TEAM – „Toll, ein anderer macht‘s“ Warum die Leistung in Gruppen oft sinkt Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 1. Ein folgenreiches Experiment: Tauziehen und mehr… Ausgangspunkt: Die Lastzug-Experimente des frz. Agraringenieurs Max Ringelmann Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 2 Personen sollten an einem Tau ziehen, zunächst einzeln, dann in unterschiedlicher Gruppengröße: Eine Person zog 63 kg. Zwei Personen zogen nicht 126 kg, sondern nur 118 kg. Drei Personen zogen nicht 189 kg, sondern nur 161 kg. Acht Personen zogen nicht 504 kg, sondern nur 248 kg. 100% 93% Leistung je Person 85% 70% 49% 40% 1 2 3 4 5 6 Anzahl der Personen Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 7 8 3 Mit zunehmender Größe… sinkt die Kontakthäufigkeit (z.B. die Sprechzeiten in Meetings) sinkt der Gruppendruck („peer pressure“) steigt die Gefahr der Verantwortungsdiffusion steigt die Gefahr, dass sich Subgruppen bilden gestaltet sich die Teamentwicklung schwieriger Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 4 Ist das Ganze doch nicht mehr als die Summe seiner Teile? Worin könnte der Leistungsabfall begründet sein? Schlechte Abstimmung (Koordinationsverluste) Niedrigere Leistungsbereitschaft (Motivationsverluste) Mein Einzelbeitrag hat keine Bedeutung ( „zählt nicht“ ) Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 Mein Einzelbeitrag kann nicht gemessen werden ( „wird nicht gezählt“ ) 5 2. Teams und Gruppen team = altengl.: „Nutzvieh unter einem Joch“; wörtlich vermutlich: „das, was zieht“; verwandt mit dt. „Zaum“ und „ziehen“; im heutigen Sinne erstmals Anfang des 20. Jahrhundert verwendet http://www.etymonline.com/ Teams sind demzufolge Menschen, die ... - „an einem Strang“ ziehen - gemeinsam eine Aufgabe bewältigen (mit untersch. Fähigkeiten, Werten, Ansichten) Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 6 Was ist der Unterschied zwischen Team und Gruppe? „…eine kleine Gruppe von Personen, deren Fähigkeiten einander ergänzen und die sich für eine gemeinsame Sache (…) und einen gemeinsamen Arbeitsansatz engagieren und gegenseitig zur Verantwortung ziehen.“ Katzenbach/Smith (1998), S. 71 Soziales Faulenzen bezeichnet die (oft unbewusste) Neigung eines Mitarbeiters, im Team weniger zu leisten als bei Einzelarbeit. Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 7 Vergleichsprozesse als Ausgangspunkt: Einordnung der eigenen Situation und angemessene Selbsteinschätzung. Bezugspunkt ist das teamspezifische Austauschverhältnis. Unverdiente Belohnung: Die Erträge sind unverhältnismäßig größer als entsprechende Aufwendungen im Verhältnis zur Vergleichsperson. Faire Arbeitsbeziehung: Das Aufwand-ErtragsVerhältnis ist ausgeglichen bzw. gerecht, d.h. es gibt keine interpersonellen Unterschiede. Benachteiligung: Der Aufwand ist größer als der Ertrag im Vergleich zum Teamkollegen, d.h. Teammitglieder werden ungleich behandelt. Scham oder Arroganz Zufriedenheit Neid oder Ansporn Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 8 3. Eine Typologie des Sozialen Faulenzens Das Team genau beobachten! Teammitglieder unter vier Augen gezielt ansprechen! W - neigt zum Lästern? E - vertuscht Fehler? R - schiebt Aufgaben weiter? - zeigt mangelnde Sorgfalt? Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 9 Eine kleine Auswahl an Faulenzertypen ... Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 10 Wer kennt sie nicht? Die Zuspätkommer und die Zufrühgeher. Ihr natürlicher Feind: Die Stechuhr ... Der joviale Müßiggänger redet gern und viel und vergisst darüber leicht die Arbeit. Doch kann er auch das Wir-Gefühl stärken ... Der phlegmatische Bremser gibt sein Tempo vor. Häufig sind es „alte Hasen“, die ausgetretene Pfade nicht verlassen wollen ... Der Schnorrer erschleicht sich gelegentlich die Hilfe anderer, gehört selber aber nicht zur Spezies der Hilfsbereiten ... Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 11 Der notorische Nassauer ist die Steigerungsform des Schnorrers. Er bedient sich geradezu chronisch von den Tellern anderer ... Das Alphatier schart seinen Hofstaat um sich. Niemand wagt, zu widersprechen. Als Charismatiker entwickelt er Visionen, für deren Umsetzung allerdings andere zu sorgen haben ... Der missliebige Abstauber schmückt sich gerne mit fremden Federn. Oft missbraucht er hierzu seine Positionsmacht ... Der böswillige Blutsauger ist ein raffinierter und skrupelloser Täuschungskünstler. Reißt man ihm eine Maske herunter, so kommt die nächste zum Vorschein ... Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 12 Wenn die Führungsperson beobachtet, dass ... ... sich einzelne Teammitglieder in Diskussionen regelmäßig stark zurückhalten oder allgemein verloren wirken ... sich im Team Beschwerden über Ungerechtigkeiten in der Aufgabenverteilung mehren ... sich Bemerkungen über Trittbrettfahrerverhalten einzelner Teammitglieder häufen ... einzelne Teammitglieder in besonders hohem Maße auf die Unterstützung anderer zurückgreifen ... die Leistungen einzelner Teammitglieder stark zurückgehen. Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 13 4. Was kann man dagegen tun? Teamgröße Überschaubare Gruppen schaffen! Vergleichsgruppen installieren! Teamzusammensetzung Teammitglieder sollten „Teamplayer“ sein! Gleichartiges Leistungs- und Intelligenzniveau anstreben! Teamaufgabe Möglichst klar definierte Arbeitspakete schnüren! Erfolgsglauben („self-efficiacy“) stärken! Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 14 Teamkohäsion Zusammenhalt stärken (aber: keine „Kaffee-und-Kuchen“-Kultur)! Leistungsverständnis Für einheitliche Leistungsnormen sorgen! Teamleistung Auf gerechte Aufgabenverteilung achten, Schieflagen rechtzeitig erkennen! Arbeitsbegleitende Leistungskontrollen durchführen! Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 15 Dietrich von der Oelsnitz / Michael Busch 2. Auflage, Zürich 2014 Univ.-Prof. Dr. Dietrich von der Oelsnitz -- Berlin, 1. Dezember 2015 16
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