Stuttgart, ehemals Nabel der Kälte

Stuttgart, ehemals Nabel der Kälte- und Klimatechnik in Deutschland
–was ist daraus geworden?
Bert Stenzel
Vortrag anlässlich der Historikertagung 2015 –Gemeinschaftsveranstaltung des HKK
und der DKV Senioren vom 18. bis 21. 6. 2015 in Stuttgart.
Einleitung.
In den Gründerjahren herrschte im Stuttgarter Raum ein wahres Gründungsfieber für
Hersteller kältetechnischen Zubehörs – es wurde quasi alles hergestellt, vom Verdichter
über Regelgeräte bis hin zum Wärmeaustauscher. Auch die ersten Unternehmen der
Klimatechnik starteten im Stuttgarter Raum. Interessant ist dabei, dass sich die meisten
dieser Unternehmen persönlich gut kannten. Man belegte beim Festabend der
jährlichen DKV Tagung einen gemeinsamen Tisch und feierte auch häufig persönliche
Feste miteinander – zu einer Zusammenarbeit oder Abstimmung der jeweiligen
Programme kam es aber nicht.
Nachfolgend wird über Aufstieg und weiteren Verbleib der einzelnen Unternehmen
berichtet.
Kurzporträts der Stuttgarter Unternehmen:
Assmann & Stockder – Verdichterhersteller. Das Unternehmen Assmann und Stockder wurde 1872 in StuttgartBad Cannstatt zur Herstellung von Lokomobilen gegründet.
1901 wurde die Fabrik nach Stuttgart-Münster verlegt.
Mit Übernahme der Kältemaschinenfabrik Stein Bad
Cannstatt im Jahr 1916, verlagert sich der Schwerpunkt
auf Verdichter und Großkälteanlagen.
Etwa 1975 wurde die Firma von J & E Hall, einer Devision
von Hall Thermotank Dartford – England als
Verkaufsstützpunkt übernommen, dann aber nach einigen
Jahren aufgegeben.
Bitzer Kühlmaschinenbau:
Martin Bitzer gründet 1934 die Firma Bitzer als
"Apparatebau für Kältetechnik“ in Sindelfingen.
Produziert werden zunächst thermische Expansionsventile und 2-Zylinder Gleichstromverdichter. - Martin Bitzer verkauft 1961 die
Firma aus gesundheitlichen Gründen an
Ulrich Schaufler, einem seiner größten
Kunden.
2013 hat Bitzer weltweit 40 Standorte
und 14 Produktionsstätten, die Zahl der
Mitarbeiter beträgt 3.200 und der Umsatz
621 Mio.€. Das Produktionsprogramm
umfasst Druckbehälter, Wärmetauscher,
halbhermetische Kolben- und Schrau-
benverdichter, offene Kolben- und Schraubenverdichter, hermetische Scrollverdichter,
hermetische Schraubenverdichter so wie offene Kolbenverdichter für die
Fahrzeugklimatisierung.
Bock Kältemaschinen: Hans Göldner und Wilhelm Bock
gründen 1932 in Stuttgart das Unternehmen Göldner & Bock
zur Reparatur von Kühlschränken und Kühlanlagen.1935
begann man mit der Produktion von offenen Kälteverdichtern.
1938 scheidet Hans Göldner aus, das Unternehmen firmier nun
als Kältemaschinenfabrik Bock GmbH & Co. Nürtingen.
2005 - Das Unternehmen stellt im Wesentlichen offene Fahrzeug- und halbhermetische
Kolben-Verdichter her. Der Umsatz
beläuft sich auf ca. 45 Mio.€, die
Mitarbeiterzahl liegt weltweit bei 275.
Der Vertrieb auf internationaler Ebene
erfolgt durch Vertriebstöchter und Joint
Ventures
in
Singapur,
Malaysia,
Thailand
und
Australien.
Eigene
Produktionsund
Vertriebsstätten
bestehen in Tschechien, Indien und
China.
Die GEA Refrigeration Technologies übernimmt 2010 die Firma Bock Kältemaschinen.
Robert Bosch GmbH als Verdichterhersteller: Robert
Bosch gründet. 1886 in Stuttgart die "Werkstätte für
Feinmechanik und Elektrotechnik" - in der Folge entstand
daraus eines der weltweit größten elektrotechnischen
Unternehmen.
In den 30er Jahren beginnt Bosch mit der Herstellung von
offenen Kälteverdichtern und
Verdichtersätzen
für
gewerbliche
Anlagen
und
Kühlschränke und baut die
ersten hermetischen Rollkolbenverdichter in Deutschland.
- 1982 wird die Verdichterfertigung eingestellt – es wurden zuletzt bis zu 2,5 Mio
Stück pro Jahr hergestellt.
Robert
Bosch
GmbH
als
Kühlschrankherstellerhersteller: Der erste Kühlschrank von BOSCH
in Form einer Trommel mit 60 Liter Inhalt kommt 1933 auf
den Markt. Es folgt 1936 die Einführung eines eckigen,
auf 4 Füßen stehenden Standkühlschrankes mit oben
liegender Kältemaschine und 120 Liter Inhalt. In der Folge
werden die Aktivitäten auf sämtliche Hausgeräte
ausgedehnt.
1972 Das Hausgerätegeschäft von BOSCH und SIEMENS wird gesellschaftrechtlich
vereinigt und firmiert als BSHG. - 2014 Bosch übernimmt den Anteil von Siemens,
firmiert jetzt als Bosch Hausgeräte GmbH und ist heute einer der weltweit größten
Hersteller von Haushaltsgeräten.
Hans Göldner & Co – Verdichterhersteller: Hans Göldner
und Eugen Baader gründen 1939 die Firma Hans Göldner & Co. zur
Herstellung von Kältemittelverdichtern in Stuttgart. Anfang 1970
werden pro Jahr etwa 12000 offene und halbhermetische Verdichter
mit Antriebsleistungen bis zu 30 PS für Kühl- und Gefrieranlagen
hergestellt.
Die Firma Göldner wird 1974 zusammen mit EMZET, der
Verkaufsorganisation von Verdichtern und Zubehör, wegen
ungeklärter Nachfolge an die Firma Laible KG in Ulm verkauft,
die dann 2 Jahre später nach Verkauf von EMZET in Konkurs
geht.
ME Maschinenfabrik Esslingen – Verdichterhersteller: Die Maschinenfabrik Esslingen
AG (ME) wurde durch Emil Keßler 1846 in Stuttgart gegründet. Das Produktionsprogramm
umfasste Lokomotiven, Eisenbahnwagen, Brücken, Stahlhochbauten,
Pumpen und Kessel.
Ab 1930 stellte die ME exklusiv auch
die
Kolbenverdichter
für
das
umfangreiche
Industriekälteprogramm der Linde AG her und wurde
zum bedeutendsten Kälteverdichterhersteller in Deutschland.
Bild: Kreuzkopfverdichter der ME im Brauereimuseum in Dortmund
Diese Ära endete in den 50er Jahren. ME bot nach Vertragsende mit Linde, seine
Verdichter auch anderen Abnehmern an, offensichtlich aber ohne großen Erfolg.
1965 erwarb die Daimler-Benz AG das Unternehmen, um die Werksanlagen für ihre
Produktion zu erweitern
Sümak –Verdichter- und Kühlmöbelhersteller:
1917 wurde das Unternehmen als „Süddeutsche
Maschinenund
Metallwarenfabrik“ in
Stuttgart-Zuffenhausen von Wilhelm Weckerle
gegründet.
Produziert
wurden
Kühlund
Eismaschinen,
Kühlschränke,
elektrische
Kühlautomaten für Gewerbe und Industrie,
Ammoniak- Kühl- und Eismaschinen für Brauereien,
Schlachthöfe und Eisfabriken, so wie Verdichter,
Druckbehälter, Wärmeaustauscher und Regelgeräte.
Das Unternehmen entwickelt sich in den 50er Jahren zu
einem der größten Kühlmöbelhersteller mit ca. 1000
Beschäftigten.
Die Firma kommt in den 80er Jahren in Turbulenzen und
wird 1984 von der Electrolux-Gruppe übernommen; das
Produktionsprogramm
mit
Spezialisierung
auf
Verkaufsmöbel wird weiter geführt, aber dann 1995
eingestellt - der Name SÜMAK verschwindet am Markt.
SÜTRAK – Bus- und Transportkühlanlagenhersteller: 1976 wird die Sparte mobile
Kälte- und Klimaanlagen von SÜMAK durch den Familienzweig des Bruders von
Wilhelm Weckerle abgespalten und firmiert als Firma Sütrak - die Serienproduktion von
Bus-Klimaanlagen startet. Mit dem starken Wachstum im Sektor Busklimatisierung in
den 80er Jahren wird die weltweite Expansion immer weiter vorangetrieben. In dieser
Zeit entsteht auch der neue Standort in Renningen bei Stuttgart.
1996 Die Carrier Corporation als weltweit größter Anbieter von Heizungs-,
Klimatisierungs- und Kältetechnik übernimmt SÜTRAK.
2010 Die Eberspächer Gruppe akquiriert das SÜTRAK Busklimageschäft in Europa,
dem Mittleren Osten und Afrika von der Carrier Corporation. Der Standort Renningen
wird von Eberspächer Sütrak zum Kompetenzzentrum für „Busklimatisierung und
Busheizung“ausgebaut.
Eisfink – Kühlmöbelhersteller: Die Firma Eisfink wurde 1886 von Carl Fink in Asperg
gegründet. Sie befasste sich schon bald nach der Gründung
mit der Herstellung von Eisschränken, Schrankbüfetts und
sonstigen Eis-Kühlgeräten.
1923 schließt Eisfink als erstes deutsches Unternehmen einen
Generalvertretungsvertrag mit Copeland USA zur Belieferung
mit Verdichtern und Aggregaten für die „elektromechanische“
Kühlung von Büfetts, Vitrinen und Kühlräumen.
Eisfink produziert 1930
in
Deutschland die ersten Kühlschränke
aus
emailliertem
Stahlblech.
Das Unternehmen zählt 1961 zu
den führenden Herstellern im Spezial- Schrank und Büfettbau
mit über 500 Beschäftigten und Produktionsstätten in Asperg,
Ludwigsburg und Berlin, so wie Niederlassungen und
Vertretungen im In- und Ausland.
1981 wird die Firma Eisfink Carl Fink oHG, vermutlich in
Folge wirtschaftlicher Probleme,
von Max Maier übernommen und firmiert heute als Eisfink Max Maier GmbH &
Co.KG, in Ludwigsburg - sie ist spezialisiert auf hochwertige Kücheneinrichtungen –das
gesamte Kühlmöbelprogramm wird aufgegeben!
Concordia – Regelgerätehersteller: Die Concordia GmbH wurde vermutlich Anfang
der 30er Jahre von August
Hofmann gegründet. In drei
Werken in Stuttgart wurde
Zubehör für Kälteanlagen, sowie
Schaltgeräte und Sicherungen
für
Hochspannungsanlagen
hergestellt. US-Produkte waren
Vorbilder
für
ConcordiaEigenprodukte wie Expansionsventile,
Saugdruckregler,
Thermostate, Pressostate und
Magnetventile.
Concordia zog Ende der 50er Jahre in eine moderne Fabrikanlage in Stuttgart-Ostheim
um. Vermutlich zu dieser Zeit ging es mit den kältetechnischen Apparaten zu Ende,
man konzentrierte sich auf die Hochspannungs-Schaltanlagen. Dieser Betriebszweig
wurde dann Ende der 50er Jahre von der Schweizer Firma Sprecher & Schuh
übernommen.
Otto Egelhof – Armaturenhersteller: Die Firma OTTO EGELHOF GmbH & Co. KG in
Fellbach bei Stuttgart wurde 1938 gegründet. Hauptprodukte waren pressostatische
und thermo-statische Expansionsventile für praktisch alle Anwendungen in der
Kältetechnik.
1999 - Die Einspritzventile und Regelgeräte für die gewerbliche Kälte werden von der
Firma Honeywell übernommen und in das Werk Mosbach
verlagert.
2014 - Die Egelhof-Gruppe ist mit 8 Standorten und ca. 500
Mitarbeitern weltweit als Partner der Automobilindustrie und der
Heizungsbranche tätig.
Ernst Flitsch – Armaturenhersteller: Die Firma Ernst Flitsch wurde 1934 in Stuttgart
zur Herstellung von Expansionsventilen und Saugdruckreglern gegründet.
Das Unternehmen wurde 1998 von
Honeywell übernommen und die
Produktion
der Expansionsventile,
Magnetventile, Schaugläser, Filtertrockner und elektronischen Regler von
Fellbach in das Honeywell Werk in
Mosbach am Neckar verlegt. Die
Vermarktung der Kälteprodukte erfolgte
unter dem Namen Honeywell Cooling
Solutions.
Hansa Metall – Armaturenhersteller: Karl Göring gründet 1911 ein
Press- und Stanzwerk in Zuffenhausen. 1913 wird das Werk Möhringen
bei Stuttgart bezogen und 1917 erfolgt die Umwandlung in eine AG.
Ab 1926 fertigt Hansa Messingarmaturen für die Kältetechnik wie
Handabsperr- und Einspritzventile, später auch Schaugläser,
Filtertrockner und Regler, ab 1950 auch Sanitärarmaturen, die zum Hauptprodukt
werden.
Der
Umsatz
des
Unternehmens beträgt 2006
ca. 200 Mio. €, die Zahl der
Mitarbeiter weltweit über
1000.
2007 Verkauf der Kälteanlagenprodukt-Herstellung an
einen Investor – die Produktion bleibt noch in Möhringen. - 2009 Verkauf der
Kälteanlagenproduktherstellung an Fa. Wilms – Umzug der Produktion nach Werl /
Westf. Das Unternehmen firmiert weiter unter Hansa, Kälte/Klima Automotive GmbH.
Weber und Freund –Armaturenhersteller: Die Firma
WEBER und FREUND war in den 60er Jahren am Markt
noch präsent, insbesondere deren Raumthermostate und
Druckschalter mit Quecksilberröhren-Schalter waren weit
verbreitet.
Informationen über den weiteren Fortgang des
Unternehmens sind nicht vorhanden – es existiert nicht
mehr!
Erich Herion – Armaturenhersteller: Gründung der Firma HERION durch Erich Herion
erfolgte 1938 in Stuttgart-Bad Cannstatt zur Fabrikation von elektromagnetisch
gesteuerten Ventilen, Kühlwasserreglern und Zubehör, hauptsächlich
für die Kälteindustrie.
Nach dem Tod von Erich Herion in
den 60er Jahren, wandte sich das
Unternehmen mehr und mehr der
Hydraulik und Steuerungstechnik zu
und gab dann den Bereich
Kältetechnik völlig auf.
Walter Roller – Wärmeaustauscherhersteller:
Angeregt durch befreundete Firmengründer wie
Göldner, Baader, Bock und Bitzer, die sich mehr
dem Kältemaschinenbau verschrieben hatten,
tüftelte Walter Roller an der Übertragung von
Wärme über verschiedene Lamellensysteme. 1946 gründete er in Stuttgart-Gaisburg
eine Firma zur Herstellung von Lamellensystemen für die Kältetechnik.
1990 Das Roller Programm bietet für fast alle Anwendungsbereiche der Kälte- und
Klimatechnik entsprechende Produkte. Ferner zeichnet sich die Firma durch
praxisorientierte Sonderanfertigungen aus. Der Umsatz liegt bei ca. 25 Mio. DM und die
Zahl der Mitarbeiter bei ca. 125.
Christof Fischer – Fachgroßhändler Kälte – Klima: Christof Fischer gründete das
Unternehmen als Ingenieurbüro im Jahre 1925, er begann sehr bald mit dem Vertrieb
von kältetechnischen Komponenten - damals als Erster auf diesem Gebiet. Seine erste
wichtige Vertretung war die vom Kühlerbau Heinrich Schmitz/ München - dem Vorläufer
der heutigen KÜBA.
Das Unternehmen hat 2013 neun Niederlassungen in Deutschland und fünf in der
Schweiz, es beschäftigt rund 250 Mitarbeiter und erzielt damit einen Umsatz von ca.
100 Mio. Euro.
EMZET – Fachgroßhändler Kältetechnik: EMZET- Kältezubehör wird 1949 von
Eugen Baader und Hans Göldner gegründet und übernimmt den Vertrieb der GöldnerVerdichter und Aggregate nebst Zubehör. – außerdem hat das Unternehmen einen
Exklusivvertrag für den Vertrieb von L`Unite Hermetique-Verdichtern für
Süddeutschland. Verkaufshäusern befinden sich in Stuttgart, Essen, München und
Nürnberg.
Die Firmen Göldner und EMZET werden wegen ungeklärter Nachfolge an die Firma
Laible KG in Ulm verkauft. Diese veräußert den EMZET-Kältezubehörhandel an die
Firma Schick & Co. in Feuerbach. - Der Handel mit dem Kältezubehör wird nach ein
paar Jahren eingestellt, da das exklusive Schlüsselprodukt Göldner-Verdichter fehlt. Die
Filialen in Stuttgart, Essen, München und Nürnberg werden geschlossen oder an
Mitbewerber verkauft.
Georg Kiefer – Klimaanlagenhersteller: Die Firma Kiefer wurde im Jahre 1877 von
Georg Kiefer in Stuttgart gegründet. Die ersten Produkte waren Luftheizungen und
Entstaubungs-anlagen für Getreidemühlen, bald kamen Ventilatoren radialer und axialer
Bauart und andere Komponenten hinzu.
2007 beschäftigte das Unternehmen 120 Mitarbeiter
mit Auslandvertretungen in Belgien, Großbritannien,
Italien, Luxemburg, Niederlande, Slowenien, Slowakei,
Türkei. Die Schwerpunkte der Unternehmenstätigkeit
liegen auf den Gebieten der Luft- und Klimatechnik.
Neben dem Anlagenbau ist die Entwicklung von
lufttechnischen Komponenten ein wichtiges Standbein
der Firma.
Lufttechnische Gesellschaft LTG – Klimaanlagenhersteller: Albert Klein gründete
1924, zusammen mit der Carrier Corporation in Stuttgart das Ingenieurbüro "Carrier
Lufttechnische Gesellschaft Dr. Ing. Albert Klein" um die inzwischen auf dem
amerikanischen Markt erfolgreiche Klimatechnik auch im kontinentaleuropäischen Markt
einzuführen.
1936 - Die LTG übernahm im Zuge der Arisierung Deutscher Unternehmen die CarrierMitgesellschafter-Anteile und entschloss sich, von nun an nicht mehr nur Ingenieurbüro
zu sein, sondern auch selbst zu fabrizieren.
1995 veröffentlichte die LTG GmbH folgende Zahlen: Mitarbeiter ca. 1.100,
Gesamtumsatz 1995 ca. 380 Mio. DM.
1999 Umwandlung der LTG in eine AG. In dem Zusammenhang erfolgte der Verkauf
eines großen Teils der Tochterfirmen und Beteiligungen. Die LTG AG ist heute im
Wesentlichen wieder ein Ingenieurbüro.
2012 beträgt der Umsatz der LTG AG zusammen
mit den Töchtern in USA und Italien ca.26 Mio. € Zahl der Mitarbeiter ca. 150.
Meißner & Wurst – Klimaanlagenhersteller: Gegründet wurde das Unternehmen im
Jahr 1912 von Karl Meissner und Paul Wurst. Erstes Geschäftsfeld war die Herstellung
einer patentierten Anlage zur Absaugung von Spänen und Staub bei der
Holzbearbeitung. In den ersten 50 Jahren des Bestehens produzierten Meissner +
Wurst vorwiegend diverse und andere lüftungstechnische Geräte Absauganlagen,
Ventilatoren
Ab den 1960er-Jahren begannen Meissner & Wurst als Pionier mit der Entwicklung von
Reinraumtechnologie. In den folgenden 50 Jahren stieg der Absatz in Folge des
weltweiten Wachstums von Halbleiter- und Elektronikindustrie erheblich an, so dass die
Reinraumtechnik bald die traditionelle Lüftungstechnik als wichtigsten Geschäftsbereich
ablöste.
Nach mehreren Wechseln des Haupteigentümers - ab 1994
Jenoptik, 2005 SpringwaterCapital, 2007 Victory, gehört M+W
seit 2008 zu 100% der österreichischen Beteiligungsgesellschaft Stumpf.
Zusammenfassung:
Heute gibt es im Stuttgarter Raum nur noch wenige Firmen, die Komponenten für die
Kältetechnik herstellen. Gründe dafür sind unter Anderem., dass mit zunehmend
härterem Wettbewerb aus dem Ausland, Investitionen in Immobilien oder Anlagen in der
Schweiz attraktiver oder sicherer erschienen als im eigenen Unternehmen. Aber auch
der Generationenwechsel spielte oft eine gewisse Rolle - es wollten mehr
Familienmitglieder mitregieren oder die Erben wollten Geld sehen, was schlussendlich
zur Aufgabe oder zum Verkauf der Mehrzahl der Firmen führte – nur wenige
Unternehmen haben sich tatsächlich fortentwickelt und sind nach wie vor erfolgreich am
Markt tätig!
Interessant ist, dass die drei sehr früh gegründeten Stuttgarter Klimaunternehmen heute
noch bestehen – sie haben sich aber nicht besonders weiterentwickelt - bis auf die
Firma Meißner & Wurst, welche allerdings jetzt schon mehrfach den Besitzer
gewechselt hat.
Die Entwicklungen der Stuttgarter Unternehmen spiegeln recht gut den Zeitgeist und die
gewandelte Unternehmenskultur in Deutschland wider – nichts ist mehr beständig und
Unternehmen werden gehandelt wie eine Ware. Der Mitarbeiter ist im Wesentlichen nur
noch ein Kostenfaktor – eine Identifizierung mit dem Unternehmen, wie siefrüher
durchaus üblich war, gibt es kaum noch, weder bei den Inhabern noch bei den
Mitarbeitern!
Die ausführlichen Unternehmensgeschichten der Firmen finden Sie in der Website
www.vhkk.org unter „Unternehmensgeschichten“.