Keine Steuergelder mehr für Tierquälerei und Zerstörung unseres

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Ausgab
...und Nachbargemeinden
Ausgabe No. 01/2015 23. Oktober 2015
Kritisches Bürgerportal Pfeffenhausen - www.blickpunkt-pfeffenhausen.de
Keine Steuergelder mehr für Tierquälerei und Zerstörung
unseres Grund- und Trinkwassers durch
intensive Landwirtschaft und industrielle Tierhaltung!
Im Landkreis Landshut haben sich in den letzten 20 Jahren die
Schweinemast und die Hähnchenmast in einem Maße entwickelt, dass von einer industriellen Tierhaltung gesprochen
werden kann. Laut den Zahlen des Amtes für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten Landshut gab es folgende
Entwicklung der Tiermastbetriebe von 1995 bis 2014 im
Landkreis Landshut:
1995 : 90.951 - 2014 : 260.431 Schweinemastplätze
1995: 83.390 - 2014 : 659.464 Masthähnchenplätze
Damit haben sich innerhalb von 20 Jahren die Schweinemastplätze verdreifacht und die Masthähnchenplätze verachtfacht. Jährlich werden im Landkreis Landshut über 700.000
Schweine und an die 5 Millionen Hähnchen gemästet. Im
Norden des Landkreises ist die Schweinemast, im Süden verstärkt die Milchviehhaltung, Bullenmast und Hähnchenmast
angesiedelt.
Die intensive Landwirtschaft und die industrielle
Schweinemast zerstören unser Grund- und Trinkwasser
mit Nitrat und Pflanzenbehandlungsmitteln!
Seit mehreren Jahren können 3 Trinkwasserbrunnen im
Landkreis Landshut aufgrund der Überschreitung des zulässigen Grenzwertes von Desethylatrazin, einem Abbauprodukt
von Atrazin, nur noch mit einer auf 3 Jahre befristeten
Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsamtes Landshut
betrieben werden. Das sind die Brunnen Pattendorf,
Hohenthann (Zweckverband Rottenburger Gruppe) und
Kröning (Wasserzweckverband Isar-Vils). Obwohl das
Maisherbizid Atrazin schon seit 1991 in der Anwendung verboten ist, kommt jetzt erst nach und nach dieses Herbizid im
Trinkwasservorkommen massiv an. Und es wird den
Wasserversorgern noch viele Jahre Probleme machen und
weitere Trinkwasserbrunnen im Landkreis Landshut werden
kontaminiert werden. Auch ist schon vorauszusehen, dass ein
weiteres Maisherbizid das Grund- und Trinkwasser in den
nächsten Jahrzehnten massiv verunreinigen und den
Wasserversorgern große Kosten verursachen wird.
Es gibt keine Entwarnung: Das Nachfolge-Maisherbizid
Terbuthylazin wird das Grund- und Trinkwasser in den
nächsten Jahrzehnten kontaminieren!
Seit Anfang der 1990er Jahre wird als Ersatz für das Atrazin
der Wirkstoff Terbuthylazin (TBA) als Herbizid im Maisanbau
angewendet. 2011 wurde in über 86 % der deutschen Maisanbauflächen dieses Herbizid eingesetzt. Dieser Wirkstoff ist
im Wesentlichen das Nachfolgeprodukt von Atrazin und diesem vom chemischen Aufbau her sehr ähnlich. Beide gehören
zur Gruppe der Triazine, wie auch das schon seit dem Jahre
2000 verbotene Simazin. Desethylterbuthylazin, das
Abbauprodukt von Terbuthylazin, wird in absehbarer Zeit das
Grund- und Trinkwasser kontaminieren, wie jetzt das
Desethylatrazin. Nach einer Veröffentlichung des Bundesamtes
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gehört
Terbuthylazin zu den am häufigsten im Grundwasser nachgewiesenen zugelassenen Wirkstoffen. In Frankreich ist die
Anwendung des Wirkstoffes verboten, in Österreich ist der
Einsatz nur beschränkt zugelassen. Die Wasserversorger im
Jura haben sich bereits 2010 mit einer Resolution an den bayerischen Ministerpräsidenten gewandt, sich für das Verbot
von Terbuthylazin im Jura einzusetzen. Bisher konnte auf
diesem Weg nichts erreicht werden.
Die Nitratwerte steigen in vielen Trinkwasserbrunnen
noch weiter an!
Auch steigen kontinuierlich durch die großen Güllemengen
aus der Schweinemast, die auf die landwirtschaftlichen
Flächen vor allem im nördlichen Landkreis ausgebracht werden, die Nitratgehalte in vielen Trinkwasserbrunnen an. In den
letzten 10 Jahren ist z. B. der Nitratgehalt im Hohenthanner
Trinkwasser um über 30 % angestiegen. Mittlerweile liegt der
Nitratgehalt im Hohenthanner Trinkwasser bei fast 40 mg/l.
Drei von sechs Brunnen des Wasserzweckverbandes haben
bereits Nitratwerte über 25 mg/l Trinkwasser. Der zulässige
Grenzwert nach der Trinkwasserverordnung liegt bei 50 mg/l.
Nitrat kann schwere gesundheitliche Probleme auslösen. Bei
Säuglingen kann es den Sauerstoff-Transport im Blut behindern, und im menschlichen Magen bilden sich daraus unter
Umständen Nitrosamine, die im Verdacht stehen, Krebs auszu-
blickpunkt-pfeffenhausen vom 23. Oktober 2015 - Seite 2
lösen. Link zur aktuellen Trinkwasseranalyse des Wasserzweckverbandes Rottenburger Gruppe.
https://www.rottenburger-gruppe.de/index.php?id=0,23
Über 6 Millionen Euro müssen für die Sanierung des
Grund- und Trinkwassers vom Wasserzweckverband
Rottenburger Gruppe investiert werden !
Es kostet den Wasserzweckverband Rottenburger Gruppe sehr
viel Geld, die Trinkwasserversorgung in seinem Gebiet aufrechtzuerhalten. Der Pfeffenhausener Trinkwasserbrunnen
war so hoch mit Nitrat und Desethylatrazin belastet, dass der
Wasserzweckverband Rottenburger Gruppe keine
Möglichkeiten für eine Sanierung dieses Brunnens sah.
Deshalb wurde vor einigen Jahren im Haselbacher Forst bei
Baldershausen ein neuer Trinkwasserbrunnen gebaut. Die
Kosten dafür lagen bei ca. 1,5 Millionen Euro. Der Pattendorfer
Brunnen ist über dem zulässigen Grenzwert mit Desethylatrazin
belastet und es wurde eine Aufbereitungsanlage mit Aktivkohle
zur Entfernung dieses Pflanzenschutzmittels gebaut. Anders
ließ sich dieser Brunnen nicht mehr sanieren. Die Anlage hat
ca. 1,3 Millionen Euro gekostet. Es ist abzusehen, dass die
beiden Hohenthanner Trinkwasserbrunnen in einigen Jahren
aufgrund der hohen Nitrat- und Desethylatrazinbelastung
kein Trinkwasser mehr unter den zulässigen Grenzwerten liefern werden. Deshalb hatte der Wasserzweckverband bereits
vor einigen Jahren zum Preis von 2 Millionen Euro ein landwirtschaftliches Anwesen mit ca. 30 Hektar landwirtschaftlicher Fläche in Burghart gekauft und dort Probebohrungen für
einen neuen Brunnen durchgeführt. Bei Probebohrungen
wurde dort Grundwasser mit einem bisher niedrigen Nitratwert
und ohne Rückstände von Pflanzenschutzmittel vorgefunden.
Der Bau des Brunnens und die Versorgungsleitung nach
Hohenthann wird nochmals ca. 1,3 Millionen Euro kosten.
Damit muss der Wasserzweckverband Rottenburger Gruppe
insgesamt über 6 Millionen Euro zur Aufrechterhaltung der
Trinkwasserversorgung in seinem Gebiet investieren. Die
Kosten dafür müssen alle Wasserabnehmer bezahlen und
nicht die Verursacher dieser Entwicklung, d. h. die intensive
Landwirtschaft und industrielle Tiermast in unserer Region.
Qualzucht und Turbomast – die Realität in der industriellen Tiermast!
In der Landwirtschaft besteht seit Jahrzehnten ein starker
Kostendruck. Aus wirtschaftlichen Gründen wurden daher die
Leistungen der sogenannten »Nutztiere« kontinuierlich gesteigert. Die Tiere wurden auf einseitige Höchstleistungen gezüchtet (Milch-, Fleisch- oder Legeleistung). Die zunehmenden
Leistungen belasten den Organismus der Tiere immer mehr.
Bei den Mastschweinen wurden die tägliche Zunahme sowie
der Magerfleischanteil stark erhöht. Die täglichen Zunahmen
betragen in der Praxis ca. 780-850 Gramm. Die Zucht auf
hohen Magerfleischanteil hat zu sogen. Belastungsmyopathien
(Stressanfälligkeit) geführt. Darunter sind Muskeldegeneration
und Störungen des Herz-Kreislaufsystems zu verstehen, die zu
Krankheiten und zum »Transporttod« der Tiere führen kann.
Ferner nahm die Fleischqualität ab, sogenanntes PSE-Fleisch,
das blass (pale), weich (soft) und wässrig (exudative) ist.
Masthühner und Mastputen wurden auf hohe tägliche
Zunahmen und eine übergroße Brustmuskulatur selektiert.
Innerhalb von einem guten Monat (34-37 Tagen) erreichen
Masthühner Endgewichte von ca. 2,0 – 2,2 kg. Die tägliche
Zunahme beträgt ca. 65- 70 g. Putenhähne erreichen 21 kg in
145 Tagen. Bei Masthähnchen macht heute der Anteil des
Brustfleischs bereits mehr als ein Viertel des gesamten
Schlachtkörpers aus, bei Puten sogar mehr als ein Drittel. Zu
den leistungsbedingten Gesundheitsproblemen gehören vor
allem Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen des Skelettsystems sowie Muskelerkrankungen. Skelett und innere
Organe können mit dem rasanten Muskelwachstum nicht
Schritt halten. Auch bei den Legehennen wurde eine gewaltige Leistungssteigerung erreicht, die Legeleistung liegt heute
bei fast 300 Eiern je Huhn und Jahr. Die Legehennen werden
heute nur sehr kurz »genutzt«. So lebten 2012 93% der Legehennen in Deutschland nur eine Legeperiode lang (ca. 1 Jahr).
Zwischen 10 und 30 Tonnen Antibiotika werden im Landkreis
Landshut in der Mast jährlich eingesetzt – Infektionen
mit multiresistenten Erregern in den Landkreis-Krankenhäusern um 41% gestiegen!
Aufgrund des durch die Enge bei der Haltung bedingten
Bewegungsmangels und somit geschwächten Immunsystems
der Tiere werden Schweinen, Masthähnchen und Puten in
der Mast regelmäßig Antibiotika verabreicht, um das
Infektionsrisiko zu senken. Sonst würde ein nicht geringer Teil
der Tiere die Mast bis zum Ende nicht überstehen. Insgesamt
sind im Jahr 2014 1.238 Tonnen Antibiotika von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte in
Deutschland abgegeben worden. Im Postleitzahlenbereich »84«
sind laut der Veröffentlichung des Bundesamtes für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zwischen
10 und 30 Tonnen Antibiotika an die dort zugelassenen
Tierärzte geliefert worden.
Da ist es nicht verwunderlich, wenn auch die Verbreitung von
multiresistenten Keimen im Landkreis Landshut in den letzten
Jahren deutlich zugenommen hat. Es gab 2013 5 MRE (MultiResistente Erreger) Fälle pro 1.000 Krankenhauspatienten. Bei
insgesamt 27.362 Krankenhauspatienten gab es 138 MREFälle in den Krankenhäusern des Landkreises. Veränderung von
2010-2013: +41 %.
(Quelle destatis – Abrechnungsdaten aller dt. Krankenhäuser,
DRG-Statistik, Robert-Koch-Institut, Veröffentlichung Zeit
online – September 2014)
Für eine Neuordnung der europäischen Agrarpolitik –
Ressourcenschonend, tiergerecht und sozial nachhaltig!
Seit 1. Juni 2015 müssen die EU-Staaten die Empfänger von
Agrarbeihilfen veröffentlichen. Unter folgenden Link können
die Agrarbeihilfen jedes Betriebes eingesehen werden:
www.agrar-fischerei-zahlungen.de/afig/Suche
blickpunkt-pfeffenhausen vom 23. Oktober 2015 - Seite 3
Die Landwirtschaft und der ländliche Raum werden durch den
Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) und
den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung
des ländlichen Raums (ELER) finanziert. Aus dem EGFL stammen die Direktzahlungen an die Landwirte, aus dem ELER
werden Förderprogramme für nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung und ländliche Entwicklung, wie z.B.
ökologischer Landbau, bezuschusst. Hier gilt das Prinzip der
nationalen Ko-Finanzierung. Für die Agrarförderung in
Deutschland stehen von 2014 bis 2020 jährlich etwa 6,2
Milliarden Euro zur Verfügung. Insgesamt fast 44 Mrd Euro.
Der Großteil, rund fünf Milliarden Euro jährlich, entfällt auf
die Direktzahlungen an die Landwirte. An die 35 Milliarden in
sieben Jahren verpuffen fast ohne direkte Gestaltungswirkung.
Sie sichern zwar offiziell der Mehrheit der deutschen Landwirte
etwa die Hälfte des Betriebseinkommens, aber im aktuellen
Wirtschaftssystem wandern die Subventionen letztlich nur zu
den Landbesitzern. Folglich begünstigt der größte Teil der
Subventionen (die Direktzahlungen vom EGFL) faktisch denjenigen, der Land besitzt. Eine spezifische Förderung der bäuerlichen und nachhaltig produzierenden Landwirte wird so
durch die Gelder der »ersten Säule« (Direktzahlungen) nicht
gewährleistet. Wer öffentliches Geld bekommt, muss dafür
bisher keine adäquaten öffentlichen Leistungen erbringen.
Das Prinzip »öffentliche Gelder für öffentliche Güter« ist derzeit ausschließlich in der »zweiten Säule« – überwiegend in
Form von Agrarumweltmaßnahmen (ELER) gewährleistet. Mit
den Fördergeldern der »zweiten Säule«, die nur knapp 25 %
der »ersten Säule« ausmachen, werden spezifische Maßnahmen
finanziert: Vielfältige Fruchtfolgen, Gewässerrandstreifen um
den Nitrateintrag zu verringern, tierschutzgerechte Ställe
(Modernisierung), Blühstreifen, Moorschutz oder auch die
bisher weltweit nachhaltigste Bewirtschaftungsform, der
ökologische Landbau.
Hier tickt die multiresistente Keimbombe!
Alle bisher erschienen Ausgaben vom »Blickpunkt« jetzt auch im Internet unter: www.blickpunkt-pfeffenhausen.de
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