ebenso
Muskatnuss weniger als
vom Bertram und misch
e es zu einem
Pulver. Wer (in Gripp
ezeiten) Magen-DarmBeschwerden
hat, esse sogleich von
diesem Pulver und es
wird ihm besser.“
Die beschriebene Misc
hung von gepulverte
m Pelargonienkraut, Bertram
wurzel und Muskatn
uss ist ein
Klassiker der Hildeg
ard-Medizin und wird
als bekanntes
Pelargonienmischpul
ver durchaus als Unive
rsalmittel bei
Erkältungskrankheite
n wie Husten, Schnup
fen und grippalen Infekten einge
setzt. Von diesem Pu
lve
r kann man
einige Messerspitzen
auf ein Brot streuen
oder gekochten
Speisen zugeben. Be
i Heiserkeit und Halsw
eh wird das
Pulver in Weißwein
kurz aufgekocht. Dies
es Getränk
sollte dann warm ge
trunken werden.
Keine Heilung des Körpers ohne Glauben
Aus diesen Werken wird der Zitatenschatz der sogenannten Hildegard-Medizin seit vielen Jahren eifrig befüllt.
Maßgeblich beteiligt an der „Wiederentdeckung“ der
Therapieformen, die sich von der mittelalterlichen
Mystikerin herleiten lassen, war der österreichische Arzt
Dr. Gottfried Hertzka. Ihm wird vorgeworfen, die auf Hildegard beruhende Pflanzenheilkunde sowie ihre Ernährungsregeln, Ausleitungsverfahren und Edelsteintherapien allzu
sehr vereinfacht zu haben. Allerdings sind nur dadurch ihr
seit den 1970er Jahren ungebrochener Siegeszug und die
Beliebtheit bei so vielen Anhängern verständlich.
Dass nach Hildegard aber die Heilung des kranken Menschen und das Heil allein von der Hinwendung zum Glauben, der allein gute Werke und eine maßvolle Lebensordnung hervorbringt, ausgehen kann, wird bei diesen
neuzeitlichen Therapieansätzen meist außer Betracht
gelassen. In diesen Punkten unterscheidet sie sich allerdings stark von den vielen eher rationalen Werken der
übrigen Klostermedizin und wird dadurch erst zu einer
der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen
Klosterheilkunde.
DIE MALTESER 3–4/2015
25
MEDIZINAKTUELL
HILDEGARD EMPFIEHLT …
… bei Husten:
Originaltext Hildegard:
Brust (Schmerzen)
„Wenn irgendein Mensch in oder um die
ngt, den salbe damit
leidet, so dass er davon zu husten anfä
dort auf der Brust …“
vorzügliches Mittel
Das Wermutöl ist nach Hildegard ein
itis und Husten –
gegen Schmerzen und hilft bei Bronch
nkindern. Frisch
nicht nur, aber besonders gut bei Klei
doppelten Menge mit
gepresster Wermutsaft wird in der
izinflasche zehn Tage
Olivenöl gemischt und in einer Med
Anwendung werden
im Sonnenlicht stehen gelassen. Zur
täglich (vor dem
einige Tropfen ein- oder mehrmals
ben.
Schlafen) über dem Brustbein eingerie
Gesunde Ernährung als wichtiges Element
Die Therapie nach Hildegard ist ohne entsprechende Ernährungslehre nicht umsetzbar. Für Hildegard von Bingen – wie für fast alle alten Heilmethoden – war Heilung
und Gesundheit ohne Diätetik und gesunde Nahrungsmittel unvorstellbar. Das gesunde Leben ist und war
ohne das gesunde Essen nicht denkbar. Zu den gesunden
Lebensmitteln zählen bei Hildegard besonders: Dinkel,
Bohnen, Butter, Maroni, Hafer, Honig, rote Rüben und
vor allem viele Gewürze und Kräuter, die bei uns fast vergessen waren und erst in den letzten Jahren durch die
erneute Belebung der Hildegard-Medizin wiederentdeckt
wurden.
Eine besondere Rolle hatte in der Ernährungslehre nach
Hildegard der Dinkel. Er wurde geradezu zum Synonym
für ihren therapeutischen Ansatz, denn angeblich schätzte sie kein anderes Getreide so sehr wie ihn: „Der Dinkel
ist das beste Getreide, er ist warm und kräftig, milder als
andere Getreidearten … und er macht frohen Sinn und
Freude im Gemüt des Menschen.“ Kochen mit Dinkelmehl
ist somit fixer Bestandteil verschiedenster Empfehlungen
für die gesunde Ernährung nach Hildegard, und Dinkelkekse, oft auch unter dem Namen „Gute Laune Kekse“
vermarktet, gehören seit einigen Jahren zum Basissortiment jedes renommierten Reformwarengeschäftes.
26
DIE MALTESER 3–4/2015
Drei Lebensregeln
Da Hildegard nicht Ärztin war, sondern zu allererst Äbtissin, war sie auch für ihre Mitschwestern und die ihr
anvertraute Bevölkerung verantwortlich. Sie selbst hat
sich wohl primär als Prophetin im christlichen Sinne
verstanden, allerdings hat sie uns – zumindest auch –
traditionelle europäische Medizin im klassischen Sinne
hinterlassen. Ihre heilkundlichen Überlegungen bieten
den Menschen eine attraktive Möglichkeit, sich mit den
Heilkräften der Natur zu beschäftigen, ihre Gesundheit
zu fördern und durch ein sinnerfülltes Leben Krankheiten vorzubeugen. Ihre Lebensregeln beruhen somit auf
drei wichtigen Säulen:
1. Gesunde Ernährung: Gesund und maßvoll Essen
und Trinken, Ausgleich von Aktivität und Ruhe, regelmäßig entgiften
2. Natürliche Heilmittel: Genaue Anweisungen, wie
Naturelixiere, Gewürzmischungen, Kräutersalben-Packungen herzustellen sind
3. Sinnvolle Lebensführung: Tugenden und Talente
fördern, sinnvoll und fröhlich leben
Ganzheitliche Sicht des Menschen
In der heutigen Medizin wurden bis vor Kurzem (und
werden wohl großteils immer noch) Beschwerden und
Krankheiten isoliert nach ihren Symptomen betrachtet.
Die Schulmedizin verlässt sich auf Befunde und Parameter. Das ist gut und notwendig, aber oft wird dabei der
Mensch fast vergessen. Hildegard von Bingen betrachtet immer den ganzen Menschen und fragt nach dem
Woher und Warum. Während heute der Mensch großteils als Summe seiner Organe gesehen wird, versteht
sie den Menschen als Einheit von Körper und Seele und
verknüpft die Gesundung der Seele mit der Gesundung
des Körpers und auch umgekehrt. Hier ist sie somit sehr
modern, und dies macht wohl auch die Begeisterung aus,
warum so viele Menschen sie zu einer angesehenen und
vertrauenswürdigen Ratgeberin für Körper, Geist und
Seele erkoren haben.
Mag. pharm. Gilbert Zinsler
Landschafts-Apotheke Horn
Hauptplatz 14, 3580 Horn
XXXX
HOSPITALDIENSTSCHLUSS ...
IRGENDWANN
DARF DANN MAL
PAUSE SEIN.
GEFÜHLE
EINSCHALTEN
DIE MALTESER 3–4/2015
27
VORBILDER
„WIR TROMMELN NICHT, WIR HANDELN.“
Interview mit Andreas Treichl, Generaldirektor der Erste Group, über Erfolg in der Wirtschaft und Verantwortung in der
Gesellschaft. Die Fragen stellte Georg Male.
Die MALTESER: Herr Mag. Treichl, Sie sind der längst
dienende Generaldirektor einer börsenotierten Bank
in der westlichen Welt; das von Ihnen geleitete Unternehmen hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine beachtliche Erfolgsgeschichte geschrieben und ist heute
vom Börsewert her das wertvollste Unternehmen
Österreichs. Was bedeutet für Sie der Begriff „Erfolg“?
Andreas Treichl: Erfolg in der Wirtschaft heißt etwas
zu schaffen, das langfristigen Bestand hat und der Gesellschaft einen Nutzen bringt. Erfolg in der Wirtschaft
ist damit etwas ganz Anderes, als wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Das bringen viele Menschen durcheinander. Wirtschaftlich erfolgreich ist ein Mensch oder eine
Institution dann, wenn er/sie finanziell erfolgreich ist,
d. h. viel Geld macht. Auch das kann der Gesellschaft
Nutzen stiften, muss es aber nicht.
Die Erste Group hat in den vergangenen zwei Dezennien viele Jahre erlebt, in denen sie wirtschaftlich sehr erfolgreich war. Derzeit schaut es so aus, als ob die Erste
Group insgesamt auch Erfolg in der Wirtschaft hat, und
ich hoffe bzw. bin eigentlich überzeugt davon, dass sie
das nachhaltig und langfristig unter Beweis stellen kann.
Wahrscheinlich hat sie sogar in den Jahren, in denen sie
wirtschaftlich wenig erfolgreich war, viel mehr für den
langfristigen Erfolg in der Wirtschaft geleistet, als in
manchen wirtschaftlich erfolgreichen Jahren.
Sie sprechen von gesellschaftlichem Nutzen.
Das klingt nach Verantwortung – und eher nach
Shareholder Value anstelle reiner Optimierung für
die Eigentümer ...
28
DIE MALTESER 3–4/2015
Wir müssen immer den schmalen Pfad zwischen den Interessen unserer Kunden, Mitarbeiter und Eigentümer
und den Rahmenbedingungen von Wirtschaft, Politik
und Gesellschaft gehen. Wir wollen einen Ausgleich
zwischen den Ansprüchen aller zurecht am Unternehmen Interessierten finden. Das ist eine unheimlich spannende und manchmal sehr schwierige Aufgabe. Aber jedes Mal, wenn man sie richtig gelöst hat, hat man damit
die Frage nach der „Ethik in der Wirtschaft“ gut beantwortet.
Bei uns hat das Thema Verantwortung übrigens eine
spezielle Tradition: Die Erste österreichische Spar-Casse
wurde vor knapp 200 Jahren gegründet, um Leuten zu
helfen, die sich nicht selbst helfen konnten – und das ist
genau das, was man heute modern als CSR (Corporate
Social Responsibility, Anm.) bezeichnet.
Die Erste Group ist also ein CSR-Pionier ...
Wenn uns andere so bezeichnen, freuen wir uns; wir
selbst würden das nicht tun. Wir nennen das „Gründungsgedanke“.
Verantwortung ist auch eine sehr persönliche
Herausforderung, selbst in einer Zeit, in der schon
fast alles vom Staat geregelt wird ...
Wir leben im Finanzbereich – aber nicht nur dort – in
einer völlig überregulierten Welt, der Staat greift immer
stärker in unser Leben ein. Es sind aber die Menschen,
die diese staatlichen Regulierungen umsetzen, es kommt
auf die Menschen und ihre Integrität an. Wir stellen uns
Godany³
VORBILDER
immer wieder die Frage „Ist es rechtlich korrekt?“ und
„Ist es profitabel?“. Es kommt aber noch ein übergeordneter Aspekt dazu – nämlich die Frage „Ist es das Richtige, was wir tun?“ Es kann etwas rechtlich in Ordnung
und auch rentabel sein – und dennoch tue ich es nicht,
weil es für die Gesellschaft nicht passt. Gerade Banken
haben in den letzten Jahren viel Vertrauen verloren, teils
zu Recht, teils zu Unrecht. Zu Recht dann, wenn sie vergessen haben, sich diese drei Fragen wirklich konsequent
zu stellen.
Integrität ist heute ein fast altmodischer Begriff ...
Gerade die Erste Group hat eine sehr lange Tradition. Wie verträgt sich das mit der Forderung nach
Modernität?
Die Verbindung der beiden Elemente hilft uns sehr dabei, die Erfolge der Vergangenheit in die Zukunft zu
bringen. Wir sind froh, dass wir einen „traditionellen“
Gründungsauftrag haben, den wir auch in der Gegenwart und in der Zukunft leben wollen: allen Menschen in
unserer Region ohne Unterschied von Status, Nationalität, Glauben, Geschlecht und Alter Zugang zu Wohlstand
zu ermöglichen. Das war in Zeiten der sozialen Unruhen
Mitte des 19. Jahrhunderts so, und so ist es auch in der
aktuellen Niedrigzinsphase, die es natürlich zu einer besonderen Herausforderung macht, den Wohlstand unserer Kunden zu mehren.
Dieser soziale bzw. ethische Auftrag dürfte die
Erste von anderen Banken ziemlich deutlich unterscheiden.
Wir tun jedenfalls alles dazu, dass unsere Kunden das
spüren. Unser Geschäftsmodell basiert auf dem Vertrauen, das uns die Kunden schenken. Vertrauen ist im Privatleben, in einer Beziehung das Wichtigste, aber auch
im Wirtschaftsleben das höchste Gut, auf das man setzen kann. Damit verbunden ist eine hohe Verantwortung. Als Banken haben wir hier generell viel verspielt,
umso stärker müssen wir uns jetzt wieder bemühen zu
zeigen, dass wir dieses Vertrauen auch verdienen.
Welche Rolle spielen dabei die Mitarbeiter?
Eine denkbar wichtige, denn das Vertrauen der Kunden
kann ich nur gewinnen, wenn ich auch meinen Mitarbeitern hohes Vertrauen entgegenbringe und sie nicht
zu stark durch Regularien einschränke. Wir haben in
der Erste Group z. B. Vertrauensarbeitszeit, das heißt,
es gibt keine elektronischen Zeitaufzeichnungen, und
unsere Mitarbeiter haben freien Zugang zum Internet.
Hintergrund ist die Überzeugung, dass uns das auch im
Vertrauensverhältnis gegenüber den Kunden hilft. Umgekehrt können die Mitarbeiter auch uns vertrauen. Was
übrigens das gerade viel diskutierte Thema Arbeitsplätze
betrifft, mache ich mir angesichts der Regulierungsflut,
die uns seit Jahren beschäftigt, wenig Sorgen ...
DIE MALTESER 3–4/2015
29
VORBILDER
Auch hier geht es um Vertrauen. Unsere Aktionäre
vertrauen uns ihr Geld an und erwarten, dass wir damit sorgsam umgehen und ihnen eine entsprechende
Verzinsung liefern. Auch dieser Verantwortung müssen
wir gerecht werden. Unsere Eigentümer sind dabei keine
Spekulanten, sondern Menschen, die bereit sind, auch
wirtschaftliches Risiko auf sich zu nehmen. Dafür ist es
gut, einen vertrauenswürdigen Partner zu haben.
CSR umfasst auch Verantwortung in der Gesellschaft insgesamt. Wie kann ein Unternehmen seine
gesellschaftliche Verantwortung leben – über seine
ureigene Geschäftstätigkeit hinaus?
Ziel eines Unternehmens muss es sein, ertragreich zu
wirtschaften. Die Frage ist also vor allem, was die Eigentümer mit dem Gewinn anfangen. Bei uns ist der größte
Eigentümer eine gemeinnützige Stiftung, deren einziger
Zweck es ist, einen Beitrag in der Gesellschaft zu leisten
und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. In diesem
Sinn werden die von uns an die Stiftung ausgeschütteten
Dividenden für soziale, kulturelle und für Europa relevante Projekte in der Region, in der wir tätig sind, eingesetzt.
Hier wurde und wird hervorragend gearbeitet; viele Programme wurden umgesetzt, z. B. um Journalisten auszubilden oder Kindern und Jugendlichen die Themen
Politik und Demokratie näherzubringen. Daneben gibt
es natürlich auch diverse soziale Projekte. Die Aktivitäten der Stiftung haben übrigens einen unheimlichen
motivatorischen Effekt auf unsere Mitarbeiter. Aber wir
lehnen uns als Unternehmen natürlich nicht einfach zurück und überlassen diese Funktion zur Gänze unseren
Eigentümern.
Was tut die Erste Group dann hier konkret?
Die beiden wohl wichtigsten Projekte in diesem Bereich
sind die Zweite Sparkasse und die noch recht junge Spenden-App „Hilfreich“. Die Zweite Sparkasse haben wir vor
30
DIE MALTESER 3–4/2015
knapp zehn Jahren gegründet. Ihr Konzept entspricht
genau der schon erwähnten Gründungsidee der Ersten
im Jahr 1819 – Bankdienstleistungen für Menschen zu
bieten, die sonst keinen Zugang zu Bankdienstleistungen bzw. -produkten haben. Damals waren das Handwerker und Dienstboten, heute geht es um Arbeitslose, ehemalige Sträflinge oder Frauen, deren Ex-Männer keine
Alimente zahlen. Diese Menschen werden wegen ihrer
hohen Schulden von regulären Banken nicht als Kunden
akzeptiert, bei uns bekommen sie aber sehr wohl ein
Konto. Die Arbeit in der Zweiten Sparkasse machen pensionierte, aber auch aktive Mitarbeiter der Ersten, und
das durchwegs ehrenamtlich. Im Gegensatz zu anderen
Banken freuen wir uns in diesem speziellen Fall übrigens, wenn wir Kunden verlieren. Bisher sind es bereits
knapp 10.000, die wieder ein geregeltes Geldleben führen können. Viele der Kunden wollten in die Erste Bank
übernommen werden, was uns sehr freut, aber es gibt
Godany³
Und wie entsprechen Sie der Verantwortung gegenüber Ihren Eigentümern?
dazu selbstverständlich keinerlei Zwang. Unser Ziel ist
es jetzt, bis 2019 eine solche Institution in jedem Land
zu haben, in dem wir aktiv sind. In Rumänien läuft sie
schon, in der Slowakei stehen wir kurz vor dem Start.
Die App „Hilfreich“ wiederum ist ein gutes Beispiel für
die vorhin schon angesprochene Verbindung von Tradition und Moderne. Wir sehen unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nicht nur im analogen, sondern
auch im digitalen Umfeld. Und das lässt sich durch Apps
und Mobile Banking ideal umsetzen. Die „Hilfreich“-App
ermöglicht es Jugendlichen und Technik-Affinen, auf
zeitgemäße Weise einen Beitrag zur Entwicklung der
VORBILDER
Gratis,
aber leider
nicht kostenlos
Was ist Ihr persönlicher Anteil an Initiativen und
Entwicklungen wie den gerade erwähnten?
MALTESER
Die
MALTESER
Die
Gesellschaft zu leisten. Wir haben die Infrastruktur dafür entwickelt, und das bankenneutral. Unterschwellig
weisen wir damit natürlich auch darauf hin, dass jeder
Mensch Verantwortung für die Gesellschaft hat. Das
wird auch sehr gut angenommen und wir bekommen
sehr positive Rückmeldungen.
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 2/2014
Ausgabe 1/2014
Ich sehe meine Rolle darin, diese Dinge zu ermöglichen.
Zum Schluss noch: Wie lebt Andreas Treichl persönlich seine Verantwortung in der Gesellschaft,
um die Welt seinen drei Söhnen etwas besser zu
hinterlassen?
Ich lebe sie, aber ich rede nicht darüber. Das gilt übrigens
auch für die Bank: Wir trommeln nicht, wir handeln.
Hilfseinsatz – Malteser auf Lampedusa
Katholisch mit Apps & Co
Biomedizin – Segen oder Fluch?
Neue Ordensregierung
Evangelii gaudium – ein Überblick
DIE MALTESER 2/2014
Die Malteser-Zeitung 0107_o.indd 1
1
DIE MALTESER 1/2014
02.07.14 08:09
Die Malteser-Zeitung 1_2603_ok.indd 1
MALTESER
1
25.03.14 11:52
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
MALTESER
Ausgabe 3–4/2014
Ausgabe 1/2015
Brennpunkt: Flüchtlingshilfe in und um Syrien
Betreuung chronisch schwer kranker Kinder
Die
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
M A LT E S E R
Die
Unser neues Headquarter, der Erste Campus, hat einen
doppelten symbolischen Charakter. Wir ziehen ja an
den Wiener Südbahnhof, der im 19. Jahrhundert jener
Punkt war, wo die Menschen aus Zentraleuropa in die
Hauptstadt geströmt sind – der Südbahnhof war sozusagen das Ellis Island der Monarchie. Heute kommen hier
die Flüchtlinge an, die unsere Hilfe benötigen. Damals
waren es soziale Gründe, heute sind es Krieg und Terror,
von denen die Menschen aus ihrer Heimat vertrieben
werden. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, als
Teil der Zivilgesellschaft auch hier zu helfen. Wir bieten
nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten, sondern wir organisieren mit unseren Mitarbeitern, die sich hier ehrenamtlich engagieren, die gesamte Betreuung. Eine weitere
Notschlafstelle haben wir in unserer ehemaligen Filiale
gegenüber dem Westbahnhof eingerichtet, wo ja auch
die Malteser tätig sind.
Malteser im Sanitätsdienst
Die
Ganz Europa beschäftigt derzeit das Thema Flüchtlinge. Ein guter Anlass, über Verantwortung nachzudenken und seinen Beitrag zu leisten. Die Erste
Group hat hier schnell gehandelt und in ihrem gerade entstehenden Headquarter Flüchtlinge aufgenommen.
Interview: Der neue Hospitalier
Debatte: Inklusion versus Integration
Der Souverän e Malteser
Rückblick: DDR-Flüchtlingsbetreuung 1989
DIE MALTESER 3–4/2014
-Ritter-O rden und
seine Werke in Österreic
Leuchtendes Vorbild – Fra‘ Andrew Bertie
h
1
DIE MALTESER 1/2015
1
Ausgabe 2/2015
Die Malteser-Zeitung 3_1411 OK.indd 1
14.11.14 12:19
Die Malteser-Zeitung 1/2015_o.indd 1
25.03.15 17:23
Liebe Leserinnen
und Leser,
„Die MALTESER“ ist
traditionell gratis und
soll es auch bleiben. Denn
es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit
umfassend zu informieren. Doch die Produktion
und der Versand sind leider nicht kostenlos.
Daher würden wir uns über einen Druckkostenbeitrag freuen.
Alle Jahre wieder:
Malteser Lourdes-Z
ug
Umstritten: Fortp
flanzungsmedizing
esetz
Vorbild: Flüchtling
shelferin Ute Bock
Die Malteser-Zeitung
2/2015_2906 OK.indd
1
29.06.15 18:19
Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria,
Kennwort „Zeitung“
AT85 1920 0615 2372 3030, BIC: SCHOATWW
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind
von der Steuer absetzbar!
DIE MALTESER 3–4/2015
31
MALTESERSPIRITUELL
SERIE
DIE ACHT SELIGPREISUNGEN
DE:
DIE ACHT ELENDIE
SELIG,
BARMHERZIGEN,
DENN SIE WERDEN
ERBARMEN
FINDEN (MT 5,7)
IT
IGKE
LIEB-LOS
Von P. Rudolf Schaffgotsch CO, Bereichsseelsorger des MHDA Wien
unbestreitbar das größte.
Unter den acht Elenden, gegen die der Malteser-Ritter-Orden ankämpfen will, ist die Lieblosigkeit
enheit des Guten“. Dem entsprechend ist der absolute
en das Böse als die „Abwes
en definier
und Theolog
Die Philoso
„Hätte
ich diephen
Verbrechen
der ganzen
Welt begangen, berechtigkeit die Ordnung der Güter wiederherstellt. Das
die Lieb-los
sonderndenn
hielt‘
ich immer
nochnicht
dasselbe
Vertrauen,
ich weißigkeit.Erbarmen steht also der Gerechtigkeit nicht
EsCO
der Hass,
tz zur Liebe
Gegensa
Felix Selden
Von P.entgegen.
gut, dass diese große Zahl von Vergehen ein Wassertropfen ist in einer Feuersglut.“
Diesen Text der Hl. Thérèse
In der Darstellung des Endgerichts zählt Jesus keine einvon Lisieux haben wir auf
der heurigen Lourdesfahrt
zelnen Sünden auf, die zur Verdammung führen, sondern
viele Male gesungen.
er gibt die Unterlassung der Werke der Barmherzigkeit,
also Lieb-losigkeit, als Grund zur Verurteilung an. Ein„Die göttliche Barmherzigkeit
ist wie die Wurzel und der
dringlich ist auch das Gleichnis vom Prasser und dem
Ursprung aller Werke Gottes
…
Daher übertrifft sie sogar
armen Lazarus. In den Augen der damaligen wie der
die Gerechtigkeit, die nur
den zweiten Rang einnimmt
heutigen Welt wäre der reiche Mann durchaus als „anund der Barmherzigkeit untergeordnet
ist“, so fasst es der
ständiger“ Mensch durchgegangen, denn „er hat nicht gefranzösische Dominikaner
R. Garrigou-Lagrange zusammordet, nicht gestohlen und nicht geraubt“. Doch in
men. Dieser großen Eigenschaft
Gottes soll unsere erste
seiner Beschränktheit auf die eigene „Wellness“ hat er den
Aufmerksamkeit gelten,seinem
wenn wir
unsnicht
dem einmal
Erbarmen
zu- t.
bemerk
Tisch
armen Lazarus unter
wenden und der Seligkeit, die darin liegt, es zu üben.
Absolutes Fehlen von Liebe ist Hölle
Gottes Erbarmen als lebenspendende
Zuneigung
Schriftsteller wie Charles Dickens oder Victor Hugo beErbarmen ist unverdientes en
Schenken von Zuwendung,
schreiben in ihren Roman zwar pathetisch, damit aber
als Hilfe, Liebe und Verzeihen.
Die drei hebräischen Wöraufrüttelnd, welches Elend Lieblosigkeit hervorruft. Nach
ter dafür im Alten Testament
illustrieren das: Hanan
der Lehre aller Religionen ist der Ort, an dem es absolut
heißt „sich herab neigen“,das
hesed
Vereinigung“,
it –, die Hölle.
alle Ewigke
für„eheliche
keine Liebe gibt – und
und rahamim bezeichnet
die
Eingeweide,
das
Innerste,
Die Konzentrations- und Vernichtungslager unserer Welt
den Mutterschoß. Gottes
Erbarmen ist lebenspendende
lassen ahnen, dass eine solche Glaubenslehre durchaus
Zuneigung, die zur Einigung
zieht. Schöpfung und Erlörealistisch ist, falls mit dem Tod des Menschen die Freiheit
sung entspringen dieser Quelle
und zielen auf diese Vollder Person nicht enden sollte.
endung – in der ewigen Seligkeit.
Nach christlichem Glauben hat der Sohn Gottes in seinem
Wie das Erbarmen praktischdaussieht,
beschreibt unüberTodesleiden den Zustan der Hölle auf sich genommen,
troffen das Gleichnis vom verlorenen
Sohn
im 15. Kapitel
um sie mit seiner Liebe zu überwinden. Anders lassen sich
des Lukasevangeliums. Für
den Hl. Johannes Paul II.
die Schilderungen des Gebets Jesu in Gethsemane, bei
gipfelt es darin, dass der Vater dem Sohn, der die Wahrheit über sein Versagen erkannt, aber das Vertrauen in
seine Kindschaft verloren hat, „sich selbst zurückgibt“,
indem er ihn als Sohn wieder einsetzt. Das Erbarmen
gibt dem Menschen sich selbst zurück, während die Ge-
32
DIE MALTESER 3–4/2015
gründet auf ihr und übersteigt sie zugleich.
dem er „Blut schwitzte“, und sein Ruf am Kreuz „Mein
en“ nicht
ImGott,
18. mein
Kapitel
deswarum
Matthäusevangeliums
fragt
Petruserhast du mich verlass
Gott,
die Tiefen
teigen in
Hinabs
den
Herrn,
wie
oft man
dem hes
Bruder
vergeben
muss.
Die
mystisc
inneres
Sein
klären.
war
Antwort
ist berühmt:
„Siebenundsiebzigmal“
also jesigkeit, der Gott-lo–sigkeit,
und der Lieb-lo
des Hasses
Herr
der
die
Qual,
tellbars
desmal,
wennlichste
er „kommt
und sagt,
‚ich te
will mich ändern‘“
und unvors
die schreck
Aufhat. Seine
men
genom
(Lkzu17,4).
Jesus
ergänzt
sie
um
die
Geschichte
eines
sich
auf
g
unserer Erlösun
stärker
, dass Gott
glaubenseiner
Königs,
hältgsvoll
und einem
Beamten
lässt uns hoffnun
ng Abrechnung
erstehuder
heit
Mensch
die
s
Erlöser
des
eine
Schuld
von
zehntausend
Talenten
erlässt,
weil der
ist als der Tod, dass die Liebe
t.
sieaus
nicht
bezahlen
kann.errette
Die Summe
ist schwindelersigkeit“
der „Lieb-lo
regend – der baufreudige König Herodes der Große vert im
it beginn
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über die
ein Staatsbudget
neunhunLieb-losigkevon
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Derjährlich
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Talenten.
Als der
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mittleDieser Glaube und die damit
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renden
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Schuldhaft
widerruft
anderenehmen
Maltesern–mit
ug in
werkze
Segens
und
dersame
KönigKraftqu
seine Zusage
und lässt
den
Folterknechten
tionihn
elle, Motiva
übergeben.
ihrem Kampf gegen die Lieb-losigkeit. Im Blick auf Jesus
machen sie sich das Motto von Mutter Teresa zu eigen:
Gottes
Großmut
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Paulus
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einem Menschen guthaben können. Und mit uner3–4/201 2für13
DIE MALTES
bittlicher Entschiedenheit knüpft
er dasERErbarmen
uns daran, dass wir selbst seine Großmut nachahmen.
Selig, wer das tut, denn „das Gericht ist erbarmungslos
gegen den, der kein Erbarmen gezeigt hat.
MALTESERSPIRITUELL
„Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht“ (Jak
2,13). Sie führt uns in Gemeinschaft mit Gott, indem wir
„göttlich“ am Nächsten handeln, ja uns gewissermaßen
Gottes selbst erbarmen dürfen, der sich im Leiden seines
Sohnes erbarmungswürdig gemacht hat und sich im „Geringsten seiner Brüder“ (vgl. Mt 25,40) auch jetzt noch
unserer Güte anvertraut. Schließlich empfinden und teilen wir Gottes eigene Freude über uns mit ihm selbst.
Diese Seligkeit ist weit größer als nur dem drohenden
Wehe entgangen zu sein, obwohl auch das ein gültiger
Grund ist, sie zu suchen.
Jesus schickt uns nicht los zu geben, ohne dass wir empfangen hätten. Wir sollen aus dem Reichtum seines Erbarmens schöpfen, der so groß ist, „dass es in der ganzen
Ewigkeit durch keinen Verstand, sei es eines Engels oder
Menschen, ergründet werden kann“, wie die Hl. Faustyna
schreibt. Man kann die ganze Bibel als ein fortwährendes
Sich-Abplagen und Werben Gottes lesen, uns dieses im
Paradies verlorene Vertrauen wieder einzuflößen. Dem
öffnet sich der Mensch interessanterweise umso leichter,
je mehr er selber Gottes Maßstäbe übernimmt und Barmherzigkeit übt. Das stärkt das Vertrauen auf sie und den
Mut, sie in Anspruch zu nehmen. Gottes Sohn wünscht
nichts so sehr wie, dass das Erbarmen dann aus unseren
Seelen überfließt.
Leibliche und geistige Werke der Barmherzigkeit
In der Rede vom Weltgericht nennt Christus uns – wer
möchte das nicht?! – die „Prüfungsfragen“, die er am
DER MANN
Eine Spurensuche
Sie sprechen für sich, und die gegenwärtigen Ereignisse
um und in Europa geben uns Gelegenheit, sie an vielen
zu üben, die jetzt zu uns kommen – teils vielleicht, weil
wir nicht beizeiten zu ihnen gekommen sind. Zudem gelingt es im täglichen Leben mit den Allernächsten kaum
einem von uns, die eigenen Fehler so zu kontrollieren,
dass er – oder sie – nie des Erbarmens der Haus- oder
Arbeitsgenossen bedürfte. Selig, wer mit sich selbst ins
Gericht gehen und mit den anderen geduldig sein gelernt hat. Die Beichte ist zu beidem ein übernatürliches
Hilfsmittel.
Wie Gott mir, so ich dir
Christus möchte, dass wir Erbarmen voneinander ebenso empfangen wie von ihm und es auch so weiterschenken. Das alte homo homini lupus, „der Mensch ist dem
Menschen ein Wolf“, wird dann ein seliges homo homini
deus – (deus kleingeschrieben, wohlgemerkt), wenn der
Mensch am Menschen handelt „wie Gott mir, so ich dir“.
Salzburg
WER IST
AUF DEM TUCH?
Ende an uns richten wird. Daraus entstand die doppelte
Liste der leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit: Die Hungrigen speisen, den Dürstenden zu trinken
geben, die Nackten bekleiden, die Fremden aufnehmen,
die Kranken besuchen, die Gefangenen besuchen, die Toten begraben; die Unwissenden lehren, den Zweifelnden
recht raten, die Betrübten trösten, die Sünder zurechtweisen, die Lästigen geduldig ertragen, denen, die uns
beleidigen, gerne verzeihen, für die Lebenden und für die
Toten beten.
Jesus-Figur
AUSSTELLUNG
DER
AUF DEM TUCH?
ZUM TURINER
GRABTUCH
Eine Spurensuche
14. Jänner bis 20. Februar 2016
E. B. Palais/Bischofshaus, Kapitelplatz 2, Salzburg
Es wird ein Faksimile des Tuches gezeigt und entsprechend erläutert.
Die vom SMRO veranstaltete Ausstellung wurde an verschiedenen
Orten in Deutschland sowie im Sommer 2014 in Kärnten präsentiert.
In Salzburg wird Erzbischof Franz Lackner die Schirmherrschaft übernehmen und stellt Räumlichkeiten im Bischofshaus zur Verfügung.
DIE MALTESER 3–4/2015
Stelen und Vitrinen
33
MALTESERÖSTERREICH
HILDE UMDASCH HAUS
FEIERLICHE ERÖFFNUNG AM 25. SEPTEMBER 2015
Nach einer rekordverdächtig kurzen Bauzeit von nur zehn Monaten wurde am 25. September in Amstetten das HILDE
UMDASCH HAUS im Beisein zahlreicher Ehrengäste feierlich eröffnet. Das HILDE UMDASCH HAUS steht für ein neuartiges
Wohn- und Pflegekonzept. Es bietet Platz für zehn Kinder und Jugendliche mit einer lebensverkürzenden Diagnose, bei
denen hoch komplexer Pflegebedarf gegeben ist. Der Bau des Hauses wurde durch eine von Hilde Umdasch errichtete
Privatstiftung finanziert, der laufende Betrieb wird teils durch das Land Niederösterreich, teils durch Elternbeiträge und
Spenden sichergestellt. Die Malteser Kinderhilfe, eine gemeinnützige GmbH im Verband der Werke des Malteser-Ordens,
betreibt die Einrichtung.
Von Georg Male
Bei der Eröffnung anwesend waren – neben der Stifterin und Namensgeberin Hilde Umdasch selbst – unter
anderen die niederösterreichische Landesrätin für Soziales, Bildung und Familie, Mag. Barbara Schwarz, LAbg.
Michaela Hinterholzer, gleichzeitig Bürgermeisterin von
Oed/Öhling, die Bezirkshauptfrau von Amstetten, Mag.
Martina Gerersdorfer, und die Bürgermeisterin von
Amstetten, Ursula Buchebner. Ebenso vertreten waren
der Botschafter des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens
bei der Republik Österreich, Dr. Christof Fritzen, und der
Hospitalier des Ordens, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn.
34
DIE MALTESER 3–4/2015
Auch die an der Errichtung des Hauses beteiligten Planer
und Professionisten waren zahlreich vertreten, ebenso
die künftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt konnten mehr als 200 Gäste bei diesem Anlass das
soeben fertig gestellte HILDE UMDASCH HAUS eingehend besichtigen und sich von der ansprechenden und
nutzergerechten Gestaltung überzeugen. Im Rahmen
der offiziellen Eröffnung würdigte Landesrätin Schwarz
die Bedeutung der neuen Einrichtung, die eine wichtige
Ergänzung der bisher vorhandenen Betreuungsangebote und vor allem für Kinder und Jugendliche mit hoch
MALTESERÖSTERREICH
komplexem Pflegebedarf einen wichtigen Lückenschluss
darstellt.
Mit dem HILDE UMDASCH HAUS wird ein für Österreich völlig neuartiges Wohn- und Pflegekonzept realisiert. Das Haus bietet einerseits die Möglichkeit, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für begrenzte
Zeit in wohnlicher Atmosphäre professionell zu pflegen
und damit pflegende Angehörige temporär zu entlasten. Andererseits können die Kinder und Jugendlichen
bei Mangel an geeigneteren Alternativen auch für einen
längeren Zeitraum in der Wohngemeinschaft bleiben.
Ein interdisziplinäres Team der Malteser Kinderhilfe, die
das Haus nun betreibt, kümmert sich in dieser Zeit individuell um die Pflege, Betreuung und Beschäftigung der
Kinder und Jugendlichen, deren Bedürfnisse sehr unterschiedlich sind.
Abhilfe für ein brennendes Problem
Damit schließt das HILDE UMDASCH HAUS eine Lücke,
die betroffene Eltern bisher regelmäßig vor ein unlösbares Problem stellte: Eine Betreuung zu Hause ist oft
– temporär oder dauerhaft – nicht möglich, eine Unterbringung in einem Spital aber dennoch nicht erforderlich
und auch nicht zielführend. Andere Möglichkeiten waren
jedoch bis zur Schaffung des HILDE UMDASCH HAUSES nicht vorhanden. Ermöglicht wurde die Realisierung
dieses bedarfsorientierten neuen Angebots durch Hilde
Umdasch bzw. die von ihr errichtete H. U. Privatstiftung,
die die Finanzierung des gesamten Gebäudes übernahm.
Der laufende Betrieb wird überwiegend durch das Land
Niederösterreich in Form fixer Tagsätze sowie durch Beiträge der Eltern und durch Spenden sichergestellt.
Vielfältige Betreuungsmöglichkeiten
Im HILDE UMDASCH HAUS können Kinder und Jugendliche für ein paar Wochen leben, in denen sich ihre Eltern
erholen können, anschließend werden die Kinder wieder
zu Hause versorgt. Wenn die Pflege zu Hause durch die
Situation der pflegenden Angehörigen, die Komplexität
des Pflegebedarfs, die Beengtheit der Räumlichkeiten
oder andere bedeutende Umstände nicht mehr möglich
ist, kann das Kind/der Jugendliche aber auch ständig
im HILDE UMDASCH HAUS leben. Ebenso willkommen
sind Kinder, die Palliativpflege benötigen, sowie ihre ElDIE MALTESER 3–4/2015
35
MALTESERÖSTERREICH
tern, wenn sie sich dazu entschließen, ihre letzten gemeinsamen Tage im Haus zu verbringen. Sie werden
in dieser schweren Zeit durch ein multiprofessionelles
Team aus rund 20 Mitarbeitern begleitet. Fallen pflegende Angehörige durch Krisen aus (z. B. durch eigene
Erkrankung), bietet das HILDE UMDASCH HAUS mit
einem Bedarfskrisenplatz schnell und unkompliziert
die Möglichkeit, ein Kind aufzunehmen.
Ort der Geborgenheit, der Würde und des Lebens
Das HILDE UMDASCH HAUS will ein Ort der Geborgenheit, Ruhe, Entspannung, Versorgung, Würde und
vor allem auch des Lebens sein. Durch die Verwendung
natürlicher Materialien bietet es eine wohnliche Atmosphäre für die Kinder/Jugendlichen. Jedem Kind steht
ein Einzelzimmer mit eigener Terrasse und Blick in den
Garten zur Verfügung. Im Zentrum des Wohnbereichs
befindet sich ein lichtdurchflutetes, verglastes Atrium,
das die Natur im Inneren des Gebäudes spürbar machen soll. Der Außenbereich bietet vielfältige Möglichkeiten sowohl für mobil nicht eingeschränkte Kinder
als auch für Kinder und Jugendliche im Rollstuhl. Sie
umfassen ein in den Boden eingelassenes Trampolin
ebenso wie einen Springbrunnen, der mit dem Rollstuhl durchfahren werden kann, einen Streichelzoo
sowie Hochbeete. Weiters beherbergt das Haus zwei
Therapieräume, einen Multifunktionsraum, einen Verabschiedungsraum und einen Andachtsraum.
Als besonderes Angebot verfügt das Haus über zwei
Eltern-Wohneinheiten. In diesen voll ausgestatteten
Wohnungen können Eltern wohnen, wenn sie ihrem
Kind während der Zeit im HILDE UMDASCH HAUS
möglichst nahe sein möchten. So können sie sich einerseits auf die professionelle Pflege und Betreuung
durch qualifiziertes Personal verlassen und gleichzeitig viel Zeit mit ihrem Kind verbringen.
Malteser Kinderhilfe GmbH
Stefan-Fadinger-Straße 34, 3300 Amstetten
T: 07472 98201
[email protected]
www.malteser-kinderhilfe.at
www.hildeumdaschhaus.at
36
DIE MALTESER 3–4/2015
Der Guss der Glocke
FESTGEMAUERT
Die älteren Leser werden protestieren, natürlich zu
Recht: Schiller hat tatsächlich „Festgemauert in der
Erden …“ gedichtet. Trotzdem ist „auf“ in diesem Fall
richtig: Heutzutage wird die Glockenform zwar nach wie
vor aus Lehm gebrannt, steht aber auf dem Boden der
Gusshalle. Der Schmelzofen wird mittlerweile mit Öl
befeuert – aber sonst hat sich in den letzten Jahrhunderten in diesem Traditionsgewerbe nicht viel geändert.
Exakt 200 Jahre bevor Friedrich von Schiller das „Lied
von der Glocke“ 1799 schrieb, hat Bartlme Grassmayr
das heute noch von derselben Familie betriebene Unternehmen begründet. 14 Generationen haben diesen ältesten handwerklichen Familienbetrieb Österreichs durch
wechselvolle Zeiten geführt. In den zahlreichen Kriegen
wurden Glocken zu Geschützen gegossen, kehrte wieder
MALTESERÖSTERREICH
AUF DER ERDEN …
Friede ein, entstanden aus Kanonen wieder Glocken.
„Tradition ist nicht Anbetung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers“ – dieses Zitat Gustav Mahlers ist
gelebter Leitspruch des Familienunternehmens, das seit
1836 im Ansitz Straßfried in der Leopoldstraße in Innsbruck residiert, knapp hundert Meter von der Zentrale
des MHDA Tirol entfernt.
Hier wurden Ende Mai 2015 zwei Glocken gegossen,
um in Mailberg anstelle der Stahlglocken, die nach dem
Krieg die beschlagnahmten Glocken ersetzt hatten, die
Lebenden zu rufen, die Toten zu betrauern, die Blitze zu
brechen.
Die neuen Glocken tragen den Leitsatz unseres Ordens:
„tuitio fidei“ („St. Gabriel, verkünde!“) – „obsequium
Von Fra`Gottfried Kühnelt-Leddihn
pauperum“ („St. Johann, rufe!“). Vor 450 Jahren konnten unsere Altvorderen erfolgreich die Belagerung der
Stadt Birgu auf der Insel Malta abwehren und damit einen wesentlichen Beitrag gegen die Expansionsbestrebungen der Osmanen leisten. An dieses Ereignis, dessen
heuer auch auf der Insel Malta gedacht wurde, erinnert
eine zweite Inschrift auf der Glocke St. Johann: „1565–
2015 – 450 Jahre Schutzschild des Glaubens“.
Am 15. August wurden diese beiden Glocken von Weihbischof Stephan Turnovszky in Mailberg geweiht, zur
Marien-Vesper am Nachmittag wurden sie das erste Mal
geläutet. Ein großes Fest für unseren Orden, die Pfarre
und die Gemeinde Mailberg. Ein herzliches Vergelt’s Gott
allen großzügigen Spendern!
Friede sei ihr erst Geläute
DIE MALTESER 3–4/2015
37
MALTESERÖSTERREICH
G‘SCHICHTEN
AUS DEM WIENERWALD
Im September 2015 unternahmen die Gruppen 70 und 80 des MHDA Wien mit
ihren Betreuten den nunmehr schon traditionellen Ausflug zur „Waldschenke
Staar“ bei Mauerbach.
Von Georg Reichlin-Meldegg
Spannung bis zuletzt: Die Wettervorhersage im ORF war
ganz auf Schlechtwetter mit Regen eingestellt, doch das
Wetter hatte zuletzt Einsicht mit den fröhlichen Ausflüglern. Es blieb zwar etwas kühl, war jedoch beinahe völlig
trocken. Um Erkältungen vorzubeugen, war es dennoch
angezeigt, die Hl. Messe im alten Stadel zu feiern und
nicht – wie gewohnt – im lichtdurchfluteten „Salettl“, umgeben von Wiesenflächen, Tischen und Gartenstühlen.
Somit versammelten sich alle rund 50 aus Wien angereisten Teilnehmer um P. Albin Scheuch. In seiner Predigt
lenkte er die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf wichtige
Momente, die man auch in der Hektik des Alltags nicht
vergessen oder gar gering schätzen sollte: das Gebet und
die Dankbarkeit.
38
DIE MALTESER 3–4/2015
Angesichts des kühlen Wetters wurde nach der Hl. Messe auch das Essen im gemütlichen, holzgetäfelten Landgasthof serviert. Auf dem Holzkohlengrill brutzelten die
goldgelb gebratenen Hendln, mit denen sich die 1967
von Raimund und Johanna Staar als Grillhendlstation
gegründete „Waldschenke“ schon seit Jahrzehnten einen
Namen gemacht hat. Nach dem Mittagessen, dem noch
eine köstliche Nachspeise mit Kaffee folgte, ging ein Teil
der Ausflügler noch im benachbarten Wienerwald spazieren. Auch die Rollstuhlfahrer freuten sich über die
ebenen Waldwege, die nicht „rumpelten“.
MALTESERÖSTERREICH
GELUNGENE KOOPERATION VON MCR UND MHDA IN TIROL
ERSTE FERIENWOCHE MIT DER
„ARCHE HERZENSBRÜCKEN“
Ende Juli/Anfang August 2015 fand in Seefeld in Tirol zum ersten
Mal das Projekt „Arche Herzensbrücken“ statt. Diese Initiative
hat es sich zum Ziel gesetzt, Familien mit schwer erkrankten
und behinderten Kindern eine Auszeit zu gönnen. Umgeben von
den Tiroler Bergen sollen die Kinder gemeinsam mit ihren Angehörigen die Möglichkeit erhalten, neue Kraft und Energie zu
tanken und eine wunderschöne Urlaubswoche zu verbringen.
Auch drei der vom MCR betreuten Kinder konnten mit ihren
Betreuerinnen und begleitet von der verantwortlichen CaseManagerin eine Ferienwoche in Seefeld verbringen. Auf dem Programm standen Bastel- und Entspannungstage sowie Ausflüge
ins Hallenbad und zu einem Alpaka-Gehege. Als besonderes
Highlight organisierte der MHDA Tirol eine Fahrt in den Innsbrucker Alpenzoo.
www.herzensbruecken.at
HAB‘ SONNE ZUMINDEST IM HERZEN ...
Von Helga Schertler
Am 10. Oktober startete der Malteser Alten- und Krankendienst (MAKD) bei leider
trübem, aber trockenem Wetter seinen Herbstausflug, der diesmal ins Burgenland führte.
Erste Station der gelungenen Fahrt war Frauenkirchen, wo die Gruppe die Hl. Messe
feierte und im „Alten Brauhaus“ zu Mittag kulinarisch verwöhnt wurde. Vom nächsten
Reiseziel Illmitz startete eine Fahrt über den Neusiedler See bis an die ungarische
Grenze und dann vorbei an Mörbisch im großen Bogen wieder zurück. Den Abschluss
bildete eine köstliche Jause mit viel heißer Schokolade, Sachertorte und Kardinalschnitten
im Illmitzer Seerestaurant.
DIE MALTESER 3–4/2015
39
MALTESER
WILDWASSERCAMP 2015
Das allseits beliebte Malteser-Sommerhighlight
fand auch heuer wieder in Wildalpen in den rauschenden
Gewässern der Obersteiermark statt.
Zum Hitzehöhepunkt des vergangenen Sommers konnten die Malteser wie schon in den Jahren zuvor Menschen mit Behinderung ein Sportcamp in der atemberaubenden Atmosphäre von Wildalpen anbieten.
Dieser Ausflug der Malteser aus ganz Österreich ist in
vielerlei Hinsicht ganz besonders. Hier geht es das einzige Mal im Jahr so richtig sportlich zur Sache – für die
Malteser ist es ebenso wie für die Betreuten eine Herausforderung, in den Rafting-Booten sicher über die Salza
zu kommen.
Die Aufregungen und Anstrengungen wurden allerdings
bei dem eindrucksvoll imposanten Panorama des naturbelassenen Gebiets auch heuer schnell wieder vergessen.
Spätestens in den gemütlichen Pausen auf den weißen
Sandbänken des Flusses, in denen Lagerfeuer entfacht
und Würstel gebraten wurden, war es einfach nur ein
Traum, diesem Abenteuer beiwohnen zu dürfen. Kein
Wunder also, dass sich unsere Gäste aus ganz Österreich
40
DIE MALTESER 3–4/2015
teilweise schon ein Jahr im Voraus anmelden, um mit dabei zu sein.
Zum Abschluss kämpften alle Teams auf dem reißenden
Wildfluss um die beste Zeit auf einem kniffligen Parcours. Wie gut, dass schlussendlich alle Sieger waren und
mit einer Medaille nach Hause gehen dürften.
Mit großer Freude konnten wir auch heuer wieder unsere Sponsorin Frau KR Hilde Umdasch, die diese Initiative seit Jahren erst möglich macht, als Zuschauerin bei
diesem Abschlusswettbewerb begrüßen. Sie ließ es sich
nicht nehmen, die Medaillen persönlich an alle Teilnehmer zu übergeben.
Ganz besonders möchten wir uns bei KR Hilde Umdasch,
dem Hotel Bergkristall und bei der Rafting-Schule Liquid-Lifestyle für ihr jahrelanges Engagement und ihren
großen persönlichen Einsatz bedanken. Ebenso danken
wir Mario Habenbacher, unserem Fotografen.
ALLE JAHRE WIEDER ...
SOMMERLAGER
IN SANDL
Auch heuer fand von 16. bis 19. Juli wieder das Sommerlager des MHDA Oberösterreich in Sandl statt. Unter der
schon bewährten Einsatzleitung von Michael Magerl und
auf Einladung der Familie Czernin-Kinsky durfte eine
Gruppe von Betreuten und Maltesern wieder auf Schloss
Rosenhof Quartier beziehen. Bei herrlichem – und, dem
vergangenen Sommer entsprechend, besonders heißem
– Wetter erfreute sich der nahe gelegene Rosenhofteich
besonders großen Zuspruchs. Doch auch Waldspaziergänge, ein Trommelnachmittag und lange, schöne Grillabende mit Lagerfeuer trugen dazu bei, dass sich die Teilnehmer für ein paar Tage richtig erholen konnten. Den
Organisatoren und speziell den Gastgebern sei nochmals
gedankt!
KINDERAUSFLUG
IN DIE
SÜDSTEIERMARK
Seit April 2014 betreut der MHDA Steiermark, der auch
die Aktivitäten des MHDA im Bereich Kärnten koordiniert, zweimal pro Jahr ein Inclusions-Reitcamp in St.
Paul im Lavanttal. Bei diesem Camp kommen Kinder mit
den verschiedensten Krankheitsbildern physischer und
psychischer Natur und gesunde Kinder zusammen, um
gemeinsam vier Tage von morgens bis abends am Reiterhof von Gerda Maischberger zu verbringen. Die Aufgabe der Malteser besteht darin, die Kinder zwischen
den Therapieeinheiten zu betreuen und zu pflegen, mit
ihnen zu spielen und sie sinnvoll zu beschäftigen. Nach
einem Jahr der erfolgreichen Zusammenarbeit folgte im
vergangen August ein gemeinsamer Ausflug, bei dem
ein paar Kinder einen Kurzurlaub in der Steiermark verbringen konnten. Programmpunkte wie ein Gang über
die Hängebrücke am Dachstein, ein Besuch im Stift Admont oder eine Besichtigung des Grazer Zeughauses waren absolute Highlights für die Kinder. Manche von ihnen lernten im Zuge dieses Ausflugs zum ersten Mal ihr
Nachbarbundesland kennen. Aufgabe der Malteser bei
diesem Ausflug war die möglichst kindgerechte, liebevolle Gestaltung des Tagesablaufs – von einem kurzen Morgenlob bis zum Gute-Nacht-Lied setzten sie alles daran,
jeden Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.
DIE MALTESER 3–4/2015
41
MALTESERÖSTERREICH
AUF WALLFAHRT
NACH ALTÖTTING
ZWEI AUSFLÜGE FÜR
DAS HAUS MALTA
Von Henriette Blanckenstein
Im Juni und Juli 2015 organisierte der MHDA Burgenland zwei Ausflüge für jeweils zehn Bewohner des Haus
Malta, die zum Großteil auf einen Rollstuhl angewiesen
sind: Im Juni war Laxenburg das Ziel, wo die Gruppe
in den Genuss einer hochinteressanten und sehr kompetenten Führung durch die Kostbarkeiten in der Franzensburg kam. Ein Spaziergang durch den prachtvollen
Park von Schloss Laxenburg, eine kurze Fahrt mit der
Fähre zur Insel der Franzensburg sowie eine Jause auf
der Terrasse der Café-Meierei auf der Insel rundeten diesen schönen Ausflug bei herrlichem Sommerwetter ab.
Im Juli begleiteten die Malteser die Bewohner des Hauses Malta zum Stephansdom, wo Domkurat Konstantin
Reymaier sie nicht nur mit der Geschichte des Domes
vertraut machte, sondern auch auf die spirituellen Hintergründe des Bauwerks aufmerksam machte. Auch die
wunderschöne Sakristei und die herrlichen Paramente
aus verschiedenen Jahrhunderten durften die Besucher
bewundern. Den Abschluss dieses Ausflugs bildete dank
der enormen Hitze eine „Eisschlacht“ am Luegerplatz.
Auch im Juli 2015 nahm eine starke Abordnung von
Maltesern aus Salzburg und Oberösterreich mit Betreuten und Pilgern an der großen Malteser-Wallfahrt
nach Altötting teil. Bei wunderbarem Wetter zog man in
feierlicher Prozession zur Basilika St. Anna, wo ein
stimmungsvolles Pontifikalamt gefeiert wurde. Nach
dem gemeinsamen Mittagessen folgte dann die Schlussandacht mit der Segnung der Andachtsgegenstände.
Diese besondere Wallfahrt mit und für Kranke und Mitmenschen mit Behinderung, an der sich alle bayerischen
Diözesen beteiligen, findet seit 1971 immer am dritten
Sonntag im Juli statt. Österreichische Malteser sind seit
1977 dabei; verstärkt werden sie durch Malteser sowie
Pilger aus der Diözese Chur und der Ostschweiz. Je nach
Witterung finden sich so jährlich zwischen 2.500 und
3.500 Wallfahrer ein, davon etwa 380 bis 450 Rollstuhlfahrer.
42
DIE MALTESER 3–4/2015
MALTESERÖSTERREICH
BESUCH AUF DEM
MÜNCHENER OKTOBERFEST
Allen Verkehrs- und Grenzproblemen zum Trotz begab sich eine ausgewählte Schar großer und kleiner
Wies’nfreunde am 24. September von Salzburg nach
München. In alter Tradition kehrte man beim „Schottenhamel“ ein und stärkte sich gemeinsam mit einer
Gruppe von Malteser-Freunden aus Oberösterreich und
der Münchener Familie Richthofen bei zünftiger Musik
mit Hendl, Brezen und natürlich dem Wies’nbier.
Von Isabella Hartmann
Danach stürzte man sich ins Geschehen und erkundete
diesmal auch die historische „Oide Wies’n“ bei Kettenkarussellfahrten, Schießen und im Velodrom. Ganz Mutige wagten sich in die Geisterbahn oder rasten durch die
zahllosen Loopings der Achterbahn. Gemeinsam hatte
man großen Spaß im Teufelsrad und trat bestens gelaunt
gegen Abend die Rückfahrt nach Salzburg an.
AMBULANZDIENST IN GMUNDEN BEIM
FESTIVAL „AWAKE THE LAKE“
Von 23. bis 26. Juli übernahmen die Salzburger Malteser
gemeinsam mit einigen Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes
die Ambulanz-Betreuung beim Jugendfestival „Awake
the Lake“ am Traunsee. Die Sonne strahlte dabei mit
den Teilnehmern um die Wette – auch ein Baden im See
war möglich! Abends wurde mit den immer zahlreicher
eintreffenden Festival-Teilnehmern die Hl. Messe gefeiert, anschließend gab es ein schönes Fest mit toller
musikalischer Umrahmung. Auch wenn das Ambulanzteam laufend tatkräftig im Einsatz war, fand es dennoch
auch selbst Zeit für spirituelles, geistiges „Auftanken“.
DIE MALTESER 3–4/2015
43
MALTESERÖSTERREICH
MALTESER CARE-RING
BE DIFFERENT DAY
Auch heuer war der Malteser CareRing (MCR) wieder beim „Be different
day“, der diesmal unter dem Motto
„Ritterspiele“ stand, mit einem Infostand präsent. Das Spiele- und Infoangebot des MCR stieß wie schon im
Vorjahr auf großes Interesse.
„BURGENLAND IN KINDERHAND“
ZWEITES MALTESER KINDER- UND JUGENDCAMP
Von Moritz Schuschnigg
Für 15 Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren ging es heuer im September schon zum zweiten Mal zum Malteser Kinder- und Jugendcamp
nach Podersdorf am Neusiedler See. Gemeinsam die Seele baumeln lassen, die Natur sowie zahlreiche Spiel-, Wassersport- und Freizeitaktivitäten genießen – das ließ die teils sozial benachteiligten, teils gesundheitlich eingeschränkten Kinder für ein paar Tage ihren nicht immer
einfachen Alltag vergessen. Dafür sorgten die vielen schönen Eindrücke während dieser unbeschwerten, fröhlichen Tage, die sich abends in
den müden, aber überglücklichen Gesichtern der Kinder widerspiegelten. Hauptattraktionen waren eine Schifffahrt, ein Besuch im Tierpark
und ein ausgedehntes Wassersportprogramm mit Stand-Up-Paddeln,
Surfen und Kajak fahren.
Ein herzliches Dankeschön an den Verein „Licht ins Dunkel“, der das
Malteser Kinder- und Jugendcamp im Burgenland auch heuer wieder
finanziell unterstützt hat.
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DIE MALTESER 3–4/2015
MALTESERÖSTERREICH
SALZBURG
AMBULANZDIENST ZUR ERÖFFNUNG DES
„OFFENEN HIMMELS“
Zum Start der diesjährigen Aktion „Offener Himmel“
der Erzdiözese Salzburg fand am 2. Oktober 2015
ein Sternmarsch zum Salzburger Dom statt. Dort
begeisterte nach der Begrüßung durch Erzbischof
Franz Lackner ein schwungvoller Konzertabend
die rund 5.000 Besucher. Mitglieder des Salzburger
MHDA versahen dabei den Ambulanzdienst.
DIE MALTESER 3–4/2015
45
MALTESERÖSTERREICH
SMRO TIROL-VORARLBERG
DELEGATIONSAUSFLUG
NACH FRIAUL
Von Fra‘ Ludwig Call
Bei Friaul denkt wohl jeder zuerst an „Erdbeben“. Weit
weniger bekannt ist jedoch, dass auch der MalteserOrden hier aktiv war und ist. Eine langjährige Tradition
fortsetzend, hat deshalb die Delegation Tirol-Vorarlberg von 4. bis 7. Juni (Start nach der Fronleichnamsprozession in Innsbruck) eine gemeinsame Bildungsreise
in diese Region unternommen.
Das für uns Interessanteste war: Im September 1748
fand in Malta eine Versammlung der damals im Orden
führenden Persönlichkeiten (heute würden wir sagen:
ein Außerordentliches Generalkapitel) statt, bei der ein
Priester in der Diözese Udine, nämlich Graf Antonio
Montegnacco, erfolgreich für die Aufnahme des Udineser
Grafen Philipp Florio in den Orden plädierte. Montegnacco beauftragte dann niemand Geringeren als
Giovanni Battista (unser Ordenspatron!) Tiepolo, den
wohl bedeutendsten italienischen Maler des Rokoko
(Hauptwerk: Stiegenhaus der Würzburger Residenz), mit
seinem Sohn Giovanni Domenico dieses Ereignis bildlich
festzuhalten. Dieses wunderbare Ölgemälde konnten wir
im Museo Civico in Udine bewundern.
Dafür, dass auch die leiblichen Bedürfnisse nicht zu
kurz kamen, sorgten unsere Besuche der vom MalteserOrden betriebenen Weingüter Rocca Bernarda und Villa
Gustinian in Spresiano.
FAHRDIENST BRUCK AN
150.000
Im Juni 2015 war es so weit: 150.000 Kilometer legten
die Salzburger Malteser bislang mit ganz besonderen
Fahrdiensten für Kinder mit Beeinträchtigung zurück!
Seit Anfang 2001 verhelfen die Malteser vielen Jugendlichen und ihren Familien zu mehr Lebensqualität. Zweimal pro Woche wird ein spezieller Fahrdienst angeboten,
der Kinder mit besonderen Bedürfnissen aus der Stadt
Salzburg, dem ganzen Flachgau, dem Tennengau und
dem Pongau in das Caritas-Dorf St. Anton bringt und
von dort auch wieder abholt. Die Kinder können so die
46
DIE MALTESER 3–4/2015
MALTESERÖSTERREICH
MHDA SALZBURG
AMBULANZ BEIM
40. LEONHARDIRITT
Bereits zum 40. Mal fand in Salzburg am 25. Oktober 2015
der traditionelle Leonhardiritt statt. Früh am Morgen versammelten sich zahlreiche Kutschen und Reiter im Gutshof Glanegg der Familie Mayr-Melnhof. Nach einer kurzen
Morgenandacht startete der Wallfahrerzug Richtung GrödigSt. Leonhard. Unterwegs schlossen sich viele weitere Reiter
und Schaulustige der Wallfahrt an, die schließlich in St. Leonhard am Fuß des Untersbergs mit einer großen Feldmesse
endete. Mit Spannung wurde danach von hunderten Zuschauern das berühmte „Kranzlstechen“ verfolgt, bei dem Reiter
und Fahrer versuchten, im Reiten oder Fahren mit einem
langen Stock einen geflochtenen Kranz aus der Luft zu erhaschen. Die Malteser begleiteten die Wallfahrt mit einem
Ambulanzteam.
DER GLOCKNERSTRASSE:
UNFALLFREIE KILOMETER
Wochenenden und die Ferien bei ihren Lieben verbringen. Ohne das Engagement der Malteser hätten die Familien keine Chance, sich regelmäßig zu sehen. Der Zeitaufwand und vor allem die finanzielle Belastung wären
für die meisten zu hoch. Durchgeführt werden kann dieser besondere Dienst dank der Unterstützung durch die
Aktion „Licht ins Dunkel“.
Das Caritas-Dorf St. Anton an der Glocknerstraße bietet
rund 60 Menschen mit Beeinträchtigung eine besonde-
re Atmosphäre: Neben Wohnhäusern gibt es eine eigene
Schule, eine Kirche und eine große Küche. Mit verschiedenen Projekten und vor allem individuell abgestimmten
Therapien wird versucht, den Jugendlichen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Seit Kurzem fahren
die Malteser bei ihren Bruck-Diensten auch das Ausbildungszentrum Oberrain der anderskompetent GmbH
an. Hier in Unken im Salzburger Land werden rund 120
Jugendliche mit Handicap in acht verschiedenen Berufsfeldern ausgebildet.
DIE MALTESER 3–4/2015
47
MALTESERWELT WEIT
INTERNATIONALES MALTESER
SOMMERLAGER 2015
IN FRANKREICH
Von Hemma Fraydenegg-Monzello
Für eine Woche im Juli 2015 waren die Malteser wieder
die Herren der Meere, denn das diesjährige Internationale
Malteser Sommerlager führte uns in die Bretagne, wo wir
in einer Marineakademie unser Lager aufschlagen durften.
Nach langer Anreise hatten wir schließlich den äußersten
Zipfel Frankreichs erreicht, wo wir von den Galliern aus
„Asterix und Obelix“ schwungvoll begrüßt wurden. Deren
14 Aufgaben galt es auch bei den „Integration Games“ zu
bewältigen, und spätestens hier wurde klar, mit welcher
Liebe zum Detail die französischen Malteser dieses Camp
geplant hatten. So durften wir nicht nur Rollstuhlrennen
um Hinkelsteine bestreiten, sondern auch Geister mit buntem Wasser abschießen, Ratespiele eines Römers bestehen
und zum Abschluss ein Bad im Schaum nehmen, das sich
trotz Regen kaum jemand entgehen ließ.
Die vielfältigen Aktivitäten der Woche ließen das Motto
des Camps „Let the horizon have no limits“ für uns wahr
werden. So durften wir gleich auf mehrere Arten Segeln
(auf dem Wasser, am Strand und beim Segelfliegen in der
Luft), wir besuchten eine Marinebasis, auf der wir Flug-
48
DIE MALTESER 3–4/2015
zeuge und Hubschrauber bestaunen durften, und gönnten
uns schließlich einen Tag an einem Traumstrand. Doch
nicht nur die Tage, auch die Nächte wurden gut genutzt.
So stand jeder Abend in der Disco unter einem besonderen
Motto (Bling-Bling, Seemannsdisco, Piratenparty), wobei
wir natürlich mit jeweils passenden Outfits glänzten und
die Tanzfläche eroberten. Am Internationalen Abend, an
dem jedes Land seine Spezialitäten präsentierte, stachen
wir in unseren Dirndln und Lederhosen klar aus der Menge heraus, und auch die mitgebrachten österreichischen
Spezialitäten sorgten dafür, dass unser Stand immer gut
besucht war.
Die Woche verging viel zu schnell, und so hieß es nach einer gemeinsamen Abschlussmesse Abschied nehmen von
neuen und alten Freunden, bis zum IMS 2016 in Krakau.
Wir danken den französischen Maltesern für diese wunderbare Woche, für ihren Einsatz und ihre Mühen und
auch dafür, dass sie sich selbst durch unvorhergesehene
Ereignisse wie Bauernstreiks in der Gegend nicht aus der
Ruhe bringen ließen!
MALTESERWELT WEIT
GEDENKEN
DIE GROSSE BELAGERUNG
VON MALTA 1565
Am 8. September 1565 verließ das osmanische Heer nach dreimonatiger erfolgloser Belagerung die Insel Malta. Am
8. September 2015 trafen zum 450. Jahrestag dieser dramatischen und für die Sicherheit Europas bedeutenden Ereignisse rund 300 Mitglieder des Malteser-Ordens aus fünf Kontinenten auf Malta zusammen
Von Georg Reichlin-Meldegg
Die Geschehnisse von 1565 im Zeitraffer: Bereits in den
Jahren vor der Belagerung hatten sich die drei Inseln Malta, Gozo und Comino in ständiger Bedrohung durch die
Osmanen befunden. Den Ordensrittern war bewusst, dass
sie auf Malta angreifbar waren, trotz der gut ausgebauten
Häfen und ihrer zwei gewaltigen Forts: St. Angelo, heute
Vittoriosa genannt, und des gerade errichteten St. Elmo
auf der zum Meer offenen Sceberras-Halbinsel.
Großmeister Jean de la Vallette hatte für die rechtzeitige
Verstärkung der Verteidigungsanlagen alles Denkmögliche
unternommen und darüber hinaus auch Unterstützung
von König Karl V., dem Papst und dem Vizekönig von
Sizilien erbeten. Doch er wurde vorerst vertröstet.
Belagerung durch osmanische Übermacht
Im Mai 1565 belagerte eine gewaltige Flotte von etwa 130
Galeeren und rund 200 Transportschiffen unter Großadmiral Piale Pascha, bemannt mit etwa 40.000 Infanteristen unter dem Kommando von Mustafa Pascha, die Inseln.
Die Angreifer waren den ca. 750 Rittern, 8.000 maltesischen Kämpfern und rund 600 spanischen Söldnern zahlenmäßig weit überlegen. Die Bevölkerung nahm Zuflucht
in den Festungsstädten Mdina und Birgu. Auf ihrer Flucht
verbrannten sie Felder und vergifteten Brunnen.
Die Osmanen beschlossen, zuerst das entlegene Fort St.
Elmo wegen seiner strategischen Lage zwischen den beiden
Häfen anzugreifen. Über 36 Tage wurde das Fort mehrmals
schwer beschossen und heftig bestürmt, aber die schwach
besetzte Garnison konnte das Fort länger verteidigen, als
DIE MALTESER 3–4/2015
49
MALTESERWELT WEIT
Mustafa Pascha berechnet hatte. Erst nach vier Wochen
wurde St. Elmo eingenommen. Der „Preis“ war hoch:
rund 9.000 Angreifer wurden getötet. Mustafa Pascha
attackierte nun entschlossen das Hauptquartier der
Ritter, St. Angelo. Er unternahm während dieses langen
und heißen Sommers insgesamt zehn Angriffe auf die
hoch aufragenden Mauern und die befestigten drei Inselstädte. Selbst als am 18. August Teile der Verteidigung durchbrochen wurden, war es den Osmanen nicht
möglich, das Fort gänzlich einzunehmen. Großmeister
Vallette hatte sich – trotz der geringen Erfolgsaussichten
– persönlich in den Kampf geworfen und weigerte sich,
die voreilig übermittelten Kapitulationsbedingungen der
Osmanen anzunehmen.
Zähe Verteidigung durch die Malteser-Ritter zeigt
Wirkung
Im September begannen die Belagerer, sich mit einer
eventuell notwendigen Überwinterung auf Malta auseinanderzusetzen, was die Kampfmoral merklich sinken ließ.
In diesen dramatischen Tagen schickte Sizilien das lang
erwartete Entsatzheer, das so genannte „Gran Soccorso“,
das allerdings nur aus etwa 8.000 Bewaffneten bestand.
Mustafa Pascha, der über den geringen Kampfwert dieses Entsatzheeres nicht informiert war und dessen eigene
Truppen durch Seuchen bereits sehr geschwächt waren,
befahl den Abbruch der Belagerung. Als er jedoch bemerkte, wie relativ unbedeutend dieser Entsatz war, ließ er einen Teil seiner Truppen wieder ausschiffen. Es kam neuer-
50
DIE MALTESER 3–4/2015
lich zu schweren Kämpfen, bei denen aber die Verteidiger
und die Truppen aus Sizilien die Oberhand behielten und
den Türken nochmals schwerste Verluste bescherten. Diese flohen daraufhin unter Zurücklassung allen schweren
Gerätes. Überlebende Teile des osmanischen Heeres schifften sich am 8. September nochmals ein und segelten nach
Osten. Die Eroberungsgelüste des Osmanischen Reiches
in Richtung Zentraleuropa konnten durch diesen bedeutsamen Erfolg für mehr als 100 Jahre deutlich gedämpft
werden.
Der Sieg auf Malta brachte Europa die ersehnte
Sicherheit
Um diese bedeutendste Episode in der Geschichte des Archipels zu feiern, die zudem bis heute untrennbar mit der
Geschichte des Malteser-Ordens verknüpft ist, hatte die
Regierung der Republik Malta gemeinsam mit der maltesischen Assoziation des Ordens ein abwechslungsreiches
Festprogramm auf die Beine gestellt.
Im Schloss von Verdala empfing die Präsidentin der
Republik, Marie-Louise Coleiro Preca, den Großkomtur
des Ordens, Bailli Fra’ Ludwig Hoffmann-Rumerstein,
der vom Souveränen Rat und rund 300 Mitgliedern des
Ordens begleitet wurde, darunter zehn Ritter und Damen
aus dem Großpriorat von Österreich. Premierminister
Joseph Muscat lud zu einem Mittagessen zu Ehren des
Ordens in die Sacra Infirmeria, das Ordenshospital, das
1574 unter Großmeister Jean de la Cassière erbaut worden
MALTESERWELT WEIT
war. Seine Begrüßungsrede eröffnete der Premierminister
vielsagend mit den Worten „Willkommen zu Hause“.
Wie Großmeister Fra’ Matthew Festing während seines
Staatsbesuchs auf Malta im vergangenen April erhofft hatte, bot die 450-Jahr-Feier die Gelegenheit, den Dialog und
das Verständnis zwischen den Völkern zu fördern. Von besonderer Bedeutung war, dass neben den Mitgliedern des Ordens
auch Imam Mohamed El Sadi von
der muslimischen Gemeinde Maltas gemeinsam mit Erzbischof
Charles J. Scicluna in der Kirche
St. Lawrence in Birgu für all jene
betete, die während der großen
Belagerung auf beiden Seiten ums
Leben gekommen waren.
unter anderem über die humanitäre Zusammenarbeit in
Anbetracht der dramatischen Flüchtlingskrise in Europa
und über die Öffnung der nun vollständig restaurierten
Festung Sant’Angelo für die Öffentlichkeit, die dem Orden
zuvor für 99 Jahre verpachtet worden war.
Den Höhepunkt der Gedenkfeierlichkeiten bildete am 8. September eine Hl. Messe in der St.
John’s Co-Cathedral in Valletta,
einem zwischen 1573 und 1578
erbauten Meisterwerk barocker
Kunst und Architektur. Vor der
von Erzbischof Charles J. Scicluna zelebrierten Messe zogen die
Ritter und Damen des Ordens in
einer feierlichen Prozession durch
das Zentrum der Hauptstadt.
Im Anschluss führte der Großkanzler des Malteser-Ordens, Albrecht Freiherr von Boeselager,
unterstützt von Daniel de Petri
Testaferrata, dem Präsidenten
und Organisationsleiter der Maltesischen Assoziation, Gespräche
mit maltesischen Amtsträgern,
darunter Premierminister Joseph Muscat und Außenminister
George Vella. Gesprochen wurde
DIE MALTESER 3–4/2015
51
MALTESERWELT WEIT
„WO ZWEI ODER DREI
IN MEINEM NAMEN
VERSAMMELT SIND ...“
Gründung eines deutschsprachigen Malteser-Kreises in Brüssel.
Von Moritz Röttinger
Als Sitz supranationaler Organisationen wie der EU und
der NATO, zahlreicher diplomatischer Vertretungen und
internationaler Konzerne bietet Brüssel Menschen aus vielen Nationen vorübergehend oder dauerhaft eine Heimat.
Unter ihnen ist auch eine beträchtliche Anzahl Deutschsprachiger.
Seit September 2014 trifft sich regelmäßig eine kleine
Gruppe deutschsprachiger Ordensmitglieder, die in
Brüssel leben und arbeiten, zu einer Eucharistiefeier im
Internationalen Dominikanerkonvent und anschließend
zu einem Abendessen. Inzwischen besteht der Kreis aus
elf Ordensmitgliedern unterschiedlicher Nationalität, die
den Großprioraten Österreich, Böhmen und LombardeiVenetien, dem deutschen Subpriorat des Hl. Michael sowie den deutschen, ungarischen und skandinavischen
Assoziationen angehören. Hinzu kommen noch zwei
Ordenskandidaten, und auch die Ehepartner sind stets
willkommen. Unsere Gruppe ist sehr bunt: Beamte in der
Europäischen Kommission, Mitarbeiter im Europäischen
Parlament, ein Vertreter eines deutschen Länderbüros bei
der EU, ein Bundeswehrgeneral im NATO-Hauptquartier,
ein Architekt, der mit der einzigen Ordensdame – aufgewachsen in Wien und mit Wurzeln in Österreich und
Ungarn – in dieser Runde verheiratet ist, ein Orthopäde und ein pensionierter Kinderarzt aus dem deutschsprachigen Ostbelgien, der viele Jahre ehrenamtlicher
ärztlicher Direktor des Malteser-Kinderkrankenhauses
in Bethlehem war. Zwei dieser Ordensmitglieder sind
52
DIE MALTESER 3–4/2015
Oboedienzritter. Vor Kurzem ist auch Msgr. DDr. Rüdiger
Feulner dazugestoßen, ein an der apostolischen Nuntiatur
tätiger Ehren-Konventualkaplan, der auch in Heiligenkreuz lehrt und an der Wiener Nuntiatur tätig war.
Zwar gibt es auch eine belgische Assoziation des MalteserOrdens, doch ist diese ziemlich geschlossen und nimmt
nur belgische Staatsbürger als ordentliche Mitglieder auf.
Das Ordensleben dort gestaltet sich anders, als wir es in
Österreich gewohnt sind. So gibt es keine Delegationsmessen und -abende oder mehrtägige Exerzitien. Gleichwohl bestehen gute Kontakte dorthin, die wir noch weiter
intensivieren wollen. Die Erfahrung hat aber gezeigt,
dass nicht alle in Brüssel lebenden ausländischen Ordensmitglieder notwendigerweise so fließend Französisch
sprechen, dass sie gerne spirituelle Angebote in einer
ihnen fremden Sprache annehmen. Die Verwurzelung
in den verschiedenen Großprioraten und Assoziationen
in der Heimat bringt eine zusätzliche Dimension, die
deutlich über das belgische Ordensleben hinausgeht.
Auch mit der bei der EU akkreditierten Ordensbotschaft
gibt es erste Kontakte.
Ein sehr enges und freundschaftliches Verhältnis besteht
auch zu der in Brüssel ansässigen, rund 30 deutsche Ritter umfassenden belgischen Subkommende der Johanniter, die sowohl auf gesellschaftlicher Ebene als auch
karitativ sehr engagiert ist. Wechselseitig wird zu Veranstaltungen eingeladen, und so durfte ich selbst schon
MALTESERWELT WEIT
bei den Johannitern über völker- und kirchenrechtliche
Aspekte des Malteser-Ordens referieren.
Im Frühjahr 2015 organisierten wir unter geistlicher
Anleitung eines deutschen Jesuitenpaters vom Jesuit
European Social Centre in Brüssel einen Einkehrtag. Das
Programm und den Rhythmus unserer Treffen haben wir
seit Herbst intensiviert. Wir treffen uns öfter und dies
ähnlich den Delegationsabenden in Österreich verstärkt
im privaten Kreis. Neben einem Abendimbiss gibt es auch
Referate zu glaubens- bzw. religionsbezogenen Themen
und vertiefende spirituelle Impulse. Hausmessen, wie die
zuletzt von Msgr. Feulner zelebrierte, die gemeinsame
Vesper oder Komplet runden dies so oft wie möglich ab.
Ferner sind ein Besuch in der Nuntiatur, ein gemeinsames Treffen mit den Johannitern mit einem Vortrag über
die Beziehungen der EU zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften und der Besuch eines von den Johannitern
organisierten Benefizkonzerts geplant.
Deutschsprachige Ordensmitglieder, die einen längeren
oder kürzeren Aufenthalt in Brüssel planen, sind herzlich
willkommen und eingeladen, sich bei uns zu melden.
([email protected])
Was zählt, ist Nähe.
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DIE MALTESER 3–4/2015
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GELESENEMPFOHLEN
FILMPROJEKT
ACHTSAM UND
DANKBAR LEBEN
Von Brigitte Kwizda-Gredler und Hans Fuchs
In dem von den Autoren gestalteten Film erzählen 28
Menschen über ihren ganz persönlichen Weg in Sachen
„Achtsam und dankbar leben“.
Aus ganz unterschiedlichen Lebensumfeldern kommend,
besitzen sie die Gabe, die Essenz ihres Lebens für uns
erlebbar zu machen und uns zum Staunen zu bringen.
Sie leben in einer Haltung der Anerkennung der Würde
und Stärken jedes einzelnen Menschen, richten sich
nach dem Geheimnis des Lebens aus, schauen hin, wo
es brennt, und unternehmen etwas gegen die Not. Ohne
Furcht überschreiten sie dabei die Brücke von Mensch
zu Mensch. Sie erzählen über ihre Ordnungsmodelle im
Alltag, wie es ihnen gelingt, im HIER und JETZT lebendig zu sein, und wie die Freude des Herzens überfließen
kann in einen großen Raum des Glücks und Friedens.
„... Wo Herz zu Herz spricht, da ist Dankbarkeit. Wo Herz
zu Herz spricht, da ist Heilung“, sagt Br. David SteindlRast im Film.
Zu den Mitwirkenden im Film
Unsere Dialogpartnerinnen und Dialogpartner sind
nicht als VOR-Bilder für einen nachzuahmenden Weg zu
verstehen, sondern als Mut-Macher für ein bewusstes
MATHILDA UND HANNIBAL
EIN NEUES KINDERBUCH, ILLUSTRIERT VOM SALZBURGER MUNDMALER THOMAS PEZESHKI
In diesem Herbst ist im Verlag der österreichischen
mund- und fußmalenden Künstler erstmals ein Buch für
Kinder von zwei bis sechs Jahren erschienen. „Mathilda
und Hannibal. Die Rettung durch den Adler“ wurde vom
Salzburger Mundmaler Thomas Pezeshki wunderschön
illustriert, der Text zum Buch stammt von Bernhard
Jany.
„Natürlich habe mich sehr gefreut, als der Verlag mit
dem Projekt des Kinderbuches auf mich zugekommen
ist. Für mich war es eine ganz besondere Premiere. Allein
die Vorarbeiten waren schon sehr intensiv: Ich musste
mich ja sowohl mit der Geschichte als auch mit jeder ein-
54
DIE MALTESER 3–4/2015
zelnen Figur gründlich auseinandersetzen: Wie können
Maus, Igel und die anderen Tiere aussehen? Und wie sollen letztendlich die Bilder in einer Gesamtkomposition,
in einem Guss über mehrere Seiten aufgehen? Wir haben
es ja nicht mit einzelnen Landschafts- oder Portraitbildern zu tun. Ja – es war ein herausfordernder Prozess,
der mir aber unglaublichen Spaß gemacht hat“, schildert
Thomas Pezeshki seine monatelange Arbeit.
„Das Kinderbuch soll vor allem zum Schmunzeln einladen. Aber gleichzeitig war es mein Ziel, den Kindern auf
einfache Art und Weise eine gewisse Achtsamkeit nahezubringen“, skizziert der Autor Bernhard Jany die Idee
GELESENEMPFOHLEN
und verantwortliches Leben. Sie alle sind gleichwürdige
und glaubwürdige Botschafter des Übungsweges „Achtsam und Dankbar leben“, sind Akteure des Wandels, Lebenskünstler und herzensgebildet.
„... Und ich glaube, bei allem was mir genommen wurde,
wurde mir so viel mehr schon in diesem Moment zurückgeschenkt. Die Sehnsucht, spüren zu dürfen, zu spüren,
wo brennt’s? was vermiss’ ich eigentlich – heißt ja auch,
was liebe ich, was ist mir wichtig, was such’ ich auch
wieder? Wenn man Sehnsucht spürt, dann hat man
schon wieder eine Richtung, wo man weitersuchen kann.
Auch nach oben, auch in den Himmel, Beziehung zu Gestorbenen ...“, so Barbara Pachl-Eberhart, Autorin.
Zu Film und Filmskript mit den Herzensdialogen in
voller Länge
Das Filmprojekt besteht aus einer DVD (mit einer
Spieldauer von 120 min) und dem Filmskript mit
den Dialoggesprächen in voller Länge sowie den
Erläuterungen zu Film & Skript (215 Seiten).
Die Medien können auch im Unterricht, in Kursen, Ausbildungslehrgängen etc. eingesetzt werden. Es empfiehlt
sich, die in sich geschlossenen vier Kapitel der DVD
einzeln anzuschauen und im Anschluss darüber zu reflektieren. Auch lassen sich verschiedene Übungen zum
Themenkreis, Wertschätzungs- und Dankbarkeitsrituale,
Meditation, Gehen in Stille, gemeinsames Singen u. v. m.
nach Belieben einbauen.
DVD & Filmskript sind ein Non-Profit-Projekt aus
privater Initiative der Autoren. Der Erlös aus dem Verkauf der Medien geht zu 100 Prozent an das Europakloster Gut Aich und den Verein Europäische Klosterheilkunde Gut Aich in St. Gilgen.
Bezug über die Wirtschaftsbetriebe Kloster Gut Aich. E-Mail:
[email protected] oder telefonisch unter
0043 6227 231 852 oder schriftlich: Aich 3, A-5340 St. Gilgen.
Der Trailer zur DVD „Erfülltes Leben – wenn die Schale überfließt“ ist auf YouTube abrufbar.
hinter der Geschichte, in der die Maus Mathilda und der
Igel Hannibal schlecht ausgerüstet und allen Warnungen
zum Trotz auf einen Berg wandern, um auf dem Gipfel
einen Schneemann zu bauen. „Natürlich geht das Vorlese- oder Leseabenteuer für die beiden Hauptdarsteller
letztendlich gut aus. Und vielleicht ist das Interesse am
Büchlein so groß, dass Thomas eine weitere Geschichte
illustriert. Die eine oder andere Idee gibt es schon“, so
Bernhard Jany abschließend.
Das Buch ist beim Verlag der mund- und fußmalenden Künstler zum Preis von 9,00 € erhältlich (u. a. http://www.mfka.
org/produktshop/produkte-für-kinder/kinderbücher/).
DIE MALTESER 3–4/2015
55
GELESENEMPFOHLEN
DIE „WARE KIND“
Von Philippine Jakobljevich
In einem erschütternden Bericht beschreibt die Autorin
Eva Maria Bachinger die Machenschaften von Ärzten
und Konzernen rund um die „Ware Kind“. Schonungslos
deckt sie Zahlen und Fakten auf und lässt einen begreifen, wie weit der Mensch mittlerweile imstande ist, ohne
jegliche Skrupel in Gottes Schöpfungswerk einzugreifen.
„Mein Bauch gehört mir!“ – so das allseits bekannte Credo. In-Vitro-Fertilisation (IVF), Präimplantations-Diagnostik (PID), Eizellen- sowie Samenspende, Leihmutterschaft etc. Alles ist machbar, es wird produziert und
vernichtet auf Kosten der Frauen, die meistens gar nicht
wissen, worauf sie sich einlassen.
In der modernen Gesellschaft steigt der soziale Druck
auf Frauen immer mehr. Einerseits steht zumeist der
berufliche Erfolg an erster Stelle, andererseits wird von
ihnen aber auch erwartet, Kinder zu gebären, denn nur
dann „sind sie richtige Frauen“ – schließlich liegt das ja
in ihrer Natur. Die Maßstäbe sind hochgeschraubt, erst
wenn sie ihnen entsprechen, gelten sie als erfolgreich.
Oft ist da aber bereits die „biologische Uhr“ am Ticken,
und Unfruchtbarkeit wird als Kränkung des Selbstwertgefühls bewertet. Da muss dann eben die Medizin nachhelfen und zu der „Ware Kind“ verhelfen. Bezeichnend
auch, dass sich der frühere Begriff von „Fertilitätsklinik“
in „Kinderwunschklinik“ gewandelt hat.
An Argumenten fehlt es den Befürwortern der Reproduktionsmedizin nicht. Da müssen sogar das Alte und
Neue Testament zur Legitimation der Leihmutterschaft
herhalten. Denn Sara und Rahel hätten Leihmütter gehabt, ihre Dienstmägde Bilha und Hagar. Maria wäre
ebenfalls eine gewesen: für Gott, der Jesus durch sie austragen ließ; Josef sei der soziale Vater, der heilige Geist
der Samenspender!
Embryonen werden im Akkord hergestellt – laut Befürwortern ein „Zellhaufen“, der bis zur 12. Schwanger-
56
DIE MALTESER 3–4/2015
schaftswoche ohne Strafe getötet werden darf. Blickt
allerdings ein Paar auf den Embryo auf dem Bildschirm
des Arztes, aus dem das heiß ersehnte Kind werden soll,
wird er kostbar. Der verschmähte „Zellhaufen“ schafft
es innerhalb kurzer Zeit zum ehrbaren Status eines
Patienten. Er wird bestaunt, fotografiert und untersucht.
In Deutschland gibt es bereits geschätzte 100.000 Kinder
(in Österreich demgemäß wohl über 10.000), die aus
Samenspenden entstanden sind – also alles potenzielle
Halbgeschwister! Wie verhindert man da ungewollten
Inzest? Muss man erst vor jeder neuen Partnerschaft
einen Bluttest vornehmen lassen?
Ein berührendes Buch, das nachdenklich und zugleich
traurig stimmt.
Eva Maria Bachinger, Kind auf Bestellung, Ein Plädoyer für
klare Grenzen, Deuticke Verlag, Wien 2015, 256 Seiten, ISBN
978-3-552-06296-2, EUR 20,50
GELESENEMPFOHLEN
ABENTEUERLICHE FLUCHT
Percy Pachta-R
ayhofen
„Heimreise“ mit Hindernissen NKT EDITION DOPPELPU
Neben vielen bewegenden Berichten über den Überlebenskampf der
Zivilbevölkerung nach dem Zusammenbruch der Fronten im 2. Weltkrieg gibt es auch eindrucksvolle Zeugnisse von Soldaten, denen die
Flucht aus ihren in Auflösung begriffenen Einheiten oder später aus
der Gefangenschaft gelang. Eine besonders authentische und originelle
Dokumentation einer illegalen „Heimreise“ liegt nun in Buchform vor:
Es ist das Tagebuch von Percy Pachta-Rayhofen, einem langjährigen
Mitglied im SMRO und im MHDA, den er als Kommandant auch über
mehrere Jahre leitete. Percy Pachta hat seine letzten Einsatztage und
seine abenteuerliche Flucht zurück nach Österreich nicht nur verbal
beschrieben, sondern – als begabter Zeichner und Maler – auch gleich
in eigenhändigen Bildern festgehalten.
Percy Pachta-Rayhofen, „Heimreise“ mit Hindernissen, EDITION DOPPELPUNKT,
Wien 2015, ISBN: 978-3-85273-207-7, 15 EUR. Erhältlich über den Buchhandel
oder bei der Erika Mitterer Gesellschaft (Rainergasse 3, 1040 Wien, Tel./Fax 02243
24565,
[email protected]
www.erika-mitterer.org)
PALMWOCHENENDE 2016 | 18. März – 23. März 2016
Fahrt nach Medjugorje
18. März 2016 abends – 23. März 2016 früher Nachmittag
Kosten ca. 270 EUR, incl. Busreise und Hotel mit Vollpension
DIE MALTESER 3–4/2015
Anmeldung bei Andrea Czernin-Kinsky: [email protected]
57
GELESENEMPFOHLEN
WIR LEGEN UNSERN LESERINNEN UND LESERN GLEICH DREI WERKE AUS DER FEDER VON
UNIV.-PROF. DR. BERNHARD KÖRNER, BEREICHSSEELSORGER DES MHDA STEIERMARK, ANS
HERZ:
GUTE GRÜNDE FÜR EIN LEBEN IN DER KIRCHE
Dieses Buch will denen den Rücken stärken, die sich in der Kirche engagieren:
Pfarrern und ReligionslehrerInnen, PastoralassistentInnen, Diakonen, PfarrgemeinderätInnen, den vielen Ehrenamtlichen in Pfarren und Gruppierungen
sowie Vätern und Müttern, die den Glauben an ihre Kinder weitergeben wollen. Es beginnt mit einer gründlichen Analyse der Situation der Kirche und zeigt
dann mit vielen Beispielen das Wesen von Kirche-Sein und Kirche-Leben auf:
Gemeinschaft und Sinnfindung, Spiritualität und Kontemplation auch mitten in
den Städten, Solidarität und Dienst an den Armen, Engagement für Werte und
die Möglichkeit, Wege aus Schuld und Sünde zu finden. Der Autor geht auch auf
die so genannten „heißen Eisen“ der aktuellen Kirchendiskussionen ein. Er zeigt
Hintergründe auf, erklärt Zusammenhänge und skizziert mögliche Lösungen.
Bernhard Körner, Gute Gründe für ein Leben in der Kirche, Tyrolia Verlag, Innsbruck 2012,
176 Seiten, ISBN 978-3-7022-3170-5, 12,95 EUR
GLAUBEN LEBEN – THEOLOGIE STUDIEREN
Dein Glaube – die Theologie – die Kirche. Mit diesen drei Fahnenstangen könnte
man das Spielfeld abstecken, auf dem du das Abenteuerspiel „Theologie studieren“ spielen wirst. Kein Zweifel: Mit ihren Fragestellungen reicht die Theologie
auch bis in die persönlichsten Bereiche deines Lebens herein. Dieses Buch wird
dir Orientierung geben, welche Möglichkeiten dir offenstehen, welche Herausforderungen dich erwarten und welche Spielregeln dabei zu beachten sind. Denn
es gibt so etwas wie ein „Handwerk“ des Theologen und der Theologin, das man/
frau erlernen muss. So werden dich auch gelegentliche Fouls nicht aus der Bahn
werfen. Wie der traditionelle Glaube mit modernen Fragestellungen zusammengeht – und zwar nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch im persönlichen,
spirituellen Leben –, ist ein Themenfeld, das nicht nur dich noch lange beschäftigen wird, sondern jeden Christen und jede Christin bewegt.
Bernhard Körner; Christa Baich; Christine Klimann, Glauben leben – Theologie studieren,
Tyrolia Verlag, Innsbruck 2008, 224 Seiten, ISBN 978-3-7022-2960-3, 7,95 EUR
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DIE MALTESER 3–4/2015
TAGEBUCH
MALTESER BEIM
REQUIEM FÜR
ALTERZBISCHOF
GEORG EDER
GOTTES GEGENWART
Bernhard Körner legt hier eine meditativ behutsame Hinführung zum zentralen Sakrament der
Eucharistie vor. Dabei zeigt sich, dass dieses Sakrament auch heute noch zum Schlüssel für unsere
Lebenssituationen werden kann, ja dass es Antworten auf unsere existenziellen Bedürfnisse und
Sehnsüchte weiß. In seine Überlegungen bezieht
der Autor die Ansätze von Theologen (Augustinus, H. U. von Balthasar, Karl Rahner, Pierre Teilhard de Chardin) ebenso mit ein wie die Zugänge
zeitgenössischer Denker (George Steiner, Peter
Handke, Simone Weil) und spiritueller Autoren
(Paul Gauthier, Klaus Hemmerle). Inmitten einer
hektischen und haltlosen Welt eröffnet sich im unscheinbaren Brot der Eucharistie ein Raum des Innehaltens und der tiefen Begegnung mit Gott und
den Mitmenschen. Die Eucharistie verstehen und
ihrem Geheimnis begegnen – ein leicht verständlicher „Reiseführer“ zum Zentrum des katholischen
Glaubens.
Bernhard Körner, Gottes Gegenwart, Tyrolia Verlag,
Innsbruck 2005, 208 Seiten, ISBN 978-3-7022-2657-2,
17,90 EUR
Dr. Georg Eder, von 1989 bis 2003 Erzbischof von
Salzburg, verstarb am 19. September 2015 im 87. Lebensjahr in seiner Heimatgemeinde Mattsee. Am 26.
September 2015 wurde er im Rahmen eines feierlichen
Requiems in der Domkrypta beigesetzt. Ein Team der
Salzburger Malteser versah im übervollen Salzburger
Dom Ambulanzdienst. Das Requiem, an dem auch eine
Delegation des SMRO teilnahm, zelebrierte Erzbischof
Franz Lackner. Zu den Trauerfeierlichkeiten waren unter anderem Eders Nachfolger im Amt, Alterzbischof
Alois Kothgasser, der Tiroler Bischof Manfred Scheuer,
der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der oberösterreichische Bischof Ludwig Schwarz, die Altbischöfe
Maximilian Aichern und Egon Kapellari sowie der emeritierte Münchener Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter gekommen.
DIE MALTESER 3–4/2015
59
TAGEBUCH
15. GESELLSCHAFTSABEND
DER MALTESER IN GRAZ
Am 21. November fand wie schon in den vergangenen
Jahren wieder der stimmungsvolle Benefizabend zugunsten der Arbeit der steirischen Malteser in der Aula der alten Universität in Graz statt. Der Abend war einmal mehr
ein voller Erfolg und auch wieder Treffpunkt politischer,
wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prominenz im
wunderschönen historischen Ambiente des Barocksaals
der ehemaligen Jesuiten-Universität. Die 15. Ausgabe des
Balls präsentierte sich mit einem runderneuerten Programm. Vor dem traditionellen gesetzten Diner wurde der
Abend erstmals mit einer Kinderpolonaise eröffnet. Im
Anschluss an das Essen konnte je nach Geschmack zwischen klassischer Ballmusik oder heißen Rhythmen in der
Disco gewählt und bis in die Früh gefeiert werden.
SALZBURG
NEUE BEREICHSLEITUNG
BEIM SOMMERFEST VORGESTELLT
Im Garten von Schloss Arenberg in der Stadt Salzburg hatten sich im Juli 2015 wieder viele Betreute
und Gäste eingefunden, um nach einer Hl. Messe
das traditionelle Sommerfest der Salzburger Malteser zu feiern. Der Anlass wurde auch gleich für
die offizielle Übergabe der Bereichsleitung genutzt:
Dr. Elisabeth Hintner und ihr Stellvertreter
Dr. Josef Mayer übernahmen die Leitung des
MHDA Salzburg von Stefan Jordis (rechts im Bild)
und Johannes Hummer (links im Bild).
OFFIZIELLER BESUCH
DES UNO-DIREKTORS
Die Fahne der UNO wehte am 27. Oktober 2015 über dem Magistralpalast des SMRO
in Rom anlässlich des offiziellen Besuchs des Generaldirektors des Büros der Vereinten
Nationen in Wien, S. Exz. Yuri Fedotov, bei Großmeister Fra’ Matthew Festing. Anwesend war neben Großkanzler Albrecht Freiherr von Boeselager auch der Botschafter des
Ordens bei den Vereinten Nationen, der IAEA und den internationalen Organisationen
in Wien, KR Prof. Günther Granser.
60
DIE MALTESER 3–4/2015
TAGEBUCH
„O, DU MEIN ÖSTERREICH“
BENEFIZABEND MIT KAMMERSCHAUSPIELER JOSEF LORENZ
Von Angela Thierry
denheit mit dem Malteser-Orden lag, am hervorragenden
Talent von Josef Lorenz oder an beidem, kann niemand
ganz genau sagen. Das Resultat war letzten Endes ausschlaggebend, denn es war ein ganz besonders vergnüglicher Abend, der beim Publikum Lach- und Begeisterungsstürme hervorrief.
Um notwendige Hilfen für den Alltag der vom Malteser
Betreuungsdienst (MBD) umsorgten Menschen gewährleisten zu können, veranstaltete dessen Leiterin Angela
Thierry am 26. September auch heuer wieder im Haus
Hofmannsthal einen Abend mit einem profilierten Künstler des Wiener Kulturbetriebs: Kammerschauspieler Josef
Lorenz, dessen Vater Willy Lorenz selbst Malteser-Ritter
gewesen war und die letzten Jahre seines Lebens sogar
im „Haus Malta“ verbracht hatte. Ob es an dieser Verbun-
Lorenz rezitierte Texte von Anton Kuh, Friedrich Torberg und Arthur Schnitzler, die er seinem Publikum wie
kein Anderer nahebringen konnte. Virtuose Wechsel in
der Stimmlage, in Gestik und Rhetorik waren der Garant
für Lachsalven und große Begeisterung beim Publikum.
Der Spruch „Tu Gutes und sprich darüber“ kann bei den
Benefiz-Veranstaltungen des MBD wohl abgeändert
werden in: „Tu Gutes und freu Dich selbst darüber.“
BENEFIZABEND IM SCHLOSS KOBERSDORF
Von Moritz Schuschnigg
Liebhaber von Komödien kamen am 9. und 10. Oktober 2015 auf ihre
Kosten – und das alles für einen guten Zweck. Der Benefizabend des
MHDA Burgenland und des MAKD im Renaissanceschloss Kobersdorf
wartete heuer mit einem besonderen Programm auf: In der Komödie
„Wir saufen uns nicht zu Tode“ von Michael Korth geht es um Österreichs Droge Nr. 1., den Fluch und Segen des Alkohols und eine ungewöhnliche Behandlungsmethode gegen Alkoholismus. Das Stück
für drei Schauspieler – Lisa Stern, Alexander Strömer und Michael
Reiter – wurde unter der Regie von Werner Prinz und der Produktionsleitung von Erich Uiberlacker szenisch aufgeführt. „Eine großartige,
wortwitzreiche Komödie über Fluch und Segen des Alkohols“, urteilte Marina Watteck vom ORF. Abgerundet wurde der Abend durch
eine Fotoausstellung über das Burgenland, in der Werke des Prager
Fotoschülers Herbert Herdits zu besichtigen und käuflich zu erwerben waren. Die Benefizveranstaltung stand unter dem Ehrenschutz
von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics, Prokurator Norbert SalburgFalkenstein, Landeshauptmann Hans Niessl und Landesrat Norbert
Darabos. Der Reinerlös der Charity-Veranstaltung kam zur Gänze der
Arbeit der Malteser im Burgenland zugute.
DIE MALTESER 3–4/2015
61
TAGEBUCH
AUSZEICHNUNGEN
Außerdem wurde in Anerkennung langjähriger Unterstützung durch Bereichsleiter Lukas Krupitza die Verdienstmedaille des MHDA in Gold an Gerhard Czappek,
Geschäftsführer Samariter-Bund Tirol, und Dir. Thomas
Wegmayr, Geschäftsführer des Roten Kreuzes, Landesverband Tirol, sowie die Verdienstmedaille des MHDA in
Silber an Ing. Mag. Andreas Hlavac, M.Sc, Obmann der
Freiwilligen Rettung Hall, überreicht.
Am 3. September konnte der Prokurator des Malteser-Ordens in Österreich, Norbert Salburg-Falkenstein,
dem Ersten Präsidenten des Wiener Landtags Prof.
Harry Kopietz die von Großmeister Fra‘ Matthew Festing verliehene Auszeichnung des Kommandeurskreuzes
„Pro Merito Melitensi“ überreichen. Prof. Kopietz hat
sich seit Jahren verdienstvoll für die Malteser in Wien
eingesetzt und die Anliegen dieser größten rein ehrenamtlichen Freiwilligenorganisation im Sanitäts- und Rettungsdienst sowie der Behindertenarbeit unterstützt.
In Innsbruck konnte Ordensbotschafter Dr. Christoph Fritzen am 6. Oktober 2015 im Beisein des Großkomturs des Malteser-Ordens, Bailli Fra‘ Ludwig Hoffmann-Rumerstein, das Verdienstkreuz mit Wappen „Pro
Merito Melitensi“ an Frau Mag. Christine Oppitz-Plörer, Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Innsbruck
überreichen. Das Offizierskreuz „Pro Merito Melitensi“
erhielt bei derselben Gelegenheit Herr Dr. Reinhard
Neumayr, Präsident des Landesverbandes Tirol des
Roten Kreuzes. Die Stadt Innsbruck wie auch das Rote
Kreuz Tirol sind seit vielen Jahren wertvolle Unterstützer der Malteser. Diese gegenseitige Wertschätzung sollte nun auch ein sichtbares Zeichen des Dankes und der
Anerkennung vonseiten der Malteser betonen.
In der Steiermark erhielt Mag. Michaela Drexel, Leiterin
Qualitäts-, Risiko und Beschwerdemanagement im Krankenhaus der Elisabethinen in Graz, für ihre langjährige
Unterstützung der Malteser im Rahmen der Ausbildung
die Verdienstmedaille des MHDA in Silber. Ebenfalls die
Verdienstmedaille des MHDA in Silber erhielt Huberta
Bertolini-Pott für ihre umfangreiche Unterstützung bei
der Vorbereitung des Romzuges 2015.
Dipl.-Ing. Johannes Bucher, Präsident der Johanniter
Unfall-Hilfe in Österreich, wurde am 21. Oktober durch
Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein mit dem Offizierskreuz „Pro Merito Melitensi“ ausgezeichnet. Die
Johanniter gehören seit vielen Jahren zu den engsten
Partnern der Malteser. Mit dieser Auszeichnung soll die
gemeinsame Arbeit unter dem achtspitzigen Kreuz besonders gewürdigt und die enge, freundschaftliche Verbindung
der beiden Hilfsorganisationen unterstrichen werden.
Ebenfalls das Offizierskreuz „Pro Merito Melitensi“ erhielt Bruno Wögerer, Präsident des Landesverbandes
Burgenland des Roten Kreuzes, zum Dank für die gute
Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung in
den letzten Jahren wie auch gerade jetzt im Rahmen der
Flüchtlingshilfe.
LASSEN SIE
SICH MALEN!
Ihr persönliches Portrait.
Komfortabel von einem Foto,
ohne lange Sitzungen.
Der Ausgezeichnete im Bild mit
Richard Rella (rechts)
Hohe Johanniter-Auszeichnung für
Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein
Ende Juni 2015 erhielt Prokurator Norbert SalburgFalkenstein vom Herrenmeister des Johanniterordens, S. K. H. Oskar Prinz von Preußen, in der
Komturkirche zu Nieder-Weisel das Ehrenritterkreuz des Johanniterordens. Mit dieser äußerst selten verliehenen Auszeichnung wurde das persönliche
Engagement des Prokurators in der Zusammenarbeit
beider Orden in Österreich gewürdigt, so etwa der
Kapazitätsausglich zwischen der Johanniter-UnfallHilfe und dem MHDA, der Einsatz der Johanniter
Hilfsgemeinschaft im Haus Malta, der gemeinsame
rechtliche Schutz des achtspitzigen Kreuzes und das
gemeinsame Vorgehen gegen falsche Orden.
Die beachtliche Zahl von 5.000 ehrenamtlichen
Dienststunden erreichten im MHDA in den letzten
Monaten folgende Mitglieder: Elfi Hofbauer, Florian
Leitner, Ursula Oberhauser, Constantin Call, Gregor
Zepharovich und Cary Zichy.
Alicia de Ibarra, geb. in 1961 in Barcelona,
Spanien. Absolventin der Akademie Bellas Artes
in Barcelona, arbeitet als freischaffende Malerin mit
Schwerpunkt Landschaften und Portraits.
Sie ist Tochter eines Malteser-Ritters (s. das von ihr
gemalte Bild) und hat zwei Großmeister unter ihren
Vorfahren (Raphael Cotoner 1660–1663 und Nicolas
Cotoner 1663–1680).
Preise: 1.250 EUR (Brustbild, 65 x 54 cm) bis
3.000 EUR (Ganzfigur mit/ohne Füße; 130x97 cm).
Versand per Post auf Kosten des Auftraggebers.
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DIE MALTESER 3–4/2015
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TAGEBUCH
KARDINAL
CHRISTOPH SCHÖNBORN
20 JAHRE
ERZBISCHOF VON WIEN
Am 26. September fand im Wiener Stephansdom ein
Hochamt zu Ehren von Kardinal Christoph Schönborn
statt, der heuer sein 20-jähriges Jubiläum als Erzbischof
von Wien beging. Der SMRO konnte dem Erzbischof,
der selbst Ordensmitglied ist, mit einer stattlichen Zahl
von über 30 Rittern und Damen seine Reverenz erweisen und am Hochamt teilnehmen.
MHDA BURGENLAND UND WIEN
NACHTRÄGLICHE
AUFNAHMEFEIER
Einige Mitglieder der diesjährigen burgenländischen
Ausbildungsgruppe mussten bei der Aufnahmemesse
im Juni in Innsbruck in Abwesenheit aufgenommen
werden. Diesen neuen Mitgliedern wurde am 28. Juni
die Möglichkeit geboten, die feierliche Abgabe des
Treueversprechens persönlich nachzuholen. Zu dieser
Feier wurden auch die in Abwesenheit aufgenommenen
Wiener Ausbildungsgruppenmitglieder samt Paten
und Gruppenleitern eingeladen. Im Rahmen einer von
P. Albin Scheuch zelebrierten Hl. Messe in der Wiener
Malteserkirche nahm Prokurator Norbert SalburgFalkenstein die Versprechen der Aufgenommenen
persönlich entgegen. Olivier Loudon, Kommandant
des MHDA, überreichte die schon in Innsbruck geweihten Malteser-Abzeichen. Anschließend lud der
Bereich Burgenland zu einem Empfang.
WIR TRAUERN UM
21. August 2015
Generaldirektor i. R
Anton-Octavian Gassauer-Fleissner.
Magistralritter
13. November 2015
Hofrat i. R. Prof. h. c. Dipl. Ing.
Dr. Andreas von Séthy Bicskei
Langjähriges Mitglied des Kuratoriums des MHDA
21. November 2015
Alexander Glück, MBA
Langjähriges Mitglied des MHDA
R.I.P.
64
DIE MALTESER 3–4/2015
=
TAGEBUCH
WIR TRAUERN UM
=
8. Oktober 2015
Dr. Philipp Wahl, LL.M
Langjähriges Mitglied des MHDA
9. Oktober 2015
Wirklicher Hofrat Dr. Reinhard Kaiser
Magistral-Großkreuzritter
In seiner aktiven Zeit
im MHDA hat Philipp
an vielen Hilfseinsätzen
teilgenommen. Er war
unter anderem 1991 wochenlang im Irak tätig,
begleitete Hilfszüge nach
Rumänien und Albanien
sowie unsere Wahlfahrten nach Israel, Rom und
Lourdes. Philipps Leben war geprägt von seinem
vielseitigen sozialen Engagement. In seiner Dissertation beschäftigte er sich unter anderem mit
den Rechten von Menschen mit Behinderung
und fuhr über viele Jahre neben seinem intensiven Beruf wöchentlich den Canisibus. Philipp
arbeitete als international tätiger Anwalt in London, von wo aus er auch eine Niederlassung in
Moskau leitete. Wir haben Philipp für seinen
scharfen Sinn, sein kritisches Denken, seine
grenzenlose Neugier für alles Neue und Fremde
bewundert. Philipp erkrankte vor zwei Jahren
schwer. Mit unglaublicher Zuversicht kämpfte er
gegen seine Leukämieerkrankung; nie ein Wort
des Klagens. Im 47. Lebensjahr ist Philipp viel zu
früh aus unserer Mitte gerissen worden. Unsere
Gedanken sind ganz besonders bei seiner Familie, seiner Frau Lully und den drei Kindern Luis,
Antonia und Stephanie. In tiefer Freundschaft
Peter Mensdorff-Pouilly
Mit Dr. Reinhard Kaiser ist am 9. Oktober eines unser ältesten und treuesten
Ordens- und Hospitaldienstmitglieder im
95. Lebensjahr zu seinem Herrgott heimgeholt worden. Reinhard Kaiser wurde
1921 in Breslau geboren, studierte nach
Kriegsdienst und -gefangenschaft in Wien
Medizin und wurde 1955 zum Doktor der
gesamten Heilkunde promoviert. Seit Beginn der 1960er Jahre
wirkte er aktiv zunächst im Malteser Hilfsdienst Köln, dann im
MHDA Wien mit. Er wurde 1967 in den Malteser-Orden aufgenommen und 1987 zum Magistral-Großkreuzritter rangerhöht.
Neben seiner intensiven Tätigkeit als Facharzt für Hals, Nasen
und Ohren (er selbst witzelte in seinem großartigen Humor,
er sei Facharzt für Hals, Nasen und Orden) war er intensiv im
MHDA tätig und hat an zahlreichen Wallfahrten teilgenommen,
ebenso war er immer wieder beim legendären Sonnenzug aktiv.
Durch seine Tätigkätigkeit in der Ärztekammer konnte er den
MHDA immer wieder in wichtigen Fragen behilflich sein, so bei
der Errichtung des Ärztefunkdienstes 1968, bei der der MHDA
eine zentrale Rolle spielte. Reinhard half aber auch im persönlichen Bereich vielen Mitgliedern und deren Angehörigen mit allen
seinen Möglichkeiten. Für seine Verdienste hat ihn der Hl. Vater
mit dem Großoffizierskreuz des Sylvesterordens ausgezeichnet –
einer Auszeichnung, die er ebenso verdient hat wie die vielen anderen Ehrungen, die er im Laufe seines Lebens entgegennehmen
konnte. Reinhard Kaiser gehörte seit seiner Gründung 1977 dem
Kuratorium des MHDA an und ist erst 2010 altersbedingt ausgeschieden. Orden und Hospitaldienst verlieren in Reinhard Kaiser einen liebenswürdigen, immer hilfsbereiten und humorvollen
Freund, einen wirklichen Herrn, der in aller Bescheidenheit Großes geleistet hat.
Anton F. Gatnar
R.I.P.
DIE MALTESER 3–4/2015
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TERMINE
Termine 2015/2016
DEZEMBER 2015
MÄRZ 2016
14/11–23/12 Punschstand Wien-Oper
04–08
Straßensammlung Wien
05–06; 12–13Sammeltage Halbturn
12
Nikolausfeier Tirol
13
Weihnachtsfeiern Wien, Salzburg
19
Bereichsmesse Oberösterreich
24–25
Weihnachtssammlung Salzburg
MHDA
MHDA
MHDA
MHDA
MHDA
MHDA
MHDA
FEBRUAR 2016
11
12–14
Welttag der Kranken
Bundes-Einkehrwochenende Mariazell
12
Benefizkonzert Wien
APRIL/MAI 2016
29/04–04/05 Lourdes-Zug 2016
MHDA
SMRO/MHDA
JUNI 2016
24
Festakt 60 Jahre MHDA
MHDA
16–18
SMRO
SEPTEMBER 2016
MHDA
Familienwallfahrt Mariazell
Wiederkehrende Termine
Malteserkirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien
„Montag bei den Maltesern“ 12.00 Uhr Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr
Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr
Abkürzungen und Kontaktinfo siehe unten bzw. gegenüberliegende Seite
KONTAKT
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
DI Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: [email protected]
I: www.malteser.or.at
AIDS-Dienst Malteser
Teresa Grill
T: +43 650 41 61 958
E: [email protected]
I: www.aids-dienst-malteser.at
Haus Malta
Dir. Bogdan Norbert Bercal
T: +43 1 597 59 91
E: [email protected]
I: www.hausmalta.at
Johannesgemeinschaft
Mag. Jan Ledóchowski
T: +43 1 512 72 44
E: [email protected]
I: www.jg-online.at
66
DIE MALTESER 3–4/2015
Malteser Alten- und Krankendienst
Dr. Anna Schlanitz-Bolldorf
T: +43 676 311 00 32
E: [email protected]
I: www.malteser.or.at/werke/makd
Malteser Betreuungsdienst
Angela Thierry
T: +43 1 405 13 49
F: +43 1 402 95 66
E: [email protected]
I: www.malteser.or.at/werke/mbd
Malteser Care-Ring
DGKS Natalie Lottersberger
T: +43 1 403 20 52
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800
(Mo – So 8.00 – 20.00 Uhr)
E: [email protected]
I: www.malteser-care-ring.at
Malteser Hospitaldienst Austria
Bundeszentrale
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95
E: [email protected]
I: www.malteser.at
Malteser Kinderhilfe
DGKS Natalie Lottersberger
DGKS Veronika Karner
T: +43 7472 98201
E: [email protected]
I: www.malteser-kinderhilfe.at
Malteser Palliativ-Dienst
Univ.-Prof. Dr. Johannes Mlczoch
T: +43 1 512 72 44
E: [email protected]
I: www.malteser.or.at/werke/mpd
Malteser International
DI Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: [email protected]
I: www.malteser-international.org
ÜBERBLICK
DER SOUVERÄNE
MALTESER-RITTER-ORDEN
UND SEINE WERKE IN ÖSTERREICH
Aus einer um 1048 in Jerusalem gegründeten Hospitalbruderschaft hervorgegangen, hat sich der Souveräne Malteser-Ritter-Orden (SMRO) dem
Kampf gegen das auch im Malteserkreuz symbolisierte „Achtfache Elend“ verschrieben: Krankheit, Hunger, Schuld, Unglaube, Heimatlosigkeit,
Verlassenheit, Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit. Das Großpriorat von Österreich, dem derzeit rund 400 Ordensmitglieder angehören, verfügt über
neun Werke, in denen mehr als 1.900 freiwillige ehrenamtliche Helfer sowie Ordensmitglieder mitarbeiten, und stellt im Rahmen der Rumänienund Medikamentenhilfe Hilfsgüter sowie Medikamente für Rumänien und weitere Länder bereit. Das Großpriorat von Österreich ist weiters
Mitglied von Malteser International, der für die internationale Katastrophen- und Aufbauhilfe des Ordens verantwortlichen Organisation:
MALTESER HOSPITALDIENST AUSTRIA (MHDA)
Behindertenbetreuung, Sozialprojekte,
Sanitäts- und Rettungsdienste,
Katastrophenhilfe
www.malteser.at
MALTESER ALTEN- UND
KRANKENDIENST (MAKD)
Betreuung und Pflege behinderter Menschen vornehmlich an Wochenenden
www.malteser.or.at/werke/makd
AIDS-DIENST
MALTESER (ADM)
MALTESER BETREUUNGSDIENST (MBD)
Unterstützung von HIV-Betroffenen
und Aids-Patienten
www.aids-dienst-malteser.at
Besuch und Unterstützung kranker
und einsamer Menschen
www.malteser.or.at/werke/mbd
JOHANNESGEMEINSCHAFT
MALTESER CARE-RING
Gemeinschaft junger Menschen –
spirituelle und karitative Aktivitäten
www.jg-online.at
SMRO
GROSSPRIORAT VON ÖSTERREICH
www.malteser.or.at
MALTESER
PALLIATIV-DIENST
Betreuung sterbenskranker Menschen
und deren Angehöriger
www.malteser.or.at/werke/mpd
Case und Care Management für
qualitätvolle Pflege zu Hause
www.malteser-care-ring.at
HAUS MALTA
Seniorensitz der Malteser
in Wien-Mariahilf
www.hausmalta.at
MALTESER INTERNATIONAL
MALTESER KINDERHILFE
Weltweites Werk des Ordens für
humanitäre Hilfe für Menschen in Not
www.malteser-international.org
Palliativ-Wohnhaus für
Kinder und Jugendliche
www.malteser-kinderhilfe.at
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Illustration: Percy Pachta-Rayhofen
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M A LT E S E R“
ie
„D
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Katharina Stögner
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90
[email protected]
www.malteser.or.at
MALTESER Hospitaldienst Austria
Bundeszentrale
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78
[email protected]
www.malteser.at
52. Jahrgang
Ausgabe 3–4/2015
P.b.b.
11Z038858M
1010 Wien
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