W E L L E N R E I T E R S E E B U R G Reitplatz mit Aussicht Der Ausblick über den Seeburger See ist herrlich, doch Wellenreiter Seeburg, eine der jüngsten und modernsten Reitanlagen in Norddeutschland, hat weit mehr zu bieten als ein schönes Panorama. Zu den Extras zählen: Vollgastronomie, Kinderspielplatz, Streichelzoo, Seminarbetrieb und Heilpraxis. Pferdebetrieb führt durch die Anlage, deren Konzept konsequent auf Multifunktionalität setzt. B eschaulich glitzert der Seeburger See, die größte natürliche Wasserfläche Südniedersachsens, in der Sonne. Im Westen schmiegt sich die Gemeinde Seeburg ans Ufer. Wer hier lebt, arbeitet entweder in der Landwirtschaft oder in der Tourismusbranche – oder er pendelt wie geschätzte 80 Prozent der rund 1.650 Einwohner nach Göttingen, das rund 15 Kilometer entfernt liegt. www.pferde-betrieb.de In diesem Idyll hat sich Marion-Ute Freckmann ihren Lebenstraum erfüllt. Der diplomierten Agraringenieurin schwebte schon immer eine Reitanlage mit angeschlossener Gastronomie vor. Wichtig ist ihr, dass Pferd und Mensch sich bei ihr wohlfühlen. So fällt neben der Weitläufigkeit des Geländes auch gleich die räumliche Großzügigkeit der Gebäude auf – lichtdurchflutete Neubauten, die mit viel hellem Holz Freundlichkeit ausstrahlen. Für die artgerechte Pferdehaltung sorgen ein Aktivstall von Schauer sowie geräumige Boxen und Paddocks. Marion-Ute Freckmanns Lebensgefährte Jürgen Werner, ein Bundeswehroffizier a. D., begleitet uns auf dem Weg über die Anlage. Dank seines Wirtschaftstudiums verfügt er über einen guten Blick in Sachen Betriebsaufbau und Organisation der Abläufe. Erste Planungen für den Hof liefen bereits im Jahr 2000 an, in Betrieb genommen wurde Wellenreiter Seeburg dann 2012. Die Einsteller kommen überwiegend aus dem Landkreis, manche fahren aber auch 60, 70 Kilometer weit zu ihrem Pferd. Etwa ein Fünftel sind Studentinnen, die aus dem gesamten Bundesgebiet zum Studium nach Göttingen kommen, ihr Pferd mitbringen und eine Einstellmöglichkeit brauchen. Die Halle Die erste Station unseres Rundgangs ist die Reithalle, 20 x 40 Meter groß und mit einem Ebbe-Flut-System versehen. Gebaut hat sie die Firma Dieter Römmelt Zimmerei und Hallenbau aus dem hessischen Poppenhausen. Der Bodenaufbau entspricht klassischen Vorgaben: In die Wanne wurde eine Drainage gelegt, darüber kommt Vlies und sehr feinkörniger weißer Sand aus dem Solling, den die Firma „Der Grüne Sand“ Peter Wernke liefert. Eine Besonderheit ist die Bande aus Eiche: Sie besteht aus Bodendielen, die glatt geschliffen und fünfmal mit Bootslack gestrichen wurden. Damit ist sie nicht nur bestens gegen Feuchtigkeit geschützt, sondern auch sehr stabil und leicht sauber zu halten. Und wo viele Pferde herumlaufen, gibt es nun mal auch viel Dreck und Staub. „Die üblichen Bauhölzer wie Fichte sehen da schnell schäbig aus – oft bereits nach ein, zwei Jahren“, erklärt Jürgen Werner. Großen Wert legten die Hallenplaner auf eine gute Be- und Entlüftung, denn durch das Ebbe-Flut-System entsteht immer eine gewisse Verdunstungsfeuchte. Diese wird 20 JAHRE – S E I T 1994 SPEZIALIST FÜ R PFERDEBETRIEB E B U N DES W E I T W>EE^//EEZ/d^d>>͍ !"#$%# &'(!)*%# Z^d>>hE'h^/E^^W>E !"## $%&'()#*+,-$*.),-/")* +,#-(.*( %#$ %*)/0*(# ')%(#12)%3(#'(!(1/0 41('0)'(!(112 &1##$(&(&* '(*!1('&"'(! )'( .)/0*5%#$ +)%67(!* (!21**4%# Geförderte Beratung mit öffentlichen Mitteln, Rabatt für FN-Pferdebetriebe und Mitglieder der Bundesvereinigung der Berufsreiter im DRFV e.V. Für mehr wirtschaftliche Sicherheit Alle Fotos: Guido Krisam Uwe Karow Betriebsberatung UKB 56412 Niedererbach Insgesamt 15 Hektar Sommer- und Winterweiden stehen den rund 40 Pensionspferden derzeit zur Verfügung. Tel.: 06485-1830-322 [email protected] www.u-k-b.de links: Die Futtergrundversorgung gewährleistet die Compident Horse Station von Schauer. rechts: Neben der Gruppenhaltung können die Pferde auch in Einzelboxen untergebracht werden. thermodynamisch nach oben abgeleitet, wo die Fenster im Lichtfirst so gut wie immer offen stehen. Lediglich bei Sturm oder Starkregen sorgt ein Wettermodul dafür, dass sie geschlossen werden. Eine Tribüne mit Zugang zum Restaurant lädt zum Verweilen ein, etwa wenn Eltern ihren Kindern bei der Reitstunde zuschauen wollen. Die Technik Das Wasser für den Betrieb stammt aus dem eigenen Brunnen. Das Wasser für die Pferde hat zwar auch Trinkwasserqualität, muss aber vom Trinkwassersystem getrennt geführt werden – die Gefahr, dass Keime ins Trinkwassersystem gelangen, ist zu groß. Im Winter wird das Tränkesystem elektrisch beheizt, um ein Zufrieren zu verhindern. Das Wasser in den Tränken von Suevia hat dann konstant eine Temperatur von acht Grad. Eine Entkalkungsanlage sorgt dafür, dass die empfindlichen Küchengeräte im Restaurantbereich mit absolut kalkfreiem Wasser beliefert werden. Die Kaffeemaschinen werden allerdings getrennt versorgt – sie benötigen normales, kalkhaltiges Wasser. Jürgen Werner führt uns nach oben in den Computerraum. Hier stehen neben dem Rechner von Schauer Agrotronic, der die Versorgung der Pferde managt, auch die Computer für die Restaurantversorgung und das Kassenmanagement sowie die Bildschirme der Kameraüberwachung. Ein Plan an der Wand zeigt die einzelnen Bereiche der Anlage: das Gelände für die Gruppenhaltung, die Reithalle, die Boxen, das Restaurant, die Praxis und die Technikräume. Vom Paddock schaut man auf den nahegelegenen Seeburger See, der vor rund 2.500 Jahren entstand. www.pferde-betrieb.de Die Anlage ist noch lange nicht fertig, es wird noch fleißig gebaut: „Im übernächsten Jahr errichten wir ein neues Stallgebäude mit Paddock-Boxen, an dessen Kopfseite auch der Schauer-Aktivstall um eine zweite Herde erweitert wird“, erläutert Jürgen Werner die Zukunftspläne. Der Stallbetrieb Wir gelangen zu dem Stallbereich, wo klassische Boxenhaltung betrieben wird, und stehen vor vier Boxen mit Paddocks, von denen die äußerste der Eingewöhnung dient. Marion-Ute Freckmann hat beim Bau des Stalls viel Wert auf frische Luft und offene Gestaltung gelegt, damit die eingestellten Pferde auch weit schauen können. Die Raufutterstation ist zeitgesteuert: Rund um die Uhr erhalten die Tiere stündlich 20 Minuten Zugang. Das Heu stammt von den eigenen Flächen, dazu wurden 15 Hektar arrondiert. Noch reicht die Eigen- produktion aus, nach der geplanten Vergrößerung wird der Betrieb zukaufen müssen. Stroh kauft Wellenreiter Seeburg bereits jetzt zu. Dazu ist die Betriebsleiterin eine Kooperation mit dem benachbarten Biohof Goldmann eingegangen. Von dem zertifizierten Bioland-Betrieb bezieht Wellenreiter Stroh sowie Gemüse und Kartoffeln für die Restaurantküche, im Gegenzug erhält Goldmann Pferdemist zur Düngung. An der Kraftfutterstation bieten vier Dosierer, in die jeweils rund 40 Liter passen, Hafer, Pellets, ein trockenes Müsli und das Mineralfutter Milumin an. Ein Signalton lockt zum Selektionstor. Dann hat ein Pferd drei Minuten Zeit, sich zu bedienen. Der Außenbereich „Unsere Pferde laufen etwa zehn Kilometer am Tag“, schätzt Jürgen Werner. Die Auslaufflächen sind mit Kunststoffwaben von Ridcon befestigt, und diese mit eckigen Sandkörnern befüllt – eckig, da sich die nicht so leicht herausdrücken lassen wie runde Körner. Die Flächen sind komplett drainiert. Zusätzlich soll ein großer Absetzteich verhindern, dass Einträge wie Pferdeurin ins Grundwasser gelangen. Da es sich beim Boden laut Gutachten um lehmigen Schluff handelt, konnte Wellenreiter Seeburg hier auf das Auslegen mit Folie verzichten. Bei den Koppeln wurde sehr viel Holz verbaut, hauptsächlich Eiche aus dem betriebseigenen Wald. Der Einschlag des vergangenen Jahres wird allerdings nicht ausreichen, wenn wie geplant weitere fünf Hektar eingezäunt und mit Obstbäumen bepflanzt werden sollen. Die Umzäunungen der Paddocks sind aus Metall und wurden von der Dingelstädter Firma Metallbau Henkel errichtet. Die Weiden in unmittelbarer Seenähe liegen im Naturschutzgebiet, dürfen aber ab Juni genutzt werden. Im Juni und im Herbst wird gemäht, bis November weiden hier die Ponys. Besonders stolz sind die Wellenreiter darauf, dass sie jedem Pferd einen täglichen Weidegang garantieren können, auch im Winter. Dazu sind insgesamt 15 Hektar Sommer- und Winterweiden umzäunt. Heizung und Maschinen Auf einer Anhöhe steht der alte Bullenmaststall. Ehe der alte Hof stillgelegt wurde, waren hier 80 Mastbullen untergebracht. Marion-Ute Freckmann kaufte das leer stehende Gebäude und ließ es komplett umbauen. Dabei wurde der alte Güllebunker im Keller trockengelegt, um Platz für die Hackschnitzelheizanlage zu schaffen. Mit einem Förderarm holt diese sich rechts aus den Bunkerräumen die Hackschnitzel und zieht sie in den Brennraum. Die Anlage ist mit dem Computersystem des Betriebs vernetzt. Einstellungen wie Raumtemperaturen lassen sich somit sowohl vom Computer aus steuern wie auch direkt an der Anlage vor Ort. „Eine Hackschnitzelheizung ist sehr störanfällig, also im Winter in Urlaub fahren is nich“, räumt Jürgen Werner ein. Drei bis vier Ausfälle in der Woche zählt er und berichtet: „Das kann an der Hackschnitzelqualität liegen, da drin kann immer mal ein Nagel oder ein Stein sein – irgendwas, das die Förderschnecke oder nachher die Ascheschnecke in der Stromaufnahme so weit nach oben fährt, dass die Anlage auf Störung schaltet.“ Am besten wählt man Hackschnitzel, die aus den Baumkronen der Forstwirtschaft gewonnen werden. „Was im Wald übrig bleibt, was am Boden zusammengekratzt wird, irgendwelche Rinden, recyceltes Holz, Holz aus Sperrmüllsammlungen – das alles eignet sich überhaupt nicht. Darin findet man eventuell Lackanteile, oder auch Schrauben. Am Ende des Häckselprozesses laufen die Schnitzel zwar über einen Elektromagneten, aber der zieht auch nicht alles raus.“ Beim alten Bullenstall ist auch der Maschinenpark des Hofs untergebracht: ein Traktor mit Frontlader für die Hauptarbeiten im Grünland, das Misten erledigt ein kleiner Schlepper, der auch fürs Abschleppen der Plätze genutzt wird. Für die umfangreichen Bauarbeiten kommen bei den Wellenreitern auch eigene Baumaschinen wie Bagger, Radlader und Hubsteiger zum Einsatz. 3 Füttern ohne zu belasten – Ludgers P, ein melasse- und kleiefreies Pelletfutter, das durch seine hochwertigen Inhaltsstoffe überzeugt! Mehr Informationen auf ludgers.de. Ludger Beerbaum Ludger Beerbaum Produkte GmbH Prozessionsweg 51 b 48477 Riesenbeck links: Auch im Restaurant wurde viel Holz und Glas verbaut. unten: Hinter der mit Bootslack behandelten Bande blickt man ins Restaurant hinüber. Rehazentrum und Restaurant Das nächste Bauvorhaben betrifft das Rehazentrum, in das sich bereits eine Gruppenpraxis eingemietet hat: Es soll samt seinen Räumlichkeiten für Massagen, Physio- und Ergotherapie um 400 Quadratmeter vergrößert werden. Ob die neu entstehenden Räume einzelnen Praxen angeboten werden oder die Vergabe nach einem Gesamtkonzept erfolgt, ist noch nicht entschieden, Jürgen Werner favorisiert allerdings Letzteres. Immerhin war die Grundidee von Marion-Ute Freckmann, Fachleute aus dem Gesundheitswesen zusammenzuführen, die die Erholung und die Beweglichkeit des Menschen fördern. Dabei wurde bedacht, dass die Krankenkassen heutzutage lieber ambulante Behandlungen als stationäre Kuren unterstützen. Bei der Koppelung mit einer Reitanlage lag es natürlich nahe, auch Hippotherapie anzubieten. Das Angebot wird zwar gern angenommen, doch welchen Stellenwert die Hippotherapie letztendlich im Rehazentrum haben wird, muss sich noch zeigen. Fürs leibliche Wohl der Besucher sorgt das großzügige und luftige Restaurant, dem auch ein großer Seminarraum angeschlossen ist. Das Konzept hinter der Gas- tronomie ist bewusst stark familienorientiert. Nicht nur die gute Küche lockt, das Restaurant bietet sich auch als Ausflugsziel an, an dem sich Eltern mit ihren Kindern erholen können. Damit die Eltern ihren Nachwuchs stets im Blick haben, wenn sie hier in den Strandkörben entspannen, liegt der Spielplatz direkt vor dem Restaurant. Darüber hinaus gibt es am Wochenende ein Familienprogramm: Kinder können auf sechs geführten Ponys reiten, während sich die Die Anlage Wellenreiter Seeburg in Zahlen Inhaberin: Pferde: Einstellkosten: Mitarbeiter: Dipl.-Ing. agr. Marion-Ute Freckmann ca. 40 400 Euro pro Monat inkl. Füttern, Misten und ganzjährig täglichem Weidegang inkl. Gastronomie 12 feste Mitarbeiter und 20 Minijobber, davon zwei feste Mitarbeiter und ein Minijobber im Reitbetrieb www.wellenreiter-seeburg.de ganz Kleinen im Streichelzoo mit zahmen Ziegen und Schafen anfreunden. Daneben laden immer wieder Veranstaltungen wie Jazzfrühschoppen oder Ähnliches zu einem Besuch der Wellenreiter-Anlage ein. Die Philosophie Bei manchen Reitanlagen dreht sich alles um den Sport, bei Wellenreiter Seeburg sind hingegen Freizeit und Erholung die Leitmotive. Die Anlage soll vor allem ein Ort zum Wohlfühlen sein. Jürgen Werner fasst die Philosophie des Betriebs zusammen: „Das Pferd steht im Vordergrund. Artgerechte Haltung ist uns wichtig, dem Pferd soll es gut gehen. Dann kommt der Reiter. Der soll Spaß haben, sich erholen und hier keinen Stress erleben.“ Natürlich stellen die Wellenreiter auch gern Trainer bereit, wenn jemand Dressur oder Springen oder andere Reitsportarten üben will. Zudem bietet der örtliche gemeinnützige Reitverein Wellenreiter Seeburg e. V. auf der Anlage Reitschulbetrieb, Turnierreiten und Voltigieren an. p KENNETH KNABE/GUIDO KRISAM /// www.pferde-betrieb.de
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