Die MALTESER Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich Ausgabe 3–4/2015 Malteser Flüchtlingshilfe Ewige Stadt: Der Romzug 2015 Die neue LEBENSRETTER-App INHALT IMFOKUS 04 Flüchtlingshilfe in Österreich 10 Libanon, das Land der Flüchtlinge 13 Der Malteser Romzug 2015 04 13 RELIGIONAKTUELL 18 Die Syrisch-Orthodoxe Kirche 20 Besuch am ITI in Trumau RUNDSCHAU 22 LEBENSRETTER: Smartphone-App hilft 28 22 Leben retten MEDIZINAKTUELL 24 Hildegard von Bingen home Pro gramm ierung: Das Tit enn elb Organis ild variiert. Je ationsz nach ekund eine an ug dere Pe ehörigkeit ste e rson vor ht n ne. hlen VeRFÜ Zeit seit GBARKeI TSABFR AGe Alarmie 00:18 rung VORBILDER VeRFÜ Zeit seit GBARKeI TSABFR AGe Alarmie 00:18 rung 28 Ein Gespräch mit Andreas Treichl, Einsatz Bitte tref annehm fen Sie Rotes Kr euz en eine Aus Generaldirektor der Erste Group wahl! Newsfee d ATIS bis Einsat Progra mmierun zber Ändern-Status eit g: Bu Einstellun tton führt zu Lautstär gen von: Sta tus ke, (Ne La wsfeed) , Modus, Notfall rke OADEN in Ihrer Nähe LEBENS RETTER me Sind Sie in der La ldet einen No tfall in ge, den Ihrer Nä Einsatz he. zu übern ehmen? ut Lautstä Ändern nen de r Ap elbild va p durch riie igkeit ste rt. Je nach ht eine andere Financia l Comm Nicht ver Startsc reen na unication s GmbH fügbar Mit Defi brillato Notfall 34 36 r Ohne Defi in Ihrer r Nähe Annehm en ch Alar mierun g durch die App Nicht ver fügbar MALTESERSPIRITUELL brillato LEBENS RETTER me Sind Sie in der La ldet einen No tfall in ge, den Ihrer Nä Einsatz he. zu übern ehmen? 49 36 32 Serie: Die acht Seligpreisungen: Selig, die Barmherzigen Annehm en MALTESERÖSTERREICH Seite 2 34 Vielfältige Initiativen und Dienste MALTESERWELTWEIT 48 Projekte rund um den Globus GELESENEMPFOHLEN 54 Interessante Neuerscheinungen TAGEBUCH 59 Menschen, Events, Termine ÜBERBLICK 67 Der Malteser-Orden und seine Werke in Österreich 2 DIE MALTESER 3–4/2015 sowie die in diesem Heft verwendeten Abkürzungen EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, wie üblich halten Sie kurz vor Weihnachten eine neue Ausgabe unserer Zeitung in Händen. Vielleicht finden Sie ja während der Feiertage ein paar geruhsame Stunden zur Lektüre! Wie schon das Coverbild vermuten lässt, bildet das Thema „Flüchtlinge“ einen wichtigen Schwerpunkt dieser Nummer. Seit die Flüchtlingswelle auch in Österreich angekommen ist, stehen die Malteser mit verschiedensten Aktivitäten in der Flüchtlingsbetreuung im Einsatz – von der Unterstützung des Roten Kreuzes im Grenzeinsatz in Nickelsdorf und Salzburg über die Betreuung von Notschlafstellen in Wien, Graz und Linz, die medizinische Betreuung von Flüchtlingen in Salzburg und Innsbruck oder das allwöchentliche Angebot von Deutschkursen in Wien und Innsbruck bzw. von Sportnachmittagen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Graz. Zigtausende Stunden haben unsere ehrenamtlichen Mitglieder für diese Initiativen in ihrer Freizeit aufgewendet – und derzeit ist kein Ende abzusehen. Auch ein Kurzportrait der Syrisch-Orthodoxen Kirche, mit der wir bezüglich der Deutschkurse in Wien eng zusammenarbeiten, findet sich in diesem Heft. Nur wenige wissen, dass unsere syrisch-orthodoxen Glaubensbrüder das Aramäische – und damit die Sprache Jesu – als Liturgie- sprache verwenden. Ein ausführlicher Bericht widmet sich dem Malteser Romzug 2015, der rund 400 Pilger – darunter wie üblich zahlreiche von den Maltesern betreute behinderte und kranke Menschen – im vergangenen September in die Ewige Stadt führte. Vorgestellt wird auch die im Oktober der Öffentlichkeit präsentierte Smartphone-App „LEBENSRETTER“, an deren Entwicklung mehrere Malteser maßgeblich beteiligt waren. Sie leitet im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstands in der Nähe befindliche Ersthelfer direkt zum Einsatzort und hilft damit, die Zeit zwischen dem Notruf und dem Beginn qualifizierter Erster Hilfe wesentlich zu verkürzen. In der Rubrik „VorBilder“ schließlich bringen wir diesmal ein Interview mit Mag. Andreas Treichl, dem Generaldirektor der Erste Group, der interessante Einblicke zu den Themen „Ethik in der Wirtschaft“ und „Verantwortung in der Gesellschaft“ gibt. Eine Fülle weiterer Artikel widmet sich wie üblich der vielfältigen Tätigkeit des Ordens und seiner Werke im Dienst behinderter, kranker, einsamer und sonst hilfsbedürftiger Menschen im In- und Ausland. Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen interessante Lektüre, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2016! Ihr Georg Male / [email protected] IMPRESSUM Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden, Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2, Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: [email protected]. Chefredaktion: Georg Male. Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Henriette Blanckenstein, Fra’ Ludwig Call, Hemma Fraydenegg-Monzello, ie Hans Fuchs, Anton F. Gatnar, Isabella Hartmann, Petra Ipp-Zavazal, Philippine Jakobljevich, Fra’ S n e d en Gottfried Kühnelt-Leddihn, Brigitte Kwizda-Gredler, Georg Male, Josef Mayer, Peter MensdorffBitte verw hein in der c ls h a Z n Pouilly, Bernhardt Pauger, Georg Reichlin-Meldegg, Moritz Röttinger, P. Rudolf Schaffgotsch CO, e ! d Heftes Helga Schertler, Moritz Schuschnigg, Marie-Elisabeth Seyrl, Richard Steeb, Katharina Stögner, Angela Mitte des T S I E Thierry, Manuel Weinberger, Stephan Weiss, Susanne Wick, Gilbert Zinsler. Fotos: Mario Habenbacher, D N E IHRE SP LICH Malteser International, MCR, MHDA, Georg Reichlin-Meldegg, Cornelia Ruber, SMRO, Verena Stagl. R E STEU Gestaltung: Karin Mayer, werbeproduktion.at, 1060 Wien. Druck: Druckerei Robitschek, SchlossAR ABSETZB gasse 10–12, 1050 Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: 21. November 2015. Spenden DIE MALTESER 3–4/2015 3 IMFOKUS „... ICH WAR FREMD UND OBDACHLOS UND IHR HABT MICH AUFGENOMMEN ...“ MALTESER FLÜCHTLINGSHILFE IN ÖSTERREICH Sie kommen aus Syrien und dem Irak, aus Afghanistan, Somalia und Eritrea: Kinder, Frauen und Männer auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Gewalt. Sie alle sind wochenlang quer durch Europa unterwegs, bevor viele von ihnen in Österreich, Deutschland oder einem anderen Land Asyl beantragen. Viele kommen mit kaum mehr als dem, was sie am Körper tragen. Sie werden verpflegt, medizinisch versorgt und beherbergt. Auch die Malteser sind seit Beginn der Flüchtlingswelle rund um die Uhr mit diversen Initiativen in der Betreuung dieser Menschen in Not aktiv. Von Manuel Weinberger Die Berichte von der großen Flüchtlingskatastrophe in Syrien, von riesigen Flüchtlingslagern im Libanon oder der Türkei, mit von Schleppern vollgestopften und kurz vor der europäischen Küste kenternden Booten oder auch den an den Zäunen der europäischen Enklaven in Afrika ausharrenden Menschen kannte man seit Jahren – und dennoch waren weder Europa noch Österreich adäquat darauf vorbereitet. Doch plötzlich waren sie da. Tirol Begonnen hatte alles verhältnismäßig ruhig: Seit Anfang August betreuen die Tiroler Malteser laufend 300 männliche Asylwerber/Flüchtlinge in einer adaptierten Tennishalle am Paschbergweg in Innsbruck. Zunächst war hier eine Kooperation mit einem Spital angedacht gewesen – doch sie scheiterte an Hürden wie Arbeitszei- 4 DIE MALTESER 3–4/2015 ten und Versicherungsfragen. Da dies jedoch zur Folge gehabt hätte, dass die Flüchtlinge überhaupt keine Versorgung erhalten, übernahmen die Malteser die medizinische Betreuung kurzerhand im Alleingang. Wirkliche Behandlungen und vor allem längerfristige Therapien sind allerdings schwierig, da die Asylwerber oft sehr schnell und ohne Vorwarnung in andere Unterkünfte transferiert werden. Dabei zeigt sich nach wie vor, wie wichtig gründliche Untersuchungen sind: Formal ist jeder, der nach Tirol kommt, schon untersucht – und doch gab es da z. B. den 19-jährigen Somalier, der seit drei Jahren mit einem Projektil im Unterleib unterwegs war und kaum mehr sitzen oder stehen konnte, oder die Flüchtlinge mit schweren Herzfehlern, denen seit ihrem Aufbruch von zu Hause jegliche Therapie fehlte ... IMFOKUS „Eine große Herausforderung bei der Hilfe ist, dass die Patienten Arztbriefe, Rezepte und ärztliche Verordnungen nicht lesen können. Das „Ausdeutschen“ dieser Schriftstücke ist deshalb regelmäßig ein wichtiges Anliegen, wenn die Malteser in der Halle Dienst versehen“, erzählt Lukas Krupitza, Malteser-Bereichsleiter in Tirol. „Und jedes Mal herrscht auf beiden Seiten die Unsicherheit, ob man einander wieder sehen wird, ob die Hilfe und Therapie weiter funktionieren wird. Es gilt hier viel zu erklären, zu beruhigen und nach Möglichkeit Sicherheit zu schaffen. Und man merkt gleich: medizinische Versorgung von Flüchtlingen ist weit mehr als eine normale Ambulanz“, so Bela Garzuly, Verantwortlicher für die Flüchtlingshilfe der Malteser am Paschbergweg. Wien und Burgenland Man kannte die Vorboten, wie das Tiroler Beispiel zeigt, aber die Lage war entspannt. Doch plötzlich änderte sich alles. Mit Anfang September kamen tausende Menschen aus Ungarn über Nickelsdorf und weiter nach Wien. Bereits am 1. September wurde beschlossen, dass das Sanitätsteam Wien (Wiener Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser sowie Berufsrettung Wien/MA 70) auf dem Wiener Westbahnhof eingesetzt wird, um zum einen die Sanitätsversorgung für die tausenden durchreisenden Flüchtlinge sicherzustellen und zum anderen ein Notquartier neben dem Bahnhof zu betreiben: das inzwischen allseits bekannte „Blaue Haus“. Jede Nacht stehen hier seitdem zahlreiche Helfer im Einsatz. Waren die Malteser zunächst drei Mal die Woche im Dienst, haben sie das Blaue Haus per 30. Oktober ge- meinsam mit den Johannitern zur Gänze übernommen und betreuen es nun jede Nacht. Grundsätzlich für ca. 500 Personen vorgesehen, ist dieses Notquartier aufgrund seiner Nähe zum Bahnhof sehr beliebt, möchten doch die meisten Flüchtlinge am nächsten Tag nach Möglichkeit den ersten Zug nach Deutschland erreichen. Und nicht nur einmal war der Ansturm deutlich größer als das Fassungsvermögen ... „Die andrängenden Menschen bilden Gruppen, die in die unterschiedlich großen Zimmer ‚eingebucht’ werden, sortiert nach Familien, nach Herkunft, nach Geschlecht. Wenige Alte sind dabei, aber viele Kinder“, so Gottfried Kühnelt-Leddihn, Hospitalier der österreichischen Malteser, der im Blauen Haus auch Dienst versah. „Nach einer kurzen Nacht im Transitquartier werden dann alle geweckt und zum Westbahnhof verwiesen.“ Dieser Dienst stimme einen nachdenklich, so Kühnelt weiter: „Ich denke an meine Eltern, die 1939 über Ellis Island in die USA eingereist und erst 1947 wieder nach Europa gekommen sind. Und ich denke an all die Menschen auf der Flucht, die wir nicht einmal namentlich erfasst haben, die nur ein Strich auf unserer Zimmerliste waren – vor der nächsten Schicht im Altpapier entsorgt ...“ Kurz nach Start des Einsatzes beim Westbahnhof wurden die Malteser auch im Burgenland aktiv: Schon am 5. September ging eine dringende Anfrage des Roten Kreuzes um Unterstützung ein. Denn allein konnte selbst das deutlich mannschaftsstärkere Rote Kreuz den Ansturm am Grenzübergang Nickelsdorf nicht bewältigen, zudem benötigte man neben den hunderten freiwilligen DIE MALTESER 3–4/2015 5 IMFOKUS Helfern auch qualifiziertes Personal. Ab diesem Tag standen die burgenländischen Malteser zur Verstärkung an der Grenze im Einsatz, wann immer sie benötigt wurden und ehrenamtliche Helfer zur Verfügung standen. Sie bieten damit Verstärkung, die vor allem nach den ersten intensiven Wochen immer wichtiger wird, da die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des Burgenlandes allmählich ans Ende ihrer Kräfte gelangen. Die beim Grenzeinsatz gewonnenen Eindrücke sind prägend. „Die meisten Flüchtlinge wollen einfach weiter. Umso wichtiger ist es, in den Momenten kurzer Pausen beruhigend auf sie einzuwirken, Kraft zu spenden und Menschlichkeit zu zeigen“, so Peter Mensdorff, einer der Malteser-Einsatzleiter im Burgenland. Im allgemeinen Durcheinander gehen immer wieder Kinder und Ehepartner verloren, die Suche nach den verbliebenen Familienangehörigen sei dann die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen – und die Dankbarkeit der Flüchtlinge enorm. Viele von ihnen möchten selbst mitarbeiten, bei Reinigungsarbeiten etwa oder beim Herrichten und Wegräumen von Schlafplätzen. Peter Mensdorff: „Ein Syrer, der stundenlang mithalf, verzichtete sogar darauf, den nächsten Bus zu nehmen. Aber auch ein aus Ägypten stammender Taxilenker meldete sich während der Wartezeit bei uns, um dann mit einem Müllsack in der Hand das Areal zu säubern und herumliegende Decken zu schlichten. Man sieht: die Hilfsbereitschaft ist groß.“ Woran es laut Mensdorff angesichts der großen Herausforderungen für alle Helfer und Einsatzorganisationen am meisten mangle, sei die Zeit für individuelle Betreuung und Information der vielen Flüchtlinge. Und dennoch gelinge es auch hier immer wieder, das eine oder andere „kleine Wunder“ im allgemeinen Chaos zu bewirken. Linz und Salzburg Wer in Nickelsdorf ankommt und nach Wien reist, will fast immer weiter nach Deutschland. Die Stationen an diesem Weg sind Linz und Salzburg. Und auch dort wurde die Hilfe der Malteser zeitgleich dringend erforderlich. 6 DIE MALTESER 3/2015 In Linz etwa kamen täglich ca. 900 Flüchtlinge ins ehemalige Post-Verteilzentrum, das als Notquartier für jeweils eine Nacht genutzt wurde. Die oberösterreichischen Malteser unterstützen seit September das Rote Kreuz in der Betreuung dieser Notschlafstelle. Auch bei diesem Einsatz liegen Freude und Trauer, Sicherheit und Angst vor der Zukunft nahe beieinander: „Während wir Schuhe sortieren und verteilen, fahren zwei Kinder mit einem Bobby-Car durch die Halle und quietschen vor Vergnügen, eine Gruppe Männer spielt mit anderen Kindern Fußball. Für einen kurzen Moment spielen auch wir mit“, schildert Sabine Bauer, eine der zahlreichen helfenden oberösterreichischen Malteserinnen und Malteser, ihre Eindrücke aus dem Einsatz. „Und genau in diesen Momenten kehrt in die oft müden, traurigen und erschöpften Gesichter ein Lächeln zurück. Ein kurzer Moment der Normalität.“ Ähnlich in Salzburg. Seit Anfang September stehen die Malteser auch hier gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen im Einsatz für die Flüchtlinge. Erfahrene Teams von ehrenamtlich tätigen Ärzten und Rettungssanitätern versahen bis Ende September jede Nacht Dienst auf dem Salzburger Hauptbahnhof. Seit Anfang Oktober sind sie in den Notquartieren der ASFINAG-Garagen nahe dem Autobahnknoten Salzburg Mitte und direkt am Bundesstraßen-Grenzübergang nach Freilassing im Einsatz. Sie kümmern sich unter dem Kommando des Roten Kreuzes und in Kooperation mit den Sanitätssoldaten des Bundesheeres vor allem um die wichtige medizinische Versorgung der Flüchtlinge. Pro Nacht wurden durchschnittlich 60 Behandlungen durchgeführt und einige Überstellungen in Krankenhäuser organisiert. Das sind Leistungen, auf die die Malteser als einzige ausschließlich ehrenamtliche Organisation auch stolz sein dürfen: Seit 3. September jede Nacht einen Arzt zu stellen, ist in Salzburg sonst keiner Organisation gelungen, auch nicht mit Hauptamtlichen. Mit der medizinischen Betreuung allein ist es aber nicht getan, wie Josef Mayer, stellvertretender Bereichsleiter IMFOKUS der Malteser in Salzburg versichert: „Die Malteser unterstützen zudem die Caritas bei der Verteilung von Kleidung, Decken und Essen. Und sie halfen mit, als es darum ging, auf dem Hauptbahnhof große Müllmengen zu entsorgen. Sie sind überall da, wo Hilfe gerade am Nötigsten gebraucht wird.“ Steiermark Mittlerweile hat sich der Flüchtlingsstrom verschoben – das neue Nickelsdorf heißt Spielfeld. Damit verlagert sich auch die Hilfe der Malteser. Seit Mitte Oktober unterstützen die steirischen Malteser das Notquartier des Roten Kreuzes in Graz-Webling in vorerst zwei Nächten pro Woche. Und der Bedarf nimmt täglich zu. Langfristige Perspektiven Rasche Nothilfe ist das eine, für die Malteser aber zumindest ebenso wichtig ist die Frage nach der Zukunft dieser Menschen, die sich in größter Not auf die Flucht zu uns begeben haben. Parallel zu den Soforthilfeaktionen wurden und werden daher verschiedene Projekte entwickelt, die den Menschen langfristige Perspektiven bieten, ihrem Aufenthalt bei uns Sinn geben und einen Beitrag zu ihrer Integration in ihrer möglichen künftigen Heimat Österreich leisten. In Wien, Salzburg, Innsbruck und Oberösterreich wurden deshalb spontan Jours Fixes gebildet, an denen Malteser mit Rat und Tat zu Seite stehen, Deutschkurse halten, zu allfälligen Problemen informieren und Hilfestellungen z. B. bei Behördengängen anbieten. Mehr als 100 Personen nehmen mittlerweile Samstag für Samstag an dem in Wien seit Anfang September von den Maltesern angebotenen Deutschkurs für asylwerbende Syrer teil. „Mittlerweile sind hier schon richtige Freundschaften entstanden“, freut sich Langzeit-Malteserin Bärbl Bauer, die dieses Projekt in Kooperation mit der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde ins Leben gerufen hat. Besonders wichtig ist dabei auch die mögliche Eingliederung in den Arbeitsprozess; wird diese Chance nicht genutzt, sind die Flüchtlinge von heute die Arbeits- und Obdachlosen von morgen. Auch hier konnten bereits einige Akzente gesetzt werden. So wurde z. B. in Wien ein besonderes Projekt der Ärztepatenschaft ins Leben gerufen, in dessen Rahmen syrischen Ärzten bei der Nostrifizierung ihrer Studienabschlüsse und bei der Jobsuche geholfen wird. Derzeit betreuen fünf bis sechs Ärzte der Malteser rund zehn syrische Ärzte samt deren Familien, zudem werden zwei syrische Apotheker von einer Pharmazeutin aus dem MHDA betreut. Drei dieser Ärzte konnten bereits ihren Antrag zur Nostrifikation einreichen, drei weitere wurden erfolgreich für Hospitationen (Tätigkeit als Gastarzt) an Wiener Kliniken vermittelt. Diese Beispiele zeigen nicht zuletzt, dass auch wir von unseren neuen Nachbarn profitieren können. Ein weiteres Anliegen ist die Betreuung jugendlicher Flüchtlinge, der sich die Malteser angesichts der steigenden Zahlen an Kindern und Jugendlichen, die ohne Eltern, Geschwister oder sonstige Familienmitglieder flüchten, besonders widmen wollen. Gemeinsam mit anderen christlichen Organisationen und Vereinen sowie einigen Schulen haben die Malteser hier das Projekt eines gemeinsamen Sport-Sonntags in Graz ins Leben gerufen. „Denn gerade für die jugendlichen Flüchtlinge wird eine erfolgreiche Integration eine wesentliche Rolle spielen. Dazu ist es wichtig, unvoreingenommen aufeinander zuzugehen, um jemanden nicht als Syrer, Afghanen, Moslem oder Christen, sondern als Menschen wahrzunehmen“, wie Lukas Sassmann, Initiator des Projekts, erzählt. DIE MALTESER 3/2015 7 IMFOKUS Der gemeinsame Sport soll – neben der Möglichkeit einer aktiven Betätigung – neue Kontakte und Freundschaften ermöglichen, Ängste und Vorurteile auf beiden Seiten abbauen und vor allem zeigen, dass die Jugendlichen bei uns willkommen sind. „Und bei kaum einer anderen Freizeitbeschäftigung liegen Emotionen, gemeinsame Erfolge und gemeinsame Niederlagen – und damit verbindende und auch identitätsstiftende Erlebnisse – so eng beieinander wie im Sport,“ so Lukas Sassmann. Seit Mitte Oktober kommen deshalb jeden Sonntag Nachmittag zwischen 30 und 60 Jugendliche in der Sporthalle des Grazer Augustinums zum gemeinsamen Sport zusammen. Eine Ausweitung auf mehrere Hundert ist angedacht. Und auch in Wien startet gerade ein Projekt, das Ausflüge und gemeinsame Freizeitgestaltung mit Kindern aus einem Asylwerberheim zum Ziel hat. Malteser Flüchtlingshilfe in Europa und in aller Welt In vielen europäischen Ländern wie Deutschland, Italien, Mazedonien, Slowenien, Ungarn und der Slowakei sind Assoziationen und Hilfsdienste des Malteser-Ordens im Einsatz. Auf den Bahnhöfen in Budapest standen Malteser bereit, um die ankommenden Flüchtlinge medizinisch zu versorgen. Inzwischen ist der Ungarische Malteser-Hilfsdienst an zwei Standorten im Einsatz: in Barcs an der Grenze zu Kroatien, der Einreisestelle der Flüchtlinge mit den Bussen und Zügen nach Ungarn, und in Hegyeshalom, der Ausreisestation nach Österreich. In erster Linie werden hier Decken, Getränke und Nahrungsmittel verteilt – medizinische Hilfe, wie sie in den ersten Tagen auf dem Bahnhof in Budapest angeboten wurde, ist nicht mehr gefragt. Zu schnell wollen die Flüchtlinge aus Ungarn wieder hinaus. Nach den ersten Berichten hat es sich herumgesprochen, dass man dort eher nicht willkommen und die Chance auf Asyl sehr gering ist. Die Helfer betreuen dabei täglich bis zu 3.000 Flüchtlinge, drei bis sechs Züge mit je 800 bis 1.600 Flüchtlingen treffen jeden Tag an der ungarisch-österreichischen Grenze ein. Die italienischen Malteser leisten nach wie vor medizinische Nothilfe für die Bootsflüchtlinge im Mittelmeer – Bilder und Nachrichten von den Flüchtlingsströmen und der Hilfstätigkeit hier an der europäischen Südgrenze sind aufgrund der sich täglich überschlagenden Meldungen fast schon wieder vergessen. Aber es gibt sie noch immer, die tägliche Flucht über das große und oftmals tödliche Meer. 8 DIE MALTESER 3–4/2015 Die Malteser in Deutschland versorgen derzeit an mehr als 130 Standorten täglich etwa 50.000 Flüchtlinge. Jeden Tag sind etwa 4.000 ehrenamtliche und 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter und Helfer im Einsatz. Nahezu täglich kommen zusätzliche Einrichtungen, weitere Katastrophenschutz-Einsätze und neue ehrenamtliche Aufgabenfelder hinzu. Neben grundlegenden Dingen wie einem Schlafplatz, regelmäßigen Mahlzeiten und medizinischer Versorgung bieten die Malteser Seelsorge und Gespräche an, sie helfen bei Behördengängen und bei der Gestaltung des Alltags für Jung und Alt. Diese Integrationshilfen für die Migranten werden zu einem frühen Zeitpunkt von den Maltesern angeboten und sollen dauerhaft fortgeführt werden. Weltweit sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Das sind so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Malteser International setzt sich nicht nur in Europa und im Nahen Osten, sondern auch in vielen weiteren Ländern wie beispielsweise in Pakistan, Thailand, Myanmar, Uganda, dem Südsudan oder der Demokratischen Republik Kongo für eine bessere Lebens- und Gesundheitssituation der Flüchtlinge und Vertriebenen ein. IMFOKUS XXXX DIE MALTESER 3–4/2015 9 IMFOKUS LIBANON DAS LAND DER FLÜCHTLINGE Nicht nur in Europa stehen Malteser rund um die Uhr im Einsatz für Flüchtlinge. Auch im Libanon leisten sowohl die libanesischen Malteser als auch Malteser International auf breiter Basis humanitäre Hilfe für Syrer, Iraker und mittellose Libanesen. Von Petra Ipp-Zavazal (Oktober 2015) „Zusammen mit zwei weiteren Familien teilen wir uns drei Zimmer. Mein Mann hat keine Arbeit“, so die Syrerin Rihab, die gemeinsam mit ihrem Mann und ihren sechs Kindern vor einigen Monaten in den Libanon geflohen ist und nun in einem kleinen Dorf im Norden des Landes lebt. „Wir haben viele Verwandte und Freunde im Krieg verloren und werden trotz aller Schwierigkeiten im Libanon bleiben, solange die Lage in Syrien nicht sicher ist. Doch sobald es möglich ist, wollen wir in unsere Heimat zurückkehren“, erzählt sie. Heute ist sie mit einer ihrer Töchter, die an Halsschmerzen leidet, zur mobilen Klinik der Malteser gekommen. Außerdem hofft sie, hier Medikamente gegen ihr Rheuma zu erhalten. auch mittellosen Einheimischen – die Möglichkeit einer kostenlosen medizinischen Behandlung zu geben. Zuvor hatten die Menschen hier in der Region kaum Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen. Allein im ersten Halbjahr 2015 hat das medizinische Team der mobilen Klinik mehr als 3.600 Patienten behandelt. Schon seit September 2014 sind die libanesischen Malteser mit diesem zu einem Behandlungsraum umgebauten Klinikbus und einem medizinischen Team an fünf Tagen in der Woche in Wadi Khaled in der Provinz Akkar nahe der syrisch-libanesischen Grenze im Nordlibanon unterwegs, um allen Kranken – sowohl Flüchtlingen als nen rund 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge, davon etwa 80 Prozent Kinder und Frauen, in dem kleinen Land mit nur 4,5 Millionen Einwohnern registriert. Dazu kommen mehrere hunderttausend, die nicht registriert sind, einige tausend Schutzsuchende aus dem Irak und eine halbe Million Palästinenser, die hier seit Jahrzehnten in über- 10 DIE MALTESER 3–4/2015 Flüchtlinge und Einwohner brauchen Hilfe Von Beginn der Syrienkrise an zeigte sich der Libanon immer aufnahmebereit gegenüber den Flüchtlingen aus Syrien. Doch inzwischen sind sie zu einer riesigen Herausforderung für den Zedernstaat geworden. Derzeit sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Natio- IMFOKUS füllten Camps leben. Das ist eine gewaltige Belastung für das Land und dessen Ressourcen wie Land, Wasser und Strom, aber auch für Schulen und Krankenhäuser. „Besonders bei den Gesundheitszentren und Krankenhäusern fehlt es an finanziellen Mitteln, um die Flüchtlinge zu versorgen. Dort können nur noch diejenigen behandelt werden, die auch die Kosten zahlen können“, berichtet der leitende Arzt der mobilen Klinik, Dr. Abdallah Khoury. Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge, von denen die meisten Zuflucht in leerstehenden Gebäuden, auf Baustellen oder in Zelten gesucht haben, verschlechtern sich kontinuierlich; rund 70 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze. Ihr Hauptproblem besteht darin, dass sie keine Erwerbsmöglichkeiten haben, um Geld zu verdienen und ihre Grundbedürfnisse zu decken. Es fehlt ihnen an Unterkünften, Lebensmitteln, Trinkwasser, Kleidung, Hygieneartikeln, medizinischer Versorgung – und den Kindern zudem an einer Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Hinzu kommt, dass auch die Anzahl der bedürftigen Libanesen seit Beginn der Syrienkrise und des Flüchtlingsstromes um fast zwei Drittel gestiegen ist und sich die Zahl der Arbeitslosen verdoppelt hat. Bis Ende des Jahres 2015 rechnet man zusätzlich zu den Flüchtlingen mit 1,5 Millionen bedürftigen Libanesen, die auf Hil- fe von außen angewiesen sind. Der bevorstehende Winter wird die Lage weiter verschärfen. Humanitäre Hilfe im Miteinander der Religionen und Nationen Um ihre Lebensbedingungen und ihre medizinische Versorgung und Gesundheitssituation zu verbessern, leistet Malteser International bereits seit Sommer 2013 mit finanzieller Unterstützung durch Nachbar in Not und den MHDA Nothilfe und medizinische Hilfe nicht nur für syrische Flüchtlinge, sondern auch für mittellose Libanesen. Seit Ende 2014 wurden die Hilfen auch auf irakische Flüchtlinge ausgeweitet. Partner vor Ort ist die libanesische Assoziation des Malteser-Ordens. Der Orden arbeitet im Libanon intensiv daran, Kooperationsabkommen mit allen im Land vertretenen religiösen Gruppen zu schließen. 18 anerkannte Glaubensgruppen – die größten sind Christen und Muslime – leben inzwischen in diesem Land friedlich mitein- ander und setzen sich dafür ein, die Stabilität des Landes trotz des Krieges in den Nachbarländern Syrien und Irak zu wahren. Die Arbeit, die die libanesischen Malteser in diesem doch sehr instabilen politischen und religiösen Kontext leisten, zeigt, welchen wichtigen Beitrag gerade auch glaubensbasierte Organisationen im Bereich der huDIE MALTESER 3–4/2015 11 IMFOKUS manitären Hilfe leisten können, um positive Veränderungen herbeizuführen. Für ein Leben in Gesundheit … Im Nord-Libanon und in der Bekaa-Ebene, zwei der ärmsten Regionen des Landes, unterstützt Malteser International inzwischen zusätzlich zu der mobilen Klinik vier Gesundheits- und Sozialzentren der libanesischen Malteser mit Medikamenten und medizinischer Ausstattung. Syrische Flüchtlinge und bedürftige Libanesen werden in den Zentren kostenlos behandelt und erhalten in der angeschlossenen Apotheke auch ihre Medikamente. Falls eine stationäre Behandlung erforderlich ist, werden sie an das nächstgelegene Krankenhaus überwiesen. Seit Sommer 2013 kam diese Hilfe insgesamt fast 10.000 syrischen und libanesischen Patienten zugute. … und Würde Über zwei christliche Gemeinden in Beirut/Mount Lebanon, wo 90 Prozent der irakischen Flüchtlinge leben, sowie über die Gesundheits- und Sozialzentren des Ordens versorgen die Malteser besonders bedürftige Familien mit Lebensmitteln, Kinderkleidung, Hygieneartikeln, Matratzen, Decken und speziellen Nothilfe-Kits für Babys und Kleinkinder. Seit 2013 wurden insgesamt 8.400 Pakete mit Hilfsgütern gepackt und an mehr als 2.500 Familien, rund 12.500 Syrer, Iraker und Libanesen, verteilt. Angesichts der kontinuierlich wachsenden Flüchtlingszahlen und der sich weiter verschlechternden Lebensbedingungen der Flüchtlinge und der Gastbevölkerung sowie im Hinblick auf den bevorstehenden Winter wird Malteser International seine Hilfen auch mit Unterstützung von Nachbar in Not weiter ausbauen. Hierfür werden dringend weitere Spenden benötigt. Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene im Nahen Osten Nicht nur im Libanon, sondern auch in der Türkei, wohin ebenfalls viele Syrer geflohen sind, und in Syrien leistet Malteser International gemeinsam mit lokalen Partnern humanitäre Hilfe. Allein im vergangenen Jahr kam diese Hilfe rund 185.000 hungrigen, kranken, verletzten oder durch den Krieg traumatisierten syrischen Flüchtlingen, Vertriebenen und mittellosen Anwohnern zugute. Mehr als 114.000 Menschen erhielten Nahrungsmittel, Trinkwasser, Haushalts- und Hygieneartikel, Winterkleidung und/oder eine Notunterkunft. Rund 47.000 Patienten wurden im ersten Halbjahr 2015 in den von Malteser International betreuten Feldhospitälern, Gesundheitszentren und mobilen Kliniken medizinisch versorgt. Im Nordirak hat Malteser International seit August 2014 rund 45.000 Vertriebene medizinisch betreut; knapp 10.000 Menschen erhielten Nothilfe- und Hygiene-Kits. Das achtspitzige Malteser-Kreuz symbolisiert die acht großen Elende der Welt. So soll der MALTESER KREUZER, der symbolisch bei 8 Euro notiert, als Währung der tätigen Hilfe dienen. Bitte helfen Sie uns helfen. Mit dem MALTESER KREUZER. Mit einer Einmalspende oder – noch großzügiger – mit einem Dauerauftrag. SPENDEN-KONTO Schoellerbank AG IBAN AT85 1920 0615 2372 3030 | BIC: SCHOATWW. DIE MALTESER 3–4/2015 12 Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar! XXXX DER MALTESER ROMZUG 2015 ODER: WIE HILFREICH EIN SCHLÜSSELLOCH SEIN KANN ROM 2015 Die Abendsonne wirft ihre Strahlen auf ein Tor, um das sich mindestens n Du zeigst mir de ein Dutzend Touristen n Pfad zum Lebe schart, als meine Betreute und ich dort ankommen. Ein Wachmann sieht kurz auf meine Uniform und bittet die Leute, zur Seite zu gehen, um uns einzulassen. Man muss – so unbescheiden das klingen mag – gestehen, dass wir beide in dem Gewirr aus Menschen und Bussen nicht einmal bemerkt hätten, ob es in dieser Pforte ein Schlüsselloch gab. Dabei ist es nun wirklich kein unbedeutendes. Vielmehr in jedem Reiseführer Roms ein Muss und somit touristischer Magnet auf dem Aventin. Von Marie-Elisabeth Seyrl Weltberühmtheit erlangt hat dieses kleine Schlüsselloch vor allem – wie einige mittlerweile schon wissen werden – wegen der malerischen Perspektive, die es bietet, wenn man einen Blick hindurch wirft. Es muss aber gewiss auch, finde ich, an der besonders hilfreichen Perspektive liegen, die es ermöglicht. Denn es verdeckt alles Unwesentliche und alle Ablenkung, die sich ins Blickfeld stellen könnte, und ermöglicht einem, ganz unangestrengt gar nicht anders zu können, als darauf zu schauen, wonach wir alle unser Leben lang auf der Suche sind. Und wofür 420 Personen aus ganz Österreich nach Rom gekommen sind. Als sich das Tor auftut und meine Betreute und ich uns plötzlich in einer dichten Allee wiederfinden, ist unser Blick aber zugegeben sehr wohl abgelenkt – von den DIE MALTESER 3–4/2015 13 XXXXX prachtvollen Gärten, die man im Hintergrund erahnen kann, der schönen Villa, die sich hinter den Bäumen erhebt, vom Schotter, der die Fahrt mit dem Rollstuhl etwas verlangsamt ... Sodass ich schlussendlich erst kurz vor Ende jener Allee erkenne, worauf wir zugehen, als die von mir betreute Mitpilgerin mir ganz aufgeregt „Schau!“ zuruft. Über dem Gewirr der großen Stadt ruht monumental die Kuppel des Petersdoms, beschienen von der goldenen Abendsonne. Bevor noch alle anderen, alle zehn Reisebusse der Malteser Romwallfahrt 2015 auf dem Aventin angekommen sind, bevor uns so viele Menschen umdrängen werden, die uns ein bisschen zur Familie geworden sind in den vergangenen Tagen, bleiben wir zwei ganz in Ruhe am Ende der Allee im Garten der Villa Malta stehen und lassen an diesem vorletzten Abend unserer Reise den Geist zur Ruhe kommen mit dem Blick auf Christus. 14 DIE MALTESER 3–4/2015 Mit einem Blick auf den Vatikan, wo diese 420 Personen ihre Reise zu Christus, die Suche nach dem „Pfad des Lebens“ (so das Motto der Pilgerfahrt), eine knappe Woche zuvor begonnen hatten. Wo wir gemeinsam in der Sixtinischen Kapelle hatten stehen dürfen und uns der Grazer Bereichsseelsorger Bernhard Körner die große Darstellung des Jüngsten Gerichts, die uns zuvor vielleicht eher Furcht einflößend denn tröstlich erschienen war, erklärt hatte. Sie solle „ganz einfach zeigen, dass wir Verantwortung haben“. Verantwortung vor Gott, dem Nächsten und uns selbst. Und passender hätte diese Woche gar nicht beginnen können, denn wären nicht drei engagierte Einsatzleiter Jahre zuvor schon so mutig gewesen, die Verantwortung für so einen Großeinsatz zu übernehmen und mit der Planung zu beginnen, hätten nicht ein Lager-/Logistik- und ein Musikteam, Seelsorger, Ärzte und Krankenschwestern, Teamleiter, Busfahrer und nicht zuletzt viele, viele Malteser und unsere „Herren Kranken“ sich getraut, diese Verantwortung zu über- und dieses Wagnis auf sich zu nehmen, hätte nicht eine Polizeieskorte uns begleitet durch das römische Stadtgewirr und nicht nur einmal Einbahnen im Fließverkehr für uns umgekehrt, so müsste unsere „große Familie“ wohl viele Erfahrungen missen, die in ihrer Einzigartigkeit so unwiederbringlich sind, die uns „Kraft und Stärkung für den Alltag erhalten“ und so „Gott ganz persönlich, in der Gemeinschaft der Malteser näher kommen“ haben lassen, wie es unser XXXX Bundesseelsorger Konstantin Spiegelfeld in den einleitenden Worten ausgedrückt hatte. Denn dieser Faden der Einmaligkeit (so eigenartig das klingt, denn die Rom-Wallfahrt findet ja alle fünf Jahre statt – und doch, wage ich zu behaupten, wird jeder, der schon einmal dabei war, meinen Gedanken verstehen) zog sich durch die ganze Woche. Ob es das Öffnen der Vatikanischen Museen für unsere – und nur unsere! – Gruppe am Sonntag (an dem normalerweise geschlossen ist) war, das überwältigende „Großer Gott wir loben dich“ in der Sixtina, das so manchem Tränen in die Augen getrieben haben mag, ob es das sonnendurchflutete Pantheon war, in dem zugleich der Regen durch die Öffnung in der Kuppel fiel, während wir die Heilige Messe feiern durften (das Pantheon ohne Touristen allein wäre schon eine Besonderheit gewesen, wie jeder weiß, der Rom auch ohne Malteser kennt). Oder die Besichtigung der prachtvollen Gärten des Castel Gandolfo im Sonnenuntergang, ein Spaziergang durch die private Sommerresidenz des Heiligen Vaters also, während schon ein herrliches Essen auf uns wartete – auf Tischen, in Form eines Malteser-Kreuzes aufgestellt. Es heißt, dass nicht einmal das Kardinalskollegium bisher in den Genuss einer derartigen Sonderveranstaltung gekommen sei ... Ganz in diesem Sinne ging es weiter, und nicht von ungefähr konnte man beim Mittagessen am folgenden Tag in der Sommerresidenz des Staatspräsidenten Mattarella im Castel Porziano von einem der Polizisten vernehmen: „Non è capitato mai“ („Das hat es überhaupt noch nie gegeben“). DIE MALTESER 3–4/2015 15 XXXXX Sei es, völlig erschöpft von einem Tag des Zu-Fuß-Pilgerns durch die holprigen Straßen Roms bei mehr als sommerlichen Temperaturen, schließlich belohnt zu werden durch den Anblick der Reliquien des Kreuzes Jesu in der Basilika Santa Croce in Gerusalemme, die Nägel und Balken des Kreuzes, wenige Meter vor unseren Augen ... Oder ein herrliches Mittagessen in den Vatikanischen Gärten genießen zu dürfen, als wäre es das Normalste der Welt, durch die Absperrungen zu gehen und sich dort unter einen Baum zu legen ... Die anschließende Heilige Messe im Petersdom als krönender Abschluss unserer Wallfahrt, an dem Ort, an dem Petrus begraben liegt, der (wie uns viele Führerinnen in Kleingruppen kurz zuvor erklärt hatten) als Zuhause für alle Christen der Welt gedacht gewesen und für die Unendlichkeit errichtet worden war, mag uns allen ganz deutlich gemacht haben, dass jeder Einzelne Teil dieser großen Familie – der katholischen Kirche – sein darf ... 16 DIE MALTESER 3–4/2015 Mit der Sixtina als Privatkapelle des Heiligen Vaters, San Paolo fuori le mura, San Lorenzo fuori le mura (wo man das Sakrament der Krankensalbung in einem von allen Mitwirkenden besonders berührend gestalteten Rahmen empfangen konnte), Santa Maria Maggiore, der Lateranbasilika und Santa Croce in Gerusalemme sowie natürlich St. Peter selbst durften wir nicht nur alle vier römischen Papstbasiliken, sondern auch sechs der sieben römischen Wallfahrtskirchen kennen lernen. Das klingt nach viel Programm für so viele Menschen? Ja, wir haben viel erlebt in dieser Woche. Und ich bin vielleicht nicht allein damit, dass ich wirklich nicht sagen kann, was das Schönste war. Das verdanken wir der perfekten Organisation der Einsatzleitung und dem Umstand, dass sie alles, was dieser Perfektion in die Quere kommen hätte können, mit gewohnt maltesischem Einfallsreichtum und viel Charme entgegensteuerte. Das verdanken wir allen Beteiligten, die zum Teil Wochen zuvor schon Tag und Nacht mitgeplant hatten, sowie besonders allen Priestern, die uns auf dieser Wallfahrt begleiteten und uns nie unser Ziel aus den Augen verlieren ließen. Und nicht zuletzt ist das Allerschönste an solchen Reisen bekannter Weise immer das, was ungeplant passiert – XXXX seien es die Regentropfen im Pantheon, in den Gärten des Castel Porziano die Gitarre zu schnappen und – Rollstuhl hin oder her – unbeschwert zu tanzen, der Stau, bei dem unsere geliebten Polizisten doch tatsächlich die Fahrtrichtung der Gegenfahrbahn umkehrten, damit wir weiterfahren konnten, oder dass man vielleicht einfach zur rechten Zeit am rechten Ort war und einem eine berührende Erklärung der Kreuzreliquien erst die Heiligkeit des Augenblickes bewusst werden ließ, sei es die Trost spendende Krankensalbung oder ein gutes Gespräch mit einem lieben Menschen, das einem Kraft gibt und hilft, Gottes Wege mit uns besser zu verstehen. Oder – ein Moment der vollkommenen Ruhe, wenn man auf die Peterskuppel im Sonnenuntergang schauen darf und sich besinnt, wofür sie steht, wenn man auf Christus schauen darf, der seine Kirche auf dem Felsen Petrus gegründet hat, seine Kirche, deren Fäden genau hier zusammenlaufen, wo er Adam, seine Schöpfung, mit dem Finger berührt und wir in der Darstellung des Jüngsten Tages zur Verantwortung gerufen werden. Wo wir wenige Tage zuvor dem Heiligen Vater begegnen und ihm vielleicht sogar die Hand geben durften. Ruhe, um alle Ablenkung wie durch ein kleines, hilfreiches Schlüsselloch ausblenden zu können und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren: Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit. Die Malteser Rom-Wallfahrt 2015 wurde durch großzügige Spenden der Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler und des Stiftes Admont unterstützt. DIE MALTESER 3–4/2015 17 RELIGIONAKTUELL DIE SYRISCH-ORTHODOXE KIRCHE Wenn man einen syrisch-orthodoxen Christen bittet, seine Kirche vorzustellen, wird wohl das erste, das er erwähnen wird, die Liturgiesprache seiner Kirche sein: das Aramäische. Es ist die mutmaßliche Muttersprache Jesu, die heute nur noch in einigen wenigen Tälern in Syrien gesprochen wird, die aber in der Liturgie der Syrisch-Orthodoxen Kirche auf der ganzen Welt bis heute gepflegt wird. Um Verwechslungen mit der politischen Größe „Syrien“ zu vermeiden, bezeichnen sich viele syrisch-orthodoxe Christen deshalb auch gern als Aramäer. Ein kurzes Portrait vor dem Hintergrund der Zusammenarbeit der Malteser mit den Syrisch-Orthodoxen Gemeinden in Wien im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung. Von Georg Male Die Syrisch-Orthodoxe Kirche ist eine der christlichen Urkirchen, die ihre Entstehung auf die Missionstätigkeit der Apostel Paulus, Barnabas und Petrus in Antiochien, der Hauptstadt des damaligen Syrien, sowie auf die der Apostel Taddäus und Thomas in Edessa zurückführt. Wie schon die Apostelgeschichte berichtet, wurden die Gläubigen in Antiochien als Erste „Christen“ genannt. Mithilfe dieser Gläubigen hat der Apostel Petrus im Jahr 34 den ersten Bischofssitz in Antiochien gegründet. Daher heißt die Kirche auch „Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien“. Bis zum Konzil von Ephesos im Jahr 431 verlief ihre Entwicklung in Übereinstimmung mit der Kirche in Rom und in Konstantinopel. Theologische und politische Streitigkeiten im 5. Jahrhundert führten jedoch dazu, dass das Patriarchat von Antiochien die Beschlüsse des Konzils von Chalkedon im Jahr 451 nicht annahm und eine eigene kirchliche Tradition gegenüber den anderen Patriarchaten der katholischen Kirche begründete. Trotz des Namens handelt es sich bei der Syrisch-Orthodoxen Kirche nicht um eine orthodoxe Kirche im landläufigen Sinn, sondern um eine „altorientalische“ Kirche. Sie ist eine der ältesten christlichen Religionsgemeinschaften. Die Liturgie wird wie schon eingangs erwähnt bis heute hauptsächlich in aramäischer Sprache gefeiert, fallweise auch auf Syrisch, Türkisch und Arabisch, in Österreich teils auch auf Deutsch. 18 DIE MALTESER 3–4/2015 Mor Ignatius Afrem II. Karim ist Patriarch von Antiochien und Oberhaupt der gesamten Syrisch-Orthodoxen Kirche. Religiöse Traditionen Die syrische Kirche kennt – wie auch die katholische und die orthodoxe Kirche – sieben Sakramente. Taufe, Firmung (Salbung) und Eucharistie werden dem Kleinkind in unmittelbarer Folge gespendet. Liturgie und Gesänge stammen vielfach von den alten Kirchenvätern, etwa den Hll. Ephrem und Jakob. Besonderen Wert legt die syrische Kirche auf die Fastenzeiten vor Weihnachten und Ostern, in denen keine Fleisch- und Milchprodukte gegessen werden dürfen. Die kirchliche Eheschließung besteht aus einem verbindlichen Verlobungsakt und einer anschließenden Krönung des Brautpaares. Die Geburt Christi feiern die syrisch-orthodoxen Christen am 25. Dezember. Zu diesem Anlass besuchen sich die Familien untereinander, um die frohe Botschaft des Friedenskönigs zu überbringen. Dieser Brauch wird auch beim Hochfest der Auferstehung RELIGIONAKTUELL wiederholt. Pfingsten wird ebenfalls besonders gefeiert. Allwöchentlich wird der Sonntag als Tag der Auferstehung Jesu mit der Göttlichen Liturgie (Hl. Messe) begangen. Besondere Verehrung genießt die immerwährende Jungfrau Maria als Mutter Gottes. Als höchster Marienfeiertag wird im August Mariä Himmelfahrt gefeiert, in manchen syrischen Städten gibt es zu diesem Anlass auch Prozessionen. Ikonen, die heilige Szenen und Personen darstellen, werden als Abbilder des jeweiligen Urbildes verehrt. Verbreitung Die Anhänger der Syrisch-Orthodoxen Kirche leben heute im Wesentlichen in der Osttürkei, in Syrien, im Irak und im Libanon sowie in Australien, Indien und in Süd- und Nordamerika. Viele von ihnen waren und sind Goldschmiede. Auch in Schweden besteht seit etwa 60 Jahren eine umfangreiche Gemeinde, der viele Ärzte und Lehrer angehören. Durch den Zuzug von Gastarbeitern, zuletzt aber auch durch die Flüchtlingsbewegung infolge des Bürgerkriegs in Syrien finden sich auch immer mehr syrisch-orthodoxe Christen in unseren Breiten. In Österreich werden heute ca. 5.000 Gläubige gezählt, die vor allem im Großraum Wien leben. Keimzelle der Syrisch-Orthodoxen Gemeinde in Österreich waren syrisch-orthodoxe Gastarbeiterfamilien aus der Türkei, die zu Beginn der 1960er Jahre nach Österreich kamen und vor allem in der Textilindustrie und im Textilgewerbe sowie in Gärtnereien in der Umgebung von Wien Beschäftigung fanden. Ihre geistliche Betreuung lag in den Händen des aus der Osttürkei stammenden Priesters Dr. Emanuel Aydin. Die erste syrisch-orthodoxe Pfarre wurde 1974 gegründet. Im selben Jahr wurde die Syrisch-Orthodoxe Kirche in den Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich aufgenommen. Die staatliche Anerkennung erfolgte im Februar 1988. Die erste Pfarre, St. Ephrem, war auch der Grundstein für die Gründung einer Diözese der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Europa. St. Ephrem war für rund vier Jahrzehnte in der ehemaligen Lainzer Pfarrkirche beheimatet, die ihr die Erzdiözese Wien zur Nutzung überlassen hatte. Anfang 2015 ist sie in die ehemalige Pfarrkirche „Maria vom Berge Karmel“ auf dem Stefan-Fadinger-Platz in Wien-Favoriten übersiedelt. Mittlerweile gibt es zwei weitere Pfarren in Wien: St. Petrus und Paulus in Floridsdorf sowie die Pfarre Hl. Maria Mutter Gottes in Leopoldau. Kleine Seelsorgezentren, in denen fallweise auch die heilige Liturgie gefeiert wird, gibt es weiters in Linz, Steyr, Graz, Maria Lanzendorf und Ebreichsdorf. In kirchlicher Hinsicht unterstehen die Wiener Gemeinden der Syrisch-Orthodoxen Kirche dem Patriarchat von Antiochien. Oberhaupt der Syrisch-Orthodoxen Kirche ist seit März 2014 Patriarch Mor Ignatius Afrem II. Karim. Er residiert in Damaskus, wohin der Sitz des Patriarchen 1933 von Antiochien (heute das türkische Antakya) verlegt wurde. Die Verwaltung der Gesamtkirche obliegt der Hl. Synode unter dem Vorsitz des Patriarchen. Der zuständige Metropolit für die Diözese Schweiz-Österreich ist Mor Dionysius Isa Gürbüz mit Sitz in der Schweiz. Ein bedeutendes Ereignis der jüngsten Vergangenheit war am 19. Oktober 2015 die feierliche Einweihung des neuen syrischen Studierendenkollegs „Beth Suryoye“ und die Einrichtung des neuen Universitätslehrgangs „Syriac Theology“ an der Universität Salzburg, zu der sogar der Patriarch Mor Afrem II. Karim eigens anreiste. Der für diesen Universitätslehrgang – ein viersemestriges Masterstudium – verantwortliche Professor Aho Shemunkasho hat bei dieser Gelegenheit seine Antrittsvorlesung als Professor für Geschichte und Theologie des orthodoxen syrischen Christentums gehalten. AUF EINEN BLICK • Gläubige: ca. 2 Millionen, davon etwa 1,5 Millionen in der autonomen Syrisch-Orthodoxen Kirche von Malankara in Indien • Sitz: Damaskus (Syrien) • Diözesen: 37 Diözesen (davon 11 in der autonomen Syrisch-Orthodoxen Kirche von Malankara in Indien) • Ritus: Westsyrisch • Liturgiesprache: Aramäisch, Arabisch, Türkisch (in Indien: Malayalam) • Kalender: Julianisch (Weihnachten am 25. Dezember, Ostern beweglich) DIE MALTESER 3–4/2015 19 RELIGIONAKTUELL BESUCH UND GEMEINSAMES GEBET BEI FREUNDEN Im Juni 2015 besuchten Mitglieder der Delegation Wien/NÖ des SMRO das Schloss Trumau, das nicht nur eine Hochschule für katholische Theologie (Internationales Theologisches Institut – ITI) in seinen Mauern beherbergt, sondern auch eine dazu gehörende byzantinische Kapelle. Die unierte griechisch-katholische Kirche ist schon seit Jahrhunderten fest in Österreich verankert und besitzt eigene Pfarren. Metropolit dieser unierten Kirche und Großkanzler der Hochschule ITI ist der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn. Von Georg Reichlin-Meldegg Das Wasserschloss in Trumau befindet sich – mit Ausnahme kurzer Perioden – seit der Gründung des Stiftes Heiligenkreuz im Jahr 1133 in dessen Besitz und wurde 2008 an die Hochschule ITI in Baurecht übergeben. Die Präsentation der Hochschule (ITI) wurde am 16. Juni 2015 von unseren Ordensmitglied und Rektor der Hochschule, Dr. Christiaan Alting-Geusau vorgenommen, der einleitend erläuterte: „Das ITI wurde 1996 auf direkte Initiative von Papst Johannes Paul II. gegründet und ist somit eine päpstliche Hochschule für Theologie mit Schwerpunkt Ehe und Familie. Es dient aber auch der Förderung der Einheit von Ost- und Westkirche. Es war bekanntlich ein großes Anliegen des Hl. Papstes Johannes Paul II., dass die Katholische Kirche mit beiden Lungenflügeln, nämlich Ost und West, atmet.“ Gebet, Lehre und Gemeinschaft Das ITI ruht auf drei Säulen, die das gesamte Leben der Studenten und Mitarbeiter prägen sollen: Gebet, Lehre und Gemeinschaft. Rektor Geusau präzisiert: „Das ITI verfolgt eine besondere Pädagogik: Im Zentrum steht das Quellenstudium und weniger die Sekundärliteratur. Um ein Beispiel zu geben – es werden in erster Linie die Originaltexte z. B. von Aristoteles oder Augustinus den Kommentaren vorgezogen und unter Anleitung der Professoren von den Studenten selbst erarbeitet.“ Die Seminarmethode unterstützt diese Arbeitsweise, da eine Klasse maximal 13 Studierende umfasst. Der Austausch untereinander und mit den Professoren wird dadurch enorm effizient und bietet tiefe Einsichten, ist Rektor Geusau überzeugt. Vor dem Rundgang war in einer nunmehr beinahe fertig restaurierten Kapelle des Schlosses gemeinsam mit Ordensangehörigen und Gläubigen eine in jeder Hinsicht beeindruckende Hl. Messe im byzantinischen Ritus gefeiert worden. „Die byzantinischen oder griechischkatholischen Priester bei uns im Hause wirken hier als Professoren und Seelsorger. Sie betreuen auch die vielen Katholiken des byzantinischen Ritus, die bei uns studieren“, hebt Rektor Geusau die gelebte Einheit der Christen hervor. Die Hochschule ist weiters durch starke Internationalität gekennzeichnet: Studenten und Mitarbeiter der Hochschule kommen buchstäblich aus aller Welt. Deshalb ist die Unterrichtssprache sinnvoller Weise Englisch. Die Universalität der Kirche prägt die Hochschule auf Schloss Trumau auf besondere Weise und äußert sich unter anderem darin, dass die tägliche Liturgie auf dem Campus nicht nur im Römischen Ritus, sondern auch im Byzantinischen gefeiert wird. 20 DIE MALTESER 3–4/2015 RELIGIONAKTUELL „Das ITI ist eine Bildungseinrichtung, die Führungspersönlichkeiten für Kirche und Gesellschaft ausbilden soll. Die meisten Studenten und Studentinnen sind Laien, obwohl auch einige Priester und Seminaristen am ITI studieren. Dafür gibt es auch ein spezifisches Bildungsprogramm“, erläutert der Rektor. Was könnte diese Hochschule in der Glaubenswelt bewirken? „Unsere Absolventen wirken fast überall in der Welt und in fast allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Bildungswesen, in der Kirche, in den Medien, in den Familien: Etwa 25 Prozent unserer Absolventen gehen einer geistlichen Berufung nach, nochmals 25 Prozent sind im Bildungswesen tätig, 10 Prozent arbeiten in Organisationen für Ehe und Familie, 10 Prozent arbeiten pastoral oder sind als Laien in anderer Funktion für die Kirche tätig. Die restlichen 30 Prozent verteilen sich auf verschiedenste Branchen wie Verlagswesen, Wirtschaft, Medizin und Familienarbeit“, erzählt Rektor Geusau über die Bandbreite der an dieser Hochschule tätigen Studenten. Demnach entstehen immer wieder Initiativen, die von der Hochschule ausgehen und sich dann selbständig und unabhängig weiter entwickeln. Auf zwei konkrete Initiativen dieser Art weist der Rektor mit Nachdruck hin: „Es handelt sich um das 2013 von einigen Mitarbeitern der Hochschule unter meiner Leitung ins Leben gerufene katholische Privatgymnasium ‚Schola Thomas Morus’ in Baden. Diese Schule startete mit zwei Schülern und ist innerhalb von zwei Jahren auf an die 40 Schülerinnen und Schüler angewachsen. Tendenz und Nachfrage steigend. Auch in diesem Fall werden aufgrund der speziellen Unterrichtsmethode die Klassen klein gehalten und umfassen maximal 15 Schülerinnen und Schüler.“ Das gesamte Schulkonzept ist von der Bildungsphilosophie der Hochschule ITI in Trumau inspiriert. Eine weitere Initiative wurde 2010 mit der Gründung eines weltweiten Netzwerks für katholische Parlamentarier gestartet, das jährliche Treffen in Rom organisiert. Auch dieses Netzwerk fußt auf den drei Säulen: gelebte Lehre, Gebet und Gemeinschaft unter katholischen Politikern, die ihre politische Verantwortung mit ihrer Verantwortung als praktizierende Christen verbinden. „Inzwischen nehmen katholische Politiker von allen Kontinenten an diesen jährlichen Treffen in Rom teil. Auch dieses Netzwerk verzeichnet ein starkes Wachstum!“ Die Hochschule finanziert sich exklusiv über Studiengebühren, Spenden und Sponsoren, so etwa das Land Niederösterreich für die byzantinische Kapelle und die Bibliothek, sowie über Stiftungen. Mehr Infos unter: www.iti.ac.at und www.scholathomasmorus.at DIE MALTESER 3–4/2015 21 RUNDSCHAU Wenn Sekunden zählen WENN SEKUNDEN ZÄHLEN NEUE SMARTPHONE-APP HILFT LEBEN RETTEN Mithilfe einer neuen Smartphone-Applikation soll die Zeit zwischen dem Notruf und dem Beginn qualifizierter Erster Hilfe bei Herzstillstand wesentlich verkürzt werden. Mehrere Malteser waren führend an ihrer Entwicklung beteiligt. In Wien benötigt die Rettung vom Notruf bis zum Eintreffen beim Patienten durchschnittlich knapp zehn Minuten. Im internationalen Vergleich ist das ein Spitzenwert. Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie etwa einem Herz-Kreislauf-Stillstand kann aber selbst diese sehr kurze Zeitspanne für den Betroffenen zu lang sein. Mit einer neuen Smartphone-App, die seit 22. Oktober unter dem Namen „Die LEBENSRETTER“ verfügbar ist, sollen die Überlebenschancen der Betroffenen wesentlich erhöht werden. Denn sie informiert ausgebildete Ersthelfer über einen Notfall in ihrer Nähe und führt sie direkt zum Betroffenen. Auf diese Weise kann wichtige Zeit gewonnen werden – Zeit, die dem Patienten unter Umständen das Leben rettet. Jede Sekunde zählt „Bei einem plötzlichen Herzstillstand zählt sprichwörtlich jede Sekunde“, erklärt Dr. Alexander Nürnberger, Malteser, Unfallmediziner am Wiener AKH und Mitentwickler des Projekts. „Denn die Faustregel lautet: Mit jeder Minute, die ohne effiziente Erste Hilfe verstreicht, sinkt die Überlebenschance des Betroffenen um bis zu 22 DIE MALTESER 3–4/2015 zehn Prozent. Es geht also um eine möglichst kurze Reaktionszeit – und die können wir mit der LEBENSRETTERApp erreichen.“ Möglich macht das eine enge technische Abstimmung zwischen der Leitstelle der Berufsrettung Wien und der Smartphone-Applikation. Notrufe, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand vermuten lassen, werden innerhalb weniger Sekunden automatisch an jene Smartphones mit installierter App gesendet, die sich zum Zeitpunkt des Notrufes in einem Umkreis von ungefähr 400 Metern zum Einsatzort befinden. Die App leitet diese – sofern sie den Einsatz annehmen können – via Smartphone-Navigation entweder direkt zum Einsatzort oder zuvor zum nächsten öffentlich zugänglichen Defibrillator (AED). Dabei verständigt das System bis zu vier qualifizierte Ersthelfer pro Notfall. So können zwei „LEBENSRETTER“ direkt zum Patienten und zwei weitere zum nächsten AED und dann weiter zum Einsatzort geführt werden. RUNDSCHAU home Programm Wenn Das Titel ierung: Organisa bild variiert. Je nach tionszuge Sekund eine keit steh en andere Personhörig t vorne. zählen VeRFÜGBA Zeit seit RKeITSAB FRAG e Alarmi 00:18 erung VeRFÜGBA Zeit seit RKeITSAB FRAG e Alarmi 00:18 erung Einsatz 265 Einsätze Bitte treffe uz Newsfeed 6 GRATIS ung gültig Einsatzbe Programm reit Statuierun Ändern-B s g: Einstellu utton führt zu ngen von: Lautstärk e, (New Status, Mod Lau us, sfeed) bis Zu Fuß Modus Notfall t Startsc ree Ändern den Ben n nach Öffn en der utzer. Das Organis Titelbild App durch ationsz var Person ugehör igkeit stehiiert. Je nach vorne. t eine and © 2015 ere be.public Corporate & Fina ncial Com municatio ns Gmb H in Ihrer Nähe LEBENSR ETTER meld Sind Sie in der Lage et einen Notf all in Ihrer , den Eins Näh atz zu übernehm e. en? Lautstärke DOWNLOADEN annehm n Sie eine Rotes Kre 2015 31.12.201 Zertifizier Nicht verfü gbar Startsc reen nac en Auswahl! Mit Defib rillator Ohne Defib rillator Notfall in Ihrer Nähe LEBENSR ETTER meld Sind Sie in der Lage et einen Notf all in Ihrer , den Eins Näh atz zu übernehm e. en? Annehmen h Alarmi erung durch die App Nicht verfü gbar Annehmen Seite 2 Breite Unterstützung Durch die Mitarbeit zahlreicher sachkundiger Malteser und die Einbindung des Vereins PULS konnten die Idee rasch umgesetzt und wichtige Partner gewonnen werden. Neben der Berufsrettung Wien, den Helfern Wiens und dem Verein Wien PULS stehen auch die Wiener Landesverbände und Sanitäter des Roten Kreuzes, des ArbeiterSamariter-Bundes und der Johanniter-Unfall-Hilfe und natürlich der Bereich Wien des MHDA tatkräftig hinter dem Projekt. Bis zu 1.000 Einsätze erwartet Initiiert und finanziert wurde das Projekt von einer gemeinnützigen Privatstiftung. Stiftungsvorstand und Initiator Dr. Jörg Jakobljevich, ebenfalls Mitglied der Malteser: „In Wien rechnen wir bei Mitwirkung eines Großteils der Wiener Sanitäter langfristig mit bis zu 1.000 LEBENSRETTER-Einsätzen pro Jahr. Aber selbst wenn wir mit der App nur ein einziges Menschenleben retten, hat sich der Aufwand schon gelohnt.“ Seit der Ausrollung am 25. Oktober 2015 stieg die Anzahl der registrierten LEBENSRETTER stetig an, bei Redaktionsschluss waren es schon mehr als 500. Im selben Zeitraum konnten bereits neun reale Einsätze erfolgreich durchgeführt werden. Bei einem davon reanimierten zwei Malteser mehr als vier Minuten vor Eintreffen der Rettungsmannschaft, bei einem anderen ein Arbeiter-Samariter ca. drei Minuten, die Patientin konnte lebend dem Spital übergeben werden. Insgesamt hoffen die Initiatoren in Wien auf über 2.000 Sanitäter, die sich die App herunterladen und nutzen werden. „Derzeit läuft die LEBENSRETTER-App nur in Wien. Sobald wir erste Erfahrungswerte gesammelt und auch diverse offene rechtliche und organisatorische Fragen geklärt haben, wollen wir unser System aber auch auf andere Bundesländer ausweiten“, so Jakobljevich. Präsentiert wurde die LEBENSRETTER-App im Rahmen des Wiener Sicherheitsfestes am 25. und 26. Oktober mit Unterstützung aller beteiligten Organisationen. Die Anwendung ist derzeit für Android-Smartphones und iPhones erhältlich. An einer Microsoft-Version der App wird bereits gearbeitet. Weitere Informationen auf www.lebensretter.at Infofilm auf youtube unter „Lebensretter App“ DIE MALTESER 3–4/2015 23 MEDIZINAKTUELL HILDEGARD VON BINGEN SEIT VIELEN JAHREN „NEU ENTDECKT“ … Von Mag. pharm. Gilbert Zinsler Als am 17. September 1179 die Äbtissin des Klosters Rupertsberg am Rhein im 82. Lebensjahr starb, war vielen bewusst, dass eine große und ungewöhnliche Frau dahingeschieden war. Sie hatte die Anerkennung der Großen ihrer Zeit gefunden: Otto von Bamberg hatte ihr die ewigen Gelübde abgenommen, mit Bernhard von Clairvaux war sie in Briefkontakt gestanden, ebenso wie sie mit Papst Eugen III. korrespondiert und Kaiser Friedrich Barbarossa beraten hatte. Bereits zu Lebzeiten wurde Hildegard von Bingen wie eine Heilige verehrt, und schon kurz nach ihrem Tod wurde ein Heiligsprechungsverfahren angestrengt. Allerdings sollte es über 800 Jahre dauern, bis Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 die Verehrung der Hl. Hildegard auf die ganze Kirche ausdehnte, indem er sie in das Verzeichnis der Heiligen einschrieb und auch offiziell zur Kirchenlehrerin (Doctor Ecclesiae universalis) erhob. Kommerzialisierung und Einengung auf Medizin Kaum eine Heilige des Mittelalters erfreut sich heute noch so großer Beliebtheit und wird zudem so oft als Fürsprecherin eines gesunden Lebens gesehen. Es gibt unzählige Hildegard-Lexika und Bücher „für Hildegard-Freunde und alle die es noch werden wollen“, und die Rategeberliteratur deckt alle Bereiche des täglichen Lebens für, mit und nach Hildegard ab, ja scheint alle Grenzen zu sprengen. Verschiedenste Vereine und Akademien eifern ihr im Fasten, Kochen und Essen nach und bieten „fundierte und zeitgemäß transformierte Hildegardlehre“. Seminarleiter und Gesundheitsberaterinnen, Naturhäuser und Erlebnishotels bieten ganzheitliches Wohlbefinden kombiniert mit Versandhandelsangeboten für hochwertige Naturprodukte, die ein Leben im Einklang der Natur versprechen. 24 DIE MALTESER 3–4/2015 „Kaum eine historische Persönlichkeit hat eine derartige Kommerzialisierung und Instrumentalisierung erfahren wie die Nonne und Äbtissin Hildegard von Bingen. Immerhin tragen zahllose Kräutermischungen, Liköre, Nahrungsmittel, Tinkturen, Elixiere, Öle, Kosmetika, Edelsteine, Kochbücher, Gesundheitsratgeber und sogar Schulen, Hotels und Wellnesstempel ihren Namen“, schrieb die Tageszeitung „Der Standard“ schon vor einigen Jahren. Kaum eines dieser Angebote wird wohl dem Anliegen der großen Heiligen gerecht, denn die Hl. Hildegard wird heute nahezu vollständig mit dem Begriff der „Hildegard-Medizin“ gleichgesetzt. Unter ihrem Namen wird „eine neue Ära der Medizin“ postuliert. Allerdings ist dieser Fokus auf ihre Gesundheitslehre eine unzulässige Reduktion auf einen kleinen Teil ihres Werkes, den sie selbst wohl nicht in den Mittelpunkt ihres Schaffens gestellt hätte. Theologin und Mystikerin Hildegard war vor allem Theologin und Mystikerin. Es sind somit auch ihre drei theologischen Werke, die schon im Mittelalter ihren Ruhm begründeten. Ihr Hauptwerk Scivias („Wisse die Wege“) ist eine Glaubenslehre, in der Weltbild und Menschenbild untrennbar mit dem Gottesbild verwoben sind. Sie berief sich für ihre theologischen und philosophischen Aussagen, die in allen wesentlichen Punkten der Kirchenlehre entsprachen, auf Visionen. Ihr zweites Werk Liber vitae meritorum („Buch der Lebensverdienste“) könnte man als visionäre Ethik beschreiben. In ihm werden 35 Laster und Tugenden einander gegenübergestellt. Das dritte Buch Liber divinorum operum („Buch der göttlichen Werke“) ist Hildegards Schau über Welt und Mensch. Sie beschreibt hier die Schöpfungsord- MEDIZINAKTUELL HILDEGARD EMPF … bei Verkühlung nung gemäß der mittelalterlichen Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung als etwas, in dem Leib und Seele, Welt und Kirche, Natur und Gnade in die Verantwortung des Menschen gestellt sind. Damit schuf sie auch eine frühe Form des Homo signorum, eines Hilfsmittels zur Bestimmung der besten Zeiten für den Aderlass nach den Gestirnen. Medizin verknüpft mit theologischen und moralischen Erwägungen Hildegard von Bingen war Benediktinerin, und ihr Werk ist nur aus ihrem tiefen Glauben zu verstehen. Selbstverständlich war ihr Denken in ihrer Zeit verwurzelt. Die Klöster waren zu dieser Zeit aber nicht nur Orte des Betens, sondern auch der Wissensvermittlung und der Krankenpflege. In allen größeren Klöstern gab es Krankenräume und Räume zur Anfertigung von Arzneien. Diese Arzneien waren natürlich primär pflanzlicher Herkunft. Die alten Schriften der Antike, die in den Klöstern überliefert wurden, behandelten in erster Linie Pflanzen des Mittelmeerraumes. Hildegard von Bingen verdanken wir nicht nur die Überlieferung dieses griechisch-römischen Wissens, sondern auch die Weitergabe alten Heilwissens aus Mitteleuropa. Sie sammelte während ihrer Zeit im Kloster neben der traditionellen Klostermedizin volkstümliches Wissen ihrer Zeit. Sie kombiniert das klassische System der Humarolpathologie, der antiken Vier-Säfte-Lehre von Hippokrates und Galen, mit theologischen und moralischen Erwägungen. Besonders interessant für Biologie, Pharmazie und Medizin sind ihre Abhandlungen über Krankheiten und (Heil-) Pflanzen, in denen sie erstmals die volkstümlichen Pflanzennamen nutzte. Hildegard verfasste das Werk Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum („Buch von den Geheimnissen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe“), das später in zwei eigenständige Schriften aufgeteilt wurde: Causae et curae („Ursachen und Heilungen“) ist ein Buch über die Entstehung und Behandlung von verschiedenen Krankheiten. Das zweite der naturkundlichen Werke kennt man heute unter dem Namen Physica. IEHLT … und Grippe: Originaltext Hildeg ard: „Nimm Kranichsch nabel und weniger Bertram als vo m Kranichschnabel un d ebenso Muskatnuss weniger als vom Bertram und misch e es zu einem Pulver. Wer (in Gripp ezeiten) Magen-DarmBeschwerden hat, esse sogleich von diesem Pulver und es wird ihm besser.“ Die beschriebene Misc hung von gepulverte m Pelargonienkraut, Bertram wurzel und Muskatn uss ist ein Klassiker der Hildeg ard-Medizin und wird als bekanntes Pelargonienmischpul ver durchaus als Unive rsalmittel bei Erkältungskrankheite n wie Husten, Schnup fen und grippalen Infekten einge setzt. Von diesem Pu lve r kann man einige Messerspitzen auf ein Brot streuen oder gekochten Speisen zugeben. Be i Heiserkeit und Halsw eh wird das Pulver in Weißwein kurz aufgekocht. Dies es Getränk sollte dann warm ge trunken werden. Keine Heilung des Körpers ohne Glauben Aus diesen Werken wird der Zitatenschatz der sogenannten Hildegard-Medizin seit vielen Jahren eifrig befüllt. Maßgeblich beteiligt an der „Wiederentdeckung“ der Therapieformen, die sich von der mittelalterlichen Mystikerin herleiten lassen, war der österreichische Arzt Dr. Gottfried Hertzka. Ihm wird vorgeworfen, die auf Hildegard beruhende Pflanzenheilkunde sowie ihre Ernährungsregeln, Ausleitungsverfahren und Edelsteintherapien allzu sehr vereinfacht zu haben. Allerdings sind nur dadurch ihr seit den 1970er Jahren ungebrochener Siegeszug und die Beliebtheit bei so vielen Anhängern verständlich. Dass nach Hildegard aber die Heilung des kranken Menschen und das Heil allein von der Hinwendung zum Glauben, der allein gute Werke und eine maßvolle Lebensordnung hervorbringt, ausgehen kann, wird bei diesen neuzeitlichen Therapieansätzen meist außer Betracht gelassen. In diesen Punkten unterscheidet sie sich allerdings stark von den vielen eher rationalen Werken der übrigen Klostermedizin und wird dadurch erst zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen Klosterheilkunde. DIE MALTESER 3–4/2015 25 MEDIZINAKTUELL HILDEGARD EMPFIEHLT … … bei Husten: Originaltext Hildegard: Brust (Schmerzen) „Wenn irgendein Mensch in oder um die ngt, den salbe damit leidet, so dass er davon zu husten anfä dort auf der Brust …“ vorzügliches Mittel Das Wermutöl ist nach Hildegard ein itis und Husten – gegen Schmerzen und hilft bei Bronch nkindern. Frisch nicht nur, aber besonders gut bei Klei doppelten Menge mit gepresster Wermutsaft wird in der izinflasche zehn Tage Olivenöl gemischt und in einer Med Anwendung werden im Sonnenlicht stehen gelassen. Zur täglich (vor dem einige Tropfen ein- oder mehrmals ben. Schlafen) über dem Brustbein eingerie Gesunde Ernährung als wichtiges Element Die Therapie nach Hildegard ist ohne entsprechende Ernährungslehre nicht umsetzbar. Für Hildegard von Bingen – wie für fast alle alten Heilmethoden – war Heilung und Gesundheit ohne Diätetik und gesunde Nahrungsmittel unvorstellbar. Das gesunde Leben ist und war ohne das gesunde Essen nicht denkbar. Zu den gesunden Lebensmitteln zählen bei Hildegard besonders: Dinkel, Bohnen, Butter, Maroni, Hafer, Honig, rote Rüben und vor allem viele Gewürze und Kräuter, die bei uns fast vergessen waren und erst in den letzten Jahren durch die erneute Belebung der Hildegard-Medizin wiederentdeckt wurden. Eine besondere Rolle hatte in der Ernährungslehre nach Hildegard der Dinkel. Er wurde geradezu zum Synonym für ihren therapeutischen Ansatz, denn angeblich schätzte sie kein anderes Getreide so sehr wie ihn: „Der Dinkel ist das beste Getreide, er ist warm und kräftig, milder als andere Getreidearten … und er macht frohen Sinn und Freude im Gemüt des Menschen.“ Kochen mit Dinkelmehl ist somit fixer Bestandteil verschiedenster Empfehlungen für die gesunde Ernährung nach Hildegard, und Dinkelkekse, oft auch unter dem Namen „Gute Laune Kekse“ vermarktet, gehören seit einigen Jahren zum Basissortiment jedes renommierten Reformwarengeschäftes. 26 DIE MALTESER 3–4/2015 Drei Lebensregeln Da Hildegard nicht Ärztin war, sondern zu allererst Äbtissin, war sie auch für ihre Mitschwestern und die ihr anvertraute Bevölkerung verantwortlich. Sie selbst hat sich wohl primär als Prophetin im christlichen Sinne verstanden, allerdings hat sie uns – zumindest auch – traditionelle europäische Medizin im klassischen Sinne hinterlassen. Ihre heilkundlichen Überlegungen bieten den Menschen eine attraktive Möglichkeit, sich mit den Heilkräften der Natur zu beschäftigen, ihre Gesundheit zu fördern und durch ein sinnerfülltes Leben Krankheiten vorzubeugen. Ihre Lebensregeln beruhen somit auf drei wichtigen Säulen: 1. Gesunde Ernährung: Gesund und maßvoll Essen und Trinken, Ausgleich von Aktivität und Ruhe, regelmäßig entgiften 2. Natürliche Heilmittel: Genaue Anweisungen, wie Naturelixiere, Gewürzmischungen, Kräutersalben-Packungen herzustellen sind 3. Sinnvolle Lebensführung: Tugenden und Talente fördern, sinnvoll und fröhlich leben Ganzheitliche Sicht des Menschen In der heutigen Medizin wurden bis vor Kurzem (und werden wohl großteils immer noch) Beschwerden und Krankheiten isoliert nach ihren Symptomen betrachtet. Die Schulmedizin verlässt sich auf Befunde und Parameter. Das ist gut und notwendig, aber oft wird dabei der Mensch fast vergessen. Hildegard von Bingen betrachtet immer den ganzen Menschen und fragt nach dem Woher und Warum. Während heute der Mensch großteils als Summe seiner Organe gesehen wird, versteht sie den Menschen als Einheit von Körper und Seele und verknüpft die Gesundung der Seele mit der Gesundung des Körpers und auch umgekehrt. Hier ist sie somit sehr modern, und dies macht wohl auch die Begeisterung aus, warum so viele Menschen sie zu einer angesehenen und vertrauenswürdigen Ratgeberin für Körper, Geist und Seele erkoren haben. Mag. pharm. Gilbert Zinsler Landschafts-Apotheke Horn Hauptplatz 14, 3580 Horn XXXX HOSPITALDIENSTSCHLUSS ... IRGENDWANN DARF DANN MAL PAUSE SEIN. GEFÜHLE EINSCHALTEN DIE MALTESER 3–4/2015 27 VORBILDER „WIR TROMMELN NICHT, WIR HANDELN.“ Interview mit Andreas Treichl, Generaldirektor der Erste Group, über Erfolg in der Wirtschaft und Verantwortung in der Gesellschaft. Die Fragen stellte Georg Male. Die MALTESER: Herr Mag. Treichl, Sie sind der längst dienende Generaldirektor einer börsenotierten Bank in der westlichen Welt; das von Ihnen geleitete Unternehmen hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine beachtliche Erfolgsgeschichte geschrieben und ist heute vom Börsewert her das wertvollste Unternehmen Österreichs. Was bedeutet für Sie der Begriff „Erfolg“? Andreas Treichl: Erfolg in der Wirtschaft heißt etwas zu schaffen, das langfristigen Bestand hat und der Gesellschaft einen Nutzen bringt. Erfolg in der Wirtschaft ist damit etwas ganz Anderes, als wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Das bringen viele Menschen durcheinander. Wirtschaftlich erfolgreich ist ein Mensch oder eine Institution dann, wenn er/sie finanziell erfolgreich ist, d. h. viel Geld macht. Auch das kann der Gesellschaft Nutzen stiften, muss es aber nicht. Die Erste Group hat in den vergangenen zwei Dezennien viele Jahre erlebt, in denen sie wirtschaftlich sehr erfolgreich war. Derzeit schaut es so aus, als ob die Erste Group insgesamt auch Erfolg in der Wirtschaft hat, und ich hoffe bzw. bin eigentlich überzeugt davon, dass sie das nachhaltig und langfristig unter Beweis stellen kann. Wahrscheinlich hat sie sogar in den Jahren, in denen sie wirtschaftlich wenig erfolgreich war, viel mehr für den langfristigen Erfolg in der Wirtschaft geleistet, als in manchen wirtschaftlich erfolgreichen Jahren. Sie sprechen von gesellschaftlichem Nutzen. Das klingt nach Verantwortung – und eher nach Shareholder Value anstelle reiner Optimierung für die Eigentümer ... 28 DIE MALTESER 3–4/2015 Wir müssen immer den schmalen Pfad zwischen den Interessen unserer Kunden, Mitarbeiter und Eigentümer und den Rahmenbedingungen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gehen. Wir wollen einen Ausgleich zwischen den Ansprüchen aller zurecht am Unternehmen Interessierten finden. Das ist eine unheimlich spannende und manchmal sehr schwierige Aufgabe. Aber jedes Mal, wenn man sie richtig gelöst hat, hat man damit die Frage nach der „Ethik in der Wirtschaft“ gut beantwortet. Bei uns hat das Thema Verantwortung übrigens eine spezielle Tradition: Die Erste österreichische Spar-Casse wurde vor knapp 200 Jahren gegründet, um Leuten zu helfen, die sich nicht selbst helfen konnten – und das ist genau das, was man heute modern als CSR (Corporate Social Responsibility, Anm.) bezeichnet. Die Erste Group ist also ein CSR-Pionier ... Wenn uns andere so bezeichnen, freuen wir uns; wir selbst würden das nicht tun. Wir nennen das „Gründungsgedanke“. Verantwortung ist auch eine sehr persönliche Herausforderung, selbst in einer Zeit, in der schon fast alles vom Staat geregelt wird ... Wir leben im Finanzbereich – aber nicht nur dort – in einer völlig überregulierten Welt, der Staat greift immer stärker in unser Leben ein. Es sind aber die Menschen, die diese staatlichen Regulierungen umsetzen, es kommt auf die Menschen und ihre Integrität an. Wir stellen uns Godany³ VORBILDER immer wieder die Frage „Ist es rechtlich korrekt?“ und „Ist es profitabel?“. Es kommt aber noch ein übergeordneter Aspekt dazu – nämlich die Frage „Ist es das Richtige, was wir tun?“ Es kann etwas rechtlich in Ordnung und auch rentabel sein – und dennoch tue ich es nicht, weil es für die Gesellschaft nicht passt. Gerade Banken haben in den letzten Jahren viel Vertrauen verloren, teils zu Recht, teils zu Unrecht. Zu Recht dann, wenn sie vergessen haben, sich diese drei Fragen wirklich konsequent zu stellen. Integrität ist heute ein fast altmodischer Begriff ... Gerade die Erste Group hat eine sehr lange Tradition. Wie verträgt sich das mit der Forderung nach Modernität? Die Verbindung der beiden Elemente hilft uns sehr dabei, die Erfolge der Vergangenheit in die Zukunft zu bringen. Wir sind froh, dass wir einen „traditionellen“ Gründungsauftrag haben, den wir auch in der Gegenwart und in der Zukunft leben wollen: allen Menschen in unserer Region ohne Unterschied von Status, Nationalität, Glauben, Geschlecht und Alter Zugang zu Wohlstand zu ermöglichen. Das war in Zeiten der sozialen Unruhen Mitte des 19. Jahrhunderts so, und so ist es auch in der aktuellen Niedrigzinsphase, die es natürlich zu einer besonderen Herausforderung macht, den Wohlstand unserer Kunden zu mehren. Dieser soziale bzw. ethische Auftrag dürfte die Erste von anderen Banken ziemlich deutlich unterscheiden. Wir tun jedenfalls alles dazu, dass unsere Kunden das spüren. Unser Geschäftsmodell basiert auf dem Vertrauen, das uns die Kunden schenken. Vertrauen ist im Privatleben, in einer Beziehung das Wichtigste, aber auch im Wirtschaftsleben das höchste Gut, auf das man setzen kann. Damit verbunden ist eine hohe Verantwortung. Als Banken haben wir hier generell viel verspielt, umso stärker müssen wir uns jetzt wieder bemühen zu zeigen, dass wir dieses Vertrauen auch verdienen. Welche Rolle spielen dabei die Mitarbeiter? Eine denkbar wichtige, denn das Vertrauen der Kunden kann ich nur gewinnen, wenn ich auch meinen Mitarbeitern hohes Vertrauen entgegenbringe und sie nicht zu stark durch Regularien einschränke. Wir haben in der Erste Group z. B. Vertrauensarbeitszeit, das heißt, es gibt keine elektronischen Zeitaufzeichnungen, und unsere Mitarbeiter haben freien Zugang zum Internet. Hintergrund ist die Überzeugung, dass uns das auch im Vertrauensverhältnis gegenüber den Kunden hilft. Umgekehrt können die Mitarbeiter auch uns vertrauen. Was übrigens das gerade viel diskutierte Thema Arbeitsplätze betrifft, mache ich mir angesichts der Regulierungsflut, die uns seit Jahren beschäftigt, wenig Sorgen ... DIE MALTESER 3–4/2015 29 VORBILDER Auch hier geht es um Vertrauen. Unsere Aktionäre vertrauen uns ihr Geld an und erwarten, dass wir damit sorgsam umgehen und ihnen eine entsprechende Verzinsung liefern. Auch dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden. Unsere Eigentümer sind dabei keine Spekulanten, sondern Menschen, die bereit sind, auch wirtschaftliches Risiko auf sich zu nehmen. Dafür ist es gut, einen vertrauenswürdigen Partner zu haben. CSR umfasst auch Verantwortung in der Gesellschaft insgesamt. Wie kann ein Unternehmen seine gesellschaftliche Verantwortung leben – über seine ureigene Geschäftstätigkeit hinaus? Ziel eines Unternehmens muss es sein, ertragreich zu wirtschaften. Die Frage ist also vor allem, was die Eigentümer mit dem Gewinn anfangen. Bei uns ist der größte Eigentümer eine gemeinnützige Stiftung, deren einziger Zweck es ist, einen Beitrag in der Gesellschaft zu leisten und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. In diesem Sinn werden die von uns an die Stiftung ausgeschütteten Dividenden für soziale, kulturelle und für Europa relevante Projekte in der Region, in der wir tätig sind, eingesetzt. Hier wurde und wird hervorragend gearbeitet; viele Programme wurden umgesetzt, z. B. um Journalisten auszubilden oder Kindern und Jugendlichen die Themen Politik und Demokratie näherzubringen. Daneben gibt es natürlich auch diverse soziale Projekte. Die Aktivitäten der Stiftung haben übrigens einen unheimlichen motivatorischen Effekt auf unsere Mitarbeiter. Aber wir lehnen uns als Unternehmen natürlich nicht einfach zurück und überlassen diese Funktion zur Gänze unseren Eigentümern. Was tut die Erste Group dann hier konkret? Die beiden wohl wichtigsten Projekte in diesem Bereich sind die Zweite Sparkasse und die noch recht junge Spenden-App „Hilfreich“. Die Zweite Sparkasse haben wir vor 30 DIE MALTESER 3–4/2015 knapp zehn Jahren gegründet. Ihr Konzept entspricht genau der schon erwähnten Gründungsidee der Ersten im Jahr 1819 – Bankdienstleistungen für Menschen zu bieten, die sonst keinen Zugang zu Bankdienstleistungen bzw. -produkten haben. Damals waren das Handwerker und Dienstboten, heute geht es um Arbeitslose, ehemalige Sträflinge oder Frauen, deren Ex-Männer keine Alimente zahlen. Diese Menschen werden wegen ihrer hohen Schulden von regulären Banken nicht als Kunden akzeptiert, bei uns bekommen sie aber sehr wohl ein Konto. Die Arbeit in der Zweiten Sparkasse machen pensionierte, aber auch aktive Mitarbeiter der Ersten, und das durchwegs ehrenamtlich. Im Gegensatz zu anderen Banken freuen wir uns in diesem speziellen Fall übrigens, wenn wir Kunden verlieren. Bisher sind es bereits knapp 10.000, die wieder ein geregeltes Geldleben führen können. Viele der Kunden wollten in die Erste Bank übernommen werden, was uns sehr freut, aber es gibt Godany³ Und wie entsprechen Sie der Verantwortung gegenüber Ihren Eigentümern? dazu selbstverständlich keinerlei Zwang. Unser Ziel ist es jetzt, bis 2019 eine solche Institution in jedem Land zu haben, in dem wir aktiv sind. In Rumänien läuft sie schon, in der Slowakei stehen wir kurz vor dem Start. Die App „Hilfreich“ wiederum ist ein gutes Beispiel für die vorhin schon angesprochene Verbindung von Tradition und Moderne. Wir sehen unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nicht nur im analogen, sondern auch im digitalen Umfeld. Und das lässt sich durch Apps und Mobile Banking ideal umsetzen. Die „Hilfreich“-App ermöglicht es Jugendlichen und Technik-Affinen, auf zeitgemäße Weise einen Beitrag zur Entwicklung der VORBILDER Gratis, aber leider nicht kostenlos Was ist Ihr persönlicher Anteil an Initiativen und Entwicklungen wie den gerade erwähnten? MALTESER Die MALTESER Die Gesellschaft zu leisten. Wir haben die Infrastruktur dafür entwickelt, und das bankenneutral. Unterschwellig weisen wir damit natürlich auch darauf hin, dass jeder Mensch Verantwortung für die Gesellschaft hat. Das wird auch sehr gut angenommen und wir bekommen sehr positive Rückmeldungen. Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich Ausgabe 2/2014 Ausgabe 1/2014 Ich sehe meine Rolle darin, diese Dinge zu ermöglichen. Zum Schluss noch: Wie lebt Andreas Treichl persönlich seine Verantwortung in der Gesellschaft, um die Welt seinen drei Söhnen etwas besser zu hinterlassen? Ich lebe sie, aber ich rede nicht darüber. Das gilt übrigens auch für die Bank: Wir trommeln nicht, wir handeln. Hilfseinsatz – Malteser auf Lampedusa Katholisch mit Apps & Co Biomedizin – Segen oder Fluch? Neue Ordensregierung Evangelii gaudium – ein Überblick DIE MALTESER 2/2014 Die Malteser-Zeitung 0107_o.indd 1 1 DIE MALTESER 1/2014 02.07.14 08:09 Die Malteser-Zeitung 1_2603_ok.indd 1 MALTESER 1 25.03.14 11:52 Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich MALTESER Ausgabe 3–4/2014 Ausgabe 1/2015 Brennpunkt: Flüchtlingshilfe in und um Syrien Betreuung chronisch schwer kranker Kinder Die Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich M A LT E S E R Die Unser neues Headquarter, der Erste Campus, hat einen doppelten symbolischen Charakter. Wir ziehen ja an den Wiener Südbahnhof, der im 19. Jahrhundert jener Punkt war, wo die Menschen aus Zentraleuropa in die Hauptstadt geströmt sind – der Südbahnhof war sozusagen das Ellis Island der Monarchie. Heute kommen hier die Flüchtlinge an, die unsere Hilfe benötigen. Damals waren es soziale Gründe, heute sind es Krieg und Terror, von denen die Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, als Teil der Zivilgesellschaft auch hier zu helfen. Wir bieten nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten, sondern wir organisieren mit unseren Mitarbeitern, die sich hier ehrenamtlich engagieren, die gesamte Betreuung. Eine weitere Notschlafstelle haben wir in unserer ehemaligen Filiale gegenüber dem Westbahnhof eingerichtet, wo ja auch die Malteser tätig sind. Malteser im Sanitätsdienst Die Ganz Europa beschäftigt derzeit das Thema Flüchtlinge. Ein guter Anlass, über Verantwortung nachzudenken und seinen Beitrag zu leisten. Die Erste Group hat hier schnell gehandelt und in ihrem gerade entstehenden Headquarter Flüchtlinge aufgenommen. Interview: Der neue Hospitalier Debatte: Inklusion versus Integration Der Souverän e Malteser Rückblick: DDR-Flüchtlingsbetreuung 1989 DIE MALTESER 3–4/2014 -Ritter-O rden und seine Werke in Österreic Leuchtendes Vorbild – Fra‘ Andrew Bertie h 1 DIE MALTESER 1/2015 1 Ausgabe 2/2015 Die Malteser-Zeitung 3_1411 OK.indd 1 14.11.14 12:19 Die Malteser-Zeitung 1/2015_o.indd 1 25.03.15 17:23 Liebe Leserinnen und Leser, „Die MALTESER“ ist traditionell gratis und soll es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren. Doch die Produktion und der Versand sind leider nicht kostenlos. Daher würden wir uns über einen Druckkostenbeitrag freuen. Alle Jahre wieder: Malteser Lourdes-Z ug Umstritten: Fortp flanzungsmedizing esetz Vorbild: Flüchtling shelferin Ute Bock Die Malteser-Zeitung 2/2015_2906 OK.indd 1 29.06.15 18:19 Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria, Kennwort „Zeitung“ AT85 1920 0615 2372 3030, BIC: SCHOATWW Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar! DIE MALTESER 3–4/2015 31 MALTESERSPIRITUELL SERIE DIE ACHT SELIGPREISUNGEN DE: DIE ACHT ELENDIE SELIG, BARMHERZIGEN, DENN SIE WERDEN ERBARMEN FINDEN (MT 5,7) IT IGKE LIEB-LOS Von P. Rudolf Schaffgotsch CO, Bereichsseelsorger des MHDA Wien unbestreitbar das größte. Unter den acht Elenden, gegen die der Malteser-Ritter-Orden ankämpfen will, ist die Lieblosigkeit enheit des Guten“. Dem entsprechend ist der absolute en das Böse als die „Abwes en definier und Theolog Die Philoso „Hätte ich diephen Verbrechen der ganzen Welt begangen, berechtigkeit die Ordnung der Güter wiederherstellt. Das die Lieb-los sonderndenn hielt‘ ich immer nochnicht dasselbe Vertrauen, ich weißigkeit.Erbarmen steht also der Gerechtigkeit nicht EsCO der Hass, tz zur Liebe Gegensa Felix Selden Von P.entgegen. gut, dass diese große Zahl von Vergehen ein Wassertropfen ist in einer Feuersglut.“ Diesen Text der Hl. Thérèse In der Darstellung des Endgerichts zählt Jesus keine einvon Lisieux haben wir auf der heurigen Lourdesfahrt zelnen Sünden auf, die zur Verdammung führen, sondern viele Male gesungen. er gibt die Unterlassung der Werke der Barmherzigkeit, also Lieb-losigkeit, als Grund zur Verurteilung an. Ein„Die göttliche Barmherzigkeit ist wie die Wurzel und der dringlich ist auch das Gleichnis vom Prasser und dem Ursprung aller Werke Gottes … Daher übertrifft sie sogar armen Lazarus. In den Augen der damaligen wie der die Gerechtigkeit, die nur den zweiten Rang einnimmt heutigen Welt wäre der reiche Mann durchaus als „anund der Barmherzigkeit untergeordnet ist“, so fasst es der ständiger“ Mensch durchgegangen, denn „er hat nicht gefranzösische Dominikaner R. Garrigou-Lagrange zusammordet, nicht gestohlen und nicht geraubt“. Doch in men. Dieser großen Eigenschaft Gottes soll unsere erste seiner Beschränktheit auf die eigene „Wellness“ hat er den Aufmerksamkeit gelten,seinem wenn wir unsnicht dem einmal Erbarmen zu- t. bemerk Tisch armen Lazarus unter wenden und der Seligkeit, die darin liegt, es zu üben. Absolutes Fehlen von Liebe ist Hölle Gottes Erbarmen als lebenspendende Zuneigung Schriftsteller wie Charles Dickens oder Victor Hugo beErbarmen ist unverdientes en Schenken von Zuwendung, schreiben in ihren Roman zwar pathetisch, damit aber als Hilfe, Liebe und Verzeihen. Die drei hebräischen Wöraufrüttelnd, welches Elend Lieblosigkeit hervorruft. Nach ter dafür im Alten Testament illustrieren das: Hanan der Lehre aller Religionen ist der Ort, an dem es absolut heißt „sich herab neigen“,das hesed Vereinigung“, it –, die Hölle. alle Ewigke für„eheliche keine Liebe gibt – und und rahamim bezeichnet die Eingeweide, das Innerste, Die Konzentrations- und Vernichtungslager unserer Welt den Mutterschoß. Gottes Erbarmen ist lebenspendende lassen ahnen, dass eine solche Glaubenslehre durchaus Zuneigung, die zur Einigung zieht. Schöpfung und Erlörealistisch ist, falls mit dem Tod des Menschen die Freiheit sung entspringen dieser Quelle und zielen auf diese Vollder Person nicht enden sollte. endung – in der ewigen Seligkeit. Nach christlichem Glauben hat der Sohn Gottes in seinem Wie das Erbarmen praktischdaussieht, beschreibt unüberTodesleiden den Zustan der Hölle auf sich genommen, troffen das Gleichnis vom verlorenen Sohn im 15. Kapitel um sie mit seiner Liebe zu überwinden. Anders lassen sich des Lukasevangeliums. Für den Hl. Johannes Paul II. die Schilderungen des Gebets Jesu in Gethsemane, bei gipfelt es darin, dass der Vater dem Sohn, der die Wahrheit über sein Versagen erkannt, aber das Vertrauen in seine Kindschaft verloren hat, „sich selbst zurückgibt“, indem er ihn als Sohn wieder einsetzt. Das Erbarmen gibt dem Menschen sich selbst zurück, während die Ge- 32 DIE MALTESER 3–4/2015 gründet auf ihr und übersteigt sie zugleich. dem er „Blut schwitzte“, und sein Ruf am Kreuz „Mein en“ nicht ImGott, 18. mein Kapitel deswarum Matthäusevangeliums fragt Petruserhast du mich verlass Gott, die Tiefen teigen in Hinabs den Herrn, wie oft man dem hes Bruder vergeben muss. Die mystisc inneres Sein klären. war Antwort ist berühmt: „Siebenundsiebzigmal“ also jesigkeit, der Gott-lo–sigkeit, und der Lieb-lo des Hasses Herr der die Qual, tellbars desmal, wennlichste er „kommt und sagt, ‚ich te will mich ändern‘“ und unvors die schreck Aufhat. Seine men genom (Lkzu17,4). Jesus ergänzt sie um die Geschichte eines sich auf g unserer Erlösun stärker , dass Gott glaubenseiner Königs, hältgsvoll und einem Beamten lässt uns hoffnun ng Abrechnung erstehuder heit Mensch die s Erlöser des eine Schuld von zehntausend Talenten erlässt, weil der ist als der Tod, dass die Liebe t. sieaus nicht bezahlen kann.errette Die Summe ist schwindelersigkeit“ der „Lieb-lo regend – der baufreudige König Herodes der Große vert im it beginn fügte über die ein Staatsbudget neunhunLieb-losigkevon gegen Kampfnur Derjährlich dert Talenten. Als der n Mann unmittelbar danach einen en) Herze (eigen sind Gnaden denen verbun „Kollegen“ wegen hundert Denaren – etwa einem mittleDieser Glaube und die damit n gemeinChriste n aktivenlässt, renden Monatslohn in allen Schuldhaft widerruft anderenehmen Maltesern–mit ug in werkze Segens und dersame KönigKraftqu seine Zusage und lässt den Folterknechten tionihn elle, Motiva übergeben. ihrem Kampf gegen die Lieb-losigkeit. Im Blick auf Jesus machen sie sich das Motto von Mutter Teresa zu eigen: Gottes Großmut grenzenlos en geben, der sich nicht geliebt Mensch keinen ist „Es soll t im beginn Derfühlt.“ KönigDer ist Gott Vater. Die Unsumme, die er mit einem die Lieb-losigkeit gegen Kampf Wohldes Abbild als Federstrich seine– grenzenlose Groß. Wohlwollen Herzenillustriert (eigenen)erlässt, Liebe. der Werken n äußere mut. Ähnlich wie beim Vater des verlorenen Sohnes und vor kommt wollens Gottes – eingenur sind ollen vorGute allemWerke bei Jesus KreuzWohlw ist klar, dass Erbarmen inneres ohneam . nicht billig ist und die gerechten Forderungen beglichen schränkt wertvoll für andere werden müssen; nur übernimmt das der Erbarmende können SieJesus ihnen. für Denn den, der nichtgste, kann.die Daneben „rechnet uns“ Liebe, fehlt dasesWichti dem Wohltä gleichzeitig „vor“,end dass das,und was sie wirbringen Gott schulden (oder ter sein, sogar verletz meine wenn undals t: „… ist, verdanken), immer unendlich wir ich je bei schreibmehr Paulus selber nichts. einem Menschen guthaben können. Und mit uner3–4/201 2für13 DIE MALTES bittlicher Entschiedenheit knüpft er dasERErbarmen uns daran, dass wir selbst seine Großmut nachahmen. Selig, wer das tut, denn „das Gericht ist erbarmungslos gegen den, der kein Erbarmen gezeigt hat. MALTESERSPIRITUELL „Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht“ (Jak 2,13). Sie führt uns in Gemeinschaft mit Gott, indem wir „göttlich“ am Nächsten handeln, ja uns gewissermaßen Gottes selbst erbarmen dürfen, der sich im Leiden seines Sohnes erbarmungswürdig gemacht hat und sich im „Geringsten seiner Brüder“ (vgl. Mt 25,40) auch jetzt noch unserer Güte anvertraut. Schließlich empfinden und teilen wir Gottes eigene Freude über uns mit ihm selbst. Diese Seligkeit ist weit größer als nur dem drohenden Wehe entgangen zu sein, obwohl auch das ein gültiger Grund ist, sie zu suchen. Jesus schickt uns nicht los zu geben, ohne dass wir empfangen hätten. Wir sollen aus dem Reichtum seines Erbarmens schöpfen, der so groß ist, „dass es in der ganzen Ewigkeit durch keinen Verstand, sei es eines Engels oder Menschen, ergründet werden kann“, wie die Hl. Faustyna schreibt. Man kann die ganze Bibel als ein fortwährendes Sich-Abplagen und Werben Gottes lesen, uns dieses im Paradies verlorene Vertrauen wieder einzuflößen. Dem öffnet sich der Mensch interessanterweise umso leichter, je mehr er selber Gottes Maßstäbe übernimmt und Barmherzigkeit übt. Das stärkt das Vertrauen auf sie und den Mut, sie in Anspruch zu nehmen. Gottes Sohn wünscht nichts so sehr wie, dass das Erbarmen dann aus unseren Seelen überfließt. Leibliche und geistige Werke der Barmherzigkeit In der Rede vom Weltgericht nennt Christus uns – wer möchte das nicht?! – die „Prüfungsfragen“, die er am DER MANN Eine Spurensuche Sie sprechen für sich, und die gegenwärtigen Ereignisse um und in Europa geben uns Gelegenheit, sie an vielen zu üben, die jetzt zu uns kommen – teils vielleicht, weil wir nicht beizeiten zu ihnen gekommen sind. Zudem gelingt es im täglichen Leben mit den Allernächsten kaum einem von uns, die eigenen Fehler so zu kontrollieren, dass er – oder sie – nie des Erbarmens der Haus- oder Arbeitsgenossen bedürfte. Selig, wer mit sich selbst ins Gericht gehen und mit den anderen geduldig sein gelernt hat. Die Beichte ist zu beidem ein übernatürliches Hilfsmittel. Wie Gott mir, so ich dir Christus möchte, dass wir Erbarmen voneinander ebenso empfangen wie von ihm und es auch so weiterschenken. Das alte homo homini lupus, „der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“, wird dann ein seliges homo homini deus – (deus kleingeschrieben, wohlgemerkt), wenn der Mensch am Menschen handelt „wie Gott mir, so ich dir“. Salzburg WER IST AUF DEM TUCH? Ende an uns richten wird. Daraus entstand die doppelte Liste der leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit: Die Hungrigen speisen, den Dürstenden zu trinken geben, die Nackten bekleiden, die Fremden aufnehmen, die Kranken besuchen, die Gefangenen besuchen, die Toten begraben; die Unwissenden lehren, den Zweifelnden recht raten, die Betrübten trösten, die Sünder zurechtweisen, die Lästigen geduldig ertragen, denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen, für die Lebenden und für die Toten beten. Jesus-Figur AUSSTELLUNG DER AUF DEM TUCH? ZUM TURINER GRABTUCH Eine Spurensuche 14. Jänner bis 20. Februar 2016 E. B. Palais/Bischofshaus, Kapitelplatz 2, Salzburg Es wird ein Faksimile des Tuches gezeigt und entsprechend erläutert. Die vom SMRO veranstaltete Ausstellung wurde an verschiedenen Orten in Deutschland sowie im Sommer 2014 in Kärnten präsentiert. In Salzburg wird Erzbischof Franz Lackner die Schirmherrschaft übernehmen und stellt Räumlichkeiten im Bischofshaus zur Verfügung. DIE MALTESER 3–4/2015 Stelen und Vitrinen 33 MALTESERÖSTERREICH HILDE UMDASCH HAUS FEIERLICHE ERÖFFNUNG AM 25. SEPTEMBER 2015 Nach einer rekordverdächtig kurzen Bauzeit von nur zehn Monaten wurde am 25. September in Amstetten das HILDE UMDASCH HAUS im Beisein zahlreicher Ehrengäste feierlich eröffnet. Das HILDE UMDASCH HAUS steht für ein neuartiges Wohn- und Pflegekonzept. Es bietet Platz für zehn Kinder und Jugendliche mit einer lebensverkürzenden Diagnose, bei denen hoch komplexer Pflegebedarf gegeben ist. Der Bau des Hauses wurde durch eine von Hilde Umdasch errichtete Privatstiftung finanziert, der laufende Betrieb wird teils durch das Land Niederösterreich, teils durch Elternbeiträge und Spenden sichergestellt. Die Malteser Kinderhilfe, eine gemeinnützige GmbH im Verband der Werke des Malteser-Ordens, betreibt die Einrichtung. Von Georg Male Bei der Eröffnung anwesend waren – neben der Stifterin und Namensgeberin Hilde Umdasch selbst – unter anderen die niederösterreichische Landesrätin für Soziales, Bildung und Familie, Mag. Barbara Schwarz, LAbg. Michaela Hinterholzer, gleichzeitig Bürgermeisterin von Oed/Öhling, die Bezirkshauptfrau von Amstetten, Mag. Martina Gerersdorfer, und die Bürgermeisterin von Amstetten, Ursula Buchebner. Ebenso vertreten waren der Botschafter des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens bei der Republik Österreich, Dr. Christof Fritzen, und der Hospitalier des Ordens, Fra´ Gottfried Kühnelt-Leddihn. 34 DIE MALTESER 3–4/2015 Auch die an der Errichtung des Hauses beteiligten Planer und Professionisten waren zahlreich vertreten, ebenso die künftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt konnten mehr als 200 Gäste bei diesem Anlass das soeben fertig gestellte HILDE UMDASCH HAUS eingehend besichtigen und sich von der ansprechenden und nutzergerechten Gestaltung überzeugen. Im Rahmen der offiziellen Eröffnung würdigte Landesrätin Schwarz die Bedeutung der neuen Einrichtung, die eine wichtige Ergänzung der bisher vorhandenen Betreuungsangebote und vor allem für Kinder und Jugendliche mit hoch MALTESERÖSTERREICH komplexem Pflegebedarf einen wichtigen Lückenschluss darstellt. Mit dem HILDE UMDASCH HAUS wird ein für Österreich völlig neuartiges Wohn- und Pflegekonzept realisiert. Das Haus bietet einerseits die Möglichkeit, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für begrenzte Zeit in wohnlicher Atmosphäre professionell zu pflegen und damit pflegende Angehörige temporär zu entlasten. Andererseits können die Kinder und Jugendlichen bei Mangel an geeigneteren Alternativen auch für einen längeren Zeitraum in der Wohngemeinschaft bleiben. Ein interdisziplinäres Team der Malteser Kinderhilfe, die das Haus nun betreibt, kümmert sich in dieser Zeit individuell um die Pflege, Betreuung und Beschäftigung der Kinder und Jugendlichen, deren Bedürfnisse sehr unterschiedlich sind. Abhilfe für ein brennendes Problem Damit schließt das HILDE UMDASCH HAUS eine Lücke, die betroffene Eltern bisher regelmäßig vor ein unlösbares Problem stellte: Eine Betreuung zu Hause ist oft – temporär oder dauerhaft – nicht möglich, eine Unterbringung in einem Spital aber dennoch nicht erforderlich und auch nicht zielführend. Andere Möglichkeiten waren jedoch bis zur Schaffung des HILDE UMDASCH HAUSES nicht vorhanden. Ermöglicht wurde die Realisierung dieses bedarfsorientierten neuen Angebots durch Hilde Umdasch bzw. die von ihr errichtete H. U. Privatstiftung, die die Finanzierung des gesamten Gebäudes übernahm. Der laufende Betrieb wird überwiegend durch das Land Niederösterreich in Form fixer Tagsätze sowie durch Beiträge der Eltern und durch Spenden sichergestellt. Vielfältige Betreuungsmöglichkeiten Im HILDE UMDASCH HAUS können Kinder und Jugendliche für ein paar Wochen leben, in denen sich ihre Eltern erholen können, anschließend werden die Kinder wieder zu Hause versorgt. Wenn die Pflege zu Hause durch die Situation der pflegenden Angehörigen, die Komplexität des Pflegebedarfs, die Beengtheit der Räumlichkeiten oder andere bedeutende Umstände nicht mehr möglich ist, kann das Kind/der Jugendliche aber auch ständig im HILDE UMDASCH HAUS leben. Ebenso willkommen sind Kinder, die Palliativpflege benötigen, sowie ihre ElDIE MALTESER 3–4/2015 35 MALTESERÖSTERREICH tern, wenn sie sich dazu entschließen, ihre letzten gemeinsamen Tage im Haus zu verbringen. Sie werden in dieser schweren Zeit durch ein multiprofessionelles Team aus rund 20 Mitarbeitern begleitet. Fallen pflegende Angehörige durch Krisen aus (z. B. durch eigene Erkrankung), bietet das HILDE UMDASCH HAUS mit einem Bedarfskrisenplatz schnell und unkompliziert die Möglichkeit, ein Kind aufzunehmen. Ort der Geborgenheit, der Würde und des Lebens Das HILDE UMDASCH HAUS will ein Ort der Geborgenheit, Ruhe, Entspannung, Versorgung, Würde und vor allem auch des Lebens sein. Durch die Verwendung natürlicher Materialien bietet es eine wohnliche Atmosphäre für die Kinder/Jugendlichen. Jedem Kind steht ein Einzelzimmer mit eigener Terrasse und Blick in den Garten zur Verfügung. Im Zentrum des Wohnbereichs befindet sich ein lichtdurchflutetes, verglastes Atrium, das die Natur im Inneren des Gebäudes spürbar machen soll. Der Außenbereich bietet vielfältige Möglichkeiten sowohl für mobil nicht eingeschränkte Kinder als auch für Kinder und Jugendliche im Rollstuhl. Sie umfassen ein in den Boden eingelassenes Trampolin ebenso wie einen Springbrunnen, der mit dem Rollstuhl durchfahren werden kann, einen Streichelzoo sowie Hochbeete. Weiters beherbergt das Haus zwei Therapieräume, einen Multifunktionsraum, einen Verabschiedungsraum und einen Andachtsraum. Als besonderes Angebot verfügt das Haus über zwei Eltern-Wohneinheiten. In diesen voll ausgestatteten Wohnungen können Eltern wohnen, wenn sie ihrem Kind während der Zeit im HILDE UMDASCH HAUS möglichst nahe sein möchten. So können sie sich einerseits auf die professionelle Pflege und Betreuung durch qualifiziertes Personal verlassen und gleichzeitig viel Zeit mit ihrem Kind verbringen. Malteser Kinderhilfe GmbH Stefan-Fadinger-Straße 34, 3300 Amstetten T: 07472 98201 [email protected] www.malteser-kinderhilfe.at www.hildeumdaschhaus.at 36 DIE MALTESER 3–4/2015 Der Guss der Glocke FESTGEMAUERT Die älteren Leser werden protestieren, natürlich zu Recht: Schiller hat tatsächlich „Festgemauert in der Erden …“ gedichtet. Trotzdem ist „auf“ in diesem Fall richtig: Heutzutage wird die Glockenform zwar nach wie vor aus Lehm gebrannt, steht aber auf dem Boden der Gusshalle. Der Schmelzofen wird mittlerweile mit Öl befeuert – aber sonst hat sich in den letzten Jahrhunderten in diesem Traditionsgewerbe nicht viel geändert. Exakt 200 Jahre bevor Friedrich von Schiller das „Lied von der Glocke“ 1799 schrieb, hat Bartlme Grassmayr das heute noch von derselben Familie betriebene Unternehmen begründet. 14 Generationen haben diesen ältesten handwerklichen Familienbetrieb Österreichs durch wechselvolle Zeiten geführt. In den zahlreichen Kriegen wurden Glocken zu Geschützen gegossen, kehrte wieder MALTESERÖSTERREICH AUF DER ERDEN … Friede ein, entstanden aus Kanonen wieder Glocken. „Tradition ist nicht Anbetung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers“ – dieses Zitat Gustav Mahlers ist gelebter Leitspruch des Familienunternehmens, das seit 1836 im Ansitz Straßfried in der Leopoldstraße in Innsbruck residiert, knapp hundert Meter von der Zentrale des MHDA Tirol entfernt. Hier wurden Ende Mai 2015 zwei Glocken gegossen, um in Mailberg anstelle der Stahlglocken, die nach dem Krieg die beschlagnahmten Glocken ersetzt hatten, die Lebenden zu rufen, die Toten zu betrauern, die Blitze zu brechen. Die neuen Glocken tragen den Leitsatz unseres Ordens: „tuitio fidei“ („St. Gabriel, verkünde!“) – „obsequium Von Fra`Gottfried Kühnelt-Leddihn pauperum“ („St. Johann, rufe!“). Vor 450 Jahren konnten unsere Altvorderen erfolgreich die Belagerung der Stadt Birgu auf der Insel Malta abwehren und damit einen wesentlichen Beitrag gegen die Expansionsbestrebungen der Osmanen leisten. An dieses Ereignis, dessen heuer auch auf der Insel Malta gedacht wurde, erinnert eine zweite Inschrift auf der Glocke St. Johann: „1565– 2015 – 450 Jahre Schutzschild des Glaubens“. Am 15. August wurden diese beiden Glocken von Weihbischof Stephan Turnovszky in Mailberg geweiht, zur Marien-Vesper am Nachmittag wurden sie das erste Mal geläutet. Ein großes Fest für unseren Orden, die Pfarre und die Gemeinde Mailberg. Ein herzliches Vergelt’s Gott allen großzügigen Spendern! Friede sei ihr erst Geläute DIE MALTESER 3–4/2015 37 MALTESERÖSTERREICH G‘SCHICHTEN AUS DEM WIENERWALD Im September 2015 unternahmen die Gruppen 70 und 80 des MHDA Wien mit ihren Betreuten den nunmehr schon traditionellen Ausflug zur „Waldschenke Staar“ bei Mauerbach. Von Georg Reichlin-Meldegg Spannung bis zuletzt: Die Wettervorhersage im ORF war ganz auf Schlechtwetter mit Regen eingestellt, doch das Wetter hatte zuletzt Einsicht mit den fröhlichen Ausflüglern. Es blieb zwar etwas kühl, war jedoch beinahe völlig trocken. Um Erkältungen vorzubeugen, war es dennoch angezeigt, die Hl. Messe im alten Stadel zu feiern und nicht – wie gewohnt – im lichtdurchfluteten „Salettl“, umgeben von Wiesenflächen, Tischen und Gartenstühlen. Somit versammelten sich alle rund 50 aus Wien angereisten Teilnehmer um P. Albin Scheuch. In seiner Predigt lenkte er die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf wichtige Momente, die man auch in der Hektik des Alltags nicht vergessen oder gar gering schätzen sollte: das Gebet und die Dankbarkeit. 38 DIE MALTESER 3–4/2015 Angesichts des kühlen Wetters wurde nach der Hl. Messe auch das Essen im gemütlichen, holzgetäfelten Landgasthof serviert. Auf dem Holzkohlengrill brutzelten die goldgelb gebratenen Hendln, mit denen sich die 1967 von Raimund und Johanna Staar als Grillhendlstation gegründete „Waldschenke“ schon seit Jahrzehnten einen Namen gemacht hat. Nach dem Mittagessen, dem noch eine köstliche Nachspeise mit Kaffee folgte, ging ein Teil der Ausflügler noch im benachbarten Wienerwald spazieren. Auch die Rollstuhlfahrer freuten sich über die ebenen Waldwege, die nicht „rumpelten“. MALTESERÖSTERREICH GELUNGENE KOOPERATION VON MCR UND MHDA IN TIROL ERSTE FERIENWOCHE MIT DER „ARCHE HERZENSBRÜCKEN“ Ende Juli/Anfang August 2015 fand in Seefeld in Tirol zum ersten Mal das Projekt „Arche Herzensbrücken“ statt. Diese Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, Familien mit schwer erkrankten und behinderten Kindern eine Auszeit zu gönnen. Umgeben von den Tiroler Bergen sollen die Kinder gemeinsam mit ihren Angehörigen die Möglichkeit erhalten, neue Kraft und Energie zu tanken und eine wunderschöne Urlaubswoche zu verbringen. Auch drei der vom MCR betreuten Kinder konnten mit ihren Betreuerinnen und begleitet von der verantwortlichen CaseManagerin eine Ferienwoche in Seefeld verbringen. Auf dem Programm standen Bastel- und Entspannungstage sowie Ausflüge ins Hallenbad und zu einem Alpaka-Gehege. Als besonderes Highlight organisierte der MHDA Tirol eine Fahrt in den Innsbrucker Alpenzoo. www.herzensbruecken.at HAB‘ SONNE ZUMINDEST IM HERZEN ... Von Helga Schertler Am 10. Oktober startete der Malteser Alten- und Krankendienst (MAKD) bei leider trübem, aber trockenem Wetter seinen Herbstausflug, der diesmal ins Burgenland führte. Erste Station der gelungenen Fahrt war Frauenkirchen, wo die Gruppe die Hl. Messe feierte und im „Alten Brauhaus“ zu Mittag kulinarisch verwöhnt wurde. Vom nächsten Reiseziel Illmitz startete eine Fahrt über den Neusiedler See bis an die ungarische Grenze und dann vorbei an Mörbisch im großen Bogen wieder zurück. Den Abschluss bildete eine köstliche Jause mit viel heißer Schokolade, Sachertorte und Kardinalschnitten im Illmitzer Seerestaurant. DIE MALTESER 3–4/2015 39 MALTESER WILDWASSERCAMP 2015 Das allseits beliebte Malteser-Sommerhighlight fand auch heuer wieder in Wildalpen in den rauschenden Gewässern der Obersteiermark statt. Zum Hitzehöhepunkt des vergangenen Sommers konnten die Malteser wie schon in den Jahren zuvor Menschen mit Behinderung ein Sportcamp in der atemberaubenden Atmosphäre von Wildalpen anbieten. Dieser Ausflug der Malteser aus ganz Österreich ist in vielerlei Hinsicht ganz besonders. Hier geht es das einzige Mal im Jahr so richtig sportlich zur Sache – für die Malteser ist es ebenso wie für die Betreuten eine Herausforderung, in den Rafting-Booten sicher über die Salza zu kommen. Die Aufregungen und Anstrengungen wurden allerdings bei dem eindrucksvoll imposanten Panorama des naturbelassenen Gebiets auch heuer schnell wieder vergessen. Spätestens in den gemütlichen Pausen auf den weißen Sandbänken des Flusses, in denen Lagerfeuer entfacht und Würstel gebraten wurden, war es einfach nur ein Traum, diesem Abenteuer beiwohnen zu dürfen. Kein Wunder also, dass sich unsere Gäste aus ganz Österreich 40 DIE MALTESER 3–4/2015 teilweise schon ein Jahr im Voraus anmelden, um mit dabei zu sein. Zum Abschluss kämpften alle Teams auf dem reißenden Wildfluss um die beste Zeit auf einem kniffligen Parcours. Wie gut, dass schlussendlich alle Sieger waren und mit einer Medaille nach Hause gehen dürften. Mit großer Freude konnten wir auch heuer wieder unsere Sponsorin Frau KR Hilde Umdasch, die diese Initiative seit Jahren erst möglich macht, als Zuschauerin bei diesem Abschlusswettbewerb begrüßen. Sie ließ es sich nicht nehmen, die Medaillen persönlich an alle Teilnehmer zu übergeben. Ganz besonders möchten wir uns bei KR Hilde Umdasch, dem Hotel Bergkristall und bei der Rafting-Schule Liquid-Lifestyle für ihr jahrelanges Engagement und ihren großen persönlichen Einsatz bedanken. Ebenso danken wir Mario Habenbacher, unserem Fotografen. ALLE JAHRE WIEDER ... SOMMERLAGER IN SANDL Auch heuer fand von 16. bis 19. Juli wieder das Sommerlager des MHDA Oberösterreich in Sandl statt. Unter der schon bewährten Einsatzleitung von Michael Magerl und auf Einladung der Familie Czernin-Kinsky durfte eine Gruppe von Betreuten und Maltesern wieder auf Schloss Rosenhof Quartier beziehen. Bei herrlichem – und, dem vergangenen Sommer entsprechend, besonders heißem – Wetter erfreute sich der nahe gelegene Rosenhofteich besonders großen Zuspruchs. Doch auch Waldspaziergänge, ein Trommelnachmittag und lange, schöne Grillabende mit Lagerfeuer trugen dazu bei, dass sich die Teilnehmer für ein paar Tage richtig erholen konnten. Den Organisatoren und speziell den Gastgebern sei nochmals gedankt! KINDERAUSFLUG IN DIE SÜDSTEIERMARK Seit April 2014 betreut der MHDA Steiermark, der auch die Aktivitäten des MHDA im Bereich Kärnten koordiniert, zweimal pro Jahr ein Inclusions-Reitcamp in St. Paul im Lavanttal. Bei diesem Camp kommen Kinder mit den verschiedensten Krankheitsbildern physischer und psychischer Natur und gesunde Kinder zusammen, um gemeinsam vier Tage von morgens bis abends am Reiterhof von Gerda Maischberger zu verbringen. Die Aufgabe der Malteser besteht darin, die Kinder zwischen den Therapieeinheiten zu betreuen und zu pflegen, mit ihnen zu spielen und sie sinnvoll zu beschäftigen. Nach einem Jahr der erfolgreichen Zusammenarbeit folgte im vergangen August ein gemeinsamer Ausflug, bei dem ein paar Kinder einen Kurzurlaub in der Steiermark verbringen konnten. Programmpunkte wie ein Gang über die Hängebrücke am Dachstein, ein Besuch im Stift Admont oder eine Besichtigung des Grazer Zeughauses waren absolute Highlights für die Kinder. Manche von ihnen lernten im Zuge dieses Ausflugs zum ersten Mal ihr Nachbarbundesland kennen. Aufgabe der Malteser bei diesem Ausflug war die möglichst kindgerechte, liebevolle Gestaltung des Tagesablaufs – von einem kurzen Morgenlob bis zum Gute-Nacht-Lied setzten sie alles daran, jeden Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. DIE MALTESER 3–4/2015 41 MALTESERÖSTERREICH AUF WALLFAHRT NACH ALTÖTTING ZWEI AUSFLÜGE FÜR DAS HAUS MALTA Von Henriette Blanckenstein Im Juni und Juli 2015 organisierte der MHDA Burgenland zwei Ausflüge für jeweils zehn Bewohner des Haus Malta, die zum Großteil auf einen Rollstuhl angewiesen sind: Im Juni war Laxenburg das Ziel, wo die Gruppe in den Genuss einer hochinteressanten und sehr kompetenten Führung durch die Kostbarkeiten in der Franzensburg kam. Ein Spaziergang durch den prachtvollen Park von Schloss Laxenburg, eine kurze Fahrt mit der Fähre zur Insel der Franzensburg sowie eine Jause auf der Terrasse der Café-Meierei auf der Insel rundeten diesen schönen Ausflug bei herrlichem Sommerwetter ab. Im Juli begleiteten die Malteser die Bewohner des Hauses Malta zum Stephansdom, wo Domkurat Konstantin Reymaier sie nicht nur mit der Geschichte des Domes vertraut machte, sondern auch auf die spirituellen Hintergründe des Bauwerks aufmerksam machte. Auch die wunderschöne Sakristei und die herrlichen Paramente aus verschiedenen Jahrhunderten durften die Besucher bewundern. Den Abschluss dieses Ausflugs bildete dank der enormen Hitze eine „Eisschlacht“ am Luegerplatz. Auch im Juli 2015 nahm eine starke Abordnung von Maltesern aus Salzburg und Oberösterreich mit Betreuten und Pilgern an der großen Malteser-Wallfahrt nach Altötting teil. Bei wunderbarem Wetter zog man in feierlicher Prozession zur Basilika St. Anna, wo ein stimmungsvolles Pontifikalamt gefeiert wurde. Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgte dann die Schlussandacht mit der Segnung der Andachtsgegenstände. Diese besondere Wallfahrt mit und für Kranke und Mitmenschen mit Behinderung, an der sich alle bayerischen Diözesen beteiligen, findet seit 1971 immer am dritten Sonntag im Juli statt. Österreichische Malteser sind seit 1977 dabei; verstärkt werden sie durch Malteser sowie Pilger aus der Diözese Chur und der Ostschweiz. Je nach Witterung finden sich so jährlich zwischen 2.500 und 3.500 Wallfahrer ein, davon etwa 380 bis 450 Rollstuhlfahrer. 42 DIE MALTESER 3–4/2015 MALTESERÖSTERREICH BESUCH AUF DEM MÜNCHENER OKTOBERFEST Allen Verkehrs- und Grenzproblemen zum Trotz begab sich eine ausgewählte Schar großer und kleiner Wies’nfreunde am 24. September von Salzburg nach München. In alter Tradition kehrte man beim „Schottenhamel“ ein und stärkte sich gemeinsam mit einer Gruppe von Malteser-Freunden aus Oberösterreich und der Münchener Familie Richthofen bei zünftiger Musik mit Hendl, Brezen und natürlich dem Wies’nbier. Von Isabella Hartmann Danach stürzte man sich ins Geschehen und erkundete diesmal auch die historische „Oide Wies’n“ bei Kettenkarussellfahrten, Schießen und im Velodrom. Ganz Mutige wagten sich in die Geisterbahn oder rasten durch die zahllosen Loopings der Achterbahn. Gemeinsam hatte man großen Spaß im Teufelsrad und trat bestens gelaunt gegen Abend die Rückfahrt nach Salzburg an. AMBULANZDIENST IN GMUNDEN BEIM FESTIVAL „AWAKE THE LAKE“ Von 23. bis 26. Juli übernahmen die Salzburger Malteser gemeinsam mit einigen Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes die Ambulanz-Betreuung beim Jugendfestival „Awake the Lake“ am Traunsee. Die Sonne strahlte dabei mit den Teilnehmern um die Wette – auch ein Baden im See war möglich! Abends wurde mit den immer zahlreicher eintreffenden Festival-Teilnehmern die Hl. Messe gefeiert, anschließend gab es ein schönes Fest mit toller musikalischer Umrahmung. Auch wenn das Ambulanzteam laufend tatkräftig im Einsatz war, fand es dennoch auch selbst Zeit für spirituelles, geistiges „Auftanken“. DIE MALTESER 3–4/2015 43 MALTESERÖSTERREICH MALTESER CARE-RING BE DIFFERENT DAY Auch heuer war der Malteser CareRing (MCR) wieder beim „Be different day“, der diesmal unter dem Motto „Ritterspiele“ stand, mit einem Infostand präsent. Das Spiele- und Infoangebot des MCR stieß wie schon im Vorjahr auf großes Interesse. „BURGENLAND IN KINDERHAND“ ZWEITES MALTESER KINDER- UND JUGENDCAMP Von Moritz Schuschnigg Für 15 Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren ging es heuer im September schon zum zweiten Mal zum Malteser Kinder- und Jugendcamp nach Podersdorf am Neusiedler See. Gemeinsam die Seele baumeln lassen, die Natur sowie zahlreiche Spiel-, Wassersport- und Freizeitaktivitäten genießen – das ließ die teils sozial benachteiligten, teils gesundheitlich eingeschränkten Kinder für ein paar Tage ihren nicht immer einfachen Alltag vergessen. Dafür sorgten die vielen schönen Eindrücke während dieser unbeschwerten, fröhlichen Tage, die sich abends in den müden, aber überglücklichen Gesichtern der Kinder widerspiegelten. Hauptattraktionen waren eine Schifffahrt, ein Besuch im Tierpark und ein ausgedehntes Wassersportprogramm mit Stand-Up-Paddeln, Surfen und Kajak fahren. Ein herzliches Dankeschön an den Verein „Licht ins Dunkel“, der das Malteser Kinder- und Jugendcamp im Burgenland auch heuer wieder finanziell unterstützt hat. 44 DIE MALTESER 3–4/2015 MALTESERÖSTERREICH SALZBURG AMBULANZDIENST ZUR ERÖFFNUNG DES „OFFENEN HIMMELS“ Zum Start der diesjährigen Aktion „Offener Himmel“ der Erzdiözese Salzburg fand am 2. Oktober 2015 ein Sternmarsch zum Salzburger Dom statt. Dort begeisterte nach der Begrüßung durch Erzbischof Franz Lackner ein schwungvoller Konzertabend die rund 5.000 Besucher. Mitglieder des Salzburger MHDA versahen dabei den Ambulanzdienst. DIE MALTESER 3–4/2015 45 MALTESERÖSTERREICH SMRO TIROL-VORARLBERG DELEGATIONSAUSFLUG NACH FRIAUL Von Fra‘ Ludwig Call Bei Friaul denkt wohl jeder zuerst an „Erdbeben“. Weit weniger bekannt ist jedoch, dass auch der MalteserOrden hier aktiv war und ist. Eine langjährige Tradition fortsetzend, hat deshalb die Delegation Tirol-Vorarlberg von 4. bis 7. Juni (Start nach der Fronleichnamsprozession in Innsbruck) eine gemeinsame Bildungsreise in diese Region unternommen. Das für uns Interessanteste war: Im September 1748 fand in Malta eine Versammlung der damals im Orden führenden Persönlichkeiten (heute würden wir sagen: ein Außerordentliches Generalkapitel) statt, bei der ein Priester in der Diözese Udine, nämlich Graf Antonio Montegnacco, erfolgreich für die Aufnahme des Udineser Grafen Philipp Florio in den Orden plädierte. Montegnacco beauftragte dann niemand Geringeren als Giovanni Battista (unser Ordenspatron!) Tiepolo, den wohl bedeutendsten italienischen Maler des Rokoko (Hauptwerk: Stiegenhaus der Würzburger Residenz), mit seinem Sohn Giovanni Domenico dieses Ereignis bildlich festzuhalten. Dieses wunderbare Ölgemälde konnten wir im Museo Civico in Udine bewundern. Dafür, dass auch die leiblichen Bedürfnisse nicht zu kurz kamen, sorgten unsere Besuche der vom MalteserOrden betriebenen Weingüter Rocca Bernarda und Villa Gustinian in Spresiano. FAHRDIENST BRUCK AN 150.000 Im Juni 2015 war es so weit: 150.000 Kilometer legten die Salzburger Malteser bislang mit ganz besonderen Fahrdiensten für Kinder mit Beeinträchtigung zurück! Seit Anfang 2001 verhelfen die Malteser vielen Jugendlichen und ihren Familien zu mehr Lebensqualität. Zweimal pro Woche wird ein spezieller Fahrdienst angeboten, der Kinder mit besonderen Bedürfnissen aus der Stadt Salzburg, dem ganzen Flachgau, dem Tennengau und dem Pongau in das Caritas-Dorf St. Anton bringt und von dort auch wieder abholt. Die Kinder können so die 46 DIE MALTESER 3–4/2015 MALTESERÖSTERREICH MHDA SALZBURG AMBULANZ BEIM 40. LEONHARDIRITT Bereits zum 40. Mal fand in Salzburg am 25. Oktober 2015 der traditionelle Leonhardiritt statt. Früh am Morgen versammelten sich zahlreiche Kutschen und Reiter im Gutshof Glanegg der Familie Mayr-Melnhof. Nach einer kurzen Morgenandacht startete der Wallfahrerzug Richtung GrödigSt. Leonhard. Unterwegs schlossen sich viele weitere Reiter und Schaulustige der Wallfahrt an, die schließlich in St. Leonhard am Fuß des Untersbergs mit einer großen Feldmesse endete. Mit Spannung wurde danach von hunderten Zuschauern das berühmte „Kranzlstechen“ verfolgt, bei dem Reiter und Fahrer versuchten, im Reiten oder Fahren mit einem langen Stock einen geflochtenen Kranz aus der Luft zu erhaschen. Die Malteser begleiteten die Wallfahrt mit einem Ambulanzteam. DER GLOCKNERSTRASSE: UNFALLFREIE KILOMETER Wochenenden und die Ferien bei ihren Lieben verbringen. Ohne das Engagement der Malteser hätten die Familien keine Chance, sich regelmäßig zu sehen. Der Zeitaufwand und vor allem die finanzielle Belastung wären für die meisten zu hoch. Durchgeführt werden kann dieser besondere Dienst dank der Unterstützung durch die Aktion „Licht ins Dunkel“. Das Caritas-Dorf St. Anton an der Glocknerstraße bietet rund 60 Menschen mit Beeinträchtigung eine besonde- re Atmosphäre: Neben Wohnhäusern gibt es eine eigene Schule, eine Kirche und eine große Küche. Mit verschiedenen Projekten und vor allem individuell abgestimmten Therapien wird versucht, den Jugendlichen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Seit Kurzem fahren die Malteser bei ihren Bruck-Diensten auch das Ausbildungszentrum Oberrain der anderskompetent GmbH an. Hier in Unken im Salzburger Land werden rund 120 Jugendliche mit Handicap in acht verschiedenen Berufsfeldern ausgebildet. DIE MALTESER 3–4/2015 47 MALTESERWELT WEIT INTERNATIONALES MALTESER SOMMERLAGER 2015 IN FRANKREICH Von Hemma Fraydenegg-Monzello Für eine Woche im Juli 2015 waren die Malteser wieder die Herren der Meere, denn das diesjährige Internationale Malteser Sommerlager führte uns in die Bretagne, wo wir in einer Marineakademie unser Lager aufschlagen durften. Nach langer Anreise hatten wir schließlich den äußersten Zipfel Frankreichs erreicht, wo wir von den Galliern aus „Asterix und Obelix“ schwungvoll begrüßt wurden. Deren 14 Aufgaben galt es auch bei den „Integration Games“ zu bewältigen, und spätestens hier wurde klar, mit welcher Liebe zum Detail die französischen Malteser dieses Camp geplant hatten. So durften wir nicht nur Rollstuhlrennen um Hinkelsteine bestreiten, sondern auch Geister mit buntem Wasser abschießen, Ratespiele eines Römers bestehen und zum Abschluss ein Bad im Schaum nehmen, das sich trotz Regen kaum jemand entgehen ließ. Die vielfältigen Aktivitäten der Woche ließen das Motto des Camps „Let the horizon have no limits“ für uns wahr werden. So durften wir gleich auf mehrere Arten Segeln (auf dem Wasser, am Strand und beim Segelfliegen in der Luft), wir besuchten eine Marinebasis, auf der wir Flug- 48 DIE MALTESER 3–4/2015 zeuge und Hubschrauber bestaunen durften, und gönnten uns schließlich einen Tag an einem Traumstrand. Doch nicht nur die Tage, auch die Nächte wurden gut genutzt. So stand jeder Abend in der Disco unter einem besonderen Motto (Bling-Bling, Seemannsdisco, Piratenparty), wobei wir natürlich mit jeweils passenden Outfits glänzten und die Tanzfläche eroberten. Am Internationalen Abend, an dem jedes Land seine Spezialitäten präsentierte, stachen wir in unseren Dirndln und Lederhosen klar aus der Menge heraus, und auch die mitgebrachten österreichischen Spezialitäten sorgten dafür, dass unser Stand immer gut besucht war. Die Woche verging viel zu schnell, und so hieß es nach einer gemeinsamen Abschlussmesse Abschied nehmen von neuen und alten Freunden, bis zum IMS 2016 in Krakau. Wir danken den französischen Maltesern für diese wunderbare Woche, für ihren Einsatz und ihre Mühen und auch dafür, dass sie sich selbst durch unvorhergesehene Ereignisse wie Bauernstreiks in der Gegend nicht aus der Ruhe bringen ließen! MALTESERWELT WEIT GEDENKEN DIE GROSSE BELAGERUNG VON MALTA 1565 Am 8. September 1565 verließ das osmanische Heer nach dreimonatiger erfolgloser Belagerung die Insel Malta. Am 8. September 2015 trafen zum 450. Jahrestag dieser dramatischen und für die Sicherheit Europas bedeutenden Ereignisse rund 300 Mitglieder des Malteser-Ordens aus fünf Kontinenten auf Malta zusammen Von Georg Reichlin-Meldegg Die Geschehnisse von 1565 im Zeitraffer: Bereits in den Jahren vor der Belagerung hatten sich die drei Inseln Malta, Gozo und Comino in ständiger Bedrohung durch die Osmanen befunden. Den Ordensrittern war bewusst, dass sie auf Malta angreifbar waren, trotz der gut ausgebauten Häfen und ihrer zwei gewaltigen Forts: St. Angelo, heute Vittoriosa genannt, und des gerade errichteten St. Elmo auf der zum Meer offenen Sceberras-Halbinsel. Großmeister Jean de la Vallette hatte für die rechtzeitige Verstärkung der Verteidigungsanlagen alles Denkmögliche unternommen und darüber hinaus auch Unterstützung von König Karl V., dem Papst und dem Vizekönig von Sizilien erbeten. Doch er wurde vorerst vertröstet. Belagerung durch osmanische Übermacht Im Mai 1565 belagerte eine gewaltige Flotte von etwa 130 Galeeren und rund 200 Transportschiffen unter Großadmiral Piale Pascha, bemannt mit etwa 40.000 Infanteristen unter dem Kommando von Mustafa Pascha, die Inseln. Die Angreifer waren den ca. 750 Rittern, 8.000 maltesischen Kämpfern und rund 600 spanischen Söldnern zahlenmäßig weit überlegen. Die Bevölkerung nahm Zuflucht in den Festungsstädten Mdina und Birgu. Auf ihrer Flucht verbrannten sie Felder und vergifteten Brunnen. Die Osmanen beschlossen, zuerst das entlegene Fort St. Elmo wegen seiner strategischen Lage zwischen den beiden Häfen anzugreifen. Über 36 Tage wurde das Fort mehrmals schwer beschossen und heftig bestürmt, aber die schwach besetzte Garnison konnte das Fort länger verteidigen, als DIE MALTESER 3–4/2015 49 MALTESERWELT WEIT Mustafa Pascha berechnet hatte. Erst nach vier Wochen wurde St. Elmo eingenommen. Der „Preis“ war hoch: rund 9.000 Angreifer wurden getötet. Mustafa Pascha attackierte nun entschlossen das Hauptquartier der Ritter, St. Angelo. Er unternahm während dieses langen und heißen Sommers insgesamt zehn Angriffe auf die hoch aufragenden Mauern und die befestigten drei Inselstädte. Selbst als am 18. August Teile der Verteidigung durchbrochen wurden, war es den Osmanen nicht möglich, das Fort gänzlich einzunehmen. Großmeister Vallette hatte sich – trotz der geringen Erfolgsaussichten – persönlich in den Kampf geworfen und weigerte sich, die voreilig übermittelten Kapitulationsbedingungen der Osmanen anzunehmen. Zähe Verteidigung durch die Malteser-Ritter zeigt Wirkung Im September begannen die Belagerer, sich mit einer eventuell notwendigen Überwinterung auf Malta auseinanderzusetzen, was die Kampfmoral merklich sinken ließ. In diesen dramatischen Tagen schickte Sizilien das lang erwartete Entsatzheer, das so genannte „Gran Soccorso“, das allerdings nur aus etwa 8.000 Bewaffneten bestand. Mustafa Pascha, der über den geringen Kampfwert dieses Entsatzheeres nicht informiert war und dessen eigene Truppen durch Seuchen bereits sehr geschwächt waren, befahl den Abbruch der Belagerung. Als er jedoch bemerkte, wie relativ unbedeutend dieser Entsatz war, ließ er einen Teil seiner Truppen wieder ausschiffen. Es kam neuer- 50 DIE MALTESER 3–4/2015 lich zu schweren Kämpfen, bei denen aber die Verteidiger und die Truppen aus Sizilien die Oberhand behielten und den Türken nochmals schwerste Verluste bescherten. Diese flohen daraufhin unter Zurücklassung allen schweren Gerätes. Überlebende Teile des osmanischen Heeres schifften sich am 8. September nochmals ein und segelten nach Osten. Die Eroberungsgelüste des Osmanischen Reiches in Richtung Zentraleuropa konnten durch diesen bedeutsamen Erfolg für mehr als 100 Jahre deutlich gedämpft werden. Der Sieg auf Malta brachte Europa die ersehnte Sicherheit Um diese bedeutendste Episode in der Geschichte des Archipels zu feiern, die zudem bis heute untrennbar mit der Geschichte des Malteser-Ordens verknüpft ist, hatte die Regierung der Republik Malta gemeinsam mit der maltesischen Assoziation des Ordens ein abwechslungsreiches Festprogramm auf die Beine gestellt. Im Schloss von Verdala empfing die Präsidentin der Republik, Marie-Louise Coleiro Preca, den Großkomtur des Ordens, Bailli Fra’ Ludwig Hoffmann-Rumerstein, der vom Souveränen Rat und rund 300 Mitgliedern des Ordens begleitet wurde, darunter zehn Ritter und Damen aus dem Großpriorat von Österreich. Premierminister Joseph Muscat lud zu einem Mittagessen zu Ehren des Ordens in die Sacra Infirmeria, das Ordenshospital, das 1574 unter Großmeister Jean de la Cassière erbaut worden MALTESERWELT WEIT war. Seine Begrüßungsrede eröffnete der Premierminister vielsagend mit den Worten „Willkommen zu Hause“. Wie Großmeister Fra’ Matthew Festing während seines Staatsbesuchs auf Malta im vergangenen April erhofft hatte, bot die 450-Jahr-Feier die Gelegenheit, den Dialog und das Verständnis zwischen den Völkern zu fördern. Von besonderer Bedeutung war, dass neben den Mitgliedern des Ordens auch Imam Mohamed El Sadi von der muslimischen Gemeinde Maltas gemeinsam mit Erzbischof Charles J. Scicluna in der Kirche St. Lawrence in Birgu für all jene betete, die während der großen Belagerung auf beiden Seiten ums Leben gekommen waren. unter anderem über die humanitäre Zusammenarbeit in Anbetracht der dramatischen Flüchtlingskrise in Europa und über die Öffnung der nun vollständig restaurierten Festung Sant’Angelo für die Öffentlichkeit, die dem Orden zuvor für 99 Jahre verpachtet worden war. Den Höhepunkt der Gedenkfeierlichkeiten bildete am 8. September eine Hl. Messe in der St. John’s Co-Cathedral in Valletta, einem zwischen 1573 und 1578 erbauten Meisterwerk barocker Kunst und Architektur. Vor der von Erzbischof Charles J. Scicluna zelebrierten Messe zogen die Ritter und Damen des Ordens in einer feierlichen Prozession durch das Zentrum der Hauptstadt. Im Anschluss führte der Großkanzler des Malteser-Ordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, unterstützt von Daniel de Petri Testaferrata, dem Präsidenten und Organisationsleiter der Maltesischen Assoziation, Gespräche mit maltesischen Amtsträgern, darunter Premierminister Joseph Muscat und Außenminister George Vella. Gesprochen wurde DIE MALTESER 3–4/2015 51 MALTESERWELT WEIT „WO ZWEI ODER DREI IN MEINEM NAMEN VERSAMMELT SIND ...“ Gründung eines deutschsprachigen Malteser-Kreises in Brüssel. Von Moritz Röttinger Als Sitz supranationaler Organisationen wie der EU und der NATO, zahlreicher diplomatischer Vertretungen und internationaler Konzerne bietet Brüssel Menschen aus vielen Nationen vorübergehend oder dauerhaft eine Heimat. Unter ihnen ist auch eine beträchtliche Anzahl Deutschsprachiger. Seit September 2014 trifft sich regelmäßig eine kleine Gruppe deutschsprachiger Ordensmitglieder, die in Brüssel leben und arbeiten, zu einer Eucharistiefeier im Internationalen Dominikanerkonvent und anschließend zu einem Abendessen. Inzwischen besteht der Kreis aus elf Ordensmitgliedern unterschiedlicher Nationalität, die den Großprioraten Österreich, Böhmen und LombardeiVenetien, dem deutschen Subpriorat des Hl. Michael sowie den deutschen, ungarischen und skandinavischen Assoziationen angehören. Hinzu kommen noch zwei Ordenskandidaten, und auch die Ehepartner sind stets willkommen. Unsere Gruppe ist sehr bunt: Beamte in der Europäischen Kommission, Mitarbeiter im Europäischen Parlament, ein Vertreter eines deutschen Länderbüros bei der EU, ein Bundeswehrgeneral im NATO-Hauptquartier, ein Architekt, der mit der einzigen Ordensdame – aufgewachsen in Wien und mit Wurzeln in Österreich und Ungarn – in dieser Runde verheiratet ist, ein Orthopäde und ein pensionierter Kinderarzt aus dem deutschsprachigen Ostbelgien, der viele Jahre ehrenamtlicher ärztlicher Direktor des Malteser-Kinderkrankenhauses in Bethlehem war. Zwei dieser Ordensmitglieder sind 52 DIE MALTESER 3–4/2015 Oboedienzritter. Vor Kurzem ist auch Msgr. DDr. Rüdiger Feulner dazugestoßen, ein an der apostolischen Nuntiatur tätiger Ehren-Konventualkaplan, der auch in Heiligenkreuz lehrt und an der Wiener Nuntiatur tätig war. Zwar gibt es auch eine belgische Assoziation des MalteserOrdens, doch ist diese ziemlich geschlossen und nimmt nur belgische Staatsbürger als ordentliche Mitglieder auf. Das Ordensleben dort gestaltet sich anders, als wir es in Österreich gewohnt sind. So gibt es keine Delegationsmessen und -abende oder mehrtägige Exerzitien. Gleichwohl bestehen gute Kontakte dorthin, die wir noch weiter intensivieren wollen. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass nicht alle in Brüssel lebenden ausländischen Ordensmitglieder notwendigerweise so fließend Französisch sprechen, dass sie gerne spirituelle Angebote in einer ihnen fremden Sprache annehmen. Die Verwurzelung in den verschiedenen Großprioraten und Assoziationen in der Heimat bringt eine zusätzliche Dimension, die deutlich über das belgische Ordensleben hinausgeht. Auch mit der bei der EU akkreditierten Ordensbotschaft gibt es erste Kontakte. Ein sehr enges und freundschaftliches Verhältnis besteht auch zu der in Brüssel ansässigen, rund 30 deutsche Ritter umfassenden belgischen Subkommende der Johanniter, die sowohl auf gesellschaftlicher Ebene als auch karitativ sehr engagiert ist. Wechselseitig wird zu Veranstaltungen eingeladen, und so durfte ich selbst schon MALTESERWELT WEIT bei den Johannitern über völker- und kirchenrechtliche Aspekte des Malteser-Ordens referieren. Im Frühjahr 2015 organisierten wir unter geistlicher Anleitung eines deutschen Jesuitenpaters vom Jesuit European Social Centre in Brüssel einen Einkehrtag. Das Programm und den Rhythmus unserer Treffen haben wir seit Herbst intensiviert. Wir treffen uns öfter und dies ähnlich den Delegationsabenden in Österreich verstärkt im privaten Kreis. Neben einem Abendimbiss gibt es auch Referate zu glaubens- bzw. religionsbezogenen Themen und vertiefende spirituelle Impulse. Hausmessen, wie die zuletzt von Msgr. Feulner zelebrierte, die gemeinsame Vesper oder Komplet runden dies so oft wie möglich ab. Ferner sind ein Besuch in der Nuntiatur, ein gemeinsames Treffen mit den Johannitern mit einem Vortrag über die Beziehungen der EU zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften und der Besuch eines von den Johannitern organisierten Benefizkonzerts geplant. Deutschsprachige Ordensmitglieder, die einen längeren oder kürzeren Aufenthalt in Brüssel planen, sind herzlich willkommen und eingeladen, sich bei uns zu melden. ([email protected]) Was zählt, ist Nähe. Nur Wer eiNfühlsam ist, kaNN aNdere versteheN uNd uNterstützeN. DIE MALTESER 3–4/2015 www.erstebank.at www.sparkasse.at 53 Besuchen Sie uns auf: facebook.com erstebank.sparkasse GELESENEMPFOHLEN FILMPROJEKT ACHTSAM UND DANKBAR LEBEN Von Brigitte Kwizda-Gredler und Hans Fuchs In dem von den Autoren gestalteten Film erzählen 28 Menschen über ihren ganz persönlichen Weg in Sachen „Achtsam und dankbar leben“. Aus ganz unterschiedlichen Lebensumfeldern kommend, besitzen sie die Gabe, die Essenz ihres Lebens für uns erlebbar zu machen und uns zum Staunen zu bringen. Sie leben in einer Haltung der Anerkennung der Würde und Stärken jedes einzelnen Menschen, richten sich nach dem Geheimnis des Lebens aus, schauen hin, wo es brennt, und unternehmen etwas gegen die Not. Ohne Furcht überschreiten sie dabei die Brücke von Mensch zu Mensch. Sie erzählen über ihre Ordnungsmodelle im Alltag, wie es ihnen gelingt, im HIER und JETZT lebendig zu sein, und wie die Freude des Herzens überfließen kann in einen großen Raum des Glücks und Friedens. „... Wo Herz zu Herz spricht, da ist Dankbarkeit. Wo Herz zu Herz spricht, da ist Heilung“, sagt Br. David SteindlRast im Film. Zu den Mitwirkenden im Film Unsere Dialogpartnerinnen und Dialogpartner sind nicht als VOR-Bilder für einen nachzuahmenden Weg zu verstehen, sondern als Mut-Macher für ein bewusstes MATHILDA UND HANNIBAL EIN NEUES KINDERBUCH, ILLUSTRIERT VOM SALZBURGER MUNDMALER THOMAS PEZESHKI In diesem Herbst ist im Verlag der österreichischen mund- und fußmalenden Künstler erstmals ein Buch für Kinder von zwei bis sechs Jahren erschienen. „Mathilda und Hannibal. Die Rettung durch den Adler“ wurde vom Salzburger Mundmaler Thomas Pezeshki wunderschön illustriert, der Text zum Buch stammt von Bernhard Jany. „Natürlich habe mich sehr gefreut, als der Verlag mit dem Projekt des Kinderbuches auf mich zugekommen ist. Für mich war es eine ganz besondere Premiere. Allein die Vorarbeiten waren schon sehr intensiv: Ich musste mich ja sowohl mit der Geschichte als auch mit jeder ein- 54 DIE MALTESER 3–4/2015 zelnen Figur gründlich auseinandersetzen: Wie können Maus, Igel und die anderen Tiere aussehen? Und wie sollen letztendlich die Bilder in einer Gesamtkomposition, in einem Guss über mehrere Seiten aufgehen? Wir haben es ja nicht mit einzelnen Landschafts- oder Portraitbildern zu tun. Ja – es war ein herausfordernder Prozess, der mir aber unglaublichen Spaß gemacht hat“, schildert Thomas Pezeshki seine monatelange Arbeit. „Das Kinderbuch soll vor allem zum Schmunzeln einladen. Aber gleichzeitig war es mein Ziel, den Kindern auf einfache Art und Weise eine gewisse Achtsamkeit nahezubringen“, skizziert der Autor Bernhard Jany die Idee GELESENEMPFOHLEN und verantwortliches Leben. Sie alle sind gleichwürdige und glaubwürdige Botschafter des Übungsweges „Achtsam und Dankbar leben“, sind Akteure des Wandels, Lebenskünstler und herzensgebildet. „... Und ich glaube, bei allem was mir genommen wurde, wurde mir so viel mehr schon in diesem Moment zurückgeschenkt. Die Sehnsucht, spüren zu dürfen, zu spüren, wo brennt’s? was vermiss’ ich eigentlich – heißt ja auch, was liebe ich, was ist mir wichtig, was such’ ich auch wieder? Wenn man Sehnsucht spürt, dann hat man schon wieder eine Richtung, wo man weitersuchen kann. Auch nach oben, auch in den Himmel, Beziehung zu Gestorbenen ...“, so Barbara Pachl-Eberhart, Autorin. Zu Film und Filmskript mit den Herzensdialogen in voller Länge Das Filmprojekt besteht aus einer DVD (mit einer Spieldauer von 120 min) und dem Filmskript mit den Dialoggesprächen in voller Länge sowie den Erläuterungen zu Film & Skript (215 Seiten). Die Medien können auch im Unterricht, in Kursen, Ausbildungslehrgängen etc. eingesetzt werden. Es empfiehlt sich, die in sich geschlossenen vier Kapitel der DVD einzeln anzuschauen und im Anschluss darüber zu reflektieren. Auch lassen sich verschiedene Übungen zum Themenkreis, Wertschätzungs- und Dankbarkeitsrituale, Meditation, Gehen in Stille, gemeinsames Singen u. v. m. nach Belieben einbauen. DVD & Filmskript sind ein Non-Profit-Projekt aus privater Initiative der Autoren. Der Erlös aus dem Verkauf der Medien geht zu 100 Prozent an das Europakloster Gut Aich und den Verein Europäische Klosterheilkunde Gut Aich in St. Gilgen. Bezug über die Wirtschaftsbetriebe Kloster Gut Aich. E-Mail: [email protected] oder telefonisch unter 0043 6227 231 852 oder schriftlich: Aich 3, A-5340 St. Gilgen. Der Trailer zur DVD „Erfülltes Leben – wenn die Schale überfließt“ ist auf YouTube abrufbar. hinter der Geschichte, in der die Maus Mathilda und der Igel Hannibal schlecht ausgerüstet und allen Warnungen zum Trotz auf einen Berg wandern, um auf dem Gipfel einen Schneemann zu bauen. „Natürlich geht das Vorlese- oder Leseabenteuer für die beiden Hauptdarsteller letztendlich gut aus. Und vielleicht ist das Interesse am Büchlein so groß, dass Thomas eine weitere Geschichte illustriert. Die eine oder andere Idee gibt es schon“, so Bernhard Jany abschließend. Das Buch ist beim Verlag der mund- und fußmalenden Künstler zum Preis von 9,00 € erhältlich (u. a. http://www.mfka. org/produktshop/produkte-für-kinder/kinderbücher/). DIE MALTESER 3–4/2015 55 GELESENEMPFOHLEN DIE „WARE KIND“ Von Philippine Jakobljevich In einem erschütternden Bericht beschreibt die Autorin Eva Maria Bachinger die Machenschaften von Ärzten und Konzernen rund um die „Ware Kind“. Schonungslos deckt sie Zahlen und Fakten auf und lässt einen begreifen, wie weit der Mensch mittlerweile imstande ist, ohne jegliche Skrupel in Gottes Schöpfungswerk einzugreifen. „Mein Bauch gehört mir!“ – so das allseits bekannte Credo. In-Vitro-Fertilisation (IVF), Präimplantations-Diagnostik (PID), Eizellen- sowie Samenspende, Leihmutterschaft etc. Alles ist machbar, es wird produziert und vernichtet auf Kosten der Frauen, die meistens gar nicht wissen, worauf sie sich einlassen. In der modernen Gesellschaft steigt der soziale Druck auf Frauen immer mehr. Einerseits steht zumeist der berufliche Erfolg an erster Stelle, andererseits wird von ihnen aber auch erwartet, Kinder zu gebären, denn nur dann „sind sie richtige Frauen“ – schließlich liegt das ja in ihrer Natur. Die Maßstäbe sind hochgeschraubt, erst wenn sie ihnen entsprechen, gelten sie als erfolgreich. Oft ist da aber bereits die „biologische Uhr“ am Ticken, und Unfruchtbarkeit wird als Kränkung des Selbstwertgefühls bewertet. Da muss dann eben die Medizin nachhelfen und zu der „Ware Kind“ verhelfen. Bezeichnend auch, dass sich der frühere Begriff von „Fertilitätsklinik“ in „Kinderwunschklinik“ gewandelt hat. An Argumenten fehlt es den Befürwortern der Reproduktionsmedizin nicht. Da müssen sogar das Alte und Neue Testament zur Legitimation der Leihmutterschaft herhalten. Denn Sara und Rahel hätten Leihmütter gehabt, ihre Dienstmägde Bilha und Hagar. Maria wäre ebenfalls eine gewesen: für Gott, der Jesus durch sie austragen ließ; Josef sei der soziale Vater, der heilige Geist der Samenspender! Embryonen werden im Akkord hergestellt – laut Befürwortern ein „Zellhaufen“, der bis zur 12. Schwanger- 56 DIE MALTESER 3–4/2015 schaftswoche ohne Strafe getötet werden darf. Blickt allerdings ein Paar auf den Embryo auf dem Bildschirm des Arztes, aus dem das heiß ersehnte Kind werden soll, wird er kostbar. Der verschmähte „Zellhaufen“ schafft es innerhalb kurzer Zeit zum ehrbaren Status eines Patienten. Er wird bestaunt, fotografiert und untersucht. In Deutschland gibt es bereits geschätzte 100.000 Kinder (in Österreich demgemäß wohl über 10.000), die aus Samenspenden entstanden sind – also alles potenzielle Halbgeschwister! Wie verhindert man da ungewollten Inzest? Muss man erst vor jeder neuen Partnerschaft einen Bluttest vornehmen lassen? Ein berührendes Buch, das nachdenklich und zugleich traurig stimmt. Eva Maria Bachinger, Kind auf Bestellung, Ein Plädoyer für klare Grenzen, Deuticke Verlag, Wien 2015, 256 Seiten, ISBN 978-3-552-06296-2, EUR 20,50 GELESENEMPFOHLEN ABENTEUERLICHE FLUCHT Percy Pachta-R ayhofen „Heimreise“ mit Hindernissen NKT EDITION DOPPELPU Neben vielen bewegenden Berichten über den Überlebenskampf der Zivilbevölkerung nach dem Zusammenbruch der Fronten im 2. Weltkrieg gibt es auch eindrucksvolle Zeugnisse von Soldaten, denen die Flucht aus ihren in Auflösung begriffenen Einheiten oder später aus der Gefangenschaft gelang. Eine besonders authentische und originelle Dokumentation einer illegalen „Heimreise“ liegt nun in Buchform vor: Es ist das Tagebuch von Percy Pachta-Rayhofen, einem langjährigen Mitglied im SMRO und im MHDA, den er als Kommandant auch über mehrere Jahre leitete. Percy Pachta hat seine letzten Einsatztage und seine abenteuerliche Flucht zurück nach Österreich nicht nur verbal beschrieben, sondern – als begabter Zeichner und Maler – auch gleich in eigenhändigen Bildern festgehalten. Percy Pachta-Rayhofen, „Heimreise“ mit Hindernissen, EDITION DOPPELPUNKT, Wien 2015, ISBN: 978-3-85273-207-7, 15 EUR. Erhältlich über den Buchhandel oder bei der Erika Mitterer Gesellschaft (Rainergasse 3, 1040 Wien, Tel./Fax 02243 24565, [email protected] www.erika-mitterer.org) PALMWOCHENENDE 2016 | 18. März – 23. März 2016 Fahrt nach Medjugorje 18. März 2016 abends – 23. März 2016 früher Nachmittag Kosten ca. 270 EUR, incl. Busreise und Hotel mit Vollpension DIE MALTESER 3–4/2015 Anmeldung bei Andrea Czernin-Kinsky: [email protected] 57 GELESENEMPFOHLEN WIR LEGEN UNSERN LESERINNEN UND LESERN GLEICH DREI WERKE AUS DER FEDER VON UNIV.-PROF. DR. BERNHARD KÖRNER, BEREICHSSEELSORGER DES MHDA STEIERMARK, ANS HERZ: GUTE GRÜNDE FÜR EIN LEBEN IN DER KIRCHE Dieses Buch will denen den Rücken stärken, die sich in der Kirche engagieren: Pfarrern und ReligionslehrerInnen, PastoralassistentInnen, Diakonen, PfarrgemeinderätInnen, den vielen Ehrenamtlichen in Pfarren und Gruppierungen sowie Vätern und Müttern, die den Glauben an ihre Kinder weitergeben wollen. Es beginnt mit einer gründlichen Analyse der Situation der Kirche und zeigt dann mit vielen Beispielen das Wesen von Kirche-Sein und Kirche-Leben auf: Gemeinschaft und Sinnfindung, Spiritualität und Kontemplation auch mitten in den Städten, Solidarität und Dienst an den Armen, Engagement für Werte und die Möglichkeit, Wege aus Schuld und Sünde zu finden. Der Autor geht auch auf die so genannten „heißen Eisen“ der aktuellen Kirchendiskussionen ein. Er zeigt Hintergründe auf, erklärt Zusammenhänge und skizziert mögliche Lösungen. Bernhard Körner, Gute Gründe für ein Leben in der Kirche, Tyrolia Verlag, Innsbruck 2012, 176 Seiten, ISBN 978-3-7022-3170-5, 12,95 EUR GLAUBEN LEBEN – THEOLOGIE STUDIEREN Dein Glaube – die Theologie – die Kirche. Mit diesen drei Fahnenstangen könnte man das Spielfeld abstecken, auf dem du das Abenteuerspiel „Theologie studieren“ spielen wirst. Kein Zweifel: Mit ihren Fragestellungen reicht die Theologie auch bis in die persönlichsten Bereiche deines Lebens herein. Dieses Buch wird dir Orientierung geben, welche Möglichkeiten dir offenstehen, welche Herausforderungen dich erwarten und welche Spielregeln dabei zu beachten sind. Denn es gibt so etwas wie ein „Handwerk“ des Theologen und der Theologin, das man/ frau erlernen muss. So werden dich auch gelegentliche Fouls nicht aus der Bahn werfen. Wie der traditionelle Glaube mit modernen Fragestellungen zusammengeht – und zwar nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch im persönlichen, spirituellen Leben –, ist ein Themenfeld, das nicht nur dich noch lange beschäftigen wird, sondern jeden Christen und jede Christin bewegt. Bernhard Körner; Christa Baich; Christine Klimann, Glauben leben – Theologie studieren, Tyrolia Verlag, Innsbruck 2008, 224 Seiten, ISBN 978-3-7022-2960-3, 7,95 EUR 58 DIE MALTESER 3–4/2015 TAGEBUCH MALTESER BEIM REQUIEM FÜR ALTERZBISCHOF GEORG EDER GOTTES GEGENWART Bernhard Körner legt hier eine meditativ behutsame Hinführung zum zentralen Sakrament der Eucharistie vor. Dabei zeigt sich, dass dieses Sakrament auch heute noch zum Schlüssel für unsere Lebenssituationen werden kann, ja dass es Antworten auf unsere existenziellen Bedürfnisse und Sehnsüchte weiß. In seine Überlegungen bezieht der Autor die Ansätze von Theologen (Augustinus, H. U. von Balthasar, Karl Rahner, Pierre Teilhard de Chardin) ebenso mit ein wie die Zugänge zeitgenössischer Denker (George Steiner, Peter Handke, Simone Weil) und spiritueller Autoren (Paul Gauthier, Klaus Hemmerle). Inmitten einer hektischen und haltlosen Welt eröffnet sich im unscheinbaren Brot der Eucharistie ein Raum des Innehaltens und der tiefen Begegnung mit Gott und den Mitmenschen. Die Eucharistie verstehen und ihrem Geheimnis begegnen – ein leicht verständlicher „Reiseführer“ zum Zentrum des katholischen Glaubens. Bernhard Körner, Gottes Gegenwart, Tyrolia Verlag, Innsbruck 2005, 208 Seiten, ISBN 978-3-7022-2657-2, 17,90 EUR Dr. Georg Eder, von 1989 bis 2003 Erzbischof von Salzburg, verstarb am 19. September 2015 im 87. Lebensjahr in seiner Heimatgemeinde Mattsee. Am 26. September 2015 wurde er im Rahmen eines feierlichen Requiems in der Domkrypta beigesetzt. Ein Team der Salzburger Malteser versah im übervollen Salzburger Dom Ambulanzdienst. Das Requiem, an dem auch eine Delegation des SMRO teilnahm, zelebrierte Erzbischof Franz Lackner. Zu den Trauerfeierlichkeiten waren unter anderem Eders Nachfolger im Amt, Alterzbischof Alois Kothgasser, der Tiroler Bischof Manfred Scheuer, der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der oberösterreichische Bischof Ludwig Schwarz, die Altbischöfe Maximilian Aichern und Egon Kapellari sowie der emeritierte Münchener Erzbischof Kardinal Friedrich Wetter gekommen. DIE MALTESER 3–4/2015 59 TAGEBUCH 15. GESELLSCHAFTSABEND DER MALTESER IN GRAZ Am 21. November fand wie schon in den vergangenen Jahren wieder der stimmungsvolle Benefizabend zugunsten der Arbeit der steirischen Malteser in der Aula der alten Universität in Graz statt. Der Abend war einmal mehr ein voller Erfolg und auch wieder Treffpunkt politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prominenz im wunderschönen historischen Ambiente des Barocksaals der ehemaligen Jesuiten-Universität. Die 15. Ausgabe des Balls präsentierte sich mit einem runderneuerten Programm. Vor dem traditionellen gesetzten Diner wurde der Abend erstmals mit einer Kinderpolonaise eröffnet. Im Anschluss an das Essen konnte je nach Geschmack zwischen klassischer Ballmusik oder heißen Rhythmen in der Disco gewählt und bis in die Früh gefeiert werden. SALZBURG NEUE BEREICHSLEITUNG BEIM SOMMERFEST VORGESTELLT Im Garten von Schloss Arenberg in der Stadt Salzburg hatten sich im Juli 2015 wieder viele Betreute und Gäste eingefunden, um nach einer Hl. Messe das traditionelle Sommerfest der Salzburger Malteser zu feiern. Der Anlass wurde auch gleich für die offizielle Übergabe der Bereichsleitung genutzt: Dr. Elisabeth Hintner und ihr Stellvertreter Dr. Josef Mayer übernahmen die Leitung des MHDA Salzburg von Stefan Jordis (rechts im Bild) und Johannes Hummer (links im Bild). OFFIZIELLER BESUCH DES UNO-DIREKTORS Die Fahne der UNO wehte am 27. Oktober 2015 über dem Magistralpalast des SMRO in Rom anlässlich des offiziellen Besuchs des Generaldirektors des Büros der Vereinten Nationen in Wien, S. Exz. Yuri Fedotov, bei Großmeister Fra’ Matthew Festing. Anwesend war neben Großkanzler Albrecht Freiherr von Boeselager auch der Botschafter des Ordens bei den Vereinten Nationen, der IAEA und den internationalen Organisationen in Wien, KR Prof. Günther Granser. 60 DIE MALTESER 3–4/2015 TAGEBUCH „O, DU MEIN ÖSTERREICH“ BENEFIZABEND MIT KAMMERSCHAUSPIELER JOSEF LORENZ Von Angela Thierry denheit mit dem Malteser-Orden lag, am hervorragenden Talent von Josef Lorenz oder an beidem, kann niemand ganz genau sagen. Das Resultat war letzten Endes ausschlaggebend, denn es war ein ganz besonders vergnüglicher Abend, der beim Publikum Lach- und Begeisterungsstürme hervorrief. Um notwendige Hilfen für den Alltag der vom Malteser Betreuungsdienst (MBD) umsorgten Menschen gewährleisten zu können, veranstaltete dessen Leiterin Angela Thierry am 26. September auch heuer wieder im Haus Hofmannsthal einen Abend mit einem profilierten Künstler des Wiener Kulturbetriebs: Kammerschauspieler Josef Lorenz, dessen Vater Willy Lorenz selbst Malteser-Ritter gewesen war und die letzten Jahre seines Lebens sogar im „Haus Malta“ verbracht hatte. Ob es an dieser Verbun- Lorenz rezitierte Texte von Anton Kuh, Friedrich Torberg und Arthur Schnitzler, die er seinem Publikum wie kein Anderer nahebringen konnte. Virtuose Wechsel in der Stimmlage, in Gestik und Rhetorik waren der Garant für Lachsalven und große Begeisterung beim Publikum. Der Spruch „Tu Gutes und sprich darüber“ kann bei den Benefiz-Veranstaltungen des MBD wohl abgeändert werden in: „Tu Gutes und freu Dich selbst darüber.“ BENEFIZABEND IM SCHLOSS KOBERSDORF Von Moritz Schuschnigg Liebhaber von Komödien kamen am 9. und 10. Oktober 2015 auf ihre Kosten – und das alles für einen guten Zweck. Der Benefizabend des MHDA Burgenland und des MAKD im Renaissanceschloss Kobersdorf wartete heuer mit einem besonderen Programm auf: In der Komödie „Wir saufen uns nicht zu Tode“ von Michael Korth geht es um Österreichs Droge Nr. 1., den Fluch und Segen des Alkohols und eine ungewöhnliche Behandlungsmethode gegen Alkoholismus. Das Stück für drei Schauspieler – Lisa Stern, Alexander Strömer und Michael Reiter – wurde unter der Regie von Werner Prinz und der Produktionsleitung von Erich Uiberlacker szenisch aufgeführt. „Eine großartige, wortwitzreiche Komödie über Fluch und Segen des Alkohols“, urteilte Marina Watteck vom ORF. Abgerundet wurde der Abend durch eine Fotoausstellung über das Burgenland, in der Werke des Prager Fotoschülers Herbert Herdits zu besichtigen und käuflich zu erwerben waren. Die Benefizveranstaltung stand unter dem Ehrenschutz von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics, Prokurator Norbert SalburgFalkenstein, Landeshauptmann Hans Niessl und Landesrat Norbert Darabos. Der Reinerlös der Charity-Veranstaltung kam zur Gänze der Arbeit der Malteser im Burgenland zugute. DIE MALTESER 3–4/2015 61 TAGEBUCH AUSZEICHNUNGEN Außerdem wurde in Anerkennung langjähriger Unterstützung durch Bereichsleiter Lukas Krupitza die Verdienstmedaille des MHDA in Gold an Gerhard Czappek, Geschäftsführer Samariter-Bund Tirol, und Dir. Thomas Wegmayr, Geschäftsführer des Roten Kreuzes, Landesverband Tirol, sowie die Verdienstmedaille des MHDA in Silber an Ing. Mag. Andreas Hlavac, M.Sc, Obmann der Freiwilligen Rettung Hall, überreicht. Am 3. September konnte der Prokurator des Malteser-Ordens in Österreich, Norbert Salburg-Falkenstein, dem Ersten Präsidenten des Wiener Landtags Prof. Harry Kopietz die von Großmeister Fra‘ Matthew Festing verliehene Auszeichnung des Kommandeurskreuzes „Pro Merito Melitensi“ überreichen. Prof. Kopietz hat sich seit Jahren verdienstvoll für die Malteser in Wien eingesetzt und die Anliegen dieser größten rein ehrenamtlichen Freiwilligenorganisation im Sanitäts- und Rettungsdienst sowie der Behindertenarbeit unterstützt. In Innsbruck konnte Ordensbotschafter Dr. Christoph Fritzen am 6. Oktober 2015 im Beisein des Großkomturs des Malteser-Ordens, Bailli Fra‘ Ludwig Hoffmann-Rumerstein, das Verdienstkreuz mit Wappen „Pro Merito Melitensi“ an Frau Mag. Christine Oppitz-Plörer, Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Innsbruck überreichen. Das Offizierskreuz „Pro Merito Melitensi“ erhielt bei derselben Gelegenheit Herr Dr. Reinhard Neumayr, Präsident des Landesverbandes Tirol des Roten Kreuzes. Die Stadt Innsbruck wie auch das Rote Kreuz Tirol sind seit vielen Jahren wertvolle Unterstützer der Malteser. Diese gegenseitige Wertschätzung sollte nun auch ein sichtbares Zeichen des Dankes und der Anerkennung vonseiten der Malteser betonen. In der Steiermark erhielt Mag. Michaela Drexel, Leiterin Qualitäts-, Risiko und Beschwerdemanagement im Krankenhaus der Elisabethinen in Graz, für ihre langjährige Unterstützung der Malteser im Rahmen der Ausbildung die Verdienstmedaille des MHDA in Silber. Ebenfalls die Verdienstmedaille des MHDA in Silber erhielt Huberta Bertolini-Pott für ihre umfangreiche Unterstützung bei der Vorbereitung des Romzuges 2015. Dipl.-Ing. Johannes Bucher, Präsident der Johanniter Unfall-Hilfe in Österreich, wurde am 21. Oktober durch Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein mit dem Offizierskreuz „Pro Merito Melitensi“ ausgezeichnet. Die Johanniter gehören seit vielen Jahren zu den engsten Partnern der Malteser. Mit dieser Auszeichnung soll die gemeinsame Arbeit unter dem achtspitzigen Kreuz besonders gewürdigt und die enge, freundschaftliche Verbindung der beiden Hilfsorganisationen unterstrichen werden. Ebenfalls das Offizierskreuz „Pro Merito Melitensi“ erhielt Bruno Wögerer, Präsident des Landesverbandes Burgenland des Roten Kreuzes, zum Dank für die gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung in den letzten Jahren wie auch gerade jetzt im Rahmen der Flüchtlingshilfe. LASSEN SIE SICH MALEN! Ihr persönliches Portrait. Komfortabel von einem Foto, ohne lange Sitzungen. Der Ausgezeichnete im Bild mit Richard Rella (rechts) Hohe Johanniter-Auszeichnung für Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein Ende Juni 2015 erhielt Prokurator Norbert SalburgFalkenstein vom Herrenmeister des Johanniterordens, S. K. H. Oskar Prinz von Preußen, in der Komturkirche zu Nieder-Weisel das Ehrenritterkreuz des Johanniterordens. Mit dieser äußerst selten verliehenen Auszeichnung wurde das persönliche Engagement des Prokurators in der Zusammenarbeit beider Orden in Österreich gewürdigt, so etwa der Kapazitätsausglich zwischen der Johanniter-UnfallHilfe und dem MHDA, der Einsatz der Johanniter Hilfsgemeinschaft im Haus Malta, der gemeinsame rechtliche Schutz des achtspitzigen Kreuzes und das gemeinsame Vorgehen gegen falsche Orden. Die beachtliche Zahl von 5.000 ehrenamtlichen Dienststunden erreichten im MHDA in den letzten Monaten folgende Mitglieder: Elfi Hofbauer, Florian Leitner, Ursula Oberhauser, Constantin Call, Gregor Zepharovich und Cary Zichy. Alicia de Ibarra, geb. in 1961 in Barcelona, Spanien. Absolventin der Akademie Bellas Artes in Barcelona, arbeitet als freischaffende Malerin mit Schwerpunkt Landschaften und Portraits. Sie ist Tochter eines Malteser-Ritters (s. das von ihr gemalte Bild) und hat zwei Großmeister unter ihren Vorfahren (Raphael Cotoner 1660–1663 und Nicolas Cotoner 1663–1680). Preise: 1.250 EUR (Brustbild, 65 x 54 cm) bis 3.000 EUR (Ganzfigur mit/ohne Füße; 130x97 cm). Versand per Post auf Kosten des Auftraggebers. Telefon +34 696465788 E-Mail [email protected] www.aliciaibarra.com DIE MALTESER 3–4/2015 63 TAGEBUCH KARDINAL CHRISTOPH SCHÖNBORN 20 JAHRE ERZBISCHOF VON WIEN Am 26. September fand im Wiener Stephansdom ein Hochamt zu Ehren von Kardinal Christoph Schönborn statt, der heuer sein 20-jähriges Jubiläum als Erzbischof von Wien beging. Der SMRO konnte dem Erzbischof, der selbst Ordensmitglied ist, mit einer stattlichen Zahl von über 30 Rittern und Damen seine Reverenz erweisen und am Hochamt teilnehmen. MHDA BURGENLAND UND WIEN NACHTRÄGLICHE AUFNAHMEFEIER Einige Mitglieder der diesjährigen burgenländischen Ausbildungsgruppe mussten bei der Aufnahmemesse im Juni in Innsbruck in Abwesenheit aufgenommen werden. Diesen neuen Mitgliedern wurde am 28. Juni die Möglichkeit geboten, die feierliche Abgabe des Treueversprechens persönlich nachzuholen. Zu dieser Feier wurden auch die in Abwesenheit aufgenommenen Wiener Ausbildungsgruppenmitglieder samt Paten und Gruppenleitern eingeladen. Im Rahmen einer von P. Albin Scheuch zelebrierten Hl. Messe in der Wiener Malteserkirche nahm Prokurator Norbert SalburgFalkenstein die Versprechen der Aufgenommenen persönlich entgegen. Olivier Loudon, Kommandant des MHDA, überreichte die schon in Innsbruck geweihten Malteser-Abzeichen. Anschließend lud der Bereich Burgenland zu einem Empfang. WIR TRAUERN UM 21. August 2015 Generaldirektor i. R Anton-Octavian Gassauer-Fleissner. Magistralritter 13. November 2015 Hofrat i. R. Prof. h. c. Dipl. Ing. Dr. Andreas von Séthy Bicskei Langjähriges Mitglied des Kuratoriums des MHDA 21. November 2015 Alexander Glück, MBA Langjähriges Mitglied des MHDA R.I.P. 64 DIE MALTESER 3–4/2015 = TAGEBUCH WIR TRAUERN UM = 8. Oktober 2015 Dr. Philipp Wahl, LL.M Langjähriges Mitglied des MHDA 9. Oktober 2015 Wirklicher Hofrat Dr. Reinhard Kaiser Magistral-Großkreuzritter In seiner aktiven Zeit im MHDA hat Philipp an vielen Hilfseinsätzen teilgenommen. Er war unter anderem 1991 wochenlang im Irak tätig, begleitete Hilfszüge nach Rumänien und Albanien sowie unsere Wahlfahrten nach Israel, Rom und Lourdes. Philipps Leben war geprägt von seinem vielseitigen sozialen Engagement. In seiner Dissertation beschäftigte er sich unter anderem mit den Rechten von Menschen mit Behinderung und fuhr über viele Jahre neben seinem intensiven Beruf wöchentlich den Canisibus. Philipp arbeitete als international tätiger Anwalt in London, von wo aus er auch eine Niederlassung in Moskau leitete. Wir haben Philipp für seinen scharfen Sinn, sein kritisches Denken, seine grenzenlose Neugier für alles Neue und Fremde bewundert. Philipp erkrankte vor zwei Jahren schwer. Mit unglaublicher Zuversicht kämpfte er gegen seine Leukämieerkrankung; nie ein Wort des Klagens. Im 47. Lebensjahr ist Philipp viel zu früh aus unserer Mitte gerissen worden. Unsere Gedanken sind ganz besonders bei seiner Familie, seiner Frau Lully und den drei Kindern Luis, Antonia und Stephanie. In tiefer Freundschaft Peter Mensdorff-Pouilly Mit Dr. Reinhard Kaiser ist am 9. Oktober eines unser ältesten und treuesten Ordens- und Hospitaldienstmitglieder im 95. Lebensjahr zu seinem Herrgott heimgeholt worden. Reinhard Kaiser wurde 1921 in Breslau geboren, studierte nach Kriegsdienst und -gefangenschaft in Wien Medizin und wurde 1955 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Seit Beginn der 1960er Jahre wirkte er aktiv zunächst im Malteser Hilfsdienst Köln, dann im MHDA Wien mit. Er wurde 1967 in den Malteser-Orden aufgenommen und 1987 zum Magistral-Großkreuzritter rangerhöht. Neben seiner intensiven Tätigkeit als Facharzt für Hals, Nasen und Ohren (er selbst witzelte in seinem großartigen Humor, er sei Facharzt für Hals, Nasen und Orden) war er intensiv im MHDA tätig und hat an zahlreichen Wallfahrten teilgenommen, ebenso war er immer wieder beim legendären Sonnenzug aktiv. Durch seine Tätigkätigkeit in der Ärztekammer konnte er den MHDA immer wieder in wichtigen Fragen behilflich sein, so bei der Errichtung des Ärztefunkdienstes 1968, bei der der MHDA eine zentrale Rolle spielte. Reinhard half aber auch im persönlichen Bereich vielen Mitgliedern und deren Angehörigen mit allen seinen Möglichkeiten. Für seine Verdienste hat ihn der Hl. Vater mit dem Großoffizierskreuz des Sylvesterordens ausgezeichnet – einer Auszeichnung, die er ebenso verdient hat wie die vielen anderen Ehrungen, die er im Laufe seines Lebens entgegennehmen konnte. Reinhard Kaiser gehörte seit seiner Gründung 1977 dem Kuratorium des MHDA an und ist erst 2010 altersbedingt ausgeschieden. Orden und Hospitaldienst verlieren in Reinhard Kaiser einen liebenswürdigen, immer hilfsbereiten und humorvollen Freund, einen wirklichen Herrn, der in aller Bescheidenheit Großes geleistet hat. Anton F. Gatnar R.I.P. DIE MALTESER 3–4/2015 65 TERMINE Termine 2015/2016 DEZEMBER 2015 MÄRZ 2016 14/11–23/12 Punschstand Wien-Oper 04–08 Straßensammlung Wien 05–06; 12–13Sammeltage Halbturn 12 Nikolausfeier Tirol 13 Weihnachtsfeiern Wien, Salzburg 19 Bereichsmesse Oberösterreich 24–25 Weihnachtssammlung Salzburg MHDA MHDA MHDA MHDA MHDA MHDA MHDA FEBRUAR 2016 11 12–14 Welttag der Kranken Bundes-Einkehrwochenende Mariazell 12 Benefizkonzert Wien APRIL/MAI 2016 29/04–04/05 Lourdes-Zug 2016 MHDA SMRO/MHDA JUNI 2016 24 Festakt 60 Jahre MHDA MHDA 16–18 SMRO SEPTEMBER 2016 MHDA Familienwallfahrt Mariazell Wiederkehrende Termine Malteserkirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien „Montag bei den Maltesern“ 12.00 Uhr Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr Hl. Messe mit der Johannesgemeinschaft Jeden ersten Montag im Monat, 19.30 Uhr Abkürzungen und Kontaktinfo siehe unten bzw. gegenüberliegende Seite KONTAKT Souveräner Malteser-Ritter-Orden Großpriorat von Österreich DI Richard Steeb T: +43 1 512 72 44 E: [email protected] I: www.malteser.or.at AIDS-Dienst Malteser Teresa Grill T: +43 650 41 61 958 E: [email protected] I: www.aids-dienst-malteser.at Haus Malta Dir. Bogdan Norbert Bercal T: +43 1 597 59 91 E: [email protected] I: www.hausmalta.at Johannesgemeinschaft Mag. Jan Ledóchowski T: +43 1 512 72 44 E: [email protected] I: www.jg-online.at 66 DIE MALTESER 3–4/2015 Malteser Alten- und Krankendienst Dr. Anna Schlanitz-Bolldorf T: +43 676 311 00 32 E: [email protected] I: www.malteser.or.at/werke/makd Malteser Betreuungsdienst Angela Thierry T: +43 1 405 13 49 F: +43 1 402 95 66 E: [email protected] I: www.malteser.or.at/werke/mbd Malteser Care-Ring DGKS Natalie Lottersberger T: +43 1 403 20 52 Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800 (Mo – So 8.00 – 20.00 Uhr) E: [email protected] I: www.malteser-care-ring.at Malteser Hospitaldienst Austria Bundeszentrale Mag. Manuel Weinberger T: +43 1 512 53 95 E: [email protected] I: www.malteser.at Malteser Kinderhilfe DGKS Natalie Lottersberger DGKS Veronika Karner T: +43 7472 98201 E: [email protected] I: www.malteser-kinderhilfe.at Malteser Palliativ-Dienst Univ.-Prof. Dr. Johannes Mlczoch T: +43 1 512 72 44 E: [email protected] I: www.malteser.or.at/werke/mpd Malteser International DI Richard Steeb T: +43 1 512 72 44 E: [email protected] I: www.malteser-international.org ÜBERBLICK DER SOUVERÄNE MALTESER-RITTER-ORDEN UND SEINE WERKE IN ÖSTERREICH Aus einer um 1048 in Jerusalem gegründeten Hospitalbruderschaft hervorgegangen, hat sich der Souveräne Malteser-Ritter-Orden (SMRO) dem Kampf gegen das auch im Malteserkreuz symbolisierte „Achtfache Elend“ verschrieben: Krankheit, Hunger, Schuld, Unglaube, Heimatlosigkeit, Verlassenheit, Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit. Das Großpriorat von Österreich, dem derzeit rund 400 Ordensmitglieder angehören, verfügt über neun Werke, in denen mehr als 1.900 freiwillige ehrenamtliche Helfer sowie Ordensmitglieder mitarbeiten, und stellt im Rahmen der Rumänienund Medikamentenhilfe Hilfsgüter sowie Medikamente für Rumänien und weitere Länder bereit. Das Großpriorat von Österreich ist weiters Mitglied von Malteser International, der für die internationale Katastrophen- und Aufbauhilfe des Ordens verantwortlichen Organisation: MALTESER HOSPITALDIENST AUSTRIA (MHDA) Behindertenbetreuung, Sozialprojekte, Sanitäts- und Rettungsdienste, Katastrophenhilfe www.malteser.at MALTESER ALTEN- UND KRANKENDIENST (MAKD) Betreuung und Pflege behinderter Menschen vornehmlich an Wochenenden www.malteser.or.at/werke/makd AIDS-DIENST MALTESER (ADM) MALTESER BETREUUNGSDIENST (MBD) Unterstützung von HIV-Betroffenen und Aids-Patienten www.aids-dienst-malteser.at Besuch und Unterstützung kranker und einsamer Menschen www.malteser.or.at/werke/mbd JOHANNESGEMEINSCHAFT MALTESER CARE-RING Gemeinschaft junger Menschen – spirituelle und karitative Aktivitäten www.jg-online.at SMRO GROSSPRIORAT VON ÖSTERREICH www.malteser.or.at MALTESER PALLIATIV-DIENST Betreuung sterbenskranker Menschen und deren Angehöriger www.malteser.or.at/werke/mpd Case und Care Management für qualitätvolle Pflege zu Hause www.malteser-care-ring.at HAUS MALTA Seniorensitz der Malteser in Wien-Mariahilf www.hausmalta.at MALTESER INTERNATIONAL MALTESER KINDERHILFE Weltweites Werk des Ordens für humanitäre Hilfe für Menschen in Not www.malteser-international.org Palliativ-Wohnhaus für Kinder und Jugendliche www.malteser-kinderhilfe.at DIE MALTESER 3–4/2015 67 Illustration: Percy Pachta-Rayhofen n e t h c a n ih e W e t e n Geseg esern allen unseren L nsteam o ti k a ed R s a d t h sc n ü w M A LT E S E R“ ie „D Souveräner Malteser-Ritter-Orden Großpriorat von Österreich Johannesgasse 2, 1010 Wien Katharina Stögner T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90 [email protected] www.malteser.or.at MALTESER Hospitaldienst Austria Bundeszentrale Johannesgasse 2, 1010 Wien Mag. Manuel Weinberger T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78 [email protected] www.malteser.at 52. Jahrgang Ausgabe 3–4/2015 P.b.b. 11Z038858M 1010 Wien 68 DIE MALTESER 3–4/2015
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