Zerstörte Symbole - Koldewey

KOLDEWEY-GESELLSCHAFT
Prof. Dr. Andreas Schwarting . Hochschule Konstanz . Braunegger Str. 55 . 78462 Konstanz
Call for Papers für die 49. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 4. bis 8. Mai bis 2016 in Innsbruck
Zerstörte Symbole
Gewalt gegen Architektur als baugeschichtliches Phänomen
Die medienwirksame Zerstörung von Kulturgütern – zuletzt durch den sogenannten Islamischen Staat in Palmyra – bestimmt
derzeit die öffentliche Diskussion. Die Instrumentalisierung des architektonischen Erbes für politische, ideologische oder
religiöse Absichten berührt direkt die Arbeitsfelder der Koldewey-Gesellschaft und erfordert eine Auseinandersetzung, die
über emotionale Betroffenheit hinausgeht und den Blick auf strukturelle Phänomene öffnet.
So sind in unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontexten immer wieder vergleichbare Vorgänge zu beobachten,
von der Zerstörung des Salomonischen Tempels über das Ausradieren ganzer Städte unter Dschingis Khan und den brennenden Synagogen der Reichspogromnacht bis hin zum Angriff auf das World Trade Center.
Auch der Umgang mit den mutwillig erzeugten Leerstellen fällt zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich aus: So wurden die
Ruinen des zerstörten Vorparthenons ebenso wie die der Frauenkirche in Dresden zunächst als Mahnmal belassen, während
die zeitnah wiederaufgebaute Brücke von Mostar zum Zeichen für die Überwindung eines Konflikts werden sollte. Der
wechselhafte Umgang von Eliminierung, Ersatz durch neue Symbole und Revision der Zerstörung in unterschiedlichen
politischen und gesellschaftlichen Systemen zeigt sich besonders prägnant am Berliner Stadtschloss und dem Palast der
Republik. In jüngster Zeit werden als zeitgemäße Antwort auf die Zerstörung ausgedruckte 3D-Rekonstruktionen im Maßstab
1:1 am originalen Ort diskutiert, die einen möglichen Ersatz verlorener Monumente suggerieren.
Wie werden Bauten zu Symbolen und damit zu potentiellen Angriffszielen? Welche Bilder werden durch die Zerstörung
erzeugt und wie werden diese öffentlichkeitswirksam verbreitet? Welche Strategien des Umgangs mit dem Verlust sind zu
beobachten und welche Folgen resultieren daraus? Welche Rolle kommt angesichts solcher Überlegungen der Bauforschung
zu? Anhand unterschiedlicher Fallbeispiele sollen Ursachen, Akt und Folgen von Zerstörungen beleuchtet werden.
Der Vorstand der Koldewey-Gesellschaft bittet um Exposés (maximal 250 Wörter) sowohl zu diesem Tagungsthema als auch
zu den üblichen Berichten aus laufender Forschung.
Bei letzteren soll angesichts der zunehmenden wissenschaftlichen und denkmalpflegerischen Auseinandersetzung mit der
europäischen Nachkriegsmoderne die Bauforschung zur Architektur nach 1945 einen besonderen Schwerpunkt bilden.
Bitte senden Sie Ihr Exposé mit Lebenslauf (ca. fünf Zeilen) bis zum
15. Januar 2016
an die unten angegebene Mailadresse des Schriftführers und „cc“ an Hansgeorg Bankel ([email protected]).
VEREINIGUNG FÜR BAUGESCHICHTLICHE FORSCHUNG
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Prof. Dr.-Ing. Andreas Schwarting, Schriftführer . Hochschule Konstanz . Braunegger Str. 55 . 78462 Konstanz
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