B.R.A.I.N. gibt`s jetzt an der Börse

Life Sciences-Magazin I 22. Jahrgang
3/2016
Interview
ISSN 1435-5272 | A 49017
Cevec-Geschäftsführer Frank Ubags
über CAP-Zelllinien,
Partnerschaften und
die Schärfung der
Strategie.
Industrielle Biotechnologie
B.R.A.I.N. gibt’s jetzt
an der Börse
Narkose:
Tabubruch:
LABORWELT:
Paion AG muss Phase III-Studie
in Europa aufgrund zu geringer
Probandenzahl abbrechen
Großbritannien erlaubt erstmals
gezielte Eingriffe in die Keimbahn
menschlicher Embryonen
Digitale Innovationswelle erfasst
das Labor und macht Ergebnisse
genauer, schneller, umfassender
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18.02.2016 13:10:45 Uhr
Brain-Vorstände Eric Marks (COO), Jürgen Eck (CEO) und Georg Kellinghusen (CFO) (von links).
Börsendebüt für Brain:
Nachhaltig erfolgreich
E
s ist ein beachtlicher Erfolg für alle
Beteiligten: Trotz der zuletzt widrigen Finanzmarktbedingungen hat die
Brain AG den Sprung an die Börse geschafft.
Insgesamt 3.608.054 Aktien wurden zu einem Stückpreis von 9 Euro an neue Anleger
abgegeben, davon wurden 3.500.000 neue
Aktien aus einer Kapitalerhöhung plaziert.
Weitere 108.054 bestehende Aktien wurden
im Rahmen einer Mehrzuteilung ausgegeben.
Der Ausgabepreis lag zwar am unteren Ende
der ursprünglich avisierten Preisspanne von
9 bis 12 Euro, aber das Orderbuch war sogar
leicht überzeichnet, heißt es vom Unternehmen. Insgesamt konnte der BioökonomiePionier aus dem hessischen Zwingenberg
bei seinem Börsendebüt rund 31,5 Mio. Euro
einsammeln. Diese Mittel sollen nach Abzug
der Emissionskosten im Wesentlichen für die
Produktentwicklung sowie den verstärkten
Vertrieb eigener Produkte, darunter Enzyme,
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Mikroorganismen und bioaktive Naturstoffe,
verwendet werden. „Unsere Pipeline an biobasierten Lösungen, die industrielle Prozesse
und Produkte nachhaltiger, effizienter, natürlicher und gesünder machen, ist mit aktuell 15
Programmen gut gefüllt. Diese werden wir mit
den Mitteln aus dem Börsengang konsequent
weiterentwickeln“, so Jürgen Eck, Vorstandsvorsitzender von Brain.
Aktie notiert über Ausgabepreis
Die Begleitumstände für den Börsengang
waren alles andere als rosig: Am Tag vor der
Erstnotiz war der Leitindex Dax erstmals seit
Oktober 2014 wieder unter die psychologisch
wichtige Marke von 9.000 Punkten gerutscht.
„Zwischen unserer Ankündigung zum Börsengang und dem Schließen des Orderbuches ist der Dax um mehr als 9% gefallen“
berichtet Eck. Die Volatilität, abgebildet durch
den VDax, hat mit einem Niveau von mehr als
30 Punkten gegenüber der Zeit am Ende des
Jahres 2015 ebenfalls deutlich zugelegt, so
dass Börseneinführungen bei den meisten Investmentbankern als schwierig oder unmöglich galten. Trotzdem: Beim Handelsbeginn
der Brain-Aktien an der Frankfurter Wertpapierbörse wurde der erste Kurs mit 9,15 Euro
dann deutlich über Ausgabepreis gestellt.
Auch wenn die Notierung im weiteren Handelsverlauf kurzzeitig unter die 9-Euro-Marke
sank, scheint sie sich inzwischen in Regionen
oberhalb des Ausgabepreises festgesetzt zu
haben. „Der Erfolg zeigt die Stärke des Themas Bioökonomie“, ist sich Brain-Chef Eck
sicher. Auch die MIG-Fonds, einer der größten
Brain-Aktionäre, sind von einer langfristig positiven Entwicklung überzeugt. „Wir glauben
an das Potential der Brain AG. Wenn das Unternehmen seine Wachstumspläne umsetzt,
wird der Kurs weiter steigen“, sagt Matthias
Abb.: Luise Böttcher, Archiv BRAIN AG
IPO Der erste Börsengang des Jahres und das erste Börsendebüt eines BioökonomiePioniers an der Frankfurter Wertpapierbörse verliefen erfolgreich.
Itranskript I Nr. 3 I 22. Jahrgang 2016
19.02.2016 12:33:43 Uhr
Titel – Brain-Börsengang
Kromayer, der die Life-Sciences-Investments
bei einem der aktivsten Wagniskapitalinvestoren Deutschlands betreut.
Hohe Beteiligung von
Privatinvestoren
Zwei Faktoren könnten Brain dabei zugute
kommen. Zum einen die breite Beteiligung
von Privatanlegern. Sie haben etwa 19%
des Plazierungsvolumens gezeichnet. Die
Aufträge seien dabei ungefähr jeweils zur
Hälfte über das Xetra-Zeichnungstool beziehungsweise die von der Brain AG vor allem
für Mitarbeiter und MIG-Investoren zur Verfügung gestellte Ordermöglichkeit eingetroffen,
heißt es dazu aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen. „Diese Vertriebswege kommen
bei IPOs in Deutschland nur sehr selten zum
Einsatz, da sie aus den Überlegungen der
großen Investmentbanken – sei es aus rechtlicher oder aus ökonomischer Vorsicht oder
durch Unkenntnis ihrer Vorteile für eine stabile und preiselastischere Aktionärsbasis – verschwunden sind“, urteilt Wolfgang Blättchen,
Gründer und Gesellschafter der Blättchen
Financial Advisory GmbH in der BÖRSENZEITUNG. Während die Amerikaner Privatanlegerquoten von mehr als 20% anstreben würden,
seien es bei den Franzosen und Engländern
eher 10%. „In Deutschland verkündeten die
Banken bei Zalando 2% – und das war wahrscheinlich schon vergleichsweise ungewöhnlich hoch“, so Blättchen, der den hessischen
Bioökonomie-Spezialisten bei der Einbindung
der Retail-Investoren beriet.
Brain-Chef Eck ist davon überzeugt, dass
die breite Investorenbasis dem Unternehmen
zusätzliche Sicherheit verschafft. „Die Aktie
ist so weniger abhängig von technischen
Marktmechanismen. Privatinvestoren schauen in der Regel genau auf das Unternehmen
und weniger auf Chartanalysen.“ Zudem
könnte diese Anlegerklasse für einen liquiden
Handel der Aktie sorgen.
Abb.: Oddo Seydler Bank
Vor allem Generalisten griffen zu
Der zweite Faktor, der Brain an der Börse
zugutekommen könnte, ist die Sektorklassifizierung. Zwar handelt es sich bei den
Südhessenn um ein reinrassiges dediziertes
Biotech-Unternehmen. Gleichwohl sind die
großen digitalen Forschungsrisiken und die
extrem langen Entwicklungszeiten klassischer
Roter-Biotechnologie-Unternehmen dem Bioökonomie-Spezialisten fremd. Die Kunden, die
Enzyme, Naturstoffe oder Mikroorganismen
von Brain einsetzen, stammen beispielsweise
aus der Chemie- und Konsumgüterindustrie
Itranskript I Nr. 3 I 22. Jahrgang 2016
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Kommentar Bioökonomie hat
Potential – nun auch an der Börse
Der Börsengang der Brain AG hat gezeigt,
dass auch in schwierigen Marktphasen der
Weg aufs Börsenparkett möglich ist. Dazu
müssen allerdings mehrere Voraussetzungen
gegeben sein: eine intensive Vorbereitung, ein
überzeugender IPO-Kandidat mit attraktiver
Equity-Story und die vertrauensvolle Kooperation zwischen dem Unternehmen und der
den IPO begleitenden Bank. Auf Bankenseite gibt es drei Schlüsselbereiche: Corporate
Finance, Research und Distribution. Schon
Monate vor dem geplanten Termin des Börsengang ist es wichtig, das Management des
Unternehmens auf den kommenden Prozess
vorzubereiten und erste Einzelgespräche mit
potentiellen Qualitätsinvestoren zu führen.
Dabei zahlt es sich aus, Experten mit ein- Sven Kapell, Managing Director
schlägiger Industrie-Expertise im Corporate Oddo Seydler Bank AG
Finance Team zu haben.
Entscheidend für diese Informationsgespräche, im Fachjargon als Pilot Fishing bezeichnet, ist es, den richtigen Mix aus Spezialisten und Generalisten zu finden. Nur so
lässt sich ein begründetes, belastbares Gefühl für den Markt entwickeln. Im persönlichen
Austausch gilt es, auf das Feedback der Investoren zu achten, zuzuhören, was sie interessiert, wo sie die entscheidenden Bewertungskriterien sehen. Anhand dieser Informationen verfeinern Bank und Unternehmen gemeinsam die Equity-Story. Der frühe Kontakt zu
den Investoren maximiert die Transparenz und die Transaktionssicherheit.
Während im Bereich der Roten Biotechnologie Investoren überwiegend Spezialisten sind
und über einen hohen Grad Expertenwissen verfügen, können für Investitionen in Weiße
Biotechnologie wie bei Brain auch stärker Generalisten angesprochen werden. Das Segment Bioökonomie gilt dort zu Recht als Branche mit überdurchschnittlichem Potential.
Die stattliche Zahl von Retail-Investoren beim Brain-Börsengang ist ein guter Beleg. Beide
Investorengruppen, Spezialisten wie Generalisten, stellen unterschiedliche Anforderungen
an das Management wie an die Bank. Im Austausch mit Spezialisten war es hilfreich, bei
Oddo Seydler Wissenschaftler aus dem Sektor, unter anderem einen promovierten Biochemiker, im Team Distribution zu haben – man spricht die gleiche Sprache.
Eine wichtige Rolle innerhalb des Prozesses kommt dem Bereich Research zu: Die
Analysten der Bank erstellen einen in die Tiefe gehenden Report über das Unternehmen
und lassen ihn einer Vielzahl Investoren zukommen. Im Falle des Brain-IPO waren das
rund 1.200 institutionelle Investoren europaweit. Anschließend folgten viele Gespräche
zwischen Analysten und Investoren, in denen der Report und das Unternehmen erläutert
wurden – die sogenannte Investor Education. Die Reputation der Analysten bei Oddo
Seydler trug wesentlich zum Gelingen des Börsengangs bei. Denn im Bereich Healthcare/Biotech zählt das Research des Hauses zu den führenden in Europa und wurde
mehrfach ausgezeichnet. Die Ergebnisse der Analyse besitzen entsprechend hohe Glaubwürdigkeit im Markt.
Während der Angebotsphase traf das Brain-Management im Rahmen einer Roadshow
rund 100 Investoren in neun europäischen Finanzzentren zu Einzelgesprächen oder in
Gruppenpräsentationen. Die Festlegung des Plans für die Roadshow und die Auswahl
der Zielinvestoren erfolgt erst spät, um Erkenntnisse aus Pilot Fishing und Investor Education optimal berücksichtigen zu können.
Fazit: Volatile Märkte sind kein Grund für gut vorbereitete Qualitätsunternehmen, nicht
an die Börse zu gehen. Das belegt der Brain-Börsengang. Er zeigt auch, dass sich die
Investorenbasis in Europa für Biotech – für Rote, wie für Weiße – entwickelt hat. Frankfurt
zählt heute wieder mit Recht zu den interessanten Börsenplätzen.
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Titel – Brain-Börsengang
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Stark diversifizierte Geschäftsfelder
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innerhalb einer weiteren Wachstums- und Industrialisierungsstrategie darzustellen. „Uns
ist wichtig, dem Kapitalmarkt zu zeigen, dass
wir in der Lage sind, zusammen mit unseren
Partnern ein Unternehmen aufzubauen, das
vom Kapitalmarkt eine glaubwürdige, belastbare, stabile Bewertung erhält“, betont auch
MIG-Vorstand Kromayer. Für den Wagniskapitalgeber in München ist es der erste IPO
eines Portfolio-Unternehmens. Und zumindest bisher scheint der Kursverlauf darauf
hinzudeuten, dass es gelungen ist, vor allem
langfristige Investoren einzubinden.
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Naturstoffe
Enzyme
Mikroorganismen
© BIOCOM
Entwicklungsprogramm von Brain (Angaben laut Wertpapierprospekt)
(siehe Zeitstrahl). Dementsprechend ordnete die Deutsche Börse die Aktien der Brain
AG in den Subsektor Spezialchemie ein. Das
hat offenbar auch Folgen für die Investorenbasis: „Wir haben einen sehr großen Anteil
generalistischer Investoren, die sich vor allem mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und so den Weg in die Bioökonomie
gefunden haben. Klassische Pharma- oder
Biotechnologie-Investoren spielen hingegen
nur eine kleinere Rolle“, berichtet Eck.
Finanzierungsereignis statt Exit
Von Beginn an haben die Bioökonomie-Spezialisten aus Zwingenberg Wert darauf gelegt, den IPO nicht als Exit-Ereignis für Großaktionäre, sondern als Finanzierungsereignis
ZEITSTRAHL BRAIN AG
Vor allem Privatanleger orientieren sich bei
einer Investition häufig an vergleichbaren
Firmen. Wer Mercedes-Aktien kauft, schaut,
wie es bei BMW oder VW läuft. Bei Brain
dürften solcherlei Vergleiche schwieriger
werden. Der eigenen Industrialisierungsstrategie folgend ist das Unternehmen mit seinen Kernangeboten – Enzymen, Naturstoffen, Mikroorganismen – aber in einer Vielzahl
von Märkten unterwegs.
Im Bereich der Biokatalysatoren tritt Brain
gegen Weltkonzerne vom Format Novozymes (Dänemark) und – über das ebenfalls
dänische Tochterunternehmen Danisco –
Dupont an. Beide Großkonzerne scheinen
derzeit aber vor allem mit sich selbst beschäftigt zu sein: Novozymes kündigte erst
im Februar eine völlige Reorganisation seiner
Gruppenstruktur an und Dupont arbeitet an
1999
Etablierung Bioarchiv und Technologieportfolio
Kooperationen (Kooperationspartner – Themenfeld)
Auszeichnungen
Beteiligungen, Übernahmen, Zukäufe, Asset Deals
2000
06/2000 Umfirmierung zu AG
2006
03/06: Degussa – chirale Alkohole
05/06: Schering – Steroid-Wirkstoffe
07/06: Biochance Plus-Förderung
12/06: Finanzierungsrunde 12,5 Mio. Euro
2002
Erste Rahmenverträge mit
Industriekunden
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1993
09/93: Gründung Brain GmbH
1994
5. Januar: Eintrag ins Handelsregister
© BIOCOM AG
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1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
02/05: Henkel – Waschmittelenzyme
09/05: Südzucker – funktionale Zuckerspezialitäten
1996
03/96: Kauf des Technologiecampus in Zwingenberg
09/96: Abschluss der
Renovierungsarbeiten
2007
05/07: Symrise – Kosmetik-Wirkstoffe
Itranskript I Nr. 3 I 22. Jahrgang 2016
18.02.2016 12:27:48 Uhr
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Titel – Brain-Börsengang
einer Megafusion mit dem Chemiekonzern
Dow Chemical. Kleinere Wettbewerber finden sich direkt vor der Haustür: Zum Beispiel
AB Enzymes in Darmstadt oder auch Direvo
Industrial Biotech in Köln. Beide lieferten zuletzt gute Nachrichten: Während die Muttergesellschaft von AB Enzymes, die britische
Associated British Foods, ankündigte, eine
Produktionsanlage seiner deutschen Tochter
in Finnland ausbauen zu wollen, vermeldete
Direvo Fortschritte bei der Entwicklung eines
neuen Biokatalysatoren-Mix für die Bioethanol-Produktion. Im Bereich der technischen
Enzyme arbeitet Brain beispielsweise an
Biokatalysatoren für die Stärke-Prozessierung. Mit sogenannten Aurasen, Enzymen
zur Wundversorgung, will der hessische
Bioökonomie-Spezialist in den kommenden
Jahren den Einstieg in den MedizintechnikMarkt finden.
Bio statt chemischer Prozesse
Den Bereich Naturstoffe hatte Brain erst 2014
durch die Mehrheitsbeteiligung am Potsdamer Unternehmen Analyticon Discovery noch
einmal deutlich gestärkt. Der Wettbewerb in
dem Segment gilt als hart. Neben großen Aroma- und Duftanbietern wie Senomyx, Symrise, International Flavors & Fragrances oder
Givaudan tummeln sich auch zahlreiche Spezialisten in dem Feld, etwa die Imax Discovery GmbH in Dortmund (Geschmacksmodulatoren) oder Pure-Circle (Stevia) aus Malaysia.
In Zwingenberg werden derzeit mehrere Na-
turstoff-Projekte in unterschiedlichsten Bereichen vorangetrieben. Vor allem auf die
Lebensmittel- und Getränkeindustrie zielt die
Entwicklung von Geschmacksmodulatoren,
etwa zur Reduktion des Zucker- oder Salzgehalts. Einen weiteren großen Bereich formen
die „Bio-Substitutes“, mit denen bisherige
chemische Prozesse biologisiert werden sollen. Dazu gehören etwa die Entwicklung von
Naturstoffen mit antimikrobieller Wirkung für
den Einsatz in der Kosmetik- oder Lebensmittelindustrie oder etwa die Entwicklung von
biobasierten Schmierstoffen.
Hinzu kommen die Kosmetik-Aktivitäten
von Brain. Als wichtige Konkurrenten sind
hier – neben den üblichen Großkonzernen
wie L‘Oreal oder Estée Lauder – vor allem
auch Unternehmen ähnlicher Größe zu nennen: Klapp Cosmetics GmbH oder Dr. Babor
GmbH & Co. KG beispielsweise. Über die
Marke Monteil vertreibt Brain eigene Kosmetikprodukte direkt an den Endkunden.
Stärkstes Verkaufsargument der Zwingenberger sind Biotech-Inhaltsstoffe aus eigener
Entwicklung. Insgesamt hat sich die Kosmetikindustrie in den vergangenen Jahrzehnten
mit echten Neuigkeiten schwergetan, monieren nämlich Experten. Noch heute enthielten
Cremes als aktive Komponenten etwa Folsäure oder den Cofaktor Q10 – die bereits in
den 30er beziehungsweise den 50er Jahren
entdeckt wurden. In den Brain-Cremes findet
sich unter anderem ein TRPV1-Inhibitor aus
eigener Herstellung. Dessen Zielmolekül, der
Hitze-Capsaicin-Rezeptor, ist für die Reizung
2011
11/12: Otto von Guericke-Preis
12/12: Autodisplay Biotech – Screeningsystem
2008
2012
02/12: Übernahme Monteil
06/12: Teilnahme Innovationsallianzen Natlife 2020, ZeroCarbFP
08/12: Evonik – Stammentwicklung
11/12: DDC Award
11/12: Finanzierungsrunde 60 Mio. Euro
04/08: Genencor – HT-Enzymexpression
05/08: Clariant – Textilveredelung
07/08: Übernahme genetischer Ressourcen
von Merlion Pharmaceuticals
09/08: Deutscher Umweltpreis
2005
2006
2007
2008
2009
2009
01/09: DSM – Enzymforschung
09/09: Südzucker – funktionelle Kohlenhydrate
10/09: Mehrheitsbeteiligungen: Mekon, LA Schmitt
2010
01/10: RWE Power – CO2 als Rohstoff
07/10: Minderheitsbeteiligung: Enzymicals
10/10: DSM – wasserlösliche Vitamine
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2010
2011
2012
2013
2013
04/13: Hidden Champion Award, Kategorie Nachhaltigkeit
10/13: European Biotechnica Award
der Haut nach Kontakt mit einer Chilli-Schote
verantwortlich. Seine Blockade mindert Hautirritationen, verspricht Brain. Der Einsatz
eines Matrix-Metalloproteinase-Inhibitors
(MMPI) könnte eines Tages den Kampf gegen
die Hautalterung unterstützen.
Mehrere Eisen im Feuer
Das dritte Standbein von Brain bilden die
Mikroorganismen. Zu den Wettbewerbern
in diesem Bereich gehört beispielsweise die
Evolva Holding. Das Schweizer Unternehmen
hat im vergangenen Jahr unter anderem die
fermentativ hergestellten Duftstoffe Nootkaton und Valenzen auf den Markt gebracht.
Die französische Libragen SA ist ebenfalls
auf die mikrobielle Herstellung von Kosmetikinhaltsstoffen spezialisiert. Das US-Unternehmen Amyris setzt auf Mikroorganismen
unter anderem zur Herstellung von biogenen
Treibstoffen, ist aber ebenfalls im Bereich
Nahrungs- und Kosmetikinhaltsstoffe aktiv.
Im hessischen Zwingenberg traut man den
Mikroorganismen noch mehr zu: In wenigen
Jahren könnten spezielle Mikroben einsatzbereit sein, um auf Schürfhalden oder Müllkippen seltene Erden und Edelmetalle aus
Abraum beziehungsweise Abfall herauszulösen. Derzeit dürften die niedrigen Weltmarktpreise einem breiten kommerziellen Einsatz
dieser Mikrokumpel einen Riegel vorschieben, aber Brain hat ja durchaus noch andere
Eisen im Feuer.
[email protected]
2014
02/14: Übernahme Antibitterstoffe-Portfolio von BASF
03/14: Minderheitsbeteiligung: Seltenerden Storkwitz
05/14: Deutsch-französische Allianz Ecometals
07/14: Mehrheitsbeteiligung: Analyticon Discovery
09/14: Fuchs Europe – Schmierstoffe
11/14: Mehrheitsbeteiligung: Weiss Biotech GmbH
2014
2015
2016
2016
6. Januar: Intention to float
20. Januar: Prospekt veröffentlicht
3. Februar: Emissionspreis festgelegt
9. Februar: Erstnotiz Börse Frankfurt
2015
01/15: Emschergenossenschaft – Abwassernutzung
04/15: Diana Pet Food – Geschmackssensorik
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18.02.2016 12:28:16 Uhr
Wir gratulieren der BRAIN AG zur erfolgreichen
Notierung an der Frankfurter Wertpapierbörse
Die BRAIN AG gehört in Europa zu den führenden Unternehmen
der Bioökonomie und nutzt den Werkzeugkasten der Natur und
die Methoden der industriellen Biotechnologie, um Produkte wie
Enzyme, bioaktive Naturstoffe und Produktions- Mikroorganismen herzustellen und zu vermarkten. Als erstes Unternehmen der
Bioökonomie hat es im Februar 2016 erfolgreich die Notierung im
Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse aufgenommen.
BRAIN AG, Zwingenberg – www.brain-biotech.de
Tel.: +49-6251-9331-0 – E-Mail: [email protected]
TECHNOLOGI
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Wir investieren in die Zukunft
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MIG Fonds – www.mig-fonds.de – E-Mail: [email protected]
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