Vortrag Marion Ruppaner - Bund Naturschutz Rottal-Inn

Landwirtschaft: Bewahren von Landschaft und Artenvielfalt als wichtige Aufgaben
Marion Ruppaner, Bund Naturschutz: „EU-Wirtschaftsdruck und VorschriftenBallast von den Betrieben nehmen.“
Pfarrkirchen. Anlässlich eines Informationsbesuches bei der Bund-NaturschutzKreisgruppe äußerte sich Marion Ruppaner, die Agrarreferentin des Bund
Naturschutz in Bayern, zu aktuellen Themen aus dem Bereich der ökologischen
und konventionellen Landwirtschaft. Sie ging dabei auch auf die Zusammenhänge
zwischen Landbewirtschaftung und Artenschutz ein.
Einen praktischen Einblick in den ökologischen Landbau der Region verschaffte
sich die Agrarreferentin zunächst auf dem Biohof Wimmer, der nördlich von
Pfarrkirchen in Rockern angesiedelt ist und der seit 30 Jahren nach den
Richtlinien von „Bioland“ arbeitet. Hofeigentümer Josef Wimmer erläuterte die
Bewirtschaftung der Streuobstwiesen, Weideflächen und des Ackerlandes, wobei
deutlich wurde, dass der ökologische Landbau einen wesentlichen Vorteil
bezüglich der Artenvielfalt in der Tier und Pflanzenwelt habe. „Wildkräuter
beispielsweise sind um bis zu 350 Prozent häufiger auf Ackerflächen des
ökologischen Landbaues, verglichen mit konventioneller Bewirtschaftung“, so
Marion Ruppaner, „hinzu kommen viele weitere positive Aspekte bezüglich
Energieverbrauch, Luft-, Wasser- und Bodenschutz.“ Gentechnisch veränderte
Futtermittel und der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wären im
Ökolandbau natürlich gänzlich ausgeschlossen, denn sie seien langfristig äußerst
schädlich für Mensch, Tier und Umwelt.
Josef Wimmer ergänzte, dass der ökologische Landbau mit höherem
Arbeitsaufwand verbunden sei und oftmals durch unnötige Bürokratie in der
Erfüllung seiner Aufgaben gehemmt werde, was im Übrigen auch in anderer Form
auch für die konventionelle Landwirtschaft gelte, die dadurch immer mehr in
industrielle Arbeitsweisen hineingezwungen werde. „Die EU schafft mit dem Geld
der Allgemeinheit überflüssige Hindernisse“, kritisierte Wimmer, „denn man kann
z.B. arbeits- oder bautechnische Vorschriften nicht einheitlich von Gibraltar bis
Finnland festschreiben, weil schon die Klimazonen und Infrastrukturen völlig
unterschiedlich sind“, erläuterte er an einem Beispiel.
Diese Argumentation unterstrich die Landwirtschaftsreferentin in ihrem
anschließenden Referat bei einer Jubiläumsveranstaltung der BN-Ortsgruppe im
Stadthallen-Restaurant; sie forderte in diesem Zusammenhang Bayerns
Landwirtschaftsminister auf, sich bei der anstehenden EU-Agrarreform dafür
einzusetzen, eine Landbewirtschaftung zu fördern, die an den Zielen von
Artenvielfalt und Klimaschutz ausgerichtet sei und eine bäuerliche,
gentechnikfreie Landwirtschaft sicherstelle. Der BN fordere zudem einen Umbau
der Agrarförderung, damit der Schutz der Artenvielfalt in der Tier- und
Pflanzenwelt bei allen Betriebsformen einen höheren Stellenwert erhalten könne.
„Allein die Bestäubungs-Leistung der Bienen ist jährlich in Deutschland eine
Summe von 500 Millionen Euro wert“, verdeutlichte die Referentin an nur einem
Beispiel, „und neben vielem anderem würde auch diese Leistung durch Agro-
Gentechnik gefährdet, ganz zu schweigen von der Gesundheits-Gefahr. Einzig
der Umsatz der Gentechnik-Großkonzerne würde profitieren, sonst überhaupt
nichts.“
Als wichtigen Schritt in eine bessere Richtung könne man die Ankündigung von
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner werten, eine Strategie zu entwickeln, um
eiweißhaltige Futtermittel-Importe, z.B. Soja, durch heimische
Eiweißpflanzenproduktion in Bayern zu ersetzen, was möglich wäre und die
Umwelt hier sowie die südamerikanischen Erzeugerländer schonen würde. „Auch
die gentechnikfreie Landwirtschaft würde von Bayerns Landwirtschaftsminister
mit diesem Schritt weiter vorangebracht“, so Marion Ruppaner bilanzierend, „ohne
politische Schritte kommt die Artenvielfalt in Bayern nicht vorwärts, die Landwirte
müssen durch entsprechende Rahmenbedingungen unterstützt werden, sowohl
die biologisch wie auch die konventionell wirtschaftenden. Es muss ein Weg
gezeigt werden, von den rein industriellen und von Großkonzernen abhängigen
Produktionsformen wegzukommen.“
Damit zeigte die Referentin auf, dass der gefährliche Spagat zwischen
Artenschutz und Landwirtschaft ganz wesentlich von solchen politischen
Vorgaben verringert werden könne, die den wirtschaftlichen Maximierungsdruck
von den Landwirten weg nähmen, dann könnten sie sich auch intensiver dem
Erhalt der Kulturlandschaft widmen: „Die Bauern sind die wirksamsten Bewahrer
der Vielfalt in der Natur, und deren Bemühen muss auch gut entlohnt werden“,
forderte die Referentin, „und besonders der ökologische Landbau verdient
spezielle Förderung, denn er bringt zusätzliche umweltpositive Aspekte mit sich.“
Marion Ruppaner bilanzierte: „Wir brauchen unsere kleinräumigen Betriebe und
nicht die Großindustrie, denn nur so können wir den Lebensraum der Tier- und
Pflanzenwelt erhalten und damit letztlich auch unseren Lebensraum sichern.“ -wh