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20 Jahre Oberstufenzentrum Degenau
In der letzten Schulwoche vor den Sommerferien war es im und um
das Oberstufenzentrum Degenau besonders lebendig. Die wohl
farbigste Schulanlage weit und breit ist heuer 20 Jahre alt geworden.
Es wurde gefeiert. Am 14. August 1995 hatten sich die ersten
Oberstufenschülerinnen und -schüler von Jonschwil und Schwarzenbach gemeinsam hinter die neuen Pulte gesetzt und das neu erbaute
Schulhaus zusammen mit den Lehrerinnen und Lehrern in Beschlag
genommen.
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D
ass es so farbig ist, sagen die
meisten Schülerinnen und
Schüler, die an einem herrlichen Sommermorgen nach Eigenschaften gefragt werden, die ihnen
am Schulhaus besonders gefallen.
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Und der Innenhof, fügen sie an und:
Es ist allgemein einfach wow, wiederholt sich ein Schüler, der gemäss eigener Aussage auch die Sportschule
hätte besuchen können, sich jedoch
bewusst für das OZ Degenau ent-
schieden hat. Dürfen wir auch etwas
über die Lehrer sagen?, fragt eines
der Mädchen, das die Drittoberstufenklasse und damit auch die Degenau inzwischen verlassen hat. Ja, klar,
das Schulhaus ist zwar eine wichtige
Voraussetzung für ein entspanntes
und motiviertes Lernen, die Lehrpersonen sind jedoch viel wichtiger und
entscheidend, wie die Schule wahrgenommen wird. Wir haben freundliche
Lehrerinnen und Lehrer, die uns viel
Abwechslung bieten und tolle Anlässe wie die Olympiade, Skitage, Lager
oder die Abschlussreise organisieren,
lobt die Schulabgängerin.
Das Schulhaus lebt
Es ist kurz vor der Pause. Im OZ Degenau dringen Geräusche des Unterrichts durch die Türen. Es wird gelacht, lebendige Gespräche sind zu
hören. Vom Untergeschoss dringen
Laute der Arbeit nach oben. Irgendetwas wird herumgeschoben, es wird
geklopft. Im oberen Stock gibt es einen kurzen Wortwechsel zwischen
zwei Frauen, ein Lehrer öffnet mit einem rasselnden Schlüsselbund die Türe des Lehrerzimmers. Jemand hustet.
Beim Schulleiter Thomas Plattner,
dem Schulratspräsidenten Köbi Zimmermann und der Verwaltung stehen die Türen offen. Das Zeichen für
die Kontaktbereitschaft. Und dann
strömt die erste Klasse in die Pause.
Junge Menschen mit fröhlichen Gesichtern kommen die Treppe herunter. Die einen wechseln vom Stuhl
hinaus auf die Steinbank im Hof. Andere gehen Richtung Sportplatz davon. Sie brauchen Bewegung. Gruppen formieren sich. Der Austausch
ohne Handys ist möglich. Es wird gelacht, gewitzelt, gerufen. Ein Schulhaus lebt von den Menschen, die darin ein- und ausgehen, die mit ihrer
Einstellung den Alltag prägen. Und
dennoch ist es wichtig, dass der Kontext stimmt. In diesem Fall die Schulanlage des OZ Degenau. Und dieser
stimmt zweifellos. Eingebettet in der
Natur, unterdessen von der Unterdorfstrasse her gesehen vom Frühling
bis zum Herbst durch Bäume halb
verdeckt, steht es als verbindendes
Element zwischen Jonschwil und
Schwarzenbach, die je ein eigenes Primarschulhaus haben. Die Oberstufenschüler verbinden die Menschen
der beiden Dörfer der Politischen Gemeinde Jonschwil. Bis es so weit war,
hatte es jedoch fast sieben Jahre gedauert. Und genau genommen sogar
zehn Jahre.
Dörfer auseinandergerissen
Wie in der Festschrift, die anlässlich
der Einweihung des OZ Degenau erschien, geschrieben steht, war 1985
mit dem Bau der Turnhalle und den
drei Realschulzimmern in Jonschwil
ein erster Schritt für die Oberstufe gemacht worden. Die Realschule war
der Primarschulgemeinde angegliedert. Der Weg zur eigenen Oberstufenschulgemeinde war damit jedoch
vorläufig vom Tisch. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Oberuzwil brachten den Stein allerdings
wieder ins Rollen. Sie hatten 1988 die
Erweiterung ihrer Sekundarschulanlage abgelehnt. Für die Jonschwiler Sekundarschülerinnen und -schüler
hiess dies, dass sie in Zukunft nicht
mehr wie bis anhin in Oberuzwil beschult werden könnten. Die Schwarzenbacher Sekundarschüler besuchten zu jener Zeit die Sekundarschule
in Wil, Gossau oder an Privatschulen.
Mit dieser neuen Situation eröffneten
sich neue Perspektiven und die Lösung für mehrere Probleme der Primarschulgemeinden Jonschwil und
Schwarzenbach, die über zu wenig
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Schulräume verfügten. Ausserdem
verlangte das geänderte Volksschulgesetz, dass die Realschule bis 1995
in einer Sekundarschulgemeinde integriert sein muss. Und die gab es in der
Gemeinde Jonschwil nicht. Noch
nicht.
Der Tag danach
Georg Steppacher war von 1984 bis
1996 Präsident der Primarschulgemeinde Schwarzenbach und Guido
Küng von 1980 bis 1988 Präsident
der Primarschulgemeinde Jonschwil.
20 Jahre nach der Einweihung des OZ
Degenau erinnern sie sich an die Aufbruchzeit. Es war Köbi Müller gewesen, der damalige Bezirksschulratspräsident, der nach der Abstimmung
sagte, wir sollten doch unsere eigene
Georg Steppacher, Präsident der Primarschulgemeinde Schwarzenbach von
1984 bis 1996
Robert Gämperli, Präsident der Primarschulgemeinde Jonschwil von 1989 bis
2001
dem Gemeindehaus Bankverwalter
war, jedoch auch Bezirksschulrat, väterlicher Freund, Berater und Mahner,
wenn es um die Bildung und die Finanzen ging, und besprach mit ihm,
wie es weiter gehen soll. Markus
Brändle und die Primarschulräte erkannten die Chance, eine eigene
Oberstufe zu bauen. Guido Küng und
Georg Steppacher rechneten und gingen von einer Schülerzahl von 140 bis
150 für eine eigene Oberstufe aus,
was mehr Schülern entsprach, als in
Mosnang in der neu erbauten Oberstufenanlage beschult wurden. Dorthin schielten die Verantwortlichen
und verglichen.
für eine eigene Oberstufe informiert.
Es wurde beschlossen, die Sache konkret anzugehen und mit dem damaligen Bildungsdepartement erste Gespräche zu führen. Das Erziehungsdepartement, namentlich dessen Generalsekretär Werner Stauffacher, sei
dem Vorhaben sehr positiv gegenüber gestanden und habe das Ziel der
eigenen Oberstufe unterstützt. Im
kleinen Rahmen sei beschlossen worden, das Ziel Schritt für Schritt anzugehen und zunächst eine Oberstufenschulgemeinde zu gründen und nicht
gleich eine Gesamtschulgemeinde,
nachdem in den 70-er Jahren ein Zusammenschluss der beiden Primarschulgemeinden Schwarzenbach und
Jonschwil von den Stimmbürgern abgelehnt worden war, wie Gämperli
noch genau weiss. Für mich sehr erfreulich war es, dass die Bevölkerung
immer mit einer sehr grossen Mehrheit hinter dem ganzen Projekt stand
und alle entsprechenden Anträge an
den Bürgerversammlungen mit nur
einzelnen Gegenstimmen genehmigt
wurden, freut sich der Uzwiler Schulsekretär noch heute.
Guido Küng, Präsident der Primarschulgemeinde Jonschwil von 1980 bis 1988
Schritt für Schritt
Oberstufe bauen, erzählen die Beiden. Auch Markus Brändle, der bei
der Oberuzwiler Abstimmung in seinem dritten Amtsjahr Gemeindammann von Jonschwil war, erinnert
sich an den Montag danach: Ich ging
zu Paul Gämperli hinüber, der neben
Ab Januar 1989 war Robert Gämperli
während 12 Jahren Präsident der Primarschulgemeinde Jonschwil. Auch
er erinnert sich: Ende Dezember 1988
– einige Tage vor meinem Amtsantritt
als Präsident der Primarschulgemeinde Jonschwil – wurde ich im Restaurant Krone in Jonschwil über die Ideen
10
«Gewitterwolken»
am Himmel
Guido Küng und Georg Steppacher
schwärmen fast von jener Zeit, wo
vieles per Telefon und Handschlag
vereinbart wurde. Es gab keine langen Konzepte, Vernehmlassungen
oder Umfragen, man kannte sich ja.
In kleinem Rahmen habe man zuerst
beschlossen, das Ziel Schritt für Schritt
anzugehen und zunächst eine Oberstufenschulgemeinde zu gründen
und nicht gleich eine gemeinsame
Schulgemeinde, sagen auch sie. Ausschlaggebend das Projekt anzugehen
sei auch gewesen, dass Besoldungsbeiträge und Baubeiträge vom Kanton zu erwarten gewesen waren. Mit
dem geltenden Finanzausgleichsgesetz hätte man sogar auf eine Steuererhöhung verzichten können. Die
Spielregeln wurden jedoch im Verlaufe des Prozesses geändert, erinnert
Steppacher. Markus Brändle spricht
von «Gewitterwolken», die am Finanzhimmel des Kantons heraufzogen. Wir hatten keine schriftlichen
Bestätigungen oder Abmachungen
mit dem Kanton, als die Gesetzesund Praxisänderungen im Kantonsparlament vorgenommen wurden
und zitterten um unsere eigene Oberstufe, weiss der damalige Gemeindammann und heutige Leiter Seniorenzentrum Solino Bütschwil noch genau. Inzwischen war er seit kurzem
Kantonsrat. Das war 1992. Die Planung des Oberstufenzentrums war
bereits fortgeschritten. Wir hatten Integrationsfiguren in den Dörfern, die
Bevölkerung stand hinter uns, es gab
nie Opposition gegen das Vorhaben,
Markus Brändle, damaliger Gemeindammann und heutiger Leiter Seniorenzentrum
Solino Bütschwil
erzählen die beiden ehemaligen Primarschulratspräsidenten weiter. Es
wurde immer offen und transparent
kommuniziert, bestätigt auch Markus
Brändle. Er spricht von einem «Jahrhundertprojekt», das er während seiner 14-jährigen Amtszeit erleben
durfte. Ich habe in diesem Zusammenhang auch viel gelernt.
36 Projektunterlagen
An den ausserordentlichen Bürgerversammlungen der beiden Primarschulgemeinden vom 27. November
1989 folgten die Bürgerinnen und
Bürger dem Antrag, die Gründung
der Sekundar- und Realschulgemeinde vorzubereiten. Gleichzeitig bewilligten sie einen Kredit von 130'000
Franken für die Durchführung eines
Architekturwettbewerbs für ein Oberstufenzentrum in der Degenau. 90 Interessenten forderten die Unterlagen
an; 36 von ihnen reichten ihre Pro-
jektunterlagen Ende November 1990
ein. Eine Jury, bestehend aus Laienund Fachrichtern, setzte sich intensiv
mit den Ideen auseinander. Der Jury
gehörten an: Josef Gehrig, Präsident;
Franz Zweifel, Gemeinderat; Theo
Rutschmann, Schulratspräsident der
neu gegründeten Sekundar- und Realschulgemeinde; Arnold Bamert,
Bruno Bossart, Richard Brosi, Herbert
Oberholzer und Samuel Senti als Architekten; Georg Steppacher, Primarschulratspräsident Schwarzenbach;
Robert Gämperli, Primarschulratspräsident Jonschwil; Markus Brändle,
Gemeindammann; Madeleine Hofmann, Schulrätin; Eduard Zappa,
Schulrat; Bruno Hollenstein, Kassier
OS-Schulgemeinde; Robert Reuter,
Lehrervertreter und Walter Ammann,
Vorsteher Amt für Turnen und Sport
St.Gallen. Nach Überarbeitungen
machte das Projekt Hof des Architekturbüros Peter & Jörg Quarella,
St.Gallen, das Rennen.
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Neuer Schulrat und
Baukommission
Während die Architekten an der Arbeit waren, wurde die Sekundar- und
Realschulgemeinde am 25. Juni 1990
gegründet und am 23. September
1990 die nominierten fünf Personen
in den neuen Schulrat gewählt. Es
waren dies: Theo Rutschmann als Präsident; Josef Gehrig als Vizepräsident;
Bruno Hollenstein als Kassier; Madeleine Hofmann aus dem Primarschulrat Jonschwil und Eduard Zappa aus
dem Primarschulrat Schwarzenbach.
Die erste Handlung war die Bildung
der Baukommission. Ihr gehörten
nebst den gewählten Schulräten an:
Franz Zweifel, Gemeinderat; Marcel
Muriset, Unternehmer; Robert Buchmann, Projektleiter; Robert Reuter,
Reallehrer; Niklaus Küng, Hauswart;
Hanna Winiger, Aktuarin; Peter Quarella, Architekt und Rudolf Albrecht,
Hochbauamt St.Gallen, beratend.
Projekt schlank über die
Bühne
Theo Rutschmann blickte im Jahr
1990 auf 15 Jahre Tätigkeit als Reallehrer in Wil zurück. Er war dort in der
Baukommission der Oberstufe Lindenhof gewesen und brachte sowohl
aus dieser Arbeit Erfahrungen mit als
auch als Praktiker in der Schule. Heute
arbeitet er bei Huber + Suhner in Herisau und ist im Bereich Marketing und
Kommunikation tätig. Der Karren war
schon auf dem Weg, als ich dazu
stiess, erinnert er sich 25 Jahre später.
Zuerst war er als Berater in die Grün12
en Schulanlage ohne Lehrer und
Schüler gewesen sei, fügt Rutschmann
an. Wir hatten nur eine Sekretärin.
Schüler nach Hause
geholt
Theo Rutschmann, erster Schulratspräsident der Sekundar- und Realschulgemeinde Jonschwil-Schwarzenbach
dungskommission geholt worden.
Nebst rechtlichen Grundlagen erarbeitete diese das Raumkonzept, das
als Grundlage für den Architekturwettbewerb diente. Peter & Jörg Quarella hatten bei der ersten Überarbeitung Gas gegeben und holten sich
den Zuschlag. Allerdings mussten
sie das Projekt nochmals überarbeiten, weil es zu teuer war, weiss Theo
Rutschmann. Noch heute erstaunt es
ihn, dass der Kredit über 21,5 Millionen Franken 1992 ohne grosse Diskussion an der Bürgerversammlung
gesprochen wurde. Darüber müsste
heute an der Urne abgestimmt werden, meint der erste Schulratspräsident der Sekundar- und Realschulgemeinde Jonschwil-Schwarzenbach. Für
den Kauf des Baulandes, das der Gemeinde gehörte und im Zonenplan
bereits als Land für öffentliche Bauten
definiert gewesen war, waren schon
ein Jahr zuvor 4,5 Millionen Franken
gesprochen worden und ein Projektierungskredit von 1,3 Millionen Franken.
Speziell sei auch gewesen, dass der
Schulrat fünf Jahre vor Bezug der neu-
Die Hauptaufgabe des gewählten
Schulrates war die Planung und die
Begleitung des Schulhausbaus. 70
Gruppen- und 20 Baukommissionssitzungen kamen schliesslich zusammen. Eine immense Arbeit, die der aktuelle Schulratspräsident Köbi Zimmermann noch heute bewundert: Die
einmalig schöne, sicher auch höchst
anforderungsreiche Aufgabe, eine
neue Schule von Grund auf und von
der Organisation über den Bau bis zur
Betriebsaufnahme realisieren und gestalten zu dürfen, hat bei allen Beteiligten sicher eine hohe Befriedigung
und bleibende Erinnerungen geschaffen. Er spricht von der Erschaffung eines bleibenden Wertes, der für die
Entwicklung der Gemeinde genial gewesen sei. Und genau wie er, sagt
auch Theo Rutschmann, dass die Lage
zwischen den beiden Dörfern ein
Glücksfall gewesen sei. Das besondere Ereignis war für ihn, als nach rund
sieben Jahren mit den Schülerinnen
und Schülern und den Lehrpersonen
Leben in das Schulhaus zog. Am letzten Schultag vor den Sommerferien
hatten wir unsere Schüler aus Oberuzwil und Wil mit Ross und Wagen
nach Hause geholt, freut sich Theo
Rutschmann noch heute, auch wenn
für ihn das Engagement für die Oberstufe seit dem Jahr 2000 abgeschlossen ist. Und im kommenden Jahr wird
er auch Jonschwil verlassen.
Auf gesundem Boden
gebaut
Alle Beteiligten haben ihre je eigene
Erinnerungen, je nach dem in welcher
Rolle und Verantwortung sie standen.
Es gab Gespräche mit den Vertretern
des Bildungsdepartementes, mit anderen Schulgemeinden, die Dörfer
Schwarzenbach und Jonschwil rückten näher zusammen, die Aussicht,
die Kinder in der eigenen Gemeinde
zu beschulen motivierte, das Bauprojekt überzeugte und die Bevölkerung war euphorisch. Es gab jedoch
auch Verpflichtungen, blickt Markus
Brändle zurück. Die Finanzen sassen
uns immer im Nacken und die geänderten Rahmenbedingungen erschwerten das Vorhaben. Uns wurde
auch vorgeworfen, dass wir uns verschulden. Inzwischen schaut das OZ
Degenau auf sein 20-jähriges Bestehen zurück und die Schulden sind in
vier Jahren abbezahlt. Drei Millionen
Franken stehen noch aus; jährlich 17
Steuerprozente. Noch ein letztes Zittern gab es, als die Bauphase begann.
In der Degenau war früher eine Deponie gewesen und man wusste nicht
genau, was an den Tag kommen würde. Im Bereich der Bauten wurde der
Boden saniert und die Kosten dafür
blieben im Rahmen. Das Schulhaus
steht im wörtlichen wie im übertragenen Sinn auf gesundem Boden.
Offener Bau-Charakter
Zu den positiven Voraussetzungen für
eine gute Schule trägt das Projekt der
Architekten Peter und Jörg Quarella
Neue Medien gehören im OZ Degenau längstens zu den technischen Hilfsmitteln
bei, hinter dem eine klare Philosophie
und Symbolik steht. Im Sinne der Begegnung von Schülern, Lehrern und
Erwachsenen zweier Dörfer und dem
Weiler Bettenau ist die Schulanlage
um den gemeinsamen geschützten
Innenhof konzipiert, erklären die Architekten in der Festschrift zur Einweihung. Der Innenhof orientiert sich an
den Hofräumen historischer Klosteroder Bauernhofanlagen und ist das
Zentrum der Anlage. Die anderen Gebäudeteile gruppieren sich darum
herum. Verglaste Verbindungsgänge
sollen den offenen Charakter der
Schule zeigen. Es gibt ein Wechselspiel zwischen innen und aussen. Die
architektonischen Elemente werden
durch die auffällige Farbgebung unterstützt. Einzelne Bauteile werden ihrer Funktion entsprechend farblich
unterschieden. Das Blau für die Klassenzimmer als Ort der Ruhe und Konzentration, das Rot für die Aula und
die Turnhalle als Orte der Aktivität,
das Gelb als Trennung, als Zeichen für
eine mögliche spätere Erweiterung.
Auch nach 20 Jahren ist die Erweiterung nicht nötig geworden. Kernstück der räumlichen Ausgestaltung
bildet natürlich das Klassenzimmer,
steht weiter in der Festschrift. Schon
während der Rohbauphase wurde ein
Musterzimmer im Massstab 1:1 gebaut und auf die Funktionstüchtigkeit
geprüft. Diese Sorgfalt wurde auch
auf das Konzept zur Führung des
Schulbetriebs übertragen. Davon
weiss Andreas Franck zu erzählen, ein
Lehrer der ersten Stunde. Er unterrichtet immer noch motiviert und
überzeugt in der Degenau.
13
Von Grund auf
organisieren
Genau wie Markus Brändle ist auch
Andreas Franck in Oberuzwil aufgewachsen. Die Jonschwiler kamen zu
uns in die Oberstufe und taten gut,
erinnern sich beide. Als er sich für das
OZ als Sekundarlehrer bewarb, unterrichtete Franck in Urnäsch. Ein halbes
Jahr bevor er die neue Stelle antrat,
seien sie mit dem Schulrat zusammengewachsen. Der Schulrat war ja
zu Beginn nur für uns Lehrpersonen
zuständig. Einen Schulleiter hätten sie
von Anfang an gehabt, allerdings hätten sie sich in dieser Rolle abgewechselt. Das Schulhaus habe ihm von Anfang an gefallen. Einzig die Gänge
fand ich kalt, doch inzwischen haben
wir Bilder aufgehängt und auch die
Materialkästen für die Schülerinnen
und Schüler, die von Zimmer zu Zimmer wandern und ihre Unterlagen
und Bücher so deponieren können,
kamen erst später dazu.
Geist der ersten Zeit
geblieben
Andreas Franck, Sekundarlehrer am OZ
Degenau seit 1995
nahm er an Sitzungen teil. Vom Bleistift über die Schulhausordnung bis
zum Lagerkonzept mussten wir alles
organisieren und planen und benötigten dazu auch den grossen Teil der
Sommerferien, so dass die persönliche Vorbereitung schon litt. Die ersten Schulwochen seien so intensiv gewesen, dass Theo Rutschmann in der
ersten Herbstferienwoche keinen
Lehrer im OZ sehen wollte. Ich flog
nach Kos. Andreas Franck übernahm
dann eine 2. Klasse mit Schülern aus
Jonschwil und Schwarzenbach, die
sich nicht gekannt hatten. Als Team
14
Die Infrastruktur und das Team sind
super, sind Gründe, warum Andreas
Franck immer noch am OZ Degenau
unterrichtet. Barbara Megert und Daniel Huber sind weitere Lehrpersonen
der ersten Stunde, die immer noch da
sind. Die Stimmung der ersten Zeit sei
geblieben. Wir bringen unsere Talente ein, helfen und unterstützen einander und unternehmen auch privat etwas miteinander. Vielleicht ist es das
Resultat des Neuanfangs. Wir haben
auch nie Probleme, Lehrpersonen zu
finden. Das OZ Degenau hat bei der
Pädagogischen Hochschule St.Gallen
einen guten Ruf. Auch die Altersdurchmischung ist optimal, zählt
Franck die Pluspunkte auf, die zur
guten Schulqualität beitragen würden. Er stellt natürlich auch Veränderungen fest. Die technische Ausrüstung sei gewachsen und unterdessen
habe man an der Schule ein Handyverbot aussprechen müssen. Die
Schüler seien weniger draussen, würden sich weniger in der Natur auskennen und hätten weniger Eigeninitiative. Auch die Fähigkeit, sich über längere Zeit zu konzentrieren und der
Durchhaltewille seien gesunken. Herausfordernder sei auch der Umgang
mit den Eltern geworden. Es stört ihn,
wenn Eltern ihre Kinder «pushen»
ohne auf deren Bedürfnisse und
Möglichkeiten zu achten. Auch die
«Förderung» und Verplanung in der
Freizeit geben ihm zu denken. Trotzdem: Ich finde das OZ Degenau eine
schöne Schulgrösse, es ist persönlich,
wir kennen die Schüler, das Klima und
die Atmosphäre stimmen, das Lehrerteam ist initiativ und grundsätzlich haben wir pflegeleichte Schülerinnen
und Schüler, fasst Andreas Franck zusammen.
Jedes Jahr von vorne
Und dann, kurz nach den Sommerferien interessiert es, welche Eindrücke
die neuen Schülerinnen und Schüler
vom jubilierenden OZ Degenau gewonnen haben. Und wieder ist die
Pause die Gelegenheit, etwas davon
zu erfahren. Die Schülerinnen und
Schüler, die von der Handarbeit im
Untergeschoss die Treppe herauf
kommen, sind etwas schmächtiger,
als jene, die schon eine oder zwei
Klassen weiter sind. Alleine diese Äusserlichkeit zeigt, was sich innerhalb
von drei Jahren alles verändert. Jedes
Jahr beginnen einige von vorne und
doch ist es nie dasselbe. Was sich innerhalb von 20 Jahren verändert hat,
ist die Summe der kleinen Veränderungen, die laufend passieren. Die
Antworten der Neuen über die Schulanlage hingegen ähneln sich: Es ist
cool und schön farbig, sagen zwei
Mädchen. Und: Es ist das schönste
Schulhaus, das wir bisher gehabt haben. Gewöhnungsbedürftig sei es, für
den Unterricht von einem Schulzimmer zum anderen zu gehen. Alles ist
neu: die Schulzimmer, die Lehrer und
zum Teil auch die Mitschüler, zählt ein
Knabe auf. Die Sitzecken in den Gängen sind auch schön, die können wir
für die Freistunden benützen, ergänzt
seine Kollegin. Sie fragen nicht, ob sie
auch etwas über die Lehrer sagen
dürfen. Gut seien sie, ist die Antwort
unter verlegenem Lächeln. Mehr trauen sich die Jüngsten noch nicht zu sagen. Und dann ziehen sie dankbar
von dannen und mischen sich unter
die anderen Schülerinnen und Schüler
des OZ Degenau, die bereits wissen,
wie der Hase läuft.
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