Das Grau, die Tage

Horst, Hund und Brodt
Das Grau, die Tage
– Frühe gedichte –
Im frühen Blau der Tage
rauscht das Gas,
schlagen Blasen
in der Milch
die Häute hoch;
man steht und schweigt
und wartet auf den nächsten Tod.
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Karten werden durch Geräte geschlitzt,
man trägt die Einkaufstüten
voller Patriotismus.
Die graue Sonne
scheint auf die Brüste
von Midtown.
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Man suchte die Liebe an Orten, wo sie nicht war,
trug sich in Taschen aus Kleidung,
erwartete Zufälle, trank Romane
und fremde Träume am Tag.
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Im Flur: Eine Treppe zur Tür,
hinter dem Haus, im Garten,
ein Tor zu einer Gasse,
über eine Anhöhe,
auf ein Schiff
und dahinter
das Meer.
Schon sind wir weg,
so sehr einfach,
irgendwohin.
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Als wir rückwärts von Schaukeln springen
und Rutschen hochlaufen konnten;
Helden für einen kleinen Moment,
dann zogen uns die Jahre davon.
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Du stolperst über die Planken,
hinter dir die Hunde,
vor dir das Meer.
In der Ferne,
die Felder in voller Blüte,
der Sturm kommt,
der Regen.
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Was dort war,
Optionen für die Zukunft,
stirbt langsam zwischen
Häuserschluchten,
Bahnen und Asphalt.
Kein Wort,
kein Seufzen,
Blau, der Tag.
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Eure sorgfältig eingerichteten
Wohnungen mit Schubladen
voller Bedienungsanleitungen
für längst verstorbene Geräte
und abgestandene Träume.
Nirgendwo hatte etwas darüber
gestanden, an welcher Stelle
die Liebe darin zu finden
sein sollte.
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Die Menschen erzählen sich
Geschichten von einem Meer,
das am Ende der bebauten
Zone liegen soll.
Niemand war dort,
keiner hat es gesehen.
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Als die Welt hinter dem Spalt aus Licht
in der Zimmertür noch eine beruhigende
Wirkung auf uns hatte.
Der Flur und seine vertrauten Geräusche.
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